Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 21: Muntert es dich auf, wenn ich dir sage, dass in der hintersten Ecke der Verwahrstelle immer noch dieser Mustang steht ...? -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Unwillkürlich muss ich schmunzeln, auch wenn ich nicht gerade in Hochstimmung bin. Anscheinend passiert das häufig, wenn wir beide mehr als drei Sätze miteinander wechseln. "Kippen sind gar nicht so verkehrt ...", sage ich und ziehe demonstrativ einen Klimmstängel aus der Schachtel. Nachdem ich mir die mittlerweile dritte Zigarette in diesem Gespräch angezündet habe, werfe ich dir einen fast schon schelmischen Blick zu. "Na ja ... Ich könnte mal eine Umfrage im Hochsicherheitsbereich machen, was die anderen Verrückten von der Anerkennung des Commissioners halten." Nach einem tiefen Zug verschwindet das Grinsen schnell wieder aus meinem Gesicht. "Dir ist klar, dass ich das nicht meinte, oder? Was soll passieren, wenn ich als »geheilt« hier entlassen werde?" "Na, die werden dir nur positive Antworten geben, jede Wette", feixe ich, doch auch ich mache wieder ein ernstes Gesicht, als du die alles entscheidende Frage stellst. "Tja", beginne ich lang gezogen. "Dann arbeiten wir daran, dass du dein Leben wieder auf die Reihe bekommst. Du brauchst eine neue Bleibe, in der du dich wohlfühlen kannst. Einen anständigen Job, in dem dein Licht nicht unter den Scheffel gestellt ist. Ein besseres soziales Umfeld als Schläger und Mafiosi. Und ein paar Gründe, die dir glaubhaft vermitteln, dass das Leben sich lohnt." "Ich hätte doch Medizin studieren sollen ...", murmle ich nachdenklich mit einem schiefen Grinsen. "Dann müsste ich mir wenigstens keine Sorgen um einen Job machen ..." Ich seufze und zucke mit den Schultern. Ich schweige für einen Moment. Das bedeutet dann wohl, dass das GCPD meine Wohnung auf den Kopf gestellt hat. Und das die Fledermaus immer noch hinter meinen Rechnern her ist. "Wofür sich das Leben lohnt ...", wiederhole ich leise. "Tja ... Da gibt es eigentlich Nichts großartig. Glaubst du, wenn ich Etwas hätte, hätte Batman Weihnachten zu meiner Rettung eilen müssen?" "Vor allem nicht in Gotham", füge ich halb bitter, halb scherzend hinzu. Mit all den Schießereien und Angriffen kann man hier als Arzt sicher gut verdienen ... "Wir suchen dir schon was", sage ich und klopfe dir einmal aufmunternd auf den Rücken. "Weihnachten hast du zum Glück überlebt. Jetzt heißt es nach vorne sehen und nicht zurück. Sieh es als Neuanfang und hör auf, Trübsal zu blasen." Ein schiefes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. "Muntert es dich auf, wenn ich dir sage, dass in der hintersten Ecke der Verwahrstelle immer noch dieser Mustang steht ...? Hat nach wie vor ein paar Kratzer, aber ansonsten wartet er sehnsüchtig darauf, wieder auf die Straße zu kommen." Was suchen ... Toll, ich kann mir schon lebhaft vorstellen, dass ich am Ende auf der Zulassungsstelle versauern werde. Das ist bestimmt ganz großes Kino ... Deswegen bekommst du auch nur ein halbherziges kurzes Lächeln von mir. Als du dann aber aus heiterem Himmel meinen Mustang erwähnst, sehe ich dich im ersten Moment perplex an. Diese Information muntert mich tatsächlich auf, was du mir vermutlich auch ansehen kannst. "Ernsthaft?", frage ich nach und schaffe es nicht, die Begeisterung darüber komplett aus meiner Stimme zu verbannen. "Ich dachte, nach drei Monaten werden die beschlagnahmten Wagen weiter veräußert? Ich meine ... Wieso?" Lachend zucke ich mit den Schultern. "Das ist eigentlich ganz simpel. Hast du dir den Wagen mal angesehen?" Ich grinse breit. "Niemand will dieses Schmuckstück freiwillig hergeben. Alle sind scharf darauf, dein Baby selbst mal nach hause zu fahren. Aber der Wagen ist alles andere als billig. Und mal eben mitnehmen geht natürlich auch nicht - sonst hätte mein verehrtes Töchterchen