Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 24: Sieh's ein ... Ich bin intelligenter als du. -------------------------------------------------------- Mit der Flasche in der Hand kehre ich zum Sitzungsraum zurück. Auf den schockierten Blick des Wachmannes hin ziehe ich mir irgendetwas über deinen Alkoholiker-Vater aus der Nase und Probleme, die ich dir versinnbildlicht vor Augen führen will. Natürlich schluckt der Trottel den Mist, obwohl er absolut unglaubwürdig ist. "Soll ich dir mal was sagen?", beginne ich, nachdem die Tür zu ist. "Ich halte selbst nicht viel von diesem Saftladen. Aber er bietet einiges an Material, dass ich brauche." Ich nehme noch einen Schluck aus der Flasche und reiche sie dir. "Ich verabscheue die Hohlköpfe, die hier arbeiten. Die Irren, die Heilung von mir erwarten. Das GCPD und Blackgate, die überall mitmischen." Geflissentlich ziehe ich die konfiszierten Zigaretten und das Feuerzeug des Commissioners aus der Tasche. "Ich wäre längst weg, wenn ich nicht das ein oder andere von hier bräuchte." Ich zünde mir eine von deinen Zigaretten an, klopfe eine weitere aus der Schachtel und biete sie dir an. "Du verstehst das, oder? Ist dasselbe gewesen bei dir", nuschle ich an der Zigarette vorbei und verziehe einen Mundwinkel zu der Parodie eines Lächelns. "Vielleicht bin ich falsch. Aber nicht falscher, als du es warst. Zumindest habe ich noch nicht die Tochter des Anstaltsleiters flachgelegt." Ich sitze immer noch an derselben Position, als du wieder den Raum betrittst. Aber ich bin doch ziemlich überrascht über die Flasche, die du in der Hand hältst. Mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue lehne ich mit einer Geste die Flasche ab, die du mir hinhältst. Scotch ... Mir steht zwar der Sinn nach einem guten schottischen Whisky, aber die Versuchung ist nicht groß genug, um jetzt mit dir Bruderschaft zu trinken. "Ach was? Jetzt sag nicht, dass die Regierung neue Medikamente an den armen Schweinen hier testet?", frage ich mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. Meine Augenbraue wandert zu neuen Höhen, als du dir erst selbst eine Zigarette ansteckst und mir dann auch noch eine anbietest. Bin ich gerade im falschen Film? Was ist das jetzt wieder für eine linke Nummer? Trotz meiner Skepsis nehme ich die Zigarette mit einem knappen Nicken an. Als du dann unvermittelt erwähnst, dass ich was mit der Tochter vom Chef hatte, werde ich schlagartig leichenblass. Ich bin zum ersten Mal froh, dass ich auf dieser Liege sitze, denn andernfalls würden mir jetzt die Knie nachgeben. Meine Hände fangen leicht an zu zittern und ich lasse die Zigarette fallen, die ich gehalten habe. Das darf doch nicht wahr sein ... Wie hast du das heraus gefunden? Woher ...? Völlig schockiert starre ich dich sprachlos mit großen Augen an. Mir ist dabei bewusst, dass ich mich damit mehr als nur verrate, aber ich bin in diesem Moment nicht in der Lage, anders zu reagieren. Du hast mich gerade völlig unvorbereitet eiskalt erwischt. Es wäre jetzt mehr als einfach, meine Genugtuung offen zur Schau zu stellen, aber ich beherrsche mich. Anstatt irgendeinen sarkastischen Kommentar über dein blödes Gesicht abzugeben, bewahre ich mir eine halbwegs neutrale Miene und bücke mich, um deine Zigarette aufzuheben. Ich lege sie neben dir ab und packe gleich Gordons Feuerzeug dazu. "Die Regierung testet gar nichts", murmle ich mit dem Hauch eines Lächelns. "Und du brauchst nicht so schockiert zu schauen, ich habe dir die Information nicht auf magische Weise an den Augen abgelesen oder vehement in deiner Vergangenheit danach gekramt. Miss Gordon hat es mir erzählt, als sie bei mir war, um einen Besuch zu erbitten." In Ermangelung eines Aschenbechers lasse ich die Asche auf den Boden krümeln und schiebe sie beiläufig mit der Schuhspitze unter die Liege. Ein paar schwarze Striemen mehr auf