Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 6: Wenn Sie ihn lieben, werden Sie auch Ihr Baby lieben, denn es ist der lebendige Beweis Ihrer Liebe. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Als du mit steinerner Miene aus dem Badezimmer kommst und das kleine Plastikstäbchen so fest hältst, als ob du es gleich zerbrechen möchtest, geleite ich dich fürsorglich zurück in die Küche. Dort nehme ich dir den Teststab ab und lege ihn außerhalb deiner Reichweite auf den Tisch. Mir ist klar, dass es dir schwer fallen wird, in zwei Minuten das Ergebnis anzusehen, also werde ich das für dich übernehmen. Aber ob es nun ein Plus oder ein Minus ist, die Welt wird nicht untergehen - auch wenn du zurzeit genau dieses Gefühl hast. Niemand wird dir den Kopf abreißen. Am allerwenigsten die Personen, vor deren Konfrontation du dich jetzt am meisten fürchtest. Weder dein Vater noch Batman werden dir den Rücken zukehren. Da bin ich mir absolut sicher. Die zwei Minuten, in denen du dich an deine Teetasse klammerst, sind schnell vorbei. Du starrst in die Tasse, als ich nach dem Teststab greife und einen Blick darauf werfe. Ein kleines rosa Plus. Ich seufze lautlos. Dein Seufzen lässt meinen Kopf sofort nach oben schnellen. Etwas Tee schwappt über meine Hand, aber ich kümmere mich nicht darum, so verbissen starre ich dich an, die Lippen zu deinem dünnen Strich zusammengepresst. "Was?", würge ich hervor, aber an deinem mitleidigen Gesichtsausdruck, kann ich die Antwort bereits lesen. "Er ist positiv, stimmt's?" Ich vergrabe verzweifelt das Gesicht in den Händen. "Scheiße ..." "Ja ...", sage ich vorsichtig mit einem knappen Lächeln und schiebe dir den Test über den Tisch. Dann gehe ich um den Tisch herum und nehme dich in den Arm. "Das ist kein Weltuntergang. Es gibt für jedes Problem eine Lösung." Deine Umarmung hat für mich im Moment nichts Tröstendes. Ich erwidere sie nicht mal. Du kannst noch so oft sagen, dass Alles gut wird. Ich glaube nicht daran. In meinen Augen ist Alles vorbei. Mein ganzes Leben in Schutt und Asche - wegen einem dummen Fehler. Ich könnte jetzt Alles auf Edward schieben. Aber das tue ich nicht. Im Gegenteil. Jegliche Schuld liegt bei mir. "Ich bin so dumm", flüstere ich bitter. "Jetzt habe ich die Konsequenzen. Was soll ich denn nun machen?" "So etwas passiert manchmal im Eifer der Gefechts ...", erwidere ich leise und tätschle dir den Rücken. "Das hat Nichts mit Dummheit zu tun." Es scheint eher sehr viel Leidenschaft im Spiel gewesen zu sein. "Nun ja ...", sage ich vorsichtig. "Sie haben jetzt im Prinzip drei Möglichkeiten ..." Ich bin mir nicht sicher, wie du meine nächsten Worte auffassen wirst. "Entweder Sie behalten das Baby. Oder Sie geben es zur Adoption frei. Oder ..." Die dritte Möglichkeit lasse ich unausgesprochen. Du kannst dir sicher denken, was ich meine. "Aber für welche Möglichkeit Sie sich auch entscheiden ... Sie müssen mit Ihren Eltern darüber sprechen. Und natürlich mit dem Kindsvater." Egal, wie du das siehst. Es war Dummheit und ich bin mir ziemlich sicher, dass mir das jeder bestätigen wird. Als du meine Möglichkeiten aufzählst, löse ich mich aus deiner Umarmung und stiere betrübt vor mich hin. Das Kind behalten? Wie soll ich das schaffen? Ich bin nicht mal volljährig und will Mutter sein? Und die Situation mit Edward ist auch nicht gerade kinderfreundlich. Edward ... Er wird mich hassen. Ich habe ihm Etwas eingebrockt, was er absolut nicht will. Einen Arzt hat er mir ja bereits empfohlen. Ganz automatisch lege ich eine Hand auf meinen Bauch. Abtreibung. Ich war noch nie dazu gezwungen, darüber nachzudenken. Könnte ich das? Ein Kind praktisch umbringen lassen? Das Ergebnis der Verbindung von Edward und mir? Mir steigen noch mehr Tränen in die Augen, als ich feststelle, dass der Gedanke mir zuwider ist. "Was soll das werden, für das Kind? Stellen Sie sich vor, es fragt nach seinem Vater. Was soll ich dann machen? Ihn in Arkham besuchen gehen?" Ich schüttle den Kopf. "Oder wenn es adoptiert wird. Und mich eines Tages findet. Wie soll