Nothing to lose von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 39: Erzähl mir keinen Müll, Edward, über den Punkt sind wir hinaus. --------------------------------------------------------------------------- Ziemlich genau vier Wochen sind seit dem verhängnisvollen Tag vergangen, an dem mir Barbara offenbart hat, dass sie schwanger ist – anscheinend von mir. Ich habe seitdem viel darüber nachgedacht und noch mehr gerechnet, ob es tatsächlich sein kann. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch ist, dass es wirklich die Realität ist. Allerdings verlasse ich mich nicht nur alleine darauf, weswegen ich meinem Anwalt über die ganze Sache aufgeklärt habe und er deswegen ein Schriftstück aufgesetzt hat, in dem steht, dass ich einen Vaterschaftstest will, bevor ich auch nur einen Penny für Alimente ausgebe. Dieses Schriftstück hat er höchstpersönlich bei Jim Gordon im GCPD abgegeben, allerdings habe ich keine Reaktion darauf bekommen. Weder Jim, noch Barbara haben irgendwie reagiert, weswegen ich es mittlerweile aufgegeben habe, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich habe auch so schon genug Probleme. Crane hat sich in den letzten vier Wochen zurück gehalten. Zwar hat er bei den Therapiesitzungen, die ich immer noch zwei Mal pro Woche genießen darf, immer wieder Andeutungen gemacht, aber im Großen und Ganzen gesehen, lief es gut. Nachdem, was ich mit Crane erlebe habe, habe ich mich in der letzten Zeit sehr am Riemen gerissen und mehr oder weniger mit ihm kooperiert. Ich habe gezwungenermaßen mit ihm geredet, da ich kein Interesse daran habe, wieder Teil seines Experimentes zu sein. Bestimmt freut er sich ein Loch in den Bauch, weil er mich momentan unter Kontrolle hat. Aber früher oder später wird ihm das Lachen vergehen. Ich werde mich auf jeden Fall bei ihm revanchieren – ob er nun will oder nicht. Heute hat mich Crane jedenfalls bisher in Ruhe gelassen. Ich habe ihn nur kurz mit Cobblepot sprechen gesehen, als auf das Freigelände begangen bin. Keine Ahnung, was die Beiden schon wieder aushecken, aber es wird nichts Positives sein. Um möglichst viel Abstand zu Crane zu haben, verbringe ich sogar so viel Zeit wie möglich draußen. So wie jetzt habe ich fast immer ein Buch dabei, denn etwas Besseres kann man hier in Arkham kaum machen. Das Wetter lädt zwar nicht unbedingt dazu ein, so viel Zeit hier draußen zu verbringen, aber lieber hole ich mir hier draußen eine Erkältung, als dass ich in meiner Zelle hocke. Mit einem schweren Seufzen betrete ich das Freigelände von Arkham. Gerade erst habe ich ein Gespräch mit Dr. Crane geführt, in dem er mir erklärt hat, wie überraschend gut du dich in letzter Zeit führst. Ganz toll. Während meine Tochter völlig am Rad dreht, bekommst du also dein Leben auf die Reihe und ziehst dich damit aus der Affäre, dass du im besten Fall Geld zahlst? Als würde es reichen, ein bisschen mit dem Portemonnaie zu wedeln ... Barbara will im Moment überhaupt nichts mehr von dir wissen. Weder will sie dich persönlich sehen, noch Alimente von dir bekommen. Was ich gut verstehen kann, denn du hast ein paar hässliche Dinge gesagt, wegen denen ich dir eigentlich den Kopf abreißen könnte. Ich sehe mich draußen um und erspähe dich unter einem Baum, wo du gemütlich sitzt und in einem Buch blätterst. Während Barbara zu hause versucht, sich auf das Leben als Mutter vorzubereiten. Mistkerl ... Als ich auf dich zustapfe, spüre ich schon wieder Ärger in mir aufsteigen, aber ich bemühe mich, ruhig zu bleiben. Dich jetzt anzuschreien wäre zwar sehr befriedigend, würde uns aber auch nicht weiterbringen. "Na? Lässt du es dir gut gehen?", sage ich eisig, als ich vor dir zum Stehen komme. Weil du mich vollkommen unvorbereitet ansprichst, zucke ich entsprechend heftig zusammen und lasse dabei fast das Buch - Shakespeare - fallen und kann mich nur im letzten