Brightest Light von Flordelis (Miracle) ================================================================================ Prolog: Prolog - Ich verzichte dankend. --------------------------------------- Im Dunkeln arbeitete er am Liebsten. Außer ihm befand sich dann niemand mehr auf den Straßen, jedenfalls nicht mehr auf jenen, auf denen er unterwegs war. Zu seinem Glück bevorzugten jene, die er verfolgte, diese Zeit ebenfalls. Mit den Händen in seinem schwarzen Mantel vergraben und der um seine Schulter hängende Sporttasche machte er noch dazu keinerlei misstrauenserweckenden Eindruck auf Personen, die zufällig vorbeikamen, wenn er durch das Industrieviertel strich. Cherrygrove, das einst als friedliches kleines Städtchen begonnen haben mochte, schlief inzwischen niemals, wie er auch in dieser Nacht wieder einmal feststellte, als er an zahlreichen Menschen vorbeikam, die ihm nur einen kurzen Blick widmeten und ihn sonst nicht weiter beachteten. Vermutlich genügte es ihnen, das schwarze Haar zu sehen, das über sein linkes Auge fiel, um zu denken, dass es sich bei ihm um den Anhänger einer Jugendkultur handelte, worauf man stets beschloss, ihn lieber zu ignorieren, was ihm durchaus gelegen kam. Sein Weg führte ihn quer durch das Viertel, bis er in eine kaum beleuchtete Seitenstraße kam. Trotz der großen Mülltonnen gab es erstaunlich viel Abfall, der einfach nur auf dem Boden lag und niemals von irgendwem ordnungsgemäß entsorgt worden war. Aber das kümmerte ihn nicht, sein Ziel befand sich vielmehr hinter einer dieser Tonnen. Es lauerte dort, wartete auf jemanden, der arglos vorbeilaufen wollte – aber in dieser Nacht geriet er an die falsche Person. Direkt vor seinem Ziel angekommen, hielt er inne, ohne ihm den Blick zuzuwenden. Die dunkel gekleidete Gestalt saß auf dem Boden, so dass sie nicht ohne Weiteres zu erkennen war. Sie hob nicht den Kopf, so dass man nicht unter ihre Kapuze sehen konnte, stellte dafür aber eine Frage: „Willst du was kaufen?“ Noch immer sah der Verfolger nicht hinab, auch nicht, als er mit einer Gegenfrage antwortete: „Was verkaufst du denn?“ „Alles, was du willst.“ Schlagartig wandelte sich die Atmosphäre, es war als wäre sie elektrisch geladen und würde jeden Moment explodieren können. „Sobald ich mit dir fertig bin!“ Nun hob er wirklich den Kopf, worauf sein Gesicht sichtbar wurde. Keinerlei Menschlichkeit war in diesem zu erkennen, es schien vollständig aus Dunkelheit zu bestehen, durch die sich lediglich rot glühende Adern zogen, durch die normale Konturen eines Gesichts angedeutet wurden, die Augen waren zwei orange leuchtende Kohlen, die einem tief in die Seele zu blicken versuchten. Nur dass er diesmal gar nicht so weit kam, denn er sah direkt in die Mündung des Revolvers, den der Verfolger ihm vorhielt. „Ich verzichte dankend.“ Mit diesen Worten betätigte er den Abzug. Es erfolgte kein Knall, wie man ihn vielleicht erwartet hätte, dafür gab es einen hellen Lichtblitz, dann gab das Wesen einen kaum hörbaren Schrei von sich, ehe es zur Seite kippte und sich nicht mehr rührte. Triumphierend steckte der Verfolger den Revolver wieder in die Sporttasche, in der die unterschiedlichsten Waffen klapperten. Er wollte gerade zu einer anderen greifen, als eine durchdringende Vibration in seiner Hosentasche ihn davon abhielt. Für einen kurzen Moment zögerte er, blickte unschlüssig auf das leblose Wesen hinab, dem er eigentlich sicherheitshalber noch einen letzten Stoß versetzen sollte, aber der Gedanke, dass es nur eine Person gab, die ihm nachts eine Nachricht schrieb, ließ ihn schließlich doch zum Handy greifen. Nur um ganz sicher zu gehen, stellte er dabei aber einen Fuß auf den Rücken des Wesens, damit er jegliche Bewegung sofort bemerken und entsprechend reagieren könnte. Kaum hatte er das graue Handy aus seiner Tasche gefischt, klappte er es bereits auf – und tatsächlich begrüßte sein Display ihn mit den Worten 1 neue Nachricht von Richard erhalten. Allein das ließ ihn bereits lächeln und schon gar nicht mehr an das Wesen unter seinem Fuß denken. Er öffnete die Nachricht, um herauszufinden, was die Person ihm wohl mitteilen wollte. Hey, Kieran. Bin gerade erst mit den Hausaufgaben fertig geworden. Frag mich echt, was die Lehrer eigentlich denken. =_= Na ja, sehen uns morgen, schlaf gut. ;) Es war eine derart nichtige Nachricht, aber dennoch brachte sie Kieran leise zum Lachen, einfach nur weil Richard an ihn gedacht und sich die Zeit genommen hatte, ihm ein paar Worte zu schicken. Während er sich nun an die Antwort machte, spürte er, wie das Wesen sich unter seinem Fuß auflöste, so dass der Widerstand gänzlich schwand, bis sein Schuh wieder auf dem Boden aufkam. Aber er störte sich nicht daran und bemerkte es auch erst wirklich, als er die Nachricht schließlich beendet und auf Senden gedrückt hatte: Ich fand es recht moderat. Für Chemie zu lernen war schlimmer. ;> Bis morgen, schlaf gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)