Chihiro und Kohaku von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Im Krankenhaus ------------------------- Hallo, jetzt habe ich es endlich geschafft, das Kapitel zu vollenden. Ist ein bisschen länger geworden, als ich gedacht hatte. Jetzt rätselt mal schön, was mit Chihiro eigentlich los ist, hihihi. An alle, die darauf warten, wie's weitergeht: Ich muss im Moment 'ne wirklich wichtige Arbeit fertig machen (mit 180 Seiten!), die nächste Woche (1.9.03) abgegeben werden muss. So lange wird es nicht weitergehen, auch wenn ich das nächste Kapitel schon zu 2/3 fertig hab. Ich hab im Moment einfach den Kopf nicht frei, sorry. Im Krankenhaus Gegen Ende der vierten Stunde konnte Chihiro sich vor lauter Hunger kaum noch auf den Unterricht konzentrieren. Die Worte der Lehrerin verschmolzen zu einem einzigen Gemurmel und das Klassenzimmer schien sich um sie herum zu drehen. Ayaka stupste sie mehrfach an, als sie auf ihrem Stuhl zusammenzusacken begann. Dann endlich ertönte die Pausenglocke und Chihiro riss sich zusammen, so gut sie konnte und fokussierte sich vollständig auf das bevorstehende Mittagsmahl. In der Schulkantine nahm sie kaum noch wahr, wie sie sich ein Tablett nahm und an der Essenausgabe irgendetwas darauf gestellt bekam. Als schließlich alle Platz genommen hatten und mit dem Essen beginnen durften, hatte sie unter dem ungläubigen Staunen von Ayaka innerhalb von nur einer Minute alles in sich hineingestopft, war aufgestanden und hatte versucht, noch Nachschub zu holen. Doch die freundliche aber resolute Küchenangestellte verweigerte ihr einen Nachschlag mit der Begründung, dass alle Kinder das Gleiche zu bekommen hätten und außerdem sei die Portion ja wohl groß genug gewesen für so ein kleines Mädchen wie sie. "Mann Chihiro, was ist denn los mit dir? Du futterst ja, als hättest du gerade um die Weltmeisterschaft gespielt.", staunte Ayaka. "Ich weiß nicht genau. Das ging alles irgendwie gestern los.", meinte diese, "Nachdem wir Fußball gespielt hatten, bin ich vor lauter Hunger kaum noch nach Hause gekommen." Dann erzählte sie, was sie gestern und Heute so alles gegessen hatte und Ayaka bekam immer größere Augen. "Bohr, ich glaube ich währe geplatzt, wenn ich soviel gegessen hätte. Und ein ganzes Kilo Tofu. Du musst wirklich Hungrig gewesen sein.", bestätigte Ayaka etwas lautstark und aß etwas von dem Tintenfisch auf Reis, den es zu Mittag gegeben hatte, was Chihiro erst jetzt auffiel. Vom Nachbartisch, an dem einige Jungen saßen, darunter auch Bunzo Abe, ertönte in diesem Moment Gelächter. "Zuerst wissen die nicht, welches Datum gerade ist, und dann Füttern sie ihre Tochter auch noch mit rohem Tofu.", tönte Bunzo, "Mann, was müssen die Oginos doof sein!" Chihiro schaute erst überrascht und dann empört zu Bunzo hinüber, aber es war Ayaka, die aufsprang und ihre neue Freundin verteidigte. Sie baute sich neben Bunzo auf, der sie mit gespielter Angst ansah und schimpfte: "Wie kannst nur so gemein sein? Und so einen Blödsinn erzählen? Und woher weißt du überhaupt, dass sie Ogino heißt? Du bist selber doof!" "Und wer glaubst du vorzustellen?" Bunzo lehnt sich lässig in seinem Stuhl nach hinten und grinste überlegen. "Meinst du vielleicht ich Lüge? Mein Vater hat's mir erzählt. Vor zwei Tagen, die waren grade nebenan eingezogen, kamen ihre Eltern zu uns und fragten völlig verwirrt nach dem Datum. Und dass sie da dort wohnt, hab ich gestern Abend gesehen, als sie nach Hause geschlichen kam. Und das mit dem Tofu hat sie ja selber zugegeben." "Trotzdem bist du gemein. Man lauscht nicht, wenn andere sich unterhalten. Das ist unhöflich. Und doof bist du auch, du hast ja heute Morgen nicht mal deine Klasse gefunden! So." Darauf wusste auch Bunzo nichts zu erwidern, also ignorierte er Ayaka einfach und stocherte leicht verlegen im Essen herum. Einer der Lehrer hatte die kleine Auseinandersetzung bemerkt und kam jetzt herüber, um nach dem Rechten zu sehen. Deshalb setzte auch Ayaka sich jetzt schnell wieder hin. "Dem hab ich's gegeben. Trotzdem hat er mir den Appetit verdorben, der Blödmann.", regte sie sich weiter auf, "Und du, regt dich das gar nicht auf, wenn er deine Eltern beleidigt?" "Ach Ayaka, solche Typen wie den gibt es in jeder Klasse, da darf man sich gar nicht drüber aufregen.", beschwichtigte Chihiro, "Du sag mal, wenn du keinen Hunger mehr hast, kann ich dann deinen Rest vom Essen haben?" Perplex glotzte Ayaka zu Chihiro und schob dann kommentarlos ihr Tablett hinüber. Eine Tischreihe weiter starrte Ichiyo Matsumoto, der den kurzen Disput unfreiwillig mitbekommen hatte, traurig sein Tablett an. Sie finden mich doof, weil ich vorhin den Klassenraum nicht gefunden habe, dachte er unglücklich. Nach dem Mittagessen und der daran anschließenden Pause, wurde dann die Schule von den Schülern geputzt und Chihiro und Ayaka wurden zum Wischen des Flurs eingeteilt. Danach ging der Unterricht um 13:50 weiter und gegen 15:20 war dann endlich die eigentliche Schule vorbei. Das hieß aber noch längst nicht, dass sie jetzt nach Hause gehen konnten, denn zwischen Unterrichtsende und 17:00 Uhr waren noch die nachschulischen Aktivitäten angesiedelt, denen jeder Schüler nachzugehen hatte. Nach der Klassenbesprechung gegen 15:30 ging dann jeder in den Kurs, für den er sich Interessierte. Ayaka stellte zu ihrer großen Erleichterung fest, dass im letzten Jahr auch eine Mädchen Fußballmannschaft gegründet worden war, da die WM nun langsam näher rückte. Sie versuchte auch Chihiro zu überreden, in die Fußballmannschaft zu gehen, aber die fühlte sich mittlerweile vor lauter Hunger wieder so schlapp, dass sie dankend ablehnte, obwohl sie Ayaka zuliebe durchaus in die Fußballmannschaft gegangen währe, auch wenn sie nie besonders sportlich gewesen war. Aber das war ja kein Grund, es nicht einmal zu versuchen. Trotzdem war ihr jetzt mehr nach einer ruhigen Tätigkeit zumute, bei der sie sich konzentrieren musste und ihren Hunger vergessen