Rache von Gaomee (... mit Happy End) ================================================================================ Kapitel 6: Heimzahlung ---------------------- Die Wochen zogen ins Land und die zwei Freunde kamen zum Schluss, dass sie Lee irgendwann erzaehlen muessten, dass es ihnen gut ging. “Und wenn wir mit ihm skypen und so tun als waeren wir noch drueben?” Sie nannten Afganistan “drueben”, als waere es nur einen Katzensprung entfernt… “Klar. Unser Apartment erinnert auch total an eine Wuestenlandschaft.” Tenten zuckte mit einer Schulter und verteidigte ihren Vorschlag: “Wuestenrennmaeuse haben wir hier bestimmt irgendwo und ein paar verdurstete Wanderer und ausgebleichte Tierkadaver auch.” “Ach ja, wo denn bitte?” “Unter der Spuele, hinter dem Buecherschrank oder in dieser dreckigen kleinen Nische hinter der Tuer im Badezimmer?”, neckte sie ihn und grinste breit. Sie sassen zusammen auf dem Teppichboden vor dem Fernseher. Er war allerdings ausgeschaltet. Beider Beine waren ausgestreckt und ihre Knoechel lagen uebereinander. “Nein, unser Apartment eignet sich nicht dafuer”, bestimmte Neji und ueberlegte weiter. Da wurde sich Tenten bewusst, dass sie mittlerweile nicht mehr von “mein” und “dein”, sondern von “unser” sprachen. Wann war das denn passiert?, fragte sie sich fluechtig, bevor ihre Aufmerksamkeit woanders gefordert wurde. “Wie waere es, wenn wir ihm einfach sagen, wir waeren gerade erst wieder gekommen?” Tenten schuettelte den Kopf: “Dann wird er bis in Detail alles wissen wollen - wie es dazu gekommen ist, was uns aufgehalten hat.” “Das wird er sowieso wollen”, warf Neji bekuemmert ein. “Stimmt … Wollen wir es nicht doch lieber mit dem Skypen versuchen?” Sie gestikulierte etwas herum: “Wir koennten hier ein cremefarbenes Laken aufhaengen und da deine alte Armeeruestung im Hintergrund aufstellen und voila - Wir haben ein Zelt in der Wueste.” Ihre Gesten fuellten den ganzen Raum aus. “Ich glaube noch nicht einmal Lee ist so gutglaeubig, dass er darauf hereinfaellt.” Tenten nickte ungluecklich. Sie musste zugeben, dass er wahrscheinlich Recht hatte. “Weisst du was?”, schlug er schliesslich vor. “Ich regel das schon.” Tenten sah nur skeptisch drein, aber sie liess ihn machen. “Wenn du meinst.” Da fiel ihm etwas ein: “Ich habe heute mit Sasuke gesprochen.” Tentens Gesicht zeigte nur Unverstaendnis. “der Mann mit dem guten Scotch”, half Neji ihr trocken auf die Spruenge. “Ach ja.” Tenten wusste wieder von wem er sprach. Die Tage bevor sie in die Staaten geflogen waren, waren etwas chaotisch in ihrem Erinnerungsinventar. “Einer der Befehlshaber vom Camp - Shikamaru heisst er - hat mir eine Empfehlung geschrieben. Er haette mich ausserdem gern bei sich.” Tenten hob lobpreisend die Brauen. “Na, herzlichen Glueckwunsch.” “Ich hab abgelehnt”, eroeffnete er und Tenten wandte den Blick von seinem ab, kaute abwesend auf ihrer Lippe. “Wie gesagt, ich mag die Staaten. Ich brauch kein Abenteuer.” Tenten wollte ein langes Schweigen verhindern und erkundigte sich deshalb nach dem Brief vom Befehlshaber. “Was stand denn so drin?” “Jede Menge bla bla, aber Sasuke meinte, wenn man Fachjargon ignoriert, bedeutet es: Verrueckter Bastard, haette ihn gern in meinem Team.” Tenten lachte laut auf. Die Vorstellung fand sie lustig, denn als “verrueckt” haette sie Neji niemals bezeichnet. Er war