Misfits: Kreuzdame von Hushpuppy ({ boy x boy }) ================================================================================ Kapitel 27: Gaara... - ...Hat die Schnauze voll! Pt. 3 ------------------------------------------------------ Am letzten Tag des Jahres reisten meine Eltern wieder ab, sodass ich abends eine große Silvesterparty im Haus schmeißen konnte. Diesmal lud ich nur Leute ein, mit denen ich gut befreundet war und bat sie darum von der Party nichts rum zu erzählen. Normalerweise waren auch immer viele Gäste in meinem Haus, die ich überhaupt nicht kannte und dann in der Schule prahlten, wie geil meine Hauspartys wären. Früher ging mir das total auf die Nerven, mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, nur heute wollte ich ausschließlich Leute bei mir haben, die ich auch tatsächlich kannte und mochte. Obwohl wir dadurch erheblich weniger waren, war es noch immer ein schönes Chaos. Im Grunde waren alle da – außer Lukas und Kaito. Dass sie fehlten, war deutlich zu spüren. Sie hatten ein großes Loch in unsere Clique gerissen und ich konnte nicht umhin mich dafür schuldig zu fühlen. Zu gerne hätte ich sie an meiner Seite. Je mehr ich trank und kiffte, desto größer wurde dieses Verlangen, desto weniger erträglicher war es. Als dann Mitternacht kam, konnte ich mich nicht davon abhalten Beiden eine SMS zu schreiben, in der ich ein Frohes Neues Jahr wünschte. Wie zu erwarten war, kam von Kaito nichts zurück, doch von Lukas kam eine Antwort. Er wünschte es mir zurück mit einem Smiley dahinter. Wie so eine dumme SMS die Laune verbessern konnte. Für den Rest der Feier fühlte ich mich wie ein verliebtes Mädchen, das davon schwärmte, dass ihr Schwarm sie auf dem Schulgang angeschaut hatte. Doch das störte mich nicht sehr, denn dieses Kribbeln im Bauch fühlte sich einfach wunderbar an. Vielleicht würde sich das mit Lukas doch noch bessern... vielleicht sollte ich noch mal versuchen mit ihm zu reden. Mir eine gute Entschuldigung zurecht legen und hoffen, dass er mir vergeben könnte. Vielleicht sollte ich es sogar wagen ihm zu sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte... doch vorher... sollte ich wirklich versuchen Annalina los zu werden. Natürlich gab sie mir um Mitternacht einen Kuss, klammerte die ganze Party über an mir und wollte mich wieder in einen Zungenkuss verwickeln, doch ich meinte, dass ich in der Öffentlichkeit nicht mit ihr rummachen wollte. Das wäre meinen anderen Gästen gegenüber unhöflich. Die Ausrede bedachte sie mit einem schiefen Blick. Eigentlich war sie ein intelligentes Mädchen, doch meine Ablehnung ihr gegenüber schien sie wirklich nicht zu bemerken. Ich wollte nicht in der Silvesternacht mir ihr Schluss machen, obwohl man von Schluss machen eigentlich nicht reden konnte, da wir von mir aus nie zusammen gewesen waren. Daher nahm ich mir vor es in den nächsten Tagen zu tun, bevor diese Beziehung noch in die falsche Richtung eskalierte. Lukas' SMS hatte mich ein wenig aus meinem Delirium geweckt und mir neuen Optimismus geschenkt. Als ich den Tag darauf Samantha und Larissa davon berichtete, stimmten sie mir zu, wobei mir auch beide einen Faustschlag gegen den Kopf verpassten. „Dass du solange gebraucht hast, um dich aufzuraffen“, meckerte Sam. „Aber klär das mit Annalina vorher. Ansonsten wirkt es so, als würdest du sie dir bereit halten falls das mit Lukas nicht klappt“, sagte Larissa und es klang wie eine Drohung. Natürlich