konnte. Also suchte sich Chihiro den Ikebana-Kurs aus. In dem Kurs waren wie sich herausstellte nur Mädchen und ihre Klassenlehrerin war die Kursleiterin. Als es endlich 17 Uhr war, traf sich Chihiro mit Ayaka vor der Schule und sie machten sich gemeinsam auf den Weg nach Hause. Unterwegs kamen sie an dem Konbini vorbei und Chihiro holte sich von ihrem Taschengeld zwei Tafeln Schokolade, die sie hastig in sich hineinmampfte, aber nicht ohne Ayaka zwei oder drei Stückchen abzugeben. Sie hatte sich nämlich vor lauter Hunger wieder so schwach gefühlt, dass ihr schon Schwindelig wurde. Danach fühlte sie sich soweit gestärkt, dass sie den Nachhauseweg zu schaffen glaubte. Als sie dann an Ayakas Haus vorbeikamen, verabredeten sie sich für den nächsten Morgen, um gemeinsam zur Schule zu gehen. Zu Hause erfuhr Chihiro dann, dass ihr Vater entlassen worden war und sie sich in nächster Zeit erst einmal "Einschränken" mussten, was auch immer das zu bedeuten hatte. Den Audi hatte er deshalb auch konsequenterweise sofort verkauft und stattdessen einen Nissan Micra erworben, mit dem sie in nächster Zeit auskommen mussten. Optimistisch, wie er war, erzählte er den ganzen Abend von seinen zukünftigen Plänen. Er wolle sich selbstständig machen als Bauingenieur und zunächst einmal die Hausverwaltung einiger Häuser in dieser Neubauanlage übernehmen, die von ihren Eigentümern vermietet worden waren. Da er in das Projekt mit involviert war, hatte er die Liste aller Hauseigentümer und wusste auch, welche von diesen ihre Objekte vermieteten. Zwei Klienten habe er auch schon, die er im Architekturbüro kennen gelernt hatte und sei in Verhandlung mit mehreren anderen. Trotzdem würde dies in der ersten Zeit keineswegs ausreichen, um das Gehalt zu ersetzen, welches er im Architekturbüro als Projektleiter erhalten hatte, aber das Haus war bereits komplett bezahlt und die Ersparnisse würden noch ein paar Monate reichen, wenn sie sparsam damit umgehen würden. Arbeitslosengeld würde er keines erhalten, da er sich ja Selbstständig machte und somit de facto ja eine Arbeit hatte. Chihiro jedoch verstand von den ganzen Dingen nicht viel und zog sich nach dem Abendessen, bei dem sie wieder reichlich zuschlug, auf ihr Zimmer zurück, um die Hausaufgaben zu machen. Sie stellte fest, dass ihr das erheblich leichter fiel, als noch vor den Sommerferien. Sie konnte sich hervorragend konzentrieren und vergaß ihre Umwelt, bis sie plötzlich fertig war, nach viel kürzerer Zeit, als sie gedacht hatte. Sie las hinterher noch ein wenig in ihrem Harry Potter Buch, holte sich noch etwas zu Essen und ging danach völlig erschöpft zu Bett. In den nächsten Tagen wurde die Sache mit ihrem ständigen Hunger von einem Ärgernis zu einem ernsthaften Problem. So viel sie auch immer aß, und ihre Mutter wurde deswegen auch immer nervöser, sie schaffte es einfach nicht mehr Satt zu werden und den ganzen Tag über hatte sie ein mehr oder weniger intensives Hungergefühl, an das sie sich jedoch langsam gewöhnte. Was Chihiro dann aber doch Sorgen bereitete, war dass sie trotz der ernormen Mengen, die sie verputzte, in den letzten zwei Wochen zwei Kilogramm abgenommen hatte, wo sie doch ohnehin nur 20 Kilo gewogen hatte. Auch hatte sie ihr gesamtes Taschengeld für den Monat September innerhalb von diesen zwei Wochen komplett in Süßigkeiten investiert, die sie in den Unterrichtspausen vernaschte, um die Schulstunden irgendwie zu überstehen. Ayaka half ihr dabei, so gut sie konnte, gab Chihiro immer etwas von ihrem Mittagessen ab, oder steckte ihr Reiskuchen oder Süßigkeiten zu, die sie von zu Hause mitgebracht hatte. Am Ende der dritten Schulwoche schließlich war Chihiro ganz schwummerig zumute und es bereitete ihr schon Mühe, überhaupt aus ihrem Stuhl aufzustehen und irgendetwas zu tun. Merkwürdigerweise war ihr nie kalt, sondern eher etwas zu warm, sie hatte die ganze Zeit leichte Atemnot, als ob sie andauernd laufen würde. Dementsprechend hoch war auch ihr Pulsschlag. Ihrer Mutter hatte sie das Problem geschildert, doch diese tat das Ganze als Unsinn ab und redete irgendetwas von einer Phase. Zumindest gab ihr ihre Mutter soviel zu Essen, wie sie haben wollte, doch auch dies nur unter Gestöhne, weil sie doch eigentlich sparen müssten. Sie konnten sich im Moment einfach keine Probleme leisten und deshalb gab es auch keine. Basta! Es war gerade Ende der vierten Stunde am Montag und Chihiro freute sich schon sehnsüchtig auf das Mittagessen, als sie beobachtete, wie sich Bunzo Abe mit zweien seiner Freunde, die er inzwischen gewonnen hatte, sich im Flur Ichiyo Matsumoto stellten und sich drohend vor dem Jungen aufbaute, flankiert von Hiroaki Matokai aus ihrer eigenen Klasse und Susumo Takasugi aus der Parallelklasse. Nach und Nach hatte sich Bunzo immer mehr als kleiner Tyrann herausgestellt, der eine kleine Schar Williger um sich herum versammelte und begann, alle anderen zu terrorisieren. Hiroaki war ein gutes Beispiel für die Leute, die Bunzo um sich herum versammelte. Er war ein relativ kleiner Junge mit verkniffenem Gesicht, der häufiger im Unterricht einschlief und sonst auch selten etwas mitschrieb. Nach allem, was Chihiro über ihn wusste, war er einfach dumm wie Brot. Auf jeden Fall war unschwer zu erkennen, dass Ichiyo sich nicht besonders wohl zu fühlen schien und er redete panisch auf Bunzo ein. Dieser jedoch grinste nur und boxte Ichiyo in den Bauch, der daraufhin kein sehr glückliches Gesicht machte. Chihiro geriet außer sich vor Fassung, als sie diese Szene beobachten musste. Sie hatte Bunzo vom ersten Moment an nicht gemocht und vor zwei Wochen hatte er sie und ihre Eltern lächerlich gemacht. Von Tag zu Tag war er ihr danach unsympathischer geworden, aber für Hassgefühle hatte es nicht gereicht, bis jetzt. Wenn jetzt keiner Bunzo Einhalt gebot, würde es immer schlimmer werden und er würde irgendwann die ganze Klasse terrorisieren, dass hatte sie in ihrer alten Schule auch schon einmal