Moment davon abhalten, aufzuspringen. Seit dem ich Teil von Cranes Experiment war, bin ich ziemlich schreckhaft, was Crane während den Therapiesitzungen gerne ausnutzt. Während es ihn erheitert, frustriert es mich. Auch jetzt ärgere ich mich über mich selbst, dass ich meine Umgebung nicht besser im Auge behalten habe. "Commissioner ...", sage ich ehrlich überrascht und versuche halbwegs gefasst zu wirken. Ich habe nicht mit deinem Besuch gerechnet. Ehrlich gesagt habe ich eher damit gerechnet, dich nie wieder zu sehen. "Was verschafft mir die Ehre?" "Tja, mal überlegen", murmle ich unfreundlich, ehe ich eine Hand in die Jackentasche schiebe und den lächerlichen Brief von deinem Anwalt heraushole. Ich schmeiße ihn dir in den Schoß, sodass er auf deinem Buch zum Liegen kommt. "Der Wisch hier vielleicht?" Ich muss wirklich schwer an mich halten, nicht gleich in eine Standpauke zu verfallen. Ich bin nicht hier, um dir ins Gewissen zu reden, sondern um die Situation endgültig zu klären. "Damit du es gleich weißt - Barbara will nichts mehr von dir wissen. Sie will dich nicht sehen und sie will schon gar kein Geld von dir. Ich sehe das geringfügig anders." Streng blicke ich auf dich herab. "Ich persönlich würde schon gerne wissen, was den Herren zu dem plötzlichen Sinneswandel bewegt hat?" Für einen Moment sehe ich den Brief ein wenig perplex an, ehe ich ihn so vorsichtig in die Hand nehme, als ob ich befürchte, dass er jeden Moment explodiert. Unschlüssig drehe ich ihn kurz in der Hand, bevor ich ihn neben mich auf die Bank lege. Dann hebe ich wieder den Blick und sehe dich zögerlich ansehe. "Nun ja ...", sage ich langsam und senke den Kopf, um deinem Blick auszuweichen. "Solange es keinen Vaterschaftstest gibt, der positiv ist, habe ich nicht vor, irgendwas zu zahlen. Und solange betrachte ich die Angelegenheit so, dass ich damit nichts zu tun habe. Von daher kann man eigentlich nicht sagen, dass ich einen Sinneswandel hatte." Erstaunlich, dass meine Stimme bei weitem nicht so selbstsicher klingt, wie ich es gerne gehabt hätte. Natürlich habe ich mir in den letzten Wochen eingeredet, dass es mich nicht interessiert, was mit dir, Barbara und dem Baby ist, aber insgeheim habe ich trotzdem versucht, an Informationen zu kommen. Ich bin sogar so weit gegangen, dass ich einige Quellen angezapft habe, die mich hier in Arkham besucht haben. "Ach, na das ist ja ganz reizend." Sauer verschränke ich die Arme. "Weißt du, eigentlich sollte ich wütend sein, weil du dich scheinbar einen Dreck um meine Tochter scherst. Aber ich bin mir verdammt sicher, dass das gar nicht stimmt und du dir dein überhebliches Köpfchen zerbrichst. Also bin ich einfach wütend, weil du so ein unerträglicher Idiot bist." Mit einem unzufriedenen Schnauben lasse ich mich auf die Bank plumpsen. "Ich fasse es nicht, dass du an so eine Sache so kalt herangehen kannst. Was machst du, wenn du dann schwarz auf weiß hast, dass es dein Kind ist? Wie willst du das wieder gutmachen? Mit Geld?" Ich lache auf, obwohl ich kein bisschen amüsiert bin. "Ich bitte dich ..." "Ich werde nicht versuchen, diese Meinung zu ändern ...", erwidere ich zögerlich und schenke dir einen kurzen Blick. Ich frage mich natürlich, wie wir beide inzwischen zueinander stehen. Soll ich dich weiterhin duzen oder doch lieber siezen? Da ich mir dessen unsicher bin, werde ich einfach versuchen, alles so zu formulieren, dass ich keine Personalpronomen verwenden muss. Als du dich auf die Bank setzt, rutsche ich automatisch so weit zur Seite, dass durchaus eine weitere Person zwischen uns Platz hätte. Irgendwie habe ich das dringende Bedürfnis, so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen, ohne mich gleich verdächtig zu machen. Generell halte ich so viel Abstand wie möglich zu allen Personen hier in Arkham. Ganz besonders seit Cranes Experiment, was mir immer noch in