Not close enough von Midnight (...überwinde die Distance...) ================================================================================ Prolog: Mistkerl! ----------------- Die Nachbarn haben sich bereits beschwert, als ich wie ein Verrückter gegen die Wohnungstür klopfe und nach Frederic rufe. Frederic ist mein Freund,...äh, EX-Freund..., denn seltsamer Weise komme ich eines Abends plötzlich nicht mehr in unsere gemeinsame Wohnung. Der Schlüssel passt nämlich einfach nicht mehr. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser heute Mittag noch gepasst hat, als ich vor der Spätschicht die Tür noch hinter mir abgeschlossen habe. Was zum Teufel geht hier vor?! Frage ich mich leise. Ich klopfe bestimmt schon geschlagene zehn Minuten gegen diese Tür und ignoriere die Stimmen im Treppenhaus, die sich lauthals über den Lärm beschweren. Ich bin noch mitten dabei, als sich die Tür endlich öffnet und mich apprupt aufhören lässt. Vor mir steht ein halb nackter Frederic, der sich gerade so seine Schlafanzughose übergezogen hat. In seinen sonst so perfekt gestylten Haaren findet sich kein bisschen Ordnung wieder, sondern ein zerzaustes Antlitz, welches ziemlich auf Sex hinweist. Zwischen seinen Lippen befindet sich eine qualmende Kippe und in seinen Augen spiegelt sich etwas herablassendes, angewidertes, verächtliches wieder. Es ist derselbe Blick mit dem er mich immer wieder angesehen hat, wenn ich mal nicht so wollte wie er. „Ah, auf dich habe ich schon gewartet,...“, nuschelt er unhöflich zwischen Zigarette und Lippen hervor. „Du weißt es ja noch gar nicht, aber du musst ausziehen. Meine Freundin will nämlich hier einziehen und da halte ich es für besser, wenn du die Biege machst. Deine Sachen habe ich schon gepackt.“, entfährt es seinem Mund und ich kann nicht anders als wie erstarrt da zu stehen und nur dümmlich und wortlos vor mich hin zu starren. Mit einem Ruck lässt er die Reisetasche, mit der ich vor einem Jahr bei ihm eingezogen bin, vor meinen Füßen fallen. Darin scheint etwas zu zerdeppern. Genauso wie in mir. Aus der Wohnung kommt noch eine weibliche Stimme, die nach ihm ruft. „Schatz, komm wieder ins Bett ja?“, Frederic grinst nur zufrieden. „Wie du unschwer hören kannst, werde ich bereits erwartet, also verzieh dich!“, raunt er mich genervt an, was mich plötzlich ziemlich wütend macht. „Du Arsch! Was soll der Scheiß!? Du kannst mich doch nicht einfach so auf die Straße setzen!“, brülle ich ihn an, doch er zuckt nur genervt mit den Schultern und rümpft anstößig die Nase. „Na und ob ich das kann, im Mietvertrag stehe ich als Hauptmieter drin und du als mein Mitbewohner. Also Verzieh dich! Es ist vorbei!“, zischt er und mit einem knallen geht die Tür zu. Ein Jahr,...ein Jahr lang war ich mit ihm zusammen... Ein Jahr lang habe ich ihm einfach alles hinterher getragen...seine Putze gespielt... Und alles was ihm dazu einfällt ist das Schloss auszutauschen, während ich nicht zu Hause bin und mich mit meinen Habseligkeiten auf die Straße zu setzen?! Noch einige Minuten stehe ich da wie angewurzelt, ehe ich dann in die Hocke sinke. Die Finger meiner Linken Hand krallen sich in den Stoff meiner schwarzen Hose und die Rechte wischt mit dem Handrücken über mein Gesicht...Dieser verdammte Mistkerl!!! Kapitel 1: Heimatlos! --------------------- Ich irre durch die Menschenleere, kalte Stadt. Kein Wunder, um diese Jahreszeit treibt sich ja auch kein normal denkender Mensch um diese Uhrzeit draußen rum. Immerhin ist es mittlerweile 22:30, mitten im Herbst, und nur mit meiner Reisetasche, in der sich so zu sagen mein ganzes Leben befindet, die über meinen Schultern hängt, laufe ich hier herum. Vor etwa einer Stunde habe ich erfahren, dass mein Freund mich mit ziemlicher Sicherheit schon ziemlich lange betrogen hat. Das heißt, im Grunde habe ich es schon lange geahnt, aber ich wollte es nicht wahr haben. Die schlimmste Vorstellung ist jedoch jene, dass sie es sicher immer dann in unserem Bett getrieben haben, als ich nicht anwesend war. Diese rücksichtslosen Ignoranten. Und jetzt?... Jetzt sitze ich auf der Straße. Mal wieder. Ja, richtig gehört, „Mal wieder“, dass ist nicht das erste Mal, dass ich in einer solche Situation stecke. Ich bin nämlich der Auffassung, dass ich solche Dinge offenbar anziehe, als hätte ich einen Magneten am Hintern kleben. Es fing bereits bei meiner Geburt an unter der meine Mutter vor 19 Jahren verstorben ist. Mein Vater hat das nie verkraftet. Ich habe schon immer ein sehr distanziertes Verhältnis zu ihm deswegen gehabt, besonders schwierig war es natürlich immer an meinem Geburtstag. Spätestens als er mit seiner neuen Frau zusammen gezogen ist, war es ganz aus zwischen uns. Denn, diese Frau hasst mich, dessen war ich mir von Anfang an sicher. Aber am schlimmsten ist ihre Tochter, dieses kleine, verwöhnte Miststück! Ja, Marie wird von meinem Vater nahezu verwöhnt, als sei sie seine richtige Tochter, während ich nie auch nur annähernd so viel Aufmerksamkeit bekommen habe. Aufgrund dieser Umstände habe ich nie das Gefühl erlebt, wie es ist in einer richtigen Familie auf zuwachsen. Nein, es war einfach nicht auszuhalten! Und kurz bevor ich 18 wurde, haben sie mich einfach rausgeschmissen mit dem Argument, ich sei ja fast erwachsen und reif genug mich selbst zu ernähren.Ohne Ausbildung und ohne Ersparnisse. Wovon auch, Taschengeld habe ich ja nie gesehen, im Gegensatz zu der kleinen Prinzessin, die mich immer ganz genau hat wissen lassen, dass ich mal wieder den kürzeren gezogen habe. Außerdem habe ich zu der Zeit gerade meinen Regelschulabschluss gemacht, zu dem mich übrigens keiner beglückwünscht hat. Ich erinnere mich noch daran, wie erleichtert ich war, als Frederic, mit dem ich kurz zuvor zusammen kam, mich vor der Obdachlosigkeit gerettet hatte, worauf ich dann einen Job angenommen habe, um ein bisschen was zusteuern zu können, erst mal als Basis, um mich dann um einen Ausbildungsplatz kümmern zu können. Leider ohne Erfolg, nur Absagen und... Letztendlich mit dem Ergebnis, dass Frederic mich eiskalt belogen, betrogen und als seine Putze ausgenutzt hat und ich nun wieder in diesem Schlamassel sitze. Dazu noch die Kälte, die unangenehm unter meine Kleidung kriecht und sich ihren Weg bahnt. Fest umschließe ich meine Arme um meinen Körper, auch wenn ich weiß, das mir das letztendlich gar nichts bringt, da an mir einfach nicht sehr viel dran ist, das mich wärmen und vor der Kälte schützen könnte. Mir ist nur eins klar. Von Gefühlen will ich in nächster Zeit erst mal nichts mehr wissen! Die bringen eh nur Ärger! Irgendwann komme ich an einer Bushaltestelle an. Na immerhin ist sie unterdacht, das ist ja schon mal angenehmer als von allen Seiten den kalten Wind zu spüren und falls es dann auch noch anfangen sollte zu regnen, bin ich wenigstens geschützt. Ist ja fast wie ein zu Hause...ha,ha. Dieses Wetter kann man eben nie so genau einschätzen und dem Wetterbericht kann man auch nicht trauen. Das habe ich letzte Woche mal wieder festgestellt. Nur, da hatte ich noch ein Dach über dem Kopf und konnte mir eine heiße Dusche gönnen, nachdem ich halb erfroren nach Hause kam. Da hat Frederic ja auch noch so getan, als sei alles in Ordnung und mir sogar noch einen Tee serviert, als ich gutgläubiger Idiot,mit der Wolldecke auf dem Sofa saß. Dieser elende Heuchler! Als es mir dann zu kalt wird, krame ich in meiner Tasche herum, in der Hoffnung, dass sich darin mein warmer, weiter Pulli befindet. Glücklicher weise finde ich ihn und ziehe meine Jacke aus, um ihn über zu ziehen und dann meine Jacke da drüber zu ziehen. Meine Jacke ist nämlich nicht die Wärmste. Nun habe ich nur noch das Problem, das meine Füße spätestens morgen früh zu Eisklumpen erstarrt sein werden. Das ist mir ziemlich sicher und das, obwohl ich meine warmen, gefütterten Stiefel an habe und nicht meine alten, durchlöcherten Chucks. Die hat Frederic erstaunlicher weise auch eingepackt, wie ich bemerke. Na, der hat es ja ziemlich genau genommen mit meinem Auszug, wenn schon dann richtig. In diesem Moment stelle ich fest, dass es irgendwie auch ein bisschen erbärmlich ist, wie ich hier sitze. Ich habe schon längst aufgegeben mich zu fragen wie ich es verdient habe, dass man mich einfach raus wirft oder wie Dreck behandelt. Das hilft mir nämlich auch nicht weiter. Eigentlich verhalte ich mich doch meistens ruhig, immer darauf bedacht so zu tun, als sei ich unsichtbar. Trotzdem scheine ich nirgendwo so richtig willkommen zu sein und ecke ständig irgendwo an. Egal ob bei meinem Vater, bei Frederic oder sonst wo. Früher habe ich mir noch vorgestellt, dass es irgendwann mal besser sein wird, mir Hoffnungen gemacht. Doch dann habe ich ganz schnell feststellen müssen, dass das alles nur Träume sind und die Realität nun mal anders aussieht. Trotzdem lebe ich auf eine Weise, auch wenn es nicht die beste Weise ist. Auch, wenn ich jetzt viel lieber in einem warmen, kuscheligen Bett liegen würde, holt mich die Realität ja doch schneller wieder ein, als mich lieb ist. Mein Mund verzieht sich zu einem schiefen Lächeln, doch meine Augen lächeln nicht mit. Bis vorhin habe ich noch vor dieser Wohnungstür gehockt und still vor mich hin geweint. In diesem Moment ist mir bewusst geworden, dass das, was ich mal mein zu Hause genannt habe, wohl selbst in 100 Jahren niemals mein wirkliches zu Hause geworden wäre. Das war der Moment, als Frederic mir einfach die Tür vor der Nase zugeknallt hat. Und mir ist klar geworden, dass ich es in meinem Inneren schon immer gewusst haben muss. Tja, so ist das halt, wenn man sich mit aller Kraft an etwas fest klammert. Irgendwann merke ich, wie meine Augen zu fallen. Kein Wunder, nach zehn Stunden Arbeit. Denn zu meinem Glück habe ich heute für einen ausgefallenen Kollegen länger arbeiten müssen, weil sie sonst die Lücke nicht hätten füllen können. Viel mehr Lohn erhalte ich deshalb trotzdem nicht. Ausbeutung billiger Arbeitskräfte nennt man so was. Zwischenzeitlich hatte ich kurz den Gedanken gefasst, dass es im Pausenraum des kleinen Supermarktes, in dem ich als Aushilfe jobbe, doch recht gemütlich wäre. Doch den Gedanken habe ich schnell wieder verworfen, da dieser jetzt eh geschlossen hat. Mit müden, schweren Liedern schaue ich auf den Boden vor mir, auf dem sich kleine, nasse Tropfen sammeln und kleine Muster bilden. So lange, bis sie in einander verlaufen und den ganzen Boden bedecken. Doch ich habe nicht mal mehr die Kraft dieses beschissene Wetter zu verfluchen. Dazu bin ich zu müde und zu erschöpft. Die Kälte und die Schwere dieses Wetters scheinen mir tief bis in meine Glieder zu sickern. Ein schreckliches Gefühl. Hoffentlich hohle ich mir keine Erkältung. Das wäre ja noch schöner, aber bei meinem Glück, bekomme ich auch das noch hin. Damit wäre alles perfekt. Ich presse meine Lippen fest auf einander und starre nun in den grauen, dunklen Himmel und höre dabei zu, wie der Regen nach und nach immer intensiver auf das Dach der Bushaltestelle prasselt. Das Geräusch von Regen, ist eigentlich gar nicht so übel. Es kann ziemlich beruhigend sein, aber jetzt ist es eher beunruhigend und gar nicht angenehm. Mit einem Ärmel streife ich mir ein paar aufkommende Tränen aus dem Gesicht und tue so, als läge es an meiner Müdigkeit. Auch, wenn ich es besser weiß. Dieses Gefühl sitzt schon seid vorhin tief und fest in mir, wie ein fetter Kloß, der nicht raus will. Mittlerweile zittere ich. Ich versuche mir die Hände durch reiben warm zu halten, was aber auch nicht viel hilft. In mir scheint sich alles zusammen zu ziehen. „Scheiße...“, hauche ich ziemlich kraftlos und wütend, als ein Bus an die Haltestelle anfährt. Das muss der Letzte sein, der an diesem Samstag fährt.Ganz hinten steigen zwei Mädchen und zwei Typen aus, die sich von einem weiteren, dunkelhaarigen Typen verabschieden und winkend ihre ihre Schritte beschleunigen. Ich vermute, dass sie vor dem Regen flüchten. Der Typ, der eben verabschiedet wurde, zieht sich hastig die Kapuze seiner warm aussehenden Jacke, während er eilig meine Richtung einschlägt. Ein großgewachsener, schlanker Mensch, schwarz und lässig gekleidet mit einem schwarzen Schal um den Hals geschwungen und einer schwarzen Mütze auf dem Kopf, an der einige Buttons befestigt sind. Ich bin so müde, dass ich erst gar nicht merke, wie er direkt vor mir stehen bleibt. Erst als er mich bei meinem Namen nennt, werde ich wieder wach. „Oliver? Bist du das?“, höre ich ihn fragen und schaue plötzlich zu ihm hoch. Überrascht, dass er meinen Namen kennt. Ich schweige einen Moment, als es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt. „E...Ellis...“, entkommt es meinen Lippen, fast entsetzt. Ellis legt den Kopf schief und lächelt irgendwie nüchtern, fast schon ein bisschen von oben herab. Ich hasse dieses Lächeln! Ellis ist fast drei Jahre älter als ich und war 2 Klassen über mir. Ich kann nur so viel sagen, dass ich mit ihm nicht die besten Erinnerungen teile. Immer, wenn er so gelächelt hat, hat er mir das Leben irgendwie zur Hölle gemacht. Ich bin also nicht sonderlich heiß auf eine Begegnung mit ihm. Ich bin eben nur der kleine Fußabtreter mit dem man es machen kann. „Was schaust du so entsetzt? Sehe ich denn so furchteinflössend aus?“, fragt er mit einer wegwerfenden Handbewegung und stemmt schließlich seine Hände in die Hüften. Dabei beugt er sich ein Stück zu mir vor. „Aber was mich noch viel mehr interessiert...was machst du denn noch hier? Sollten Kinder um diese Uhrzeit nicht schon längst im Bett sein?“, will er wissen. Dieser unverschämte Flegel! Langsam aber sicher balle ich meine Hände zu Fäusten zusammen. Einen Augenblick später fällt ihm dann auch meine riesige Reisetasche auf. Kaum zu glauben, wie man die überhaupt übersehen kann. Er zeigt mit dem Finger darauf. Auf seinem Mund macht sich so was wie ein Grinsen breit, das in seinem Gesicht eine Art Genugtuung zeigt. „Oder bist du etwa...“, beginnt er,und plötzlich platzt mir der Kragen. Mit einer schnellen Bewegung stehe ich auf und schreie ihn an, lasse ihn gar nicht mehr ausreden. „Halt endlich die Klappe! Ja verdammt, ich bin raus geflogen! Na und? Was geht dich das an? Wenn dir nichts besseres einfällt, als mich dumm an zu machen, dann tu mir doch einfach den Gefallen und zieh Leine!“. Mein Gegenüber hat sich mittlerweile wieder aufgerichtet und ist sogar einen Schritt zurückgewichen. Damit hat er wohl gar nicht gerechnet! Ellis fast sich jedoch schnell wieder, seufzt und reibt sich am Hinterkopf. „Ach so ist das. Dann hat dich dein Frederic also rausgeschmissen. Das war schon irgendwie klar. Dieser Typ steht doch eher auf Frauen, als auf Männer, du warst nur ein Abenteuer für diesen Playboy.“, meint er schulter-zuckend, ja fast nüchtern. Ich hasse diese Art und Weise. Ellis ist schon immer sehr launisch gewesen. Von dem einen auf den anderen Moment ändert er einfach seine Stimmung. Man weiß nie so genau, was als nächstes kommt. Das nervt! Aber woher zum Teufel...Ich schaue ihn misstrauisch an. „Woher weißt du überhaupt von Frederic? Ich kann mich nicht daran erinnern dir je von ihm erzählt zu haben.“, murre ich. Ellis blinzelt kurz und kichert dann leise, als macht er sich über mich lustig. Was ist denn jetzt bitte so lustig? „Na du hast ja echt keinen Plan von irgendwas.“, sagt er belustigt, beinahe mit Hohn in der Stimme. „Jeder wusste davon. Frederic ist nämlich nicht nur ein Playboy sondern auch ein Schwätzer. In seinem Bekanntenkreis hat er fein säuberlich kundgetan, dass er ein Betthäschen hat, das so dumm ist fast alles für ihn zu tun. Das ausgerechnet der Fußabtreter der Schule mit einem so beliebten Typen ins Bett springt hat natürlich für jede Menge Gesprächsstoff gesorgt. So was verbreitet sich wie ein Lauffeuer.“, sagt er mir mit kalt funkelnden Augen des Hohns. Als wolle er mir sagen, dass ich der naivste Idiot der Nation sei. Das unangenehmste daran ist, dass er recht hat. Ich bin wirklich viel zu naiv und gutgläubig gewesen. Die ganze Zeit über habe ich die rosarote Brille auf gehabt und Frederics Missetaten einfach übersehen. Über uns prasselt noch immer der Regen aufs Dach und als es still wird um uns und ich mich langsam abgereget habe, spüre ich wieder die Kälte. Unangenehm kriecht sie durch meine Kleidung und hat mittlerweile meine Zehenspitzen erreicht. In meinem Wutanfall habe ich das gar nicht bemerkt. Denn ich war ganz auf Ellis Hohn und Spott konzentriert. Natürlich versuche ich mir vor ihm keine Blöße zu geben und versuche mir nichts anmerken zu lassen. Doch Ellis ist zwar ein Idiot, aber keineswegs dumm. Er hat eine entscheidende Eigenschaft, die man ihm auf Grund seiner Art nicht unbedingt zutraut. Vor allem, wenn man ihn so wenig leiden kann wie ich. Wache Augen. Ellis betrachtet die Welt um sich herum mit wachen Augen, die manchmal alles zu durchdringen scheinen. Diese Eigenschaft nutzt er auch gern zu seinem Vorteil und vor allem zum Nachteil anderer. Diese Stille macht mich innerlich fast wahnsinnig, was Ellis bestimmt schon längst riecht. Kann er nicht einfach Leine ziehen, damit ich mich weiter selbst bemitleiden kann? Kurz nach dem ich zu ende gedacht habe, setzt mein Gegenüber auch schon wieder an etwas zu sagen. „Also, so wie es aussieht, hast du gerade kein Dach über dem Kopf.“, unterbricht er die Stille plötzlich. Mit einem Murren antworte ich, „Stimmt ja, das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“, und starre mit verschränkten Armen vor er Brust, demonstrativ in eine andere Richtung. Ellis scheint das ziemlich zu amüsieren, denn er kichert schon wieder. Ich presse die Lippen zusammen. „Also, wenn du dich abgereget hast, kannst du gerne zu mir kommen. Meine Wohnung ist nicht sehr groß, aber du verbrauchst sicher nicht so viel Platz.“, gib er sarkastisch von sich. Ob es auch Momente gibt, in denen er auch einfach mal nur freundlich zu gewannt ist? Wohl eher nicht. Jedenfalls starre ich ihn ungläubig an. Das kann er doch nicht ernst meinen!? „Hör auf mich zu verarschen!“, antworte ich genervt. Sicher will er mich auch nur wieder auf den Arm nehmen. So wie Frederic. Er hat es schon immer geliebt mich zu verarschen und auf mir herum zu trampeln. Seid wir uns kennen. Das wird sich doch nicht einfach von heute auf morgen geändert haben! Er reagiert gar nicht richtig auf meine Reaktion, sondern führt sein Wort einfach weiter. „Also, wenn du dir hier lieber den Tod holen willst,.. Oder bist du etwa so naiv zu glauben, dass Frederic sich aus seiner warmen Wohnung bequemt, um dich aus deiner Lage zu retten? “, gibt er unbekümmert wieder und setzt sich in Bewegung. Er macht direkt auf dem Absatz kehrt, ohne mich weiter zu beachten, als würde er mich gar nicht kennen. Erneut spüre ich die Kälte in meinen Gliedern. Meine Hände tun schon weh, ich bin müde, will einfach nur schlafen, starre ihm fassungslos nach und bemerke erst gar nicht, wie ich meine Tasche schnappe und mich ebenfalls in Bewegung setze. Ich laufe durch den Regen direkt hinter ihm her. Ich höre das Plätschern der Pfützen, in die ich trete. Erst, als ich hastig neben ihm her laufe, um mit seinen großen Schritten mit zu halten, wird mir bewusst, was ich hier tue...sein Angebot annehmen...ob das die richtige Entscheidung ist, weiß ich nicht. Es ist viel eher der Instinkt überleben zu wollen, vermute ich. Jedoch, was habe ich schon zu verlieren und wenn ich keinen Bock mehr habe, geh ich einfach. An einem Tag wie diesem kann doch echt nichts mehr schief laufen, oder interpretiere ich mal wieder in eine unwirkliche Traumwelt hinein? Mit diesem sarkastischen Typen unter einem Dach...na ob das gut geht? Kapitel 2: Mistrauen! --------------------- Eine schlaflose Nacht. Ich habe kein Auge zu bekommen. Obwohl ich gestern so wahnsinnig müde war, das ich beinahe auf einer Bushaltestellenbank eingeschlafen wäre und dann auch noch halb erfroren. Jetzt liege ich in einem warmen Bett, in einem gut geheizten Zimmer und es ist sieben Uhr morgens. Hell wach starre ich an die Decke , die ich gar nicht richtig erkennen kann, außer dem roten Licht der Digitalanzeige, das an die Zimmerdecke leuchtet. Bei jeder Bewegung meines Bettnachbarn zucke ich erschrocken zusammen. Warum? Weil mein Bettnachbar ein unglaubwürdiger Samarita ist, der es immer geliebt hat mich aufs übelste zu verspotten und zu verhöhnen. Schon bei dem Gedanken daran neben ihm in einem Bett schlafen zu müssen, bekomme ich Kopfschmerzen. Ich habe mich gefragt, was er wohl damit beabsichtigt. Schließlich ist er nie der liebe, nette Kerl gewesen, den er jetzt zu sein vorgibt. Wie kann ich denn da ein Auge zubekommen? Ellis scheint damit kein Problem zu haben, denn der verhält sich verdächtig ruhig. Vielleicht ist das auch nur vorgetäuscht, um mich in Sicherheit zu wiegen. Zu zutrauen wäre es ihm. Der Kerl ist unberechenbar. Schließlich hat er mich zu dazu gedrängt neben ihm zu schlafen. Ernsthaft, ich wäre auch mit dem Sofa zufrieden gewesen, aber er wollte mich einfach nicht dort schlafen lassen. Keine Ahnung warum. Da kann man sich doch nur komische Sachen zusammen denken. Der Kerl ist berüchtig für seine Weibergeschichten und wer weiß was er da noch alles im Keller hat. Sowas kann auch einfach nur Tarnung sein und in Wirklichkeit steht er total auf Männer. Dieser Kerl...verhält sich total seltsam, total untypisch, für sein übliches Verhalten. Kein Wunder, dass es da in meinem Hirn rattert.... Ich habe gerade eine Beziehung hinter mir, die ich mir um keinen Preis zurückwünsche! Jetzt habe ich mich in meinem Überlebensdran von einem Typen belabern lassen, der mich eigentlich gar nicht leiden kann, was auch noch auf Gegenseitigkeit beruht. Na das sind doch super Aussichten Oliver, prima Vorraussetzungen! Da kann doch gar nichts schief gehen, warum bin ich denn dann so nervös? Der würde mich doch nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Ich bin doch paranoied! Oder? Trotzdem... Es hilft nichts! Ich kann einfach nicht mehr schlafen! Scheiß auf die Uhrzeit! Also stehe ich auf, so leise wie möglich. Irgendwie will ich nicht, dass er das mitbekommt. Aus den oben genannten Gründe, die dazu auch noch, "Nur keine Panik.", rufen, auch, wenn ich vom Gegenteil überzeugt bin . Da hilft nur Verdrängung! Nur ob das auf Dauer eine Lösung ist...nicht wirklich. Wie das so ist habe ich ja erst gestern erfahren...Wie verbländet war ich eigentlich? Ich schaffe es mich aus dem Schlafzimmer zu schleichen. Gar nicht so einfach. Da ich ihn ja wie gesagt nicht wecken will, muss ich mich im dunkeln die Wand entlangtasten, um den Raum zu verlassen. Zu meinem Glück habe ich die Seite des Bettes erwischt, die direkt gegenüber der Tür liegt. So muss ich nur gerade aus gehen. Es ist schon Unfair, das er so ruhig sein kann, wo ich hier Blut und Wasser schwitze! Aber so ist das Leben eben. Kein Ponyhof! Was auch nicht weiter schlimm ist, da ich Pferde auf den Tod nicht ausstehen kann,... egal....Als ich die Tür wieder leise hinter mir geschlossen habe ertaste ich den Lichtschalter, der nicht weit entfernt liegt. Kurz bin ich gebländet von der plötzlichen Helligkeit, bis sich meine Augen daran gewöhnen. Aber was jetzt? Dumm rumstehen? Das ist nicht meine Wohnung, hier bin ich völlig fremd. Ob es okay ist, wenn ich mir einen Tee koche? Damit tue ich doch niemandem weh und einen Teebeutel wird er ja wohl verkraften können. Außerdem hat er es mir nicht verboten und er hat mich von sich aus zu sich eingeladen. Nur ein Tee, ein Tee wird mich sicher beruhigen! Also suche ich die Küche auf, die er mir im schnellen Durchflug gezeigt hat. Die Wohnung ist nicht sehr groß, aber ausreichend. Sie hat einen kleinen, schmalen Flur. Gegenüber von der Tür, am längeren Ende, ist ein Quadratisches Badezimmer,welches für seine Größe erstaunlich modern eingerichtet ist und außerdem Platz für eine Waschmaschiene bietet. Das Wohnzimmer ist recht groß und schließt als Durchgangszimmer an das kleine Schlafzimmer an, in das ein großer Schrank und ein Doppelbett passt. Die winzige Küche, die man auch als Kochniesche bezeichnen könnte, ist zur Rechten des Eingangs eingelassen und mit einer Schiebetür versehen, genau an der gegenüber liegenden Wand ist ein Fenster. Sie ist mit allem ausgestattet, was man braucht. Herd, Spühle, Schränke. Um ehrlich zu sein, lebt er bescheidener, als ich gedacht habe. Bei seinem Auftreten in der Schule, habe ich immer gedacht, dass er viel nobler wohnt. So weit ich weiß, sind seine Eltern zwar nicht reich, aber auch nicht gerade arm. So kann man sich in einem Menschen täuschen. Nur mit der Ordnung scheint er es nicht ganz so ernst zu nehmen. Ein bisschen Chaotisch ist es hier ja schon, wenn ich mich so recht umsehe. Das muss ich in meiner endlosen Müdigkeit übersehen haben. Aber ich sollte nicht jammern,... Ich betrete die Küche. Gleich neben der Spühle steht ein benutzer Aschenbecher, der wohl schon länger nicht mehr geleert wurde und in der Spühle steht schmutziges Geschirr. Nicht sehr appetitlich. In den wenigen schränken, in denen alles kreuz und quer verteilt zu sein scheint, finde ich tatsächlich Teebeutel. Schwarzen Tee. Oh und gleich daneben einige Tassen und...jo zwei Schachteln Zigaretten. Passt ja hervorragend zu dem Aschenbecher. Eine davon ist angebrochen und wenn ich mich recht erinnere, hat er schon damals immer ein bisschen nach Kippen gerochen, wenn auch nicht so stark. Ich habe ihn einige Male dabei beobachtet, wie er sich im hintersten Teil des Schulhofes eine angezündet hat. Zusammen mit seinen tollen Freunden, die natürlich zu den coolen Mackern der Schule gehörten. An seinem Rauchverhalten scheint sich demnach nicht viel geändert zu haben...Das erinnert mich ein bisschen an Frederic, der auch gern mal eine geraucht hat. Zu meinem Leidwesen auch hin und wieder in der Wohnung, ohne sich darum zu scheren, wie wiederlich ich das fand. Diese Ignorant! Ellis scheint es ähnlich zu halten. So wie es aussieht, raucht er wohl in der Küche, was auch nicht so toll ist, wenn ich daran denke, dass hier gekocht werden sollte... Doch weiter im Text. Zu meinem Glück besitzt Ellis sogar einen Wasserkocher, der auch gleich das tun darf, wozu er erfunden wurde. Wasser kochen und wenige Minuten später ist mein Tee auch schon fertig. Schön heiß in einer sauberen Tasse. Wirklich klasse so ein Wasserkocher. So einen Luxus könnte ich mir selbst nie leisten. Mein Job ist einfach