erlebt. Ohne jede Spur von Furcht rannte Chihiro, ihre Schwäche vergessend, zu Ichiyo und Bunzo hinüber. "... tausend Yen, jede Woche!", hörte sie Bunzo gepresst sagen, als sie näher kam, "Oder wir werden dich nicht beschützen!" Chihiro erreichte in diesem Moment die beiden und quetschte sich Bunzo wütend anstarrend zwischen sie, was ihr nicht sonderlich schwer fiel. Ayaka, mit der Chihiro sich vorher unterhalten hatte, kam jetzt auch vorsichtig näher. Sie mochte Bunzo auch nicht, wollte eigentlich so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben und die Entwicklung in den letzten Wochen hatte ihr nicht gefallen, denn langsam bekam auch sie Angst vor dem Jungen. "Ach schau an, wen wir da haben.", meinte dieser überrascht, "Unsere kleine Tofu Fresserin." "Lass ihn in Ruhe!", fauchte Chihiro Bunzo an. "Und warum sollte ich das tun? Weil du das sagst?" Verächtlich wischte Bunzo das zwei Köpfe kleinere Mädchen zur Seite. "Schieb ab, ich hab noch was zu besprechen.", grunzte er. Chihiro war von dem kurzen Sprint zuvor mittlerweile ganz schwindelig und übel geworden, so dass sie fast hinfiel. Sterne tanzten vor ihren Augen, aber sie wollte vor Bunzo und seiner Bande nicht klein beigeben. Inzwischen waren außer Ayaka auch noch andere Schüler auf das Geschehen aufmerksam geworden und hatten sich um Chihiro und Bunzo geschart. Unbeeindruckt von Bunzos Größe stellte sie sich wieder zwischen ihn und Ichiyo. "Wenn du was von ihm willst, musst du erst an mir vorbei.", sagte sie, Bunzo direkt in die Augen blickend, wobei sie verzweifelt versuchte, nicht ohnmächtig zu werden, nicht ausgerechnet jetzt. Bunzo seinerseits gefiel die Situation immer weniger, jetzt da immer mehr Zeugen hinzukamen. Er musste irgendwie dieses winzige, scheinbar verrückte Mädchen in ihre Schranken verweisen, dass sich doch tatsächlich erdreistete, sich ihm in den Weg zu stellen. Irgendwie musste er es schaffen ihr Angst zu machen, sie einzuschüchtern, sonst würde ihn in Zukunft keiner mehr ernst nehmen. Wie sollte sie ihn auch ernst nehmen, wenn er es nicht einmal schaffte, mit einem kleinen, dünnen Mädchen fertig zu werden. Mit wutrotem Kopf gab er Chihiro eine Ohrfeige, keine besonders feste, eigentlich nur ein Wischer um sie zu erschrecken, aber in dem Moment wo er ihre Wange berührte, leuchtete Chihiros Haarband kurz violett, was aber nur Ichiyo bemerkte, der ja direkt hinter ihr stand, und gab es einen lauten Knall, als hätte jemand mit einer Peitsche geschlagen. Bunzo starrte einen kurzen Moment überrascht auf seine Hand, bevor dann seine Augen hervorquollen und er vor Schmerzen jaulend anfing, durch die Gegend zu hüpfen. Für ihn hatte es sich angefühlt, als hätte er mit voller Kraft gegen eine Betonwand geschlagen, seine Hand pulsierte im Rhythmus seines Herzschlages und begann anzuschwellen. Chihiro bekam von der ganzen Sache nichts mehr mit. Sie hatte die Ohrfeige überhaupt nicht gespürt, sondern ihr war mittlerweile derart schwummerig, dass ihr Schwarz vor Augen wurde. Ohne einen Laut von sich zu geben, sackte sie langsam vor Ichiyo in sich zusammen, der beim Versuch sie aufzufangen aber etwas zu spät reagierte. Die meisten der Umstehenden hatten den Eindruck, als währe ihre Ohnmacht die Folge der Ohrfeige Bunzos. Chihiro hatte das Gefühl als würde sie schweben, sich langsam um die eigene Achse drehen, alles war warm und weich wie Watte. Langsam drang dann ein unangenehmes Druckgefühl an ihrem linken Arm in ihr Bewusstsein und sie versuchte es loszuwerden, indem sie den Arm etwas bewegte. Aber es half nicht. Mit ihrer rechten Hand tastete sie nach der drückenden Stelle und fühlte, dass ein Schlauch aus ihrem Arm herauskam. Das verwirrte sie. War sie denn nicht in der Schule? "Ah, sie wacht auf.", hörte sie eine männliche Stimme sagen und eine andere, weibliche dann, die sie als die Stimme ihrer Mutter identifizierte: "Chihiro, mein Kleines. Was machst du denn nur für Sachen." Als sie die Augen aufmachte, musste sie zuerst Blinzeln und sah dann die besorgten Gesichter ihrer Eltern und eines Mannes in einem weißen Kittel über sich hängen. Sie war in einem Raum mit freundlichen Farben und bunten Bildern an den Wänden. Neben ihr stand ein Gestell, an dem eine Flasche aufgehängt war, aus der ein Schlauch zu ihrem Arm führte und Flüssigkeit tropfenweise über eine Kanüle in eine Vene floss, was das Druckgefühl verursachte. "Hallo Mama, hallo Papa. Was mache ich denn im Krankenhaus?", wollte sie wissen, wobei sie versuchte sich aufzurichten, aber kraftlos wieder zurücksank. Ihr Vater eilte zur Hilfe und kurbelte das Kopfende des Bettes hoch, so dass Chihiro in eine halb sitzende Position kam. "Kannst du dich denn an gar nichts erinnern, dass dieser grässliche Junge dich geschlagen hat?" Chihiro schüttelte den Kopf. "Er soll mich geschlagen haben? Ich weiß nur noch, dass mir plötzlich schwarz geworden ist vor Augen und dann bin ich hier wieder aufgewacht.", meinte sie. In diesem Augenblick kam eine Krankenschwester mit einer Mappe herein, die sie dem Arzt übergab. "Dr. Ito, hier sind die Ergebnisse der Blutuntersuchung des Mädchens und die anderen Befunde.", sagte sie kurz angebunden und verschwand eilends wieder. Dr. Ito studierte die Mappe eine Weile lang, während Yuuko Ogino auf der Bettkante sitzend Chihiro streichelte und ihr Vater Akio, den Arzt beobachtend, nervös auf und ab tigerte. Chihiro war die Aufmerksamkeit, die ihr hier zuteil wurde, fast unangenehm. Energisch klappte der Arzt schließlich energisch die Mappe zu und blickte Chihiros Eltern streng an. "Herr und Frau Ogino, würden sie bitte einmal mit nach draußen kommen. Ich möchte mit ihnen über ihre Tochter reden." Damit marschierte er aus dem Zimmer und ihre Eltern hinterher, welche die Tür hinter sich schlossen. "Nun, wie aus den Untersuchungsergebnissen hervorgeht, wurde ihre Tochter keineswegs durch einen irgendwie gearteten Schlag bewusstlos.", eröffnete er den verdutzten Eltern, "Wir