Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 67: Oh Gott, was habe ich mir da nur wieder eingebrockt. ---------------------------------------------------------------- Auch wenn es nicht gerade ein Kinderspiel war, habe ich die letzten Tage in Arkham relativ sinnvoll genutzt. Nun ja ... Wie man es nimmt zumindest ... Crane hat mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran erinnert, dass er etwas hat, was ich wieder haben will. Deswegen hatte ich eigentlich keine andere Wahl, als ihm letztendlich nachzugeben - auch wenn es mir nicht sonderlich gefällt. Über meinen Anwalt konnte ich die Informationen, die ich brauche, damit Crane seinen Willen bekommt, nicht bekommen, also blieb mir keine andere Wahl, als einen der Wachleute zu bestechen. Glücklicherweise habe ich aufgeschnappt, dass Mr. Carver, der Mann, der vor einer Weile noch gelacht hatte, als ich Crane nach seiner Gummipuppe gefragt habe, eine Leidenschaft für die Rennbahn hat und so konnte ich unauffällig einen Deal mit ihm aushandeln. Ich zahle seine Wettschulden und er sieht weg, wenn ich gelegentlich nachts meine Zelle verlasse. Einen dieser Ausflüge habe ich dazu genutzt, in Cranes Büro zu schnüffeln. Sein Schrank war zwar abgeschlossen und eigentlich wäre es für mich kein Problem gewesen, das Schloss zu knacken, aber da ich kein Interesse daran habe, seine Maske wiederzusehen, habe ich es lieber bleiben lassen. Stattdessen habe ich mich in seinen Computer gehackt und konnte so meine Informationen bezüglich des Aufenthaltsortes des Jokers überprüfen. Erstaunlicherweise hing der Clown immer noch im Industriegebiet herum. Es hat mir zwar sehr widerstrebt und ich habe sicherlich minutenlang die Daten angestarrt, bevor ich mich dazu überwinden konnte, die Informationen über den Hauptserver des GCPD verschlüsselt weiterzuleiten. Was die Fledermaus nun damit anfängt, liegt nicht mehr in meiner Hand. Ich kann jetzt nur noch hoffen, dass die Informationen nicht zu mir zurück verfolgt werden können, ansonsten wird der Joker nicht besonders gut auf mich zu sprechen sein. Und jetzt, zwei Tage später, sitze ich auf einer Bank auf dem Freigelände von Arkham. Es ist ein sonniger Nachmittag, ich vertreibe mir die Zeit mit Shakespeare und bin froh, dass sich Cobblepot von mir fern hält. Allerdings wirft er mir misstrauische Blicke zu. Aber solange er Abstand hält, ist Alles gut. Mir persönlich reicht es schon, dass wir in derselben Abteilung untergebracht sind und ich ihn deswegen öfters sehe, als mir lieb ist. Meine Hände sind so fest um das Steuer des Batmobils geschlossen, dass unter den Handschuhen sicherlich die Knöchel weiß hervorstehen. Neben mir sitzt der Joker, in Handschellen, und kichert in sich hinein. Obwohl unsere erste Begegnung nun eine Weile her ist, kann ich mich immer noch nicht an den Clown gewöhnen. Er ist anders, als die übrige Bande Verrückter, die Gotham ständig heimsuchen. Anders auf eine Art, die mir nicht gefällt. Er scheint durchgedrehter als alle Anderen zu sein. Und dadurch gefährlicher und - leider - auch charismatischer. Das beste Beispiel für diesen Umstand ist die quirlige Blondine, die hinter dem Batmobil in Gordons Dienstwagen sitzt. Komplett anders als die Psychiaterin, als die ich sie kennengelernt habe. Es ist wirklich die Ironie des Schicksals, dass ich sie und den Joker jetzt an den Ort zurückbringe, an dem sie den Verstand verloren hat. Seinetwegen. Mir schießt der Gedanke durch den Kopf, dass das vielleicht der Grund ist, aus dem der Kerl so lacht. Wir halten auf dem Parkplatz vor dem Hauptgebäude an, Gordon direkt hinter mir. Dr. Crane erwartet uns bereits mit guten zwei Dutzend Wachen. Wie viele davon für den Clown und wie viele für seine Freundin gedacht sind, bleibt abzuwarten. Und auch das danebenliegende Freigelände ist gut besucht. Scheinbar bekommt Joker heute seinen ganz großen Auftritt, wie ich grimmig feststelle. Und er weiß das auch. Als ich ihn ruppig aus dem Batmobil zerre, winkt er grinsend in die Menge wie ein Prominenter vor seinen Fans. Ich hebe den Kopf, als ich das Sondersignal mehrere Streifenwagen höre und nur wenige Augenblicke fährt erst das Batmobil vor, dann die Wagen des GCPD. Viele meiner Leidensgenossen hier draußen lassen Alles stehen und liegen und nähern sich neugierig dem Zaun. Selbst Cobblepot geht ein paar Schritte. Ich allerdings bleibe regungslos sitzen. Ich weiß ja schon, wen du gleich aus deinem gepanzerten Schlitten zerren wirst. Und tatsächlich betritt gleich darauf der Joker seine große Bühne - und er benimmt sich, als ob ihm die Hütte hier gehört. Oh Gott, was habe ich mir da nur wieder eingebrockt. Crane, der mit einem Trupp Sicherheitskräfte schon wartet, hat schon wieder dieses raubtierhafte Lächeln auf den Lippen, bei dem sich mir der Magen umdreht, weswegen ich es bereue, das