Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 28: Danach hat man das Bedürfnis, alle Sudokuhefte dieser Welt zu einem Scheiterhaufen zu stapeln und dich darauf zu verbrennen. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ein wenig überrascht bin ich ja schon, als ich nach draußen auf das Freigelände trete. Crane, dieser scheinheilige Mistkerl, hat tatsächlich Wort gehalten. Ich durfte die Zigaretten wirklich behalten und als auch am nächsten Tag Keiner die Dinger wieder konfiszieren wollte, habe ich direkt meinen Anwalt darüber informiert, dass er gefälligst für Nachschub sorgen soll. Und natürlich ist Goldberg keine Stunde später hier aufgetaucht. Wenigstens Einer, der genau das macht, was ich ihm sage und nicht erst darüber diskutieren will. Und nun nehme ich mir die Freiheit, mir hier draußen ein wenig die Beine zu vertreten. Heute will Crane anscheinend nichts von mir und es könnte dann doch ein wenig langweilig werden, stupide die Zellenwand anzustarren. Kaum ein paar Schritte durch die Tür, fummle ich mir schon eine Zigarette aus der Schachtel, die in der Brusttasche des Overalls steckt und zünde sie mir an. Nach zwei Zügen sehe ich mich um, ob ich zufällig eine von den Gestalten kenne, die hier draußen rumlaufen. Und tatsächlich fällt mir ein kleiner untersetzter Mann mit watschelndem Gang auf, der in dem orangenen Overall zum Schreien komisch aussieht. Mit einem gehässigen Grinsen gehe ich zügig über den Weg, bis ich zu Oswald Cobblepot aufgeschlossen habe. "War's dir in Blackgate zu langweilig?", frage ich deutlich sarkastisch und passe mich deinem Tempo an. "Du siehst übrigens todschick aus." Beim Klang deiner Stimme schließe ich kurz genervt die Augen. Das hat mir gerade noch gefehlt. Du bist nicht gerade der, mit dem ich ein bisschen Smalltalk betreiben möchte. Am Ende haust du mir irgendwelche komischen Rätsel um die Ohren. "Riddler!", grüße ich dich mit hörbar aufgesetzter Freundlichkeit. "Scheinbar gebührt mir eine persönlichere Behandlung." Ich zucke mit den Schultern. Soll mir Recht sein. Hier komme ich jedenfalls schneller wieder raus als aus Blackgate. Ein bisschen gutes Betragen hier, der ein oder andere Deal mit Crane da und schon bin ich zurück im Geschäft. "Gleichfalls", sage ich mit Blick auf deinen ebenfalls orangenen Overall. Ich vermisse meine maßgeschneiderten Klamotten. Und meinen Schirm. "Hab dich hier noch gar nicht gesehen. Hat der Doc dich endlich von der Leine gelassen?" "So bekloppt bist du doch gar nicht, dass du hier rein gehörst. Wie viel musstest du denn zahlen, damit Crane dich für verrückt erklärt?" Betont desinteressiert ziehe ich an meiner Zigarette und grinse dich dann schelmisch an. "Ist aber fast wie Urlaub hier - wenn man weiß wie." Mein Grinsen wird eine Spur breiter. "Weißt du, Oswald ... Die Gespräche mit Crane sind richtig unterhaltsam. Der Typ ist bekloppter als wir beide zusammen." Unwillkürlich muss ich kurz lachen. "Erzähl lieber mal, wie die Fledermaus dich geschnappt hat." Kurz lache ich laut auf. "Aber, aber! Ich bin krank, mein guter Freund. Mir muss geholfen werden." Natürlich werde ich den Teufel tun und dir meine Abmachungen mit Crane genauer erläutern. Du magst noch nicht lang in Geschäft sein, aber du bist ein gewiefter Hund und wüsstest garantiert, welche Schlüsse du daraus ziehen sollst. Trotzdem erwidere ich dein Grinsen. "Tja, das Arkham Asylum. Betrachten wir den Schuppen doch als Kurort für gestresste Mobbosse. Und was immer du bist." Was Crane angeht hast du mit großer Wahrscheinlichkeit Recht. Der Kerl scheint nicht ganz koscher zu sein. Aber das spielt nicht wirklich eine Rolle, solange ich mit ihm einen brauchbaren Kontakt in der Anstalt habe. Soll er doch verrückt sein, er ist ein hervorragender Verhandlungspartner. "Ja, ein toller Kurort", erwidere ich breit grinsend. "Ruhige Einzelzimmer, rund um die Uhr Zimmerservice, aufopferungsvolle Betreuung, nettes Personal - und das alles für lau. Wir