Und am Ende, bin ich doch allein... von Jacinde ================================================================================ Kapitel 11: Ein vielversprechender Abend ---------------------------------------- Der Streit mit meinen Eltern und auch mit Kevin ging nicht spurlos an mir vorbei- geschweige denn, an den anderen. Beim Frühstück war die sonst so lustige Stimmung, verflogen. Wir saßen still nebeneinander; mein Vater las den Sportteil, meine Mutter den "Wie-kann-eine-Hausfrau-eine-noch-bessere-Hausfrau-werden" Teil und Kevin und ich blickten nur stumm auf unseren Teller. "Kein Wunder", dachte ich mir. Ich aß nicht viel und zum Glück wurde ich diesmal von niemanden ermahnt, mehr zu essen. Nach dem Frühstück wollte ich schnell in mein Zimmer gehen. "Wir fahren heute Abend weg...", sagte meine Ma plötzlich. "Wohin gehts?", fragte Kev. "Ein paar unserer treusten Kunden, haben uns heute Abend eingeladen." "Die laden euch einfach so ein?" "Ja, warum denn auch nicht? Wir kennen sie schon einige Zeit und heute Abend wollen sie ihren Hochzeitstagfeiern. Wir waren auch schon auf der Hochzeit gewesen, erinnerst du dich?", fragte meine Ma und blickte dabei meinen Vater an, der aber nur ein einfaches "Hmmmpf" von sich gab. Meine Ma schüttelte nur den Kopf und sprach weiter. "Wie dem auch sei, ich beide werdet mitkommen." "Was?", sagte Kev plötzlich und verlor dabei fast sein halbes Brötchen auf dem Tisch. "Du hast mich schon verstanden. Euch beide kann man ja keine Sekunde mehr aus den Augen lassen.." "Das ist ja ganz toll. Nur weil DIE Scheiße baut, muss ich dir dafür gerade stehen?" "Tja, liebster Bruder, jetzt weißte mal, wie ich mich immer fühle.." "Ach halt doch die Klappe....!" "Bitte..." "Ihr haltet jetzt beide den Mund. Wir fahren um 15 Uhr los. Bis dahin, habt ihr euch soweit fertig gemacht. Umziehen könnt ihr euch auch noch da.." Dann sah mein Vater von seiner Zeitung hoch. "Du willst die beiden wirklich mitnehmen? Die verderben uns noch den ganzen Abend...." "Hast du eine bessere Idee? Mila hat Hausarrest und wird sicherlich nicht zuhause bleiben, wenn wir sie einfach darum bitten. Und Kevin...." "Ja? Was is' mit dir?" "DU, mein Lieber, zettelst nacher wieder irgendeinen Streit an und daraus wird dann wieder ne' Schlägerei.. glaubst du etwas, es macht uns Spaß, immer von der Polizei benachrichtigt zuwerden?!" "Immer? Das is' doch wohl nicht wahr. Das letzte Mal ist schon Monate her.. und nur weil ihr ihr nicht vertraut, muss ich jetzt auch leiden? Na super! Aber mir egal, was du sagst. Ich komme nicht mit. Und Ende." Und damit verließ Kev die Küche und ließ mich allein zurück. "Siehste, das fängt ja gut an. Und du glaubst wirklich, dass er heute Abend keinen Aufstand machen wird? Das sind Kinder, Schatz. Mitten in der Pubertät..", sagte mein Pa. "Und was machen wir jetzt mit ihr?" Mein Pa sah mich an. "Nehmen wir nur sie mit.." "Mich? Ich komme ganz bestimmt auch nicht mit..!" "Das wirst du, wenn wir das sagen.." "Und wenn du einfach nen Babysitter engagierst?" "Und wen sollten wir deiner Meinung nach fragen?" "Was weiß ich.. die Nachbarn oder so..." "Na klar. Ich brauche nen Babysitter für meine fünfzehnjährige Tochter oder was? Nene, wir machen es anders. DU bleibst zuhaus und wir rufen jede Stunde an und du wirst dann ans Telefon gehen. Sobald du nicht ran gehst, wissen wir, dass du nicht da bist. Und schon haben wir dich erwischt..." Ich wusste nicht, ob es taktisch klug war, ihren Plan vor mir Preis zugeben. Aber da ich bereits eine Lösung im Sinn hatte, nickte ich einfach. "Und wehe dir, du gehst nicht ans Telefon..." "Keine Sorge, keine Sorge.." Später am Nachmittag kam meine Ma ins Zimmmer, sagte mir "Au revoir" und warnte mich noch mal eindringlist bloß ans