überirdisch unterbezahlt. Da ist nicht mal ein Wasserkocher drin. Viel Arbeit, für wenig Geld. So läuft das in der Realität. Wenn ich daran denke, dass ich ja morgen wieder diese beschissene Spätschicht habe, könnte ich kotzen. Das heißt wieder schön lange arbeiten. Tja ich bin eben nur die Aushilfe, mit mir kann mans ja machen. Zusammen mit der Tasse begebe ich mich ins Wohnzimmer und lasse mich auf das Sofa nieder. Ich atme einmal tief durch. Der Tee ist noch zu heiß, um ihn direkt zu trinken, aber zumindest kann ich meine Hände schön an ihm aufwärmen indem sie über die Tasse halte. Einfach herrlich. Im Gegensatz zum Schlafzimmer ist es nämlich etwas kühl, bemerke ich. Ob er die Heizung ausgestellt hat? Das wäre nicht gerade schlau, da erneutes komplett aufheizen teurer ist, als die Heizung einfach nur runter zustellen, soweit ich weiß. Ich seufze. "Du siehst aus wie ein Obdachloser an einer Feuertonne.", höre ich plötzlich eine spottende Stimme. Frechheit! Wie aus dem Nichts, taucht sie direkt hinter mir auf. Viel zu nah, direkt an meinem Nacken kann ich seinen warmen Atem spüren. Ich schrecke auf. Wie lange hat er schon hinter mir gestanden? Zum Glück erwische ich die heiße Tasse nicht. "E...Ellis!", signalisiert meine Stimme, peinlich schrill, dass ich zumindest seinen Namen vor lauter Schreck nicht vergessen habe. Dieser grinst amüsiert, als ich mich zu ihm umdrehe und ihm ein ungehaltendes, "Idiot! Erschreck mich doch nicht so!", entgegen bringe, dabei meinen Nacken reibend. Wenig imponiert von meinem Kontra, geht er um das Sofa, das übrigens mittem des Raumes steht, herum. "Idiot? Meinst du nicht dass du ein wenig netter zu deinem Retter sein solltest?", meint er herrablassend. Er legt ein T-Shirt bei Seite, dass seinen Weg wohl nicht in die Wäsche gefunden hat und setzt sich neben mich. Dann lehnt er sich entspannt zurück. Sein Blick richtet sich auf meine, ähm seine Tasse, "Wie es aussieht machst du es dir ja schon lauschig.", stellt er nüchtern für sich fest. "Netter? Wer hat sich denn eben von hinten angeschlichen?!", fauche ich, anschließend seufze ich. "...ich konnte nicht schlafen und dachte ein Tee würde mich beruhigen...", antworte ich ehrlich, aber genervt. Dieser Kerl macht mich noch wahnsinnig! Dabei haben wir gerade mal ein paar Stunden mit einander verbracht. "So, so...deshalb hast du dich also rausgeschlichen...Als du nicht wiederkamst dachte ich schon, du wärst vom Klo verschluckt worden oder so.", antwortet er grinsend. Dieser Kerl...macht sich wohl aus allem einen Spaß! Moment,... "Du warst wach?", in meiner Stimme spiegelt sich Empörung wieder. Er dreht den Kopf in meine Richtung, "Die ganze Zeit.", wärend er sich an meinen Worten ergözt. "Wieso hast du nichts gesagt?", erwiedere ich Zähne knirschend. "Hätte nicht so viel Spaß gemacht. Übrigens deine Feuertonne wird kalt, nicht das du erfierst.", er deutet mit dem Finger auf den Tee, der tatsächlich schon abgekühlt ist. In seinem Gesicht zeichnet sich irgendwas mitleidiges wieder. Na der kann sich wohl nicht entscheiden, welche Emotion er bedienen will. Der wechselt seine Launen wie andere ihre Unterhosen. Wie soll das nur werden? Mir bleibt auch nichts ersparrt. Ich entscheide für mich, dass es besser ist erstmal nichts zu erwiedern und meinen Tee zu trinken, ehe er noch kälter wird. Nach einen Schluck weiß ich, dass er nicht mehr perfekt ist, aber dennoch genießbar. Mein Samariter ist tatsächlich für die Dauer meines Trunkes ruhig und starrt nur vor sich hin. Dann gähnt er herzhaft. Glückwunsch, dann kann er ja ins Bett gehen und mich in Ruhe lassen. Wer ist auch so doof sich die ganze Nacht wach zu halten, nur um sich an der Schlaflosigkeit anderer zu erfreuen? Mit dem stimmt doch irgendwas nicht! "Wenn du fertig bist, lass uns wieder ins Bett gehen. Es ist Sonntag und draußen gießt es immer noch in strömen.", sagt er dann plötzlich und zerrt mich hoch. Ich schaffe es gerade noch die Tasse ab zu stellen. "Ellis! Was soll das?", murre ich empört. "Na was wohl, ich bringe dich ins Bett. Von alleine wirst du ja nicht einsichtig.", erklärt er mir schulterzuckend. Fast fällt mir die Kinnlade runter. Ich reiße mich los."Willst du mich verarschen? Du behandelst mich wie ein Kleinkind! Auch wenn ich für dich nicht so aussehe, aber ich bin alt genug das selber zu entscheiden!", gebe ich bissig zurück. Ellis legt den Kopf schief und schiebt die Hände in die Hosentaschen seiner schwarzen Jogginghose. "Ja stimmt, du bist alt genug, das selber zu entscheiden, aber anscheinend nicht wach genug zu erkennen, wie kalt dir sein muss. Oliver... du hast ne fette Gänsehaut an deinen Armen und außerdem zitterst du.", verrät er mir wissend, was mich dazu bringt mir meine Arme zu begutachten. Tatsächlich habe ich Gänsehaut und plötzlich merke ich wieder wie sehr ich eigentlich wirklich friere. Wie so oft verfluche ich ihn für seine Umsichtigkeit, aber für den Bruchteil einer Sekunde habe ich tatsächlich das Gefühl, dass er sich sorgt. Ellis hingegen kratzt sich an der Wange. Dann schwingt er seine Arme in die Luft. "Tja, so sind Kinder eben, uneinsichtig und stur.", was meinen Eindruck von eben gleich wieder zerstört. "Nenn mich nicht Kind!", murre ich. Ellis lacht. "Alles klar, Kleiner. Also, ich bin dann mal wieder im Bett.", er steht auf und begibt sich wieder ins Schlafzimmer. Dieser Spinner, das machtd er doch mit Absicht! Der versucht mich zu provozieren! Kapitel 3: Krank! ----------------- Übel. Ganz übel. Mein Schädel wummert wie ein Presslufthammer. Die ganze Nacht habe ich nicht schlafen können, weil meine Nase unaufhörlich am laufen war. Ständig musste ich hochziehen, daher wohl auch diese elenden Kopfschmerzen die bis hin in meine Stirnhöhle ziehen. Ich habe schon gedacht, dass es nur so eine nächtliche Sache ist, da es mir morgens wieder besser ging, aber jetzt sind zumindest die Kopfschmerzen, noch schlimmer und ich fühle mich so scheiße maddelig, als wären meine Knie völlig aufgeweicht. Die Nacht in diesem zugigen Wohnzimmer hat mir eindeutig nicht gut getan! Gut möglich, dass es auch noch eine Nachwehe dieser Regennacht ist. ~ Nachdem wir Sonntag morgen auseinander gegangen sind, hat Ellis noch eine ganze Weile geschlafen. Aufgrund meiner Müdigkeit bin ich auch auf dem Sofa eingeschlafen, ohne Decke, in diesem zugigen Wohnzimmer. Das war eindeutig der erste Fehler. Gegen mittag wurde ich von meinem Samarita höchst persönlich mit einem seiner tollen Sprüche geweckt. Ein Cornflakes-Frühstück und eine warme Dusche später haben wir uns dann dran gemacht einige der Fächer in Ellis Kleiderschrank frei zu räumen. Natürlich tat ich das eher wiederwillig. Leider ist mir nur alt zu sehr bewusst, dass ich derzeit kaum eine andere Wahl habe. So trauig das auch ist, obdach zu sein ist einfach nur scheiße! Vor allem wenn man sich von so einem launischen Spinner wie Ellis helfen lassen muss. Die Klamotten, die er raus geräumt hat, wurden dann einfach wahlos in irgendwelche anderen Fächer dazu gestopft. Sein Kleiderschrank ist, wie ich feststellen musste, wie ein schwarzes Loch, in dem ich befürchte, dass es auch meine Klamotten verschwinden lassen könnte. Dennoch ist es besser, als aus der Tasche leben zu müssen. Kompromisbereitschaft nennt man das. Nur Ellis Hilfsbereitschaft irritiert mich ein bisschen. Fast die ganze Umräumaktion über hat er kommentarlos angeführt, ohne mich zu nerven. Manchmal ist er ja doch ganz sympatisch, also, wenn er seine Klappe hält. Schlafen wollte ich dennoch nicht in seinem Bett. Das war mir eindeutig zu gruselig. Immerhin weiß ich ja auch nicht, was er da schon alles getrieben hat. Geschweige denn mit wem. Bei seinen ganzen Weibergeschichten. Wie könnte ich da ruhig schlafen?! Das weckt irgendwie zu viele Erinnerungen an Frederic, der es in unserem Bett mit dieser Schlampe getrieben hat. Also habe ich die Sachen, die er für mich im Schlafzimmer drapiert hat ins Wohnzimmer geschleppt. Heimlich, am Abend, als er zur Arbeit gegangen ist und habe auf dem Sofa geschlafen, das war wohl der zweite Fehler. Ellis ist beschäftigt als Barkeeper in einer Disco. Fünf Tage die Woche, wie er mir berichtet hat. Zwischendurch kellnert er wohl noch. Keine Ahnung wie er das schafft, aber es scheint zu gehen. Zudem habe ich deshalb das Glück, dass ich ihn Tagsüber gar nicht mal so oft ertragen muss. Wenn er ja eh fast jede Nacht arbeitet und tagsüber schläft. Ein schwacher Trost... Ellis war noch einige, wenige Stunden zu Hause. Kaum zu glauben wie nervig, ungehobelt und ignorant ein einziger Mensch sein kann. Den ganzen Nachmittag über musste ich mir diese dämlichen Assi-TV-Sendungen antun, ihm die Fernbedienung streitig machen...unmöglich... und so ziemlich jede Werbepause nutzte er auch gleichzeitig als Raucherpause. Obwohl er in der Küche geraucht hat, konnte ich den Qualm dennoch in der ganzen Wohnung riechen, da er es nicht für nötig gehalten hat, die Tür zu schließen. Versuche einer Einigung, doch zumindest die Tür zu schließen und das Fenster zu öffnen, haben nur folgenden Kommentar und ein amüsiertes Grinsen erbracht, "Ich zwing dich nicht zu bleiben, wenns dich so sehr stört." Wie war das noch gleich mit den Kompromissen? Zum Glück half das Lüften ziemlich gut gegen den Qualm. Bevor er ging meinte er noch ich solle mir doch ne Pizza machen, wenn ich hunger habe und dann war er weg. Wieder gekommen ist er am Montag morgen. So gegen sieben Uhr. Sein Reinkommen hat mich aus dem Schlaf gerissen. Wohl, weil ich mich immer noch in der Gewöhnungsphase bin. Allerdings habe ich mich schnell wieder schlafend gestellt, als er das Wohnzimmer betreten hat. Schon, als er zur Tür herein kam habe ich den Geruch von Zigaretten wahrgenommen. Das werde ich in Zukunft wohl öffter erleben. Super Aussichten. Was das angeht hat sich also nicht viel geändert. So langsam wird es ja immer heimeliger. Jedenfalls muss er sich dann schlafen gelegt haben. Den ich habe ihn den ganzen morgen nicht mehr gesehen. Sicher wird er bis in den Nachmittag geschlafen haben, da er das Schlafzimmer auch bin zu meinem Aufbruch nicht mehr verlassen hat. ~ Und jetzt stehe ich im Laden und räume Regale ein. Haufenweise Teesorten in Papschachteln und loser Tee in Platiktüten, Kaffee und vieles mehr türmen sich in meinem Wagen. Schon Wahnsinn, was es für Sorten gibt und was sich die Leute alles antun. Fencheltee, Kamillentee, Kümmeltee...Kaffee mit Karamelgeschmack! Mit Karamelgeschmack! Ich meine wer denkt sich so was wiederliches aus? Ich starre auf die Verpackung und schüttle dann den Kopf, um das Zeug dann einfach ins Regal zu stellen. Ich muss es ja nicht trinken. Zum Glück! Wenn doch, würde mir wohl auch noch übel werden. Diese furchtbaren Kopfschmerzen und das Fieber, dass ich ganz sicher habe, genügen mir wirklich. Schon der dritte Fehler heute. Ich bin zur Arbeit gegangen, obwohl es mir so schlecht geht. Aber ich kann es mir einfach nicht leisten mich krank zu melden. Ich war noch kein einziges Mal krank, seid ich hier arbeite. Mir ist allerdings auch bekannt, dass der Chef den erkrankten im Nachhinein des öffteren die beschissenen Schichten zu teilt. Oder eben Aushilfen wie mir. Ich freue mich schon auf heute Abend, wenn ich mitten in der Nacht heim komme. Oder viel mehr Ellis Wohnung betrete, die mir völlig fremd ist. Das ist das erste Mal, dass ich nach der Arbeit dort ankomme. Zum Glück ist diese Wohnung sogar dichter an der Arbeite als Frederics. Trotzdem musste ich heute eher los, weil ich meinem Chef noch mitteilen musste, dass sich meine Adresse kurzfristig geändert hat. Der war gar nicht erfreut, über diese kurzfristige Änderung. Ja sowas erfährt der feine Herr immer gern frühzeitig. Aber wenn es darum geht schlecht gelaunt zu sein ist der eh ein wahrer Meister. Was solls, außerdem, was kann ich denn bitte dafür, dass mein werter Herr Exfreund mich einfach rausgeschmissen hat? Nichts...Aber das erzähle ich ihm lieber nicht. was geht den schon mein Liebesleben an? Die Arbeitszeit vergeht nur sehr schleichend. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr habe ich das Gefühl, das sich mein Kreislauf mit mir Achterbahn spielt. Die Kopfschmerzen wollen einfach nicht nachlassen und breiten sich helmartig aus. Meine Stirn ist ganz warm. Ich habe das Gefühl, das meine Körpertemperatur ansteigt. Nicht gut, auch weil mir schwindlig wird und ich mich wieder maddelig fühle. Meine Beine sind mittlerweile gefühlt so weich wie Pudding und ich muss mich hin und wieder stützen. Das ist gar nicht gut. Dabei ist noch so viel zu tun. Es stehen noch so viele Aufräumarbeiten an. Bestimmt wird es heute wieder spät. Auch wenn ich das heute gar nicht gebrauchen kann. "Hey Oliver, alles okay?", fragt Monika, eine meiner Kolleginnen, "Du sahst schon heute mittag schon so blass aus.", "Nein, alles gut. Es ist alle in Ordnung.", erwiedere ich kopfschüttelnt. Sie macht ein besorgtes Gesicht. Monika ist wirklich immer sehr nett, aber ich habe nicht vor irgendjemanden in meine Probleme hinein zu ziehen. Dabei ist gar nichts in Ordnung. Mir ist wahnsinnig schlecht. Am liebsten würde ich mich hinlegen und einfach gar nichts mehr sagen oder tun. Einfach nur meine Ruhe haben. Das wäre mir gerede das Liebste und natürlich was gegen die Schmerzen und die Übelkeit. ~ "Hmm.." "Na? Endlich wach?", höre ich eine Stimme, ganz dumpf dringt sie in meine Ohren. Mein Kopf fühlt sich an wie ein Stein. Ich mag die Augen nicht öffnen. Ich bin so schrecklich müde. Ich weiß nicht mal mehr, wie ich überhaupt ins Bett gekommen bin. Irgendwas plätschert. Wasser? Etwas kaltes liegt auf meiner Stirn. Das tut unglaublich gut. Langsam mache ich die Augen auf. Es ist dunkler als ich erwartet habe. Jemand streichelt behutsam über meinen Kopf. Wer ist das? Frederic war jedenfalls nie so...oder bilde ich mir das nur ein? Könnte am Fieber liegen... Über mir sehe ich schemenhaft ein Gesicht. Schwarze Haare. Es dauert einige Minuten...dann erkenne ich es. Plötzlich reiße ich die Augen auf. Nein!Das muss definitiv Einbildung gewesen sein. Der würde doch nie sowas machen...! "Ellis?!", der Versuch mich aufzurichten, endet kläglich. Denn mir wird schwindlich. Sofort falle ich wieder ins Kissen zurück. So weich. Der Untergrund auf dem ich liege ist so weich. Das ist eindeutig nicht das Safa. Bei genauerem Umsehen sehe ich, dass ich nun doch in Ellis Bett liege. Gut zugedeckt. Ellis zieht sein Gesicht über mir zurück und lacht leise. "Ja klar ich, wen hast du denn erwartet? Dummerchen.", war ja klar, das er sich wieder auf meine Kosten amüsiert. "Jedenfalls hast du geschlafen wie ein Stein. Hattest du wohl auch nötig.", plappert er weiter, ohne eine Reaktion abzu warten. Typisch. "Wie...", beginne ich den Satz, "Wie du hergekommen bist?", meine Güte jetzt kann er auch noch Gedanken lesen, "Tja, du hast heute morgen zusammengekauert auf dem Sofa gelegen. Du hattest sogar noch deine Schuhe an. Du hast gezittert wie Espenlaub und warst gleichzeitig total warm. Also habe ich dich ausgezogen und ins Bett getragen.", erzählt er sachlich, und schließt dann mit seinem üblichen Grinsen ab. Ich will lieber nicht wissen was er gerade denkt...Ist ja schon schlimm genug, dass er mich halb nackt gesehen hat...das ist mir irgendwie unangenehm...allerdings, scheint er mir ein T-Shirt angezogen zu haben, das eindeutig nicht meins ist...es ist viel zu weit... Dafür kommt mir der plötzliche Gedanke, dass ich ja eigentlich zur Arbeit muss. Ich nehme den Waschlappen von meiner Stirn und versuche mich erneut, nur diesmal langsam auf zu richten. Dabei wird mir wieder leicht schwindlich. "Wie spät ist es eigentlich?", will ich wissen. "Es ist 16 Uhr.", antwortet er ausnahmsweise mal kurz. "Was? Oh nein! Wieso hast du mich nicht früher geweckt? Ich muss doch...zur Arbeit!", maul ich hysterisch, und schiebe meine Beine aus dem Bett. Natürlich nicht ohne dass mir wieder schlecht wird. Kaum dass ich festen Boden unter den Füßen habe, gerate ich schon ins Schwanken. Doch ich falle nicht auf den Teppigboden, sondern in Ellis Arme. Die sind...ungewöhnlich warm...und drücken mich gleich wieder zurück ins Bett. Der warme Körper schwebt nun direkt über mir. Ellis Gesicht ist mir so verdammt nah. Viel zu nah! "Jetzt krieg dich mal wieder ein, Kleiner! In dem Zustand kannst nicht arbeiten. Außerdem...habe ich vorhin bei deinem Chef angerufen und dich krank gemeldet.", berichtet er mir ruhig, aber bestimmt. "Was? Aber woher hast du denn die Daten?", will ich aufgebracht wissen. "Na aus deinem Arbeitsausweis, den du in deiner Jackentasche herumgetragen hast. Du hast sogar die Nummer auf der Rückseite notiert, also habe ich da angerufen." "Du,...Du hast in meinen Sachen rumgeschnüffelt?", harke ich angesäuert nach. Dieser Kerl...! "Idiot! Denkst du, ich hätte das gemacht, wenn alles in Ordnung gewesen wäre? Ich dachte es wäre besser, als dich seelenruhig weiter schlafen zu lassen, wärend dein Chef sich fragt wo du bleibst! Das wäre doch nicht so gut gekommen oder?", unterbreitet er mir wieder bestimmt, nur diesmal lauter und lässt mich verstummen, wie ein kleines Kind, das gerade belehrt wurde, dass man seinen Teller leer essen solle, damit am nächsten Morgen die Sonne scheint Aber zum meiner Ernüchterung hat er leider recht. Das wäre wirklich nicht sehr gut gekommen. Wieso muss dieser Idiot nur recht haben? Und wieso ist er so nett zu mir? Er hat mir schon wieder aus der Patsche geholfen...dabei ist er der Letzte, dem ich was schuldig sein will...Nennt man das etwa...gekränkten Stolz? Ein triumphierendes Grinsen breitet sich in dem Gesicht über mir aus. "Na also. Habe ich den Kleinen zum Schweigen gebacht. Dann sind Kinder wohl doch nicht immer so uneinsichtig und stur wie sie immer tun.", sagt er neckisch und entfernt sich wieder, aus dieser viel zu nahen Reichweite."Sei heute am besten so brav und bleib im Bett. Und trink viel, ich habe dir eine Wasserflasche neben das Bett gestellt.", er deutet auf die Wasserflasche." Wenn es bis morgen früh nicht besser ist, wäre wohl ein Arztbesuch angebracht.", erklärt er mir und verlässt auch gleich den Raum. Ich bleibe allein zurück in diesem fremden Raum, in diesem Bett, dass mir ganz und gar nicht geheuer ist. Leider habe ich zu schlimme Kopfschmerzen, um mich intensiver mit diesem Gedanken zu beschäftigen. Ganz zu schweigen von meiner Müdigkeit, die mich nicht nur gestern einfach übermahnt hat, sondern auch jetzt so tief in mir sitzt, dass meine Augen schon wieder zufallen wollen. Ganz von allein. Verflucht! Ich kann einfach nichts dagegen machen.... So vergehen wieder ein paar Stunden, ohne, dass ich etwas davon mitbekomme. Ich muss mir sogar eingestehen, dass ich lange nicht mehr so tief und fest geschlafen habe. Als ich meine Augen öffne, leuchtet das kleine Nachlicht neben mir auf dem Beistelltisch und ich nehme ein Geräusch war. Der Kleiderschrank wird geöffnet und wieder geschlossen. Ich reibe mir die Augen. Ellis steht dort vor dem Spiegel, der auf der Schranktür prankt und zieht sich ein blaues Hemd über. Für einen Moment verstehe ich nicht, was das zu bedeuten hat, aber dann fällt es mir wieder ein. Er geht ja arbeiten...und dann werde ich wieder allein sein...meine Ruhe vor ihm haben... "Na? Wieder wach? ", höre ich seine Stimme, wärend er sich undreht und sich neben mir auf die Bettkannte fallen lässt. Schelmisch grinst er. "Du bist ja relativ schnell wieder eingeschlafen. Dabei dachte ich, dass dir mein Bett ein graus ist.", meint er amüsiert. Wie so oft. Ich hasse es, wenn er so ist! Da fühle ich mich überhaupt nicht ernst genommen. "Hör auf damit!", knurre ich , "Womit?", erwiedert er immer noch amüsiert. "Du sollst aufhören dich über mich lustig zu machen! Wenn du mich nicht leiden kannst und nichts besserers zu tun hast, als dich über mich lustig zu machen, ...halt doch einfach die Klappe und lass mich in Ruhe!", erkläre ich ihm wütend. Doch Ellis sitzt nur da und starrt Löcher in die Luft, dann kratzt er sich an der Stirn und sieht mich wieder an. "Du bist wirklich ein Dummerchen....wann habe ich je behauptet, dass ich dich nicht leiden kann?", er zuckt mit den Schultern und steht wieder auf. Für einem Moment stockt mir der Atem, als mir bewusst wird...., dass es es stimmt. Er hat wirklich nie sowas gesagt. Aber was soll ich auch von ihm denken? So wie er mich behandelt...wie ein kleines Kind, dass er nicht ernst zu nehmen scheint. Und früher, da hat er sich doch auch nur lustig über mich gemacht. "Denk von mir aus, was du willst..., also ich muss dann mal zur Arbeit. Morgen früh bin ich wieder da. Mach keine Dummheiten, solange ich weg bin.", meint er grinsend. Dieser Verfluchte! "Idiot! Ich bin doch kein kleines Kind mehr!", fahre ich ihn an. Doch Ellis zeigt sich wie immer unbeeindruckt. "Ja, ja, schon klar.", winkt er nüchtern ab, und kritztelt etwas auf einen Zettel, den er aus einer Schublade des Nachtschrankes hervor geholt hat. "Hier, meine Nummer. Nur für den Fall, dass was ist.", sagt Ellis noch und legt mir den Zettel auf den Tisch. "Du kannst jederzeit das Telefon im Wohnzimmer benutzen. Alles klar? Schlaf noch ein bisschen. Wir sehen uns morgen früh.", und dann ist er auch schon verschwunden. Es ist plötzlich wieder so ruhig und ungewöhnlich kalt. Seltsam, als ich das letzte Mal hier geschlafen habe, war es doch noch nicht so. Was ist nur plötzlich los? Ich ziehe die Decke wieder weiter hoch und murmle mich komplett darin ein. Versuche zu schlafen, ruhe zu finden. Doch es will mir einfach nicht gelingen. Dabei ist es mir vorhin doch auch gelungen zu schlafen. Vielleicht habe ich aber auch einfach zu viel geschlafen. Das bin ich schließlich gar nicht mehr gewohnt. Die Arbeit hat mir nie viel Raum gelassen, zum ausruhen. Außer Sonntags, aber da war ich manchmal so so aufgekratzt, dass ich einfach nicht mehr schlafen konnte und trotzdem früh auf gestanden bin. Frederic hats natürlich immer gefreut, weil das Frühstück dann immer schon auf dem Tisch gestanden hat, wenn er sich aus dem Bett bequemt hat. Und wenn nicht, ...da hat er manchmal sogar rumgenörgelt, warum noch nichts auf dem Tisch ist...Schon irre, was mir jetzt alles so auffällt, nach dem es vorbei ist. Dieser Arsch! Flach auf dem Rücken liegend und an die Decke starrend, verharre ich in meiner Position. Selbst, wenn ich die Augen schließe, gelingt es mir nicht mal weg zu dösen. Ich seufze. Nach etwa einer halben Stunde habe ich keine Lust mir rumzu liegen. Das macht mich noch verrückt! Also versuche ich mich vorsichtig auf die Seite zu drehen. Zuerst die Beine raus. Dann stemme ich vorsichtig meinen Oberkörper nach oben. Diesmal ist mir nicht ganz so schwindlich, wie noch vorhin. Mit meiner Hand taste ich nach der Wasserflasche und trinke einen schluck. Danach ist es etwas besser aber... Je länger ich auf der Bettkante sitze, desto deutlicher wird mir bewusst wie kalt mir eigentlich ist. Daher umfasse ich meinen Körper mit meinen Armen. Beim Umsehen fällt mir ein Bademantel auf, der an einem Harken an der Seites des Kleiderschrankes hängt. Vorsichtig stehe ich auf und gehe einige Schritte. Meine Hand greift nach dem Bademantel und ich ziehe ihn mir über. Er riecht nach Ellis...klar tut er das....es ist ja auch seiner. Es ist auch nicht meine Art, einfach Sachen von anderen an zu ziehen, nur....mir ist so verdammt kalt und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass mein Kopf glüht. Verrückte Welt. Langsam verlasse ich das Schlafzimmer und begebe mich durch das unaufgeräumte Wohnzimmer in den Flur, wo mich der Staubsauger anlacht, der dort querbet rumsteht. Seufzend begebe ich mich in die Küche, die wieder nach Kippenqualm stinkt und in dessen Spühle sich immer noch das Geschirr stapelt. Trotzdem versuche ich mich noch mal an einem Tee. Diesmal habe ich immerhin die Zeit ihn in Ruhe auf mich wirken zu lassen. Ohne, dass dieser Idiot mir dazwischen funken kann. Ein Kreutertee soll es sein, mit dem ich mich ins Wohnzimmer begebe und diesen erstmal auf den Tisch abstelle. Denn ich muss erstmal das Sofa von einigen Klamotten, Büchern und fragwürdigen Zeitschriften befreien. Wo zum Teufel hat er dir so plötzlich her? Die waren doch heute morgen noch nicht da. Die muss er wohl irgenwo versteckt haben. Eines ist mir sofort klar! Sobald ich wieder fit bin, wird hier Ordnung gemacht! Und diese Zeitschriften, verschwinden irgenwo hin, wo sie niemanden mehr belästigen können, beschieße ich. Als ich mich endlich setzen kann, spüre ich wie sich alles in mir wieder entspannt und lehne mich zurück. Mein Kopf fühlt sich schon wieder schwer an, meine Nase ist verstopft. Ich muss mich einen Moment ausruhen und die Augen schließen, weil das Licht an der Decke mich blendet. Hoffentlich geht es mir bis morgen früh besser. Bis dahin sind es noch einige, wenige Stunden. Ich muss gähnen. Krank zu sein macht müde und gleichzeitig wach. Wo bei sich der Körper ja eigentlich seine Erholung suchen sollte. Nach einer Weile strecke ich meine Hand nach meinem Tee aus und nehme ein paar Schlücke. Der tut richtig gut. Besonderes meinem Hals, der sich leicht rau anfühlt. Wieder muss ich gähnen. Die Müdigkeit ist dabei mich wieder zu beherrschen. Ich sollte mich lieber wieder ins Bett legen und schlafen, auch, wenn mir das Bett natürlich immer noch nicht geheuer ist. Aber ich bin eh zu müde um auf zu stehen, reibe mir schon die Augen, und über die Stirn, die vom vielen hochschniefen schmerzt und immer noch warm ist. Es geht alles viel zu schnell. Viel Zeit verstreicht nicht, dann muss ich eingeschlafen sein. . . "Hey kleine Schlafmütze, du bist schon wieder auf dem Sofa eingeschlafen.", höre ich wieder diese Stimme, die mir mitlerweile bekannt sein sollte. Trotzdem brauche ich immer noch einen kleinen Moment um sie zu, zu ordnen. Es ist Ellis und sobald ich meine Augen öffne, sehe ich, dass er direkt über mir ist. Nur nicht wie letztens, als ich im Bett lag, sondern anders und...meine Füße scheinen in der Luft zu hängen. Oh mein Gott! "Ellis?! Was soll das? Lass mich runter!" Ellis hebt eine Augenbraue, dann grinst er. Kaum das ich darüber nachdenken kann, was er im Schilde führt, lässt er mich einem müsierten, "Wie du wünschst.", ins Bett plumpsen. "Also echt. Da sage ich dir, du sollst brav im Bett bleiben und kaum, dass ich wieder zu Hause bin finde ich dich wieder auf dem Sofa vor.", gibt er empört wieder, und