konnten keinerlei Zeichen einer Gehirnerschütterung feststellen, ihre Pupillenreaktionen waren trotz Bewusstlosigkeit vollkommen normal. Weiterhin konnten wir kein Anzeichen für ein Hämatom, also einen Bluterguss, im Kopfbereich feststellen, wie es für solche heftigen Schläge charakteristisch ist. Es hat, soweit wir das feststellen konnten, keinerlei Gewalteinwirkung gegeben." "Ja aber warum ist sie dann zusammengeklappt. Alle Augenzeugen haben einhellig berichtet, dass der Junge sie heftig geschlagen hat.", warf Akio Ogino ein. "Das will ich ihnen jetzt erklären. Ihre Tochter ist ohnmächtig geworden, weil sie vollkommen unterzuckert gewesen ist.", ließ Doktor Ito die Katze aus dem Sack, "Ich muss schon sagen, dass sie in einer körperlich ziemlich schlechten Verfassung ist. Nicht nur dass Chihiro für ihr Alter deutlich zu klein ist, sie hat auch erhebliches Untergewicht. Sie wiegt ja gerade noch 17 kg bei einer Körpergröße von nur 120 cm und dass mit 10 Jahren! Das ergibt einen Body Mass Index von gerade einmal 11,8." "Wollen sie etwa behaupten, dass wir unserer Tochter zu wenig zu essen geben?", empörte sich Akio Ogino. "O nein, keineswegs. Laut den Aussagen der Lehrerin, Frau Watanabe, die zusammen mit ihrer Tochter zu uns gekommen war, hat sie Chihiro in jeder Unterrichtspause etwas essen sehen. Ich habe auch den Schulranzen ihrer Tochter inspiziert und er war voller Süßigkeiten und Essensreste, wie etwa Bananenschalen oder Kekskrümeln. Wissen sie, der Zustand ihrer Tochter war mir sogleich bei der Einlieferung aufgefallen, deshalb habe ich ja auch sofort gefragt. Ich habe einen Verdacht und möchte, dass sie mir zwei Fragen ehrlich beantworten: Hat ihre Tochter in letzter Zeit ungewöhnlich viel gegessen und ist sie häufig auf der Toilette verschwunden?" "Um es ehrlich zu sagen, hat Chihiro uns in der letzten Zeit fast die Haare vom Kopf gegessen und ich glaube auch, das sie öfters heimlich nachts an den Kühlschrank gegangen sein muss.", antwortete Yuuko Ogino stirnrunzelnd, "Und ja, sie ist auch relativ häufig auf die Toilette gegangen, wenn ich es recht überlege. Ich dachte, das muss so sein, wenn sie soviel isst. So sagen sie doch, Herr Doktor, was hat sie denn nun?" "Sehen sie, das bestätigt genau meine Vermutung.", meinte Doktor Ito, jetzt mit etwas freundlicherer Mine, "Sie ist zwar noch sehr jung für so etwas, aber der Trend geht ja in letzter Zeit dahin, dass die betroffenen Personen immer jünger werden. Ich glaube dass ihre Tochter an Bulimie leidet, der so genannten Ess-Brech-Sucht! Das ist eine besonders unangenehme Form der Magersucht, bei der die betroffenen Personen anfallartig Unmengen an Nahrungsmitteln in sich hineinstopfen, um sie dann heimlich auf der Toilette wieder zu erbrechen." "Wollen sie damit sagen, dass sie die ganzen Sachen in sich hineinstopft, um sie dann später auf dem Klo heimlich wieder auszukotzen?", wollte Akio Ogino mit Besorgnis in der Stimme wissen, woraufhin der Arzt nur nickte. "Wissen sie, bei der Bulimie handelt es sich in erster Linie um ein psychisches Phänomen. Ihre Tochter muss also in psychiatrische Behandlung. Wir werden morgen damit beginnen.", erläuterte dieser weiterhin, "Auch müssen wir den Kreislauf der heißhungrigen Fressattacken mit dem anschließenden Erbrechen stoppen und gleichzeitig ihre Tochter wieder zu Kräften kommen lassen, so dass sie ein bis zwei Kilos zunimmt, bevor wir sie nach Hause entlassen können. Das wird denke ich einmal etwa eine Woche in Anspruch nehmen. Wichtig dabei ist auf jeden Fall, dass sie unter gar keinen Umständen von irgendeiner Person nebenbei etwas zu Essen bekommt, dass sie dann in sich hineinschlingt und wieder erbricht. Sie wird von uns eine ausgewogene, nährstoffreiche Diät erhalten mit fünf kleineren Mahlzeiten am Tag und etwa 2500 Kilokalorien. Das sollte mehr als ausreichend sein, denke ich. Außerdem muss sie die ganze Zeit überwacht werden, damit sie nicht wieder heimlich auf die Toilette geht." Danach verabschiedete sich Doktor Ito von Chihiros Eltern, um sich um andere Patienten zu kümmern, und ihre Eltern kehrten zu Chihiro in ihr Zimmer zurück und verbrachten den Abend mit ihrer Tochter, fütterten sie, als es Essen gab und warfen eine Münze in den Fernsehautomaten auf dem Flur, so dass der Fernseher in ihrem Zimmer aktiviert wurde. Nach einer vor Hunger halb durchwachten Nacht, gab es am nächsten Morgen gegen 6:00 Uhr das Frühstück und Chihiro hatte das Essen in wenigen Minuten verputzt und bat dann die Krankenschwester, ob sie nicht noch mehr haben könnte, aber diese ließ sich nicht erweichen. Dann musste sie feststellen, dass die Tür zur Toilette in ihrem Zimmer zugeschlossen war und sie nach der Schwester klingeln musste, wenn sie auf das Klo musste. Gegen halb acht Uhr kam dann plötzlich Ayaka zur Tür herein spaziert. "Hallo Chihiro, na wie geht's dir denn.", grüßte sie gutgelaunt. "Hallo Ayaka, ich freu mich ja so, dass du mich besuchen kommst.", hieß Chihiro sie willkommen, "Sag mal, kannst du mir irgend etwas zu Essen besorgen." Traurig schüttelte Ayaka den Kopf. "Ich hatte dir eigentlich einen Beutel mit Süßigkeiten mitgebracht, aber den hat mir die Krankenschwester abgenommen. Und sie hat gesagt, sie würde mir alles abnehmen, was ich mitbringe. Ich weiß auch nicht wieso." "Na macht nichts, ich werde schon irgendwie über den Tag kommen.", meinte Chihiro daraufhin aufmunternd, "Erzähl doch, was denn gestern noch alles passiert ist, nachdem ich ohnmächtig geworden bin. Hat Bunzo mich wirklich geschlagen?" "Weißt du das denn nicht mehr?", wunderte Ayaka sich, "Nachdem du dich vor Ichiyo gestellt hast, hat Bunzo dich geschlagen und es hat einen lauten Knall gegeben und dann bist du umgefallen. Ich kann es immer noch nicht fassen, wie mutig du warst. Dich einfach diesem Rüpel in den Weg zu stellen. Ich bin fast umgekommen vor Angst. Hinterher ist dann der Krankenwagen gekommen und der Direktor hat sich Bunzo vorgeknöpft und