hatte sie damit vollkommen Recht. Als nach der Party alle heim gingen, bat ich Annalina darum, am nächsten Tag noch mal wieder zu kommen, weil ich mit ihr reden wollte. Vielleicht ahnte sie schon, worauf dieses Gespräch hinaus laufen würde, denn sie sah etwas unglücklich aus, als ich so ernst mit ihr sprach. Den ersten Tag des neuen Jahres verbrachte ich hauptsächlich mit schlafen und aufräumen. Noch den Tag darauf war ich damit beschäftigt die Überreste der Party zu beseitigen und musste niedergeschlagen feststellen, dass jemand in den Korb mit der frischen Wäsche gekotzt hatte. Entweder war das Schifti oder Marc gewesen. Wahrscheinlich Schifti, der Sack hatte mir auch an meinem 18. Geburtstag auf den Schlüssel im Blumentopf gekotzt. Auch, wenn er dies bis heute standhaft bestritt. Angewidert musste ich meine Wäsche also noch mal waschen, nahm mir dann Putzwasser und Lappen und wischte das komplette Wohnzimmer von oben bis unten. Wer hätte gedacht, dass ich das neue Jahr mit einem Großputz starte... doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies mal sein musste. Ich drehte mir laut Rockmusik auf und beseitigte zum aggressiven Klang von Limp Bizkit Staub und Schmutz. Als zwischen zwei Liedern eine kurze Pause eintrat, ertönte die Türklingel. Das musste dann wahrscheinlich Annalina sein. Mittlerweile war es schon Abend, ich dachte schon sie würde gar nicht mehr kommen. Ich drehte die Musik um Einiges leiser, ging zur Tür und öffnete diese. Über einer Schulter hatte ich den nassen Lappen gelegt und ich wollte mich schon entschuldigen, dass es gerade sehr chaotisch im Haus aussah, da stellte ich stutzig fest, dass vor mir fünf junge Männer standen, die ich nicht kannte. „Hallo?“, grüßte ich verwirrt. „Hi.“ Derjenige, der geklingelt hatte, stand mit einem Arm gelehnt gegen den Türrahmen und hatte ein gespielt freundliches Grinsen aufsitzen. Seine Pupillen waren extrem klein, obwohl es draußen schon dunkel wurde und die Straßenlaternen ansprangen. Er konnte nicht älter als 25 sein, hatte jedoch ein raues, alt wirkendes Gesicht. Die anderen Vier waren vom gleichen Schlag. Was mich am meisten an ihnen beunruhigte, war nicht die Tatsache, dass sie offensichtlich unter Drogen standen, sondern, dass in ihren Augen Aggression und Wut glänzte. Vorsichtshalber ging ich einen Schritt zurück, schob die Tür etwas vor meinen Körper, sodass ich sie im Notfall direkt zuschlagen konnte. „Wer seid ihr?“, wollte ich wissen. „Ich glaube nicht, dass ich euch kenne.“ „Das tust du tatsächlich nicht. Ich heiße Rick“, stellte sich der Typ vor, der am Türrahmen gelehnt stand. „Die Namen der anderen Vier brauchst du gar nicht zu wissen. Wir sind nur hier, weil wir eine Botschaft an jemanden entsenden wollen.“ „Ich bin nicht die Post“, rutschte es mir heraus. Über Ricks Lippen zuckte ein freudloses Grinsen. „Du bist ja ganz schön frech“, stellte er fest. Ja, und mit solchen Kommentaren hatte ich mich schon früher das ein oder andere Mal in Schwierigkeiten gebracht. Am Besten hielt ich ab sofort einfach die Klappe. „Du bist Gaara Sperling“, sagte Rick. „Also sind wir hier genau richtig. Du brauchst auch gar nicht zu wissen, an wen die Botschaft ist.