schüttelt seufzend den Kopf. "Aber dafür scheinst du mich gar nicht so abschrecked zu finden, wie du immer tust...", ergänzt er seinen Text. Dann kichert er wieder. Diesmal etwas anzüglicher. Seine finger umfassen den Stoff des Bademantels, "Aber so wie ich dich kenne, hast du meinen Bademantel ja nur angezogen, damit du nicht frierst nicht wahr?", meint er kichernt und lässt wieder von dem Stoff ab. Als ich was ergänzen will, legt er seine Hand schon auf meine Stirn. "Na zumindest scheint das Fieber etwas gesunken zu sein, aber ich würde dir trotzdem nicht empfehlen, heute schon zu arbeiten. Um neun bringe ich dich zum Arzt. Aber vorher wird was gegessen. Ich war so frei ein paar Brötchen mit zu bringen. Also sei dankbar!" beschießt er entschlossen über meinen Kopf hinweg. "Was?! Das hast du nicht zu entscheiden!", empöre ich mich angesäuert und versuche auf zu stehen. "Ich bin..!", mit einer Hand schubst er mich zurück auf die Matratze, "..alt genug das selbst zu entscheiden?", beendet er, zu meinem Erstaunen, das erste Mal, leicht genervt meinen Satz, "Als du das, dass letzte Mal gesagt hast, warst du total erschöpfst und wolltest es nicht wahrhaben. Diese Einstellung scheint sich ja nicht sehr geändert zu haben! Du bist wie ein stures, kleines Kind, das nicht auf die Erwachsenen hören will. Du willst erwachsen sein? Dann benimmt dich auch so!", gibt er nun fast eiskalt und abschätzig wieder. Dann verlässt er den Raum und schließt die Tür. "Idiot! Für wen hälst du dich?", murmle ich wütend vor mich hin. . . Der Arzt hat mich tatsächlich noch drei weitere Tage krank geschrieben. Drei verdammte Tage! Dann hat er noch irgendwas von Überarbeitung gequatscht und mir gesagt, ich solle mich mal so richtig ausruhen. Na der hat gut Reden. Natürlich ist mir klar, das ich mir ne Menge zumute, aber da bin ich nicht der Einzige. Außerdem bleibt mir nicht viel übrig. Hier geht es immerhin ums Überleben! Und das Schlimmste ist, dass ich Ellis jetzt um so mehr ertragen muss, da er ja Tagsüber zu Hause ist, wenn ich üblicher Weiße arbeiten muss, da ich meistens eh die beschissenen Schichten abkriege. Das war die Ideale Möglichkeit sich aus dem Weg zu gehen. Ellis ist die ganze Zeit über wie ein Wachhund, der mir jeglichen Fluchtversuch untersagt. Pah! Als würde ich auf die selten dämliche Idee kommen, dass Haus zu verlassen, wenn ich krank geschrieben bin. Auch, wenn die Versuchung natürlich lockt, wenn er Nachts nicht da ist. Dann ist mir diese Wohnung noch viel unheimlicher, as am Tage. Es ist...irgendwie komisch... * "Oliver, bist du auch wieder fit? Du warst schon so lange nicht mehr krank.", will Monika wissen, als ich am Ende der Woche wieder auf der Arbeit auftauche. Sie war so freundlich mir meinen Dienstplan mit zu teilen. Ich habe doch tatsächlich Frühschicht. Ein Wunder. "Ja, alles wieder gut.", wurde auch Zeit. Mein zuvorkommender Mitbewohner hat mich fast zu tode genervt! Das hätte ich freiwillig nicht länger ertragen auf die Dauer. "Und danke, dass du mir meinen Dienstplan verraten hast.", Monika winkt ab. "Ach keine Ursache. Übrigens, wir sollen heute einen neuen Mitarbeiter bekommen, sagte der Chef.", verrät sie mir völlig aus der Luft gegriffen. "Ein neuer Mitarbeiter?", Echoe ich. Sie nickt. "Oh ja, ich war auch ganz überrascht, aber nachdem Peter vor zwei Tagen gekündigt hat, kam ihm das wohl ganz recht.", wie erfrischend, denke ich mir, wärend sie sich wieder an die Kasse macht. So viele Neuigkeiten auf einmal. Schade ist es um Peter aber nicht. Der hat hier eh fast die meisten Zeit faul in der Ecke gestanden. Und ich hasse es, wenn andere faul in der Ecke stehen und ich die doppelte Arbeit habe. Dabei ist hier echt schon genug zu tun. Einmal habe ich wegen diesem faulen Etwas, sogar schon mal Ärger bekommen, weil er sich irgendwie so rausgeredet hat, dass es meine Schuld war, dass er seine Arbeit nicht machen konnte. Und der Chef hat diesem miesen Lügner auch noch geglaubt. Wie auch immer. Ich bin nicht traurig wegen seiner Kündigung! Da bleibt nur die Hoffnung, dass sein Ersatz wenigstens ein bisschen mehr Ehrgeiz mitbringt, als der Vorgänger. Der Gedanke ist noch nicht zu Ende gedacht, da erscheint der Chef auch schon mit einem Jungen Mann an seiner Seite. Ein schlank gewachsener Typ mit dunkelbraunem Haar und Tunneln in beiden Ohrläpchen. Überraschend gut aussehend sogar. Doch man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben, nicht wahr...? Mein Chef wendet seinen Blick auf mich und winkt mich zu sich. "Oliver, komm mal her. Es sei wie mir gesagt und ich bewegen mich auf die Beiden zu. Mir ist sofort klar, was das soll. Wie ich es hasse! Es dauert keine zwei Sekunden, da streckt mir der Neue auch schon seine Hand entgegen. "Hey, ich bin Victor! Freut mich dich kennen zu lernen!", teilt er mir überaus entusiastisch mit. Was zum Teufel treibt ihn nur dazu, schon morgens so gute Laune zu haben. Bestimmt wird er nicht von so einem fiesen Mitbewohner geplagt und kann den Tag wesentlich entspannter beginnen. Also ohne morgens auf zu stehen und vom Qualm der Kippen geplagt zu werden, die sein egoistischer Mitbewohner, in der Kücher hinterlässt, ohne mal den Ashenbecher zu leeren. Ich nehme seine Hand. "Oliver...", antworte ich kurz angebunden und entziehe ihm wieder meine Hand. "Also Oliver, Victor, wird ab heute bei uns arbeiten und es wäre nett, wenn du ihn ein bisschen einarbeiten würdest." Ich habe es geahnt. Kapitel 4: Victor! ------------------ Sonntag. Ellis und ich haben frei. Zu meinem Entsetzen muss ich feststellen. Ganz insgeheim habe ich ja gehofft, dass er heute irgendwo kellnern muss oder so. Wäre mir auf jeden Fall lieber, als den Tag mit ihm verbringen zu müssen und mit ihm über seinen Zigarettenkonsum oder die Fernbedienung zu streiten. Es ist wirklich entsätzlich! Wenn er frei hat, scheint er noch mehr zu rauchen als sosnt. Ist bei dem etwa so was eingetreten, was man sonst verkehrte Welt nennt? Ich meine, normale Menschen haben doch eher einen verstärkten Kippenkonsum, wenn sie vermehrt unter Strom und Stress leiden. Ach stimmt ja! Ich habe ja ganz verdrängt, dass Ellis kein normaler Mensch ist. Ellis ist ein Idiot, der mich mit einem kleinen, unreifen, trotzigen Kind verwechselt und ständig blöde Kommentare dazu abgibt. Hurra, da habe ich echt mal das große Los gezogen! Jetzt gerade stehe ich neben ihm in der Küche und versuche mir eines der Brötchen zu schmieren, die ich heute in aller herrgottsfrühe beim Becker gekauft habe und an denen sich mein Samarita bereits vergriffen hat. Ohne mich zu fragen natürlich, ob mir das recht ist. Wozu auch, bin ja nur ich, der Untermieter, den man vor einer Woche, mitten in der Nacht, bei kalten, herbstlichen Wetter rausgeschmissen hat. Da sollte ich mich an sowas nicht stören und undankbares Verhalten an den Tag legen. Aber trotz aller Dankbarkeit, sehe ich nicht ein, alles unterwürfig über mich ergehen zu lassen! Mir ist ja klar, dass er mich jederzeit wieder rauswerfen kann, wenn er will. Totzdem! Es ist ja wohl nicht zu viel verlangt mich zu, ob das okay ist! "Wozu fragen? Wer hat sich denn neulich an meinem Tee vergriffen, ohne MICH zu fragen?", ergreift er Partei für sich. Leider hat er reicht. Das hab ich ja wirklich getan, aber doch nur, weil ich einfach nicht schlafen konnte und innerlich unruhig war. Ich weiß... das ist wohl eine ziemlich blöde Ausrede. Nur leider fällt mir grade nichts besseres ein! Verflixt! Ellis grinst, "Du bist so ruhig, fällt dir etwa nichts ein, was du erwiedern kannst? Das sollte es aber, wenn du schon rummeckerst, ich würde dir einfach deine Brötchen wegessen. Mach mich nicht böser als ich bin. Schließlich habe ich dir was übrig gelassen!", Kotzbrocken! Ich kann ihn nicht leiden..."Wie überaus gnädig!", brumme ich genervt und betrachte das Sesambrötchen in meiner Hand und seufze. Ich nehme mir ein Messer und fange an das Brötchen auf zu schneiden und anschließend mit Magarine und Kirschmarmelade zu bestreichen. Diese Sachen habe ich übrigens auch selbst gekauft. Und wehe dieser Idiot unterstellt mir seinen Kühlschrank leer zu fressen! Ein Lachen. "Ich weiß, das ich gnädig bin...achja weißt du eigentlich, dass du ziemlich lustig aussiehst, wenn du so vor dich rum grummelst?", meint er. Jeden Tag das gleiche Spiel. Er versucht mich auf zu ziehen. Er kanns einfach nicht lassen! "Halt einfach die Klappe ja?", antworte ich, und beiße in meine Brötchenhälfte. Neben mir zündet der Idiot eine Kippe an und bläst den rauch aus, der sich seinen Weg in meine Richtung sucht. Liegt wohl daran, dass das Zeig keine Möglichkeit hat aus zu weichen, weil er mal wieder vergessen hat das Fenster zu öffnen! Entnervt greife ich nach dem Fenstergiff und stelle das Fenster auf kipp. "Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du auch von selbst auf die Idee kommen würdest! Wenn du schon rauchen musst, während ich esse!", das verdirbt einem ja jeglichen Geschmack! Ich verstehe Mensche nicht, die ausgerechnet in der Küche rauchen. Meiner Überzeugung nach, sollten Raucher nur in Wohnungen leben, die eine Terasse oder zumindest einen kleinen Balcon haben. Der Geruch ist wirklich ist wirklich ekelhaft. Er setzt sich überall fest und der Qualm lässt weiße Tapeten vergilben. Sieh nach ner Weile echt nicht mehr nett aus. Ellis zuckt mit den Schultern und winkt ab. "Ja, ja schon klar. Ich habs schon verstanden.", ach ja wirklich? Nicht sehr überzeugend. Kauend ziehe ich eine Augenbraue hoch. Glauben kann ich das ja wohl kaum, so belanglos, wie er schon wieder guckt. Als sei ich nur irgend so ein lässtiges Insekt. "~Ja, ja.~ Hießt, ~Leck mich am Arsch.~", erwiedere ich, als ich geschluckt habe. "Ach ja wirklich?", gibt er sich unwissend. Idiot!, "Ach ja wirklich!", echoe ich resigniert, den Kopf schüttelnd. Gegen so viel Ignoranz und Unbekümmertheit habe ich wohl keine Chance. Oder? ~ "Erzähl doch mal. Wie ist denn der Neue so?", will Ellis wissen wärend er neben mir ziellos durch das TV- Programm sept, was mich schon seid einer Stunde ziemlich nervt. Ist das etwa seine Art die Stimmung auf zu lockern? "Der neue?", wiederhole ich. "Ja, der Neue. Du hast doch gestern erzählt das ihr auf der Arbeit einen Neuen habt, den du einarbeiten sollst.", "Wie kommst du denn jetzt darauf?", und wieso interessiert ihn plötzlich so sehr was auf meiner Arbeit los ist?, "Ach nur so. Es interessiert mich eben.", antwortet zur Abwechlung mal, ohne das ich das Gefühl habe von ihm verarscht zu werden. Eine Premiäre, im wahrsten Sinne des Wortes. Diesmal ist es an mir mit den Schultern zu zucken. "Was soll schon mit dem sein? Er ist halt neu und scheint ziemlich in Ordnung zu sein. Jedenfalls hab ich das Gefühl, dass er...na,ja irgendwie die ganze Zeit gut drauf ist.", und nicht so wechselhaft wie der Idiot neben mir. Außerdem scheint er nicht von Idiotie infiziert zu sein. Er ist das komplette Gegenteil von Ellis. Freundlich und zuvorkommend und nicht irionisch und sarkastisch. Wenn ich es mir recht überlege, spricht Ellis fließend sarkastisch...wie seine zweite Muttersprache oder so. "Dazu kommt, das er gute Arbeit leistet und steht nicht die ganze Zeit faul in der Ecke rum.", so wie dieser andere faule Trottel, der ihn eigentlich einarbeiten sollte. Meine Befürchtungen waren also völlig unbegründet was das angeht. Beweist wohl, dass mir das Glück nicht völlig abhanden gekommen ist. "Hört sich doch gut an.", ich nicke. "Ja...das tut es...", ich weiß nicht wie ich den Satz beenden soll. Da ist eine Sache, die mich doch ein bisschen an Victor stört. "Aber?", harkt er nach."Hm? Wieso aber?". Mein Sitznachbar lehnt den Kopf zurück und schaut mich aus dem Augenwinkel an. "Na, so wie du rumstammelst ist da doch etwas das dich stört.", bemerkt er nun wieder grinsend. "Das macht es auch nicht gerade schwer dich zu durchschauen, weißt du?", da hat er leider recht. Warum kann ich auch nicht einfach die Klappe halten? Ehrlich... Was kann ich eigentlich? Ich seufze und reibe mir nervös über meinen Handrücken. "Naja, also...er hat mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehen möchte...und das, obwohl wir uns gerade erst kennengelernt haben...", gebe ich eine wahrheitsgemäße Antwort. "Das ist mir irgendwie nicht geheuer..." Schließlich will ich doch niemanden zu nah an mich herran lassen... "Dann sag ihm das doch. Sag ihm doch, dass du zur Zeit keinen Kopf für sowas hast. Und fertig.", meint Ellis in einem klar und deutlichem Ton. So als sei das nichts ungeöhnliches. Als sei es gar etwas alltägliches,...etwas entgültiges. Das ich mich dennoch mit Victor verabredet habe, sage ich ihm lieber mal nicht. Was geht ihm das auch an? Rein gar nichts, oder? . . Die nächste Woche... "Und das ist wirklich in Ordnung für dich? Immerhin habe ich dich ziemlich überfallen mit meiner Einladung.", fragt Victor mich nach meinem Befinden zu der Sache. Dabei sitzen wir bereits in einem kleinen Cafe. Mich deswegen jetzt noch zu befragen finde ein bisschen spät. Allerdings hat er im Gegensatz zu Ellis noch kein einziges Mal auf mir herum gehackt. Wirklich mal erfrischend. Aber auch, dass ich in meiner Freizeit mal jemand anderen sehe, als Ellis. Der Kerl macht mich noch wahnsinnig. Immerhin streiten wir eh fast nur. Scheiß Kippen! Scheiß Fernseher! Scheiß Sarkasmus! Scheiß Unordung! Die wollte ich ja unbedingt beseitigen, wenn ich mal Zeit habe...und ich habe es immer noch nicht getan...wie inkonsequent von mir. Victor hat sich einem Caramelmaciato bestellt, wobei ich immer noch nicht verstehe, wie man so was trinken kann und ich eine heiße Kakaocreme mit einer dicken Sahnehaube oben drauf. Die hat mir übrigens Victor aufgedrän...äh spendiert. Sehr zuvorkommend. "Ach, kein Problem. Ich wollte eh mal raus. Ist mal ne angenehme Abwechlung.", erkläre ich höflich. Tja, es ist immer noch besser, als das was ich sonst tue. Ellis pennt heute eh fast den ganzen Tag, weil er wieder bis morgens früh gearbeitet hat. Zum Glück konnte ich gehen, als er geschlafen hat. Sonst hätte er sicher noch dumme Fragen gestellt, wo ich hingehe und was ich mache. Dennoch war ich so gnädig ihm einen Zettel an die Tür mit seinen Kippen zu kleben, wo er ihn auch garantiert sieht. "Na da bin ich ja erleichtert. Ich dachte schon, das dir das unangenehm ist.", meint er. "Hm? Wieso?", "Naja...du wirktest irgendwie distanziert...aber das habe ich mir wohl nur eingebildet.", er zuckt mit den Schultern, als sei es total unwichtig. Dabei...Eigentlich...ist das gar keine Einbildung...vielleicht ist es ja gar noch so verkehrt...wenn Victor anders denkt. "Und? Wie lebst du so? Hast du irgendwelche Hobbys oder so?", fragt er plötzlich ins Blaue hinein und ich bin so überrumpelt, dass ich gar nicht weiß, was ich antworten soll. Soll ich ihm etwa erzählen, dass ich mit einem sarkastischen Kettenraucher zusammen wohne, der sich die meiste Zeit über mich lustig macht und sich verhält wie ein Idiot? Aber es ist ja nun mal die Wahrheit. "Hm, ich wohne hier in der Nähe in einer zwei Zimmerwohnung und Hobbys habe ich keine besonderen. Da ich eh fast nur arbeite, bleibt dafür nicht viel Zeit.", winke ich ab. Wo die Meisten jetzt gelangweilt seufzen würden, lächelt Victor einfach nur. "Ist ja nicht schlimm, da bleibt mir ja eventuell noch etwas Raum dir ein paar Dinge zu zeigen, die für dich interessant sein könnten.", meint er mir zu zuzwinkernd und scheint sich darauf schon sehr zu freuen, wie es aussieht. Victor ist wirklich..."...ja...", antworte ich kurz. "Was ist? War das etwa zu offensiv? Tut mir leid, das war nicht meine Absicht. Ich schieße manchmal etwas über Ziel hernaus.", manchmal? "Natürlich nur wenn du willst meine ich!", erwiedert er immer noch gut gelaunt. Kurz überlege ich. "Ja...warum nicht?", kann ja nicht schaden oder? Ich muss ja keine feste Bindung mit ihm eingehen und wenn es mir zu viel wird,...ja...ich weiß...das ist gemein... In Victors Gesicht zeigt sich ein Strahlen. "Oh, da freue ich mich jetzt schon drauf. Lass uns bald wieder verabreden, wenn das möglich ist!", "Klar.", "Cool! Wenn du magst können wir uns auch mal abends nach dem Dienst treffen.", schlägt er vor. "Gerne." Ich bin wirklich sehr inkonsequent! Aber dank meiner Inkonsequens verbringe ich tatsächlich einige Stunden mit Victor in diesem gemütlichen Cafe in dem wir uns vor der Kälte gerettet haben und reden über Gott und die Welt. Es ist wirklich erstaunlich, wie locker ich mit ihm reden kann. Über völlig belangloses Zeug und in dieser Zeit vergesse ich sogar fast meine Streitereien mit Ellis, bis es mich wieder einholt. Das Klingen der Eingangsglocke. Ein Kichern aus Victors Richtung. "Bei dem Wetter retten sich wirklich viele Leute irgendwo ins Warme.", ich lächle ebenfalls etwas, wenn auch nicht sehr. So richtig gelächelt habe ich glaube ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr. "Ja, das stimmt. Hinter mir höre ich Stimmen. "Also ein Kumpel hat mir dieses Cafe empfohlen. Hier solls echt guten Kaffee geben und auch sehr leckeren Kuchen. Haha und vielleicht macht dich der Kaffee ja auch ein bisschen wacher.", lacht der Eine ,"Sehr witzig...ich habe die ganze Nacht gearbeitet, natürlich bin ich müde! Und ja, davon habe ich auch schon gehört. Alina hat mir neulich davon erzählt, als wir auf der Feier waren und...", unterbricht sich die zweite Stimme, die mir sofort in den Kopf dringt, weil ich sie kenne. Nicht hinschauen, bloß nicht hinschauen! Vielleicht erkennt er mich dann ja nicht. Verhalte dich einfach so, als hättest du nicht bemerkt, dass er es ist. Aber es bringt rein gar nichts. Er hat mich schon längst bemerkt. Scheiße! Was mach ich denn jetzt? Victor legt den Kopf verwundert schief. "Oliver, alles klar bei dir? Du wirkst plötzlich so steif...", sagt er, "Ellis? Wo willst du denn hin?", will die andere Stimme noch wissen, als er plötzlich neben mir steht und Victor zu ihm hochsieht. "Hier steckst du also...ich habe mich schon gewundert wo du bist...du hast mir nur nen Zettel geschrieben, dass du unterwegs bist und ich dich nicht nerven soll...Wieso hast du denn nicht gesagt das du heute verabredet bist?", Victor, sieht zwischen uns hin und her. "Ihr kennt euch?", Ellis neben mir macht keine Anstalten die Klappe zu halten. "Na klar kennen wir uns. Wir wohnen zusammen.", fest drücke ich meine Kiefer zusammen und versuche nicht alt zu ertappt aus zu sehen. Warum muss sich dieser Kerl nur unbedingt in meine Angelegenheiten einmischen? "Echt? Warum hast du mir nicht erzählt, dass du einen Mitbewohnter hast?", fragt Victor zu meinem Erstaunen mehr überrascht, als schockiert. Auf meinen Kopf legt sich eine Hand, Ellis Hand. "Ach, hat der Kleine dir etwa unterschlagen, dass er einen Mitbewohner hat?", grinst Ellis und wuschelt mir durch die Haare. Völlig ungefragt. Ich balle die Hände unter dem Tisch zu Fäusten zusammen. "Das ist aber nicht nett von dir. Oliver.", ich schiebe seine Hand von meinem Kopf. " Hör auf damit! Hör auf dich über mich lustig zu machen, Ellis!", meine Stimme wird immer lauter. "Ich hatte eben keine Lust es dir zu erzählen! Immerhin bin ich dir keine Rechenschaft schuldig!", wütend schiebe ich seine Hand von meinem Kopf, dann wende ich mich entschuldigend an Victor. "Und es tut mir leid, dass ich dir nicht erzählt habe, dass ich einen Mitbewohner habe....es war nicht meine Absicht dich an zu lügen...und es tut mir Leid, dass er sich hier einfach eingemischt hat!" Was bin ich nur für ein Lügner...und Ellis hat mich bestimmt längst durchschaut, er sieht mich so an, wie er mich immer ansieht, wenn er sofort schnallt was Sache ist. Nur diesmal hält er einfach die Klappe und schweigt...möglicher Weise ahnt auch Victor etwas und trotzdem scheint er mir nicht böse zu sein. "Ach, kein Problem. Es gibt Schlimmeres. Und du hast mich ja nicht direkt angelogen, wenn man es genau nimmt. Also schwamm drüber.", er zwinkert mir zu und zeigt mir den Daumen nach oben. Dabei grinst er zufrieden. "Ellis, kommst du noch?", schaltet sich wieder sein Kumpel ein. Ellis dreht sich zu ihm um und geht auf ihn zu. Er klopf ihm auf die Schulter. "Tut mir Leid man, aber irgendwie ist mir die Lust auf Kaffee vergangen...", lehnt er ab und geht zur Tür. "Was? Aber sind doch gerade erst angekommen.", der Kumpel läuft ihm nach. Ein letzter Blick geht zu mir rüber. Dann verschwindet er durch die Tür. Stille. Und jetzt? ~ Als ich abends nach Hause komme ist es dunkel und irgendwie verlassen. Nur Ellis Chucks, die quer im Eingang liegen, sagen mir, dass er da sein muss. Ich streige mir die Schuhe ab, und stelle sie ordentlich bei Seite. Danach lege ich Tasche und Jacke ab und gehe Sockfuß ins Badezimmer, um mich aus zu ziehen. Meine Schlafklamotten liegen ordentlich zusamengelegt auf der Waschmaschien. Ich bin total müde vom Tag, oder war es dieser Streit mit Ellis, der mich so fertig gemacht hat? Sein Blick war irgendwie seltsam, als er gegangen ist... "Hey...bin ich echt so schlimm, dass du ihm nichts von mir erzählen konntest?", höre ich Ellis tiefe Stimme in das Kissen nuscheln, als ich mich ohne Protest ins Bett lege. Ich habe gemerkt, dass es nichts bringt mich dagegen zu wehren, weil ich auch so jeden morgen in seinem Bett aufwache...Ja...Ellis legt mich immer ins Bett, wenn ich schlafe und mich nicht dagegen wehren kann. "Hm...weiß auch nicht so genau..." Ein Rascheln. Seine Lippen sind plötzlich dicht an meinem Ohr und flüstern mir ein, "Kleiner Lügner.", zu. Ich muss schlucken. Er hat mich wirklich durchschaut... Zwei Arme die sich ihren Weg suchen. Der eine unter meinem Kopfkissen durch, der andere legt sich um meinen Körper. Sie drücken mich fest an diesen warmen Körper und hinterassen so ein merkwürdiges Gefühl in mir, das mich erschaudern lässt. Und ich weiß...das es kein Ekel ist...es ist irgend ein behagliches Gefühl, das mir ganz und gar nicht in den Kram passt. Daher versuche ich mich aus dieser Umarmung heraus zu winden, "Ellis! Was soll das?!", merkere ich empört. "Nur ein bisschen...du zitterst und deine Haut ist eiskalt." Ich zittere? Das habe ich gar nicht gemerkt, aber diese Wärme tut irgendwie gut und ich merke, wie sich meine Glieder entspannen. Mein Gesicht vergrübt sich wie aus einem Reflex an seine Brust. Nur heute...nur für diese eine Nacht.... Kapitel 5: Stimmungswechsel! ---------------------------- "Hey kleine Schlafmütze, wach auf, es gibt Frühstück.", weckt mich eine Stimme aus dem Schlaf. "Hmmm.", grummle ich in das Kissen. Ich bin noch ganz eingemurmelt in meine Decke, eingehüllt von der Wärme. Aber es ist anders als gestern abend, als ich schlafen gegangen bin. Meine Hand tastet nach der anderen Seite des Bettes. Sie ist nicht mehr warm. Ellis liegt schon längst nicht mehr neben mir. Es ist selten, dass er vor mir wach ist. Eigentlich ist er nämlich der Langschläfer. Man muss ihn meistens fast schon aus dem Bett prügeln, wenn man das so sagen darf. "Grummel nicht so rum, sondern steh auf. Sonst wird der Tee kalt.", sagt er streng. Das ist doch sonst mein Text. Heute ist also verkehrte Welt. Ob ihm diese Rolle gefällt? Bestimmt. "Du hast heute wieder Spätschicht oder? Ich kann dich zur Arbeit bringen.", schlägt er vor. Ich schaue ungläubig auf. Was ist nur plötzlich mit Ellis los? Wurde er über Nacht ausgetauscht? Das ist irgendwie grusellig! "Danke! Nicht nötig!", "Dabei wollte ich nur nett sein.", ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Nett ist der kleine Bruder von Arschloch, weißt du das eigentlich?", antworte ich. Ellis muss grinsen. "Stimmt, das habe ich ganz verdrängt.", er beißt von seinem Brötchen ab. Das ist sicher nicht das Einzige was er heute verdrängt. Der Kerl ist doch eindeutig nicht ganz richtig im Oberstübchen. Normaler weise hat er doch nichts besseres zu tun, als mich wie ein Kleinkind zu behandeln und mich von oben herab mit seinen stichelnden Worten zu bombardieren. Innerlich kann ich nur den Kopf schütteln, bei diesem fragwürdigen Sinneswandel. "Arbeitest du heute abend wieder?", frage ich nebenbei. Ellis nickt. "Ja, aber heute abend habe ich nur eine kurze Schicht. Von 20 Uhr bis Null Uhr und heute Nachmittag muss ich zu meinem Kellnerjob.", erläutert er mir. Ich nicke. "Okay.", also wird er heute Nacht nach Hause kommen... Das ist selten. Meistens bin ich Nachts allein, weil er erst morgens nach Hause kommt. So habe ich zumindest meine Ruhe. "Morgen hast du doch Frühschicht oder`?", will Ellis wissen. "Ja. Ausnahmsweise mal.", "Okay, dann weiß ich bescheid.", antwortet er, und nimmt seine Tasse in die Hand. Seid wann ist es so wichtig für ihn zu wissen, was für Schichten ich habe? Ich sollte nicht weiter darüber nachdenken. Das verwirrt doch nur! * "Komisch? Wie meinst du das?", fragt Victor interessiert, wärend er den Gang fegt und ich die Marmeladengläser der Sorte nach sortiere. "Na ja, wie soll ich sagen, er interessiert sich neuerdings für meine Arbeitszeiten und hat mir sogar angeboten mich heute hin zu bringen. Das hat er noch nie gemacht. Normaler weise hat er nur Hohn und Spott für mich übrig und behandelt mich wie ein Kleinkind.", erkläre ich ihm mürrisch. Victor scheint ebenfalls etwas überrascht. "Vielleicht hat er ja plötzlich eingesehen, dass er es übertrieben hat. Aber sag mal...Es hat dir doch missfallen wie er dich behandelt hat. Wieso stört es dich sein Wandel denn jetzt?" Diese Frage ist durchaus berechtigt. Wieso stört es mich nur so sehr? "Ich weiß auch nicht. Es ist irgendwie grusellig. Schließlich ist es nicht seine Art so zu sein. Das war schon in der Schule so.", Victor, der mir eben noch schweigend zugehört hat, hört auf zu fegen. "Ihr kennt euch schon aus der Schule?", ich nicke. "Ja, er war zwei Klassen über mir und hat mich ständig nur schickaniert. Zusammen mit seinen Kumpels. Daher verstehe ich sein Verhalten auch nicht.", erkläre ich ihm. "Also, um ehrlich zu sein, ist es doch auch ziemlich komisch, dass ihr überhaupt zusammen wohnt, oder?", stellt er fest. "Wie ist es überhaupt dazu gekommen?", Victor nimmt seine Arbeit wieder auf, als der Chef an unserem Gang vorbei kommt. Auch ich mache weiter. Zum Glück sind es nur noch wenige Gläser. Als der Chef vorbei ist, beantworte ich seine Frage. Mit Drucksen, denn irgendwie ist mir das ein bisschen unangenehm einem so Unbeteiligten, Fremden meine Probleme mit zu teilen. Daher sehe ich ihn auch nicht an, als ich die Leere Liste in den Wagen