Chihiro und Kohaku von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Der See im Wald -------------------------- So, jetzt habe ich das neue Kapitel abgeschlossen. Es ist ein bisschen länger geworden, als ich wollte, aber ich denke mal, da wird wohl keiner was dagegen haben. Viel Spass beim Lesen Der See im Wald Seit einer Stunde schon lag Chihiro bereits wach im Bett, war aber immer noch zu faul, um endlich aufzustehen. Lieber döste sie noch eine Weile vor sich hin, denn Ayaka und Ichiyo wollten erst um 10 Uhr kommen. Dabei es war gerade erst einmal halb neun. Wenn sie hier so lag, nahm sie ihren chronischen Hunger kaum wahr und konnte ihren Gedanken nachhängen. Sie wohnte nun bereits ein dreiviertel Jahr in dem neuen Haus und fühlte sich richtig wohl, obwohl ihre Eltern an allen Ecken und Enden knapsen mussten und sie ihre Freundin Risa aus Tokyo immer noch vermisste. In den nächsten Tagen wollte sie Risa auch mal wieder anrufen, aber heute war Samstag und die Sommerferien hatten vor einer Woche begonnen, so dass sie Risa heute wohl nicht erreichen würde. Sie würde den ganzen Tag unterwegs sein, wie sie sie kannte. Das Hausverwaltungsgewerbe ihres Vaters brachte jedenfalls noch zu wenig Geld ein, um alle laufenden Kosten zu bezahlen. Größter Posten dabei war natürlich ihr Essen, was so viel zu Essen war, wie eine fünfköpfige Familie zusammen am Tage verbrauchte. Ach ja, und natürlich ihre Schulgebühren. Ihre Mutter hatte deshalb einen Job als Kassiererin in dem Konbini in der Nähe angenommen, mit dem zusätzlichen Vorteil hatte, dass sie die Nahrungsmittel zum Angestelltenpreis kaufen konnte. Zu ihrem elften Geburtstag vor zwei Wochen hatte sie jedenfalls nur ein Paar neue Schuhe bekommen und den vierten Band von Harry Potter. Aber außer neuen Schuhen brauchte sie auch keine neuen Kleider, denn ihre alten passten ihr noch immer, weil sie, seitdem sie hierher gezogen waren, gerade mal einen Zentimeter gewachsen war. Ihren Eltern war sie deshalb nicht Böse, denn sie verstand, dass sie nicht mehr so viel Geld hatten wie früher, als ihr Vater noch seinen gut bezahlten Job im Architekturbüro gehabt hatte. Es hätte ihre finanzielle Situation erheblich verbessert, wenn jemand das nur Essen für sie bezahlt hätte. Leider weigerte sich die Krankenkasse aber hartnäckig, es zu bezahlen, denn auch wenn es eine medizinische Indikation für ihre erhöhte Nahrungsaufnahme gab, so vertrat sie den Standpunkt, dass Nahrungsmittel nun einmal keine Arzneimittel seien und außerdem gäbe es keinerlei Hinweise darauf, an was für einer Krankheit sie denn leiden würde, geschweige denn, ob sie überhaupt krank währe. Ihr Vater hatte deswegen bereits einen Prozess gegen die Krankenkasse angestrengt, wobei er auf die Schützenhilfe von Dr. Ito hoffte. Dieser hatte in verschiedenen Fachzeitschriften bereits Artikel über den Fall veröffentlicht und auf mehreren Symposien darüber vor Fachkollegen darüber referiert. Zudem hatte er ihrer Krankheit den Namen "hyperkalorisches metabolisches Syndrom" gegeben oder auch kurz "Itosyndrom". Wenn es eine "offizielle" Krankheit war, würde die Kasse schon zahlen müssen! Sie fand den Namen "Itosyndrom" jedenfalls ungerecht. Wenn überhaupt hätte ihre Krankheit "Oginosyndrom" heißen sollen, zudem sie sich ja gar nicht krank fühlte, sondern hatte einfach nur andauernd Hunger hatte. Aber wenn Dr. Ito ihnen vor Gericht helfen konnte, dass die Krankenkasse das Essen für sie bezahlen musste, dann durfte er es ihretwegen auch "Itosyndrom" nennen. Der Prozess zog sich nun schon über mehrere Monate hin und wurde von der Krankenkasse immer wieder hinausgezögert, wohl in der Hoffnung, dass sie irgendwann klein beigeben würden. Aber da kannten sie ihren Vater schlecht. Der war schließlich als Student mehrfach Universitätsmeister im Sumo gewesen und das wurde man nicht, indem man zurückwich, sondern standhaft war und nach vorne ging. Auf jeden Fall wollte Dr. Ito am Abend vorbei kommen, um mit ihren Eltern seine neuesten Untersuchungsergebnisse zu diskutieren. Er hatte sie ja anfangs jede Woche einmal und später monatlich Untersucht. Die letzte Untersuchung war gerade mal erst eine Woche her. Um viertel vor neun raffte Chihiro sich dann endlich auf, stürmte zuerst nach unten in die Küche, wo eine große Schüssel mit Reisbällchen für sie bereitstand, von denen sie einige sofort verschlang, bevor sie sich waschen ging. Ihre Mutter war bereits in den Konbini gegangen, um dort zu Kassieren, und ihr Vater beaufsichtigte wohl gerade irgendwelche Handwerker in einem der Häuser, die er verwaltete. Um sich die Zeit zu vertreiben, bis Ichiyo und Ayaka kommen würden, wollte sie noch ein wenig Harry Potter lesen. Sie platzierte dafür ihren Plüschtotoro wie üblich auf dem Bett und lehnte sich gemütlich dagegen. Dann holte sie noch die Schüssel mit den Reisbällchen nach oben, um diese nach und nach zu vertilgen. Harry war gerade dabei mit Ron und Hermine für das Trimagische Turnier zu üben und Chihiro dachte daran, was sie letzte Woche gehört hatte. Daran, dass nämlich die meisten Zaubersprüche in dem Buch lateinischen Ursprungs waren. Wie konnte es dann eigentlich sein, dass es den Laden von Mr. Ollivander, in dem Harry seinen Zauberstab gekauft hatte, schon seit 382 vor Christus gab? Die Römer waren doch erst unter Cäsar nach Britannien gekommen, wie sie gelernt hatte, und das war etwa 55 vor Christus gewesen. Wie hatten die Zauberer vorher gezaubert. Jedenfalls nicht in Latein! Und wie war das in China gewesen? Benutzte man dort auch lateinische Zaubersprüche? Oder hier in Japan? Oder im alten Ägypten? Irgendwie erschien ihr das nicht ganz logisch. Wozu musste man überhaupt etwas sagen? Verstand die Magie etwa Latein? Hatte nicht Harry ganz am Anfang ganz ohne was zu sagen und ohne Zauberstab die Scheibe von dem Terrarium mit er Boa verschwinden lassen, so dass Dudley hinein gefallen ist? Chihiro hatte plötzlich wieder dieses intensive Gefühl, dass sie sich eigentlich