mich schon gezwungen, das Auto einzukassieren. Eh sich also alle die Köpfe einschlagen, ist er erst einmal stehen geblieben. Und irgendwann ist die Sache im Sande verlaufen. Aber ich versichere dir - da schleichen immer noch einige Geier um das Auto herum." Zugegebenermaßen ist Babs nicht ganz unschuldig an der ganzen Sache. Sie hat auf sehr dramatische Weise den Eindruck vermittelt, dieses Auto - gegen das sie teilweise ihre Aggressionen gerichtet hat, weil du nicht verfügbar warst - sei alles, was ihr noch von dir geblieben sei. So oft, wie sie meinetwegen im GCPD ist, hat sie sich dort einige Freunde gemacht. Und gute Seelen wie Harvey haben natürlich Wert darauf gelegt, dass der Wagen sich vorerst nicht von der Stelle rührt. Ich hatte lediglich gebetet, dass ihn am Ende keiner der Kollegen bekommt. Nicht auszudenken, wenn Babs das Ding jeden Tag auf dem Parkplatz gesehen hätte. In der Verwahrstelle steht das Auto bis heute sehr gut. Und wer hätte gedacht, dass ich sogar noch einmal einen Nutzen davon haben würde. Ich muss ebenfalls grinsen. Natürlich habe ich mir den Mustang genau angesehen. Mehr als einmal sogar. Ich habe ihn mir damals ja nicht ohne Grund gekauft. Ich weiß, wie der Wagen wirkt – besonders auf das andere Geschlecht. Ganz besonders bewusst geworden ist mir das, als ich Barbara zum ersten Mal an ihrer High School abgeholt habe. Und ich kann mich noch sehr genau an die neidischen und gierigen Blicke der Kollegen erinnern, die sie dem Mustang zugeworfen haben, als er noch jeden Tag auf dem Parkplatz des GCPD stand. Aber hey, es ist ja nicht mein Problem, dass die Meisten einfach keinen Geschmack haben und stattdessen Dodge à la Al Bundy fahren. "Ich habe ihn auch nicht gerade freiwillig hergegeben", füge ich mit einer hochgezogenen Augenbraue hinzu, die verbergen soll, dass mir mein Mustang wirklich am Herzen liegt. "Und ich hätte ihn gerne in einem Stück und fahrbereit wieder. Da sich die Besitzdokumente nach wie vor in meinem Besitz befinden, gehört mir der Mustang auch noch, richtig?" Ich werfe dir einen fragenden Blick zu, denn ich muss mir gerade eingestehen, dass ich mich noch nicht damit beschäftigt habe, ob der Wagen noch mein Eigentum ist oder nicht. "Und du darfst gerne einen Aushang im GCPD machen, dass ich nicht vorhabe, den Wagen zu verkaufen. Dazu war er dann doch ein bisschen zu teuer. Außerdem sind Steuern und Versicherung ein bisschen viel bei einem Polizistengehalt." Wieder wandert meine Augenbraue ein Stück nach oben, als du Barbara erwähnst. Soll das heißen, dass deine Tochter auf den Mustang scharf ist? Oder interpretiere ich gerade zu viel in deine Worte hinein? Nun ja, Barbara war zumindest jedes Mal sehr begeistert, wenn ich sie in die Nähe des Wagens gelassen habe. Von daher würde ich jetzt einfach mal vermuten, dass sie ihn selber gerne hätte. Es war fast ein bisschen zu leicht, dich auf andere Gedanken zu bringen. Man merkt, wie viel dir dieses Auto bedeutet. Da wird einem richtig warm ums Herz, wenn man sieht, welche Freude dir das macht. "Ja, er gehört nach wie vor dir. Wenn du also hier raus bist, dann darfst du dir dein Baby aus der Verwahrstelle abholen." Auf deinen Kommentar zum Polizistengehalt hin sehe ich dich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Über den vorangegangenen Scherz kann ich nicht so wirklich lachen. "Da fragt man sich ja irgendwie, wie du mit deinem Gehalt aus der Cyber Crime Unit diesen Wagen bezahlt hast", murmle ich vage. Eigentlich will ich die Stimmung nicht ruinieren, aber es ist eine berechtigte Frage. Nicht mal als Police Commissioner könnte ich mir einen Mustang leisten. Meine gute Laune ist mit einem Schlag wie weggeblasen, als du auf meinen Verdienst im GCPD zu sprechen kommst. Hätte ich doch nur den Mund gehalten. Hätte ich doch meine große Klappe gehalten und dir nicht diese Flausen in den