Telefon zu gehen. "Ach und übrigens. Kev wird hier bleiben und ein Auge auf dich werfen. Gregor kommt übrigens auch vorbei, also hast du schon mal zwei Zeugen gegen dich.." Gregor.. Hatte er mal wieder eine Stunde Ausgang bekommen?... Gegen 18 Uhr am Abend machte ich mich ausgehfertig. Als Kev davon Wind bekam, sprach er mich gleich an. "Was hast du vor?!", sagte er abwertend. "Harry kommt gleich vorbei.." "Aha.. Und du glaubst, wir lassen dich einfach so gehen?" "Ich weiß zwar nicht, wer WIR ist, aber ja- das glaube ich." "Und wie hast du dir das vorgestellt? Ich meine, Ma ruft gleich wieder an und sie wird auch danach noch mal anrufen.. Und wenn du dann nicht da bist..", sagte er und tat dabei sehr unschuldig. "Keine Sorge, Brüderchen. Da hab' ich mir schon was ausgedacht." "Und was?" "Schon mal was von "Rufumleitung" gehört?" "Was?" "Also nicht. Pass auf. Ich leite die Anrufe vom Haustelefon auf mein Handy weiter. So ruft Ma an und ich kann trotzdem dran gehen", sagte ich zwinkernd. "Bist du bescheuert? Das klappt doch nie! Sie wird das so oder so herausfinden und-" "Du sagst nix zu ihr und du sagst deinem Freund, dass er auch nix sagen soll. Ma wird eh' in ein zwei Stunden betrunken sein und vergessen, mich anzurufen. Und so habe ich meine Ruhe mit Harry und alle sind glücklich." "Und was, wenn ich die Rufumleitung einfach wieder ändere? Häh? Schon mal daran gedacht?" "Klar, hab' ich. Das wirst du aber eh nicht machen ..." "Ach und warum sollte ich das nicht tun?", antwortete Kev wütend. "Weil du mich viel zu lieb hast, um mich zu verraten..." "Was zur H-" "Und jetzt entschuldige mich, aber Harry ist da", sagte ich, nachdem mein Handy mir eine Nachricht von Harry zukommen ließ. "Viel Spaß euch beiden Hübschen und denk daran, deinen kleinen Mund zu halten..", sagte ich zum Schluss und drückte meinem Bruder ein Küsschen auf die Wange. Ich ließ Kevin wortlos in meinem Zimmer zurück und ging nach unten... ..................................................... "Quatsch Mila, du bist das Mädchen, du musst mich nich' einladen", hatte Harry gesagt. Doch ich bestand drauf. Harry holte mich wie versprochen von zuhause ab. Dieses Mal wollten wir zusammen ins Kino gehen; es lief ein super-toller-neuer-angesagter Horrorfilm, den ich mir nicht entgehen lassen wollte. Und da Harry auch Horrorfilme liebte, gingen wir zusammen in die Vorstellung. Wir hatten also noch eine Gemeinsamkeit: Horrorfilme. Nachdem der Film zu Ende war, lied Harry mich noch zum Essen ein; ich lehnte es aber ab, eingeladen zu werden, da er bereits das Kino übernommen hatte. Es war fast 0 Uhr, als wir aus dem Gaststätte kamen. "Willst du noch mit zu mir?", fragte Harry. Ich überlegte nicht lange. Ich wusste, dass meine Eltern nicht da sein würden, also würde es ihnen auch nicht auffallen, wenn ich die Nacht nicht zuhause verbringen würde. Und wie ich es vermutet hatte, kamen nach 21 Uhr keine Anrufe mehr. Typisch meine Ma. Ich nickte und wir machten uns auf den Weg zu ihm. Ich war noch nie bei Harry zuhause gewesen; aber es gefiel mir auf Anhieb. Die Atmosphäre war sehr einladend, sodass ich mich gleich sehr wohl fühlte. Er führte mich die Treppen hoch, direkt in sein Zimmer. Dort angekommen, schloss er die Tür und wies mir, mir es auf dem Sofa bequem zumachen. Harry schaltete den Fernseher ein, doch dieser blieb nach einigen Minuten gleich ausser Acht.... "Es läuft auch nur Schrott oder?", sagte Harry, nachdem er die Kanäle bereits ein zweites Mal durchgeschaut hatte. "Oh ja, das kannste laut sagen.." "Sag mal, wie haben deine Eltern eigentlich reagiert? Ich meine, dein Bruder hat ihnen doch von mir erzählt oder?" "Und ob er das hat.. meine Ma hat mir gleich Hausarrest für den Rest meines Lebens erteilt." Ich