“ Er machte einen Schritt in mein Haus und ich schlug die Tür zu. Zumindest versuchte ich das, doch wie ich schnell feststellen musste, hatte Rick durchaus mehr körperliche Kraft zu bieten als ich. Einige Sekunden lang warf ich mich von innen mit allem, was ich hatte, gegen die Tür und er drückte von außen. Ich spürte, wie ich über den Boden weiter nach hinten rutschte, dann verlor ich den Halt und die Tür krachte auf. Schmerzhaft wurde ich nach hinten geworfen, konnte mich noch gerade so auf den Beinen halten. Der Lappen fiel von meiner Schulter herunter und die fünf Männer traten ungebeten ein. Der Letzte machte die Tür hinter sich zu. Ich spürte wie mir das Herz schneller in der Brust schlug, die Panik ergriff mich und machte es mir schwer klar zu denken. Gerade war es egal, woher die Typen kamen und, was sie wollten. Am Wichtigsten war, dass ich ihnen irgendwie entkam. Die Tür zum Hinterhof war zwar geschlossen, doch, wenn ich mich beeilte, könnte ich dort entlang fliehen. Rückwärts näherte ich mich dem Hinterhof mit langsamen Schritten. Die Fünf schlenderten durch das Wohnzimmer und die Küche, als würden die Räume ihnen gehören. Einer von ihnen ging zu meinem Handy, das an den Boxen angeschlossen war und drehte das Lied immer lauter. So laut, dass ich mir sicher, dass meine Nachbarn nichts außer der Musik hören würden. Jetzt oder nie. Schnell wandte ich mich um, rannte zur Hintertür und hatte eine Hand schon am Griff, da packte mich zwei Hände von hinten, versuchten mich zurück zu zerren. Doch ich hing mich mit aller Kraft in die Griffe hinein, krallte mich an die Türklinke. Als mein Angreifer merkte, dass er mich nicht losreißen konnte, packte er mich mit einer Hand am Hinterkopf und schlug meine Stirn heftig gegen die Tür. Ich spürte wie diese unter der Wucht erzitterte, für einen Augenblick war mir schwarz vor Augen. Nun konnten mich die Angreifer problemlos nach hinten zerren. Schreiend und mit aller Gewalt wehrte ich mich gegen sie, doch sie waren zu fünft und auf Droge und die aggressive Musik einer meiner Lieblingsbands verstärkte ihre Wut und ihr Verlangen nach Gewalt nur noch mehr. I just might break your fuckin' face tonight Es dauerte nicht lange, da lag ich flach am Boden und sie traten von allen Seiten gegen meinen Rücken, in meinen Magen, meine Rippen, meine Beine und Arme. Einer von ihnen schaffte es mehrfach auf meine Hand zu treten, mit solcher Gewalt, dass ich deutlich spürte, wie sie unter der Wucht zerbrach. Vor Schmerzen hätte ich gerne geschrien, doch die Tritte in meine Magengrube raubten mir den Atem. Voller Panik schlug mir das Herz bis zum Hals, ich hatte wirklich Angst, was sie mit mir noch vor hatten. Wie weit würden sie gehen? Schließlich traf mich ein Tritt ins Gesicht. Sie zwangen mich dazu mich auf den Rücken zu legen, Rick setzte sich auf mich drauf, sodass er mit seiner Faust mein Gesicht bearbeiten konnte. Just give me something to break About your fuckin' face ! Erst, als ich keinerlei Schmerzen mehr verspürte, mein Gesicht sich wie betäubt anfühlte und ich Rick nur noch als verschwommene Silhouette war nahm, hörte er auf. Im ersten Moment merkte ich gar nicht, dass er gestoppt hat. Schwer atmend saß er über mir, griff mit einer Hand meinen Kragen und zog mich näher zu sich heran. „Schöne Grüße an Kaito“, zischte er verächtlich und verpasste mir einen finalen Schlag gegen die Schläfe, der mich schlussendlich K.O. gehen ließ. Ich wurde wach, als ich schon längst wach war. Langsam bildete sich der Raum um mich herum, die Kanten verschwommener Menschen wurden deutlicher und helles Licht blendete in meinen Augen. Oder eher gesagt in einem Auge. Das Erste, was ich von meinem Körper wahr nahm, war