Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 27: Vielleicht sollte ich dir mal meinen Hobbykeller zeigen. Du könntest mir bei einigen ... Experimenten behilflich sein. Macht Spaß. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Unwillkürlich verenge ich ein wenig die Augen, als ich bemerke, dass dein Aggressionspotenzial gerade ansteigt. So viel dazu, dass ich nicht wichtig für dich bin und nicht den Ton angebe. Erwischt, mein Bester. Du scheinst nicht gerade viel Alkohol zu vertragen, wenn du schon nach den paar Schlucken so aus der Haut fährst. Innerlich grinse ich schadenfroh. Aber ich muss aufpassen, dass ich jetzt nicht zu selbstsicher werde, denn zu meinem Leidwesen bist du nicht auf den Kopf gefallen. Zwar nicht so gut wie ich, aber du könntest mich sicherlich in Schwierigkeiten bringen, wenn ich nicht aufpasse. Bei deinem Entgegenkommen nicke ich wohlwollend mit dem Kopf. "Das klingt für den Anfang doch schon mal ganz gut ... Allerdings wäre da noch etwas ganz Essentielles ..." Ich mache eine Kunstpause. "Die Dinger da ..." Ich deute auf die Handschellen. "... kannst du vergessen. Ich bin allergisch auf Eisen." Und ich bin allergisch auf dich, würde ich am liebsten sagen, aber dazu lasse ich mich nicht herab. Stattdessen funkle ich dich etwas gereizt an. "Die Handschellen sind Vorschrift. Heul dich bei deinen Mitinsassen aus, aber du bekommst keine Bevorzugung, Edward. Dafür dass du dich so daneben benimmst - eigentlich hätte ich dich längst zu den Härtefällen stecken können." Was ich natürlich nicht mache, weil ich noch Verwendung für dich habe. "Von mir aus können wir uns darauf einigen, die Dinger etwas lockerer anzulegen. Damit unser kleines Mimöschen keine Schmerzen erleiden muss." Ich seufze genervt und rolle mit den Augen. Vorschriften ... Pah! Als ob die dich irgendwie stören. Wenn du tatsächlich was auf diese dämlichen Vorschriften geben würdest, würden wir jetzt hier nicht mit Scotch rumsitzen und einen Deal aushandeln. Aber gut ... Wenn du dieses Spiel spielen willst ... Dazu gehören aber immer Zwei. "Na gut ...", komme ich dir ein Stück entgegen. "Damit kann ich für Erste leben." Vermutlich kannst du dir denken, dass in dieser Sache noch nicht die letzten Worte gesprochen wurden. Und schon alleine durch den bösen Blick, den ich dir zuwerfe, sollte dir klar sein, dass ich deine Sticheleien nicht besonders witzig finde. "Gut ...", sage ich dann lang gezogen und muss dir wohl oder übel noch weiter entgegen kommen. "Was willst du wissen?" Auf meinem Gesicht macht sich ein Lächeln breit, als hättest du mir gerade eine Eintrittskarte ins Schlaraffenland überreicht. Na sowas. Da hat scheinbar jemand seine kooperativen fünf Minuten. Grübelnd lege ich mir eine Hand ans Kinn. Du wirst sicher nicht unbegrenzt Fragen beantworten, ohne mehr zu fordern. Also muss ich gleich zu Anfang klug wählen. "Batman", beginne ich schließlich. "Der Kerl flattert nach wie vor da draußen durch die Gegend, ohne dass das GCPD etwas unternimmt. Arbeitet Gordon wirklich mit dem Spinner zusammen?" Ich fahre mir kurz durch die Haare, ehe ich mich wieder auf die Liege setze und deinem forschenden und neugierigen Blick stand halte. Gleich in die Vollen. Mhm ... Du bist doch nicht so blöd, wenn man vermutet. "Tja ... Ich weiß es ehrlich gesagt nicht sicher. Aber ich bin mir sicher, dass es Gordon bewusst ist, dass die Fledermaus seine Hände im Spiel hat. Er akzeptiert seine Hilfe wohlwollend - solange nichts davon nach draußen dringt. Gordon würde Alles abstreiten." Ich mache eine kurze Pause. "Ich denke nicht, dass Gordon wirklich »Aufträge« an Batman vergibt. Aber da die Fledermaus den Polizeifunk abhört, kann er überall da eingreifen, wo er denkt, dass er es tun muss." Ob du mir diese Halbwahrheit abkaufst, bleibt abzuwarten. Was Jim Gordon betrifft, stimmt es zwar größtenteils, aber wenn man es auf die gesamte Familie Gordon bezieht ... "Interessant", murmle ich. Das ist es allerdings. "Ist Gordon also so verzweifelt, dass er auf einen Spinner in schwarzem Leder angewiesen ist?" Es scheint fast so. Seit Batman aufgetaucht ist, hat sich in Gotham Einiges verändert. Die Verbrecher können nicht mehr schalten und walten, wie sie wollen. Andererseits bin ich mir ziemlich sicher, dass es einige der Kriminellen ohne Batman vielleicht