zurückpacke und mit einer weiteren weiter mache, nur wenige Meter weiter. Victor fegt den Schmutz mit Handweger und Schaufe auf und lässt alles in einer Mülltüte fallen. "Nun...vor über einer Woche hat mein Exfreund mich vor die Tür gesetzt... Spät abends, als ich von der Arbeit kam. Ich wusste nicht wo ich hin sollte...und dann bin ich Ellis über den Weg gelaufen...ich hab es nicht gemacht, weil ich so begeistert davon war, sondern, weil ich einfach keinen anderen Ausweg wusste...Immerhin war es kalt und es hat geschüttet wie aus Eimern." Victor seufzt. "So war das also...warte, ich nehme dir was ab.", er nimmt mir eine der schweren Kisten ab, die ich vom Wagen hiefe, um sie ins Regal zu stellen. "Also, wenn du willst, kannst du gern zu mir kommen, wenn du nicht weißt wo du hin kannst. Mein WG- Bewohner ist eh ausgezogen, daher habe ich ein leeres Zimmer. Wenn du magst kannst du dort einziehen.", schlägt er vor. Die Kiste steht im Regal und es folgt die Nächste. Ich überlege einen Augenblick und weiß nicht was ich sagen soll. Auf der einen Seite ist mir Ellis lästig mit seinen Schikanen und seinen plötzlichen Sinneswandlungen. Aber irgendwie... "Du musst dich nicht heute entscheiden. Sag mir einfach bis Ende nächster Woche bescheid.", erleichtert atme ich auf. Dieser Vorschlag ist wirklich sehr freundlich von ihm, aber ich weiß plötzlich nicht, ob ich ihn annehmen kann. Ist das denn richtig? Will ich denn wirklich weg? Wieso zweifle ich überhaupt? . . In den folgenden Nächten kann ich nicht schlafen. Ich muss immer wieder über Victors Vorschlag nachdenken zu ihm zu ziehen. Doch trotz allem Grübelns kann ich mich einfach nicht entscheiden. Es ist zum Mäuse melken. Ellis ist derweil wieder zu seiner Höchstform aufgelaufen und schikaniert und neckt mich wo es nur geht. Von der vorher gegangenen Freundlichkeit ist nichts mehr zu spüren. Gleichzeitig ist er aber auch ungewöhnlich unruhig. Das passt nicht zu ihm. Er ist sonst immer so selbstsicher in dem was er tut. Stattdessen raucht er noch mehr als sonst und räumt ständig irgendwas rum. Nachts schläft er unruhig und ist vermehrt morgens früh wach. Meistens vor mir. Ich frage mich was ihn so sehr beschäftigt, dass er nicht mal mehr schläft wie ein unerweckbarer Toter. Verdächtig! "Ellis? Gehst du aus? Morgen hast du doch frei.", will ich wissen. Denn Ellis geht selten aus, wenn er am nächsten Tag frei hat. "Ja, ich gehe aus. Bin mit ein paar Kumpels verabredet. Sei ein braves Kind, mach keinen Blödsinn und geh früh ins Bett. Du musst doch morgen arbeiten oder?", dabei habe ich Spätschicht. Scheint er schon vergessen zu haben."Es kann spät werden.", teilt er mir monoton mit. Da haben wir es wieder. Ich bin doch kein kleines Kind! Dieser Idiot! Er kann es einfach nicht lassen! "Hör auf mich Kind zu nennen!", knurre ich. "Ich bin alt genug das selbst zu entscheiden, schon vergessen?!" Das Thema hatten wir doch erst... Ellis zuckt belanglos mit den Schultern. "Also so wie du dich aufregst, hörst du dich an wie ein kleiner, bockiger Junge", er winkt ab, "Also, ich bin dann weg. Wenn was ist, ruf mich auf dem Handy an.", er hängt sich seine Tasche um die Schulter und schließt die Wohnungstür hinter sich. Ich balle die Hände zu Fäusten und beiße die Zähne für einen kurzen Moment zusammen. Dann gebe ich erneut ein wütendes Knurren von mir und schmeiße ein herum liegendes Kissen gegen die Tür. Ja, hier herrscht schon wieder wüstes Chaos! "Verdammter Idiot!", dann seufze ich. Vielleicht sollte ich es aufgen ihn belehren zu wollen. Wenn ich es mir recht überlege erinnert mich Ellis gerade an einen alten Hund. Heißt es nicht, dass man alten Hunden nichts mehr bei bringen kann? Oder habe ich mich da vertan? Na auch egal...ich kann Hunde eh nicht leiden...genau wie Ellis. Hunde sind unpraktisch. Sie müssen Gassi gehen, egal ob bei Sonne oder Regen. Sie stinken aus dem Maul und sogar das Fell riecht unangenehm. Außerdem lassen sie sich unterdrücken von ihrem Herrchen und gucken den ganzen Tag treudoof durch die Gegend. Das ist ist doch total bescheuert! Ich erinnere mich noch an den Hund, den wir mal hatten, als ich noch jünger war. Meine verwöhnte, Stiefschwester, diese Mistgöre, wollte unbedingt einen Hund haben. Einige Jahre hatten wir diesen und wer musste sich darum kümmern? Ich! Weil die kleine Prinzessen sich dafür zu schade war. Irgendwann hat mein Vater ihn dann weggeben, weil meine Stiefschwester ihn nicht mehr wollte. Sie haben ihn also einfach weggeworfen...genau wie mich. Wenn man etwas nicht mehr braucht,...dann wirft man es weg...das ist doch das Normalste der Welt...Anders habe ich es nicht kennengelernt. Wir haben eben nicht in ihr Leben gepasst. Weder der Hund, noch ich. In gewisser Maßen waren wir auch sowas wie Verbündete. Auch, wenn ich es irgendwann leid war mich immer um ihn zu kümmern...immerhin wollte sie ihn noch...So ist das, wenn man der Fußabtreter ist. Ob Ellis mich auch wegwerfen wird, wenn er genug von mir hat? Schließlich hat er nicht festgelegt, wie lange ich bleiben darf. Das macht mir Angst. Ja, ich habe Angst, dass er mich nicht mehr will...auch wenn ich mich immer beschwere und so... . . Es klingelt an der Tür. Ich stehe auf, um sie zu öffnen. Im Eingang steht Victor, der mich fröhlich begrüßt. "Hey, danke für die Einladung. Ich hoffe für Ellis ist das auch okay.", sagt er und ich zucke mit den Schultern. "Ellis ist nicht da, erschreck nicht, es ist ziemlich unordentlich.", erläutere ich ihm kurz die Situation. "Achso,...ach das macht doch nichts, bei mir ist es auch nicht immer sehr ordentlich.", meint er noch. Na der hat ja auch noch nicht diese Wohnung betreten. Wer tut das auch? Wenn ich nicht darauf angewiesen wäre, würde ich es auch nicht tun. Alle Versuche bei Ellis irgendwas zu bewegen, sind fehlgeschlagen und da ich meistens Spätschicht habe, habe ich noch keine Zeit gefunden hier Ordnung zu machen. "Oh, wow. Das ist ja wirklich ziemlich...unaufgeräumt...", ich seufze, "Unaufgeräumt ist wohl untertrieben. Ellis ist ein Chaot sondergleichen. Tut mir leid, dass ich dich hier her bestellt habe.", gestehe ich ihm. "Ach macht doch nichts...du kannst ja nichts dafür. Aber sag mal, warum hast du mich denn herbestellt, du klangst irgendwie seltsam.", stellt er fest und er hat recht. Ich muss schlucken. "Ich,.. naja, wie soll ich sagen..." Wie soll ich ihm nur erklären, dass ich ihn angerufen habe, weil ich mich wegen Ellis schlecht fühle? Da fühlt er sich doch direkt ausgenutzt. Wie egoistisch von mir. "Schon okay, du musst es mir nicht sagen Oliver. Ich mach dir einen Vorschlag, wir räumen hier erstmal ein bisschen auf und danach machen wir uns einen schönen Restabend, was meinst du dazu? Ich habe auch Chips mitbebracht.", erleichtert atme ich auf. Victor ist immer so freundlich und bewahrt stehts die Ruhe. Er bedrängt mich nicht, oder nutzt mich aus. Das tut richtig gut. Da sollte es dich klar sein, dass ich bei ihm besser aufgehoben wäre, als bei Ellis und trotzdem bin ich mir uneinig.... "Also, legen wir los!", ermutigt nicke ich und wir bewaffnen und mit Handfeger, Schaufel und Mülltüte und legen los. Etwa ein einhalb Stunden später ist die Wohnung auf forderman gebracht. Aber auch nur, weil Victor so viel Energie mitgebracht hat, dass es locker für drei reicht. "Oh man, bin ich froh, dass wir fertig sind. Danke für deine Hilfe. Allein hätte ich ewig gebraucht.", gebe ich meine Erleichterung preis. "Ich auch und ich hab dir gern geholfen. Aber ich bin immer noch überrascht, was für eine Unordnung ein einzelner Mensch verursachen kann.", "Ich konnte es auch erst nicht glauben...wie man überhaut so leben kann.", "Ellis scheint nicht viel Wert für auf Ordnung zu legen.", bemerkt mein Besuch. "Nicht wirklich, aber er lässt sich da auch nicht einreden.", "Na ja, jetzt herrscht hier auf jeden Fall erst mal Ordnung. Hoffen wir, dass er es positiv aufnimmt.", grinst er. Um ehrlich zu sein, bin ich mir da unschlüssig. Meinem Gefühl nach, wird er entweder total ausflippen, oder aber einfach gar nichts sagen. "Lass uns noch ein bisschen hinsetzen und einfach einen Film gucken. Und natürlich die Chips verdrücken. Wir haben eh morgen Spätschicht.", grinst er erneut. Da stimme ich ihm zu und so machen wir es uns auf dem Sofa gemütlich. Wir schauen uns, "Der Kaufhauscop", eine Komödie, an. Ist mal ne gute Abwechslung zu dem ganzen Drama in letzter Zeit. Endlich kann ich mich mal entspannen. Das habe ich echt gebraucht. Victor sitzt direkt neben mir und lacht vergnügt. Keiner streitet sich um das TV-Programm. Es herrscht Einigkeit und doch...ist es einsam...Ich weiß einfach überhaupt nicht mehr, was wirklich mit mir los ist. Trotzdem... ...wenn Ellis mich irgendwann nicht nicht mehr braucht..dann...wird er doch eh...wir können uns doch eh nicht leiden! "Du Victor...gilt das noch? Ich meine das mit dem Zusammenziehen?", kommt es mir plötzlich in den Sinn. Victor wendet seinen Blick in meine Richtung. Erst sieht er mich etwas verblüfft an, aber dann lächelt er. "Klar gilt das noch. Wenn du willst kannst du sofort bei mir einziehen. Aber bist du dir sicher, dass da das wirklich willst?", meint er und sieht dabei ziemlich nachdenklich aus. Ich hingegen zupfe nervös am Saum meines Shirts. "Nun, ich habe nachgedacht. Vielleicht ist es ja wirklich besser wenn...", beginne ich und werde mitten drin unterbrochen. "Wenn was?!", erschrocken drehen wir uns um. "Ellis!", rufe ich. Oh nein! Wie lange hat er schon zugehört? "Meinst du damit, dass es besser ist, wenn du wieder ausziehst?", Ellis senkt kurz seinen Kopf. Danach hebt er ihn wieder, um mich spöttisch an zu grinsen. "Von mir aus. Tus doch! Wir streiten ja eh nur und deinen Umzugshelfer hast du ja auch schon mitgebracht. Ist ja wirklich praktisch.", dann geht er schnurstracks richtung Schlafzimmer. Ich sehe ihm hinterher, dann zu Victor. Ein ungutes Gefühl durchfährt mich. Plötzlich springe ich auf. "Ellis?", meine Beine tragen mich ins Schlafzimmer, wo er schon am Schrank steht. Meine Reisetasche steht auf dem Bett. "Ellis, was tust du da!", er kramt meine Klamotten aus dem Schrank und stopft sie lieblos in die Tasche. Als er endlich reagiert, sieht er mich eiskalt und gleichzeitig ausdurckslos an. Er rümpft angewiedert die Nase. "Na was wohl, ich packe deine Tasche! Dann kannst du gleich mit deinem neuen Mitbewohner mitgehen! Alles ganz problemlos und einfach.", meint er. Dann nimmt er meine gepackte Tasche und packt mich am Handgelenk, um mich zur Tür zu zerren. Victor folgt uns und versucht noch auf Ellis einzureden, aber es ist zu spät. Er schiebt mich und letztlich auch Victor mit seinen Sachen aus der Tür und knallt mir die Tasche vor die Füße. "Bitte schön! Und jetzt haut ab!" Vor uns wird nur noch die Tür zu geschlagen. Jetzt stehe ich wieder da wie am Anfang dieser Geschichte. Ich stehe vor einer geschlossenen Tür. Das dritte Mal in meinem Leben. Wieder mit meiner Reisetasche. Nur diesmal ist es selbst verschuldet. Wieso habe ich nur nicht besser aufgepasst? Ich presse die Lippen auf einander. Victor legt mir eine Hand auf die Schulter. "Hey...tut mir leid wegen dem Rausschmiss.", ich schüttel den Kopf. "Nein, das ist nicht deine Schuld. Ich hätte eben nicht so unbedacht reden sollen.", gestehe ich mir ein. "Unbedacht? Meinst du wirklich, dass das so richtig ist? Immerhin hat er dich ständig aufgezogen und dich behandelt wie ein kleines Kind.", ich nicke. "Schon, aber...ach ich weiß auch nicht..." Das ist doch zu verzwickt. Wieso um alles in der Welt schockt mich das so? Zwar hat es schon weh getan als Frederick mich rausgeschmissen hat, aber das war nichts.... im Vergleich zu heute. Das geht...so richtig an die Nieren! Hart beiße ich die Zähne auf einander und balle die Hände zu Fäußten. "Verdammter Idiot!Verreck doch! Wer glücklich in deiner zerrauchten Bude!", schreie ich gegen die Tür. Victor kann mich gerade noch da von abhalten mit voller Wucht gegen die Tür zu treten. Plötzlich ist in mir so eine ungeheure Wut aufgekommen, die ich mir nicht erklären kann. Victor zerrt mich nach draußen. "Mensch, was ist denn in dich gefahren? Erst total zerstört und jetzt so wütend?", er sezfzt tief und macht den Vorschlag erstmal zu ihm zu gehen und das tun wir dann auch. Dort macht er uns erstmal einen Tee zur Beruhigung. Wir sitzen uns gegenüber und schweigen uns an. Diese Situation ist einfach mehr als merkwürdig. Was soll ich nur sagen? Was soll ich nur fühlen, oder denken? Alles ist vollkommen durcheinander...Ich fühle mich vom Schicksal verarscht! Das Gefühl der Ruhelosigkeit stellt sich wieder in meinem Inneren ein. Da ist diese Angst, die sich fest in mir verankert. Dises Mal ist es wirklich, als hätte ich ein zu Hause verloren...Ich schaue auf. Ein zu Hause? "Was ist?", will Victor wissen. "Hey, du weinst ja.", ich nicke. "Ja...Victor. Es tut mir leid, aber...ich kann nicht bei dir wohnen!", ich stehe auf. "Was, aber...?", "Ich...ich muss nach Hause!", " "Nach Hause?", aber du wurdest doch gerade rausgeschmissen.", stellt er wahrheitsgemäß fest und ich nicke. "Ja...ich weiß...", antworte ich und nehme meine Tasche. Ich komme mir so unglaublich dumm vor. Wie konnte ich nur so blind sein? Kapitel 6: Annäherung! ---------------------- Was soll ich nur machen? Soll ich wirklich klingeln? Was ist, wenn er mich wieder rausschmeißt? Was ist, wenn er mich gar nicht haben will? So wie ich es immer befürchtet habe. Jetzt bin ich extra gerannt wie ein Bessener und traue mich nicht einmal zu klingeln. Wie erbärmlich bin ich eigentlich? Dabei habe ich es doch endlich begriffen! Ohne es zu merken...habe ich ein zu Hause gefunden. Das ist weil....das ist weil...ich mich ohne ihn einsam gefühlt habe! Ich wollte es nur nicht wahrhaben, weil ich solche Angst davor hatte, am Ende wieder nicht gewollt zu sein. Dabei ist Ellis doch gar nicht so! Oder? Sonst hätte er mich doch nicht aufgenommen und sich um mich gekümmert, als ich krank war. Ich glaube, dass er sich wirklich Gedanken um mich gemacht hat, auch, wenn er mich immerzu aufgezogen hat und mich behandelt hat wie ein kleines Kind...ist das vielleicht seine Art Zuneigung zu zeigen, oder will er mich wirklich nur auf den Arm nehmen? Ich weiß es wirklich nicht. Trotzdem...möchte ich bei ihm bleiben. Auch wenn das bedeutet, dass ich damit Gefühle zeige. Bestimmt eine halbe Stunde stehe ich jetzt vor seiner Wohnungetür und habe immer noch nicht den Klingelknopf betätigt. Also sollte ich es endlich in Angriff nehmen. Jetzt sei doch nicht so feige Oliver. Du bist doch sonst nicht so! Ach verdammt! "Sag mal, wie lange willst du eigentlich noch da rummstehen wie ein geprügelter Hund. Du wirst noch anwachsen, wenn du so weiter machst, Oliver.", erheitert sich eine Stimme, die durch die plötzlich geöffnete Tür an meine Ohren dringt. Erschrocken sehe ich auf, da ich bis eben noch ganz in meine Gedanken vertieft gewesen war. Vor mir steht Ellis an den Türrahmen gelehnt und sieht mich mit vor der Brust verschränkten Armen und einem Blick, der nun wieder ernster wird an. "Woher wusstest du...", stammle ich vor mich hin. "Ich habe dich vom Fenster aus gesehen.", beantwortet er meine Frage, bevor ich zu ende gesprochen habe. "Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass du so viel Schiss hast, dass du erst eine halbe Stunde überlegen musst, bevor du klingelst.", teilt er mir vorwurfsvoll mit, als sei er vollkommen unschuldig an der ganzen Sache. Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe und zupfe am Saum meiner Jacke herum. In mir staut sich langsam aber sicher wieder die Wut. "Na was meinst du wohl! Wie hätte ich auch reagieren sollen? Schließlich hast du mich rausgeschmissen! Woher soll ich denn wissen, ob ich überhaupt erwünscht bin!?", raunze ich ihn wütend an und balle meine Hände fest zu Fäusten. "Ich weiß...das ich das nicht hätte sagen sollen, aber ich war mir so unsicher...", Ellis rümpft die Nase. "Lass uns das drinnen klären!", unterbicht er mich und packt mich am Handgelank, um mich in die Wohnung zu zerren und schließt die Tür hinter uns. Nun stehen wir im Flur, doch er lässt immer noch nicht los. Eher habe ich das Gefühl, dass seine Hand nur noch fester um mein Handgelenk greift. Was aber noch auffälliger ist, ist sein Blick, der meinen direkt trifft und gerade zu auf mein Herz zu zielen scheint. Denn es wummert in meiner Brust und durchströmt meinen Körper mit einem Schauer. Was zur Hölle soll das? Er hat mich noch nie so angesehen! Was ist das nur für ein alles durch dringender Blick. Es ist, als wolle er in meine Seele schauen. "Es hat mich eben getroffen, als du gesagt hast, dass du vielleicht besser zu ihm ziehst.", erstaunt, aber dennoch verständnislos schaue ich ihn an. Es hat ihn getroffen? Aber wieso? Wie kommt er nur plötzlich dazu? Obwohl, so plötzlich ist es ja nun auch wieder nicht. Immerhin, hat er sich in letzter Zeit schon sehr merkwürdig verhalten. Ganz entgegen seiner sonstigen Natur. Auch wenn er ohnehin sehr sprunghaft ist. Aber das, macht mich schon stutzig. Für einen Moment verharren wir wortlos in dieser Position, was mein Herz auch nicht gerade zum Ruhestand bringt, bevor er den Faden wieder aufnimmt. "Ich habe dich rausgeschmissen, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste! Du hast mir immer wieder zu verstehen gegeben, dass du mir nicht vertraust. Dabei habe ich völlig aus den Augen verloren, warum das so ist und dass ich in der Vergangenheit nicht unbedingt dazu begetragen habe, dass du es tust. Aber trotztdem!", seine Hand greift wieder fester um mein Handgelenk. Es tut fast schon weh. "Ich dachte, dass du mittlerweile gemerkt hast, das du mir jetzt vertrauen kannst!", sein Blick durchdringt mich wieder. Er sagt mir auf seine ganz eigene Weise, dass er es toternst meint. "Ich weiß, dass du dich oft verarscht gefühlt hast. Nur konnte ich einfach nicht aus meiner Haut! Ich bin nun mal so! ... Ich konnte nicht anders...", mit seinen letzten Worten wird er immer leiser. Als sei es ihm peinlich. So habe ich ihn noch nie gesehen. Irgendwie...kribbelt alles, wenn ich ihn so sehe..."Warum konntest du nicht anders? Findest du es etwa lustig mich zu trietzen und auf die Palme zu bringen?", reagiere ich leicht verärgert. Da sieht er mich plötzlich mit einem verschmitzen lächeln an. "Na ja....irgendwie schon.." Es trifft mich wie ein Schlag. Also macht er sich doch nur über mich lustig, oder ist er etwa sadistisch veranlagt? Dabei ist er doch eben noch so schwer getroffen gewesen. "Du machst dich also gern über mich lustig ja?", antworte ich Zähne knirschend. Ernsthaft, wie soll man sich nur verhalten, wenn der Mensch, mit dem man sich eigentlich aussprechen möchte, einen scheinbar nur ins Boxhorn jagen will und daran auch noch Spaß hat. Habe ich mich etwa so sehr geirrt? Ist er doch der Vollidiot für den ich ihn immer gehalten habe? Gild dieses Herzrasen etwa einem solchen Trottel? Plötzlich grinst er. Was zum Teufel soll das nun schon wieder? Seine Antwort ist mehr, als ernüchternd, "Irgendwie schon.", also liegt es es wohl doch an einer sadistischen Veranlagung. Aber irgendwie weiß ich nicht, ob ich ihn wütend anschreien soll, was ich wirklich gern tue will. Nur irgendwas hält mich davon ab und ich weiß verdammt noch mal nicht was! Stattdessen verstärken sich sich meine Fäuste , also auch die, die er immer noch festhält und presse meine Lippen fest zusammen. Was soll ich nur tun? Jetzt, wo ich endlich begriffen habe, dass ich hier bleiben möchte. Bei ihm. Bei Ellis! Aber er scheint mich überhaupt nicht ernst zu nehmen und nur verarschen zu wollen! Das ist nicht fair... "Das ist einfach nicht fair! ", sprudelt es plötzlich einfach aus mir herraus. Laut und deutlich und irgendwie verzweifelt und gleichzeitig wütend. Das was mich eben noch blockiert hat, hat sich schlagartig, ohne Vorwarnung gelöst. Wütend sehe ich ihn an, mit Tränen im Gesicht, die warm über meine Wange laufen, mit bebenden Lippen. "Wieso tust du das alles? Wieso nimmst du mich auf, wenn du mich doch eh nicht ernst nimmst! Wenn du eh nur Hohn und Spott für mich über hast!?" Für einen Moment sieht er mich verplüft an, aber wirklich nur für einen Moment. Dann berappelt er sich wieder, aber nicht mit einem seiner fießen Grinsen, sondern eher mit einem ungewöhnlich nüchternen, nichts sagenden Gesichtsausdruck und irgendwie passt es zu ihm. Der macht doch alles um mich zu verunsichern, bringt mich zum weinen...obwohl ich das gar nicht will! Oder ist das einfach nur meine eigene Dummheit gewesen? Ein zu Hause...Ich! Das muss wohl wirklich Dummheit gewesen sein. "Sag mir, ist das deine neue Art mich zu verspotten?!", Das ist nicht nett, das ist überhaupt nicht nett! Das ist verwirrend! Was soll ich nur davon halten? Wie soll ich ihn nur einschätzen? Mit zusammen gebissenen Zähnen schaue ich zu Boden und wische mir die Tränen mit meinem Ärmel weg. Noch vor einigen Tagen hätte ich mich gefragt, warum ich überhaupt weine und hätte mir vorgestellt wie unfassbar bescheuert ich sein muss. Nein! Es entspricht der Wahrheit! Ich BIN total bescheuert! Ellis Mund entweicht ein leises Seufzen. Diese Stille macht mich noch wahnsinnig! Sag doch irgendwas! Ellis! Doch er schweigt weiter. Eine ganze Weile. Wenige Sekunden Später, spüre ich, wie sich seine Hand von meinem Handgelenk gelöst hat. Mit diesem Gefühl, entweicht jede Hoffnung. Aber bevor sie mir ganz verloren geht, hält er mich bereits in seinen Armen fest, um mich fest an sich zu drücken. Sein Atem in meinem Nacken spürbar. "Ich sagte doch bereits, dass ich nicht anders konnte!", wiederholt er seine Worte von vorhin. "Ellis! Bitte! Hör auf...Ich...", seine Worte sind so verletztend. Ich versuche mich zu befreien, aber es will mir einfach nicht gelingen. Seine Arme drücken mir nur noch fester an sich. "Du verstehst das fasch Oliver! Ich trietze dich nicht aus Boshaftigkeit!", versichert er mir. Aber...wieso denn dann? Wo steckt der Sinn dahinter? Etwa schon wieder eine Verarsche? "Ich tue das, weil ich ein unverbesserlicher Idiot bin!", erklärt er mir. Eine Feststellung, die mir nicht gerade unbekannt ist Ich vergrabe meine Fingerkuppen in seinem Shirt. "Das merkst du jetzt erst?", murmle ich gegen seine Schulter. "Nein...Das ist mir schon lange bewusst, aber ich konnte einfach nicht aus meiner Haut. Ich konnte doch niemandem sagen, was ich empfinde. Damals wollte ich unbedingt cool sein. Außerdem konnte und wollte ich mir das nicht eingestehen, dass ich dich mag. Stattdessen habe ich sone Scheiße veranstaltet... ", gesteht er mir plötzlich und beinahe falle ich aus allen Wolken. Das kann doch nicht sein ernst sein! Wenn ich das richtig mitgeschnitten habe...Sollte das etwa eine Liebeserklärung sein? Wenn ja, ist das wirklich die merkwürdigste Liebeserklärung, von der ich je gehört habe. "Tja und als wir uns wieder getroffen haben, und du dich so über meine Worte aufgregt hast, ist mir klar geworden, wie süß ich das wirklich finde.", er lässt mich los und sieht mir mit diesen wachen Augen direkt in meine. Mit seinem Handrücken wischt er mir die letzten Tränen aus dem Gesicht, die mir wieder entronnen sind. Seine Hand ist ganz warm und tut gut auf meinem Gesicht. Was für mich bis vor einiger Zeit noch unvorstellbar gewesen wäre. "Ich weiß es klingt total verrückt...Das Alles muss dir vorkommen wie ne Verarsche. Trotzdem meine ich es total ernst. Oliver...ich liebe dich! Ich liebe dich wirklich!", versichert er mir gleich zwei Mal hinter einander. Ich muss mich berichtigen. DAS war die Liebeserklärung. Ich brauche einen Moment, um das Alles zu realisieren. Vor allem glauben zu können. Denn es wird immer verrückter. "Moment mal....soll das etwa heißen, du trietzt mich, weil du es süß findest, wenn ich mich aufrege?", erläutere ich noch mal zu meinem eigenen Verständnis. "Ja. So ist ist.", antwortet er trocken, als das nichts Besonderes. An dieser Stelle wäre es jetzt an mir aus der Haut zu fahren, aber ich kann es nicht. Das ist einfach zu viel. Verrückt. Ich muss aussehen wie ein Auto, oder ein Pferd...oder beides auf einmal. Ellis ist in mich verliebt und findet es gleichzeitig irre komisch und süß, wenn ich mich über seine kindischen Scherze aufrege. Dann war das also alles Absicht. Er ärgert mich, weil es ihm Spaß macht, denkt sich aber nichts böses dabei? Soll das ein schlechter Witz sein? "Und was ist mit dir? Bin ich wirklich so furchbar, wie du mich in Erinnerung hast?" Nun, ich wollte unbedingt zu ihm zurück, weil ich mich ohne ihn einsam gefühlt habe und weil ich mich bei ihm...zu Hause fühle. Und das, obwohl ich mich die ganze Zeit über so verarscht gefühlt habe. Aber, er hat doch auch seine guten Seiten. Ja, ganz eindeutig. Meine Lippen auf einander pressend schüttle ich den Kopf, senke ihn. Was soll ich nur sagen? "Dann bin ich beruhigt." Mit seiner warmen Hand streichelt er mir sanft über den Kopf. Ich glaube, ich werde sogar rot. Kaum, dass seine Hand von meinem Kopf weicht, greift die Andere nach meiner Reisetasche. "Ellis..Was?", stammle ich überrascht. Erwartet er denn gar keine Antwort für seine Liebeserklärung, oder will er mich doch wieder ausschmeißen? "Na ich dachte, du bleibst jetzt hier. Da wäre es doch gut, wenn wir deine Sachen wieder in den Schrank legen. Oder willst du lieber aus der Tasche leben?", erklärt er mir und hebt eine Augenbraue. "Äh...Ja! Ich wollte schon...hier bleiben.", "Na also, dann mal los. Und wegen der Antwort...lass dir ruhig zeit.", errät er meine Gedanken und geht mir der Tasche schon mal vor. Ich folge ihm und gemeinsam legen wir alles, was er nur so reingestopft hat, ordentlich zusammen und sortieren es in den Schrank ein, der gleich viel vollständiger wirkt. Schon seltsam...das fühlt sich so an, als sei es das Normlste der Welt... . . "Jetzt stell dich nicht so an. Du tust ja gerade so, als wäre ich ein Monster. Das haben wir doch schon so oft durchgekaut.", murrt Ellis entnervt, als wir vor dem großen Bett im Schlafzimmer stehen. Die altbewährte Diskussion. "Aber, was ist, wenn du doch zum Monster mutierst!? Du weißt genau wie unangenehm mir das ist!", mosere ich, das große Kissen an mich drückend. Meiner Überlegung nach, wollte ich lieber wieder im Wohnzimmer schlafen. Natürlich, weil es mir immer noch unangenehm ist, neben ihm zuschlafen. Zumindest ist das die offizielle Version. Denn eigentlich, habe ich einfach nur