Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 64: Ach Johnny ... Zier dich doch nicht so wie ein jungfräuliches Schulmädchen ... ------------------------------------------------------------------------------------------ Es fühlt sich sehr seltsam an, nach diesen zwei Tagen in so etwas wie Freiheit zurück nach Arkham zu kommen. Während ich mich mit Jim fast die gesamte Fahrt erstaunlich gut unterhalten konnte, werde ich beim ersten Hinweisschild auf Arkham stumm wie ein Fisch. Meine Begeisterung, wieder in diesen Laden zurückzukommen, hält sich sehr stark in Grenzen. Noch weniger freue ich mich darauf, dich wiederzusehen. Ich glaube fast, mein Fluchtinstinkt war nie größer als zu dem Zeitpunkt, als wir uns der Insel nähern. Während das Tor der Anstalt immer näher kommt, frage ich mich, wie gefährlich es wäre, jetzt aus dem fahrenden Auto zu springen. Aber anscheinend bin ich wirklich verrückt, denn ist bleibe einfach stocksteif auf dem Beifahrersitz sitzen und starre das näher kommende Hauptgebäude an. Ich bin zwar erleichtert, dass du nicht schon am Eingang wartest, aber ich weiß, dass es nur ein trügerisches Zeichen von Sicherheit ist. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Ich bezweifle, dass ich wirklich so viel Glück habe, dass du mich verschonst. Dafür interessiert es dich doch viel zu sehr, was in den letzten achtundvierzig Stunden passiert ist. Mir allerdings graut es davor, dich wiederzusehen. Nur zögerlich - und mit Jims guten Zureden, der natürlich nicht kapiert, weswegen ich mich sträube, das Gebäude zu betreten - durchschreite ich mit der Sporttasche das große Eingangsportal, Jim immer dicht bei Fuß. Ich will gar nicht wissen, was du davon hältst, dass Jim sich so väterlich aufführt und wieso ich andere Kleidung trage als noch vor zwei Tagen. Aber ich weiß jetzt schon, dass unsere Begegnung - von der ich weiß, dass sie passieren wird - nur oberflächlich gesittet ablaufen wird. Mein Blick ist seit einer gefühlten Ewigkeit auf die Uhr gerichtet, die an der Wand neben der Tür hängt. Bedauerlicherweise möchten die Zeiger sich nicht ganz so schnell bewegen, wie ich das gern hätte. Ungeduldig klopfe ich mit meinem Kugelschreiber auf die Tischplatte. An Arbeit ist nicht zu denken, weil ich mit dem Kopf ganz woanders bin. Im Haus der Gordons, um genau zu sein. Wie jedes Mal, wenn draußen ein Motor ertönt, ruckt mein Kopf zum Fenster und ich verrenke mir beinahe den Hals, um von hier aus den Parkplatz jenseits des Freigeländes sehen zu können. Tatsächlich. Diesmal ist es der Dienstwagen unseres lieben Commissioners. Ohne mich bremsen zu können schieße ich aus dem Stuhl nach oben und streife mir hastig meinen Kittel über. Den Sitz des Kragens korrigiere ich eilig, als ich schon halb aus der Tür heraus bin. Natürlich könnte ich dich auch nachher in deiner Zelle willkommen heißen, aber dann würde ich die Chance verlieren, einen Blick auf das Verhältnis zwischen dir und Gordon zu werfen. Und wie das nach dem vergangenen Wochenende ist, interessiert mich brennend. Mein Gang ist etwas zu beschwingt, als ich durch die Anstalt rase, um dir entgegenzugehen. Ich bin so aufgeregt, wie schon lange nicht mehr. Und endlich, als ich um eine Ecke biege, kommst du mir entgegen, Gordon klebt wie ein Schatten an dir. Aha. Ich versuche das diebische Grinsen, das sich in meinem Gesicht breit macht, zu zügeln. "Commissioner Gordon! Edward! So ein Zufall, dass wir uns über den Weg laufen." Ich mustere dich eingehend. Neue Sachen, Augenringe, unrasiert und ein Gesicht, als würdest du mir am liebsten an die Kehle gehen. Großartig. Während ich Gordon höflich die Hand schüttle, zwinkere ich dir amüsiert zu. "Dann kann ich Edward ja gleich mitnehmen." Es war ja so klar. Noch keine fünf Schritte im Gebäude, da tauchst du plötzlich auf. Als ob du darauf gewartet hast. Als ob ich eine Lichtschranke passiert habe. Jim bemerkt es natürlich nicht, als er dir freudig die Hand schüttelt, dass sich mein ohnehin finsterer Gesichtsausdruck noch