sind doch echte Glückspilze, was Oswald? Und was mich angeht, solltest du dich nicht den Kopf zerbrechen. Nicht, dass noch was kaputt geht." Mit einem kleinen Zwinkern fische ich die Schachtel aus meinem Overall und halte sie dir hin, um die eine Zigarette anzubieten. "Mit Zigarren kann ich gerade nicht dienen, aber besser als nichts. Ach, bevor ich es vergesse ...", füge ich noch schnell hinzu und senke die Stimme. Es muss ja nicht jeder wissen, was wir geschäftlich zu besprechen haben. "Die Betäubungspfeile waren tatsächlich nützlich. Ich werde wohl noch ein paar bei dir ordern." "Könnte nicht besser sein", feixe ich. "Eh ich in Blackgate versauere, tue ich lieber so, als würde ich mich unbedingt bessern wollen. Übrigens ist das ganz falsch, Edward. Wenn du bei den Großen mitspielen willst, dann müssen die Leute über dich nachdenken. Von nichts kommt nichts." Mit einem missmutigen Schnauben nehme ich mir eine Zigarette. Bäh. Ich bevorzuge definitiv meine Zigarren, aber du hast Recht. Das hier ist zumindest besser als nichts. Ein leichtes Schmunzeln erscheint auf meinem Gesicht. "So so. Du hast also auch nicht vor, dir hier richtig helfen zu lassen? Dabei ist mir zu Ohren gekommen, dass du tatsächlich für irre erklärt wurdest. Ganz ohne dafür zu blechen." Ich lache amüsiert. "Aber sei's drum. Freut mich immer wieder, mit dir Geschäfte zu machen." "Ach, so übel ist es in Blackgate nun auch wieder nicht. Die drei Tage, die ich da war, waren eigentlich ganz nett", erwidere ich immer noch grinsend. "Ganz falsch, Oswald. Ich spiele bereits bei den Großen mit. Nur weil ich nicht so sehr auf den Putz haue wie du, heißt das nicht, dass ich nicht genauso die Geschehnisse beeinflussen kann, wie du. Du kennst doch sicher das Sprichwort »Stille Wasser sind tief«?" Dein missmutiges Schnauben bringt mich fast dazu, wieder aufzulachen. Mit einem leichten Kopfschütteln stopfe ich die Schachtel wieder in die Brusttasche und reiche dir das Feuerzeug. "Hast du keine Leute, die dir Zigarren rein bringen? Oder sitzt du auf dem Trockenen?" Ich nehme einen tiefen Zug und puste den Qualm kunstvoll in Form eines Kringels. "Ich bin genauso wenig verrückt wie du, Oswald. Also muss man mir auch nicht helfen. Ich verfolge ganz andere Ziele hier." Ich zucke mit den Schultern. "Mag vielleicht sein, dass in meiner Akte der Vermerk steht, dass ich ein bisschen die Kontrolle verloren habe. Aber das war ein einmaliger Ausrutscher." "Du bei den Großen? Ich weiß ja nicht." Um das zu behaupten warst du nun wirklich zu kurz im Geschäft. Eigentlich sogar ein bisschen peinlich, dass du dich so knapp danach hast schnappen lassen. Und dann auch noch auf so unelegante Art, beim Wegrennen erwischt. Aber wer weiß ... Noch bist du schwer einzuschätzen, dafür unterhalten wir noch nicht lang genug unsere geschäftlichen Beziehungen. Missmutig zünde ich mir die Zigarette an. "Bin gerade erst rein. Crane meint, ich soll mich am Anfang zurückhalten. Die Leute werden misstrauisch, wenn die Irren leben wie die Maden im Speck. Noch ein zwei Wochen, dann dürfte der Wind um meine Einlieferung abgeflaut sein und ich kann es mir gut gehen lassen. Und spätestens in zwei Monaten erklärt Crane mich für geheilt." Darüber muss ich sogar selbst herzhaft lachen. "Überaus kooperativ und bereit, sich zu ändern. Reumütig. Friedlich. Eigentlich ein guter Mann mit schwerer Kindheit. So in etwa soll das aussehen." Ich mustere dich nachdenklich. "Inzwischen sind die Medien spitz auf dich", sage ich schließlich. Das wird zwar anständig dein Ego streicheln, aber vielleicht solltest du wissen, was da draußen vor sich geht. Immerhin ist der Kunde König. "Scheinbar hat ein anonymer Kerl aus dem GCPD geplaudert. Der Suizidversuch, die vorige Anstellung bei den Bullen. Alles raus. Die halten dich für komplett geisteskrank. Ein Produkt der grausigen Zustände in dieser Stadt." Ich ziehe versonnen an der Kippe. "Willkommen im Klub." War klar, dass du mich noch