musste lachen. Auch Harry schmunzelte. "Was machst du dann hier?", lächelte er und streichelte dabei sanft meine Wange. "Tja, sie sind heute Abend nicht da und werden vor morgen Abend auch nicht wieder zurück sein..." "Und dann gehst du gleich und brichst ihre Regeln.. tztztz, was habe ich nur für ein Mädchen neben mir sitzen.." "Ha, ein seeeeeeeehr böses Mädchen." Wieder mussten wir lachen. "Und was denken deine Eltern nun von mir?" "Das du mich nur ins Bett kriegen willst", antwortete ich ehrlich. Harry sah mich an. "Okay, das ist mal direkt. Was hast du ihnen gesagt?" "Das ich schlafe, mit wem ich will.." "Soso du hast also darüber nachgedacht, mit mir zu schlafen?",sagte er vergnügt. "Nein, ich habe sie nur vor einer eventuellen Sache gewarnt. Ohne Hintergedanken." "Und, würdest du..?", fragte Harry mich dann nach einer Weile und schaute mich an. Er schaute mich wieder so an. Wenn ich seinen Blick hätte fotografieren können.. ich hätte es sofort getan. Wäre ich Schokolade, ich wäre geschmolzen .. Er erinnerte mich an einen Schauspieler aus meiner Lieblingsserie. Seine Grübchen, die leicht zu erkennen waren, seine Augen, in denen ich versunken wäre,.. seine Lippen, die ich am liebsten sofort wieder geküsst hätte... Und in seinem Blick lag keineswegs Ironie oder Spaß oder sonst etwas. Er meinte es ernst. Toternst. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich gerade auf dem Arm nahm.. "I...ich weiß nicht..." "Keine Sorge, Kleine. Ich habe dich nicht mit zu mir genommen, um gleich über dich herzufallen.." Irgendwie war ich enttäuscht. WARUM war ich denn jetzt bitte enttäuscht? Verdammt.. Okay, okay okay okay okay.. Wenn ich ehrlich zu mir, wusste ich die Antwort bereits. Anscheinend wollte ich mit ihm schlafen und war wegen seiner Reaktion traurig.. was war denn los mit mir? "Alles okay?", fragte mich Harry plötzlich. "Jap alles guti.." "Mist", ich biss mir auf die Lippen.. wie sagte ich ihm denn jetzt am besten, dass ich mit schlafen wollte? Oh Gott! Ich war doch jetzt aber nicht schlampig oder? Immerhin wollte ich mit einem Jungen schlafen. Dem zweiten Jungen, mit dem ich nicht zusammen war. Aber das mit Gregor war ja auch nur eine Ausnahme. Denn vielleicht war das hier gerade der Beginn einer Beziehung. Einer ECHTEN und RICHTIGEN Beziehung. Und da war Sex doch okay? Oder? Oder?! "Und du bist dir ganz sicher?" "Jaaaha, was soll denn sein?!" "Ich weiß nicht... du siehst mir irgendwie nervös aus.." "Ich bin aber nicht nervös oder sonst was..!" "Hey, okay warte mal." Er schien irgendwas missverstanden zu haben..Er klang beinahe panisch.. Moment PANISCH?! "Das war wirklich nicht mein Plan okay? Ich will nicht, dass du denkst, ich bin der große Frauenaufreißer oder so.. wenn du willst, dann bring ich dich jetzt gleich nach Hause u-" "Was ist, wenn ichs will?" "Waa.. was? Du willst also nach Hause?", sagte Harry und ich konnte tatsächlich Enttäuschung in seinem Blick sehen. "Was machst du, wenn ich will?" "Wenn du was willst?" "Wenn du was willst Mila?" Er sah mich an. Ich lächelte verführerisch- ha, zumindest versuchte ich es. Aber es hatte wohl seinen Zweck erfüllt. Denn Harry sah mich erstaunt und wortlos an. "Du weiß schon, was ich meine.." "See...Sex? Du willst Sex? Mit mir?" Warum sollte ich denn nicht mit ihm schlafen wollen? Ich meine, es war HARRY. Der- in meinen Augen- heißeste Typ auf Erden. Ich atmete tief durch und nickte, traute mich aber nicht, Harry anzuschauen. "Dann würde ich dich fragen, ob du dir 10000% sicher wärst...", flüsterte Harry mit zitternder Stimme. "Und wenn ich sage, dass ichs bin..?" Mehr brauchte ich nicht zusagen. Mehr war auch nicht nötig, um zu verstehen, was dann passierte.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)