an etwas erinnern müsste. Vor ihrem inneren Auge blitzte plötzlich das Bild knorriger Finger mit langen, rot lackierten Nägeln auf, die ein paar Gesten machten und so eine Unzahl von Gegenständen durch die Luft fliegen ließen. Einer plötzlichen Eingebung folgend sprang sie auf und ging zu ihrem Schreibtisch herüber. Sie nahm einen Bleistift aus ihrem Mäppchen und suchte dann nach etwas, dass sie als Ersatz für eine Feder benutzen konnte. Am Ende riss sie einfach einen Streifen Papier aus einem ihrer Schulhefte und legte ihn in die Mitte des Schreibtisches. Das müsste genügen. Sie setzte sich auf den Stuhl, wutschte und wedelte mit dem Bleistift und rief laut und wie sie hoffte mit der richtigen Betonung: "Wingardium leviosa!". Natürlich passierte nichts, der Papierschnipsel bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle. ABer das hatte sie auch erwartet. Nach mehreren versuchen seufzte sie und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Dabei legte sie den Bleistift auf den Tisch zurück. Eine Weile starrte sie auf den Papierschnipsel. Dann schloss sie die Augen und versuchte sich den Schnipsel vorzustellen, so wie er auf dem Tisch lag. Vor ihrem geistigen Auge ließ sie ihn von der Tischplatte abheben, höher, immer höher, ließ ihn über sich hinwegschweben und dann in der Mitte des Zimmers verharren. In diesem Moment ertönte die Türklingel. Ayaka und Ichiyo waren da. Chihiro schreckte hoch, als währe sie aus einem Traum erwacht, sprang auf und wollte gerade zur Tür eilen, als sie sah, wie der Papierschnipsel langsam von der Decke herunter schwebte. Verwundert schaute sie zu, wie er langsam kreiselnd zu Boden sank. Dann ging die Schelle noch einmal. "Ich komme ja schon.", rief sie und eilte die Treppe herunter zur Haustür. Draußen standen Ichiyo und Ayaka, beide mit ihren Schulranzen und warteten. Jeder von ihnen hatte zu ihrer Verwunderung noch eine Einkaufstüte dabei. Ayaka trug wieder ihr japanisches Fußballtrikot und hatte ihren unvermeidlichen Fußball unter den Arm geklemmt. Ichiyo hatte kurze Hosen, ein T-Shirt und Turnschuhe mit weißen Socken an. Chihiro fiel aber auf, dass die rechte Socke einen blauen Kringel hatte und die linke einen grünen. Zudem standen seine Haare wirr durcheinander, als wäre er erst vor kurzem aus dem Bett gefallen. "Hallo Ayaka, Ichiyo. Kommt doch herein.", lud Chihiro sie ein. Ayaka marschierte stracks ins Haus, entledigte sich ihrer Schuhe, die sie in das stellte. Dagegen verbeugte Ichiyo sich zuerst artig und brachte seine übliche Entschuldigung hervor: "Guten morgen liebe Chihiro. Entschuldige bitte, wenn ich so unordentlich hier erscheine, aber ich habe leider verschlafen." Dabei fuhr er mit seinen Händen durch seine Haare, die er so versuchte irgendwie zu bändigen. "Ichiyo, du brauchst dich nicht andauern zu entschuldigen, außerdem sind Ferien und es ist doch egal, wie du rumläufst, hauptsache nicht nackig.", versuchte Chihiro ihn aufzumuntern, aber Ichiyo lief bereits wieder rot an. "Na los, jetzt komm schon rein." Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn durch die Tür nach innen. Ichiyo war heute erst das zweite mal bei Chihiro zu hause. Das erste mal war an ihrem elften Geburtstag vor kurzem gewesen. Nachdem auch er seine Schuhe abgestellt hatte, musste Sie ihn fast die Treppe hinauf ziehen zu ihrem Zimmer. Als sie hereinkamen hatte Ayaka ihren Tornister und die Einkaufstasche auf den Schreibtisch gestellt, den Fußball auf den Boden gelegt und sich selbst auf das Bett geschmissen, wo sie gerade zufrieden eines der Reisbällchen mampfte. Staunend blieb er dann wieder im Türrahmen stehen und sah sich mit aufgerissenen Augen um. An jeder freien Stelle im Zimmer hatte Chihiro Blumengestecke aufgestellt, die sie im Ikebana-Kurs aus Trockenblumen gemacht hatte, und im Raum schwebte ein leichter Blumen- und Kräutergeruch. Insgesamt waren es mehr als zwei Dutzend Blumengestecke. "Los Ichiyo, setz dich irgendwo hin, wo du magst.", forderte ihn Chihiro auf, "Deine Sachen stell einfach neben Ayakas auf den Schreibtisch." Sie ging in die Mitte ihres Zimmers, hob den Papierschnipsel auf, der dort immer noch lag und schnipste ihn in den Papierkorb. Dann drehte sie sich um und währe fast mit dem Jungen zusammengestoßen, der beinahe geräuschlos in das Zimmer geschlichen war. "Äh, Chihiro.", sagte er, "Ich habe hier etwas für dich. Ayaka meinte, dass dir etwas Abwechselung von den Reisbällchen gut tun würde." Er hielt Chihiro die Einkaufstüte hin, die sie ihm aus der Hand nahm und hineinschaute. Es waren alle möglichen Leckereien darin, wie Kekse, Bonbons, Kartoffelchips, Schokolade, Erdnüsse, Müsliriegel und anderes. "Oh, äh, ja, daf hätt if ja faft fergeffen.", ließ sich Ayaka vom Bett vernehmen. Sie hatte sich gerade ein weiteres Reisbällchen in den Mund gestopft. Nun sprang sie auf und gab Chihiro ihre Tüte, die sie auf den Schreibtisch gestellt hatte. Die Tüte enthielt ebenso wie die von Ichiyo eine kunterbunte Auswahl verschiedenster Knabbereien. "Hier. Ich hatte gedacht, ich bringe noch etwas mehr mit, sonst has du ja doch wieder alles bis morgen aufgegessen.", meinte sie, setzte sich auf die Bettkante und nahm sich ein weiteres Reisbällchen aus der Schüssel, wobei sie Chihiro leutselig anschaute, "If nehm mir nof ein Paar, ja? Hab nämmif niftf Gefrühftückt." "Oh, Ichiyo, Ayaka, das währe doch nicht nötig gewesen. Aber trotzdem vielen dank.", strahlte Chihiro, "Wollt ihr was zu Trinken haben? Und äh Ichiyo, du darfst dir gerne auch ein paar Reisbällchen nehmen, wenn du Hunger hast. Die hängen mir sowieso zum Hals raus." Ichiyo und Ayaka bejahrten dies, so dass Chihiro nach unten in die Küche ging, um etwas zu Trinken zu holen. Alle drei waren sie jetzt in der sechsten Klasse der Grundschule. So langsam rückten damit die Abschlussprüfungen immer näher und somit die Versetzung auf die Mittelschule. Um auf eine gute Mittelschule gehen zu können musste man bei diesen Abschlussprüfungen