fleissig, verlaesslich, akkurat … aber doch nicht verrueckt. “Wie kommt der denn auf die Idee?”, wollte sie von ihm wissen und obwohl er “Ich habe nicht die leiseste Ahnung antwortete” kam ihr ploetzlich der Gedanke, dass er ein noch viel groesseres Risiko fuer sie eingegangen war als bisher vermutet. Ein Wunder, hatten die Schwestern im Krankenhaus gewispert… “Neji?” Ihr Gesichtsausdruck war ploetzlich nachdenklich, was Neji sofort auf der Hut sein liess. “Ja?” “Dieser Tage musst du mir `mal erzaehlen wie du mich gefunden hast.” “Hab ich doch schon. Ich hab dich in einem Geisellager gefunden.” Tenten sah nicht zufrieden aus. “Und wo war dieses Geisellager? War es ein geregelter austausch? wie unter normalen Bedingungen?” Je mehr er ihren Fragen auswich, desto misstrauischer wurde sie. “Warum hat dieser Shikamaru dich verrueckt genannt?” Neji stand auf und brachte sich in der Kueche in Sicherheit bevor er antwortete. “Moeglicherweise, weil ich mit einem Jeep mitten in feindliches Gebiet gefahren bin.” “Weiter”, rief sie aus dem Wohnzimmer und er konnte die Wut in ihrer Stimme hoeren. “Glaub mir, die Details willst du nicht wissen.” “Das verzeih ich dir nicht.” “Ich weiss.” Er hatte gedacht, dass der Disput damit vorrueber war, denn sie war lange Zeit still. Aber dann traf ihn ein Kissen am Kopf. Beunruhigt wandte er sich um und sah erst vom Kissen auf dem Boden zu Tenten im Tuerrahmen der Kueche auf. “Du bombardierst mich wohl gern.” Sie nickte. “Irgendwie zahl ich dir das schon Heim.” Ihre Mundwinkel zuckten. “Und du gehst jetzt nochmal mit dem Pathologietypen aus? Echt? Dem Blonden?” Sakura bestaetigte das zum dritten Mal. “Ja, doch, Lee. Ich mag ihn!” “Nein, du magst Neji. Der Arme ist nur ein billiger ersatz”, rief er ihr in Erinnerung und sie musste schweigen, wenn sie nicht bestaetigen oder luegen wollte. Und das wollte sie nicht. Mit einem Kuss auf die Wange verabschiedeten sie sich und Sakura nahm den Bus, waehrend Lee in seinen Wagen steigen wollte. Allerdings wurde er von einer grossen Gestalt daran gehindert. Lee machte seinen Arm los und wollte schon aggressiv werden als ih,m gewahr wurde wer da aus dem Schatten trat. Neji wurde in gewohnter Pracht von der Strassenlaterne erleuchtet. Gerade Nase, ebener Teint, kalte Augen und schmale Lippen. “Du bist zurueck”, war alles, was Lee ueber die erstaunten Lippen brachte. Seine Feststellung brachte ihm nicht mehr als ein Nicken ein. “Seit wann?” Neji kam einen Schritt naeher. “Das ist das Problem, das ich mit dir zu diskutieren wuensche.” Lee nickte wie in Trance, liess sich zu seinem Wagen fuehren und stieg mit Neji ein. Dann erzaehlte er seinem Freund alles. Ok, fast alles. Am Ende kullerten Lee verstohlene Traenen ueber die Wangen und Neji liess eine Umarmung zu, die sehr stuermisch gegeben wurde und absolut unbequem war, weil die Handbremse dabei unangenehm gegen Nejis Bein drueckte. Aber Lee hatte diese Umarmung bitter noetig und Neji war es lieber, dass er alles Sentimentale an ihm ausliess, damit Tenten nicht spaeter damit umgehen musste. Lee und Tenten kamen sofort wieder miteinander klar. Neji hatte ihn fuer das naechste Wochenende eingeladen und er kam wie versprochen ein bisschen zu spaet und trug die legerste Kleidung, die sein schicker, schraeger, schrulliger Kleiderschrank hergab. Sein dunkles Haar war zwar gekaemt, aber er hatte es