Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 49: Am liebsten würde ich jetzt die Stirn auf die Arbeitsplatte schlagen, denn meine Worte klangen selbst in meinen Ohren ein wenig eifersüchtig. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ein herzhaftes Gähnen entweicht mir, als ich am nächsten Morgen die Treppe hinuntersteige. Ich bin todmüde. Die halbe Nacht habe ich wach gelegen und mir den Kopf über die gestrigen Ereignisse zerbrochen. Ich habe mich vergangene Nacht nicht mehr getraut, dich zu fragen, wie es dir geht. Stattdessen habe ich versucht, so normal wie möglich zu tun, die Küche aufgeräumt und mich in mein Zimmer verzogen. Als ich in die Küche trete, versuche ich gerade halbherzig, meine verfilzten Locken mit den Fingern zu kämmen, halte aber mitten in der Bewegung inne. Da sitzt du also, an unserem Küchentisch, den ich inzwischen kaum ansehen kann, ohne rot zu werden, schlürfst deinen Kaffee und liest in der Tageszeitung. Und das alles in T-Shirt und Shorts. Tja ... Haben die bei dir eigentlich schon immer so eng gesessen? Ich verpasse mir eine mentale Ohrfeige und räuspere mich. "Morgen, Eddie ..." "Morgen ...", erwidere ich brummend ohne dich überhaupt anzusehen. Ich war zwar noch nie besonders kommunikativ, aber als echter Morgenmuffel ist es früh morgens am Schlimmsten - besonders in Anbetracht der Tatsache, dass es erst neun Uhr ist, an einem Samstag. Dazu kommt, dass ich ziemlich schlecht geschlafen habe und mich die meiste Zeit nur von einer Seite auf die Andere gedreht habe. Und seitdem die Sonne aufgegangen ist, lag ich eigentlich nur noch wach im Bett und habe die Zimmerdecke angestarrt. Erst als ich oben die ersten Geräusche gehört habe, habe ich mich in die Küche getraut und war erleichtert, dass es Jim war, der sich ziemlich zerzaust bereits an der Kaffeemaschine zu schaffen gemacht hat. "Wenn du deinen Dad suchst, der ist draußen ...", murmle ich, nachdem ich einen großen Schluck Kaffee genommen habe. Wie Jim diese Brühe trinken kann, ist mir ein Rätsel. Meinetwegen hätte er ruhig noch ein paar Löffel Kaffeepulver mehr in den Filter packen können. Aber besser als gar kein Kaffee. "Eigentlich suche ich Frühstück", erwidere ich und bin dabei nicht weniger kurz angebunden als du. Die Kaffeemaschine würdige ich keines Blickes, stattdessen nehme ich mir einen Topf und koche mir einen Kakao. Dazu schlage ich mir zwei Eier in die Pfanne. Erst bin ich etwas unschlüssig, was ich machen soll. Aber mein Essen nach oben in mein Zimmer zu schleppen wäre ziemlich dämlich. Also lasse ich mich neben dir am Tisch nieder und beginne schweigend, mein Frühstück zu verzehren. Am liebsten würde ich ein Gespräch beginnen, um das peinliche Schweigen zu umgehen. Da du dich aber hinter deiner Zeitung vergraben hast, scheint mir das nicht unbedingt klug zu sein. "Kann ich den Sportteil haben?", frage ich deswegen, damit ich mich wenigstens irgendwie beschäftigen kann. Mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue lasse ich langsam die Zeitung sinken und sehe dich misstrauisch an, als du nach dem Sportteil fragst. Ernsthaft? Den Sportteil? Ich habe dich bislang nie für Jemanden gehalten, der sich brennend für die Spielergebnisse des letzten Football Spiels interessiert. Mit einem lautlosen Seufzen fische ich nach einer gefühlten Ewigkeit die entsprechenden Seiten aus der Zeitung und reiche sie dir ohne überhaupt hinzusehen rüber. Die übrigen Seiten, die ich noch in den Händen halte, falte ich zusammen und lasse die auf den Küchentisch fallen, um die letzten Rest Kaffee runter zu kippen. "Irgendwas geplant heute?", frage ich dann, um überhaupt irgendwas zu sagen. Es fühlt sich seltsam an, mit dir in eurer Küche zu sitzen und dir scheint es dabei nicht anders zu gehen. Fast wünsche ich mir, dass Jim jeden Moment wieder reingeplatzt kommt und dieser unangenehmen Situation die Spannung nimmt. Deinen Gesichtsausdruck lasse ich unkommentiert, als ich die Seiten annehme und beginne, die Tabellen mit den Spielergebnissen zu überfliegen. Wenn man einen Vater hat, der die meiste Zeit vollkommen von seinem Job eingenommen ist, gewöhnt man sich schnell an, als Kind besonders interessant zu sein. In meinem Fall bedeutete das, anzufangen Football zu schauen, um mit Dad über etwas anderes als