Mittagessen nicht ausgelassen zu haben. Aus dem Wagen direkt hinter dem Batmobil steigt Gordon aus und befördert die Freundin des Jokers ans Tageslicht. Bei ihrem Outfit muss ich unwillkürlich eine Augenbraue anheben. Man kann sagen was man will, aber der Joker hat definitiv ganze Arbeit bei ihr geleistet. Und wenn jemand nach Arkham gehört, dann dieses Pärchen. Ich unterdrücke ein Seufzen, als Gordon Miss Quinzel heranführt. Die Frau scheint ebenfalls übertrieben gut gelaunt zu sein, denn sie schwatzt munter vor sich hin. Gordons leidender Blick lässt vermuten, dass sie ihm die gesamte Fahrt über ein Ohr abgekaut hat. Gerade brabbelt sie etwas über Matrosen und wie niedlich sie diese blauen Kragen findet. Ich sehe Gordon fragend an, aber er winkt nur ab, anstatt zu erläutern, wie zur Hölle sie auf dieses Thema gekommen ist. Während Gordon zu Crane geht, um die Situation kurz zu besprechen, behalte ich das verrückte Duo im Auge. Joker beachtet sein Mädchen nicht mal, er mustert aufmerksam und feixend die Zuschauer jenseits des Zauns. Miss Quinzel versucht sich, so gut es ihre Handschellen erlauben, an seinem Arm festzuklammern und ihr Gesicht an ihn zu schmiegen, wird aber von einem der Wachleute, die den Empfang stellen, weggerissen. Weil die beiden vom Sicherheitspersonal fixiert werden, erlaube ich mir, meinen Blick loszureißen und stattdessen die Lage einzuschätzen. Hauptsächlich kleine Fische, dazwischen Cobblepot, der noch unschlüssig zu sein scheint, was er von alledem halten soll - und du. Mit säuerlichem Gesichtsausdruck. Dir scheint schon klar zu sein, dass der Clown Ärger bedeutet. Und da ist noch etwas in deinem Blick. Etwas, dass meinen Verdacht bestätigt. Weder Alfred noch ich konnten die Informationen zurückverfolgen. Vielleicht hätte Babs es mit Mühe und Not geschafft, immerhin hat sie vom Besten gelernt. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie dann auf dich stoßen könnte, war uns zu hoch, da wir dich bereits dahinter vermutet haben. Sie muss sich schon auf privater Ebene mit dir auseinandersetzen, weswegen ich sie beruflich definitiv von dir ferngehalten werde. Wenn man das überhaupt beruflich nennen kann ... Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit zu hoch, dass es wieder in einer Katastrophe enden würde. Noch bin ich unsicher, ob du damit irgendeinen Plan verfolgst. Oder ob du es einfach getan hast, damit wir quitt sind für Weihnachten. Was auch immer der Grund ist, im Moment hast du Gotham einen Gefallen getan. Deswegen fange ich deinen Blick ein und nicke dir knapp zu. Damit du weißt, dass ich es weiß. Ich bin froh, dass da dieser stabile Sicherheitszaun zwischen dir und mir ist, denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du noch das eine oder andere Wort mit mir wechseln willst. Allerdings bezweifle ich, dass Crane dass zulassen würde. Der scheint sich jedenfalls gut mit Jim zu unterhalten. Und das gefällt mir fast noch weniger, als der Blick, den du mir zuwirfst. Eigentlich habe ich meine Spur gut verschleiert, allerdings drängt sich mir der Gedanke auf, dass ich aufgrund des Equipments in Cranes Büro vielleicht doch ein wenig schlampig war. Und spätestens, als du mir zunickst, weiß ich, dass du es weißt. Fast hätte ich das Buch in meinen Händen fallen gelassen. Ich werfe Cobblepot, der in meiner Nähe steht und dich anstarrt, einen schnellen Blick zu. Hoffentlich hat er nichts gemerkt. Ein weiterer schneller Blick zu Crane, dessen Lächeln mittlerweile davon zeugt, wie glücklich er von der Ankunft des Jokers ist. Und dann wirft er mir einen Blick zu. Am liebsten würde ich jetzt aufspringen und mich in meine Zelle flüchten. Besonders begeistert scheinst du nicht zu sein, dass ich es weiß. Tja. Da habe ich mich wohl geirrt, dass das so etwas wie eine nette Geste von dir war. Was bedeutet, dass ich dich von jetzt an im Auge behalten muss. Scheinbar führst du etwas im Schilde. Und das, obwohl du schon hinter Schloss und Riegel sitzt. Mein Blick wandert zu Gordon. Er ist dir gegenüber zu weich. Lässt dir zu viel durchgehen. Wenn du nicht der Vater von Barbaras Kind wärst, wäre ich längst dabei, das zu unterbinden. "Commissioner Gordon." Er wirft mir einen knappen Blick zu, dann verabschiedet er sich eilig von Crane. "Es gibt noch viel zu tun." Joker und seine Gespielin haben anständig Chaos hinterlassen, beim Versuch, sich rauszuboxen. Nicht nur der irre Clown, auch die ehemalige Psychologin scheinen ungeahnte Ausdauer und einen faszinierenden Einfallsreichtum zu besitzen. Also fahren wir jetzt aufräumen und Spuren sichern, während die beiden hier von Dr. Crane verwahrt werden. Als ich ins Batmobil einsteige, folgt mir das irre Lachen des Jokers zusammen mit dem hohen Gekicher von Quinn, bis ich die Tür endlich geschlossen habe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)