ein möglichst gutes Ergebnis erzielen. Deshalb hatten Ichiyos und Ayakas Eltern ihre Kinder auf eine Juku, eine Paukschule geschickt, die sie auf diese Abschlussprüfungen vorbereiten sollten. Währen der Sommerferien mussten Ichiyo und Ayaka jetzt jeden Tag in der Woche, Montags bis Freitags dort acht Stunden lang die Schulbank drücken, natürlich gegen Bezahlung. Diese Rundumbetreuung der Kinder war allerdings so teuer, dass Chihiros Eltern sich dies im Moment einfach nicht leisten konnten, so dass sie sich alleine auf die Prüfungen vorbereiten musste. Um Chihiro zu helfen, hatten sich Ayaka und Ichiyo bereit erklärt, am Wochenende zusammen mit Chihiro den Stoff durchzugehen, den sie während der Woche in der Paukschule eingetrichtert bekommen hatten. Sie hatten verabredet, von zehn Uhr morgens bis sechs Uhr abends lernen und danach noch zusammen schwimmen zu gehen. Ayaka hatte nämlich von einem wunderschönen kleinen See mitten im Wald erzählt, den sie letzten Sommer entdeckt hatte. Er sollte nur einen guten Kilometer entfernt sein und da heute ein wunderbarer heißer Julitag war, würde es eine gute Abwechselung sein. Chihiro kehrte mit drei Gläsern und einer Flasche Sprudel in ihr Zimmer zurück, wo die beiden anderen bereits das Unterrichtsmaterial und ihre Mitschriften aus der Juku ihren Ranzen entnommen und auf dem Boden verteilt hatten. Sie würden den ganzen Vormittag und Nachmittag ihre Ruhe haben, bis etwa gegen 17 Uhr. Dann würde ihre Mutter nach Hause kommen um das Abendessen vorzubereiten. Gegen 18 Uhr wollte dann ja noch Dr. Ito zu Besuch kommen. Kurz nach Fünf schaute dann ihre Mutter Yuuko in das Zimmer und sah, wie alle drei auf dem Boden hockten und fleißig lernten. Chihiro schreckte fast hoch, so versunken war sie in den Stoff gewesen, ohne zu merken, wie die Zeit verging. Je näher er es dann auf sechs Uhr zuging, desto unruhiger wurde Ayaka. Sie fing an, mit den Füssen zu wippen, schaute immerzu auf die Uhr oder zum Fenster hinaus und konnte sich nicht mehr auf die Sache konzentrieren. Ichiyo hatte damit übrigens keine Schwierigkeiten und ging mit Chihiro weiter seelenruhig die Geschichte Japans durch. Gegen halb Sechs begann Ayaka dann mit ihrem Ball herumzuspielen, probierte ihn auf ihrem Zeigefinger kreiseln zu lassen, was ihr aber nicht immer gelang. Nach einigen Versuchen prallt der Ball mit lautem Klingen gegen die inzwischen leere Schüssel, in der sich die Reisbällchen befunden hatten. Ayaka und Ichiyo hatten jeweils vielleicht ein Sechstel davon gegessen, wovon sie pappsatt waren, und Chihiro den ganzen Rest. Jedenfalls wurde es Chihiro jetzt zu bunt. "Ayaka, was machst du denn. Du musst die Prüfung doch auch machen. Komm noch eine halbe Stunde lernen, ja?", versuchte sie ihre Freundin bei der Stange zu halten. "Mann Chihiro, du hörst dich ja schon an, wie meine Mutter. Es ist doch nichts passiert. Die Schüssel ist noch heile und lernen können wir auch morgen noch.", gab diese zurück, "Die ganze Woche habe ich noch keinen Fußball gespielt, sondern andauernd nur gelernt. Ich muss mich endlich mal bewegen." Es tat Chihiro jetzt leid, dass sie ihre Freundin so angefahren hatte. Sie selbst hatte ja die ganze Woche nicht in der Juku hocken müssen und Ayaka war nur ihr zuliebe hier. "Also gut, Ayaka, ich glaube, du hast recht. Dann hören wir jetzt auf, und ihr zeigt mir, wo dieser See im Wald liegt.", gab Chihiro deshalb nach, wobei sie Ayaka anlächelte, "Ich hol nur noch eben meine Badesachen." Kurz darauf kam sie mit dem großen Rucksack wieder, den sie sonst anstatt eines normalen Tornisters immer mit zur Schule nahm, weil zusätzlich zu ihren Schulsachen noch das ganze Essen hineinpassen musste, dass sie im Laufe eines Schultages so vertilgte. Ayaka kannte ihn schon sehr gut, denn Chihiro schaffte es meistens nur, den Rucksack morgens bis zu Ayakas Haus zu schleppen, wo diese ihn dann den Rest des Weges bis zur Schule tragen durfte, während Chihiro Ayakas viel leichteren Ranzen übernahm. Wenn sie dann an der Schule ankamen, war selbst Ayaka meistens ganz fertig, aber sie sah es einfach als Training und tat es deshalb gerne. "Du Chihiro, wir wollen nur Baden gehen. Wozu brauchst du denn den riesigen Rucksack?", fragte Ayaka, bereits innerlich stöhnend. "Naja, ich muss doch noch etwas zu Essen mitnehmen. Wer weiß, wie lange wir wegbleiben.", meinte Chihiro, während sie begann, einiges von den Knabbereien, die Ichiyo und Ayaka mitgebracht hatten, in den Rucksack zu stopfen. "Chihiro, hast du eigentlich deinen Badeanzug schon an?", fragte Ayaka weiter, "So schnell hast du ihn sicherlich nicht anziehen können. Willst du dich dann am See umziehen? Hinter einem Busch?" Verdutzt sah Chihiro zu Ayaka herüber und dann in den Rucksack. "Äh, ich dachte...", stammelte sie und bemerkte dann, wie Ichiyo bereits wieder rot anlief, "Ok, ich geh und zieh ihn mir unter die Sachen." Fünf Minuten später waren sie dann alle an der Haustür. Chihiros Mutter wünschte ihnen noch viel Spaß und ermahnte sie, vorsichtig zu sein. Gleichzeitig verstaute sie noch zusätzlich einen dicken Stapel belegter Brote in dem Rucksack ihrer Tochter. Beim herausgehen stießen sie dann fast noch mit Chihiros Vater zusammen, der gerade nach Hause kam. "Wo geht's lang, Ayaka?", wollte Chihiro wissen, als sie auf der Strasse standen. Sie drehte sich zu den beiden anderen um, sah dass Bunzo, der ja im Nachbarhaus wohnte, sie aus seinem Zimmerfenster finster anstarrte und anfing Grimassen zu schneiden, als er bemerkte, dass Chihiro ihn gesehen hatte. "Wir müssen da hinunter.", sagte Ayaka und zeigte auf den riesigen alten Baum, der am Waldrand stand, "Weißt du, da lang, wo wir uns letztes Jahr begegnet sind. Der Bach mündet übrigens in den See." Sie kletterte über die Straßenbegrenzung, um den Abhang hinunter zu steigen. Auf den im letzten Sommer noch leeren Grundstücken linkerhand am Abhang waren jetzt viele Häuser im Bau, von denen vielen schon der Rohbau abgeschlossen war. Der