Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 40: Herrgott noch eins, Junge, mach einfach den Mund auf. Du quasselst dich doch sonst auch um den Verstand! -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Kaum, dass du mich losgelassen hast, mache ich eilig zwei Schritte zurück. Fast schon panisch sehe ich dich an und meine Hände zittern, als ich mir knapp die Haare raufe. Ich muss mich eindeutig mehr zusammen reißen, um Crane nicht die Kontrolle über mich zu überlassen. "Ja ... Nein ...", murmle ich eilig und schaffe es nicht einmal, deinem Blick standzuhalten. Ich bin anscheinend wirklich ein emotionales Wrack. "Ich ..." Betrübt lasse ich den Kopf hängen. Es ist so viel, was mir bezüglich Barbara und dem Baby durch den Kopf geht. Und nichts davon kann ich dir wirklich sagen - zumal du eh schon schlecht auf mich zu sprechen bist. Ziemlich kurzatmig hebe ich wieder den Blick und sehe dich an. Vermutlich kannst du den Ausdruck in meinen Augen, der irgendwo zwischen Angst, Verzweiflung und Panik liegt, ziemlich gut sehen. "Ich wollte das nie ... Und ich bin immer noch dafür, dass Barbara diese Angelegenheit so schnell wie möglich unterbindet ..." Der verlorene Ausdruck in deinen Augen und das Herumgestottere lassen mich sogar ein bisschen Mitleid haben. Allerdings verfliegt dieses Gefühl genauso schnell, wie es gekommen ist, denn dass du nochmals vorschlägst, mein Enkelkind abtreiben zu lassen, geht eindeutig zu weit. "Nur weil du die Hosen voll hast, soll meine Tochter also einen Eingriff in ihren Körper vornehmen lassen, den sie gar nicht will, und infolgedessen ein Kind umbringen, dass sie behalten möchte? Das hast du dir ganz einfach vorgestellt, was? Dann sind zwar alle anderen unglücklich, aber du bist aus dem Schneider. Super, Edward." Enttäuscht schüttle ich den Kopf. "Du bist so ein feiger Hund." Wütend stehe ich auf und baue mich vor dir auf. Das Buch, um das ich die Faust geballt habe, wird sicher einige Eselsohren bekommen. "Ich weiß gar nicht, warum ich hier überhaupt versuche, ein Gespräch zu führen. Du willst nichts von der ganzen Sache wissen, also bitte. Wir halten dich komplett raus. Keine Alimente, kein Kontakt, kein gar nichts. Aber untersteh dich, es dir plötzlich anders zu überlegen und bei dem Kind auf der Matte zu stehen." "Nur weil ich gesagt habe, dass diese Möglichkeit die beste Lösung ist, heißt das noch lange nicht, dass ..." Eigentlich will ich ja die Wogen wieder ein wenig glätten, aber ich schaffe es einfach nicht, so viel freiwillig über mich preiszugeben. Es stimmt zwar, dass ich nie vorgehabt hatte, eine Familie zu gründen, aber jetzt, wo es doch passiert ist, wird mir immer mehr bewusst, dass ich wirklich gerne so etwas wie Normalität in meinem Leben hätte. Und ja, dieses Ultraschallbild, was mir Barbara vor einem Monat gezeigt hat, geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Mein Herz sagt, dass das Beste ist, was mir seit Langem passiert ist, doch mein Kopf legt ein Veto ein. Kaum, dass du dich vor mir aufbaust, zucke ich wieder unfreiwillig zusammen. Innerlich mache ich mich auf eine heftige Standpauke gefasst, die die logische Konsequenz meiner Worte ist. Und ich täusche mich nicht mit meiner Einschätzung, weswegen ich einfach nur betrübt den Kopf hängen lasse. Normalerweise würde ich sicherlich Widerworte geben, doch ich weiß, dass du recht hast. "Werde ich nicht ...", murmle ich leise, nachdem du geendet hast. "Was?", hake ich sauer nach und stemme die Hände in dir Hüften, wobei das Buch noch mehr lädiert wird. "Herrgott noch eins, Junge, mach einfach den Mund auf. Du quasselst dich doch sonst auch um den Verstand!" Ich kann nicht verhindern, dass ich wieder einmal in den väterlichen, tadelnden Tonfall verfalle. "Wirst du nicht", äffe ich dich nach. So wie du dastehst und den Kopf hängen lässt, kommst