uns alle ausgefragt." "Was meinst du mit vorgeknöpft?", wollte Chihiro wissen. "Na ja, also zuerst hat er ihn mit auf sein Büro genommen und dann ist sein Vater gekommen und hat ihn abgeholt. Besonders glücklich hat er nicht ausgesehen. Er wurde erst mal vom Unterricht subversiert, oder so." "Suspendiert meinst du. Och, das habe ich nicht gewollt. Ich wollte doch nur, dass der Blödmann aufhört und Ichiyo in Ruhe lässt. Das Ganze währ doch sonst immer schlimmer geworden.", staunte Chihiro über ihren Erfolg. "Du hast das nicht gewollt. Erst stellst du dich Bunzo todesmutig in den Weg und er haut dich KO und dann sagst du, du hast das gar nicht gewollt.", regte sich Ayaka auf, "Aber jetzt ist Bunzo erst mal bei allen unten durch und wird sich hüten noch mal aufzufallen. Dank dir." In diesem Augenblick öffnete sich langsam und vorsichtig die Tür und Ichiyo steckte seinen Kopf herein. "Hallo Ichiyo, komm doch rein. Ich freu mich, dass du kommst.", ermunterte ihn Chihiro. Er huschte herein, drehte sich um, schloss ganz leise die Tür wieder hinter sich, drehte sich wieder um und bekam ganz große Augen, als er sah, dass auch Ayaka mit im Zimmer war. In seiner rechten Hand hielt er einen großen Blumenstrauß und kam dann zögerlich näher, wobei er leicht verwirrt abwechselnd zu Chihiro und zu Ayaka blickte. "Ich äh, ... wollte. Also gestern... Chihiro... Äh D.. Da.. Danke.", sagte er stockend, wobei er krebsrot im Gesicht wurde, legte Chihiro die Blumen auf das Bett und rannte Hals über Kopf aus dem Zimmer. "Hihihi, hast du gesehen, er ist ganz rot geworden. Wie süß.", kicherte Ayaka, während Chihiro ihren Blumenstrauß inspizierte. "Schau mal, Ayaka, er hat sogar ein Kärtchen mit dabei. Mein letzter Blumenstrauß war ein Abschiedsstrauß, weißt du. So ist es mir viel lieber." "Ein Kärtchen? Zeig mal." Chihiro reichte Ayaka das Kärtchen und diese las vor: "Liebe Chihiro. Vielen Dank für deine mutige Hilfe und alles Gute für die Genesung. Ichiyo" "Huch, da steckt ja noch etwas in dem Blumenstrauß. Guck mal, ein Beutel voll mit Pralinen. Den muss die Krankenschwester wohl übersehen haben." "Ui, das ist aber lieb von ihm. Pass auf, besser du versteckst die Pralinen, damit die Schwester sie nicht findet.", meinte Ayaka, woraufhin ihr Chihiro ihr eine Praline abgab und selber eine aß. "Ich glaube du hast recht. Die heb ich mir für nachher auf, wenn ich mal so richtig Hunger bekomme." Damit stopfte Chihiro die Pralinen wieder in den Blumenstrauß zurück, den sie in die leere Vase auf dem Nachttisch stellten, denn außer unter dem Kopfkissen, dessen Bezug ja wohl im laufe des Tages gewechselt werden würde, gab es kein wirklich geeignetes Versteck im Krankenzimmer. "Du, hör mal. Ich glaube ich muss jetzt gehen, sonst komm ich zu spät zur Schule.", verabschiedete sich Ayaka plötzlich, als sie auf die Uhr an der Wand sah, "Auf Wiedersehen Chihiro, ich komme dich Morgen wieder besuchen." Sie ging zur Tür und lächelte Chihiro zum Abschied noch einmal zu, bevor sie den Raum verließ. Wieder alleine versuchte sich Chihiro irgendwie die Zeit zu vertreiben, denn sie hatte nichts zu lesen dabei und der Fernseher wollte auch nicht funktionieren, weil sie kein Geld für den Automaten hatte. Gegen zehn Uhr bekam sie ein weiteres mal etwas zu essen, was aber vorne und hinten nicht reichte, so dass sie bis Mittag ihre Pralinen eine nach der anderen aufgegessen hatte. Kurz nach dem Mittagessen tauchten ihre Eltern auf, die ihr das Harry Potter Buch mitbrachten und auch etwas Geld für den Fernsehautomaten. Sie unterhielten sich eine Weile mit ihr und erzählten, wie gestern Abend noch Bunzos Vater zu ihnen gekommen war und sich fast auf Knien für seinen ungeratenen Sohn entschuldigt hatte. Dann gegen zwei Uhr holte der Arzt und eine Schwester Chihiro ab, setzten sie in einen Rollstuhl und brachten sie zum Kinderpsychologen. Der Kinderpsychologe stellte sich als eine freundlich, weißhaarige ältere Frau heraus, die sich als Frau Yamamoto vorstellte. Chihiro wurde von der Schwester in einen bequemen Sessel gesetzt und dann unterhielt sich die Psychologin eine Weile mit ihr über alles mögliche, über die Eltern, die Schule, ihre Freunde, was sie gerne isst, was sie in der Freizeit so alles macht und vieles anderes, wobei sie auch einige Male lachten. Dann spielten sie ein Spiel, bei dem Chihiro Farbkleckse auf Papier beschreiben musste und obwohl sie wusste, dass die Bilder eigentlich nichts darstellten, fühlte sie sich immer wieder an einen Drachen erinnert. Nach dem Spiel wurde sie auf eine bequeme Liege gelegt und die Psychologin hypnotisierte sie. Das war ganz witzig, irgendwie wie einschlafen und träumen und das wichtigste war, dass sie ihren bohrenden Hunger für eine Zeit lang nicht mehr spürte. Irgendwann dann wachte sie wieder auf und blickte in das lächelnde Gesicht Frau Yamamotos, die sich dann ganz lieb von ihr verabschiedete. Erinnern konnte sich Chihiro an nichts, was während der Hypnose passiert war. Sie wurde wieder in ihren Rollstuhl gesetzt und von der Krankenschwester wieder zurück in ihr Zimmer geschoben, wo sie schon von ihren Eltern und Doktor Ito erwartet wurden. Ihre Eltern hatten Chihiro alles mögliche mitgebracht, wie etwa frische Kleider, Sachen zum Zähneputzen und Waschen, ein paar Spielsachen, ihre Schulbücher und, worüber sich Chihiro sehr freute, den dritten Harry Potter Band: "Harry Potter und der Gefangene von Askaban", der gerade auf Japanisch erschienen war. Danach wurden ihre Eltern und Doktor Ito zu der Psychologin bestellt. Frau Yamamoto empfing sie in ihrem Raum, der wie alle Räume auf der Kinderstation des Krankenhauses sehr freundlich, ja richtiggehend gemütlich eingerichtet war. "Schön, dass sie sich Zeit nehmen konnten, Herr und Frau Ogino, Doktor Ito.", begrüßte sie Psychologin ihre Gäste und verbeugte sich, "Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Yamamoto. Bitte nehmen sie doch Platz." Akio und Yuuko Ogino nahmen