weiter verschlechtert. Dieser Zufall ist ja so unglaublich ... zufällig. Pah! Erzähl das deinem Friseur. "Ich werde sofort in meine Zelle verschwinden", knurre ich dir missgelaunt zu und hätte gerade nicht übel Lust, dich hier an Ort und Stelle vor Jims Augen zu erwürgen. "Besorg dir endlich ein Haustier, das du nerven kannst." "Edward!", mahnt Gordon und stemmt die Hände in die Hüften. Er blickt dich streng an wie ein - ach Gottchen - Vater. Das ist ja herzallerliebst. Ihr beiden seid wirklich goldig. Mit kaum verhohlenem Grinsen winke ich ab. "Ach, sorgen Sie sich nicht, Commissioner. Edward ist manchmal etwas launisch. Und in die Anstalt zurückkehren zu müssen verstimmt ihn natürlich." Gordon ist ganz begeistert davon, wie umsichtig ich bin. Er lächelt freundlich und klopft dir auf die Schulter. "Dann mache ich mich mal auf den Weg zurück", sagt er. "Du weißt ja, ich muss mit Babs sprechen." Er macht Anstalten, dich kurz zu umarmen, lässt es aber bleiben, offenbar unsicher, weil du so einen Flunsch ziehst. "Richten Sie Barbara doch meine wärmsten Grüße aus", bitte ich, als ich ihm zum Abschied die Hand schüttle. Gordon verspricht, die Grüße zu überbringen und verabschiedet sich endgültig. Ich blicke ihm über deine Schulter nach. "Sie werden erst einmal mit mir kommen, Edward. Ich muss Ihr Gepäck durchsuchen und Ihnen die Fessel abnehmen. Damit Sie sich hier wieder ganz heimisch fühlen können", beginne ich geschäftig. Erst als Gordon außer Hörweite ist, sehe ich dich direkt an und verschränke amüsiert die Arme. "Ich hoffe, du hast diesen Hauch von Freiheit genossen. Das traute Familienleben scheint dir ja zu gefallen." Bei Jims Ermahnung verdrehe ich unwillkürlich die Augen und sehe demonstrativ an die nächste Wand. Diese geheuchelte Freundlichkeit lässt mir sonst das nicht vorhandene Mittagessen wieder hochkommen. Gott, wie kann Jim nur so dämlich sein und nicht mitbekommen, was für ein scheinheiliger Mistkerl du bist. Wenigstens hält ihn mein miesepetriger Gesichtsausdruck davon ab, irgendwelche Rührseligkeiten abzuziehen. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich bin richtig erleichtert, als Jim sich endlich verabschiedet, doch dich fixiere ich mit Mord im Blick. Diese Spitze musste wieder sein, was? Na für diese Spielchen hast du dir definitiv den richtigen Tag ausgesucht. "Geh mir einfach nicht weiter auf den Keks und halt dich von mir fern", murmle ich mit einem leicht aggressiven Unterton in der Stimme. "Ich bin richtig schlecht gelaunt, klar?" "Merkt man", pruste ich los und rücke meine Brille zurecht. "Also. Kommst du jetzt brav mit, damit wir die Formalien unter uns klären können, oder muss ich einen Trupp Wachleute holen und dann die ganze Zeit einen auf fürsorglichen Arzt machen?" Du weißt inzwischen genug über mich, dass ich keinen Grund habe, irgendetwas vorzuheucheln, wenn wir allein sind. Vor der Belegschaft muss das allerdings sein, immerhin bin ich ja der kompetente Dr. Crane. Erneut rolle ich genervt mit den Augen und seufze lautlos. Ich habe also die Wahl zwischen der Pest und Cholera. Wirklich ganz fantastisch. Ich bin richtig begeistert. Gott, warum habe ich nicht die Möglichkeit zur Flucht genutzt? "Meinetwegen", knurre ich und entscheide mich damit für das kleinere Übel. Lieber ertrage ich dich für eine Weile, als mich mit dem aufdringlichen Wachpersonal herumzuärgern und mich von ihnen antatschen zu lassen. "Dann komm mal mit, Sonnenschein", sage ich. Ich bin wirklich in Hochstimmung. Nachdem ich mir das gesamte Wochenende über den Kopf zerbrochen habe, wie es mit dir und den Gordons läuft, könnte man fast behaupten, ich hätte dich vermisst. Zumindest brenne ich darauf, dich jetzt anständig zu analysieren. Ich führe dich in das Therapiezimmer, in denen wir für gewöhnlich unsere Sitzungen abhalten. Mein Büro darfst du erst für unser nächstes Experiment betreten. Nicht, dass du mir eine Panikattacke bekommst, ehe du überhaupt durch die Tür bist. "Tasche nach oben stellen", weise ich dich