nicht geben würde. "Du hast schon ein paar Mal mit der fliegenden Ratte geredet." Dass du ihm dein Leben zu verdanken hast, erwähne ich nicht extra. "Wie würdest du ihn einschätzen? Völlig durchgeknallt oder weiß er halbwegs, was er tut?" Ich muss gestehen, wenn ich Jemandem abgesehen von mir selbst eine anständige Einschätzung zutraue, dann dir. "Gordon ist ziemlich beschäftigt damit, sowohl die Kriminalität zu bekämpfen, als auch der Korruption in den eigenen Reihen Herr zu werden. Also ja, in gewisser Weise ist er wirklich verzweifelt, weil er sich mit dem Posten des Polizeichefs einiges aufgehalst hat, was ihn überfordert." Ich zucke mit den Schultern und mustere dich dann aufmerksam. Was weißt du alles über meine Begegnungen mit Batman? Und was steht darüber in meiner Polizeiakte? "Ein bisschen von beidem, würde ich sagen", erwidere ich schließlich. "Er ist nicht dumm und weiß, was er tut. Allerdings kann er nicht ganz richtig im Kopf sein, wenn er Einen auf Held macht, sich freiwillig und mit Begeisterung mit Großkriminellen anlegt und dazu dieses Kostüm trägt. Aber auch er hat Schwachstellen. Man muss sie nur finden." Das Gespräch mit Batman im Krankenhaus kommt mir in den Sinn. Er hatte also eine schwere Kindheit? Wie war das noch mit Bruce Wayne ...? Seine Eltern wurden vor seinen Augen als Kind erschossen? Na wenn das mal nicht passt ... Bei diesen Gedanken formt sich ein dünnes, wissendes Lächeln in meinem Gesicht. Ich muss mir unbedingt die Pläne für Wayne Manor besorgen. "Soll ich jetzt begeistert von unserem ehrwürdigen Commissioner sein?", lache ich. "Tut mir leid, aber nein. Wer in einer Stadt wie Gotham beschließt, mit ehrlichen Methoden für das Gute zu kämpfen, hat schon verloren. Deswegen muss Batman sich auch maskieren, um Erfolg zu haben. Er hätte genauso gut zur Polizei gehen und jämmerlich scheitern können." In Gotham lernt man schnell, dass man entweder ehrlich und unbedeutend oder hinterhältig und erfolgreich sein muss. Ich persönlich musste nicht lange überlegen, um mich für Letzteres zu entscheiden. Und ich glaube fast, dass es dir da ähnlich geht. "Und du bildest dir natürlich ein, derjenige zu sein, der diese Schwachstellen ausmachen könnte." "Nun ja ...", sage ich vage. "Zumindest muss man Gordon zugute halten, dass er mehr auf dem Kasten hat als Loeb. Und ein kleines bisschen ist es schon beeindruckend, dass er tatsächlich versucht, aus dem GCPD eine Institution zu machen, zu der Gotham Vertrauen haben kann. Allerdings wird er vermutlich kläglich scheitern, wenn dreiviertel der Kollegen korrupt sind." Wieder zucke ich mit den Schultern. Ich hätte vermutlich von Anfang an gleich auf den Korruptionszug aufspringen sollen. Aber nein, ich musste es ja unbedingt auf die ehrliche Weise probieren. "Ich habe nie behauptet, dass ich wüsste, wo Batman seine Schwachstellen hat. Aber es ist nur logisch, dass auch er welche hat. Jeder hat sie. Müsstest du doch eigentlich wissen." "Ach, wie niedlich. Da fühlt sich wohl jemand berufen, seinen Schwiegervater zu verteidigen?" Es ist wirklich ergreifend, du scheinst tatsächlich ein recht gutes Verhältnis zu Gordon zu haben. "Oder liegt es daran, dass er dir so gönnerhaft gegenübersteht? Erwartest du dir Vorteile?" Der kleine Seitenhieb am Ende entgeht mir natürlich nicht. "Allerdings", brumme ich. "Ich bin jeden Tag mit wandelnden Fehlschlägen gestraft. Jetzt zum Beispiel." Um jeden Zweifel zu tilgen nicke ich demonstrativ in deine Richtung. Misstrauisch und gleichzeitig fragend hebe ich eine Augenbraue an und schenke dir einen skeptischen Blick. Schwiegervater? Okay, es ist schon ein bisschen auffällig, dass Gordon neuerdings so reges Interesse an mir hat, aber Schwiegervater ist da doch ein bisschen sehr weit hergeholt. Allerdings könnte deine Stichelei etwas damit zu tun haben, dass Barbara mit dir geredet hat. Am Ende hat sie dir wirklich noch einen Floh ins Ohr gesetzt, dass ich auch privat etwas mit Jim zu tun habe. Na klasse ... "Ich verteidige hier niemanden. Aber wenn Gordon schon ständig hier auftaucht, kann ich ja versuchen, dass Ganze zu meinem Vorteil auszunutzen. Dass machen wir Kriminellen doch, oder etwa nicht?" Mein bis eben leicht amüsierter Blick wird düsterer, als ich den Kopf ein kleines Stück senke. Ich bin sicherlich kein wandelnder