riesige alte Baum durfte nicht abgeholzt werden, um auch dort ein Haus zu bauen, weil er unter Denkmalschutz stand, wie Chihiro erfahren hatte. Er war schon über 2000 Jahre alt und die Leute glaubten, dass Kami in ihm wohnen würden, weshalb an seinem Fuß auch die vielen kleinen Steinhäusschen aufgestellt hatten und die Leute dort öfters etwas den Göttern opferten. Dieser Gedanke machte sie glücklich, weil sie dadurch immer an den lustigen Waldgeist Totoro aus dem Zeichentrickfilm "Tonari no Totoro" von Hayao Miyazaki erinnert wurde, einem ihrer absoluten Lieblingsfilme. Vielleicht wohnte ja ein ähnlicher Geist in diesem Baum. Unten am Waldweg angelang, führte Ayaka sie zielstrebig in den Wald hinein, was in Chihiro ungute Erinnerungen weckte, wie sie mit ihren Eltern letztes Jahr sich hier verfahren hatte, um dann erst nach mehr als zwei Wochen wieder heraus zu kommen. Um kurz nach sechs Uhr Abends, Chihiro und ihre Freunde waren gerade eine viertel Stunde aus dem Haus gegangen, schellte die Türglocke bei den Oginos und Dr. Ito war da. Im Unterschied zu sonst hatte er diesmal keinen weißen Kittel an, sondern trug einen normalen Anzug. Über seine Schulter hatte er eine Tasche gehängt, die offensichtlich einen Laptop enthielt und in der rechten Hand eine Aktentasche. "Kommen sie doch herein, Herr Dr. Ito.", begrüßte ihn Yuuko Ogino freundlich, "Ich habe uns einen Tee gemacht." Sie führte den Arzt in das Wohnzimmer und bat ihn dort Platz zu nehmen. Dr. Ito legte den Laptop auf den Wohnzimmertisch, klappte ihn auf und schaltete ihn ein, während Chihiros Mutter allen einen Tee einschenkte. Vater Ogino saß mit verschränkten Armen in seinem Fernsehsessel, den Doktor skeptisch anblickend. "Was gibt es denn so interessantes, was sie uns erzählen wollen?", fragte er ungeduldig. "Aber Schatz, jetzt lass uns doch erst mal einen Tee trinken.", bremste sie ihn und sagte dann zu Dr. Ito gewandt "Herr Ito, wie geht es ihnen und ihrer Frau denn so?" "O, vielen Dank der Nachfrage. Wir erwarten bald unser zweites Kind?" Er nahm einen Schluck aus seiner Teetasse. "Ich glaube aber, da ihr Mann so neugierig ist, sollte ich besser gleich mit meinen neuen Informationen herausrücken. Der Computer ist ja auch bereits hochgefahren." "Na gut, wenn sie meinen. Ich bin auch schon gespannt auf das was sie herausgefunden haben", gab Yuuko Ogino auch ihre Neugier zu. "Also gut. Wie sie ja wissen, haben wir ihre Tochter allen möglichen und unmöglichen Untersuchungen unterzogen.", begann Dr. Ito seine Ausführungen, "Bis heute ist es uns aber nicht gelungen, eine medizinische Ursache für das Problem ihrer Tochter auszumachen. Körperlich scheint sie, bis auf ihr Untergewicht, in ausgezeichneter Verfassung zu sein. Auch hat sie keinerlei hormonelle Störung, wie etwa einen Mangel an Wachstumshormonen. Daher habe ich mich in den vergangenen Wochen einmal mit der Vergangenheit ihrer Tochter befasst, insbesondere mit der medizinischen und bin da auf einige interessante Zusammenhänge gestoßen. Deshalb hatte ich sie ja auch letzten Monat gebeten, mir noch einmal alle Unterlagen ihrer Tochter über frühere Erkrankungen zur Verfügung zu stellen und insbesondere das aufschlussreiche Heftchen, in dem sie die Entwicklungsphasen des Kindes aufgezeichnet haben. Diese Unterlagen können sie übrigens jetzt gerne zurück haben." Er kramte kurz in seiner Aktentasche und zog einen Stapel Papier hervor, sowie ein leicht zerfleddertes Schulheft. Dann fuhr er fort: "Ich habe zunächst einmal die Wachstumsdaten ihrer Tochter mit denen aus der statistischen Wachstumstabelle für japanische Kinder aus den neunziger Jahren verglichen. Dies hier ist graphische Darstellung der normalen Größenentwicklung in Abhängigkeit vom Alter. Einen Moment bitte." Auf dem Laptop startete er ein Programm, mit dem er dann eine Datei öffnete. In sekundenschnelle baute sich am Bildschirm eine Grafik auf, die ein Achsenkreuz mit einem Gitternetz darstellte, auf dem eine rote Linie erschien. Auf der X-Achse war das Alter in Jahren und auf der Y-Achse die Größe in Zentimetern aufgetragen. "Die ist die normale Wachstumslinie, nach der ihre Tochter sich hätte entwickeln sollen.", führte er aus, "Ich habe sie mit dem Wachstum Chihiros in ihren ersten drei Jahren abgeglichen. Hätte sie sich gemäß dieser Wachstumslinie entwickelt, so wäre sie mir 16 Jahren ausgewachsen gewesen und vermutlich etwa 5 cm größer geworden als sie, verehrte Frau Ogino." Chihiros Eltern starrten gebannt auf das Display des Laptops. Dr. Ito nahm einen weiteren Schluck Tee, beugte sich vor und drückte eine Taste. Daraufhin erschien eine weitere Linie in dem Diagramm, diesmal eine blaue, die teilweise über und teilweise unter der roten Linie verlief. "Dieser blaue Graph stellt das tatsächliche Wachstum Chihiros dar, wie ich es aus ihren Aufzeichnungen rekonstruiert habe.", fuhr er fort, wobei er auf das zerfledderte Schulheft tippte, "Wie sie sehen, sind die beiden Graphen in den ersten drei Jahren deckungsgleich. Hier auf einmal nimmt das Wachstum ihrer Tochter enorm zu und sie gewinnt in den folgenden zwei Jahren fünf Zentimeter gegenüber der statistischen Wachstumslinie. Begleitet wird dieses Wachstum gleichzeitig von einer enormen Gewichtszunahme." "Hm ja, aber was hat das ganze mit dem momentanen Problem Chihiros zu tun?", warf ihre Mutter ein. Vater Ogino nickte. "Warten sie ab, ich kommen gleich darauf. Hier mit fünf Jahren auf einmal bekommt ihre Wachstumskurve einen deutlichen Knick und wird erheblich flacher. Sie verliert den gesamten Wachstumsvorsprung, den sie aufgebaut hatte und gerät bis zum zehnten Lebensjahr um fast zehn Zentimeter in Rückstand gegenüber den anderen Kindern. Interessanterweise bleibt ihr Körpergewicht dabei nahezu konstant. Sie verwandelt sich in diesen fünf Jahren quasi von einem etwas pummeligen großen Kind in ein viel zu kleines und dünnes Mädchen." Akio und Yuuko Ogino blickten einander ratlos an. Unbeirrt machte Dr. Ito