10 Tage von Naralessa (und die Welt steht Kopf) ================================================================================ Kapitel 10: Tag 10 : Leben -------------------------- Tag Zehn: Leben Die Grillen zirpten leise, mit das einzige Geräusch, das zu hören war. Kagome saß mit angezogenen Beinen etwas Abseits. Sango saß neben ihr, sie hatte der Geschichte ihrer Freundin aus der Neuzeit schweigend gelauscht. Jetzt umfing Stille die beiden Frauen. Sango befand es nicht für gut sie jetzt schon nach einer Entscheidung, oder sonst etwas von Bedeutung zu fragen. „Wieso nennst du ihn so komisch?“ Kagome sah fragend auf. „Sesshomaru. Wieso nennst du ihn... Wi eytsch?“ Kagome musste auflachen, als sie Sangos Aussprache Versuch lauschte. Englisch war hier im Mittelalter leider überhaupt nicht bekannt, wie Kagome schon des öfteren mitbekommen hatte. Umso schwerer war es auch immer gewesen ihren Begleitern zu erklären was Kagome damit meinte wenn sie Sachen wie 'cool ' oder ' chillen ' sagte, Wörter, die in ihrer Welt alltäglich waren. Sie schmunzelte immer noch und überlegte, wie sie Sangos Frage am besten beantworten konnte. Als sie Sesshomaru das erst Mal in ihrer Welt begegnet war, nannten ihn die Anderen schon V.H., sie hatte das lediglich aufgegriffen. Vor allem auch, weil dieser Name ihn als Frontmann von ' the Others ' auszeichnete. „Weißt du, V.H. ist eine Abkürzung. Lass mich lügen, ich glaube das steht für seinen Nachnamen: von Halen. Seine erste Frau hieß so, soweit ich das mitbekommen habe.“ Angestrengt runzelte die junge Frau aus der Neuzeit die Stirn und nickte schließlich, ja doch, sie meinte so habe Rin ihr das einmal erklärt. Sango nickte „Und wieso soll ich dich lügen lassen?“ Kagome hielt verblüfft inne und starrte die Ältere einen Moment lang unwissend an, bis ihr wieder einfiel, was sie kurz vorher gesagt hatte. Wieder wurde ihr bewusst, was der kurze Umgang mit ihren Freunden aus dem 21. Jahrhundert für einen Einfluss auf sie hatte. Bevor sie wieder auf sie getroffen war, hatte sie immer versucht zu vermeiden solche Sätze im Mittelalter zu formulieren. Vor der falschen Person konnte diese kleine Nebensächlichkeit den Tod bedeuten. Jetzt winkte Kagome nur lächelnd ab „Das bedeutet lediglich, dass ich mir selbst im ersten Moment nicht ganz sicher war.“ erklärte sie, in der Hoffnung Sango hakte nicht weiter nach, tat sie nicht. Zumindest nicht was Kagomes Ausdrucksweise anging. „Was ist mit Rin? Soweit mir bekannt ist, ist sie menschlich. Wie kann sie da noch leben?“ Kagome schwieg wieder, sie wusste, dass diese Frage kommen musste „Ich weiß es nicht.“ Sie sah zurück in das Gesicht der Dämonenjägerin „Ich weiß es wirklich nicht, oder habe nie ganz verstanden, wie das geht. Aber so viel ist sicher, sie ist und bleibt ein Mensch, ein Mensch mit einer sehr hohen Lebensspanne.“ Sango lächelte und nickte, wer wusste schon, zu was Dämonen wirklich alles fähig waren. Sie stand auf und deutete Kagome mitzukommen, sie war neugierig Kagomes Neuzeitfreunde kennen zu lernen. Gemeinsam kehrten sie zum Lagerfeuer zurück, dass die Anderen während ihrer Abwesenheit entzündet hatten. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Ship hatte sein jüngeres Selbst auf dem Schoß und kitzelte dem Kleinen verspielt den Bauch, was dieser sich kichernd gefallen ließ. Miroku saß natürlich zwischen Ran und Kagu, während er Rin gerade seine Kunst des Handlesens vorführte. Inuyasha stand vor V.H. der den Jüngeren mit einer Hand auf Abstand hielt während er misstrauisch den Mönch beobachtete, der gerade Hand an 'sein kleines Mädchen' legte. Kagome kicherte leise und bekam sofort die Aufmerksamkeit der gesamten Truppe. Inuyasha erschlaffte in seinen Bemühungen und stand nun leicht schräg gegen die Hand seines Bruders gelehnt da. Besagter nickte den beiden Frauen leicht zu „Ich bitte dich Kagome, such dir doch etwas mit Hirn.“ murmelte er dann, ehe er seine Hand zurückzog und Inuyasha fluchend zu Boden krachte. Vorsorglich begab sich V.H. dann zu 'seinen' Damen und setzte sich dazwischen, den Mönch mit einem kalten Blick verscheuchend. Die Handlesefähigkeiten des Heiligen hatten den Inu-Youkai offensichtlich nicht überzeugt. Kagome lächelte noch einmal in die Runde, dann verschwand sie wieder im Wald, es galt noch eine Entscheidung zu fällen und dafür fehlte ihr noch ein bestimmtes Gespräch. Gespannt beobachteten die Zurückgebliebenen den Hanyo, der beleidigt mit dem Rücken zum Lagerfeuer saß und damit die auffordernden Blicke nicht mitbekam. Ein Knurren ließ ihn herumfahren. Sesshomaru sah ihn wieder so abschätzend an. „Was?!“ fauchte er, an ihn und auch die anderen Gaffer gewandt. „Geh schon hinterher, sie wartet auf dich.