Fehlschlag, du aufgeblasener Affe. Demonstrativ verschränke ich die Arme vor dem Oberkörper und funkle dich an. "Muss ein tolles Leben sein, sich jeden Tag stundenlang mit solchen Fehlschlägen beschäftigen zu müssen, wenn man so hoch gebildet ist und so einen tollen Ruf hat ...", erwidere ich mürrisch mit nicht zu überhörenden Sarkasmus in der Stimme. "Ich kann mir richtig vorstellen, wie befriedigend es für's Ego ist, wenn man außer einem mies bezahlten Job keine anderen Hobbies hat ..." Scheinbar gefällt es dir gar nicht, dass ich dir unterstelle, privat mit Gordon zu tun zu haben. Muss also was dran sein. Am liebsten würde ich mir begierig die Hände reiben, aber ich beherrsche mich. "Da hast du natürlich Recht. Und was wäre der Vorteil? Ein besonders harmonisches Familienleben? " Oho, da fühlt sich Jemand angegriffen. Gut so. "Das hast du gut erkannt, ich habe ein hartes Leben. Aber ich kann dich beruhigen. Ich habe tatsächlich ein Hobby, dem ich mit Begeisterung nachgehe." Ich beuge mich so weit nach vorne, wie es geht, ohne dass man es als Eindringen in deine persönliche Zone werten kann. "Vielleicht sollte ich dir mal meinen Hobbykeller zeigen. Du könntest mir bei einigen ... Experimenten behilflich sein. Macht Spaß." "Klar! Ich tausche eine kaputte Familie gegen eine andere." Ein sarkastisches Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. "Aber es kann nicht schaden, wenn ich mich jetzt mit Jim gut stelle, wenn er es mir schon freiwillig anbietet. Wer weiß, wozu es mir noch mal nützt." Als du dich vorbeugst, bekommen meine Augen einen fast schon sadistisch anmutenden Ausdruck. "Nettes Angebot. Danke, aber nein danke. Ich habe meine eigenen Hobbies, die unter Garantie sehr viel interessanter sind, als dein Hobbykeller ..." "Oh, das machst du genau richtig, Edward. Stell dich jetzt gut mit ihm, dann wird das Donnerwetter sich vielleicht in Grenzen halten." Mit einem breiten Lächeln demonstriere ich dir, dass ich Dinge über dich weiß, von denen du keine Ahnung hast. "Wobei ... Dich einen Kopf kürzer machen wird er trotzdem." Ich winke beiläufig ab. "Dann eben nicht. Du hast sowieso nicht zu entscheiden, wann wir experimentieren und wann nicht." Apropos. Ich schiebe meinen Ärmel hoch und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. "Jetzt zum Beispiel entscheide ich, dass es allmählich reicht für heute." Mein Grinsen fällt ein wenig in sich zusammen, als du mir so siegesgewiss meine Zukunft prophezeist. Du redest schon wieder so, als du mehr weißt als ich. Was zum Teufel hast du von Barbara erfahren? Sie ist momentan der einzige Faktor, den ich nicht berücksichtigen kann, weil ich nicht weiß, warum sie überhaupt hier war. Aber so, wie du sprichst, kann es nichts Gutes sein. Allerdings bezweifle ich ein wenig, dass Jim deswegen wirklich ausrasten wird. Das Einzige, was er mir vielleicht übel nehmen könnte, ist, dass ich Babs in meinem alten Unterschlupf festgesetzt habe. Aber daran war sie ja eigentlich selber schuld. Deswegen wird er mich nicht einen Kopf kürzen machen wollen. Da war das, was ich ihm in seinem Büro an den Kopf geworfen habe, weitaus schlimmer. "Schade ... Wo wir uns doch gerade so gut verstehen ...", murmle ich mit einem gespielt enttäuschten Tonfall. "Ich fange gerade an, dich richtig gern zu haben ..." Genervt verdrehe ich die Augen. Du bist wirklich eine Herausforderung für meine Strapazierfähigkeit. Und mit Herausforderungen ist das so eine Sache. Man wünscht sie sich, aber wenn man sie meistern muss, gehen sie einem gehörig auf den Keks. "Ich hab dich auch lieb, Eddie", sage ich mit vor Sarkasmus triefender Stimme und zeige dir einen Vogel. Dann stehe ich auf und klemme mir die Flasche unter den Arme. "Ich bedanke mich für diese aufschlussreiche Sitzung." Ich bin schon dabei, zielstrebig die Tür anzusteuern, drehe mich aber nochmal um und werfe dir die Zigaretten zu. "Weil du brav geredet hast - mein Teil der Abmachung." Dann wende ich mich ab und verlasse den Raum, wo mich dein Aufpasser schon begierig erwartet. "Und? Hat es funktioniert?" Er deutet auf die Flasche und bemerkt nicht mal, dass sich der Inhalt deutlich dezimiert hat. "Überraschend gut. Der Mann ist trotzdem eine Plage. Schaffen Sie ihn zurück in seine Zelle." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)