weiter, wobei er immer wieder an seinem Tee nippte. "Ich jedenfalls vermute, dass dieser scharfe Bruch in der Entwicklung des Kindes auf das Ereignis zurückzuführen ist, bei dem ihre Tochter damals ins Krankenhaus eingeliefert werden musste und sie beinahe ums Leben gekommen ist. Die Ärzte damals haben ebenso wie ich heute keine körperliche Ursache für den Beinahetod ihrer Tochter gefunden. Deshalb vermute ich, dass es damals wie heute einfach keine körperliche Ursache gab. Die eigentliche Zäsur im Leben des Mädchens vermute ich aber in ihrem dritten Lebensjahr, das Ereignis, dass damals ihren Wachstumsschub verursacht hatte." "Wie kommen sie denn darauf? Unserer Tochter ging es damals prächtig. Ich sehe da keinen Zusammenhang mit ihrem aktuellen Zustand.", argumentierte Chihiros Vater eifrig, "Ich könnte mir eher vorstellen, dass das, was damals ihren Zusammenbruch im Kindergarten ausgelöst hat, auch für das jetzige Problem verantwortlich ist. Finden sie lieber einen Zusammenhang zwischen den damaligen Untersuchungsergebnissen und den heutigen. So kommen wir der Sache bestimmt auf die Spur." Yuuko Ogino schenkte derweil dem Arzt eine weitere Tasse Tee ein. "O, vielen Dank. Gemach, gemach, Herr Ogino. Es gibt da nämlich noch etwas anderes, was ich in ihren Aufzeichnungen entdeckt habe, was mich vermuten lässt, dass es doch mit dem dritten Lebensjahr zu tun hat." Dr. Ito lächelte und nahm einen weiten schluck Tee. "Und das wäre?", fragte Yuuko Ogino mit erwachender Neugier. Sie hatte die bisherigen Ausführungen des Arztes zwar interessant, aber wenig aufschlussreich gefunden. "Nun, das ist auch der eigentliche Grund, weshalb ich zu ihnen gekommen bin. Ich wollte sicher gehen, dass es sich nicht um einen Fehler, beziehungsweise eine Unterlassung in ihren Aufzeichnungen handelt.", setzte Dr. Ito jetzt an, "Wann ist Chihiro das letzte mal krank gewesen?" Chihiros Mutter war jetzt Baff und glotzte den Arzt ungläubig an. "Wie, was? Sie sind zu uns gekommen um uns das zu fragen? Sie ist doch gerade jetzt Krank und Masern und Röteln hat sie auch gehabt! Das steht doch in dem Heft alles drin!" "Nein, bitte überlegen sie. Die Frage war durchaus ernst gemeint. Ich werte einmal Chihiros Zusammenbruch im Kindergarten damals und ihren jetzigen Zustand nicht als Krankheit, da wir keinerlei organische Ursache gefunden haben.", hakte Dr. Ito eindringlich nach, "Aus ihrem Heft geht hervor, dass Chihiro verschiedene Kinderkrankheiten hatte, darunter auch Masern und Röteln. Sie haben auch minutiös jede Erkältung des Kindes aufgezeichnet, jedes Bauchweh und jeden Durchfall. Aber die Aufzeichnungen enden mit dem 26.6.1993, an dem sie Husten und Halsweh hatte. Danach gibt es noch einen Eintrag etwa ein Jahre später, wo sie sich an der Hand verbrannt hat, aber das ist ja auch kein Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern eine Verletzung. Deshalb frage ich sie, haben sie nur aufgehört, Chihiros Erkrankungen aufzuschreiben oder ist sie einfach nicht mehr krank gewesen?" Akio Ogino blickte Dr. Ito nachdenklich an, während Yuuko mit einem Seufzer auf dem Sofa neben dem Arzt zurücksank und die Stirn kraus zog. "Nein, wir haben nicht aufgehört, es aufzuschreiben.", sagte sie schließlich, nach einigen Minuten des Nachdenkens, "Chihiro ist einfach nicht mehr krank gewesen, seit 8 Jahren. Nichts, gar nichts. Ich kann mich erinnern, vor zwei Jahren, da gab es in der Schule einen Nachtisch, der mit Salmonellen verseucht war. Alle, die davon gegessen hatte, mussten mit Durchfall und Magenbeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert werden, alle außer Chihiro. Damals hielt ich es für einen Zufall, aber jetzt, nachdem sie mich darauf aufmerksam gemacht haben, glaube ich es nicht mehr." "Ich hatte das bereits vermutet, aber ich musste sicher gehen, dass es sich nicht um einen Fehler in den Aufzeichnungen handelte.", meinte Dr. Ito und fragte dann weiter: "Wie war das eigentlich mit der Verbrennung an ihrer Hand. Ich meine, immerhin war es ihnen wichtig genug, dass sie es notiert hatten." "O, das. Das war nicht so schlimm, wie es zunächst schien.", erinnerte sich Yuuko Ogino, "Sie hatte mit ihrer rechten Hand auf die glühende Herdplatte gepatscht. Die Hans sah schlimm aus, im ersten Moment. Die ganze Handfläche war offen und die Wundränder schwarz, aber Chihiro hat nicht einmal geweint. Wir sind dann sofort zum Arzt mit ihr. Der hat dann die Hand verbunden und uns ins Krankenhaus geschickt. Aber die haben gesagt, dass es nicht ganz so schlimm wäre und die Hand erneut verbunden. Am übernächsten Tag, war dann alles verheilt und die Hand sah aus, wie vorher." Jetzt zog Dr. Ito die Stirn kraus. "Was musstest du Chihiro auch auf die Arbeitsplatte neben dem Herd setzten.", ärgerte sich Akio Ogino, der an die ganze Aufregung damals zurückdachte, "Das war unverantwortlich von dir." "Schatz, es ist doch damals nicht schlimmes passiert.", verteidigte sich Yuuko, wobei sie ziemlich zerknirscht aussah, "Es ist außerdem schon soo lange her." "Ich finde, Schuldzuweisungen bringen uns im Moment nicht weiter.", unterbrach sie Dr. Ito, "So wie sie das beschrieben haben, hatte ihre Tochter also eine Verbrennung dritten Grades. Nach ihren Aussage ist das in nur zwei Tagen verheilt, obwohl es hätte Monate dauern und Narben zurücklassen müssen. Die ganze Sache wird ja immer interessanter!" "Naja, wenn ich mich so recht entsinne, hat keine Verletzung bei Chihiro länger zum Verheilen benötigt, als zwei Tage.", erzählte Chihiros Mutter weiter, "Sie ist, äh, war bis letztes Jahr ziemlich tollpatschig, ist andauernd hingefallen, hat sich die Haut aufgeschürft, hat sich öfters mal geschnitten oder gepiekt und hat ziemlich viele blaue Flecken gehabt. Aber immer sind ihre Verletzungen in weniger als zwei Tagen verheilt, meistens in weniger als einem. Ich habe mich nie darüber gewundert, aber jetzt, wo sie mich darauf aufmerksam machen, ist es doch merkwürdig." "Also gut. Lassen sie mich