ich diese Situation erklären?" "Ich fürchte, diese Entscheidung kann Ihnen keiner abnehmen. Die müssen Sie alleine treffen. Aber egal, für was Sie sich entscheiden: Es wird Ihnen sicher Niemand einen Vorwurf deswegen machen." Ich lehne mich an die Tischkante und runzle nachdenklich die Stirn. "Ein Kind hat das Recht darauf zu erfahren, wer seine Eltern sind. Und am Ende sollte auch das Kind entscheiden, ob es mit seinen Eltern etwas zu tun haben möchte." Ich sehe dich wissend an und hoffe du verstehst, dass ich damit Edward Nashton meine. Für einen Moment sehe ich dich schweigend an. "Lieben Sie ihn?" Du bist wie die personifizierte Stimme der Vernunft. Deine Worte sind wahr, auch wenn ich sie gern ignorieren möchte. Am Ende muss ich entscheiden, ob ich dieses Kind großziehen möchte. Und wenn ich es tue und versaue, hat mein Kind jedes Recht der Welt, zu gehen. Genauso wie es mich kennenlernen dürfte, wenn ich es weggeben würde. Deine Frage überrascht mich. Verwirrt sehe ich dich an. "Spielt das eine Rolle?", frage ich leise. "Es ist egal. Er tut mir nicht gut. Jedes Mal, wenn ich ihm begegne, verliere ich mich selbst und verhalte mich völlig verändert. Das war früher im GCPD so. Das war damals im Krankenhaus so. Und das war vor ein paar Wochen in seinem Versteck so. Ich entwickle mich ständig weiter und wenn ich ihn sehe, ist Alles wieder anders. Ist das denn Liebe?" "Ich persönlich denke, dass es eine große Rolle spielt, ob Sie ihn lieben", erwidere ich und lächle dich an. "Denn wenn Sie es tun, dass ist Ihre jetzige Situation kein Unglück - auch wenn Sie das jetzt vielleicht noch denken mögen. Wenn Sie ihn lieben, werden Sie auch Ihr Baby lieben, denn es ist der lebendige Beweis Ihrer Liebe." Leise schniefe ich und bringe sogar ein leichtes lächeln zustande. Scheinbar findest du immer genau die richtigen Worte. "Ich bin nicht sicher, ob ich ihn liebe", flüstere ich. "Aber ich würde nicht sagen, dass ich ihn nicht liebe." Nachdenklich sehe ich auf meinen - noch - flachen Bauch, auf dem nach wie vor meine Hand liegt. Ich versuche mir vorzustellen, dass da drinnen gerade etwas Kleines, Lebendiges heranwächst. Ohne es wirklich zu merken, streichle ich über meinen Bauch. Du hast Recht, oder? Dieses Kind ... Edwards Kind. Wie könnte ich Edwards Kind nicht lieben? "Ich weiß nicht, wie ich das Allen erklären soll." Ich schüttle ratlos den Kopf. "Dad darf nicht wissen, dass ich Batgirl bin. Aber Batman sollte ich es sagen, oder? Vollkommen ehrlich sein ..." Mein Lächeln wird ein wenig herzlicher, als ich dich dabei beobachte, wie du deinen Bauch streichelst. Unterbewusst hast du dich bereits entschieden, das Kind zu behalten. Es muss dir jetzt nur noch richtig bewusst werden, dass du das Baby willst. "Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass Sie mit allen involvierten Personen reinen Tisch machen. Ihren Eltern, Master Bruce, dem Kindsvater ..." Ich mache eine kurze Pause und sehe dich nachdenklich an. "Dabei kann ich Ihnen leider nicht helfen, so gern ich das auch würde." Bei dem Gedanken, dass Bruce Wayne sicher nicht begeistert sein wird, wenn er erfährt, dass ich dir bei deiner zweiten Identität als Batgirl geholfen habe, muss ich ein wenig das Gesicht verziehen. Das wird sicher interessant werden. "Master Bruce wird in ungefähr einer Stunde wieder zu hause sein. Wenn Sie wollen, können Sie gerne auf ihn warten und dann direkt mit ihm sprechen." "Das müssen Sie auch gar nicht", sage ich und mache einen lächerlichen Versuch, mir die Tränen wegzuwischen. "Sie haben schon mehr als genug für mich getan, Alfred. Ich danke Ihnen." Als du vorschlägst, gleich im Anschluss mit Batman - nun, im Grunde mit Bruce Wayne - zu reden, muss ich schwer schlucken. Am liebsten würde ich mich davor drücken. Aber warum aufhören, wenn ich schon mal dabei bin, mit allem aufzuräumen? Also nicke ich zaghaft. "Dann habe ich ja noch ein bisschen, um mich zu sammeln." Das sollte eigentlich scherzhaft klingen, kommt aber eher panisch heraus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)