Mädchenprobleme oder die Polizei sprechen zu können. Als du mich ansprichst, verschlucke ich mich an meinem Kakao und huste erst einmal eine Runde. Das kam jetzt unerwartet. Wahrscheinlich sehe ich dich gerade an wie ein verschrecktes Reh. "Ähm ... Zufälligerweise schon. Eine Rettungsaktion, um genau zu sein." Ein ehrliches, wenn auch noch etwas unsicheres Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Ich halte mitten in der Bewegung inne, als ich gerade auf dem Weg zur Kaffeemaschine bin, drehe mich langsam zu dir um und mustere dich misstrauisch. Rettungsaktion kann Vieles bedeuten und ich bin mir ziemlich sicher, dass mir keine der Möglichkeiten gefallen wird. "Rettungsaktion ...?", wiederhole ich mit deutlichem Argwohn in der Stimme. "Ich hoffe doch, dass dabei hautenges Leder keine Rolle spielt." Am liebsten würde ich jetzt die Stirn auf die Arbeitsplatte schlagen, denn meine Worte klangen selbst in meinen Ohren ein wenig eifersüchtig. Himmelherrgott noch mal! Das darf doch nicht wahr sein! Deswegen drehe ich mich abrupt um, schnappe mir die halbleere Kaffeekanne und gieße die fast schwarze Brühe in meine Tasse. Ein amüsiertes Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Nach all der Zeit und allem, was vorgefallen ist, bist du immer noch eifersüchtig auf Bruce. Das ist irgendwie rührend ... und äußerst erheiternd. "Na ja", beginne ich gedehnt und schiebe mir gemächlich einen Happen Spiegelei in den Mund. "Jetzt wo du's sagst, würde hautenges Leder dabei verdammt scharf aussehen." Es ist wirklich überaus positiv, dass mein Dad in diesem Moment nicht die Küche betritt. Ich esse noch eine weitere Gabel Ei und kaue genüsslich, ehe ich dich breit anlächle. "Ich will mein Geburtstagsgeschenk holen. Der Arme hat da schon viel zu lange vor sich hin gestaubt." Meine Augenbraue wandert zu neuen Höhen, als ich dich zweifelnd mustere und mein Blick dabei an deinem bereits deutlich gewölbten Bauch hängen bleibt. Oh ja, so sieht dein hautenges Kostüm wirklich äußerst ansprechend aus, denke ich mir und kann es mir im letzten Moment verkneifen, diese Worte laut auszusprechen. Stattdessen schüttle ich knapp den Kopf und stelle die Kaffeekanne zurück in die Maschine. "Dann solltest du den Ölstand kontrollieren, sonst bleibst du am Ende auf halber Strecke liegen", murmle ich, während ich dir den Rücken zugewandt habe, aus dem Küchenfenster starre und Jim dabei beobachte, wie er irgendwas im Gartenhäuschen macht. "Zu Befehl." Ich sehe dich zweifelnd an. "Ich will doch stark hoffen, dass du die Entscheidung nicht überdenkst, sobald du den Wagen in der Auffahrt stehen siehst?" Vor meinem inneren Auge male ich mir die dramatische Wiedervereinigung von dir und deinem Mustang aus und kann mir ein Kichern nicht verkneifen. Du musst das Auto jetzt schon mindestens zwei Jahre nicht mehr gesehen haben. Vorausgesetzt, du hast die Verwahrstelle in der Zeit nicht irgendwie im Auge behalten ... Erstaunt drehe ich dir den Kopf zu und schenke dir einen Blick, den man im besten Fall wohl als »Pass auf was du sagst!« werten kann. Zumindest erreiche ich damit, dass du schuldbewusst den Kopf senkst, dein Frühstück beendest und wieder nach oben verschwindest. Auch ich ziehe mich ins Gästezimmer zurück, nachdem ich auch die mittlerweile dritte Tasse Kaffee intus habe und sehe zu, dass ich halbwegs einen Menschen aus mir mache, was bei einem kritischen Blick in den Spiegel des Gästebades nicht einfach sein dürfte. Zerzauste Haare, Augenringe und ein stoppeliges Kinn. Normalerweise lege ich relativ viel wert auf gutes Aussehen, doch da ich nicht vorhabe, an diesem Wochenende einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen, ist es mir herzlich egal, wie ich rumlaufe. Als ich - zwar immer noch nicht viel wacher, aber zumindest angezogen - wieder hoch komme, höre ich nur noch, wie die Haustür ins Schloss fällt. Wie ich mit einem Blick aus dem Küchenfenster feststelle, ist Jim immer noch im Gartenhäuschen, also hast du dich auf den Weg zum Revier gemacht. Und irgendwie wird mir bei dem Gedanken, dass du gleich am Steuer meines Mustangs sitzen wirst, ganz anders. Um irgendwie die Zeit zu überbrücken, beschließe ich, draußen Eine zu rauchen und Jim ein wenig Gesellschaft zu leisten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)