Angst vor diesem Herzrasen, wenn wir so nah bei einander liegen. Vielleicht wäre ich ja doch besser gewesen zu Victor zu ziehen. Der hat immerhin ein zweites Zimmer zur freien Verfügung. Aber, dass habe ich abgelehnt weil ich ja unbedingt bei Ellis bleiben wollte und...immer noch will. "Du denkst dir immer so einen Blödsinn zusammen! Jetzt komm schon!", meckert er und schubst mich aufs Bett. "Oaahh...", schreie ich erschrocken auf und lande auf der weichen Matratze. Gleich darauf wirft Ellis mir die Decke über. "Und jetzt versuch zu schlafen! Damit du morgen wieder fit bist.", ermarnt er mich und legt sich auf seine Seite des Bettes. Er ist mir so nah, dass ich ihn berühren könnte, wenn ich wollte...aber ich traue mich nicht... Kapitel 7: Herzrasen! --------------------- November, es ist bitter kalt. Trotzdem muss ich in aller Herrgottsfrühe aufstehen, um zur Arbeit zu gehen. Da ein Kollege krank geworden ist, habe ich zur Abwechlung mal Frühschicht. Na immerhin bin ich heute dann etwas früher zu Hause. Ellis, ist gerade nach Hause gekommen und steht in der Küche, um eine zu rauchen. Das habe ich ihm immer noch nicht abgewöhnen können. Obwohl wir jetzt schon etwas über einen Monat zusammenwohnen. Ich trete neben Ellis und nehme mir meine Brotdose, die ich in meine Tasche stecke. "Ich bin dann weg.", rufe ich ihm noch zu und gehe Richtung Tür. "Warte. Du hast was vergessen.", ruft Ellis mir hinter her, was mich zum Stehen bringt. Sekunden Später habe ich einen dicken Schal und eine Mütze auf. "Ich dachte, du willst nicht mehr wie ein Kind behandelt werden, dann solltest du daran denken, dich auch schön warm anzuziehen.", grinst er und wendet sich dann wieder seiner Kippe zu, die er zuvor im Aschenbecher hinterlegt hat. "Und sei vorsichtig, es ist glatt draußen.", informiert er mich noch, bevor ich die Wohnung verlasse. Den Geruch des Schals einatmend, setzte ich meinen Weg zur Arbeit fort. Ellis hat mir diesen Schal geliehen, weil ich nur einen dünnen Schal besitze. Seiner ist viel wärmer und riecht auch noch nach ihm. Ich glaube, ich bin schon wieder rot. Hier draußen ist es nicht nur rutschig und kalt, sondern auch verschneit. Es passt genau zur Jahreszeit und trotzdem wünsche ich mir, dass es etwas wärmer ist und der Schnee mir nicht die Sicht verschleiert. Ich freue mich schon, auf das kommende Wochenende. Da habe ich seid einer gefühlten Ewigkeit mal wieder beide Tage frei. Überstundenfrei. Mein Chef hasst es freie Tage geben zu müssen, aber was er noch mehr hasst, ist, wenn er die Stunden ausbezahlen muss. Daher gleicht er die Überstunden lieber in freien Tagen aus, damit er sich das Geld dafür sparen kann. Ein echter Geizhals. Aber, da ich eh fast nur arbeite, bin ich ganz froh mal etwas mehr frei zu haben. Fragt sich nur was ich damit anfangen kann. Ellis, wird sicher arbeiten. Dann bin ich fast die ganze Zeit über nur allein, ohne Ellis in dieser Wohnung. Aber wäre es denn besser, wenn er da wäre? Immer, wenn ich bei ihm bin,...wird mir so anderes. Mein Herzrasen wird immer intensiver und auch das klare Denken fällt mir schwer. Immerhin vergesse ich auch die Hälfte, wenn er in meiner Nähe ist. Ich glaube...ich mag ihn wirklich, aber, dass kann ich ihm nicht sagen. Nicht einfach so, wie er es mir gesagt hat. Das wäre wie ein Eingeständnis...in meine Unentschlossenheit... Oliver...ich liebe dich! Ich liebe dich wirklich! . "Oliver, was ist los? Du bist so rot, hast du etwa schon wieder Fieber?", unterbricht Monika meine wirren Gedanken. Ich schrecke auf. "Ah! Nein! Alles klar! Ich hab nur nachgedacht!", erläutere ich ihr schnell. Monika lächelt. "Aber doch nicht bei der Arbeit. Sie nur, du hast Den Tee ganz falsch einsortiert.", ich schaue das Teeregal an. Tatsächlich. Wie gut, dass man das schnell beheben kann. "Ich bin dann mal an der Kasse.", teilt sie mir mit. Ich nicke und räume die Regale zuende ein. Es ist ruhig heute. Kaum Kunden und kein Victor. Der macht überwiegend Spätschichten, um morgens zu seinen Lesungen gehen zu können. Germanistik studiert er. Er hat einen Weg gefunden, das zu tun, was er tun möchte. Er wird heute Abend kommen, wenn ich schon auf dem Weg nach Hause bin. Für morgen sind wir verabredet. Wir haben zusammen Frühschicht, weil eine seiner Lesungen ausfällt. Danach wollen wir zu ihm, um etwas zu kochen. Darauf freue ich mich schon. Außerdem würde ich Ellis gern etwas davon mitbringen. Ob er sich freuen wird? Oder wird er nur wieder einen seiner Witze reißen. Das tut er nähmlich nach wie vor. Und dann hat er seine Einschübe, in denen er fürsorglich ist. So wie heute morgen mit der Mütze und dem Schal. Mit meinem Wagen gehe ich einen Gang weiter, wo ich die Würstchen und Hot Dog-Brötchen einräume. Nachher muss ich noch die Kühlwaren austauschen. Das ist ne Scheißarbeit.Ganze Paletten austauschen. Besonders, wenn immer irgendjemand von den Einkäufern dazwischen grabbeln muss. Dafür ist ja eigentlich die Grabbelzone gedacht. Da sind einige Käufer schon schlauer geworden, in dem sie nicht zugreifen. Weil die einzelverpackten Snacks eben doch teuerer sind, als die Großpackungen. Das ist reinster Wucher! "Entschuldigung? Könnten sie mir sagen, wo das Trocken-Katzenfutter von XX ist?", unterbricht eine Kundin mich, wärend meiner Arbeit. "Äh, ja. Auf der Kassenseite, viertes Regal.", erkläre ich schnell und die Kundin geht weiter. Glück gehabt. Viele schaffen es trotzdem nicht das richtige Regal zu finden. Schon oft musste ich deswegen meine Arbeit unterbrechen und die Person zum richtigen Regal bringen, weil immer dann, der zuständige Kollege nicht da ist. Wirklich hervorragend. So kann man seine Arbeit gar nicht schaffen. Ich nehme meine Arbeit wieder auf und räume die Regale zuende ein. So langsam knurrt mir der Magen. Kein Wunder, ich hatte ja noch keine Pause. Die kann ich auch erst machen, wenn gleich der andere Kollege aus seiner Pause kommt. Jörg. Der macht auch gerne mal eine längere Pause, als er sollte. Dazu geht der noch ständig raus zum rauchen und ist nie da, wenn man ihn braucht. Und manchmal, da haut er einfach frühzeitig ab. Ich habe es schon lange aufgegeben mich darüber auf zu regen. Macht eh nur graue Haare. Ich seufze. Dieser Tag, wird bestimmt noch super. . . "Ellis! Was machst du denn hier?", reagiere ich überrascht, als der Angesprochene plötzlich vor dem Haupteingang steht und mich winkend angrinst. "Na begrüßt man so seinen Lieblingsmitbewohner?", Lieblingsbewohner?, " Ich könnte jetzt sagen, dass ich zufällig vorbeigekommen bin, aber das wäre gelogen. Nein ich bin extra gekommen, um dich abzuhohlen. Also sei brav und bedank dich.", dieser Idiot. "Wieso sollte ich mich bedanken? Ich habe dich doch gar nicht darum gebeten.", halte ich dagegen und stapfe an ihm vorbei, den Schal fester ziehend. Eigentlich bin ich geschmeichelt, dass er das tut. Aber ich kann das doch nicht zugeben. Ich presse meine Lippen zusammen, wärend ich meinen Weg durch den Schnee nehme, der übrigens mehr als knöcheltief ist. "Komm schon, sei doch nicht so abweisend. Ich dachte du freust dich. Außerdem dachte ich, dass ich dich heute zum Essen ausführe.", erzählt er mir, frei herraus. Tatsächlich habe ich immer noch hunger, da ich nähmlich doch keine Pause mehr machen konnte. Weil dieser Penner von Jörg sich einfach verdrückt hat. Trotzdem habe ich das Gefühl, ihm dann wieder etwas schuldig zu sein! Das will ich nicht. Auf keinen Fall! Also gehe ich stur weiter. Schließlich hat Ellis schon genug für mich getan. "Oliver!", ruft Ellis plötzlich und packt mich am Handgelenk. "Jetzt sei nicht so stur! Ich weiß doch, dass du hunger hast, weil du wieder keine Pause hattest. Stimmt doch oder?", erfasst er die Umstände in denen ich stecke. Mein Magen tut sein übriges und knurrt. Verräter! "Da haben wirs. Dann lass uns mal gehen, bevor du noch vom Fleisch fällst.", lacht er. Soll das heißen, dass ich fett bin oder was? Dieser Idiot! Der Idiot nimmt meine Hand in seine und zieht mich mit sich. Sie ist warm, obwohl er gar keine Handschuhe trägt. Oder ist das nur die Wärme, die in mir hochsteigt, wenn er mich berühert? Das passtiert ganz automatisch. "Worauf hast du Lust? Griechisch, Italienisch, Chinesisch?", fragt er. Ich zucke stur mit den Schultern. "Ist mir egal!", murmle ich mürrisch. "Okay, dann lass uns Pizza essen. Ich kenn da eine wirklich gute Pizzaria, gleich hier um die Ecke.", wieder zucke ich mit den Schultern. Er macht ja doch nur was er will. Etwa fünfzehn Minuten später sitzen wir auch schon in dem Laden. Zumindest ist es hier warm. Ellis versteht es, den Angestellten auch dann noch einen Tisch für zwei aus den Rippen zu leiern, wenn der Laden brechend voll ist. Wirklich sensationell. Die kleine Sitzeche ist wirklich bequem, und gut gepolstert. Nicht so hart wie die beim Imbiss um die Ecke. Das ganze Ambiente ist gemütlich und warm. So viel Geschmack hätte ich Ellis gar nicht zugetraut. Ich weiß, das klingt gemein. Nur so, wie er seine Wohnung immer verwüstet, lässt es das nicht gerade vermuten. Übrigens die Ordnung, die ich mit Victor gemacht hatte, hat nicht sehr lang gehalten. "Was möchtest du trinken?", will Ellis wissen. "Eine Mezzo.", murmle ich und Ellis gibt die Bestellung an die Kellnerin weiter. "Hey, jetzt lächel doch mal. Dein Magen wird es dir sicher danken, wenn er endlich gefüttert wird.", witzelt er. "Ja, schon klar.", brumme ich genervt. "Oh man, ich glaube es ist hoffnungslos.", dabei ist es gar nicht so hoffnungslos. Unter dem Tisch reibe ich mir nervös die Hände. Irgendwie bin ich total aufgeregt. Er hat mich doch nur zum Pizzaessen eingeladen. Nichts ausergewöhnliches. Auch, wenn Ellis mich zuvor noch nie zum Essen ausgeführt hat. "Hast du denn schon eine Idee, was für eine Pizza du bestellen möchtest, Oliver?", will er wissen und schiebt mir die Karte unter die Nase. Ich nicke, und deute mit dem Finger auf die Salami-Pizza. Die esse ich am liebsten. Ellis bestellt sich eine Pizza- Speziele, extra scharf, als die Kellnerin unsere Getränke bringt und die Bestellung anschließend aufschreibt. Ich verstehe nicht, wie man unbedingt so scharfes Zeug freiwillig essen kann. Aber ich verstehe ja auch nicht, wie man Kaffee mit Karamelgeschmack trinken kann. Da gibt es schon einige Dinge auf dieser Welt, die nicht so einfach zu begreifen sind. So verstehe ich zum Beispiel auch nicht, wie jemand wie Ellis ausgerechnet einem wie mir, der sonst immer nur sowas wie ein Fußabtreter war, eine Liebeserklärung machen konnte. Auf so ne Idee wäre ich im Leben nicht gekommen. Aber nun ist das Gegenteil eingetreten. Ich sollte anfangen es hin zu nehmen. Auch, wenn ich nicht vorhabe, im meine Gefühle zu gestehen. Außerdem mag ich ihn einfach nur...aber verliebt...kann man das doch nicht nennen oder? Immerhin ist das Wort "Liebe", ein ziemlich großes Wort. Das sagt man nicht so leichtfertig. "Ihre Pizza, guten Appetit.", sagt die Kellnerin. Ellis bedankt sich und ich nicke. Meine Pizza muss geschlagene zwei Minuten warten, ehe ich sie in Angriff nehme. Sie riecht wirklich gut. Verführerisch. "Sieht gut aus oder? Guten Appetitt.", "Hm, danke.", murmle ich und fange an die Pizza zu schneiden und sie anschließend in die Hand zu nehmen. So schmeckt sie eben am besten. Ellis seufzt. "Ich schätze ich kriege heute keine ganzen Sätze mehr von dir zu hören? Und das, obwohl ich so spendabel bin.", nörgelt er. Soll er es in Zukumpft halt lassen, wenn es ihn stört. Ich zucke mit den Schultern und esse einfach meine Pizza, die wirklich der Hammer ist. Da hatte er ausnahmsweise mal eine gute Idee. "Ellis? Bist du das?", fragt eine Stimme, die von der anderen Seite kommen muss, da ich, die dazu gehörige Person nicht sehen kann. Ich weiß nur, dass sie weiblich ist. Als sie an unseren Tisch tritt, sehe ich kurz von meiner Pizza auf. Es ist ein hübsches Mädchen, dass so aussieht, als würde es sich tierisch freuen Ellis zu sehen. "Ja ich bins. Hey, Jenny. Alles klar so weit?", Jenny nickt. "Ja, meine Freundin und ich haben hier einen Tisch reserviert. Die Pizza ist hier einfach nur mega gut.", schwärmt sie."Oh sag, wer ist denn dein süßer Freund hier? Hast du auch einen Namen?", wills sie ausgerechnet von mir wissen. Als würde sie das was angehen. "Das ist Oliver, und er ist mein neuer Mitbewohner.", erklärt Ellis, bevor ich etwas sagen muss. Jenny zieht überrascht eine Augenbraue hoch. "Neuer Mitbewohner? Aber...du hast doch gar keinen Platz für einen Mitbewohner.", trifft sie die Erkenntnis, die sie ziemlich zu schockieren scheint. Wahrscheinlich denkt sie sich jetzt genau das, was sich jeder denken würde, der Ellis Wohnsituation kennt. Nähmlich das Falsche! Wer würde auch auf die Idee kommen, das mein Mitbewohner einfach nur ein Idiot ist, der plötzlich seine gute Seite entdeckt hat? Ja, wer würde das schon?! "Ihr seid doch nicht...!", gibt sie schockiert von sich, doch sie kommt nicht weit. "Jenny? Da bist du ja. Ich hab dich schon gesucht. Kommst du? Ich hab hunger!", jammert ihre Freundin. "Oh, da bist du ja. Ich hab schon auf dich gewartet! Na ich muss dann mal. Wir können uns ja mal wieder treffen Ellis. Und bring deinen süßen Freund mit.", zwinkert sie uns zu und gesellt sich zu ihrer Freundin. Ich sehe ihn genervt an. "Was war das denn?", er zuckt mit den Schultern. Ach, nur eine alte Bekannte.", erklärt er und schiebt sich das nächste Stück Pizza in den Mund. Irgendwie will ich das nicht glauben. Aber, das geht mich doch auch nichts an...oder? Am Ende meiner Pizza merke ich gar nicht wie Ellis, "Zahlen bitte.", ruft, so sehr bin ich mal wieder in meine Gedanken vertieft. "Lass uns nach Hause gehen. Es ist schon abend. Du solltest früh ins Bett gehen, damit du morgen fit bist, Kleiner.", bemerkt er, als wir beide fertig sind. "Du scheinst schon wieder zu vergessen, dass ich einen Namen habe. Sprich mich mit meinem Namen an!", erkläre ich ihm genervt, als ich mich anziehe. "Und ich werd schon morgen aus dem Bett kommen!", ergänze ich. "Ja, ja schon klar. Vergiss den Schal nicht wieder!", grinst er, als er mir den Schal umlegt, den ich tatsächlich vergessen hätte. Mit einer Schmollippe lasse ich ihn mir umbinden. Irgendwie kann er es einfach nicht lassen mich wie ein Kind zu behandeln. Allerdings, lasse ich es ja auch mit mir machen. Ellis nimmt wieder meine Hand und zieht mich mit sich in Richtung der Wohnung. Durch den ganzen Schnee, wird sich der Heimweg wohl um einige Minuten verlängern. Seine Hand ist schon wieder so warm, so dass auch mir warm wird, obwohl es draußen doch so bitterkalt ist... Das ich total durchgeforen bin bemerke ich erst, als wir wieder zu Hause sind. Meine Finger sind total blau angelaufen. "Geh als erster unter die Dusche.", meint er und begibt sich in die Küche um sich eine Kippe anzu zünden. Wortlos nicke ich. Sofort begebe ich mich ins Badetimmer. Das wird mir sicher gut tun. Danach werde ich wohl wirklich gleich ins Bett gehen. Denn ich bin auch ganz schön müde. Da habe ich nicht mal mehr die Kraft dagegen zu protestieren. So geschiet es auch. Danach begebe ich mich gleich ins Bett. Eingekuschelt in die Winterbettdecke, döse ich vor Müdigkeit einfach weg. Ich bemerke gar nicht, wie Ellis sich neben mich legt. Erst als ich mitten in der Nacht aufwache und ihn neben mir spüre. Er muss ziemlich nah neben mir liegen, denn ich kann seine Schulterknochen ertasten. Im Schlaf muss ich mich an seinen Rücken gekuschelt haben. Wie peinlich! Schnell drehe ich mich weg. Er soll es auf keinen Fall bemerkten, aber zu spät. "Warum drehst du dich weg?", höre ich Ellis, der zwar müde, aber dennnoch wacher klingt als ich mich fühle. Ich weige. "Weißt du etwa keine Antwort darauf?" Doch! Weil mein Herz plötzlich wieder so rast! Noch dazu muss ich rot sein wie eine Tomate. "Ich habe es bemerkt." Was? "Ich habe bemerkt, dass du in letzter Zeit extrem nervös wirst, wenn du in meiner Nähe bist. Auch vorhin schienst du ziemlich nervös zu sein. Ich wollte es dir nur nicht im Reataurant sagen. Dachte, das könnte dir vielleicht unangehem sein.", erläutert er mir seine Vermutung, die leider stimmt. Ich Idiot! Wieso habe ich mich nur nicht besser unter kontrolle?! War jetzt alles umsonst? Plötzlich dreht er sich zu mir und kommt mir nah. Viel zu nah! "Kann es sein, dass du auch etwas für mich empfindest, es aber nur nicht zugeben magst?", säuselt er mir direkt ins Ohr. Seine Stimme klingt so wahnsinnig erregend, dass es mir durch Mark und Bein geht. Alles! Einfach alles kribbelt wieder so komisch. Es ist, als legt er da gerade einen Schalter um, der bis jetzt gut versteckt war. Den bisher niemand betätigt hat. Nicht einmal Frederick. Mit letzter Kraft presse ich die Lippen zusammen und versuche nicht zu hyperventilieren. "Hey! Willst du jetzt etwa die ganze Zeit nur schweigen?", fragt er nach. "Na ja macht ja nichts. Vielleicht könnte ich dich ja dazu bringen, dein Schweigen zu brechen.", flüstert er mir scherzend ins Ohr. Bitte was?! Erschricken drehe ich mich zu ihm um und versuche ihn von mir weg zudrücken, was mir aber einfach nicht gelingen will. Stattdessen habe ich das Gefühl, das er mir eher immer näher kommt. Ich kann seinen Atem schon auf meinen Lippen spüren, seine Hand, die sich an meine Hüfte legt und mich weiter in seine Richtung dreht. Moment! Wollte er mich nicht Zeit mit der Antwort geben? Dieser Idiot! "Hey man, ich hab dir gesagt, dass ich dir Zeit für deine Antwort gebe. Aber ich habe niemal behauptet, dass ich dich nicht einfach küssen würde.", gibt er mir ungewöhnlich ernst zu verstehen. Ich will etwas dagegen sagen, aber meine Stimme rebelliert, sogar die Kraft in meinen Armen lässt nach, als seine Lippen, die meinen berühren, und ich von ihnen zärtlich geküsst werde. Alle Gegenwehr ist zwecklos. Schon bald, hat er mich völlig unter kontrolle und wird verlangender. Er nackt mich mit leichtem Knabbern meiner Unterlippe und schiebt mir zärtlich die Zunge in den Mund und ich erwiedere. Was anderes bleibt mir wohl nicht übrig, weil mein Körper darauf reagiert. Ich kann es nicht steuern. Nicht verhindern. Es passiert einfach... "Ah...", stöhne ich leise auf, als er plötzlich mit seinen Finger über meine stehenden Brustwarzen fährt. "Also gibst du doch noch Laute was?", sagt er schelmisch und neckt mich mit seinen geschickten Fingern, die immer wieder über diese empfindliche Stelle fahren. Mal nehmen sie, sie zwischen die Finger, mal umfahren sie sie. Neben bei küsst er mich weiter und ich komme nicht umhin in den Kuss zu stöhnen. Meine Finger vergraben sich in seinem T-Shirt. Schließlich fährt er meine Seite entlang und tastet sich in die Mitte meines Hosenbundes, wo er gleich abwärts geht und sanft über die leichte Beule streichelt, die sich bereits gebildet hat. Wieder stöhne ich auf. Diesmal lauter, den Kuss dabei ausweichend. "Nicht!", jammere ich und versuche seine Hand weg zu schieben, aber er hält sie fest und führt sie zu seiner Beule, die sich genau so gebildet hat. Will er etwa..."Keine Sorge, ich werde es nicht tun. Nicht heute Nacht...aber dafür möchte ich, dass du mir etwas Gutes tust. Spürst du es...er ist schon ganz ungeduldig. Lass uns tun.", flüstert er mir so zärtlich ins Ohr, dass ich wie in einem Rausch bin. So benbelt, dass ich es einfach tue...Wir tun es gemeinsam. Ich kann ihn hören...seine Stimme. Ich kann mich hören, meine Stimme. Dieses Keuchen, die Hitze spüren, die sich in meinem Körper ausbreitet...laute Schreie, die das Ende einleuten. Eng umschlungen und erschöpft liegen wir da. Und ich glaube das ich noch diese Worte aus seinen Mund höre... Ich liebe dich... Wann werden auch meine Lippen diese Worte verlassen... Kapitel 8: Erkenntnis! ---------------------- "Sag mal, was ist heute eigentlich mit dir los? Du bist schon den ganzen morgen so komisch. Als wärst du nicht ganz bei dir.", bemerkt Victor, der mir einen Tee gekocht hat und mir ein Stück Apfelkuchen hingestellt, den seine Mutter gemacht hat. Sie kommt wohl hin und wieder vorbei,um nach dem Rechten zu sehen. Eine wirklich nette Mutter muss ich sagen. Ich wäre ja schon froh, wenn mein Vater mal so nett wäre. Immerhin ist er der Einzige, der von meiner Familie noch übrig ist. Allerdings nur rein theoretisch, da er sich ja seid Jahren nie auch nur ansatzweise wie ein Vater verhalten hat. Nein! Eigentlich ist er nur mein Erzeuger! Ich schüttle den Kopf. "Nein, es ist alles in Ordnung." Außer das mein Mitbewohner gestern Nacht völlig den Verstand verloren haben muss und ich mit ihm. Immerhin habe ich mich einfach von ihm verführen lassen. Keine Ahnung warum ich so machtlos war. Es ist einfach passiert und ich kann ihn immer noch spüren. Seine Hände, wie er mich berührt hat. Seine Lippen, die mich geküsst haben...Nein! Ich sollte aufhören so viel zu denken! "Hm, aber irgendwie kann ich das nicht glauben. Du verhälst dich sonst micht so seltsam.", meint er und nimmt selbst einen Schluck, allerdings von seinem Kaffee. "Ach was, ich verhalte mich ganz normal!", schwöre ich ihn und fange an meinen Kuchen zu essen. Der ist wirklich lecker. Viel besser als der, den man in der Bäckerei kaufen kann. Ist eben selbst gemacht, von einer Mutter. "Ich habe noch nie selbstgemachten Kuchen gegessen.", erkläe ich Victor. Dieser staunt nicht schlecht. "Echt? Noch nie? Das ist aber ziemlich ungewöhnlich. Schließlich hat doch jeder schon mal sowas gegessen. Hast du denn auch noch nie selbst gemacken?", "Na ja.. ich habe eben nie jemanden gehabt, der mir einen backen kann und ich selbst habe nie die Zeit dazu gehabt.", erklärere ich ihm. So war es eben. Als ich noch bei meinem Vater wohnte, durfte ich niemals backen. Und wenn meine Stiefmutter gebacken hat, war es mir nicht erlaubt, den Kuchen auch nur an zu sehen. Ganz gleich wie gut er auch geduftet hat. Ich durfte immer nur schuften, ohne je etwas dafür zu bekommen. Bei Frederic wäre es mir zwar schon möglich gewesen, aber da hat es sich eben nie ergeben. Ich glaube, ich habe nicht mal darüber nachgedacht. Ich esse den Kuchen ganz auf und trinke meinen Tee aus. Der Tee wärmt mein Innerstes. Das tut gut nach dem wir durch den kalten Schnee zu Victor gelaufen sind. Seine Studentenwohnung liegt zum Glück nicht weit von der Arbeit weg. Einen neuen Mitbewohner scheint er noch nicht zu haben. "Haben sich eigentlich schon Leute für das freie Zimmer beworben?", frage ich ins Blaue hinein. Victor nickt. "Ja, durchaus. Nächste Woche zieht der Neue ein. Es ist einer aus meiner Uni, der näher herran ziehen will. Ein sympatischer Mensch.", antwortet er zufrieden. "Aber, lass uns doch endlich mit dem anfangen wozu wir hier sind.", ändert er die Thematik und ich stimme ihm zu. Wir räumen das Geschirr in die Spühlmaschine, die der Vormieter hinterlassen hat und machen uns dran das Essen vor zu bereiten. Wie verabredet sind wir nach der Arbeit einkaufen gegangen und wollen nun zusammen etwas kochen. Zum Glück ist es nichts außergewöhnlich aufwendiges. Wärend Victor sich um Reis und Pilze kümmert, mache ich mich ans Salat schnippeln. "Was hälst du davon, wenn wir es uns danach noch etwas gemütlich machen. Wenn der Magen voll ist, tut so ein Päuschen doch ganz gut.", schlägt er vor. "Klar...", daran ist ja nichts Verwerfliches und...Ellis wird eh nicht zu Hause sein, da er heute abend kellnert. Wenn er nach Hause kommt, dann eher etwas später. Es wird ihm also gar nicht auffallen, das ich nicht da bin und im Grunde habe ich ja auch keinen Grund mich vor ihm zu rechtfertigen, was ich mit meiner Freizeit anfange. Jawohl! "Das wird bestimmt sehr gut schmecken.", meint Victor, der bereits die Pilze in der Pfanne hat und die schon wahnsinnig gut duften. Daneben köchelt der Reis. Vielleicht sollten wir das nächste Mal ein Gericht mit Nudeln machen, dazu passen dann auch Zwiebeln und Fleisch sehr gut. Lecker! "Oh ja, ich liebe Pilze. Besonders Champingons.", erzähle ich ihm. "Das dachte ich mir. Du hast sie im Laden so angestrahlt.", kichert er verknügt. "Echt? Hab ich gar nicht mitbekommen.", gestehe ich. Hab ich wirklich nicht. Victor grinst. "Wusstest du eigentlich, dass du ziemlich süß aussiehst, wenn du so strahlst?" Diese Worte bringen mich etwas aus dem Konzept. "Äh...was?", quitsche ich peinlich berührt. Fast wäre mir das Messer abgerutscht. "Oh man, das muss dir doch nicht peinlich sein. Es ist nun mal so. Also nehm es hin. Ist halt ein Kompliment.", belehrt er mich." Oh und pass gut auf deine Finger auf, sonst sind sie gleich ab.", kichert er und wendet die Pilze in der Pfanne, dann gibt er noch etwas wasser hinzu und rührt die Sahnesouße an. Wärenddessen ist der Reis auch fertig und kann abgeschüttet werden. Auch mein Salat füllt die Schüssel. Ich rühre noch eben das Dressing an. Das Denken schaltet sich wieder ein. Wenn Ellis das von eben gehört hätte...wie hätte er wohl darauf reagiert? Ob er sich wieder eingemischt hätte? Es geht ihn doch wirklich nichts an, auch wenn wir...! Oh Gott! Ich hoffe ich werde nicht rot! Das Herzrasen genügt mir schon vollkommen! "So, wie es aussieht, sind wir fertig. Lass uns rasch den Tisch decken, dann kanns losehen mit der Schlemmerei.", stellt Victor fest, deutet mir an, die Teller aus dem Hängeschrank zu holen. Victor macht sich am Besteck zu schaffen. Wenige Minuten später ist der Tisch auch schon gedeckt und das Essen steht auf dem Tisch. Die ganze Küche duftet danach. Nach Essen! Nicht nach Kippen. Der Gastbeber ist zum Glück Nichtraucher. Das bin ich schon gar nicht mehr gewöhnt. Ob ich diesen Geruch nach Zigaretten wohl vermissen würde? Nein, Ellis Geruch. Wir füllen uns auf und es schmeckt wirklich herrlich. "Das ist echt lecker.", stelle ich fest. "Ja nicht? Es gibt doch nichts Besseres, als selbstgekochtes Essen.", stimmt. Ellis hat die Angewohnheit gerne etwas zu bestellen, wenn er keine Lust hat zu kochen. Er liebt Fast Food. Daher hat er sich neulich wohl auch für Pizza entschieden. Auch, wenn sie wirklich wahnsinnig lecker war! "Und dein Salat ist auch sehr lecker. Wie kriegst du nur das Dressing so gut hin? Das ist ja der Wahnsinn! Ich liebe so würzige Dressings. Das schmeckt viel besser, als diese Jogurtdressings oder so.", ich nicke. Ich bin ebenfalls kein Fan von sowas. Am liebsten mag ich es ganz klassisch mit Essig, Öl, Salz, Zwiebeln und Kräutern. Das schmeckt einfach am besten. Am Ende des Essens sind die Schüsseln geleert und unsere Mägen gefüllt. Ein herrliches Gefühl, dass ich sehr