auf einem Sofa platz und Doktor Ito setzte sich in den Sessel, in dem Chihiro zuvor gesessen hatte. Frau Yamamoto nahm in einem weiteren Sessel ihnen gegenüber Platz. "Wie sie sicherlich wissen, bin ich die Psychologin dieses Krankenhauses und ich habe mich insbesondere auf die Kinderpsychologie spezialisiert.", begann sie, "Vorhin habe ich mich gut eineinhalb Stunden mit ihrer Tochter beschäftigt, insbesondere unter dem Gesichtspunkt des Verdachts meines geschätzten Kollegen Dr. Itos auf Bulimie. Das Gespräch mit ihrer Tochter hat zunächst keine besonderen Hinweise auf etwaige psychische Störungen Chihiros erbracht. Erst der Rorschachtest hat eine merkwürdige Affinität ihrer Tochter zu Drachen gezeigt, die mich stutzig gemacht hat. Ich interpretierte dies als einen starken Freiheitsdrang, den es zu ergründen galt. Daher entschloss ich mich, die Befragung ihrer Tochter unter Hypnose fortzusetzen, um weiteres zu erfahren und den Grund für die mögliche psychische Störung herauszufinden." "Sie haben Chihiro hypnotisiert? War das denn wirklich notwendig?", wandte Akio Ogino ein, "Ich meine, das ist immerhin ein tiefer Persönlichkeitseingriff." "Ja, ich hielt diese Maßnahme in diesem Fall für gerechtfertigt, denn immerhin geht es ihrer Tochter wirklich nicht besonders gut.", erwiderte Frau Yamamoto, "Auf jeden Fall hat die Hypnose ihrer Tochter einige sehr interessante Dinge zu Tage gefördert. Sie erzählte mir eine sehr verworrene Geschichte, oder vielleicht einen Traum, in dem sie, Herr und Frau Ogino, als Schweine vorkamen. Weiterhin kamen in dem Traum eine oder mehrere Hexen vor, ich muss das Tonband des Mitschnittes noch einmal checken, ein großes Badehaus, in dem ihre Tochter schuften musste, ein Junge, dem sie offenbar sehr zugeneigt war, ein weißer Drache, ein riesengroßes Baby und eine merkwürdige schwarze Gestalt mit einer Maske als Gesicht, die etwas schwierig zu interpretieren ist." "Und, was bedeutet das alles?", wollte Chihiros Mutter wissen. "Nun, das will ich ihnen sagen. Das Badehaus mit der Hexe als Leiterin, kann problemlos als Synonym für die Schule interpretiert werden, von der sich ihre Tochter aufgrund überzogener Leistungsanforderungen stark unter Druck gesetzt sieht. Dementsprechend ist auch ihre Erscheinung in der Gestalt von Schweinen zu sehen, da sie es offensichtlich versäumen, ihre Tochter vor diesem Druck zu schützen oder ihn sogar verstärken." Chihiros Eltern sahen einander betreten an und schienen etwas in sich zusammenzusinken. "Der Junge ist als Wunsch nach partnerschaftlicher Bindung zu sehen, wahrscheinlich ist darin sogar der Junge sehen, den ihre Tochter in der Schule zu schützen versucht hat, und das Baby interpretiere ich als den Wunsch nach familiärer Geborgenheit, der es ihrer Tochter anscheinend zu mangeln scheint. Beides ergänzt sich hervorragend. Die schwarze maskierte Gestalt ist als Synonym für die gesichtslose, ungewisse Zukunft zu sehen, die droht Chihiro zu verschlingen. Am meisten beeindruckt hat mich die Schilderung eines Rittes ihrer Tochter auf dem Rücken eines weißen Drachens durch die Nacht in den Morgen hinein, der sich dann in besagten Jungen verwandelt. Hierin ist ganz klar der übermächtige Wunsch ihrer Tochter zu sehen, der nach und nach unerträglichen Situation zu entfliehen und mit dem Jungen irgendwo anders ein neues Leben schwerelos wie im Flug zu verbringen. Dies muss letztendlich als Ursache für die Bulimie mit einhergehender Magersucht ihrer Tochter gelten.", beschloss die Psychologin ihre Erläuterungen. "Ja aber, was hat das Ganze denn nun zu bedeuten?", fragte Chihiros Mutter betroffen, denn sie wollte dieser um jeden Preis helfen. "Das bedeutet, einfach gesagt, dass ihre Tochter dringend psychologische Betreuung benötigt und ihr gesamte schulisches und familiäre Umfeld einer gründlichen Überprüfung bedarf.", antwortete Frau Yamamoto und fragte dann: "Ich würde gerne wissen, wie lange dieses Problem eigentlich schon besteht, dass geht nämlich aus den Unterlagen nicht hervor, wie lange hat Chihiro eigentlich schon ihre Fressattacken?" "Nun, soweit ich es bemerkt hatte, fing die ganze Sache kurz nach unserem Umzug hierher an. Das war vor jetzt gut dreieinhalb Wochen.", antwortete Yuuko Ogino und jetzt waren es Frau Yamamoto und Dr. Ito, die einander überrascht anblickten, denn sie hatten mit einer wesentlich längeren Zeitspanne gerechnet. "Dreieinhalb Wochen? Das ist eine viel zu kurze Zeitspanne, um den Zustand ihrer Tochter zu erklären.", entfuhr es Dr. Ito, "Das Problem muss, denke ich, seit mindestens einem Jahr bestehen!" "Auf jeden Fall gibt und der Umzug und die damit verbundene Veränderung der Umgebung liefert uns einen wichtigen Hinweis auf den Auslöser der psychischen Schwierigkeiten ihrer Tochter. Sagen sie, hat sich das Verhalten ihrer Tochter vor und nach dem Umzug irgendwie entscheidend verändert, von ihren Fressattacken einmal abgesehen?" "Ja also, vor unserem Umzug war Chihiro eigentlich relativ teilnahmslos, sie hat zwar immer alles gemacht, was man ihr gesagt hat, aber auch nicht mehr. An und für sich hat sie sich gegen den Umzug ziemlich gesträubt. Aber als wir dann einmal hier waren, war sie auf einmal viel fröhlicher, nicht wahr Schatz, hat sich für alles und jeden interessiert, mir freiwillig bei der Hausarbeit geholfen und sogar angefangen selber zu Kochen. Die Hausaufgaben hat sie ohne Ermahnung und das sogar viel schneller als vorher gemacht. Außerdem hat sie auch gleich eine neue Freundin gewonnen, Ayaka Fukazawa heißt sie, glaube ich. Ihre alte Freundin, Risa, scheint sie kaum noch zu vermissen." Das war nun gar nicht die Antwort, die die Psychologin erwartet hätte, eher hatte sie damit gerechnet, dass es genau umgekehrt gewesen und Chihiro nach dem Umzug teilnahmslos und apathisch geworden währe. "Jetzt einmal von der Psychologie ganz abgesehen. Die offensichtliche Kleinwüchsigkeit ihrer Tochter muss doch irgendwann ihren Ausgangspunkt