das zugeschwollene rechte Auge, durch das ich nichts mehr erkennen konnte. Danach stellte ich fest, dass ein schwerer Druck auf meinem gesamten Körper lastete, hervorgerufen durch die Prügelei, die ich über mich hatte ergehen lassen müssen. Besonders meine Rippen und mein Gesicht schmerzten, fühlten sich an wie betäubt und angeschwollen. Ich war nicht mehr Zuhause. Wenn ich nur ein wenig nachgedacht hätte, hätte ich von selbst drauf kommen können, dass dieser weiße Raum ein Krankenzimmer war und das weiche Bett in dem ich lag mein Krankenbett. Doch ich war ziemlich durch den Wind, in meinem Kopf kursierten die Erinnerungen ebenso wie das Gefühl als wäre mein Hirn mit Watte ausgestopft. „Wo bin ich?“, war daher die erste Frage, die über meine Lippen ging. Rechts neben mir stand eine etwas pummelige Frau, die ich nicht kannte und es nicht einmal für nötig hielt von meiner Krankenakte aufzuschauen. Als sie mir keine Antwort gab, fragte ich noch einmal. Diesmal tauchte links von mir ein Gesicht auf, das ich kannte. Es war Marc, der überraschenderweise besorgt aussah. Seine tätowierten Arme waren dank eines Shirts gut zu erkennen, er hatte sich seinen Bart zu einem Drei-Tage-Bart herunter rasiert, was ihn etwas ungewohnt für mich aussehen ließ. Ich war noch nie so froh darüber gewesen ihn zu sehen. „Im Krankenhaus“, antwortete Marc. „Es bringt nichts zu antworten“, behauptete die Krankenschwester mies gelaunt. „Gleich hat er es ohnehin wieder vergessen.“ „Hab ich gar nicht“, sagte ich trotzig. Ich merkte, dass ich ein wenig lispelte, woran meine aufgeplatzte Lippe Schuld hatte. Mein Gesicht fühlte sich an, als wäre die Haut fest darüber gespannt. Es zog und drückte, doch schmerzte nicht sehr. Anscheinend hatte ich gute Schmerzmittel verabreicht bekommen. „Er redet jetzt viel klarer als vorher“, sagte Marc. „Vielleicht ist er endlich wieder richtig beisammen.“ Er blickte mich an und erklärte: „Die haben dir ein Haufen Schmerzmittel gegeben, deswegen warst du die ganze Zeit total neben der Spur und hast immer wieder dieselben Fragen gestellt und sie im nächsten Moment wieder vergessen.“ „Ah.“ „Also, um die Fragen zu beantworten: Du bist im Krankenhaus, deine Werte sind stabil, Annalina hat dich gefunden und den Krankenwagen gerufen, die Polizei kommt morgen, damit du eine Aussage machen kannst und wir haben keine Ahnung, wo Kaito steckt.“ Das waren tatsächlich die wichtigsten Fragen, die mir im Kopf herum geschwirrt waren. Doch, eine Andere fiel mir ebenfalls noch ein. „Haben die Idioten irgendetwas gestohlen?“ „Soweit wir wissen, nicht“, schüttelte Marc den Kopf. „Wie viel Uhr haben wir eigentlich?“ „Es ist mitten in der Nacht.“ Marc deutete mit einem Kopfnicken zum Fenster und ich erkannte, dass es draußen stockfinster war. „Die Besuchszeit ist schon längst vorbei, doch ich habe mich als Angehörigen eingetragen, sodass ich auch die Nacht bei dir bleiben kann.“ „Oh.“ Dass Marc dazu bereit war, so etwas für mich zu tun, hatte ich nicht erwartet. Irgendwie rührte es mich und ich wollte schmunzeln, doch mein Gesicht war nicht dazu bereit diesen Akt durchzuführen. Ich versuchte mich ein wenig zu bewegen, doch mein Körper war wie platt getreten, meine Augenlider fühlten sich schwer an, in meinem Kopf war nur Taubheit. Keuchend gab ich den Versuch auf mich aufzusetzen. Ich schloss die Augen und war keine paar Sekunden später wieder eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)