zumindest nicht uebertrieben. Er winkte Tenten zu und gab ihr nur eine kurze lockere Umarmung. Ganz so als haetten sie sich erst letzten Monat gesehen. “Dein Haar ist ja wieder lang!” “Ja, hab es wieder wachsen lassen.” “Sieht wie immer klasse aus!” “Cool. Willst du ein Bier?” “Ja, aber sicher!” Lee grinste Neji an, waehrend er das Bier entgegen nahm und folgte Tenten zum Tisch, wo er begann mit ihr das Spiel des Lebens aufzubauen. Es war fast so wie in alten Zeiten: Lee redete am meisten, Tenten antwortete ihm und Neji schwieg. Er schwieg sehr zufrieden diesmal. “Danke. Das war ein sehr schoener Abend”, erklaerte Tenten als sie an dem Abend im Bett lagen. “Bitteschoen”, erwiderte Neji schlaefrig, klopfte sein Kissen zurecht und schloss die Augen. Er haette eigentlich ahnen muessen, dass sie etwas vorhatte. So nett war sie selten. “Soll ich dir was erzaehlen?” Verwundert oeffnete er ein Auge. Spaetestens hier haette er wirklich ahnen muessen, dass etwas im Busch war. “Ja...” Seine Antwort war zoegernd, weil er sich nicht sicher war. “Weisst du was mir nicht aus dem Kopf gehen wollte als ich angeschossen da lag, ein hysterischer Gruenschnabel an meiner Seite und Blut ueberall um mich herum?” Sie sprach von dem Hinterhalt in dem Dorf. “Nein, was?” Er sah verwirrt aus. “Deine Mutter?” Sie schuettelte den Kopf. “Ich haette auch vermutet, dass es jemand aus meiner Familie waer, aber das war es nicht.” “Sondern?” Neji hoffte wirklich, dass es nicht Lee war. Das waer eine Wendung in ihrem Leben, die ihn schwer treffen wuerde. Allerdings erschien es ihm schon fast wahrscheinlich, weil sie ihm dies erzaehlte; an dem Tag, an dem sie Lee zum ersten Mal wiedergesehen hatte. “Du.” Ihr Gesicht blieb ganz unbewegt. “Das einzige, woran ich denken konnte, war dein gottverfluchtes Gesicht”, gestand sie und er konnte hoeren wie wuetend es sie machte. Es war offensichtlich, dass ihr die Wahrheit nicht gefiel. Er selber wusste auch noch nicht genau was er davon halten sollte. “Ich konnte mich erst nicht daran erinnern, aber nach dem Krankenhaus war ich mir sicher.” Neji war sprachlos. Er war ueberzeugt sich verhoert zu haben, also fragte er vorsichtshalber noch einmal nach. “Du”, wiederholte sie schlicht. Es klang so als koenne sie es selbst kaum glauben. “Ich hab uebrigens einen Weg gefunden es dir heimzuzahlen.” Er presste die Lippen fest aufeinander. Sie wuerde “Bazinga” sagen. Wie dieser Typ in der neuen Fernsehshow. Und dann wuerde er sich umdrehen und schlafen, ohne einen Mucks, weil er wusste, dass er es verdient hatte. Er selber waer in ihrer Situation genauso zornig. “Ich hoere”, forderte er sie auf ihre Bestrafung zu vollstrecken. Ihre Augen verengten sich und sie kam bis auf wenige Milimeter an sein Gesicht heran. Dann kuesste sie ihn. Wieder war es weder sanft noch schoen. Ihre Zaehne prallten aufeinander und fuer einen Augenblick saugte Tenten heftig an seinen Lippen, sodass sein Herz raste als sie sich von ihm loeste. Sie hatte die Lider die ganze Zeit fest zusammen gepresst. Als sie die Augen oeffnete, sah sie fast schon entschuldigend drein. “Verrueckt, was?” Er nickte. “Allerdings”, beteuerte er. “Sehr sogar.” “Manchmal machst du Sachen, mit denen ich einfach nichts anfangen kann.” “Gute Nacht, Neji.” “Schlaf gut, Tenten.” Sie schlossen beide die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)