10 Tage von Naralessa (und die Welt steht Kopf) ================================================================================ Kapitel 7: Tag 7: Zeit ---------------------- Tag sieben: Zeit Die Beine eng an ihren Körper gepresst saß Kagome unter dem großen Kirschbaum im Garten. Sie hatte die ganze Nacht lang über die Worte der anderen nachgedacht und je mehr sie überlegte desto mehr begriff sie, was es bedeutete. Sie war daran schuld, dass alles in dieser Zeit langsam aus den Fugen geriet. Die Zeit war nicht dazu gemacht durchsprungen zu werden, es sollte nicht sein! Wer wusste schon, was sie alles angerichtet hatte, alleine, weil sie auch nur einen Grashalm im Mittelalter umgeknickt hatte. Wer wusste schon was sich deswegen in 500 Jahren alles verändern würde. Und wen sie alles geheilt hatte, der eigentlich tot gewesen wäre, vielleicht war sie daran schuld, dass heute ganze Familien ausgerottet waren, weil sie damals einen Massenmörder vor dem Tod bewahrte. Die Zeit... nie hatte sie darüber nachgedacht, dass ihre Ausflüge sich irgendwie auf das `Jetzt´ auswirken würden, auch wenn es doch so offensichtlich war. Am Nachmittag suchte sie abermals Rin auf „Wieso du nicht?“ Rin sah auf und lachte „Wieso es keine Auswirkungen auf mich hat? Kagome- chan du solltest wissen, dass ich trotz meines Alters ein Mensch bin.“ Kagome legte den Kopf fragend schief „Auch du hast die Zeit überdauert, auch wenn ihr mir nie erzählen wolltet wie ihr das geschafft habt, aber darum geht es jetzt nicht.“ Rin seufzte und legte ihr Buch beiseite „Menschen sind nicht dafür geschaffen so lange zu leben. Wir nennen die Youkai unsterblich, weil wir uns nicht vorstellen können, wie lange die Zeit ist. Auch wenn mir ein solches Leben wie das ihre gegönnt wurde, so bin und bleibe ich ein Mensch, mit dem Denken eines Menschen, ich habe kein Gefühl für die Zeit.“ Kagome ließ sich in den Sessel sinken, sie verstand es nicht, sie hatte aber auch das Gefühl, das einfache Menschenmädchen wie sie, es gar nicht verstehen sollten. „Sag mir Rin, habe ich denn überhaupt noch eine Wahl, zwischen jetzt und gestern.“ sprach Kagome ihre Befürchtung aus. Wenn ihre Ausflüge in die Vergangenheit das Zeitgefüge schon durcheinander brachten, wie konnte es dann möglich sein, dass sie in der anderen Zeit lebte? Der Gedanke Sango, Miroku und vor allem Inuyasha nie wieder zu sehen brach ihr schier das Herz. Doch Rin lächelte aufmunternd „Solltest du dich für die Vergangenheit entscheiden und dort bleiben, dann wird sich die Zeit daran gewöhnen, du wirst einen neuen Platz in der Welt bekommen. Also, ja Kagome- chan, du hast eine Wahl.“ „Ich kann doch nicht einfach verschwinden, als hätte ich in dieser Zeit nie existiert.“ murmelte die Miko leise. Rin lachte „ So wird es auch nicht sein, niemand wird dich vergessen, man wird Fragen stellen wo du bist. Doch was sollen sie schon tun? Wer außer den Youkai wird an eine Zeitreise glauben? Und die Youkai interessiert der Verbleib eines Menschenmädchens in der Regel nicht.“ „Meine Familie...meine Freunde... ihr! Ich kann euch doch nicht einfach vergessen!“ „Wir würden es dir auch ziemlich übel nehmen, würdest du das tun!“ Kagome drehte den Kopf und sah sich mit Ship, Kagu und Ran konfrontiert. Ship grinst und ließ sich ihr gegenüber fallen „Wir wissen doch alle längst, dass du einen Teil deines Herzens drüben gelassen hast, man sollte nicht mit gesplittertem Herzen leben. „ Er wischte ihren Einwand mit der Hand beiseite „Den Teil deines Herzens, den du glaubst hier zu haben kannst du gerne mit nach drüben nehmen, auch den Teil, den du einem Kühlschrank zu Füßen legen wolltest.“ fügte er mit einem eindeutigen Blick hinzu und Kagome errötete peinlich berührt. „Du hast deine Entscheidung doch schon seit einer Ewigkeit gefällt, du willst nur nicht loslassen.“ lächelte Kagu und Kagomes letzter Widerstand brach. Mit jeder Stunde die sie länger zögerte, brach das Zeitennetz mehr, sie sollte dafür sorgen, dass es wieder heilen konnte. Der Weg nach Hause war ihr noch nie so lange vorgekommen, so lange und so trostlos. Das Haus, das sie am Ende ihres Weges erwartete bot eine angenehme Geborgenheit und Kagome wusste sie würde es nie vergessen. Langsam schritt sie durch den langen Flur, fand ihre Mutter und ihren, inzwischen sehr tatrigen Großvater im Wohnzimmer. Ihre Mutter lächelte und eine Träne perlte über ihre Wange. Sie wusste schon lange, dass Kagome gehen würde und sie wünschte ihrer Tochter alles Glück der Welt. Lange lagen sie sich in den Armen und weinten stumm. Kagome wollte den Moment hinauszögern, in dem sie ihre Mutter gehen ließ, es war so endgültig, sie wollte ihre Tränen unterdrücken. Doch mit jeder Minute die verging sickerte die Erkenntnis mehr und mehr zu ihr durch, dass sie ihre Heimat, ihre Freunde und ihre Familie niemals wiedersehen würde, wenn sie dieses Mal durch den Brunnen sprang. Doch irgendwann schob ihre Mutter sie einfach von sich weg, trocknete ihre Tränen und reichte ihr mit den Worten „Werde glücklich.“ ihren großen gelben Rucksack. Langsam und alleine ging Kagome also noch ein letztes Mal über den Hof zu dem Brunnen voller Zweifel in ihrem noch so jungen Herzen. Sie war kurz davor einfach ins Haus zurück zu rennen, doch vor dem kleinen Brunnenhäuschen erwartete sie eine Überraschung „Was macht ihr denn hier?!“ platzte es aus ihr heraus, wobei sie ihre Freude über die Anwesenheit von V.H, Ship, Rin, Kagu und Ran nicht leugnen konnte. „Wir kommen mit dir, einmal.“ kam die trockene Aussage Ships. „Wir wollen dir eine letzte Chance geben zurückzukehren, denn wenn wir gehen, werde wir den Brunnen hinter uns versiegeln und die Brücke durch die Zeit ist damit ein für alle Mal verschlossen. „ erklärte Ran und Kagome brach schon wieder in Tränen aus. Als wäre ihr eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen worden, fiel ihr der Sprung durch den Brunnen nun um so viel leichter. Auch wenn sie sich noch ein letztes Mal mit einem skeptischen Blick umdrehte „Ihr wollt doch nicht wirklich mit diesen Klamotten ins Mittelalter?“ V.H. hob zur Antwort nur eine Augenbraue und strich liebevoll über seinen schwarzen Ledermantel. Hosted by Animexx e.V. 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