schätze. Immerhin gab es Zeite, in denen ich weitaus weniger hatte. "Willst du dir gleich ansehen, was ich an Filmen da habe? Dann hohle ich schon mal eine Decke.", fragt Victor, der die Spühlmaschine einräumt. Ich wische den Tisch. "Ja, das mach ich. Egal was?", "Egal was.", grinst Victor. Sein DVD-Regal ist nicht gerade klein. Darin häufen sich einige Filme, dessen Titel sich sehr interessant lesen. Eine sticht mir besonders hervor. Der Teufelsgeiger. Von dem habe ich schon mal was im Internet gelesen und auch der Trailer gefiel mir ganz gut. Ist was Historisches. Ich wollte ihn gern mal sehen, aber es hat sich nie ergeben. Zeitmangel und so. "Hast du dich entschieden?", fragt Victor, der plötzlich im Raum steht. Mit der Wolldecke, wie er es gesagt hat. "Ja, lass uns den hier schauen.", "Klar, dann machs dir mal gemütlich, ich schmeiß ihn rein. Das lasse ich mir nicht zwei mal sagen. Sein Sofa ist wirklich bequem und die Decke schön kuschlig. Als mein Gastgeber den Film in den Spieler legt hat, setzt er sich sich dazu und legt sich ebenfalls die Decke über, die uns beide warm hält. Er drückt auf play und der Film startet. Schon sind wir vertieft in die Story, aus einer anderen Zeit, über einen Geiger, der sich in ein junges Mädchen verliebt. Ein geniales Genie im Geigenspiel, das leider dem Glücksspiel und dem Alkohol verfallen ist und nicht selten sein ganzes Geld verprasst. Eine wirklich faszinierende Gesichte. Ganz zu schweigen von der Musik. Gegen Ende des Films bin ich der Gemütlichkeit fast schon verfallen. Dick eingekuschelt an Victors Schulter, die nicht unbequem ist. Victor scheint diese Gemütlichkeit nicht minder zu genießen und hat seinen Kopf an meinen gelehnt. Ich muss gähnen. Die Gemütlichkeit macht auch müde. "Hey, bin du sehr müde?", ich nicke. Wenn ich daran denke, dass ich durch die Kälte und den Schnee noch wieder nach Hause laufen muss... wenn es nicht weit ist. "Wenn du magst...kannst du auch hier übernachten, ich habe morgen auch frei bekommen.", schlägt er mir vor. Verlockend. Denn dann müsste ich da heute nicht mehr raus. Doch bevor ich irgendwas antworten kann, klingelt das Handy, das mein Mitbewohner mir aufgezwungen hat, damit ich besser erreichbar bin. Eines seiner alten Handys, weil mir ein Neues zu teuer war. Mit Prepaid Card. Ich Telefoniere eh nur im Notfall. Ellis ist auch eher Derjenige, der mich anruft. So wie jetzt. Was zum Teufel will er von mir? "Du hast ein Handy?", kommt es überrascht von Victor. "Ja...", antworte ich knapp und nehme ab. Es ist Ellis. "Ellis? Was ist los?", frage ich monoton. "Was los ist? Wo bist du? Ich warte seid über einer Stunde auf dich zu Hause!", schimpft Ellis. "Es geht dich gar nichts an, wo ich bin. Ich bin schon groß, schon vergessen? Außerdem dachte ich, dass du den ganzen abend arbeitest.", antworte ich pissig. "Es geht mich nichts an? Hör mal, wir wohnen zusammen! Du hättest wenigstens einen Zettel schreiben können, dass du später kommst! Ich dachte schon es sei sonst was passiert!", schimpft er weiter. "Du übertreibst! Nun weißt du ja, das ich lebe, also lass mich in Ruhe!", diese Schimpferei nervt! "Du bist bei Victor oder? Warte dort, ich hole dich ab!", beschließt er einfach über meinen Kopf hinweg und legt auf. Ich kann ihm wirklich nichts vormachen. Er weiß immer genau, was ich mache, was ich denke, was ich fühle. Das ist mir unheimlich. "Wow, was für ein Anruf! Weiß er denn wo ich wohne?", das muss ich leider bejan. "Ich hab deine Adresse an den Kühlschrank gepinnt. Ja er weiß es.", seufze ich. Ich sollte mir angewöhne persönliche Dinge besser unter Verschluss zu halten. Victor kratzt sich mit dem Zeigefinger an der Wange. "Dann wird das wohl nichts mit dem Übernachten.", "Nein. Ellis ist so stur wie ein Esel. Wenn er sich was vorgenommen hat zieht er das durch, ohne Rücksicht auf Verluste.", antworte ich. "Ich glaube aber, dass du mindestens genauso stur sein kannst." Da hat er recht. Abends, wenn wir ins Bett gehen, versuche ich mich immer noch dagegen zu wehren, neben ihm zu schlafen. Aber doch nur, weil ich es kaum aushalte vor Herzrasen und Kribbeln...und das letzte Mal, da ist ja auch mehr passiert, weil ich einfach so machtlos war. "Hey, du bist ja so rot. Alles klar?", "Äh, ja! Alles gut!", versichere ich. Wie peinlich. Aber was soll ich denn machen? Ich kann es einfach nicht verstecken. "Kann es sein, dass du...in Ellis verliebt bist?", fragt mein Gastgeber plötzlich und ich starre ihn sicher an wie ein Auto. Oh nein! Kann man an meinem Gesicht denn wirklich alles so leicht ablesen? Ich bin wirklich leicht zu durchschauen. Ich presse die Lippen zusammen. "Was? Na ja...ich weiß nicht genau...", antworte ich ihm. Ich weiß nur, dass ich ohne ihn einsam wäre, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle...aber wann und ob ich diese drei Worte zu zu ihm sagen kann ist ungewiss. Es klingelt. "Das muss er sein!", sage ich und springe auf, um den Türöffner zu betätigen. Schon nach wenigen Minuten, höre ich seine Schritte. Nur Ellis geht so die Treppen hoch. Und schon steht er da, direkt vor mir. "Ellis...", murmle ich und sehe ihn beschämt an. Ich weiß nicht warum, aber jetzt tut es mir fast Leid, dass ich ihm nichts gesagt habe. Ich beiße mir auf der Unterlippe herum. "Hey! Lass das! Du zerkaust sie dir noch blutig!", belehrt er mich forsch. Meine Antwort darauf ist nur ein leises Murren. "Hast du alles, was dir gehört zusammen gesucht?", weil er wissen und sieht scharf auf etwas, oder viel mehr Jemanden, hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Victor, der mir nachgekommen sein muss. Dann sehe ich wieder zu Ellis, der irgendwas Feidseeliges an sich hat. Die Luft zwischen ihnen ist sehr angespannt, obwohl Victor doch gar nichts schlimmes gemacht hat. Er ist einfach nur ein freundlicher Arbeitskollege, ein guter Freund mehr nicht. Ich mag Victor. Dieser reagiert erstaunlich gelassen auf Ellis Blick und lächelt einfach nur. Im Gegenzug zu Ellis ist Victor eher von freundlicher Gestalt, die immer die Ruhe behält. Ich ziehe mich an, binde mir meinen Schal um und nehme meine Tasche. "Hey Ellis. Machs gut Oliver. Das Essen war super, sollten wir mal wiederholen.", sagt er freundlich. Ich nicke. "Ja, unbedingt! Das hat wirklich Spaß gemacht!", antworte ich ehrlich. Ellis nimmt mich bereits bei der Hand und zieht mich an seine Seite, als ich fertig angezogen bin. "Ellis! Jetzt drängel doch nicht so!", murre ich. "Wer drängelt hier? Dann beeil dich halt! Draußen ist es kalt und ich bin müde.", meckert er. "Hättest mich ja nicht abholen brauchen!", meckere ich zurück. "Victor! Bis nächste Woche bei der Arbeit!", verabschiede ich mich noch schnell, "Ja, seid vorsichtig!", rät Victor uns und kurz darauf treten wir auch schon ins Freie. "Brrr...es ist echt verdammt kalt.", murmle ich in mich hinein. "Ja, das ist es, darum sollten wir auch auf den kürzesten Weg nach Hause gehen und schnell ins Warme.", sagt Ellis und drückt dabei meine Hand noch fester. Wir kommen nur langsam vorran, weil abends auf den Gehwegen nicht geräumt wird und unter den Schneemassen ist es rutschig. Wir brauchen fast doppelt so lange, wie sonst. Ich frage mich, wie Ellis es dann so schnell geschaft hat zu mir zu gelangen. Er muss ja nahezu geflogen sein. Oder hat irgendwelche besonderen Kräfte von denen ich nichts weiß. Zutrauen würde ich es ihm. "Endlich zu Hause!", gebe ich kund. "Hier ist es schön warm!", Ellis nickt, als er sich aus seinen Sachen schält und alles über die Heizung hängt. Auch meine Sachen. Die Schuhe stellen wir darunter. "Du brauchst unbedingt eine richtige Winterjacke.", plaudert mein Mitbewohner plötzlich ins Blaue hinein und ich sehe ihn verblüfft an. "Meinst du? Aber die Jacke, die ich habe, reicht doch vollkommen.", versuche ich ihn abzuwehren. "Nein, sie reicht nicht! Ich sehe doch, dass du jedes Mal wenn du nach Hause kommst total durchgefroren oder durchnässt bist. Regendicht ist sie also auch nicht. Du brauchst mal was Richtiges, für schlechtes, kaltes Wetter." Tja, nur leider fehlte mir bis jetzt das Geld für was wirklich Gutes. Ich sehe auf meine Jacke, die wirklich etwas herunter gekommen ist, auch wenn ich sie gut gepflegt habe. Trotzdem ist sie alt und hier und da auch schon ziemlich dünn. "Sowas ist zu teuer, das kann ich mir nicht leisten.", erwiedere ich also. "Keine Ausreden! Morgen gehen wir shoppen!", beschließt Ellis und nimmt mich wieder bei der Hand. Die scheint er sehr zu mögen. Denn er ständig den Hand dazu, sie zu ergreifen. "Aber erstmal...lass uns ins Bett gehen. Du bist total kalt.", bemerkt er. Also zieht er mich mit sich, nachdem er alle Lichter ausgeschaltet hat, die wir nicht mehr brauchen. Ich folge ihm einfach, weil seine Hand unglaublich warm ist. Ich will einfach nur ins Warme! Mir ist so kalt. Im Schlafzimmer. Ellis schaltet das Nachtlicht ein, das gute Aussichten auf das warme, kuschellige Bett gibt. Ellis zieht mich in seine Arme und küsst mich. Ich drücke meine Hände leicht gegen seine Brust, um Abstand zu gewinnen. Doch je mehr ich versuche mich zu entfernen, desto näher scheint er mich an sich zu drücken. Er ist warm, so warm. Bringt mein Herz schon wieder zum rasen. Atemlosigkeit... Kribbeln überall... Aber, ich bin bin immer noch unsicher. Ich kann das nicht zulassen! "Hm...Ellis! Nicht..", bitte ich ihn und drücke mich von ihm weg. Wahrscheinlich hochrot. "Warum nicht? Ist dir das so unangenehm?", will er wissen, und schaut mich ernst an. Sein klarer Blick durchbohrt meine Oberfläche und trifft mich direkt ins Herz. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Selbst, wenn ich mir irgendwas ausdenken sollte. Er würde es ja doch bemerken. Ich schüttel den Kopf. "Nein, ich bin einfach nur müde! Außerdem ist mir kalt.", rede ich mich dennoch raus. In Wirklichkeit ist Ellis Wärme so durchdringend, dass sie auch mich in angenehme Wärme hüllt. Aber, ich weiß auch nicht. Ich habe mir doch geschworen, erstmal keine Gefühle mehr zu zu lassen. Und was tue ich? Das genaue Gegenteil! Dieser Mensch ist schon viel zu tief in mein Herz vorgedrungen. Aber kann ich es verhindern? Wohl nicht... Reicht es nicht, wenn er einfach nur bei mir ist? Das ist egoistisch. Das ist mir bewusst. Ich könnte einfach gehen. Doch wenn, er nicht da ist, halte ich es einfach nicht aus! Trotzdem ist die Distanz zu groß! Egal, wie ich es auch drehe und wende. Was ist, wenn er mich wirklich wegwirft?! Warum habe ich nur solche Angst? "Lass uns einfach schlafen gehen.", schlage ich vor und drehe ihm den Rücken zu. Schnell ziehe ich meine Schlafsachen unter der Bettdecke hervor. Ein T-Shirt und eine Jogginghose, weil es sonst mittlerweile zu kalt ist. Ich flüchte ins Badezimmer, wo ich mich schnell umziehe. Wenn es hier nicht so furchtbar unbequem wäre auf die Dauer, würde ich mich hier einfach verkarribadieren. Nur um Ellis nicht zu begegnen. Ich will nicht das er meine Angst sieht. Denn... So zu tun, als sei ich stark, bringt absolut nichts. Zwanzig Minuten verbringe ich hier bestimmt schon, als es plötzlich an der Tür klopft. Mittlerweile sitze ich auf dem Toilettendeckel und starre an die Tür. "Oliver? Komm ins Bett. Du erkältest dich!", höre ich eine forsche Stimme. Ich beiße mir auf die Unterlippe, kralle meine Hände in meine Jogginghose. Kein Stück bewege ich mich, starre weiter an die Tür. Ich kann mich nicht bewegen. "Oliver? Ich komm jetzt rein!", teilt Ellis mir weiter forsch mit. Mein Blick richtet sich auf die Türklinke. Ich habe nicht abgeschlossen! Die Türklinke drückt sich nach unten, die Tür wird geöffnet sich. Nun steht er im Badezimmer, mittlerweile umgezogen. Ebenfalls in T-Shirt und Jogginghose. Seine Hand greift nach meinem Handgelenk, zeiht mich mit einem Ruck nach oben. "Ellis...", murmle ich leise, fast nicht hörbar. Meine Füße verlassen den Boden. Mein Körper wird an Ellis Körper gedrückt. Wie ich mich versehe, lande ich auf dem weichen Bett, Ellis über mir. Plötzlich treffen sich unsere Blicke. Mein Herz beschleunigt. Ich werde rot. Bitte...seh mich doch nicht so an...wie soll ich das nur aushalten? Seine Lippen verlassen diese Worte. "Oliver. Lauf nicht vor mir weg." Er kommt näher, direkt an mein Ohr. "Du entkommst mir so wieso nicht!", macht er mir unmissverständlich klar und mir kommen die Tränen. Will ich das überhaupt? Will ich ihm denn entkommen? Warum versuche ich ihm dann ständig aus dem Weg zu gehen? Ist es etwa wirklich nur diese Angst, weggeworfen zu werden? Ellis küsst mir die Tränen aus dem Gesicht. Es folgt ein zarter Kuss auf die Lippen. Sein Arm schiebt sich unter meinem Rücken durch. Zusammen mit mir rollt er sich auf die Seite und drückt mich fest an sich. Ich kann seinen warmen Körper so dicht an meinem fühlen, spüre wie mein Körper auf seinen reagiert. Alles kribbelt, sehnt nach mehr. Mehr von ihm. Mehr von Ellis. Als hätte er meine Gedanken erraten, da küsst er mich wieder. Beginnt meinen Rücken zu streicheln. Seine Lippen werden fordernder, die meinen erwiedern. Seine Hand schiebt sich langsam unter mein T-Shirt. "Hm...", murmle ich. Seine Finger hinterlassen eine kribbelnde Spur auf meiner nackten Haut, fahren meine Seite entlang. Ich zucke zusammen, weil ich dort empfindlich bin. "Na so was, plötzlich ganz zahm?", flüstert er mir neckens ins Ohr und beißt mir sanft ins Ohrläppchen. Leise stöhne ich. "Sag doch nicht so etwas peinliches!", erwiedere ich und stöhne erneut auf, als seine Hand an meine Brust wandert und über meine Brustwarzen fährt. "Ah...nicht...!", ich versuche mich weg zudrücken. Aber, er hält mich fest. "Warum nicht? Es gefällt dir doch.", stellt er mit anzüglicher Stimme fest. Immer wieder fährt er über diese empfindlichen Stellen und erregt mich damit. "Ah! Ellis, was machst du da?!", er schiebt mir ein Bein zwischen meine und reibt es gegen meinen Schritt. Dabei drückt seine untere Hälfte fester an mich und ich kann spüren, wie erreigt er ist. So wie letztes Mal, als wir...Erregt stöhne ich auf. "Wusst ichs doch!", höre ich Ellis Stimme triumpfieren. Meine Fingernägel vergraben sich in seinem T-Shirt, weil mich das Alles so wahnsinnig erregt. Seine Lippen drücken sich wieder auf meine, dann knabbert er neckend an ihnen. Seine Hand an meiner Brust und sein Bein in meinem Schritt tun ihr übriges. Hoch erregt stöhne ich in den Kuss. Ich kann mich einfach nicht befreien. Ich erwiedere einfach auf seine Gesten und lasse ihm so freie Bahn. Plötzlich kann er einfach alles mit mir machen, was er will und das tut er auch. Er lässt plötzlich von mir ab und zieht mir das Shirt über den Kopf und macht sich sofort an meinem Hals zu schaffen, an dem er knabbert und saugt. Schließlich leckt er entschuldigend darüber und macht weiter unter weiter. Seine Hand wandert dabei tiefer. In meine Jogginghose. Sie massiert meinen Schritt, während seine Lippen über meinen nackten Oberkörper fahren und ihn küssen, liebkosen, immer wieder berühren. Alles fühlt sich so unwirklich und heiß an. Es dauert nicht lange und ich bin völlig nackt. Ellis hat sich ebenfals sein Shirt ausgezogen und macht sich nun auch an seinen Hosen zu schaffen. Schlißlich liege ich auf demRücken unter ihm. Er küsst meine Wange. Er liegt halb auf mir, fährt mir vorsichtig zwischen meine Beine. Wieder zucke ich zusammen. Diesmal empfindlicher. Mein Gesicht verzieht sich. Es ist so unangenehm, als ich plötzlich seine Finger in mir spüre. Ich spanne mich an. "Hey, ganz locker...ich werd vorsichtig sein. Versprochen.", haucht er mir sanft ins Ohr, als sich nach einigen Versuchen schließlich drei Finger in mir befinden und sich in mir bewegen. Immer wieder zucke ich zusammen, stöhne leise. Als er von mir ablässt ist mir klar, was nun folgt. Aus einer Schublade kramt er zwei Utensilien hervor, die auch gleich ihre Anwendung finden. Nachdem er die viereckige Verpackung aufgerissen hat und den Inhalt an seinen vorbestimmten Platz patziert hat, wird es kalt an meinem Hintern. Irgendwie habe ich plötztlich wider Angst. Mein letztes Mal war mit Frederic. Er war selten wirklich liebevoll, eher ungestürm. Manchmal fast grob. Aber Ellis ist doch nicht Frederic! Er kommt mir wieder näher und küsst mich bevor er sich zwischen meine Beine platziert, sich langsam hineindrückt. Schmerzvoll verziehe ich mein Gesicht. "Ah,...Ellis! Es...es tut weh! Bitte!", jammere ich, versuche ihn weg zudrücken, doch er lässt sich davon nicht abbringen, streichelt mir die Haare aus dem Gesicht. "Keine Angst Oliver. Ich habs dir doch versprochen. Du muss dich einfach nur entspannen." flüstert er mir sanft ins Ohr und schiebt sich weiter in mich, bis er schließlich in mir drin ist. "Ah...", jammere ich erneut. Es tut immer noch weh. Trotzdem bewegt er sich langsam in mir und bedeckt mein Gesicht mit Küssen. Immer wieder stöhne ich schmerzlich auf. Es tut wirklich weh! Nein! Ellis! ich will das nicht! Ich verkrampfe mich plötzlich, so das Ellis stoppen muss. Nun ist es an ihm auf zu stöhnen. Sein Gesicht weißt ebenfalls Anzeichen von Schmerzen auf. "Oliver...entspann dich.", bitte er mich. Er legt seine Hand an meine Wange und küsst mich abermals. Dann bring er sie wieder über die Lippen. Diese Worte... "Oliver...ich liebe dich!" Und plötzlich löst sich meine Anspannung. Da ist etwas, dass ganz tief in mich vordringt. Ein Gefühl. Ein Kribbeln, ein Schauer. In diesem Moment beginnt er sich wieder zu bewegen. Ich stöhne, diesmal vor Erregung und Lust. Immer lauter. Ebenso wie Ellis, der nach einiger Zeit intensiver wird. Berauscht von dem Gefühl, lass ich mich gehen und gebe nach... Ellis...Ich glaube...ich weiß jetzt, was mir solche Angst gemacht hat... ..Ich hatte Angst....das du mich nicht lieben könntest...und mich allein lässt... Kapitel 9: Übernachtung! ------------------------ Morgen ist Heilig Abend. Das bedeutet, dass ich morgen schon um 14 Uhr Feierabend und danach zwei Tage am Stück frei habe. Diese Tage werde ich mit Ellis verbringen. Zumindest ist das so geplant. Vor einer Woche noch meinte er.. "Nimm dir an Weihnachen auf keinen Fall was vor! Schon gar nicht mit diesem Victor!" ... und das in einem ziemlich bestimmenden Ton und einem leicht eingeschnappten Gesicht, als sei er total beleidigt, obwohl Victor ihm doch nie was getan hat. Aber er hat ja schon immer den Eindruck gemacht, dass er eifersüchtig ist. Anders kann ich mir das nicht erklären. Nur warum? Seine Eifersucht ist doch vollkommen unbegründet. "Du fegst jetzt bestimmt schon zum zehnten Mal über die gleiche Stelle.", meint Victor, der gerade zu mir gestoßen sein muss, da er bis vor einer halben Stunde noch im Lager geholfen hat, paletten zu sortieren. "Oh...das habe ich gar nicht gemerkt...", erkenne ich und sehe ihn mit großer Wahrscheinlichkeit an wie eine Kuh die sich aufs Eis verirrt hat, oder so ähnlich. Victor grinst. "Du denkst ziemlich viel nach in letzter Zeit. Hat es etwa mit Ellis zu tun?", fragt er ganz ungeniert. Ich werde rot. Er hat es erfasst. "Also doch! Bist du dir sicher, dass du nicht doch in ihn verliebt bist?", fragt er mich. "Was?", erwiedere ich fast erschrocken. Da hat er mich schon wieder erwischt! Er beugt sich zu mir vor. "Du bist in ihn verliebt! Ganz sicher sogar. Sonst würdest du nicht ständig rot werden, wenn es um ihn geht oder anfangen zu stottern, ganz zu schweigen davon, dass du ständig gedenkanverloren bist. Denk doch mal an den Boden, der ist schon fast übersauer.", er deutet auf den Boden vor mir, den ich bis eben noch gefegt habe. Zehn Mal ist bestimmt noch untertrieben. Verdammt! Wieso schaffe ich es denn nicht, das zumindest bei der Arbeit und vor allem in der Gegenwart anderer Menschen auszuschaltenß Ich bin echt ein Idiot. Aber, ich habe Ellis ja auch immer noch nicht meine Gefühle gestanden. Ich traue mich einfach nicht. Diese Worte bringe ich einfach nicht über meine Lippen, obwohl es doch so einfach sein müsste... Da ist immer noch diese Angst... Victor seufzt. "Wie auch immer, wir sollten jetzt nach Hause gehen. Es ist schon spät.", schlägt er vor. "Ah... Hast du ihm eigentlich gesagt, dass du heute bei mir übernachtest?", fragt er noch. Ich nicke. "Ja, das habe ich. Schien ihm nicht zu gefallen.", murmle ich. "Das glaube ich dir.", er schiebt mich Richtung Hintertür, wo unsere Kabinen zum umziehen und der Aufenthalsraum sind. "Der ist doch total in dich verknallt, genau wie du in ihn!", stellt er fest. "Äh...na ja...", stottere ich, als ich mir meinen Pullover überziehe. "Schon gut, du musst mir nichts sagen.", erwiedert er. "Hast du alles?", "Ja." Wir verlassen das Gebäude, auch unsere Kollegen, die heute mit anwesend waren verabschieden sich. "Was meinst du, wird er heute vor meiner Wohnung auftauchen?", möchte Victor wissen. Ich zucke mit den Schultern. "Weiß nicht, ich schätze mal nicht. Schließlich muss er heute den ganzen Nachmittag bis spät Abends arbeiten. Da hat er eigendlich gar keine Zeit für.", nehme ich mal an. Trotzdem traue ich ihm so ziemlich alles zu. "Dann ist er ja beschäftigt.", zumindest sollte er das sein. Für den Heimweg brauchen wir nicht sehr lange. Dennoch bin ich froh, als wir endlich im Warmen sind. "Sag mal, die Jacke und die Schuhe sind doch neu oder? Das ist mir neulich schon aufgefallen.", redet mein Gastgaber ins Blaue hinein. Ich schaue an mir herab und werde wieder rot. "Ja...sind sie.", Victor kichert. "Lass mich raten. Es hat etwas mit Ellis zu tun oder?", ich nicke. In der Tat. Ellis hat mich doch tatsächlich dazu überredet shoppen zu gehen, obwohl ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehren wollte. Es war mir eben unangenehm. Schließlich hat er alles bezahlt. Obwohl die Sachen herunter gesetzt waren, waren sie dennnoch ziemlich teuer. Zumindest für meinen Geschmack. Aber er hat sich davon nicht abbringen lassen. "Er sagte, dass er das nicht mit ansehen könne, wie ich jeden Tag frierend nach Hause komme. Und dann hat er mich einfach mit sich in die Stadt gezerrt und mir eine neue Winterjacke und Winterstiefel gekauft. Als ich vorhin zur Arbeit gehen wollte hat er jeden Schritt von mir beobachtet, damit ich die neuen Sachen auch ja anziehe.", erläutere ich, Lippen schürzend. Peinlich war das irgendwie, auch, weil er mich schon wieder behandelt hat wie ein kleines Kind, dass man nach kontrollieren muss, dass es auch nichts vergisst. Oh man. Ich weiß, dass ich ihm dennoch dankbar sein sollte, weil er so großzügig war. Trotzdem fällt mir das schwer. Aber ich muss gestehen, dass es in den Sachen wirklich um einiges wärmer ist. Außerdem ist es bestimmt schon zwei oder drei Jahre her, dass ich mal wieder richtig neue Kleidung habe und für so einen Preis habe ich eh noch nie eingekauft. Aus einigen alten Sachen bin ich natürlich im Laufe der Jahre fast herrausgewachsen. Doch aufgrund des Geldmangels habe ich mich selten neu einkleiden können. Mein Vater rückte nur Geld für das Nötigste herraus und weil es nun mal seine Pflicht als Elternteil war. Heute zahlt er mir wiederwillig Unterhalt. Meistens war ich bemüht mich mit irgendwelchen günstigen Shops zufrieden zugeben, die doch so manches Mal eine Überraschung bereit hielten. Unglaublich was Menschen so alles aussortieren. "Tja, der hatte wohl Angst, dass du sein Geschenk doch nicht annimmst. Du bist einfach viel zu bescheiden, Oliver.", stellt er fest. "Meinst du?", Victor hängt seine Jacke an den Harken und ich stelle meine Tasche auf dem Boden ab. "Klar. Schließlich hat er dich doch immer aufgezogen, da ist es doch okay, wenn er mal ein bisschen netter ist. Quasi als Entschädigung für die jahrelange Peinigung. Oder aber...", er stoppt, als überlegt er noch, ob er das wirklich sagen soll und sieht mir mit einer gewissen Ernsthaftigkeit ins Gesicht. "...als Erkenntnis, dass er doch nicht so ein Idiot ist, wie du immer dachtest...", schulterzuckend geht er an mir vorbei. Ich bleibe noch einen Moment stehen, schaue zu Boden und weiß, dass er recht hat. Schnell ziehe auch ich meine wärmende Kleidung aus und folge ihm. Victor klopft an die Zimmertüre, dessen Raum, der sich dahinter verbarg, bis vor einigen Wochen noch leer stand.. "Mikosch, wir sind zu Hause.", teilt er diesem mit lauter Stimme mit und es öffnet ein groß und schlank gewachsener junger Mann die Tür. "Viiic. Wieso schreist du so, ich bin doch nicht taub.", meint dieser und reibt sich über das Ohr. Einige Sekunden später hat dieser auch mich bemerkt. "Oh, hey Oliver, lange nicht gesehen.", lächelt er mir freundlich entgegen. "Du kommst genau richtig. Ich habe Pizza gekauft, lass uns diese doch in den Ofen schmeißen.", meint Mikosch, seinen Mitbewohner ignorierend. Victor schaltet sich sofort dazwischen. "Schleim nicht so rum. Oliver hat schon einen Liebsten.", grinst dieser und schiebt mich in Richtung seines Zimmers. Mikosch zieht eine lange Schnute, "Waaaas, das kann doch nicht wahr sein! Du lügst doch Victor! Du willst ihn doch nur für dich allein haben!"", jammert er. Victor grinst wieder vergnügt. "Da muss ich dich enttäuschen. Sein Liebster ist übrigens sehr eifersüchtig. Nicht wahr Oliver?", "Äh...Ja, das stimmt.", sage ich einfach, ohne darüber nachzudenken. Denn in Wirklichkeit bin ich ja gar nicht mit Ellis zusammen. Zumindest nicht offiziel, auch wenn wir mittlerweile schon...mit einander geschlafen haben. "Da hast dus! Sag uns bescheid, wenn die Pizza fertig ist.", kichert Victor und verschwindet mit mir in sein Zimmer. "Puh, das war knapp.", seufzt er. "Was denn?", frage ich verwirrt. "Mensch Oliver. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob du nicht völlig blind durch die Welt läufst. Jetzt verstehe ich auch, warum dein Ellis so eifersüchtig ist.", Victor schüttelt den Kopf. "Der liebe Mikosch steht auf dich. Hast du das gar nicht bemerkt?", "Meinst du? Ich dachte, dass er einfach nur ein bisschen rumblödeln wollte.", überlege ich. Immerhin wirkte das eben ziemlich spaßig. "Nein glaub mir. Mikosch hatte schon nach eurer ersten Begegnung Interesse an dir.", macht er mir bewusst. Leicht beschämt schaue ich zu Boden, "Das ist mir gar nicht aufgefallen.", "Das glaube ich dir gern. Da ist es ja kein Wunder, dass Ellis so eifersüchtig ist.", wiederholt er das Gesagte vom Anfang dieses Gesprächs. "Hm? Wie meinst du das?" "Na ich glaube, das Ellis ein ziemlich aufgeweckter Typ ist und sehr genau sieht, was in seiner Umgebung so abläuft. Deshalb ist er auch ist er auch so besitzergreifend. Im Gegenteil zu dir, hat er schon längst bemerkt, das du begehrter bist, als du es selber siehst.", bedröppelt starre ich ihn an. Begehrt? Ich? Wie kommt er denn nur auf sowas? Schließlich war ich fast mein ganzes Leben nur eine Zielscheibe, ein Fußabtreter. Wie kann ich da begehrt sein? Victor kichert. "Oh man, du bekommst wirklich nichts mit." Nein, ganz offentsichtlich wirklich nicht! "Vielleicht solltest du dich mal in deiner Umgebung umsehen. Sogar die Praktikantin neulich fand dich süß. Hat dich die ganze Zeit angestarrt, anstatt dir richtig zu, zuhören. Die war total verknallt in dich", ich nicke. Sie hat mir wirklich nicht richtig zugehört. Allerdings dachte ich eher, dass sie keine Lust hatte, genau wie ich auch nicht auf sie. So kann man sich irren. Wenn ich es mir recht überlege, so könnte man meinen, das Victor eher der Typ ist, der Frauen anzieht. Mit seiner lockeren, leichten Art, gepaart mit seinem nicht gerade unatraktiven Aussehen, stehen seine Chancen sicher nicht schlecht. Er könnte auch bei Männern gut ankommen, wenn er es nicht schon längst tut. Ich zucke unverbindlich mit den Schultern. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mir darüber nicht zu viele Gedanken machen sollte. Schließlich klopft es an der Tür. "Hey ihr Beiden. Die Pizza ist fertig.", meint Mikosch. "Ja, ist gut, wir sind gleich da.", sagt Victor. "Komm Oliver, lass uns unsere Mägen füllen und dann ins Bett gehen.", schlägt er vor. Ich stimme ihm zu. Die Müdigkeit liegt mir ohnehin schon im Nacken. Hoffentlich schlafe ich nicht beim Essen ein. Doch nachdem Victor mir von Mikoschs kleinem Geheimnis erzählt hat, sollte ich wohl etwas wacher und vorsichtiger sein. Gemeinsam sitzen wir am Tisch. Ich bestaune diese riesige Pizza. Ich wusste ja gar nicht, dass es so was auch abhepackt gibt. Also abgepackte Pizzen schon, aber nicht in diesem Format. Die gibt es ja eher zum selber belegen oder so. "Wow, die ist ja riesig. Die habe ich ja noch nie gesehen.", Mikosch stimmt mir zu. "Stimmt, ist auch ein ganz neues Produkt. Diese Riesenpizzen kann man nur in einem Laden in der Stadt so abgepackt kaufen." Das könnte stimmen, da ich diese Pizzen zu hundert Prozent bei uns im Laden noch nie gesehen habe und auch nicht in einem anderen normalen Supermarkt. "Ich dachte, wenn ich nur eine normale Pizza nehme, reicht sie nicht für uns drei und wir müssten mehrere nach einander in den Ofen schieben. Das würde viel zu lange dauern. Und da Victor mir schon Anfang der Woche sagte, dass du zu Besuch kommst, habe ich ihm vorgeschlagen, dass ich für das Essen sorge. Da kam mir dieser neue Laden gerade recht.", ergänzt er noch, als er schon einige Stücke schneidet. "Bitte, bedient euch.", "Danke.", antworte ich kurz und greife nach einem Stück. Die Pizza riecht wirklich verführerisch. Mein Magen bedankt sich bereits nach dem ersten Happen, mit einem angenehmen Gefühl. "Du sag mal Oliver. Hast du wirklich einen Freund?", fragt Mikosch ins Blaue hinein. Victor nimmt die Frage zum Anlass ihm einen Ellenbogen in die Seite zu rammen. "Aua! Jetzt sei doch nicht so! Das ist doch nur eine ganz normale Frage!", jammert er. "Er hat doch bereits bestätigt, dass er vergeben ist. Da musst du doch nicht noch weiter nachharken. Du musst ihm auf diese Frage nicht antworten Oliver!", schaltet mein Kumpel dazwischen. Ich seufze. Ich wusste ja gar nicht, dass er so rabiat sein kann. "Schon gut Victor.", lächle ich peinlich berührt, weil ich nicht recht weiß, wie ich am besten mit der Situartion umgehen soll. Schließlich entscheide ich mich für die Wahrheit. Nicht nur Mikoschs Augen sind auf mich gerichtet, sondern auch die von Victor. "Nun ja...wir sind nicht wirklich zusammen...aber ich habe ihn schon sehr gern...denke ich...", erzähle ich ihm. Mikosch sieht plötzlich sehr nachdenklich aus. "Verstehe. Du magst ihn also, hast es ihm aber noch nicht gesagt.", erfasst er meine Situation. "Genau,so ist es.", bestätige ich. Mikoschs Blick dreht sich in Victors Richtung. Seine Lippen bilden eine Schmollschnute. "Viic, also hast du mich eiskalt angeflunkert!", Victor schüttelt den Kopf. "Nicht ganz. Der Typ ist tatsächlich sehr eifersüchtig und Oliver gehört praktisch schon ihm. Da fehlt nicht mehr viel.", "Was soll das denn heißen? Du tust ja so, als sei das bereits beschlossene Sache!", mische ich mich ein. Victor zuckt mit den Schultern und fragt ganz nüchtern. "Ist es das nicht? Wir wissen doch beide, dass ihr beide total in einander verschossen seid. Was ist daran also so schlimm? Ist doch nichts verwerfliches." Ich presse die Lippen auf einander und höre in Gedanken immer wieder Ellis Stimme, die mir die drei Worte ins Ohr flüstert. "Du bist ja ganz rot im Gesicht.", bemerkt Mikosch als Erster. "Also stimmt es doch. Du bist also wirklich quasi schon vergeben.", ich nicke. Das ist mein erstes Bekenntnis gegenüber anderen Leuten. Nur Ellis weiß noch nichts davon. An dieser Reihenfolge stimmt doch irgendwas nicht. "Dann solltest du es deinem Liebsten ganz schnell sagen, damit er weiß woran er ist.", schlägt Mikosch mir vor, beißt dann wieder in seine Pizza. Dabei schielt er zu seinem Mitbewohner, der es scheinbar aufgegeben hat sich weiter an diesem Gespräch zu beteiligen. Stattdessen kaut er still an einem Stück Pizza herum. "Was ist Vic, hat es dir die Sprache verschlagen?", grinst Mikosch plötzlich. "Nicht im Geringsten!", kontert der Angesprochene. Na die Beiden scheinen sich ja auch ziemlich gut zu verstehen. Nach dem Essen kehren Victor und ich in sein Zimmer zurück. Ich gähne herzhaft. Der Tag hat mich wirklich ermüdet. Heute war aber auch ganz schön viel los. Kein Wunder, kurz vor Weihnachten kaufen die Leute ein, als sei die Apokalypse nah. Ich war schon froh, als der Laden vorhin endlich leer war und auch der Letzte Kunde den Laden verlassen hat. "Lass uns gleich schlafen gehen Oliver.", gähnt Victor ebenfalls. "Ja.", ich krame in meiner Tasche herum und ziehe meine Schlafsachen hervor. Zu meinem Erstaunen muss ich feststellen, dass das gar nicht mein T-Shirt ist, dass ich da in den Händen halte. "Oh nein...", murmle ich. "Was ist denn los?" Mit dem T-Shirt drehe ich mich zu Victor. "Das ist los.", Victor grinst. "Das ist ja riesig. Da hast du dich wohl ein bisschen vergriffen.", "Ja, allerdings. Das gehört Ellis.", aber eigentlich kann das gar nicht sein. Seine T-Shirts liegen doch ein Fach über meinem. Da bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder er hat die Wäsche falsch einsortiert, als er sie gestern von der Leine abgenommen hat, oder aber er hat es absichtlich in meine Tasche gelegt. Irgendwie traue ich ihm das sogar zu. Da ich nichts anderes in meiner Tasche liegt, wo ich drin schlafen könnte ergebe ich mich meinem Schicksal und ziehe mir dieses Shirt zusammen mit meiner Jogginghose an. Beim Anziehen fällt mir auf, dass das Shirt leicht nach Zigaretten riecht. Ist das etwa gar nicht gewaschen? Normalerweise riecht man es danach kaum. Gedanklich zoome ich einen Tag zurück. Da kommt tatsächlich eine Erinnerung. Dieses T-Shirt hat Ellis gestern Abend getragen...ja ganz sicher. Also trifft eher die Wahrescheinlich zu, dass er es in meine Tasche gestopft hat, oder habe ich es versehentlich da rein getan?...Ich denke schon wieder zu viel nach. "Also schläfst du heute in einem von seinen T-Shirts. Aber sag mal, das riecht ja leicht nach Zigaretten. Bist du sicher, dass du das tragen möchtest?", erkennt Victor. "Wenn dich das stört, kann ich dir auch eines leihen.", schlägt er vor. Einen winzigen Moment denke ich darüber nach und verneine dann. Irgendwie macht mir das rein gar nichts aus. "Schon gut, ich behalte es an.", sage ich und lächle in mich hinein. Meine Wangen sind bestimmt etwas rot. Zumindest habe ich das Gefühl. "Also gut wie du willst. Dann lass uns schlafen. Welche Seite des Bettes bevorzugst du?", will er noch wissen. "Das ist mir egal, hauptsache es ist schön gemütlich.", "Dann kann es ja alles so bleiben und gemütlich ist es in jedem Fall. Darauf kannst du dich verlassen. Ich hab ja auch eine zweite Decke aus der Schublade gekramt und alles frisch bezogen. Machs dir gemütlich.", er deutet auf die Decke und das Kissen, die rechts neben ihm liegen."So viel Aufwand für eine Nacht. Das ist echt lieb von dir." Victor setzt sich aufs Bett, klopft einladend neben sich. "Dann komm schon her, damit wir es uns schön gemütlich machen können.", und so geschied es. Wir legen uns ins Bett. Ich decke mich zu. Die Decke ist schön weich und wärmt sofort. Aber es ist nicht das Gleiche wie wenn ich neben Ellis liege. Obwohl ich mich immer so dagegen wehre, komme ich mir jetzt wieder einsam vor. Auch, wenn Victor jetzt neben mir liegt. Das ist gemein aber...Ellis wäre mir lieber. Kapitel 10: Nähe! ----------------- Wir liegen einfach so da. Im Dunkeln. Bestimmt schon eine Stunde. Ich kann nicht schlafen, kein bisschen. Habe ich mich etwa so sehr daran gewöhnt neben Ellis zu liegen, dass ich wo anders kein Auge mehr zukriege? Oder ist es nur die Einsamkeit, die ich innerlich fühle, obwohl ich ja gar nicht allein bin. "Hey, schläfst du schon?", höre ich die Stimme neben mir. "Nein...irgendwie nicht." "Ich auch nicht...", ein Rascheln. "Du, ich muss dir gestehen, dass ich schon den ganzen Tag total aufgeregt war. Vielleicht kann ich ja deshalb nicht schlafen.", gesteht Victor. "Du warst aufgeregt? Aber wieso?" Victor seufzt. "Du merkst wirklich nichts oder?", jetzt erst bemerke ich, dass er näher gerückt ist. "Ich war so aufgeregt, weil du heute das erste Mal bei mir übernachtest. Bisher hat Ellis das ja immer verhindern können.", erklärt er mir und irgendwas sagt mir, dass dieses Geständnis vieles komplizierter machen könnte. "W...wegen mir?" "Ja, wegen dir. Als ich dich kennengelernt habe, war ich sofort hin und weg. Ich dachte, wenn wir tatsächlich mal neben einander schlafen würden, dann hätte ich es geschafft dir näher zu kommen. Leider musste ich schnell feststellen, das du für mich unerreichbar bist.", erläutert er mir und ich muss erschreckend feststellen, dass er mir gerade erklärt hat, dass er mich mag. Mehr, als es für Freunde üblich ist. "Unerreichbar...", murmle ich in mich hinein. Ein leises seufzen. "Ja, unerreichbar. Auch, wenn du es nicht ganz offiziel zugibst, so hast du doch nur Augen für Ellis. Schon die ganze Zeit." Ich schweige. Das war mir lange Zeit gar nicht bewusst. Im Grunde ist es aber schon von Anfang an so. Seid wir uns wieder begegnet sind. Das wollte ich nur nicht wahr haben, weil er mir noch als Vollidiot in Erinnerung verblieben war. Auch so hat er Anfangs nicht den besten Eindruck gemacht und trotzdem war ich auf eine Weise auf ihn fixiert. Auch jetzt denke ich ständig an ihn. "Ja...", murmle ich schließlich leise. "Wirklich schade...Anfangs dachte ich, wenn Ellis dich weiterhin so behandelt, werde ich dich ihm wegnehmen...!", teilt er mir seine Gedanken mit. Mit einer solchen Portion Ernsthaftigkeit, das es mir fast Angst macht. Erschrocken weiche ich ein Stück zurück. Moment, irgendwas stimmt doch da nicht...sagte er nicht vorhin noch... "W...Was? Und halt...sagtest du nicht, dass Mikosch mich mag? Bist du deswegen nicht dazwischen gegangen?", fällt es mir wieder ein. Das Alles ist irgendwie ziemlich zusammenhangslos, aber dennnoch logisch... "Na ich habe mir gedacht, dass ich dich ihm wegnehme, weil ich dachte, dass er dich gar nicht verdient hat. Und ja Mikosch mag dich auch. Ich bin dazwischen gegangen, weil ich nicht wollte, dass Mikosch dich auch noch in die Finger bekommt und verwirrt. " "Ach...achso...aber du, ich...", fange ich an, aber Victor unterbricht mich. Er hat mich plötzlich fast an sich gezogen und küsst mich. Sehr innig. Schnell spüre ich eine innere Kraft, die sich dagagen wehren will. Es ist nicht Ellis, der mich da küsst...! Mit aller Kraft wehre ich mich und kann ihn wegdrücken. "Nein! Victor! Ich will ohne zu zögern. "Ja, ich will nur Ellis! Niemanden sonst!", sage ich laut, mit Nachdruck und richte mich auf. Ich höre ein leises Lachen, allerdings ist es ernüchternd und keineswegs mit Hohn oder Spott gespickt. "Das dachte ich mir schon. Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass Ellis auch sehr berechnent ist?", "Hm? Ellis?", "Ja. Denk doch mal nach. Warum glaubst du, hat er dir dieses T-Shirt mitgegeben?", will er plötzlich wissen und ich dachte, dass ich mir diese Frage bereits selber beantwortet habe. Und zwar, damit ich mich nicht einsam fühle...aber gibt es da noch einen Grund? "Weiß nicht...", irgendwie kann ich spüren, dass er grinst. "Na um sein Revier zu markieren. Ist doch ganz klar. Ellis ist nicht er Typ, der sowas ohne Hintergedanken macht. Er verhält sich wie ein Hund. In dem er dir sein T-Shirt mit seinem Zigarettengeruch untergejubelt hat, hat er klar gemacht, das du nur ihm gehörst.", das eben war ziemlich deutlich. Warum habe ich das denn nur nicht bemerkt? Ich bekomme wirklich nichts mit und laufe blind durch die Welt. Völlig ohne Sinn und Verstand. Plötzlich wird mir bewusst, dass Ellis wirklich etwas für mich fühlen muss. Das seine Gefühle ehrlich und aufrichtig sind. Das er genau gesehen hat, wie blind ich für vieles bin und er deshalb so eifersüchtig ist. Er hat sogar erkannt, das Victor sich für mich interessiert...obwohl er ihn kaum kennt. Dann hatte Victor recht... "Oh je, ich bin wirklich dämlich...", "Jetzt mach dich nicht runter. Ich glaube nähmlich, dass Ellis sich genau deshalb in dich verliebt hat.", erklärt er mir. Verwundert starre ich in die Dunkelheit. In die Richtung, aus der Victors Stimme kommt. "Was? D..du meinst er liebt mich...für meine Dämlichkeit...", stelle ich fassungslos fest. Das wäre ja...schrecklich... Victor schweigt einen Moment, dann fängt er an zu kichern. "Mensch Oliver, du bist wirklich süß.", süß? Er findet mich süß? "Was ich meinte ist, dass er dich bestimmt wegen deiner unbekümmerten Art mag, weil du nicht darüber nachdenkst. Du bist einfach so normal, mit Ecken und Kanten...nicht glatt geschmirgelt, oder Dievenhaft...", meint er und es raschelt wieder. "So und nun versuch mal ein bisschen zu schlafen, wir müssen morgen früh hoch.", ergänzt er noch. "Ja...Gute Nacht.", antworte ich noch und schließe dann die Augen. Victor erwiedert noch kurz meine Antwort und dann ist es still um uns. Ich versuche zu schlafen, aber es fällt mir total schwer. Schon der Gedanke, dass ich Ellis morgen wiedersehe, macht micht ganz unruhig. Aber der Gedanke, dass Victor mir quasi seine Liebe gestanden hat und die Erkenntnis, das Mikosch mich auch mehr als nur zu mögen scheint, macht die Sache nicht unbedingt besser. Victor hat mich außerdem auch noch geküsst...wenn Ellis das erfahren würde...würde er sicher durchdrehen. Das gäbe Mord und Todschlag oder so...also sollte ich ihm das lieber nicht sagen! Mensch diese ganze Grübellei wird mich nicht weiter bringen. Ich sollte endlich schlafen! Jawohl! Ich bin doch so müde. So schrecklich müde. Es passiert schon nichts schlimmes... oder? * Heilig Abend am Nachmittag. Ich habe es doch noch geschafft irgendwie einzuschlafen. Trotzdem habe ich das Gefühl, die Nacht durch gemacht zu haben. Auf der Arbeit lief ich immer wieder Gefahr weg zu nicken. Nur durch Victors Hilfe ist es mir gelungen wach zu bleiben. Zum Glück hat der Chef nichts gemerkt. Sonst hätte ich mir nach dieser Nacht auch noch eine blöde Standpauke anhören müssen. "Du hast doch eindeutig zu wenig geschlafen.", meint Victor. Ich zucke mit den Schultern. "Oder ist es doch wegen unserem Gespräch gestern.", ich presse die Lippen auf einander. "N...Nein, keine Sorge, es hat nichts mit dir zu tun!", versichere ich. Ich Lügner... "Na dann ist doch alles klar. Hast du schon Pläne für Weihnachten?", ein Nicken. "Ja, Ellis wollte irgendwas machen. Genaueres hat er mich nicht gesagt." Das Einzige was er sagte war, dass ich bloß nichts mit Victor machen soll. Jetzt weiß ich auch warum. "Hört sich interessant an. Mikosch hat sich auch irgendwas ausgedacht und macht n Mega Geheimnis draus.", grinst er. Klingt ja genauso viel versprechend. Wir betreten den Ausgang. Draußen schneit es wie verrückt und es ist bitter kalt. Doch es ist jetzt am Nachmittag nicht so unangenehm wie noch am morgen, wenn man frisch aus dem Bett kommt. "Ah wie es aussieht, wirst du schon erwartet. Da hatte wohl jemand echt Sehnsucht. Also, dann wünsch ich dir schöne Feiertage.", meint Victor. Mein Blick fällt auf einen Typen mit schwarzem Wintermantel und Kunstpelzbesatz an der Kaputze. Es ist Ellis, der auf mich gewartet zu haben scheint. Mein Herz pocht wie verrückt. Als ich losgehen will werde ich von Victor festgehalten und an ihn gezogen. "Fast hätte ich was vergessen.", flüstert er mir ins Ohr und küsst mich einmal, bevor er mich wieder loslässt. "Als Abschied so zu sagen.", sagt er und grinst Ellis dabei provokativ an und macht sich dann schnell vom Acker. Dieser sieht ziemlich ungehalten aus und stapft schnell auf mich zu. "Penner! Lass deine Finger von Oliver!", brüllt er ihm noch hinterher und zieht mich in seine Arme. "Ich habs doch geahnt, dass der was von dir will!", motzt er. "Ellis! Du erdrückst mich! Lass mich los!", meckere ich darauf hin. Er erdrückt mich tatsächlich beinahe. Ellis ist ja wirklich ziemlich eifersüchtig, obwohl wir nicht mal zusammen sind, oder bedeutet Sex zu haben automatisch zusammen zu sein? Nicht das ich wüsste. Außerdem ging der Anreiz ja von ihm aus. Er hat mich verführt und ich konnte mich dagegen nicht wehren! ...oder nein...ich wollte ich nicht dagegen wehren...so war es doch... Trotzdem! Das rechtfertig noch lange nicht sein Verhalten! Ellis lässt mich nur wiederwillig los und knurrt in die Richtug, in die Victor verschwunden ist. "Wieso lässt das mit dir machen? Lässt du dich etwa von jedem abknutschen, der gerade Bock dazu hat?", reagiert er gereizt. "Nicht dass ich wüsste und selbst wenn, geht dich das doch wohl nichts an. Ich bin nicht dein Eigentum, Ellis!", raunze ich ihn an. Was denkt der sich eigentlich? Ja, er hat mich bei sich aufgenommen und...mir seine Liebe gestanden...aber ich habe nie in eine Beziehung oder so eingestimmt...oh Gott ich wiederhole mich... Für einen kleinen Moment sieht er mich etwas aus der Fassung an und schnaupt kurz, dann presst er seine Lippen fest auf einander. Da ist das Gefühl, dass er mir noch etwas mitteilen will, aber er sagt nichts mehr, sondern stapft einfach weiter in die Richtung unserer Wohnung. Durch den Schnee...den eiskalten Schnee... Oh Gott... Langsam werde ich das Gefühl nicht los, dass ich der Idiot von uns beiden bin... Ich tue immer so, als ob mich das Alles nicht angeht. Dabei ist das nichts weiter als Verdrängung der Tatsachen. Ich bin ein schrecklicher Mensch! Aus Angst verletzt zu werden, wollte ich keine Gefühle mehr zulassen... Stattdessen...habe ich ihn verletzt...,ihn das fühlen lassen, was ich gefühlt habe, als man mich weggeworfen hat.... Es ist so kalt. Tränen. Ohne ihn ist es kalt. "Oliver kommst du?! Oder wie lange willst du da noch vor dich hinstarren. Du schlägst noch Wurzeln, wenn du da stehen bleibst.", ruft er mir zu. Er ist nur wenige Meter von mir entfernt, aber der herrabfallene Schnee ist wie eine durchsichtige Mauer, die mich von ihm trennt und diese wenigen Meter erscheinen mir wie eine Entfernung von unzähligen Kilometern. Ich kann mich nicht bewegen...bin wie erstarrt, als hätte ich wirklich Wurzeln geschlagen. Meine Lippen formen seinen Namen, aber es kommt kein Laut aus meiner Kehle. Bitte...lass mich hier nicht stehen! Es tut mir so leid! Was habe ich nur getan? Die Tränen laufen über mein Gesicht... "Oliver? Hey, was hast du?", ruft er mir zu. "Wieso bleibst du stehen?", will er wissen. Doch ich kann ihm nicht antworten. Er kommt auf mich zu, sieht mich ernst an. "Also wirklich! Kaum dreht man dir für einen kleinen Moment den Rücken zu, fängst du an zu flennen.", sagt er mit einem selbstgefälligen Ton, was mich kurz zusammenzucken lässt. Anschließend seufzt er und reicht mir die Hand. "Na komm schon, gehen wir nach Hause und wein nicht mehr.", sagt er leise. Seine Worte sind wie ein Zauberspruch, der mich plötzlich auftaut und mich dazu bringt seine Hand zu nehmen. Diese drückt meine fester als gewohnt. Sie ist unglaublich warm. Das spüre ich selbst durch die dicken Handschuhe. Wortlos lasse ich mich von ihm durch den kalten Schnee nach Hause führen. ...nach Hause... Nachdem wir uns von unserer wärmenden Schutzschicht befreit haben, zieht Ellis sich in die Kochniesche zurück und zündet sich eine Zigarette an. Ich traue mich gar nicht ihn anzusprechen und entscheide mich ebenfalls mich zurück zu ziehen. Ins Badezimmer, zum Duschen. Als ich fertig bin, bemerke ich, dass ich mir ja gar keine Klamotten bereit gelegt habe. Ich Idiot. Nur in einen Bademantel gehüllt, gelange wieder in den Flur und schaue kurz in Richtung Kochniesche, in der sich Ellis nicht mehr befindet. Ein Blick ins Wohnzimmer verrät mir, dass er auch dort nicht ist. Also kann er nur noch...im Schafzimmer sein. Ich schlucke und begebe mich dort hin. Kaum, dass ich über die Türschwelle trete sehe ich ihn. Er zieht sich gerade sein weites schlabber T-Shirt über den Kopf. Mit den gewohnten Handgriffen zieht er es über seinen nackten Oberkörper. Seine Jogginghose hat er bereits an. Er zieht sich noch eine Sweet-Shirtjacke über. "Da bist du ja. Magst du gleich einen Film mit mir schauen?", ich nicke. "Okay, dann warte ich im Wohnzimmer auf dich.", er wuschelt mir noch über die Haare, die ich gerade fisch geföhnt habe und verlässt den Raum. Er ist so ruhig und gelassen. Das ist so seltsam. Irgendwie habe ich gedacht, dass er mich gleich küssen und fest in den Arm nehmen würde oder so. So wie es sonst der Fall ist. So ruhig zu bleiben ist für ihn eher untypisch. Ich lasse mir viel Zeit beim umziehen und schleiche ins Wohnzimmer, wo Ellis schon auf mich wartet. Auf dem Tisch stehen zwei dampfende Tassen. "Ich hab dir Kakao gemacht.", ich sehe auf die Tasse auf die er deutet. Anschließend klopft er auf den Platz neben sich auf dem Sofa und nach kurzem Zögern setze ich mich. "Danke.", murmel ich. "Keine Ursache. Welchen Film willst du gucken?" will er wissen. Er hat schon eine Vorauswahl getroffen und sie ebenfalls auf den Tisch gelegt. Es sind alles Filme, die ich sehr mag. Wirklich erstaunlich, dass er sich das gemerkt hat. Ich habe immer gedacht, dass ihm das egal ist, was ich für Filme mag. Gibt ja auch Wichtigeres. Ich schaue mir die Auswahl an und entscheide mich für R.E.D. Ein Aktionfilm. Der wirklich sehr gut ist. Den zweiten Teil hat er auch da. Das wird ja immer besser. Ob das Alles einem bestimmten Zweck verfolgt? Er muss das Alles vorbereitet haben, als ich gearbeitet habe, da ich mir sicher bin, da er diese Filme nicht selbst besitzt. "Ich hab mir die Filme von einer Freundin geliehen. Nur falls du dich wunderst. Sie ist über die Weihnachtstage zu ihren Eltern gefahren. Wir haben also jede Menge Zeit sie alle zu schauen.", erklärt er mir. Dann gehörte das wohl alles zu seiner Planung für Weihnachten. "Für heute Abend habe ich uns Hähnchen besorgt. Das müssen wir nur noch würzen und in den Ofen schieben. So weit ich mich erinnere magst du das gern oder?", mein Staunen wächst immer mehr. Ich liebe Hähnchen! Besonders die Haut, das ist das Beste. Je besser gewürzt desto besser. Als ich noch bei Frederic gewohnt habe, habe ich zu Feiertagen manchmal welches gemacht. Wenn ich mal Zeit hatte. Frederic wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, das zu übernehmen. Ich freue mich wirklich sehr darauf und gleichzeitig bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen. Schließlich habe ich für ihn gar nichts vorbereitet. Darüber habe ich gar nicht nachgedacht, um ehrlich zu sein. Allerdings hätte ich auch nicht erwartet, das überhaupt jemand an mich denkt. Mein Vater hat dabei all die Jahre nie an mich gedacht und Frederic war letztes Weihnachten auf einer Party. Ohne mich und ohne mir etwas davon zu sagen. Dabei habe ich doch den ganzen Abend mit dem Essen auf ihn gewartet. Vergebens. Ellis ist der erste Mensch, der sich an diesem Tag Zeit für mich nimmt. Ganz so, als sei das völlig normal. Trotz dessen, dass wir uns zuvor noch gestritten haben und ich ihm diese fiesen Sachen an den Kopf geworfen habe. Trotzdem will er seine Zeit mit mir verbringen und hat Heilig Abend für uns Beide verplant. Es ist gemütlich und warm. Sehr angenehm...Ellis ist bei mir. Ich bin nicht allein. Warum machst du das ausgerechnet für mich...? Ellis legt die DVD ein und verschwindet wieder aus dem Raum. Kurze Zeit später kommt er mit Knabberzeugs wieder und setzt sich wieder neben mich. Danach startet er den Film und deckt uns mit einer Wolldecke zu. Nach einigen Minuten die wir hier sitzen spüre ich seinen Arm, der sich um meine Schulter legt und mich sanft an sich drückt. "Ist doch okay oder? Ich will nur nicht, dass du nachher jammerst, dass dir kalt.", redet er sich raus. Ich glaube, dass er mich nur nicht verlegen machen möchte. Mir fällt auf, dass er plötzlich irgendwie ein bisschen rot geworden ist. Dann scheint er eher selbst verlegen zu sein, aber das verhindet nicht, dass ich auch leicht rot werde und nur eine einsilbige Antwort zu Stande bringe. "Ja..." Im Verlauf des Films kuschel ich mich richtig an ihn und entspanne mich nach und nach. Ich muss mir eingestehen, dass ich mich noch nie so geborgen gefühlt habe, wie bei ihm. Ich mag es... ...wie er neben mir sitzt... ...wie er seinen Arm um mich gelegt hat... ...wie seine Finger einen sanften Druck an meiner Schulter auslösen... ...dieses wohlige Gefühl, dass sich in meinem Körper ausbreitet... ...seine Wärme, die mir Schutz vor der Kälte gewährt... Einfach alles. Dieser Moment ist so unglaublich perfekt, dass ich es kaum glauben mag und Angst habe, dass alles hier nur ein schöner Traum ist, aus dem ich jede Sekunde wieder aufwachen könnte. Wenn es so ist, dann wünsche ich mir nie wieder auf zu wachen...Selbst wenn die Zeit einfach stehen bliebe, wäre es mir egal. So lange...so lange...ich nur bei ihm sein darf...! "Oliver, der Film ist zu Ende. Willst du noch den zweiten Teil sehen?", fragt er plötzlich. Aus meiner Gedankenwelt gerissen sehe ich ihn erst verdutzt an. Ich muss mich erst sortieren, bevor ich verstehe, was er eigentlich gesagt hat und nicke dann einfach. "Okay. Warte hier, ich bin gleich wieder bei dir.", sagt er. Er steht auf, entzieht mir seinen Arm, diese wohlige Wärme in der ich beinahe völlig versunken wäre. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzt er sich wieder neben mich und startet den Film. Seine Hand greift nach der Chipstüte, die er öffnet, um sich einiger der leckeren Chips in den Mund zu stopfen. Er reicht mir die Tüte. "Willst du auch? Die sind lecker.", ich nicke und greife ebenfalls zu. Es stimmt, sie sind wirklich köstlich. Aber was mir noch viel lieber wäre, wäre wenn er mir wieder seinen Arm um die Schulter legen würde. So gern würde ich wieder abdriften, eingehüllt sein in dieses wohlige Gefühl vom Geborgenheit...ob er mich auslacht, wenn ich es ihm erzähle? Ist dieser Wunsch auch nicht zu egoistisch? Warum nur, ist er heute so zurückhaltend? Doch nicht wirklich wegen unseres Streites vorhin? Nein, das kann es nicht sein...aber was ist es dann? Ich weiß es einfach nicht. "Sollen wir nach diesem Film das Hühnchen fertig machen? Ich glaube bis dahin bekomme ich hunger.", spricht er mitten ins Blaue hinein. "Ja, ich bestimmt auch.", murmle ich als Antwort. "Dann passt es ja.", grinst er plötzlich, wuschelt mir mit seiner Hand durch die Haare. "Da habe ich ja genau das Richtige ausgesucht was? Damit bin ich ja fast sowas wie ein Held.", ich erringe mir ebenfalls ein Grinsen, wenn auch kein so ausdrucksstarkes wie Ellis. "Jetzt werd mal nicht übermütig.", er zieht eine Augenbraue hoch und kommt mir wieder näher. Gefährlich nahe, denn mein Herz macht plötzlich einen Satz. Da ist es wieder, sein wahres ich."Was heißt hier übermütig. Eigentlich... habe ich einen Kuss verdient.", kommt es ihm plötzlich über die Lippen. Fast sinnlich, besteckend...Seine scharfen Augen sehen mich wie so oft so eindringlich an, dass ich fast drohe in ihnen gefangen zu werden. Seine Hände tuen ihr übriges. Sie ziehen mich an ihn. So nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spühren kann. Sein Kopf senkt sich und ich spühre wie seine Lippen die Meinen fast berühren.... Kapitel 11: Gefühle! -------------------- Zu meiner Überraschung zieht er sich komplett zurück, statt mich weiter fest zu halten und einfach zu küssen, wie es für ihn üblich wäre. Er grinst zufrieden, aber nicht herrablassend, wie ich es von ihm gewohnt bin. "Du hast bestimmt gedacht, dass ich dich jetzt küssen werde. Tja rein gefallen." Kann sich ein Mensch von den Einen auf den anderen Tag so krass verändern? Völlig verwirrt sehe ich seinem Gesicht nach, dass sich wieder dem Film zuwendet. Das ist seltsam. Höchst seltsam! Das ist doch nicht der Ellis, den ich kenne! Zwar habe ich ihm immer weiß machen wollen, dass mir diese Annährungen zu wieder sind, aber in Wirklichkeit, komme ich damit gar nicht klar, wenn er das plötzlich unterlässt. Das macht mich unsicher und ich bekomme wieder Angst, dass das Alles für ihn nur ein Spiel ist! Verrückte Welt! Jetzt ist es wohl an mir, etwas zu tun. Knallrot angeklaufen und mit laut klopfenden Herzen, klammere ich mich an seinen Arm und drücke mein Gesicht an seine Schulter. "Und was ist...wenn ich möchte dass du mich küsst?", presse ich unsicher hervor. "Hmm...ich dachte ich soll nicht übermüdig werden...", gibt er nachdenklich zurück. "Idiot! Sollst du auch nicht! Aber ich habe doch nicht gesagt, dass du mich nicht...küssen darfst!", murre ich leise. Tu es doch endlich! "Also gut... aber beschwer dich nicht wieder von wegen du seist nicht mein Eigentum und so...", erwiedert er belustigt. Ich sah zu ihm hoch. Meine Wangen waren schon ganz warm von dem ansteigenden Blut. "Weißt du eigendlich wie süß du bist, wenn du so rot und unsicher bist? Das macht mich wirklich an.", grinst er und drückt mich auf das Sofa nieder, um mir einen Kuss zu verpassen, der mir glatt den Atem verschlägt. "Hm...", seufze ich in den Kuss und drücke ihn fester an mich... . . Ich schnipple gerade etwas Salat, als Ellis sich am Ofen zu schaffen macht. "Sieht so aus, als sei das Hähnchen fast fertig.", sagt er, als er den Ofen wieder schließt. Daraus entweicht noch etwas von dem köstlichen Geruch des gebacken Hähnchens. Der macht echt Lust auf mehr! Herrlich! Und das beste daran ist, dass ich es bald kosten darf. "Das hört sich gut an.", murmle ich. "Ja nicht? Sag mal, du bist ja immer noch so rot im Gesicht. Dabei haben wir uns doch nur geküsst. Hat dich das so sehr aus der Bahn geworfen?", meint er amüsiert. Es hört sich fast ein bisschen an, als mache er sich lustig über mich. "Nein! Überhaupt nicht!", wehre ich mich gegen seine Sprüche. "Wenn du das sagst...aber...", plötzlich spühre ich seine Hand an meiner Hüfte, die mich von hinten an ihn drückt und seinen Atem an meinem Ohr. "Wenn du noch mehr davon willst, brauchst du es nur zu sagen.", "Im Moment nicht, danke...ich möchte jetzt lieber essen.", "Wer sagt denn, dass ich das nicht möchte...", meint er empört, aber ich weiß genau was er meint. Worauf er jetzt wieder "Appetit" hat, aber da habe ich derzeit kein Bedarf. Ich bin ja schon total benebelt wenn er mich nur berührt oder küsst. Wenn ich jetzt mit ihm schlafe, werde ich wohl verrückt. "Könntest du mir bitte das Öl und das Essig aus dem Schrank geben?", wechle ich das Thema. "Ganz schön geschickt einfach das Thema zu wechseln.", meint er und holt mir, wonach ich verlange. Damit mache ich das Dressing in einem kleinen Extraschälchen. Dazu schütte ich noch etwas Salz, Pfeffer und Kreuter. Fertig. Der wird lecker. "Da kannst du mal sehen." Ja, was bin ich nur für ein Held...ein Pantoffelheld... Als das Hähnchen fertig ist schütte ich das Dressing über den Salat und verrühre alles gut. Danach decke ich schnell den Tisch und lege zwei Servierten aus. Mein Mitbewohner bettet das Hähnchen auf eine größere Platte um, auf der wir nachher auch die Knochen ablegen können. Als alles fertig ist, setzten wir uns auf das Sofa. "Guten Appetit.", wünsche ich. "Wünsche ich dir auch." Dann laden wir uns auf. Das Hähnchen ist wirklich der Hammer. Unglaublich lecker. "Lecker!", schwärme ich. Das Hähnchen ist richtig schön saftig. Auch der Salat ist sehr gut. Schön knackig, so muss es sein. Ellis nickt. "Ja. Stimmt." Ich freue mich total über dieses Essen. Außer Ellis hat noch nie jemand mit mir zusammen gekocht, geschweigedenn irgendwas vorbereitet. Das macht mich grad ...irgendwie glücklich. "Ich bin...total satt. Das war wunderbar.", gestehe ich. "Kein Wunder. Du hast ja auch ganz schön was gespachtelt. Hätte ich dir gar nicht zu getraut." "Haha, ich sehe nicht so aus, aber wenn es um so etwas leckeres geht, kenne ich keine Zurückhaltung." "Hab ich gemerkt. Lass uns abwaschen. Möchtest du danach noch einen Film sehen, oder lieber ins Bett gehen?" Ich überlege kurz. Irgendwie ist mir ein bisschen kalt und müde bin ich auch langsam. "Ja. Ich glaube, ich möchte schlafen gehen.", meine ich müde und gähne schon. "Okay.", antwortet er kurz und wir gehen abräumen und abwaschen. Danach geht Ellis noch eine rauchen und ich verziehe mich schon mal ins Bett. Ganz freiwillig. Ich dämmere sogar recht schnell weg, weil ich so müde bin. Der Tag war anstregend, aber auch sehr schön. Das war mein schönster Heilig Abend, den ich ich in meinem ganzen Leben erlebt habe. Nur sehr beiläufig nehme ich das Senken der Matratze und ein leises Rascheln war, weil ich schon am Einschlafen bin. Wie ein warmer Mantel umhüllt mich etwas Warmes und ich fühle mich wohl. . . Ein müdes Gähnen entweicht meiner Kehle. Es muss schon fast Mittag sein, da die Sonne zaghaft durch den Spalt der Gardienen schimmert. Der Sturm von gestern ist schon fast vergessen. Ein Blick auf den Wecker verrät mir dass es Zehn Uhr, dreißig ist. Ich habe richtig gut geschlafen, vor allem ziemlich lang, aber die Wärme, die mich heute Nacht noch ummantelt hat, ist verschwunden. Langsam drehe ich mich zu Ellis Seite des Bettes und muss feststellen, das nicht mehr da ist. Sicher ist er aufgestanden, um eine zu rauchen oder so. Sonst ist er nicht gerade der Frühaufsteher. Irgendwie schade,...Ich strecke meine Hand nach seiner Seite des Bettes aus. Sie ist bereits kalt. Sicher ist er schon länger weg. Ein Seufzen. Gerade als ich mich wieder unter meiner Decke verkriechen möchte, höre ich Stimmen, die sich durch die geschlossene Zimmertüre drängen. Ellis Stimme und die Stimme...einer Frau?! Ich schlage die Decke zurück und steige vorsichtig aus dem Bett. Auf leisen Sohlen tragen meine Füße mich zur Tür, da es mir ungewöhnlich erscheint eine Frauenstimme in dieser Wohnung zu hören. Er hat noch nie jemanden mitgebracht oder hier her eingeladen, wenn ich da war. Meine Hände und mein Ohr drücken sich leicht an das Holz. Jetzt sind die Stimmen noch besser hörbar. Jede Sekunde mehr, die ich hier stehe und zuhöre, desto schockierter bin ich... "Komm schon. Du warst doch sonst nicht so prüde. Seid wir uns vor einem halben Jahr das erste Mal bgetroffen haben, haben wir es doch auch öfter getrieben. Ganz unverbindlich natürlich... Und als wir uns ende September auf dieser Party getroffen haben, warst du doch auch nicht abgeneigt und seid dem ist auch nichts mehr passiert. Mensch Ellis, was ist los mit dir? Ich dachte du freust dich....du bist doch so heiß.", meint die weibliche Stimme, die wohl irgendwie sexy klingen soll, was aber reichlich daneben geht...wie ich finde. Liegt wohl daran dass ich mich noch nie für das Gesäusel einer Frau interessiert habe. Aber moment mal... Ende September? "Was hat das schon zu bedeuten, was vor drei Monaten war oder vor einem halben Jahr...Mittlerweile...müsstest du doch wissen, wie ich so drauf bin...ich brauchte eben mal wieder Abwechslung....es wurde mir halt zu langweilig mit dir.", gibt er in seiner üblichen, verletzenden Ellis-typischen-Art zum besten...total von oben herrab. Abwechlung? Bin ich etwa auch nur einer seiner..."Abwechlungen" ? Dann waren meine anfänglichen Bedenken etwa berechtigt und er ist immer noch so ein Arsch wie früher? Dann war sein Liebesgeständnis...nur eine schamlose Lüge? Fassungslos stehe ich an dieser Tür. Der Gedanke, dass Alles nur eine Lüge sein könnte...Nein! Das ist doch nur ein Missverständnis oder? Der Abend gestern war doch so schön! "Tze, Abwechslung ...Es ist untypisch für dich, dich nicht auf einen Fick ein zu lassen. Als wir uns damals begegnet sind, bist du sofort drauf angesprungen...aber neuerdings...lehnst du alles ab, was sich dir anbietet...was ist aus deinem Vorhaben geworden, das Leben voll auszukosten, bevor alles zu spät ist...", plappert sie dann drauf los und lässt mich hellhörig werden. Er lehnt alles ab....etwa seid wir uns begegnet sind? Und...was hat es zu bedeuten... Bevor...alles zu spät ist?... Sie plappert weiter. "Oder liegt das etwa ein deinem kleinen Dauergast? Du hast doch diesen Typen bei dir aufgenommen. Einer deiner Freunde hat sich neulich verquatscht. Da wurde mir einiges klar und ich wollte sehen, ob es stimmt. Außerdem stehen im Flur Schuhe, die nicht dir gehören und...", spurdelt es nur so aus ihr herraus, wie aus einem Wasserfall. Ellis scheint das ein bisschen zu viel zu werden und unterbricht sie. "Es reicht!", wird er plötzlich laut und seine Stimme ist so grob, dass es einem Angst machen könnte. "Verschwinde! Das Alles geht dich überhaupt nichts an!" "Ellis? Hey...Du kannst mich doch nicht einfach rausschmeißen. Ich hab doch recht oder...los, sag es mir!" "Das geht dich nen feuchten Kericht an! ", die Schritte entfernen sich. Die junge Frau, zumindest nehme ich an, dass sie jung ist, zetert noch eine Zeit lang und schließlich höre ich, wie die Tür ins Schloss fällt. Recht laut. Dann nähern sich die Schritte wieder und eine kleine Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich mich wieder ins Bett verziehen und so tun sollte, als sei nichts gewesen. Leider reicht es nur für ein zurückstolpern, so dass ich unsanft auf dem Boden lande, als die Tür geöffnet wird. Ellis steht mir dann gegenüber und starrt mich ungläubig an. So wie ich ihn. "Hast du...etwa gelauscht?", will er wissen und klingt dabei nicht sehr begeistert. Ich beiße mir auf die Unterlippe, zucke dann aber mit den Schultern, als sei es mir völlig gleichgültig. Auch, wenn das eine Lüge ist. Denn... "Ihr wart so laut, dass ich eure Stimmen durch die Tür hören konnte...und...da du noch nie jemanden mit nach Hause gebracht hast, seid ich hier wohne, dachte ich, ich bleibe besser hier...Außerdem wollte ich nicht stören.", antworte ich ihm, in dem Wissen, dass, das keine direkte Antwort ist und richte mich auf, um langsam auf zu stehen. Ich beschließe ihn nicht weiter mit dem diskutierten Thema zu behelligen und erst mal eine Dusche zu nehmen. Mein Weg soll mich an ihm vorbeiführen. Was mir nicht gelingt. Ellis packt mich am Handgelenk und zerrt mich zum Bett. Prompt lande ich auch schon darauf, Ellis über mir, mich an an beiden Handgelenken festhaltend. "Du bist ein Idiot, wenn du glaubst, dass ich dich jetzt gehen lasse!", teilt er mir unverblümt mit und sieht mich fest an. Mit diesem alles durchdringenden, scharfen Blick, dringt er in meine Seele vor. Noch bevor ich weiß, wie mir geschied, hat er mich entlarvt...trotzdem... "Was macht das schon...für dich bin ich doch so wieso nur eine "Abwechslung!Und wenn du keine Lust mehr auf mich hast, wirst du mich wegwerfen, so wie diese Frau!", bringe ich ihm wütend entgegen. Einem Knurren folgt ein kaltes Grinsen. "Genau dass ist der Grund warum ich dich nicht gehen lasse..." Was soll dieser Satz? Dieser Arsch! "Willst du mich verarschen?! Lass mich sofort los!", brülle ich ihn verärgert an. Trotzdem bleibt sein Griff beständig. Sein Grinsen jedoch flacht mit jeder Sekunde ab. Verändert sich. Er sieht verärgert und einen Hauch...enttäuscht aus? "Das werde ich nicht! Wenn ich dich los lasse wirst du mir nicht mehr zuhören und rennst weg, so wie du es immer tun willst, wenn dich etwas verunsichert." "Was?" "Hör zu...Es stimmt...ich war ein Arsch. Ich habe alles mit genommen was nicht bei drei auf den Bäumen war, aber eines kann ich dir versichern; Seid du bei mir wohnst habe ich mit niemandem geschlafen, außer mit dir! Wenn du gut zugehört hast, dann weißt du, dass Anika auch so etwas gesagt hat. Oliver, ich liebe dich! Glaub mir doch endlich!", versucht er mir zu verstehen zu geben. Trotzdem sitzen diese Zweifel...so tief. Ich weiß nicht...was ich glauben soll. "Wieso sollte ich dir glauben...nur weil diese Anika so etwas gesagt hat, heißt das doch noch lange nicht, dass es auch so ist...Du hast genug Gelegenheiten, wenn ich auf der Arbeit bin...! Oder willst du etwa behaupten, dass unsere Begegnung der magische Moment war in dem du erkannt hast, dass alles was du tust falsch ist?! Dann ist das also deine Art dein Leben voll auszukosten?", schreie ich ihn an. Ich kann es nicht aufhalten. Es sprudelt einfach so aus mir herraus. Völlig unwillkürlich...aber das ist keine Entschuldigung. Wieder ein Knurren. Diesmal ist es ziemlich wütend. "Stimmt, das klingt wirklich unglaubwürdig! Aber ich werde dir meine Glaubwürdigkeit beweisen! Ich werde alle deine Zweifel beseitigen!" Nein...Ellis! Du wirst doch nicht... Ich muss mich wehren! So will ich das nicht! Ellis küsst mich stürmisch. Ist das seine Art meine Zweifel zu beseitigen? Eigentlich müsste ihm doch klar sein, das, dass die Zweifel nur noch schlimmer machen könnte. Das eben klang so, als wolle er mir seinen Willen aufzwingen, indem er mich einfach... Er zieht mir das Shirt über den Kopf und küsst sich über meinen Körper. "Ellis! Nicht!...Ich will nicht!", versuche ich mich zu wehren und will ihn von mir stoßen. "Nein! Ich lasse es nicht mehr zu, dass du mich von dir stößt! Ich will dich! Ich liebe dich! Ich will, dass du dich an mich erinnerst, mit jeder Faser deines Körpers und deiner Seele!", haucht er gegen meine Brust und leckt neckisch über meine Brustwarze. Dann knabbert er daran und liebkost die andere mit seinen schlanken Fingern. Ich versuche mein Stöhnen zu unterdrücken in dem ich meine Lippen fest auf einander presse. Das gelingt mir allerdings nur solange, bis er seine Hand unter meine Boxer schiebt und mich massiert. Ich muss aufkeuchen. Das geht alles plötzlich so schnell...! Viel zu schnell! Dieser Ignorant! Das Alles macht mich so wütend! So wahnsinnig wütend! Auf einmal spüre ich eine irre Kraft mir mir, die sich in mir sammelt und mich dazu bringt Ellis endlich von mir zu stoßen! "Idiot! Arsch! Vollhonk!", fluche ich laut und gereizt. "Ich sagte das ich das nicht will!", knurre ich und zerre mein T-Shirt wieder über meinen Körper. "Glaubst du etwa ernsthaft, das ich dir glaube, wenn du solche Aktionen bringst!?" Ellis sieht mich erst entrüttet an und dann mit einem verärgerten Knurren zur Seite, ehe er seinen Blick wieder in meine Richtung dreht. "Und was soll ich deiner Meinung nach tun?! Es ist doch völlig egal was ich tue! Du mit deinem Sturkopf glaubst mir doch eh kein Wort! Völlig egal ob ich dich aufziehe, freundlich zu dir bin, oder gar nichts tue...das scheint alles keinen Unterschied zu machen. Am Ende...gibt es immer irgendetwas was dich misstrauisch macht!", nörgelt er angesäuert. "Als wir letztens darüber gesprochen haben, dachte ich eigentlich, dass wir über den Status des Misstrauens hiweg sind. Und was war mit gestern? Da wolltest du doch noch unbedingt von mir geküsst werden und schienst dich total wohl zu fühlen...Trotzdem tust du jetzt wieder so, als sei ich ein Monster und hälst mich weiter auf Abstand! Zeigst mir null Vertrauen! Was soll das?!" Ich beiße mir auf die Unterlippe. Mir fehlen die Worte, als ich bemerke, was er mir gerade vor Augen führt. Ich muss mir eingestehen...dass er sich wirklich mühe gegeben hat. Auch wenn er manchmal rau ist und mich aufzieht...auch wenn ich ihn nicht immer verstehe...ist er doch der Einzige der mir ein zu Hause gegeben hat. Ja...ich bin doch bei ihm geblieben, weil ich mich hier zu Hause fühle! Und...ich habe festgestellt, dass ich ihn tatsächlich auch mag. Das habe ich fast wieder verdrängt. Wir haben uns geküsst... mit einander geschlafen... Ich habe seine Wärme gespürt...bin in seinen Armen eingeschlafen. Bekomme Herzrasen in seiner Nähe... Und dennoch.. Wieso fällt es mir nur so verdammt schwer? Wieso kann ich ihm nicht einfach sagen, wie ich fühle? Die Vergangenheit sitzt mir wohl doch noch sehr im Nacken, aber... ....Es sind doch nur drei Worte! Oliver! Ich mag dich... Jetzt überwinde doch endlich diese Angst! Ellis ist anders! Anders als mein Vater, meine gefakete Familie, oder Frederic! Seid ich hier lebe,...wurde ich nicht wie ein Fußabtreter, sondern wie Mensch behandelt. "Oliver? Oliver! Wieso weinst du?" Ein lautes Schluchzen. "Weil ich es einfach nicht über die Lippen bringen konnte...Die ganze Zeit über habe ich aus Angst meine Gefühle verdrängt! Dabei...dabei...!" Ich wische mir die Tränen weg. "Dabei was?", will er wissen. "Ich....ich mag dich doch auch...und...ich will gar nicht von hier weg!", erkläre ich ihm stockend und rot im Gesicht. Ellis sagt eine ganze Weile lang nichts. Nicht mal sein Gesicht sagt irgendwas aus. Doch dann... "Heißt das also, du vertraust mir?" "Ich arbeite daran...", murmle ich. Das, was ich mir erwarte ist ein Murren darüber das ich keine präzise Antwort gebe, aber es kommt nichts dergleichen, sondern nur ein Lächeln. Er streichelt mir sanft die Haare aus dem Gesicht, dann einige neu, aufkommende Tränen. "Okay...du siehst müde aus, lass uns schlafen.", schlägt er vor. Ellis überrascht mich immer wieder. Immer wenn ich denke, dass er mich bestimmt gleich küsst, oder irgendwie anders fordernder oder besitzergreifender reagiert...tut er das Gegenteil von dem was ich erwarte. Durchschaut er mich so sehr? Oder nimmt er einfach nur Rücksicht. Ich werde nicht schlau aus ihm. Aber aus mir selbst auch nicht. Wir rollen uns getrennt in unsere Decken ein. Doch mir will einfach nicht warm werden. Ellis liegt mit dem Rücken zu mir. Nicht mal ein Meter trennt uns von einnander. Trotzdem ist das nicht nah genug! So langsam wird mir klar, wie sehr ich mir wünsche, dass er sich zu mir umdreht und mich in seinen Armen festhält. "Ellis, schläfst du schon?" Zu hören ist nur ein leises Grummeln. Also schläft er nicht. Ganz sicher! Aber er scheint keine Lust zu haben mir zu antworten. Bestimmt weil er müde ist. Ich schürze die Lippen. Es hilft also alles nichts! Wenn ich also das bekommen möchte, was ich mir wünsche muss ich es selbst in die Hand nehmen! Es ist wie gestern...auch da musste ich die Initziative ergreifen...Ich darf meinen Mut nicht verlieren. Ich rücke näher an ihn ran und lege meinen Arm von hinten um seinen Bauch und vergrabe meine Hand in seinem T-Shirt. Meine Stirn presse ich sanft gegen seinen Rücken. "Was wird das?", höre ich seine kühle Stimme leise brummen. "Was wohl, ich kuschel mich an dich, weil mir kalt ist.", murmle ich gegen seinen Rücken. "Oliver...bitte lass das.", murrt er und löst meine Hand von seinem T-Shirt. Ich beiße mir auf die Unterlippe und weiche keinen Centimeter von ihm. Das tue ich, weil ich weiß, warum er das sagt. "Sagst du das, weil du dich sonst nicht zurückhalten kannst?" "Ja.", antwortet er ohne jedes Zögern. Ich schlucke schwer und presse mich dicher an ihn. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt...dann... "Ellis...als wir uns damals wieder begegnet sind...wollte ich niemandem je wieder mein Herz schenken und habe dir kein Stück vertraut. Ich dachte, ich gehe mit dir und wenn es mir zu viel wird gehe ich einfach wieder. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich bleiben würde. Aber irgendwann habe ich gemerkt...das diese Wohnung mein zu Hause geworden ist. Das ohne dich alles einsam ist.... Selbst als ich bei Victor übernachtet habe, habe ich mir gewünscht das du bei mir bist!", gestehe ich ihm und spüre wie seine Hand die, die meine bis eben noch so konsequent wegschieben wollte, wieder fest an an seinen Körper drückt. "Mein Herz weiß das schon lange, aber ich hatte Angst...Angst, dass du mich irgendwann nicht mehr bei dir haben willst und einfach wegwirfst. Und bevor das passiert, wollte ich lieber ohne diese Gefühle leben, um nicht verletzt zu werden...Nur ohne dich zu leben...das ist für mich unvorstellbar geworden. Ich will doch das du mich in den Arm nimmst und festhälst...", mir kommen die Tränen und ich werde immer verzweifelter und lauter. Meine Gefühle sprudeln einfach so aus mir herraus. So wie ich sie noch nie über die Lippen bringen konnte. Mein ganzes Leben lang habe ich mich nie so verzweifelt und so lebendig gefühlt. Plötzlich ist mir die ganze Vergangenheit, alles was Ellis mir angetan hat vollkommen egal, weil ich.... "Darum...darum...möchte ich nicht einfach nur eine Abwechlung für dich sein! Ich möchte von dir geliebt werden! Weil ich...Weil ich dich doch auch liebe!", offenbare ich mit wild klopfendem Herzen und sicherlich schon wieder tomatenroten Wangen. Endlich...endlich ist es raus und mit einem Mal spüre ich wie Ellis sich zu mir umdreht und mich so zärtlich küsst, dass es mir einfach sämmtliche Sprache verschlägt. Dabei hält er mich in seinen wärmenden Armen und mein ganzer Körper reagiert mit einem Kribbeln und einem Schauer, der den nächsten jagt. Mir wird so warm, so heiß, dass ich es kaum noch aushalte...und da ist es wieder. Dieses gute Gefühl...von Wärme und Geborgenheit. An diesem Tag habe ich erkannt, dass die Angst all die Jahre mein gröster Feind war. Es ist das erste Mal, dass ich meine Gefühle so frei herraus sagen konnte...Das sie so echt und lebhaft sind. Der zu sein, der man ist...und trotzdem geliebt zu werden...ist glaub ich das größte Glück... Epilog: Glück! -------------- „Hey ihr Beiden, jetzt kommt schon! Wenn ihr so trödelt ist gleich alles voll!“, meint Victor, der mit Mikosch bereits einige Meter vor uns ist. Ellis ist jedoch alles andere als gut gestimmt und ist nicht gewillt schneller zu gehen. „Sag mal, warum müssen die eigentlich mitkommen?“, brummt er. „Na weil sie das gleiche Ziel haben. Es wäre doch unsinnig getrennt zu gehen, wo wir uns doch kennen. Außerdem ist Victor ein guter Freund geworden und auch mit Mikosch verstehe ich mich gut. Dazu kommt, das es das erste Mal ist, dass ich das neue Jahr mit Menschen begrüße, die mir wichtig sind und…denen ich nicht egal bin.“, erkläre ich ihm. Dabei drücke ich seine Hand und presse die Lippen fest auf einander. Ich traue mich nicht ihn anzusehen. Denn in Wirklichkeit…habe ich Angst, dass, das Alles vielleicht doch nur ein Traum ist, aus dem ich aufwachen könnte. Wenn es so sein sollte, dann…wäre mein aller größter Wunsch… Plötzlich höre ich ein leises kichern. „Was…Was gibt es denn da zu lachen Ellis!?“, erwidere ich empört. Mein Kopf dreht sich zu ihm hoch und schon kreuzen sich unsere Blicke. Ellis kichert nicht mehr vor sich hin, aber auf seinen Lippen ist noch ein sanftes Lächeln zu sehen. Seine Augen blicken tief in meine und mir stockt der Atem. Dann drückt er mich fest in seine Arme. „Ellis…?“, frage ich. „Merke dir eines…von nun an, wirst du nie mehr allein sein! Denn, ob du willst oder nicht, du wirst mich nicht mehr los! Das verspreche ich dir!“, gibt er mir zu verstehen. Für den Bruchteil einer Sekunde halte ich den Atem an, bis mir mal wieder die Tränen kommen. Man, was bin ich nur für eine Heulsuse geworden. Zu meiner Überraschung, hat Ellis keinen einzigen fiesen Spruch übrig, sondern drückt mich einfach nur noch fester an sich und schließlich küsst er mich und schaut mir erneut tief in die Augen. Seine Hand wischt sanft meine Tränen weg. „Lass uns zu den Anderen gehen.“ Ich lächle ihm glücklich entgegen. Wir machen uns auf den Weg zu den Anderen. Wenige Meter weiter, an einem Geländer, stehen auch schon Victor und Mikosch. Als sie uns bemerken winken sie uns entgegen. Kaum das wir da sind, nehmen Victor und Mikosch mich schon unter die Lupe und schauen zwischen Ellis und mir hin und her. „Sag bloß, du hast ihn schon wieder zum weinen gebracht!“, erfassen sie synchron und drücken mich zu zweit an sich. „Hey! Finger weg!“, knurrt Ellis und zieht mich wieder zu sich. Ich kann nicht anders als zu lachen. Denn… ich bin glücklich. „Hey seht mal!“ Mikosch zeigt mit dem Zeigefinger in den Himmel. Unsere Köpfe drehen sich alle samt in die gleiche Richtung. Über uns leuchtet ein fröhliches Feuerwerk in den buntesten Farben und läutet ein neues Jahr ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)