einmal zusammenfassen.", resümierte Dr. Ito, "Ihre Tochter ist in der Lage, mehr als 10000 Kilokalorien am Tag umzusetzen. Ich wundere mich schon die ganze Zeit, wie sie es überhaupt schafft, diese Nahrungsmenge zu sich zu nehmen, geschweige denn sie zu verdauen. Sie widersteht jeder Infektionskrankheit und Verletzungen heilen bei ihr in weniger als zwei Tagen, ohne Narben zu bilden. Herr und Frau Ogino, ich muss schon sagen, Chihiro ist ein medizinisches Phänomen! Zumindest, wenn das stimmt, was sie sagen." "Trotzdem verstehe ich immer noch nicht, was das alles zu bedeuten hat.", warf Akio Ogino ein. "Das weiß ich ja selber nicht und ich bin hier bei ihnen, um zu versuchen ein wenig mehr Licht in diese ganze Sache zu bringen." Dr. Ito nahm noch einen Schluck Tee. "Schauen sie, das Leben ihrer Tochter lässt sich ganz klar in zwei Abschnitte einteilen. Einen Abschnitt, in dem die Entwicklung des Mädchens völlig normal verläuft und einen Abschnitt, der durch Wachstumsanomalien mit zwei beinahe tödliche Zusammenbrüchen gekennzeichnet ist, durch eine offensichtlich Resistenz des Kindes gegen jegliche Krankheit und ein außergewöhnliches Wundheilungsvermögen. Irgendwann um ihren dritten Geburtstag herum muss etwas mit ihr passiert sein. Bitte versuchen sie sich zu erinnern, Herr und Frau Ogino." "Um ihren dritten Geburtstag, meinen sie?", überlegte Chihiros Mutter, "Das einzige, woran ich mich da erinnern kann, aber ich glaube kaum, dass es etwas zu bedeuten hat, ist dass sie in einen Fluss gefallen ist und ihren Schuh verloren hat." "Yuuko, davon hast du mir ja gar nichts erzählt.", meinte Akio Ogino überrascht. "Na ja, ich wollte dich nicht beunruhigen und du hattest damals ja mit der Projektüberwachung am Kohakugawa genug zu tun.", erzählte Yuuko Ogino weiter, "Wissen sie, Herr Dr. Ito, es fand damals eine Ortsbesichtigung für ein Siedlungsprojekt an diesem Fluss statt und weil die Gegend so schön war und das Wetter so gut, hatte mein Mann mich und Chihiro mitgenommen, um das ganze mit einem Picknick zu beschließen. Auf einmal war Chihiro fort und ich habe sie gesucht. Einige hundert Meter flussabwärts habe ich sie nach einer Viertelstunde fröhlich im flachen Wasser am Ufer planschend gefunden. Der rechte Schuh war futsch und außerdem hatte ich deswegen einen gehörigen Schrecken deswegen. Ach ja, sie brabbelte irgendetwas von einem weißen Drachen. Zwei Jahre später, wurde der Fluss dann trockengelegt und zugeschüttet, um dort Apartmenthäuser zu bauen." "Das scheint ja wirklich nichts mit der Sache zu tun zu haben. Aber Moment einmal, hatten sie nicht letztes Jahr gesagt, dass sie so viel zu tun hatten, gerade, als es Chihiro so schlecht ging?", fiel Dr. Ito ein und er begann in seiner Aktentasche zu Kramen, "Ah, hier haben wir es ja. Laut den Aussagen der Kindergärtnerin bekam Chihiro am 24.07.1995 gegen 10:30 einen Anfall, wegen dem sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Sie sagten letztes Jahr Herr Ogino, wie ich mich erinnere, dass sie nur wenig Zeit hatten, um sich um ihre Tochter zu kümmern, da sie zu der Zeit die Baumassnahmen an einem Fluss überwachen mussten. Aus dem Zusammenhang kann ich jetzt nur schließen, dass es er Kohakugawa gewesen sein muss, der Fluss, in den ihre Tochter zwei Jahre zuvor gefallen ist." Chihiros Vater war bei dieser Feststellung aufgesprungen und zu seinem Schreibtisch gelaufen. Er kramte eine Weile lang in alten Dokumenten bis er fündig geworden war. "Das ist es.", sagte er triumphierend, "Am 24.07.1995 wurde damit begonnen, den Kohakugawa trocken zu legen. Um genau 10:30 Uhr wurde seine Quelle gesprengt!" Als Akio Ogino klar wurde, was er da gesagt hatte, war es, als hätte man die Luft aus ihm heraus gelassen. Er sank quasi in sich zusammen. "Moment einmal, sie wollen doch nicht etwas sagen....", hauchte er und begann hektisch in seinen Unterlagen zu wühlen. "Das kann doch überhaupt nicht sein. Am 11.08.1995 wurde er der letzte Zufluss des Kohakugawa umgeleitet und am folgenden Montag, wurde damit begonnen, das Flussbett zuzuschütten." Bleich ließ er sich in seinen Sessel plumpsen. "Laut den Aufzeichnungen musste Chihiro in der Nacht zu 12.08.1995 zweimal wiederbelebt werden. Ich finde die Koinzidenz der Ereignisse höchst interessant, höchst interessant.", philosophierte Dr. Ito, "Wenn ich einmal zusammenfassen darf, so ist folgendes geschehen: ihre ist Tochter am 16.7.1993 in den Kohakugawa gefallen, wo sie dem Flussgott in Gestalt eines weißen Drachen begegnet ist. Erinnern sie sich an die Hypnose durch die Kinderpsychologin letztes Jahr. Chihiro hat auch hier wieder von einem weißen Drachen erzählt. Dieser hat irgendetwas mit ihrer Tochter angestellt. Danach wurde sie aus dem Fluss mit zusätzlicher Lebensenergie versorgt so dass sie anfing, stark zu wachsen und an Gewicht zuzulegen. Als der Fluss trockengelegt und zugeschüttet wurde, versiegte diese Quelle plötzlich und sie wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Danach begann der Flussgott irgendwie seine Lebenskraft aus ihrer Tochter zu beziehen und hat so für den hohen Kalorienverbrauch gesorgt." "Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein?", wunderte sich Akio Ogino leicht verstört, "So einen Unsinn habe ich ja lange nicht mehr gehört!" "Nein, sie haben vollkommen Recht.", stimmte ihm Dr. Ito zu, "Dass ist nur die Schlussfolgerung, die man ziehen müsste, wenn man ein schintoistischer Priester währe und an die japanische Mythologie glaubt. Selbstverständlich würde eine solche Theorie niemals einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. Ich bin völlig sicher, dass es eine vollkommen andere Erklärung für Chihiros Probleme gibt." Chihiros Vater hatte dies wieder beruhigt und Dr. Ito sprach noch mehr als eine Stunde mit den Oginos über mögliche medizinische Implikationen und über den bevorstehenden Prozess gegen die Krankenkasse, bevor sie ihn an der Haustür verabschiedeten. "Schau mal, Chihiro, dieser komische