du einem fast vor wie ein kleiner Junge, der beim Unsinn machen erwischt wurde. "Warum habe ich dann das leise Gefühl, dass du Alles bereuen wirst, sobald ich weg bin und dich dann einmischt? Ich meine ernsthaft, Edward. Du hast es nicht mal fertig gebracht, Barbara in Ruhe zu lassen, nachdem du sie weggejagt hast. Wie viele Stunden hast du damals noch gewartet, bis du sie angerufen hast?" Bei deinem Tadel lasse ich den Kopf gleich noch mehr hängen und kann nicht verhindern, dass ich mich wirklich so fühle, als wärst du mein Vater, der mir eine Standpauke hält. Und dass ist doch eigentlich wirklich ziemlich verrückt. Tja, dann bin ich hier in Arkham ja goldrichtig aufgehoben ... Ich mache schon den Mund auf, lasse es dann aber doch bleiben und schüttle nur andeutungsweise den Kopf. Ich weiß ja, dass es vollkommen egal ist, was ich sage. Es würde ohnehin nichts an der Situation ändern und letztendlich würde ich dich wohl noch wütender machen, als du ohnehin schon bist. Deswegen ist es sicherlich klüger, einfach den Mund zu halten. "Ich habe ihr auch am Telefon gesagt, dass ich mich nie wieder bei ihr melden werde und daran habe ich mich auch gehalten ...", erwidere ich leise, auch wenn das sicherlich nicht viel bringen wird. "Ich werde mich in Nichts einmischen ..." "Gut. Ich nehme dich beim Wort", sage ich und kann nicht verbergen, wie enttäuscht ich bin. Dass du wirklich keine Bereitschaft zeigst, die Situation anderweitig zu klären, verletzt nicht nur Barbara, sondern auch mich. "Dann habe ich dir nichts mehr zu sagen, Edward." Ich drücke dir das Buch in die Hand und werfe dir einen letzten Blick zu. "Viel Glück mit der Therapie und allem. Hoffentlich bekommst du dein Leben wieder in den Griff." Damit wende ich mich zum Gehen. Resigniert werfe ich dir einen kurzen Blick zu, als du mir Shakespeare zurück gibst und dich dann verabschiedest. Gegen meinen Willen verspüre ich einen kurzen Stich im Herzen, als ich deine Worte höre, die für mich sehr endgültig klingen. Ich seufze lautlos und kann nicht verhindern, dass ich mich schuldig fühle. Du bist noch keine zwei Schritte gegangen, als ich doch noch den Mund aufmache. "Darf ich das Bild behalten?", höre ich mich selbst fragen und möchte mir im nächsten Moment dafür eine kräftige Ohrfeige geben. Völlig verdattert bleibe ich stehen und drehe mich langsam zu dir um. "Was?!", frage ich verblüfft. "Das ..." Mein Blick fällt auf das Ultraschallbild. Und wieder auf dich. Ich brauche gar nicht groß darüber nachzudenken, keine Nanosekunde später stehe ich schon wieder vor dir. "Hier." Ich drücke dir das Bild deines Kindes in die Hand und beuge mich vertraulich zu dir. "Und du willst mir wirklich erzählen, dass dir das alles egal ist?", murmle ich zweifelnd. "Wieso setzen wir uns nicht und beginnen dieses Gespräch von vorn, hm? In aller Ruhe. Und diesmal ehrlich?" Ich muss hart schlucken, als du dich so langsam zu mir umdrehst. Jetzt kommt es. Die größte Standpauke, die du mir je gehalten hast und wirst. Mit dieser dämlichen Frage habe ich wohl einen noch größeren Bock geschossen als mit allem zuvor. Deswegen sehe ich dich auch mehr als erstaunt an, als du mir plötzlich das Ultraschallbild gibst. Passiert das gerade wirklich oder ist das wieder eine Halluzination? Mit einem Blick, dem man durchaus als ängstlich betrachten kann, sehe ich dich an und weiß im ersten Moment nicht, was ich sagen soll. "Ich weiß nicht ...", sage ich schließlich langsam und mit deutlicher Skepsis in der Stimme. "Es würde doch nichts an der Situation ändern ..." Erneut lasse ich den Kopf sinken und mein Blick fällt dabei auf das Ultraschallbild, was ich in der Hand halte. "Aber okay ...", murmle ich und kann die Augen nicht von dem Bild abwenden. Ich lasse mich wieder auf der Bank nieder und warte, bis du dich zu mir gesellt hast. Die