Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 23: Entweder naschen Sie zu oft oder zu selten von Ihren Psycho-Pillen ... ---------------------------------------------------------------------------------- Im Nachhinein bin ich wirklich froh, dass ich deine Akte nicht gleich mitgenommen habe. Das gibt mir vor dem Gespräch Zeit, meine Gedanken zu ordnen. Was soll ich jetzt machen? Deine Akte unter den Arm geklemmt stehe ich vor dem Schrank, in dem meine Maske eingeschlossen ist. Eine Hand habe ich sehnsüchtig auf dem Griff. Ich bin kurz davor, die Maske herauszunehmen und es dir so richtig heimzuzahlen. Aber das wäre falsch. Ich bin wütend und gekränkt und würde es aus Rache tun. Wenn ich meine Versuche mit dir aber beginne, dann will ich klar im Kopf und ruhig sein, um mich genau auf die Ergebnisse konzentrieren zu können. Angestrengt reibe ich mir über die Augen und schlucke schwer. Zum ersten Mal hält sich meine Lust in Grenzen, mit dir zu reden. Du hast mich so aus der Fassung gebracht, dass ich für einen Augenblick die Oberhand verloren habe. Das macht mir zu schaffen. "Arschloch", brumme ich und zwinge mich dazu, die Hand von dem Schrank zu nehmen und stattdessen die Brille wieder aufzusetzen. Widerwillig setze ich mich in Bewegung und stoße im Therapiezimmer zu dir. Ich habe mich entschieden, dir nicht die Hölle heiß zu machen. So schwer es mir auch fallen wird, ich werde es auf die nette Tour versuchen. "Haben Sie sich etwas gefangen?", frage ich also im Plauderton. "Sie brauchen sich übrigens keine Sorgen zu machen, Edward. Ich habe mich beruhigt und werde Ihnen nicht an die Gurgel gehen. Mein Ausraster tut mir leid. Als Ihr Arzt sollte ich mich besser im Griff haben." Das ist nicht mal gelogen, sondern die reine Wahrheit. Ich habe dich viel zu viel sehen lassen. Kaum, dass du auch nur einen Fuß im Raum hast, habe ich schon wieder mein selbstsicheres Grinsen aufgesetzt. Meine Wachhunde haben mich zum Glück für diese paar Minuten in Ruhe und vor allem allein gelassen. Nicht, dass ich hier in Arkham zu viele gesellschaftliche Verpflichtungen hätte, aber ich bevorzuge mittlerweile wirklich meine kleine Einzelzelle. "Also ernsthaft, Crane ...", erwidere ich grinsend und habe nicht die Absicht, dir auch nur einen Zentimeter entgegen zu kommen. "Entweder naschen Sie zu oft oder zu selten von Ihren Psycho-Pillen ... Aber ich verzeihe Ihnen." Dann halte ich dir demonstrativ meine Hände mit den Handschellen hin. Ich hole schon Luft, um zu kontern, lasse es letztendlich aber bleiben. Bedauerlicherweise muss ich mir eingestehen, dass du inzwischen genau weißt, wo meine wunden Punkte sind. Was du natürlich gnadenlos ausnutzt. Arschloch, wiederhole ich in Gedanken. Seufzend lege ich deine Akte auf meinem Stuhl ab und komme zu dir herüber, um dir die Handschellen abzunehmen. "Was halten Sie davon, wenn wir uns heute beide ein bisschen zurückhalten?", biete ich an, ohne dich anzusehen. Dann hättest du nämlich erst recht bemerkt, dass ich schon beim Gedanken an meinen Vorschlag am liebsten aus dem nächsten Fenster springen würde. "Ich gestehe, dass es durchaus Spaß macht, mich verbal mit Ihnen zu duellieren. Aber es hilft Keinem von uns." Ich nehme dir die Handschellen ab und kehre zu meinem Platz zurück. "Natürlich bietet es uns beiden die Möglichkeit, den Anderen zu analysieren und seine Schwachpunkte zu finden. Leider ist das nicht das Ziel dieser Therapie. Oder mögen Sie mich so sehr, dass Sie das den Rest Ihres Lebens so weitermachen wollen?" Wenn du mich ansehen würdest, als du mir die Handschellen abnimmst, würdest du das verschlagene Grinsen und amüsierte Funkeln in meinen Augen sehen. Dein Vorschlag amüsiert mich so sehr, dass ich anfange, ein wenig zu kichern, als du endlich die Handschellen gelöst hast. Und kaum, dass du zu dem Stuhl zurück gekehrt bist, springe ich von der Liege auf, auf der ich bis jetzt gemütlich saß, und schlendere betont desinteressiert im Raum herum. "Doktor Crane ...", sage ich langsam und betone jede einzelne Silbe. "Und Sie wollen wirklich einen Doktortitel in Psychologie haben?" Ich bleibe stehen und sehe dich wissend an. "Es scheint mir fast so, als ob Sie das Diplom aus dem Internet haben." Ich seufze theatralisch. "Momentan sieht es nämlich eher so aus, als wäre ich der Therapeut und Sie mein bemitleidenswerter Patient." Ganz unvermittelt klatsche ich in die Hände und gehe