an. Ich habe vor, absolut alles zu konfiszieren, was ich finde. Und im besten Fall finde ich einen Liebesbrief der kleinen Barbara ... Alleine für das »Sonnenschein« möchte ich dir den dürren Hals umdrehen, doch ich beherrsche mich und folge dir missmutig in das Therapiezimmer, dass ich ja nun schon zur Genüge kenne. Nach diesen zwei Tagen kommt mir nicht mal der Gedanke, dass ich eigentlich netter zu dir sein sollte, aber das wirklich tiefgreifende Erlebnis mit dir und deinem Experiment habe ich momentan erfolgreich verdrängt. Mit einem genervten Augenrollen und einem Blick, als ob ich dich für verrückt halte, lasse ich die Sporttasche mit einem gelangweilten Schulterzucken auf den Stuhl fallen, auf dem du für gewöhnlich sitzt. "Ich wusste gar nicht, dass so etwas zum Studium gehört", kommentiere ich gehässig. "Tut es gar nicht", murmle ich schulterzuckend, während ich mich daran mache, deine Tasche auszuräumen. Ich beginne damit, zwei Stapel auf der Liege aufzubauen. Der rechte, mit den Sachen, die ich einziehen werde, ist deutlich größer. "Eigentlich sollten das hier diese grobschlächtigen Holzköpfe von Wachpersonal übernehmen. Aber das würde ich mir doch um keinen Preis nehmen lassen ..." Ich mustere den Stapel. "Gordon hat dich scheinbar eingekleidet. Wie lieb von ihm. Er kümmert sich ja richtig gut um die Verbrecher Gothams. Was kommt als nächstes? Eisessen mit Oswald?" Lachend widme ich mich den kleineren Seitentaschen und werde auch gleich fündig. Neugierig ziehe ich einen Umschlag heraus, dessen Inhalt sich doch tatsächlich als ein Bündel Scheine entpuppt. "Aha ..." Ich schiebe ihn kommentarlos in die Innentasche meines Kittels. "Na dann. Raus aus dem zerknitterten Zeug und rein in wahre Mode." Grinsend überreiche ich dir einen Satz Anstaltskleidung, der schon für dich bereit liegt. "Und deine Kippen bleiben da, wo sie sind. Die brauchst du gar nicht in die andere Hose schmuggeln." "Also wenn du es genau wissen willst, habe ich mich selbst neu eingekleidet", erwidere ich nicht sonderlich gut gelaunt. Ich finde es nicht sonderlich toll, dass du noch mehr von meinen Besitztümern wegschließt. Und ich bin mir absolut sicher, dass du das nur machst, um mir eins auszuwischen. Aber selbst, wenn mir das jetzt noch nicht klar wäre, spätestens, als du den Umschlag mit dem Bargeld einfach in deinen Kittel wandern lässt, würde es selbst der größte Idiot kapieren. Das ist kein Wink mit dem Zaunspfahl, das ist ein ganzer Zaun. Du willst dich doch wohl nicht bereichern, oder? Als du mir dann auch noch die todschicke Anstaltskleidung überreichst, hebe ich automatisch eine Augenbraue an und verziehe meine Lippen zu einem spöttischen Grinsen. "Das kannst du dir gleich wieder abschminken", sage ich und befördere den Stapel demonstrativ auf die Liege. War ja klar. Völlig hilflos bist du nicht. Auch wenn du mir hier drinnen ausgeliefert bist, scheinst du draußen ja deine Ressourcen zu haben. Reizend. Mein Blick folgt der Flugrichtung der Kleidung. "Oh, Edward", seufze ich und schüttle den Kopf, wobei ich Gordons väterlichen Tonfall nachahme. "Nun mach uns doch nicht beide unglücklich. Du kennst mich, ich so ein friedlicher Mann. Es widerstrebt mir, dich zu sedieren und dich von irgendeinem Pfleger umziehen zu lassen." Mein spöttisches Grinsen wird eine Spur breiter und als wäre ich die Ruhe selbst, ziehe ich die Zigarettenschachtel aus einer Tasche meines Sportsakkos und stecke mir einen Klimmstengel an. "In dem Umschlag müssten noch etwa dreihundertfünfzig Dollar sein. Ich schenk sie dir. Sie sind von dem Ausflug nach Vegas noch übrig. Geh damit in einen Strippclub, wenn du so ein starkes Bedürfnis hast, nackte Haut zu sehen." Demonstrativ ziehe ich an der Zigarette und puste den Qualm in den Raum. "Ich werde ganz sicher nicht für dich strippen." "Ach?" Obwohl es mir gehörig auf den Keks geht, dass du dir gerade eine Zigarette angezündet hast, bleibt mein Grinsen bestehen. "Vegas? Du bist mir aber ein fürsorglicher Vater. Fliegst mit deiner