Rache von Gaomee (... mit Happy End) ================================================================================ Kapitel 1: Was das Beste war ---------------------------- “Warum hast du ihn nicht im Krankenhaus besucht?” Ihr Partner wollte einfach nicht die Klappe halten. “Lee...”, seufzte sie. “Ich hab keine Zeit hierfür.” Sie zog den nächsten Stapel Papiere zu sich heran und deutete darauf: “Siehst du wie viel ich hier zu tun habe?” ”Komm schon. Nur noch diese eine Frage!”, bettelte er und Tenten gab nach in der Hoffnung, dass er sie dann endlich in Ruhe lassen würde. “Ich war nach dem Einsatz selber lang genug im Krankenhaus. Da geh ich doch nicht freiwillig zurück an diesen schrecklichen Ort!” “Aber Neji lässt du da ganz allein?” “Neji ist ein großer Junge. Der kriegt das schon hin”, beruhigte Tenten Lee mit einem amüierten Lächeln. Aber in Gedanken fügte sie bitter hinzu, er hätte ja nicht so doof sein müssen und eine Kugel für mich nehmen müssen. Lee fuhr sich durch die pechschwarzen Haare. Sie wusste, dass er ihren Partner, den Dritten in ihrem Team, jeden Tag besuchen ging. “Mach dir nicht so einen großen Kopf. Der ist zäh. Der kriegt ein paar Wochen frei, muss auf Krücken laufen, aber im Nu ist der wieder fit. Der hat schon Schlimmeres überstanden.” Sie klopfte ihm auf die Schulter und scheuchte seinen kleinen Hintern von ihrem Schreibtisch. “Und jetzt verpiss dich!” “Sogar Tsunade hat ihn schon besucht!”, warf Lee im Weggehen noch ein, aber Tenten war schon wieder in ihre Arbeit vertieft. Allerdings würde sie sowieso Recht behalten. Und sobald er mit den vorhergesagten Krücken mit bezahltem Urlaub zu Hause auf der Couch lag, machte Tenten sich mit Chinesischem Takeaway auf den Weg. Sie ging statt ein Taxi zu nehmen, weil sie den Kopf frei kriegen musste. Um es ihrem Kopf ein bisschen leichter zu machen, entfernte sie sogar ihren immerpräsenten Haargummi und ließ die wilde Mähne in ihre Stirn fallen. Endlich an dem Apartmentgebäude angekommen, sprang sie die Treppe zum Eingang mit federnden Schritten hoch und betätigte die Klingel. Es dauerte eine ganze Weile bis sie die Stimme über die Lautsprecheranlage hörte: “Weißt du eigentlich wie schwer es für mich ist zur Tür zu humpeln?” “Mach endlich auf”, lachte sie und hörte das Ringen, das anzeigte, dass sie die Tür öffnen konnte. Sie nahm die Treppe statt den Aufzug. Irgendwie musste sie heute einfach ein wenig überschüßige Energie loswerden. Sie rannte. Deswegen war sie auch so außer Atem als sie oben ankam, wo Neji auf sie wartete. “Hier.” Sie hielt ihm seine Portion hin und er sah zweifelnd in ihr Gesicht. Sie stand nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, ihr Atem ging schnell und ihr Haar sah zerzaust und wüst aus. Aber alles was er sagte war “Seh ich aus als hätte ich eine Hand frei?” Er gab sein winziges amüsiertes Lächeln zum Besten und zum ersten Mal sah sie an ihm herunter. Achja, die Krücken… Sie zuckte linkisch mit den Schultern und murmelte eine Entschuldigung. “Ich vergaß. Ich dachte, ich schau `mal vorbei.“ “Cool. Willst du Jay Leno mit mir gucken?” “Nichts lieber”, scherzte sie zurück. Sie sahen tatsächlich Jay Leno. Es war ganz witzig, aber wie immer zu viele Sportwitze. “Kennst du den Baseballspieler, von dem er redet?”, fragte sie irgendwann als das Konzert, das ganz zum Schluss kam, schon anstand. “Ich glaube, es handelt sich um einen Basketballspieler”, korrigierte Neji und schlang den Rest seines scharfen Hühnchens geschickt mit den Essstäbchen herunter. Sie lästerten ein wenig über die schlechte Band und waren immer noch dabei als die Show vorüber war und die Endcredits ausgeblendet wurden, um Platz für Werbung zu machen. Während irgendein Waschmittel angepriesen wurde von einer sprechenden kunterbunten Socke, verblieben sie schweigsam. Bis sie endlich aussprach, was ihr schon eine ganze Weile im Kopf herumschwirrte: “Warum hast du`s getan?” Als ihr klar wurde, dass er nicht sofort antworten würde, fügte sie noch hinzu:  “Hey, ich muss es einfach nur … einfach nur wissen. Weißt du?” Er nickte verständnisvoll, aber er sah ihr nicht in die Augen. Sie sassen bei ihm im Wohnzimmer vor der Glotze auf dem Boden und an die Couch gelehnt. Er hatte die Beine durchgedrückt und ausgestreckt und starrte auf eine seiner Fußspitzen. Ihm war klar, dass er ihren Stolz zutiefst verletzt und eine Unausgeglichenheit in ihrer Freundschaft geschaffen hatte. Als er endlich nichtssagend mit der Schulter zuckte, war ihre Kehle ganz trocken geworden. “Ich schätze, ich hab einfach erkannt, dass ich ohne dich nicht leben will.” Simpel und ohne Umschweife, wie er nun mal war. Tenten atmete einmal tief durch. Trotz der Schlichtheit verstand sie nicht. “Weißt, du, manchmal sagst du Sachen, mit denen kann ich einfach nichts anfangen. Die machen für mich in etwa so viel Sinn wie Lenos Sportwitze.” Sie schmunzelte ob ihrer eigenen Worte und tat seine Aussage leicht ab. Er allerdings nicht. “Ich find Werbung echt seltsam”, begann sie mit Blick auf den Fernseher. “Ich mein, warum muss denn eine Socke sprechen? Warum nicht einfach ein ganz normaler Me-” Und weiter kam sie nicht. Neji hatte sich abrupt zu ihr gewand, ihr Kinn grob gepackt und seine Lippen auf ihre gepresst. Es war kein schöner Kuss, keine sanfte Berührung. Er war nicht so für`s Sanfte. Es war eine Aussage, nicht mehr als eine Erklärung. Ihren Kopf presste er dabei tief in die Sitzkissen seiner Couch, wo er erst mal verweilte selbst nachdem er sich von ihr gelöst hatte. Er hatte keine metaphorischen Herzchenaugen oder einen bitteren Zug um den Mund. Er sah genauso aus wie immer nur dass er viel näher war als sonst und die Hand, die er nicht zum Abstützen brauchte, immer noch an ihrem Kiefer lag. Er starrte sie noch ein bisschen an. Dann ließ er sich zurück in seine vorherige Position fallen. “Ich hoffe, das war etwas deutlicher als Lenos Sportwitze”, bemerkte er schließlich. “Ja.” Ohh ja. “Ich glaube, es ist dann wohl besser, wenn ich jetzt gehe.” “Ja”, antwortete er ausdruckslos. “Das glaube ich auch.” Und damit tat sie was beide für das Beste hielten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)