beschwingt zur Liege zurück, um mich hinzusetzen und die Beine übereinander zu schlagen. "Okay, genug von mir. Wie fühlen Sie sich, nachdem ich Ihre Autorität vor Ihren eigenen Angestellten untergraben habe?", frage ich und äffe dabei deinen Psychologen-Tonfall nach. Dein dämliches Gekicher lässt mich schon jetzt bereuen, dass ich die Maske nicht mitgenommen habe. Scheiß auf wissenschaftliche Genauigkeit, wenn ich dich leiden lassen kann ... Als du wieder einmal an der Rechtmäßigkeit meines Diploms zweifelst, schließe ich kurz die Augen und seufze genervt. "Immer dieselbe Leier", flüstere ich angesäuert. "Sie wollen also mein Therapeut sein? Na ja. Zumindest diese Anwandlung ist neu." Ich schlage deine Akte auf und zücke meinen Kugelschreiber. "Liegt natürlich daran begründet, dass Sie mehr und mehr das Gefühl haben, Ihnen gleitet die Kontrolle durch die Finger. Kein Wunder, Sie scheinen gerade bei Gordon die Kontrolle mehrmals verloren zu haben." Über den Rand meiner Brille hinweg sehe ich dich vielsagend an. "Aber das haben Sie sicher längst erkannt, stimmt's, Doktor?" Deinen Kommentar über die Angestellten und meine Autorität sollte ich eigentlich wirklich ignorieren. Trotzdem rutscht mir durch zusammengebissene Zähne ein "Lassen Sie's gut sein, das schadet Ihrer Gesundheit" heraus. Mir liegt ein gehässiger Kommentar auf der Zunge, bezüglich darüber, ob ich die Kontrolle verliere, aber vorerst schlucke ich ihn runter - zumindest vorläufig. Mein Grinsen bleibt aber wie festgetackert auf meinem Gesicht und ich wippe rhythmisch mit dem Kopf, als du redest, um meine vorgespielte Zusicherung auszudrücken. "Doktor Crane ... Jonathan ...", sage ich langsam und mache eine Kunstpause. "Johnny ...", füge ich hinzu und grinse dich schelmisch an. "Mir scheint es eher so, dass Sie die Kontrolle verlieren." Ich senke den Kopf und sehe dich wissend über den Rand meiner Brille an. "Es muss Sie ziemlich frustrieren, dass ich einfach nicht nach Ihren Regeln spiele, stimmt's? Ich meine, Sie haben so einen tollen Ruf in Gotham und kaum bin ich in Ihren heiligen Hallen, kann man Ihnen praktisch dabei zusehen, wie Sie immer mehr die Nerven verlieren." Wieder seufze ich theatralisch. "Sie würden mir jetzt gern Eine rein hauen, habe ich recht?" Meine Lippen sind zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Johnny. Ich weiß nicht, wann mich das letzte Mal jemand Johnny genannt hat. Damit gehst du eindeutig zu weit. Dass ich mich nicht auf deine Stufe herablassen sollte, vergesse ich. Dass hier immer noch ich der Psychiater bin und verantwortungsvoller sein sollte, ist mir so egal wie noch nie. Ich beuge mich langsam nach vorn und reiße mir fast die Brille herunter. "Du hast mich noch nie erlebt, wenn ich wirklich die Kontrolle verliere, Nashton." Meine Stimme ist leise und eindringlich. "Aber weißt du was? Ich würde dir sogar liebend gern eine verpassen. Aber wozu dir diese Genugtuung geben." Gehässig blecke ich die Zähne zu einem boshaften Grinsen. "So wie du immer Alle provozierst - mich, die Wachen, deinen geliebten Commissioner - legst du es ja scheinbar drauf an. Liegt das an Daddy? Verwechselst du körperliche Gewalt mit Anerkennung? Ich vermute, du bist so scharf drauf, zusammengeschlagen zu werden, weil du es brauchst, um dich irgendwie beachtet zu fühlen." Ich lehne mich wieder zurück und hebe bedauernd die Hände. "Tut mir leid, Nashton. Du bist mir nicht genug wert, um dir so viel Anerkennung zu schenken." Abwartend verschränke ich die Arme vor der Brust. Das waren heikle Worte. Kann sein, dass sie dich kalt lassen. Kann sein, dass du mich angreifst. Wert ist es das allemal. Mein spöttisches Grinsen bleibt an Ort und Stelle, als du anfängst zu sprechen. Deiner Tonlage nach zu urteilen, habe ich dich wirklich richtig heftig provoziert und es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, bis du komplett die Fassung verlierst. Irgendwie ist es gerade äußerst verlockend, dich so weit zu reizen. Wenn der Leiter von Arkham ausrastet und auf die eigenen Patienten losgeht, wird der Laden sicherlich schnell geschlossen. Aber auf jeden Fall wärst du deinen Job los. Verlockende Vorstellung. Doch schon nach wenigen Sätzen entgleiten mir die Gesichtszüge und ich kann dich nur noch komplett perplex anstarren. Mein schockierter Blick flackert kurz zur Tür und ich bin wirklich versucht, aufzuspringen und die Flucht anzutreten. Die