“ fauchte Ran ungeduldig zurück, wie konnte man nur so schwer von Begriff sein?! Inuyasha verstand noch immer nicht und legte nur den Kopf schief. Sesshomaru rollte mit den Augen, das konnte doch nicht wahr sein, alles musste man selber machen! Mit einem Satz war er auf den Beinen, packte sich ein Ohr des verblüfften Hanyo und zog das protestierende Etwas hinter sich her. Zufrieden kehrte er dann zum Lager zurück, jetzt mussten die beiden nur etwas Zeit für sich haben und schon war das Problem gegessen dachte er, zufrieden dass er sich jetzt nicht mehr damit herum plagen musste. Er stockte und starrte den verlassenen Lagerplatz an... das konnte jetzt einfach nicht wahr sein! Auf dem Absatz kehrt machend folgte er dem eben gegangenen Weg zurück. Er musste nicht lange suchen um die Verschwundenen zu finden. Dicht aneinandergedrängt kauerten sie hinter einem Busch und starrten den Hanyo und das Menschenmädchen erwartungsvoll an. Er musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass Inuyasha sofort verschwinden würde, wenn er die Beobachter jetzt bemerkte und dann dürfte er sich wieder das Gejammere von Kagome anhören! Unbarmherzig packte er die erstbesten Ohrenpaare, die er zu fassen bekam und zog sie nach hinten, darauf bedacht auch ja keinen Laut zu verursachen, war sowieso schon Wunder genug, dass der Halbhund noch niemanden gerochen hatte. Einen nach dem anderen verfrachtete der ehemalige Youkaifürst die neugierigen Freunde zurück zum Lager und sorgte auch für den Rest der Nacht dafür, dass es niemand mehr verließ, zum großen Verdruss der Gefangenen. Sesshomaru war zufrieden, noch als er den letzten eben gepackt und fort geschleift hatte, bemerkte er aus dem Augenwinkel das eng umschlungene Paar, das von der Welt um sich herum nicht mehr viel mitbekommen hatte. Wahrscheinlich hätten sie in diesem Moment alle um die beiden herumstehen können und sie hätten trotzdem nichts mitbekommen. Das wäre also entschieden. Kagome saß am Fluss und betrachtete verträumt die Wasserspiegelung. Wieso konnte das Leben nicht immer so einfache sein? Ihr war bewusst, dass ihr ein weiterer schwieriger Part bevorstand. Sie musste ihrem Leben 'lebe wohl' sagen, ihren Freunden 'lebe wohl' sagen. Die Schönheit des Augenblickes verflog, Schmerz griff nach ihrem Herzen. Wieso konnte das Leben nicht einfach sein? Ihre Beine waren wie Blei, als sie sich zum Knochenfresserbrunnen schleppte. Alle standen sie versammelt davor, ihre Freunde der Neuzeit und ihre Freunde des Mittelalters. Sango lächelte sie an, doch Kagome wandte den Blich ab. Sie schlürfte zu Rin, Kagu und Ran. Ihre Hände zitterten, bemüht versuchte sie die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Sie wollte nicht zurückblicken, konnte es nicht. Sie suchte Halt in den Augen Rins, die ihr gütig entgegenblickten. Ihr Fall wurde von einer sanften Umarmung aufgefangen. Ihre Schultern zuckten vor unterdrückten Schluchzern und dann kamen die Tränen und wieder einmal wurde Kagome bewusst, wie wenig sie sich eigentlich entschieden hatte, dass ihr Herz sich nicht entscheiden konnte, nicht wollte. Sie löste sich von Rin und drehte sich um, begegnete dem fragenden Blick Inuyashas, der die Verzweiflung in ihren Augen sah. Er schüttelte langsam den Kopf und seine Augen weiteten sich entsetzt, als er die Entschuldigung in den braunen Augen Kagomes entdeckte. Er streckte seine Hand nach ihr aus, ein gehauchtes 'Nein' erreichte ihre Ohren. Sie wich einen Schritt zurück, stieß gegen ein Hindernis. V.H., der sie daran hinderte zu fliehen. Eine Hand strich ihr bestimmt die Tränen von den Wangen. Rin hielt ihr Gesicht gefangen und lächelte „Gehe deinen Weg Kagome, vergiss uns nicht und trage ein Lächeln im Gesicht, wenn du an uns denkst.“ Ihre Augen weiteten sich, dann überrollte sie Erleichterung. Ein letztes Mal umarmte sie alle ihre Freunde aus der neuen Zeit. Sie hatten ihr die Entscheidung abgenommen, wahrscheinlich war ihnen von Anfang an klar gewesen, dass sie bleiben würde. Sie drehte sich um, bereit ihr neues Leben zu beginnen. Ihr letztes Zögern wurde von einem kräftigen Stoß in den Rücken hinfort gewischt. Lachend viel sie in Inuyashas Arme, der seinem Bruder zum ersten Mal im Leben unsagbar dankbar war. Lautlos verschwanden die Wesen der Neuzeit im Brunnen, hinterließen ein letztes Lächeln und waren fort. Sesshomaru drehte sich noch einmal um, betrachtete die zierliche Gestalt der jungen Priesterin, die glücklich in den Armen ihres Liebsten lag. Seine Mundwinkel zuckten nach oben „Bis in fünfhundert Jahren kleine Kagome.“ hauchte er leise dem Wind entgegen und verschwand in einem blauen Leuchten. Es war ein regnerischer Tag als sie wieder ihre Zeit betraten. Vor dem Brunnenhäuschen wartete bereits ein junges Paar unter einem Regenschirm. Lachend wurde es begrüßt, braune warme Augen blickten V.H. entgegen. Ein stummes 'du hast es immer gewusst' darin. Er wusste nicht, ob es ein Vorwurf sein sollte, jetzt aber lächelte er nur: Sicher hatte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)