genommen haben. Laut Wachstumstabelle fehlen ihr ja annähernd 10 Zentimeter zu ihren Altersgenossinnen und ich kann keinen Grund sehen, dass diese Kleinwüchsigkeit aufgrund genetischer Faktoren bedingt währe, wenn ich mir sie so ansehe, Herr und Frau Ogino. Gab es in der Vergangenheit irgendwann einmal eine tief greifende Erkrankung, welche die Ursache dafür sein könnte.", hakte der leicht verwirrte Dr. Ito nach, dem die Angelegenheit zunehmend unlogischer vorkam. "Wissen sie, vor etwa fünf Jahren hätten wir Chihiro beinahe verloren. Damals war sie noch im Kindergarten und eines Tage brach sie plötzlich zusammen und wurde bewusstlos in eine Klinik eingeliefert.", erinnerte sich Akio Ogino, "Genau wie gestern, aber trotzdem anders. Sie war damals mehrere Wochen lang Bewusstlos und musste sogar zweimal wiederbelebt werden. Die Ärzte konnten damals keine Ursache dafür entdecken und waren gänzlich ratlos, denn anscheinend litt Chihiro unter großen Schmerzen, obwohl sie das nicht mit Bestimmtheit sagen konnten. Irgendwann dann erholte sie sich plötzlich und war fast wieder wie vorher. Ich konnte mich damals leider nicht so um Chihiro kümmern, wie es wohl notwendig gewesen währe, aber ich war leider mit der Überwachung dieses Neubauprojektes and dem Fluss sehr beschäftigt." "Genau so ist es gewesen. Vor diesem Zwischenfall war Chihiro eigentlich sogar relativ groß für ihr Alter und sie fing an sogar ein wenig pummelig zu werden.", ergänzt Yuuko Ogino, "Aber danach wurde sie immer dünner und blieb im Wachstum immer weiter inter ihren Altersgenossinen zurück. Wenn sie es wünschen, werde ich ihnen Chihiros damalige Krankenakte heraussuchen." "Ja, ich denke, das könnte mir weiter helfen.", sagte Dr. Ito, "Auf jeden Fall wirft diese Angelegenheit ein ganz anderes Licht auf den Fall." Damit verabschiedeten sich Chihiros Eltern und Dr. Ito von der Psychologin, die sich zuletzt von der Entwicklung des Gesprächs ein wenig überfahren vorgekommen war. Nachdem ihre Eltern zu der Psychologin gerufen worden waren, blieb Chihiro nur kurze Zeit alleine, denn kurz nach 16 Uhr kam sie auf einmal ihre gesamte Schulklasse inklusive ihrer Lehrerein zu Besuch. Sie hatten ihre außerschulischen Aktivitäten erlassen bekommen, um in das Krankenhaus kommen zu können. Alle waren sie rührend besorgt und lobten sie wegen ihrer großen Tapferkeit, dass es ihr schon fast peinlich wurde. Einerseits freute sie sich über den Besuch, andererseits hatte sie aber bereits wieder solchen Hunger, dass ihr sogar im Bett liegend schwindelig wurde. Irgendwie schaffte sie es, dem Besuch zu überstehen, ohne sich etwas anmerken zu lassen, war dann aber dennoch erleichtert, als alle wieder gegangen waren. Leider hatte sie nur einige wenige Worte mit Ayaka wechseln können. Gegen 17 Uhr gab es dann ihr Nachmittagsmahl, dass sie in Windeseile herunter geschlungen hatte, noch bevor die Schwester die es gebracht hatte, das Zimmer verlassen hatte, ohne dass es groß eine Sättigung bewirkt hätte. Kurz darauf kamen ihre Eltern von der Psychologin zurück und Chihiro bat diese fast flehentlich um etwas zu Essen, was diese aber trotz ihrer rührenden Besorgnis hartnäckig verweigerten. Sie blieben bis nach dem Abendessen, dass gegen 20 Uhr gebracht wurde, bevor sie sich dann von ihr verabschiedeten und ihr eine gute Nacht wünschten. Chihiro versuchte danach noch ein wenig in ihrem Harry Potter Buch zu lesen, konnte sich aber vor lauter Hunger nicht richtig konzentrieren. Einschlafen konnte sie auch nicht, aus dem selben Grund. Irgendwann nach Mitternacht, wurde es so schlimm, dass sie beschloss aufzustehen, um sich irgendwie etwas zu Essen zu besorgen, egal was, egal wie. Sie schaffte es jedoch nur bis zur Zimmertür, wo ihr Schwarz vor Augen wurde und sie ohnmächtig zusammenbrach. So wurde sie am nächsten Morgen auf dem Boden liegend gefunden. "Herr und Frau Ogino, ich bin froh, dass sie so schnell kommen konnten.", sagte Dr. Ito verlegen, "Ich glaube, wir, äh, haben den Zustand ihrer Tochter stabilisieren können." Akio Ogino baute seine mächtige, korpulente Gestalt vor Dr. Ito auf und stemmte seine Fäuste in die Hüften. "Was ist mit Chihiro passiert?", forderte er von dem Arzt zu wissen. "Nun, äh, wir haben Chihiro heute Morgen bewusstlos in ihrem Zimmer aufgefunden. Trotz aller Maßnahmen, die wir ergriffen, wurde der Zustand ihrer Tochter rapide schlechter.", erläuterte Dr. Ito eilfertig, "Erst als wir zu einer ungewöhnlichen und radikalen Maßnahme griffen, gelang es uns Chihiro zu retten." "Chihiro zu Retten?!? Jetzt sagen sie schon, was mir meiner Tochter los ist?", rief Yuuko Ogino mit einem Anflug von Panik in ihrer Stimme. "Es scheint, als ob unsere erste Diagnose auf Bulimie mit einhergehender Magersucht ihrer Tochter nicht ganz zuzutreffen schien. Aber wie hätten wir auch die blitzartige Entwicklung des Problems Chihiros vorhersehen können.", versuchte Dr. Ito sich zu rechtfertigen, "Jedenfalls sank ihr Blutzuckerspiegel immer weiter bis hinein in lebensbedrohliche Bereiche, welche Gegenmaßnahme wir auch ergriffen. Erste die Infusion einer konzentrierten Zuckerlösung brachte uns eine Verschnaufpause. Eine Maßnahme übrigens, die jeden anderen Patienten unweigerlich getötet hätte." "Wollen sie damit sagen, dass sie hier medizinische Experimente mit Chihiro durchführen?", echoffierte sich ihr Vater, indem er sich drohend zu Dr. Ito hinüberbeugte. "Nein, nein, nein, so war das nicht gemeint.", beeilte sich der Arzt zu sagen, "Es scheint nur so, dass Chihiro mit ihren Fressattacken nur versucht hat, ihren stark erhöhten Kalorienverbrauch zu decken. Wir haben ihre Tochter vorhin noch einmal gewogen und sie brachte gerade noch einmal 15 Kg auf die Waage. Dass heißt, sie hat seit vorgestern, seit ihrer Einlieferung, zwei Kilogramm abgenommen! Das würde bedeuten, dass sie ein Defizit von ca. 15000 Kilokalorien hatte, was etwa den 2 Kg Gewichtsverlust entsprechen würde! Aus dieser Überlegung heraus