Versuchung ist sehr groß, doch im letzten Moment kann ich mich davon abhalten. Mir ist klar, dass das die Retourkutsche für meine Provokationen ist. Allerdings greifst du für deine Rache sehr tief in die unterste Schublade. Meine Kiefer sind fest aufeinander gebissen und meine Fingerknöchel treten weiß hervor, weil ich die Hände so fest zu Fäusten geballt habe. Um nicht auszurasten und dich jetzt auf der Stelle anzugreifen, zähle ich gedanklich von zehn an rückwärts und atme mehrmals bewusst tief ein und aus. Ich darf jetzt auf keinen Fall ausrasten. "Pass mal ganz genau auf, Crane ...", sage ich gefährlich leise und funkle dich mit Mord im Blick an. Meine Stimme vibriert immer noch leicht von der an dich gerichteten unterdrückten Wut. "Mir ist scheißegal, für wen zum Teufel du dich hältst, aber bloß, weil irgendein Vollidiot ausgerechnet dir die Leitung über diesen Saftladen gegeben hat, bedeutet das nicht, dass ich dir auch nur einen Hauch Respekt entgegenbringe. Du bist so falsch wie die Brüste von Pamela Anderson und es müsste schon die Hölle zufrieren, ehe ich dir auch nur einen Zentimeter entgegen komme. Meinetwegen können wir dieses verbale Weitpissen jedes Mal veranstalten, aber selbst die Risse in der Decke zählen ist interessanter, als dir zuzuhören." Ich muss mich kurz unterbrechen, um Luft zu holen. "Deine Anerkennung ist das Letzte, was ich will. Allerdings wäre es sicherlich sehr interessant was passiert, wenn du endgültig die Nerven verlierst - so als Chef von einem Haufen Bekloppter. Der Bürgermeister wäre sicher begeistert. Ich brauche weder deine neunmalklugen Ratschläge, noch die von irgendjemand Anderen, um zu wissen wie gut ich bin. Und du hast nicht den Hauch einer Ahnung, wie gut ich eigentlich bin, du aufgeblasenes Arschloch." Meine Hände sind so fest zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß hervortreten. Ich will gerade ansetzen, um dich in Grund und Boden zu brüllen, aber unheilvolles Knacken lässt mich nach unten sehen. Ah, ja. Ich habe die Brille ja noch in der Hand. Schnaubend inspiziere ich den rechten Bügel, der leicht angeknackst ist. Großartig. Könnte gar nicht besser laufen. Mit einem Ruck springe ich auf, schiebe dabei den Stuhl achtlos zurück und verlasse ohne dich anzusehen den Raum. Deine Akte nehme ich mit. Du würdest die Gelegenheit ausnutzen. "Dr. Crane? Sir? Soll er zurück in die Zelle?" "Nein, ich bin sofort wieder da", fahre ich den Wachmann an, der mich verwirrt anblinzelt. Ich kümmere mich nicht um ihn und stapfe geradewegs weiter in mein Büro. Dort pfeffere ich deine Akte auf den Schreibtisch. Sie rutscht über die Kante und fällt auf der anderen Seite nach unten. Ich lasse sie, wo sie ist. Stattdessen stütze ich mich mit vor Wut bebenden Händen an dem Schrank ab, in dem meine Maske wartet, und versuche, mich schwer atmend zu beruhigen. Das war heftig. Ich schmeiße auch die angeknackste Brille nach drüben auf den Schreibtisch und reibe mir angestrengt über das Gesicht. Dir jetzt mit der Maske zu kommen wäre verlockend, aber falsch. "Mieser, hinterhältiger, kleiner Hurensohn", zische ich und schlurfe zu meinem Schreibtisch. Ich reiße die oberste Schublade auf und krame eine angebrochene Flasche Scotch hervor, aus der ich einen großen Schluck nehme. Während der Alkohol mir die Kehle verbrennt, betrachte ich die Flasche. Vielleicht sollte ich ... "Hm ... Warum eigentlich nicht?" Mit einer gewissen Genugtuung nehme ich wohlwollend zur Kenntnis, dass du es bist, der die Flucht antritt. So muss das laufen. Genau so und nicht anders! Endlich scheinst auch du zu kapieren, wie der Hase läuft. Nicht ich bin derjenige, der hier sein Inneres nach Außen kehren wird. Es wird genau anders herum sein. Du bist schließlich nicht der Erste, den ich in Grund und Boden rede, bis er selbst an das glaubt, was ich ihm sage. Du glaubst ja gar nicht, wie gut ich darin bin, Jemanden solange zu bequatschen, bis ich meinen Willen bekomme und Derjenige glaubt, es sei alles seine Idee gewesen. Oh ja, ich wäre ein verdammt guter Anwalt - oder Cop. Ich nutze die Zeit, die du weg bist, um wieder runter zu kommen. Und das ist auch dringend nötig, so wie mein Puls rast. Es hätte wirklich nicht mehr viel gefehlt und hätte dir irgendwas gebrochen. Vorzugsweise die Nase oder das Jochbein. Beides sehr schmerzhaft, wenn man Brille trägt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)