den Knochen steckt. "Ich schätze, dass ich nichts mache, wenn ich es tatsächlich schwarz auf weiß habe. Barbara will ja nicht, dass ich etwas damit zu tun habe, was mir nur recht ist." Unschlüssig zucke ich mit den Schultern und halte meinen Blick gesenkt. "Ich würde gerne mal wissen, wie du dazu stehst, nicht was Barbara davon hält." Ich greife in meine Tasche und ziehe mein Portemonnaie hervor. Darin bewahre ich ein weiteres Papier auf, welches ich allerdings mehr behüte als den dämlichen Brief. "Hier." Ich drücke dir das neueste Ultraschallbild meines Enkels in die Hand. Mir selbst geht trotz aller Strapazen das Herz auf, wenn ich es mir ansehe. "Wenn es dir alles so egal wäre, hättest du definitiv anders auf das letzte reagiert. Und dann hättest du dir auch nicht die Mühe gemacht, deinen Anwalt zu behelligen. Also erzähl mir keinen Müll, Edward, über den Punkt sind wir hinaus." Wie ich dazu stehe ...? Tja, das ist wirklich eine gute Frage - die ich nicht einmal für mich selber beantworten kann. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass ich tatsächlich Vater werden soll. Dass ist etwas, was ich nie wollte. Und trotzdem geht es mir ziemlich zu Herzen. Als du mir das Ultraschallbild in die Hand drückst, zucke ich kurz zusammen und sehe dich irritiert an, ehe ich das Bild betrachte. Es sind zwar nur knapp vier Wochen vergangen, und trotzdem ist es unverkennbar, dass sich ein kleiner Mensch entwickelt. Ich muss tief durchatmen und hart schlucken, ehe ich dir das Bild mit einer flüchtigen Bewegung zurück gebe, ohne überhaupt hinzusehen. Es ist erstaunlich, wie sehr mich dieses Schwarz-Weiß-Bild bewegt, obwohl ich versuche mir einzureden, dass es mir egal ist. Leider ist es mir nicht so egal, wie ich Allen versuche weiszumachen. "Ich wollte mich nur rechtlich absichern ...", erwidere ich leise und fummle mir eine Zigarette aus der Schachtel, die wie immer in der Brusttasche des Overalls steckt. Fahrig zünde ich sie mir an und meide deinen Blick. "Rechtlich, ja ja." Nachdenklich betrachte ich das Bild in meiner Hand und streiche mit dem Daumen über das, was schon bald ein voll entwickeltes Kind sein wird - dein Kind, ob du das nun willst oder nicht. "Ist mir ein Rätsel, wie du das kannst. Theoretisch könnten wir das Geld gebrauchen." Ich bedenke dich mit einem bösen Blick. "Aber sobald ich einen Blick auf dieses Bild oder auf Barbara werfe, interessiert mich nicht, was vernünftig wäre. Ich bezweifle, dass ich jemals nachvollziehen kann, wie du so kalt bleiben kannst." Ich mustere dich aufmerksam. Glaub nicht, dass mir nicht auffällt, wie nahe dir das geht. Aber solange du dich weigerst, dir das einzugestehen, kann ich nicht viel tun. "Was hättest du gesagt, wenn ich Barbara vor die Tür gesetzt hätte nach dieser Dummheit?" "Es ist eigentlich ganz einfach ...", murmle ich nachdenklich, ziehe an der Zigarette und starre auf den Boden. "Solange man nicht selber betroffen ist, braucht man sich weder den Kopf darüber zu zerbrechen, noch sich irgendwie emotional involvieren lassen ..." Okay, nicht mal ich kaufe mir diese Worte ab. Aber vielleicht habe ich ja Glück, und du lässt es darauf beruhen. Ich kann nur hoffen, dass du nicht weiter nachharkst, denn eigentlich will ich nicht über dieses Thema reden. Erstaunt werfe ich dir einen kurzen Blick zu, als du diese hypothetische Frage stellst. "Na ja ...", antworte ich ruhiger, als ich eigentlich bin. "Das wäre dann wohl ihr Problem gewesen ..." Wenn du Barbara wirklich rausgeschmissen hättest, wäre sie sicherlich bei der Fledermaus unter gekrochen. Ein Gedanke, der mir nicht sonderlich gut gefällt. "Du gehst also davon aus, dass meine Tochter eine Schlampe ist, die durch die Gegend hurt und deswegen von jedem beliebigen Kerl schwanger sein könnte?", stelle ich bitter fest. Es verletzt mich nicht mal, weil ich weiß, dass du es nicht mal