schwangeren Geliebten die weite Strecke. Schleppst sie dahin, obwohl sie nicht mal einundzwanzig ist ... Aber na ja." Ich zucke mit den Schultern. "Ich hatte sowieso von vornherein darauf gewettet, dass du in Sachen Verantwortung ein totaler Versager bist." Seelenruhig packe ich die Sachen, die ich konfisziere wieder in deine Sporttasche. "Wenn du dich so für deinen Körper schämst, kann ich natürlich rausgehen, während du dich umziehst. Dann kann ich in der Zwischenzeit den Kram hier entsorgen." Ich lächle dich fröhlich an. "Ups. Ich meine natürlich verwahren." Lässig hänge ich mir die Sporttasche über die Schulter. Ich lache kurz amüsiert auf, ehe ich einen tiefen Zug von der Zigarette nehme und dir einen kunstvollen Kringel ins Gesicht puste. Es erheitert mich ungemein, dass du vorläufig den Anschein erweckst, mir zu glauben. Allerdings kaufe ich dir das nicht ab. "Wer sagt denn, dass Barbara mit in Vegas war? Du brauchst dir keine Sorgen über deine Chancen bei ihr machen. Ich für meinen Teil habe das Wochenende dazu genutzt, mich zu amüsieren und habe eine Stripperin geheiratet." Ich schenke dir ein breites Grinsen. "Ohne Beweis kann Barbara schließlich viel behaupten, wenn der Tag lang ist." Demonstrativ gelangweilt hocke ich mich auf die Liege und grinse dich herausfordernd an. "Die Klamotten kann ich leicht ersetzen. Tu damit, was du nicht lassen kannst. Allerdings wirst du so schnell wohl keine Markenklamotten zu Gesicht bekommen, wenn ich mir deinen Stil so ansehe." Betont gehässig lasse ich meinen Blick an dir auf und ab gleiten. "Gleiches mit gleichem würde ich sagen. Also runter mit den Klamotten." Beiläufig wedle ich den Rauch zur Seite und verdrehe die Augen. Gehst du davon aus, dass ich dir deine Geschichte abkaufe? Scheinbar bist du übers Wochenende verdummt ... "Na, das klingt doch großartig!", sage ich mit gespieltem Enthusiasmus. "In dem Fall werde ich dein Geld vielleicht benutzen, um die Kleine mal auszuführen. Das wäre doch irgendwie wunderbare Ironie. Ich meine, eins ist schon mal klar." Ich mustere dich abfällig von oben bis unten. "Der bessere Schwiegersohn wäre schon mal ich, nicht wahr?" Ich verenge die Augen, als du von den Klamotten anfängst. "Fühlst du dich jetzt gekränkt, weil ich mich für dich nicht jeden Tag schick mache?", frage ich mitleidig. "Bitte um Vergebung. Ich laufe zur nächsten Sitzung im Smoking auf." Als du mich doch tatsächlich aufforderst, meinerseits blank zu ziehen, muss ich dann doch die Stirn runzeln. Geht's noch? "Aber, Edward", raune ich schmunzelnd. "Doch nicht vor dem ersten Kuss ... Solche voreiligen Aktionen bringen dich nochmal in Teufels Küche. Erst Barbara, jetzt ich. Du kannst deine Libido ja wirklich gar nicht zügeln." Mein Grinsen bleibt wie festgetackert in meinem Gesicht, während ich dir zuhöre und dich dabei nicht aus den Augen lasse. Natürlich glaube ich dir nicht, dass du mir diese offensichtlichen Lügen abkaufst. Was also führst du im Schilde? "Klar, tu das", erwidere ich mit nicht weniger gespieltem Enthusiasmus. "Vielleicht funkt es ja richtig zwischen euch. Damit würdest du mir einen riesengroßen Gefallen tun und ich wäre sie endlich los." Ich asche betont lässig auf den hässlichen Teppich ab und ziehe dann gleich wieder an der Zigarette. "Vielleicht solltest du die Kohle gleich in einen schicken Ring investieren. Mach doch gleich Nägel mit Köpfen. Der Commissioner wäre sicher hellauf begeistert und würde dir dann sicher öfters mal einen Besuch abstatten und dir sicher auch bei der »Arbeit« …" Ich betone dieses Wort mit voller Absicht extra. "… über die Schultern gucken wollen. So gewissenhaft wie er ist." Mein Grinsen wird wieder einen Tick breiter. "Und das sagt ausgerechnet der Typ, der gleich beim ersten Date auf Tuchfühlung gehen wollte?" Ich lache kurz humorlos auf. "Ach Johnny ...", säusle ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Zier dich doch nicht so wie ein jungfräuliches Schulmädchen ..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)