dem Boden werden Niemanden verwundern. Gott allein weiß, wann hier das letzte Mal gründlich sauber gemacht wurde. Arkham ist und bleibt eben ein Drecksloch. In vielerlei Hinsicht. "Ich mache dir nicht mal einen moralischen Vorwurf deswegen. Die Kleine ist wirklich ein guter Fang. Bildhübsch, entschlossen und scheinbar sind ihre Nerven stark genug, um einen wie dich auszuhalten. Auch wenn es mir ein Rätsel ist, wie du dieses süße, unschuldige Ding für dich eingenommen hast." Ich mustere dich eingehend. "Du bist weder ein Adonis noch Prinz Charming. Aber sie scheint wirklich verliebt in dich zu sein, also irgendwas musst du an dir haben." Immer noch reichlich verdattert höre ich dir zu, wie du davon erzählst, dass Barbara dir Alles brühwarm aufgetischt hat. Vermutlich an dem Tag, als sie mit mir reden wollte, ich aber nicht wollte. Wahrscheinlich hast du sie solange bequatscht, bis sie dir Alles gesagt hat. Würde dir zumindest ähnlich sehen. Rhetorisch scheinst du zumindest auch einiges auf dem Kasten zu haben. Na klasse ... Verwirrt raufe ich mir mit einer Hand die Haare und versuche, meine Gedanken zu ordnen, was in diesem Moment nicht gerade einfach ist. Gleichzeitig versuche ich mir fahrig die Zigarette anzustecken, was mir durch meine immer noch leicht zitternde Hand erst beim dritten Versuch gelingt. Nach zwei tiefen Zügen sehe ich dich zum ersten Mal wieder bewusst an. Es hat ja eh keinen Sinn mehr, mich irgendwie rausreden zu wollen, also kann ich auch das Beste aus der Situation machen - oder es zumindest versuchen. "Ja, okay ...", sage ich schließlich ergeben. "Ich hatte was mit der Tochter vom Chef. Aber das war nur eine unbedeutende Affäre und hat Nichts bedeutet." Okay ... Nicht mal ich kaufe mir das selber ab. Scheiße ... Du hast einen meiner wunden Punkte gefunden. Gefällt mir nicht sonderlich, aber was soll ich jetzt noch groß dagegen machen ... "Ja, starke Nerven hat sie, aber auch eine ordentliche Portion Naivität ..." Offenbar gibst du dich tatsächlich geschlagen und bist zumindest ansatzweise gesprächsbereit. Auch wenn du mich natürlich anlügst. Sicher merkst du selbst, wie unglaubwürdig du gerade klingst. Ich lasse diesen Umstand unkommentiert, gebe dir lediglich durch einen vielsagenden Blick zu verstehen, dass ich nicht völlig bescheuert bin. "Naiv ... Ja, das würde ich so unterschreiben, nach allem, was ich von ihr gehört habe", seufze ich. Sich von einem gesuchten Verbrecher schwängern zu lassen, ist alles andere, als eine Glanzleistung. Es heißt ja bekanntlich, dass Liebe blind macht. Für mich teilweise unverständlich, wie man sein rationales Denken einfach so mir nichts dir nichts dem Gefühl zuliebe abstellen kann, aber bitte. "Scharwenzelt Commissioner Gordon deswegen noch um dich herum? Weil du seine Tochter entehrt hast und jetzt für immer bei ihr bleiben sollst?" Ich muss schmunzeln bei dem Gedanken. Für so etwas bist du eindeutig nicht der Typ. Wahrscheinlich überfordert dich das Ganze maßlos. Gott ... Musst du mich wirklich so ansehen, als ob ich nicht mal einem kleinen Kind den Lolli klauen könnte? Ich weiß ja, dass das nicht meine beste Lüge war, aber dass musst du mir doch nicht so unter die Nase reiben. Ich weiß schon, warum ich nicht leiden kann. Ich seufze leise und nehme einen tiefen Zug von meiner Zigarette. Rauchen soll ja beruhigen, auch wenn ich momentan nicht viel davon merke. Durch das Gespräch bedingt, sehe ich unwillkürlich Barbaras wütendes Gesicht vor mir, als ich sie mit Handschellen gefesselt in meinem alten Unterschlupf an der Pioneers Bridge zurück gelassen habe. Sie hat mich dabei mit ziemlich heftigen Schimpfworten belegt. Was sie wohl von mir wollte, als sie vor ein paar Tagen hier war? Wollte sie mir wieder eine Standpauke halten? Mich versuchen, auf den rechten Weg zu bringen? Ach, was weiß ich ... Wird schon nichts Wichtiges gewesen sein. Auf deine Frage hin hebe ich den Kopf und sehe dich einen Moment lang zweifelnd an. "Nein, ich denke nicht ...", sage ich ausweichend und ziehe wieder an der Zigarette. "Er hat sich irgendwie in den Kopf gesetzt, einen auf meinen neuen besten Freund zu machen." Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung ... Ist mir auch egal ..." Nachdenklich ziehe ich an der Zigarette und mustere dich. Bilde ich mir nur ein oder führen wir gerade ein gesittetes Gespräch? Fast rechne ich damit, dass du mich nur in Sicherheit wiegen willst. Andererseits kommt es mir tatsächlich nicht so vor, als würdest du gerade irgendeinen Plan verfolgen. "Das glaube ich dir", sage ich grinsend. "Der Mann kommt einem schon so vor, als würde er alles und jeden retten wollen. Die Tochter genauso - nichts für ungut." Einen Augenblick lang sehe ich schweigend zu, wie meine Zigarette vor sich hin glimmt. "Ich persönlich glaube ja, dass man nicht Jeden retten kann. Manchen Leuten ist nicht mehr zu helfen, mit denen muss man anders verfahren." Interessiert sehe ich dich an. "Wie siehst du das, Edward? Zweite Chance für Jeden oder härtere Methoden?" "Na ja ...", erwidere ich nachdenklich. "Immerhin muss man Gordon zumindest zugute halten, dass er sich nicht schmieren lässt - obwohl dass sicherlich Einiges erleichtern würde." Ich mache eine kurze Pause. "Also für die Mafia", werfe ich schnell hinterher, damit du hoffentlich nicht auf die Idee kommst, dass ich irgendwann mal mit dem Gedanken gespielt habe, Gordon zu schmieren. Ich hatte zwar meine Finger mit im Spiel, was die Korruption im GCPD und anderen Behörden betrifft, aber auch erst die letzten Monate vor dem großen Knall zu Weihnachten. Skeptisch hebe ich eine Augenbraue und sehe dich mit deutlichem Zweifel an. Willst du mich jetzt verschaukeln oder denkst du allen Ernstes, dass ich auf diese schlechte Fangfrage rein falle? Aber okay, ich werde mal mitspielen. "Mhm ...", mache ich nachdenklich und klopfe mit einem Finger kurz auf die Zigarette, damit die Asche abfällt. "Kommt drauf an. Wenn sich jemand wirklich helfen lassen und das Leben wieder auf die Reihe kriegen will, sollte man demjenigen eine zweite Chance geben." Ich mache eine Pause, um an der Zigarette zu ziehen. "Solche offensichtlich Bekloppten wie Joker oder die Fledermaus sollte man am besten richtig hart anpacken. Vielleicht klingelt es dann mal bei denen." Über deinen schnell nachgeschobenen Zusatz zur Mafia lache ich kurz. Darauf brauche ich gar nicht weiter einzugehen. Du bist auch nicht mehr und nicht weniger korrupt gewesen, als ich es heute bin. Warum sollte ich mich jetzt auf eine moralische Diskussion mit dir einlassen? Wahrscheinlich wären wir da eh einer Meinung. Deine Antwort auf meine kleine Probefrage ist um einiges interessanter. "So so", murmle ich nachdenklich. "Wie sieht es mit dir aus? Willst du dir helfen lassen? Dich ändern? Oder machst du weiter wie bisher und musst hart angepackt werden." Ich ziehe feixend an meiner Zigarette. "Damit es klingelt. Du weißt schon." Ein kleines Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen, ehe ich dich mit einer andeutungsweise hochgezogenen Augenbraue ansehe. "Ich hoffe, dir ist klar, dass deine so nett verpackten Fragen zu meiner Zurechnungsfähigkeit genauso wenig bringen, als wenn du sie direkt stellen würdest." Mein Grinsen wird ein Stückchen breiter. "Ich an deiner Stelle würde also nicht allzu viel auf meine Antworten geben. Sieh's ein ... Ich bin intelligenter als du." Immer noch grinsend zwinkere ich dir kurz zu, ehe ich wieder einen Zug von der Zigarette nehme. "Aber okay ... Ich werde mitspielen. Aber zuerst eine Gegenfrage ..." Ich mache eine Kunstpause. "Was habe ich denn bisher so Schlimmes gemacht, was rechtfertigt, dass ich hier sitze, und mit dir rede?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)