nicht für ganz voll nimmst. Okay, dafür habe ich wohl noch nicht genug auf mich aufmerksam gemacht. Und das Jahr, dass ich komplett in der Versenkung verschwunden war, hat auch nicht gerade dazu beigetragen, mir einen Namen in der Stadt zu machen. Aber gut, dass lässt sich ändern, wenn ich hier wieder raus bin. "So so ...", murmle ich nachdenklich. "Crane handelt also mit dir über deinen Aufenthalt. Sehr interessant ..." Das ist sogar mehr als interessant. Oswald, die Blitzbirne bekommt die Privilegien in den Schoss geworfen und ich muss mich wirklich mit Crane abmühen. Ich muss anscheinend wirklich mehr auf den Putz hauen, um endlich den mir gebührenden Respekt zu bekommen. Erstaunt hebe ich eine Augenbraue an, während ich dich mustere. "Ein anonymer Kerl? Sicher?" Mir fallen auf der Stelle ein Dutzend Namen ein. Na ganz große Klasse. "Ich bin richtig begeistert ...", murre ich deutlich schlechter gelaunt. "Aber ich sollte das vielleicht positiv sehen: Dass ist immerhin die perfekte Ausrede für gelegentliches Bewegen außerhalb der Legalität. Was ist deine Ausrede, Oswald?" Mit hochgezogener Augenbraue schaue ich dich an. "Klar. Mit dir nicht?" Ich kann mein Lachen kaum unterdrücken. "Hast du ihn schon so genervt, dass er nicht weiter verhandelt? Liebe Güte, du musst eine echte Plage sein, normalerweise hat der Doc einen sehr breiten Toleranzbereich." Wundert mich nicht. Ich habe selbst schon Verhandlungsgespräche mit dir geführt. Danach hat man das Bedürfnis, alle Sudokuhefte dieser Welt zu einem Scheiterhaufen zu stapeln und dich darauf zu verbrennen. "Gewöhn dich dran. Die Publicity gehört dazu. Wer schlau ist, setzt sie zu seinem Vorteil ein." Ich verdrehe die Augen. "Nach außen hin bin ich genauso eine arme Seele wie du. Wer hat kein Verständnis für mich, wenn ich armer, verwirrter Kerl ein paar Waffen verticke?" Ich lache glucksend. "Arkham ist großartig. Als würde Crane einem ein ärztliches Attest für das Begehen von Verbrechen ausstellen." "Ich habe Crane nicht genervt", erwidere ich angesäuert. "Er hat mich schon vom ersten Tag an auf dem Kieker Und ich bin sicher keine Plage …" Frustriert werfe ich dir einen bösen Blick zu und muss mich zusammen reißen, um jetzt nicht die Beherrschung zu verlieren. "Ich kann den Quacksalber echt nicht ausstehen …" Reichlich angesäuert nehme ich die letzten Züge der Zigarette, ehe ich sie in hohem Bogen wegschnippe. Du gehst mir momentan fast genauso auf den Keks wie Crane. Ihr nehmt mich beide nicht für voll. Aber das werde ich umgehend ändern, sobald ich hier raus bin. Dann werdet ihr beide mich mal so richtig kennen lernen. "Klar, du siehst schon so hilfsbedürftig aus, Oswald …", brumme ich leicht angriffslustig. "Waffenschmuggel ist ja so unprofitabel …" Ich mache eine Pause und mit einem Schlag ist meine gute Laune wieder da, als mir eine Information in den Sinn kommt, die dich bestimmt sehr interessieren wird. "Wo wir gerade beim Thema Waffen sind … Die Waffen, die du Weihnachten vor einem Jahr wieder aus dem GCPD rausholen lassen hast und die Batman gleich darauf wieder eingesammelt hat … Hast du die eigentlich inzwischen wieder? Oder weißt zumindest, wie die Fledermaus dir auf die Schliche gekommen ist?" Leise lache ich in mich hinein, belasse es aber dabei. Du scheinst allmählich sauer zu werden und das letzte, was ich brauche, ist, dass du mich angreifst. Letztendlich bist du von uns beiden derjenige mit der echten Diagnose. Ich werde mich hüten, einen Irren zu reizen, bevor ich ihn halbwegs einschätzen kann. "Tja. Crane zu mögen fällt auch verdammt schwer, wenn man weiß, was der Kerl für Dreck am Stecken hat. Der hochwohlgeborene Herr Doktor." Natürlich werde ich sofort hellhörig, als du meine verlorengegangene Ware erwähnst. "Was soll das heißen, Riddler? Wenn du weißt, wer der Kerl ist, dann raus mit der Sprache. Das Arschloch hat eine Verabredung mit meiner Folterkammer." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)