Art, wie du das Bild betrachtest, entgeht mir natürlich nicht. Wie auch, es ist schwer zu übersehen, dass dich dieses kleine Wesen gewissermaßen fesselt. Ist da vielleicht doch ein bisschen Hoffnung, dass wir das irgendwie hinbekommen? "Seien wir doch einfach beide ganz ehrlich zueinander", beginne ich. "Als ich davon erfahren habe, dass Barbara schwanger ist, war ich schockiert, aber ich habe es relativ gut aufgenommen. Als sie aber gestanden hat, dass du der Vater bist, war ich wirklich sauer, weil ich von euch beiden mehr erwartet hätte. Inzwischen stehe ich voll hinter ihr und bin zuversichtlich, dass sie dieses Kind gut großziehen wird. Sie hat Hilfe. Sogar ihre Mutter hat inzwischen aufgehört, sie deswegen anzuschreien." Ich lache leise auf. Ja, meine Exfrau ist ziemlich an die Decke gegangen, als Babs es ihr gesagt hat. "Trotz allem habe ich Angst. Das beeinträchtigt Barbaras Zukunft maßgeblich und natürlich spielt auch die Tatsache, dass ich als Commissioner im Grunde eine Person des öffentlichen Lebens bin, eine Rolle. Die Leute werden reden und ich will meiner Tochter eigentlich ersparen, dass die Stadt sich über sie das Maul zerreißt. Aber sie bietet alledem die Stirn und ich bin stolz, obwohl ich mir Sorgen mache." Seufzend reibe ich mir über das Gesicht. "Und nachdem du sie so herzlos abgefertigt hast, habe ich wirklich gedacht, dass sie diese ganze Stärke wieder verliert. Sie will es sich nicht anmerken lassen, aber die Sache hat sie wirklich mitgenommen. Auch der Brief von deinem Anwalt. Es macht mich wütend, zu sehen, dass meine Tochter leidet. Deinetwegen. Also wäre es ganz schön, wenn du mir ein paar Gründe dafür nennen könntest, damit ich vielleicht deine Seite verstehe und dir nicht mehr den Hals umdrehen will." Langsam und zögerlich folge ich dir zurück zu der Bank und setze mich mit Abstand neben dich, während du redest und ich dir schweigend zuhöre. Auch nachdem du geendet hast, schweige ich noch einen Moment. "Ich wollte nie, dass das passiert ...", sage ich schließlich leise, während ich nach vorne gebeugt das Bild betrachte. "Es war eine dumme Sache, die ich wirklich bereue. Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen ..." Endlich reiße ich meinen Blick von dem Bild los und sehe dich ernst an. "Du in deiner Position als Commissioner bist einer der Gründe, warum es besser ist ..." Ich lasse den Satz unbeendet, aber du kannst dir sicher denken, was ich sagen will. "Wenn die Kriminellen in Gotham irgendwas davon mitbekommen, wird die Hölle los sein, denn es wäre für sie ein gefundenes Fressen." Ich mache eine kurze Pause, um tief durchzuatmen. "Cobblepot weiß bereits irgendwas. Oder ahnt es zumindest. Aber egal was - es ist nicht gut." Wieder werfe ich einen Blick auf das Bild. "Ich wollte Barbara nicht absichtlich weh tun ... Eigentlich will ich sie nur aus allem, was auch nur ansatzweise mit der Unterwelt zu tun, raushalten." Ich lache kurz humorlos auf. "Ja ich weiß, dass ist mir hervorragend gelungen", sage ich ironisch, bevor ich erneut tief Luft hole. "Ich bin nicht der Typ, der in eure kleine Familie reinpasst. Und ich habe keine Ahnung, wie ich neben dem ganzen Mist hier auch noch eine Familie unter einen Hut bekommen soll." "Du hast natürlich Recht mit deinen Bedenken. Aber Barbara hat beschlossen, dass dieses Kind nichts für euren Fehler kann und sie will die Konsequenzen tragen." Mit einem leichten Lächeln zucke ich mit den Schultern. "Du kennst sie. Wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie es auch durch, komme was wolle. Und wenn die Unterwelt sich das zunutze machen will, dann sollte sie sich warm anziehen, denn das halbe GCPD und der Dunkle Ritter werden da ein Wörtchen mitreden wollen." Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber ich werde Barbara sicher nicht zwingen, ihr Kind abzutreiben, nur weil ich Polizist bin. "Ich verlange auch nicht von dir, gleich in meine Familie einzuheiraten. Aber wäre es so unvorstellbar, dass Kind von Zeit zu Zeit zu sehen und ihm das Gefühl zu geben, einen Vater zu haben?" "Dann soll sie doch mit Batman einen für kleine glückliche Familie machen ...", murmle ich kaum hörbar, aber mürrisch vor mich hin. Schon alleine der Gedanke daran, stößt mir sauer auf und es ist für mich fast unerträglich, daran erinnert zu werden, wie nah Barbara dieser fliegenden Ratte inzwischen steht. Am Ende zahlt er auch die Arztkosten und den ganzen Kram. Genug Kleingeld hat er ja, wenn man sich seine Spielsachen ansieht. Super ... "Ich wäre miserabel in dieser Rolle ...", sage ich etwas lauter und schüttle andeutungsweise den Kopf. Sicherlich wäre es schön, eine intakte Familie zu haben und vermutlich würde ich das Baby sofort ins Herz schließen, sobald es auf der Welt ist. Aber ich als Vater? "Außerdem bin ich ja verrückt ..." Deinen giftigen Kommentar ignoriere ich. Gut, mein Fehler, Batman zu erwähnen. Aber es ist nun mal die Wahrheit und gewissermaßen warst du derjenige, der sie Batman erst in die Arme getrieben hat. "Du bist verrückt, etwas wegzuwerfen, was du eigentlich willst. Und genau das tust du gerade. Oder warum klammerst du dich so an dieses Foto?" Ich nicke mit einem vielsagenden Blick in Richtung des Ultraschallbildes. Irritiert sehe ich dich an, ehe ich einen Blick auf meine Hand werfe, wo ich tatsächlich das Bild fast krampfhaft festhalte. Seltsam, dass mir das bisher nicht wirklich bewusst war. Ich bin anscheinend schon so sehr emotional in diese Sache involviert, dass du wahrscheinlich recht hast. "Kannst du dich mich wirklich als Vater vorstellen?", frage ich nachdenklich. "Also ich nicht. Und jede Wette, jeder im GCPD auch nicht. Ich würde höchstens die Goldene Himbeere für diese Rolle bekommen." Ich werfe dir ein ironisches Lächeln zu, ehe ich wieder ernst werde. "Und Barbara wäre von dieser Vorstellung auch nicht gerade begeistert ..." Ich nehme mir einen Moment Zeit, dich von der Seite zu betrachten. "Klar. Du würdest deinem Kind beim Lernen helfen, wärst streng, aber herzlich. Vielleicht unsicher, wegen deiner Vergangenheit. Aber ich bezweifle, dass du dich wie dein Vater aufführen würdest. Davor hast du so viel Angst, dass du das nicht zulassen würdest." Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen. "Glaubst du Barbara hätte dir von dem Kind erzählt, wenn sie dich für einen schlechten Vater halten würde?" "Nein …", sage ich langsam und schüttle dabei leicht den Kopf. "Ich bin sicher Vieles, aber mit Sicherheit kein geeigneter Kandidat, um eine Familie zu gründen oder ein Kind zu erziehen." Ich sehe dich ernst an, denn die nächsten Worten fallen mir sicherlich nicht einfach. "Mir ist bewusst, dass ich immer mehr wie er werde. Es ist auch noch gar nicht lange her, dass mir das ziemlich eindrucksvoll demonstriert worden ist …" Abrupt halte ich inne, als mir alleine durch die Erinnerung ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft. Unwillkürlich flackert mein Blick kurz zum Gebäude in der Nähe. Bloß nicht dran denken, rede ich mir selbst gut zu. "Ich denke, dass sie es nur gesagt hat, um ein reines Gewissen zu haben", sage ich ein wenig leiser, nachdem ich mich wieder ein wenig gefangen habe. "Und sie ist gut daran beraten, wenn sie Abstand zu mir hält. Wenigstens dieses eine Mal sollte sie auf mich hören." Vermutlich ist das nicht nur für sie besser, sondern auch für mich, denn ich biete dann keine so große Angriffsfläche mehr für Crane. Genau, ich muss es einfach aus dieser Perspektive betrachten, dann bekomme ich das schon irgendwie auf die Reihe. Hoffe ich zumindest … Hauptsache, Barbara bleibt so weit es geht von Arkham fern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)