selbst glaubst. "Charmant. Und da haben Alle gedacht, du wärst in eurer Beziehung der Arsch gewesen." Ich sehe dich mit hochgezogener Braue zweifelnd an. "Tatsächlich?" Mir ist anzuhören, dass ich dir kein Wort glaube. "Mein Gott, du musst Barbara ja wirklich verabscheuen. Man könnte fast meinen, du hättest sie geschwängert, um ihr eins auszuwischen." "Es ist doch mittlerweile egal, was ich davon halte oder wie ich Barbara einschätze ...", erwidere ich resignierend. "Ich bin ja schließlich verrückt, also kann man nichts darauf geben, was ich sage ..." Lustlos nehme ich einen Zug von der Zigarette, ehe ich sie nur halb aufgeraucht auf den Boden fallen lasse und austrete. Ich glaube zwar immer noch nicht daran, dass ich wirklich verrückt bin, aber wenn ich daran denke, was ich in den letzten Wochen für Mist gebaut habe, muss ich mich wohl oder übel damit anfreunden, dass ich wirklich nicht ganz richtig im Kopf bin. Erstaunt und verunsichert flackert mein Blick kurz zu dir, als du davon sprichst, dass ich Barbara verabscheue. Es stimmt, dass ich wirklich versucht habe, sie zu hassen, aber letztendlich musste ich feststellen, dass ich sie nicht hassen kann. Nicht mal ein bisschen. Nicht mal fast. Abrupt springe ich von der Bank auf und halte mir das Buch mit verschränkten Armen wie ein Schutzschild vor den Oberkörper. "Ich muss wieder rein ...", murmle ich hastig und hoffe, dass du mir diese schlechte Ausrede abkaufst. "Klar, versteck dich nur dahinter", stoße ich abfällig aus. "Interessant, dass du dir deinen eigenen Geisteszustand hinbiegst, wie du ihn gerade brauchst." Als du aufspringst, packe ich dich wütend am Stoff deines Overalls. Eigentlich sollte ich mich besser beherrschen, aber es regt mich wirklich auf, dass du hier so herumdruckst und dich aus der Affäre ziehen willst. "Hier geblieben, Freundchen", sage ich und höre mich dabei erschreckend an wie Harvey. "Du weißt genauso gut wie ich, dass alles, was du in diesem Gespräch bisher gesagt hast, totaler Blödsinn ist. Also hör auf, ein verdammter Feigling zu sein. Für mich sieht die Sache so aus: entweder ganz oder gar nicht. Du kannst Interesse an deinem Kind zeigen und zumindest gelegentlichen Kontakt pflegen, damit es nicht ohne Vater aufwachsen muss. Oder du siehst es nie und behältst dein blödes Geld für dich, damit wir nicht sagen müssen, wenn dein Kind eines Tages fragt, warum sein Vater scheinbar dafür bezahlt, nicht weiter behelligt zu werden." Ich zucke heftig zusammen, als du mich plötzlich festhältst und lasse dabei sogar das Buch fallen, was dumpf auf dem Boden aufschlägt. Ich sehe dich erschrocken an und kann nicht verhindern, dass leichte Panik in mir hoch steigt. Wenn Crane das sieht, ist das wieder ein gefundenes Fressen für ihn, weil sein Experiment mich so nachhaltig geprägt hat. "Ich kann das nicht ...", flüstere ich hastig und kann die Panik nicht komplett aus meiner Stimme verbannen. "Ich zahle meinetwegen die Alimente, aber mehr kann ich nicht tun ..." Ich schüttle knapp den Kopf und meine Augen bekommen einen verzweifelten Ausdruck. "Es ist das Beste für alle Beteiligten, wenn ich mich komplett raushalte ..." Deine heftige Reaktion auf meine Berührung lässt tief in mir drin die Alarmglocken schrillen. Das ist nicht deine gewöhnliche Abneigung gegen Körperkontakt. Das ist etwas anderes und ich frage mich, ob es irgendetwas mit Babs und dem Baby zu tun hat. "Edward ...", seufze ich, lasse dich los und hebe stattdessen dein Buch auf. Shakespeare. Wäre auch ein Wunder, wenn du Trivialliteratur lesen würdest. "Wenn du es wirklich nicht willst, dann ist das eben so. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du es bereuen würdest. Wovor hast du Angst, hm? Dass du wirst wie dein Vater? Dass dir die Verantwortung zu viel wird? Dass Barbara dich zu sehr einengt?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)