Stein da im Wald.", rief Ayaka übermütig, sprang in die Büsche und kletterte auf den mit einem grinsenden, doppelten Gesicht behauenen und mit Moos bewachsenen Felsen, wobei sie die Mundöffnung als Stufe verwendete, "Ich wüsste nur zu gerne, was das bedeuten soll?" Sie nahm ihren Ball und begann ihn auf dem Fuß zu jonglieren, während sie mit dem anderen Bein auf der Spitze des Felsens balancierte. "Ayaka, du wirst noch herunterfallen und dir die Haxen brechen." Chihiro blickte sich kurz zu Ichiyo um, der sie mittlerweile eingeholt hatte, aber völlig verschwitzt war, weil er zusätzlich zu seinem eigenen Schulranzen noch Ayakas trug und Chihiros Rucksack mit dem ganzen Essen. Dazu kam noch, dass die Temperaturen um die 30° C lagen und es wie immer in dieser Jahreszeit ziemlich schwül war. Er tat ihr leid. "Ichiyo, komm mal.", sagte sie laut und vernehmlich, "Ich finde es ja furchtbar lieb von dir, dass du unsere Sachen tragen wolltest, aber alles ist auch für dich zu schwer. Wenn du mir meinen schweren Rucksack trägst, dann nehme ich deinen Ranzen." Ichiyo blickte sie überrasch an, sagte aber nichts. Es war eine umständliche Prozedur, ihm seinen Schulranzen abzunehmen, denn zunächst musste er Chihiros Rucksack ablegen und dann Ayakas Ranzen herunter nehmen, den er vor dem Bauch trug, bevor er dann seinen eigenen herunternehmen konnte. Nachdem sich Chihiro seinen Ranzen auf den Rücken geschnallt hatte, machte sich Ichiyo umständlich wieder daran, zuerst Chihiros schweren Rucksack auf den Rücken zu wuchten und dann Ayakas Ranzen wieder vor den Bauch zu schnallen. Ayaka ihrerseits hatte von ihrem erhöhten Standpunkt aus verwundert die Szene beobachtet und aufgehört, mit ihrem Ball herumzuspielen. Als sie sah, wie Ichiyo mühsam versuchte, sich ihren Ranzen wieder vor den Bauch zu schnallen, sprang sie von dem Stein herunter, lief zu dem Jungen herüber. Sie nahm ihm ihren Ranzen ab und gab ihm einen Bussi auf die Wange, woraufhin er sofort wieder rot anlief. "Los jetzt, wir sind bald da.", sagte sie bestimmt und begann energisch dem Weg durch den Wald weiter zu folgen. Wenige Minuten später erreichten sie ein großes, mit bröckeligem rotem Putz bedecktes Gebäude, in das ein Tunnel hinein führte, der von einem weiteren Stein bewacht wurde, in den vorne und hinten ebenfalls ein grinsendes Gesicht eingemeißelt war. Chihiro wurde langsamer und langsamer. Ayaka marschierte straks in den Tunnel und Ichiyo trottete hinter ihr her. Die ganze Situation kam ihr irgendwie schrecklich vertraut vor. Direkt vor dem Stein blieb sie dann stehen, blickte sich um und starrte dann auf den Stein. Hier war sie schon einmal gewesen, letztes Jahr mit ihren Eltern, begann sie sich zu erinnern. Dann waren sie in den Tunnel gegangen und erst zweieinhalb Wochen später wieder heraus gekommen. "Chihiro, jetzt komm schon.", klang Ayakas Stimme hohl aus dem Tunnel, "Nur noch durch den Tunnel und dann sind wir auch fast da." Vorsichtig, mit einem flauen Gefühl in der Magengrube kam Chihiro um den Stein herum, stellte sich vor den Tunneleingang und sah hinein. Düster war am anderen Ende der Ausgang zu sehen, schemenhaft die Umrisse von Ayaka und Ichiyo, wie sie weiter durch den Tunnel gingen. Ein kühler und feuchter Lufthauch kam aus der dunklen Öffnung und leise waren die Schritte ihrer Freunde in der fast vollkommenen Stille zu hören. "Na los Chihiro, wir warten hier auf dich.", hörte sie Ayaka dumpf aus dem Tunnel rufen, als sie und Ichiyo die andere Seite erreicht hatten. "Genau, Chihiro, ist ganz ungefährlich. Ist einfach nur ein Tunnel.", ergänzte der Junge. Sie fasste sich ein Herz, obwohl das flaue Gefühl immer stärker wurde. Sie sollte da nicht hineingehen. Trotzdem machte sie noch einen Schritt in Richtung des Tunnels, so dass sie jetzt genau in der Öffnung stand, als plötzlich ein starker Luftsog begann sie hineinzuziehen. Ihr Herz schien auszusetzen und eine unbestimmte Furcht beschlich ihre Gliedmassen. Sie wollte jetzt nicht alleine sein, sondern bei Ayaka und Ichiyo, also begann sie in den Tunnel hinein zu rennen. Der Tunnel war vielleicht 50m lang und als sie das Ende erreichte, war von ihren Freunden keine Spur zu sehen. Von dem kurzen Lauf war ihr allerdings wieder ganz elend und schwummerig zumute, weswegen sie sich erst einmal mit den Händen auf die Knie stützte, um durchzuschnaufen. Danach erst begann sie sich umzuschauen, was ein unheimliches Gefühl des Deja-vu in ihr hervorrief. Sie war hier schon einmal gewesen, erinnerte sie sich dann auf einmal, letztes Jahr mit ihren Eltern. Verwundert sah sie sich in dem Raum um, der wie ein verlassener Wartesaal eines Bahnhofes aussah, von farbigen Licht aus mehreren bunt verglasten, bullaugenartigen Fenstern erleuchtet. Sich einmal um die eigene Achse drehend, sah sie, dass an der Rückseite des Raumes drei Tunnelöffnungen mündeten und dass sie durch die linke Tunnelöffnung gekommen war. Schräg rechts von ihr, in der Mitte der gegenüberliegenden Wand, vorbei an mehreren Säulen und einem kleinen tropfenden Trinkbrunnen, war der Ausgang, durch den helles und freundliches Sonnenlicht hereinschien. "Ayaka, Ichiyo, wo seit ihr?", rief sie, "Jetzt seit doch nicht so gemein." Niemand antwortete. Sie ging zu den anderen Tunnelöffnungen und sah nach, ob sich die beiden dort versteckt hätten. Jeder der Tunnel sah gleich aus und am anderen Ende war jeweils der Ausgang zu erkennen, aber keine Ayaka und kein Ichiyo. Die beiden mussten nach draußen gegangen sein. Sie ging zum Ausgang, um die beiden zu suchen. Draußen angekommen, stellte sie fest, dass sie auch hier schon einmal gewesen war. Es schien so, als würde die Erinnerung immer nur so weit wiederkommen, wie sie weiterging. Die hügelige Landschaft, von hohem Gras bedeckt durch das ein sanfter Wind strich, war genau so, wie letztes Jahr, als sie mit ihren Elter hier gewesen ist. Überall standen merkwürdig behauene Steine herum und in der Ferne waren einige verfallene Gebäude zu