Kopf gesetzt. Das habe ich ja mal wieder super hinbekommen. Und jetzt darf ich zusehen, wie ich dich von dem Gedanken weg bekomme, dass ich nebenbei noch die einen oder anderen Einkünfte hatte. "Aktien, Immobilien und eine sparsame Lebensweise ...", erwidere ich verhalten. Dass ich dazu noch ein halbes Dutzend Konten im Ausland habe, die gute Gewinne abwerfen und ich zusätzlich - ohne dass sie es wissen - auf der Gehaltsliste mehrerer Mafiabosse stehe, tut nichts zur Sache. Durch verengte Augen musterte ich dich misstrauisch. Natürlich fällt es sehr schwer, dir das zu glauben. Ein Teil von mir möchte es wirklich gern, will annehmen, dass du einfach ein Händchen für Finanzen hast und deswegen guten Gewinn gemacht hast. Der andere Teil - der Polizist, nicht der Kerl, der sich schon als deinen Ersatzvater handelt - traut dem Braten nicht. Ich seufze gedehnt. "Irgendwas sagt mir, dass da eindeutig mehr dahinter steckt. Du bist dir darüber im Klaren, dass ich das nicht einfach unter den Tisch kehren kann, so sehr ich dich auch mag, oder?" Beinahe entschuldigend sehe ich dich an. Ich will das gerade erst geknüpfte Band zwischen uns ungern zerstören. Aber zu einem dieser Polizisten zu werden, die alles einfach gut sein lassen, weil sie mit den Verbrechern sympathisieren, kommt für mich nicht in Frage. "Aber lass uns das nicht heute weiter besprechen." Kaum, dass du geendet hast, bleibe ich stocksteif stehen und mustere dich finster. Da ist er wieder, der Polizeichef. Der Typ, den ich nicht leiden kann. "Ab hier nur noch im Beisein meines Anwaltes ...", erwidere ich unterkühlt. Dann drehe ich mich zu meinen Wachhunden um. "Wir sind hier fertig und der Commissioner will gehen." Es kostet mich einige Anstrengung, jetzt nicht verzweifelt die Hände vors Gesicht zu schlagen. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, dass du von jetzt auf gleich wieder abweisend reagierst. Trotzdem kann ich mir nichts vorwerfen. Ich bin und bleibe nun mal Polizist und du bist und bleibst letztendlich ein Straftäter - wenn auch einer, der mir verdammt schnell ans Herz gewachsen ist. Ich sehe zu, wie die Wachen mit grimmigen Gesichtern zu uns aufschließen. Es gefällt ihnen wohl nicht, dass du derjenige bist, der hier den Ton angibt. "Wir kriegen das schon hin, Edward", sage ich leise. Ich rechne jeden Moment damit, dass die Hölle losbricht und du mich anschreist. "Ich hab dir versprochen, dass ich dir helfen werde. Und du kannst dir sicher sein, ich halte meine Versprechen." Seufzend umrunde ich dich, sodass wir wieder Nase an Nase stehen. "Bitte nimm dir meine Worte zu Herzen uns verhalte dich besser. Du willst hier raus, also tu was dafür." Eine Millisekunde lang drücke ich deine Schulter, ziehe die Hand aber sofort zurück, damit du nicht versuchst, mich mit deinen Handschellen zu erwürgen. "Halt die Ohren steif, Junge." Ich weiß gerade nicht, was mir mehr gefällt: Die frustrierten und angesäuerten Gesichter meine Leibwache oder deine Mimik, die verrät, dass du gerade ein wenig angepisst bist. Ich hebe mein Kinn ein wenig an, als du wieder vor mir stehst, was mir einen leicht arroganten Ausdruck verleiht. Zudem umspielt ein spöttisches Lächeln meine Lippen. "Was ich tue oder lasse, geht Sie nichts an, Commissioner ..." Mit voller Absicht sieze ich dich wieder und betone deinen Rang ein wenig abfällig. Dann lasse ich dich einfach stehen und setze mich in Bewegung, um wieder zum Gebäude zu kommen. Ich bin noch keine drei Schritte weit gekommen, da flankieren mich meine Wachhunde auch schon wieder. Einer packt mich sogar am Oberarm, so als ob er befürchtet, dass ich im nächsten Moment einen Fluchtversuch unternehme. "Finger weg!", zische ich ihm aggressiv zu und entreiße meinen Arm seinem Griff. "Den Weg in meine Zelle finde ich auch alleine, du Schwachmat!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)