erkennen. Ayaka und Ichiyo jedoch waren nirgends zu sehen. Hatte Ayaka nicht gesagt, der See würde im Wald liegen. Hier gab es jedoch keinen Wald und auch keinen See, so weit sie sehen konnte und sie wusste irgendwie auch, dass da keiner war. Chihiro entfernte sich etwas von dem roten Gebäude und noch ehe sie sich noch umdrehte wusste sie, dass sich über dem Eingang eine große Uhr und oben auf dem Dach ein kleiner Turm mit vier Uhren befand, eine in jeder Himmelsrichtung. "Ichiyo, Ayaka, wo seid ihr denn nur?", rief sie mit beginnender Verzweiflung. Vielleicht waren sie ja neben dem Gebäude. Sie begann um das bahnhofsartige Gebäude herumzugehen, um dann verdutzt festzustellen, das das Haus sich höchstens 20m in der Tiefe erstreckte, eben genauso groß, wie der Wartesaal. An der Hinterseite des Gebäudes angekommen fragte sie sich verwirrt, wo denn eigentlich die drei Tunnel verliefen, die in den Wartesaal im inneren mündeten. Die Rückwand des Gebäudes war einfach glatt verputzt, ohne Fenster und oder sonstige Öffnungen darin. "Das kann doch gar nicht sein!", murmelte sie zu sich selber, an ihrem Verstand zweifelnd, "Wo bin ich denn hier durch gekommen?" Auch hinter dem Gebäude erstreckten sich weitere Wiesen und waren noch andere verlassene Häuser zu sehen. In der Ferne gab es einige kleinere Waldstücke, die aber eher große Büsche waren, als ein richtiger Wald, wie der, durch den sie hierher gelangt war. Die ganze Sache wurde Chihiro immer unheimlicher, trotz der herrlichen Landschaft und des wunderbaren Wetters. Nachdem sie das Gebäude vollständig umrundet hatte, ging sie ohne umschweife sofort wieder in den Wartesaal zurück, in den jetzt von ihr aus rechten Tunnel, bis sie an dem doppelgesichtigen Grinsestein am anderen Ende wieder im Wald heraus kam. Auch hier waren kein Ichiyo und keine Ayaka zu sehen. Sie wartete ein paar Minuten und je länger sie wartete, umso mehr erschien ihr das eben Erlebte wie ein Traum. Auf einmal hallte Ichiyos Stimme aus dem Tunnel: "Chiiiihirooooo, Chiiiiihirooooo, woo biiiiist duuuuu." Etwas ärgerlich, weil die beiden sich offenbar vor ihr versteckt hatten, rief Chihiro in den Tunnel: "Ich bin hier! Ich komme jetzt zu euch und wehe, ihr bleibt nicht da, wo ihr seid." Entschlossen betrat sie wieder den Tunnel, um die beiden schemenhaft am anderen Ende auszumachenden Gestalten zu erreichen. In dem Moment, als sie die Tunnelöffnung durchschritt, setzte wieder dieser merkwürdige Luftsog ein und kurz hatte sie den Eindruck, als würde die gegenüber liegende Tunnelöffnung verschwimmen. Danach waren Ayaka und Ichiyo nicht mehr zu sehen. "Na wartet. Euch werde ich es noch zurückzahlen!" Chihiro war jetzt richtig sauer und vergaß sogar ihr mulmiges Gefühl. Energisch schritt sie durch den Tunnel hindurch, bis in den Wartesaal. Hier war wie erwartet keine Spur von den beiden anderen zu sehen. Erstaunt stellte sie allerdings fest, dass jetzt kein Sonnenlicht mehr durch den Ausgang direkt ihr gegenüber hereinschien. Der Ausgang lag jetzt im Schatten und draußen herrschte eine Stimmung wie kurz vor Sonnenuntergang. Dann stutze sie. Der Ausgang war ihr direkt gegenüber? Sie wirbelte herum, um festzustellen, dass sie genau vor dem mittleren der drei Tunnel in der Rückwand des Wartesaals stand. War sie vorhin nicht durch den linken Tunnel gekommen. Und im letzten Jahr mit ihren Eltern durch den rechten Tunnel? Hier stimmte irgendetwas nicht und ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken herunter. Sie musste weg von hier! Sofort! Mit einem lauten "Uaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah" rannte sie durch den Tunnel zurück, einer ziemlich erstaunten Ayaka direkt in die Arme. "Mensch Chihiro, wo bist du denn nur gewesen. Wir haben stundenlang nach dir gesucht." Ayaka schüttelte Chihiro zuerst, bevor sie Chihiro dann in die Arme nahm und mit Tränen in den Augen feste an sich drückte. Ichiyo, der sich mit unglücklicher Mine gegen den Steinkopf gelehnt hatte, blickte erleichtert auf, nahm Chihiros Rucksack vom Rücken, um vorsorglich eine Packung Kekse heraus zu holen. Chihiro ihrerseits verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte Ayaka denn hier sein, wenn sie Chihiro gerade vorher noch von der anderen Seite des Tunnels zugerufen hatte. Sie hätten sich doch im Tunnel begegnen müssen. Oder waren sie außen herum gelaufen. Aber das ging doch gar nicht. Oder waren sie durch einen der anderen Tunnel gegangen und wo führten die überhaupt hin? Wieso war hinter dem roten Gebäude kein Wald gewesen? Das war doch alles völlig unmöglich. Jetzt bemerkte sie, dass es bereits zu Dämmern begonnen hatte, also musste es schon nach neun Uhr am Abend sein. "Ayaka, Ichiyo, es tut mir leid, ich weit auch nicht, was genau passiert ist.", schniefte sie dann, "Da war dieser Wartesaal und ihr wart nicht da. Und dann habe ich euch gesucht. Und..." Die ganze Geschichte quoll unter Tränen aus ihr heraus, ungläubig von den beiden anderen aufgenommen. Schließlich, nachdem Chihiro einige Kekse gegessen hatte, die Ichiyo ihr hinhielt, machten sie sich gemeinsam schweigend auf den Rückweg. Zu Hause angekommen, konnte sich Chihiro kaum noch an das erinnern, was geschehen war. Sie ließ sich deshalb ihre eigene Geschichte von den konsternierten Freunden noch einmal erzählen und es war, als würde jemand einen Wattebausch entfernen, der sich um ihr Gehirn gelegt hatte. Auf einmal wurden ihre Erinnerungen wieder klar und deutlich. Ayaka und Ichiyo holten noch ihre Schulsachen ab, bevor sie sich gemeinsam verabschiedeten. Yuuko Oginos Frage, ob sie denn auch alle viel Spaß beim Schwimmen gehabt hatten, bejahten sie energisch und gingen dann nach Hause. Chihiro selbst verbrachte den Rest des Abends damit, mit Buntstiften Bilder von den Orten zu malen, die sie gesehen hatte, von dem Wartesaal, dem Grinsestein, den verlassenen Gebäuden, den hügeligen Wiesen, der Turmuhr und vielem mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)