sagten wir uns, dass nur eine drastische Kalorienzufuhr ihre Situation verbessern könnte und die konzentrierte Zuckerlösung hat tatsächlich Erfolg gezeigt. Ich denke wir haben viel Glück gehabt, dass wir ihr Leben noch haben retten können, denn ich denke nicht, dass sie noch weitere zwei Tage durchgehalten hätte. Es war auf jeden Fall sehr knapp gewesen!" "Also war das ganze Zeug, was sie uns Gestern erzählt haben alles Unsinn.", ärgerte sich Chihiros Mutter, "Diese ganze angebliche Bulimie und die Psychologie, das war alles nur Bockmist und sie haben Chihiros Leben deshalb in Gefahr gebracht!" "Ich glaube, jetzt sind sie ein wenig streng.", meinte Dr. Ito, "Was da mit ihrer Tochter passiert ist, glaube ich, einmalig in der Medizinhistorie, weshalb wir die Entwicklung nicht vorhersehen konnten. Ohne unseren Eingriff währe das Problem, denke ich, innerhalb kurzer Zeit von ganz alleine so schlimm geworden. Auf jeden Fall müssen wir dieses Phänomen näher untersuchen und seine Ursachen ergründen." "Und ich wünsche auf jeden Fall auf der Stelle meine Tochter zu sehen!", forderte der besorgte Akio Ogino nachdrücklich. "Dann folgen sie mir bitte. Chihiro befindet sich im Moment auf der Intensivstation. Sie liegt noch immer im Koma. Bitte erschrecken sie nicht, wenn sie sie sehen, denn sie ist an ein EKG angeschlossen und wir haben sie noch intubiert, um sie künstlich mit Proteinbrei zu ernähren.", sagte Dr. Ito jetzt wieder geschäftsmäßig. Sie stiegen in den Aufzug und fuhren zwei Etagen nach oben. In einem separaten Raum lag in einem Wust aus Schläuchen und Kabeln Chihiro, ihr sonst so rundes Gesicht eingefallen und mit bleicher und verschwitzter Haut. Yuuko Ogino ging erschüttert zu Chihiro hin und nahm ihre kleine Hand und hielt sie lange Zeit. Chihiro war wach. Ganz plötzlich war sie einfach wach. Eben noch hatte sie einen merkwürdigen Traum gehabt, in dem man sie in ein Krankenhaus eingeliefert hatte, aber das war natürlich Unsinn, denn so wohl wie sie sich fühlte, musste man doch nicht in ein Krankenhaus. Sie war wach, hatte seit langer Zeit endlich keinen Hunger mehr und fühlte sich voller Energie und Tatendrang. Überlegend was sie nun tun wollte, störte sie zunehmend diese rhythmische nervtötende Piepen. Ob das ein Wecker war, wunderte sie sich, und öffnete die Augen um nachzusehen. Der Raum in dem sie lag war weiß angestrichen und wirkte insgesamt sehr nüchtern. Links neben ihr stand die Maschine, von der das Piepen ausging. Es war eine Maschine, wie Chihiro sie aus dem Fernsehen kannte und die den Pulsschlag eines Patienten aufzeichneten. Überall waren Schläuche und Kabel an ihr angebracht und dann sah sie rechts neben sich ihre Mutter zusammengesunken schlafend auf einem Stuhl sitzen. Sie sah völlig fertig aus. Chihiro versuchte etwas zu ihr zu sagen, stellte aber dann fest, dass ein weiterer Schlauch aus ihrem Mund kam, der als ihr das bewusst wurde, auf einmal ein leichtes Übelkeitsgefühl erzeugte. Stundenlang musste Chihiro dann warten, während sie überlegte, wie sie eigentlich in diese Situation gekommen war, ehe endlich eine Schwester in das Zimmer kam und feststellte, dass sie aufgewacht war. Am Vormittag stöpselte man sie von den ganzen Apparaten los und besonders unangenehm war es, als man ihr die Magensonde aus dem Hals zog. Man brachte sie dann zurück in ihr Zimmer, wo sie dann von ihrer immer noch schläfrigen Mutter gefüttert wurde. Reden konnte sie kaum, denn sie brachte wegen der Magensonde die zuvor in ihrem Hals steckte nicht viel mehr als ein Krächzen zustande, aber sie durfte alles essen, was auch immer sie wollte und soviel sie auch immer wollte. Schokolade, Reiskuchen, Hamburger mit Pommes, Gummibärchen, Negerküsse, Eis, Chips, Toffees, Kekse, Zitronensorbet, Schwarzwälder Kirschtorte, eben alles, was fett war und viele Kalorien enthielt. Alles brachte ihr die Schwester auf Wunsch an das Bett und Chihiro aß und mampfte und stopfte alles in sich hinein, ohne jemals wirklich satt zu werden, aber sie war endlich nicht mehr so schrecklich hungrig. Am nächsten Tag wurde sie in einen andere Abteilung des Krankenhauses gebracht. Dort musste die eine Art Atemmaske anlegen, sich auf ein merkwürdiges Standfahrrad setzen, dass der zuständige Arzt Ergometer nannte und dann treten. Zuvor war sie noch an ein EKG angeschlossen worden, wie auf der Intensivstation, dass ihre Herzströme maß, und ein Blutdruckmessgerät wurde an ihrem Oberarm befestigt. Chihiro schaffte es jedoch kaum, auch nur die erste Stufe des Ergometers, 25 Watt, zu treten und musste nach nicht einmal einer Minute erschöpft aufgeben. Dann kam Dr. Ito in den Raum gestürzt und begann mit dem jungen Arzt zu schimpfen: "Fujimaro, wer hat denn gesagt, dass sie strampeln soll. Du sollst einfach nur ihren Sauerstoffverbrauch messen!" "Aber, ich bitte dich, Kazu, das ist doch Unsinn. Ihren Ruheumsatz kann ich doch einfach in einer Tabelle nachschlagen.", meinte Dr. Fujimaro Miwa, "Bei Kindern reichen da doch einfach Alter, und Körpergewicht. Das passt dann schon." "Nein, nein, nein, Fujimaro, das ist es ja gerade, was ich bei diesem Mädchen klären will. Ich habe den Verdacht, dass sie einen deutlich erhöhten Grundumsatz an Kalorien besitzt. Ich vermute, dass sie eine neue Art von Stoffwechselstörung hat.", erklärte Dr. Ito. "Na wenn du meinst.", zweifelte Dr. Miwa und begann zögerlich mit der Messung. Nach etwa fünf Minuten, in denen Chihiro ruhig auf dem Sattel des Fahrradergometers saß, war dann die Messung beendet und Dr. Miwa blickte überrascht auf den Computerausdruck der Messung. "Das ist doch völlig unmöglich!", murmelte er, nahm einen Taschenrechner und begann hektisch Zahlen einzutippen. "Kazu, wenn das hier stimmt, dann würde das ja bedeuten, dass das Mädchen bei dem Sauerstoffumsatz am Tag 10000 Kilokalorien verbrauchen würde. Das kann doch gar nicht sein!" "Doch, genau das war mein Verdacht, Fujimaro. Schau dir ihren dauerhaft hohen Pulsschlag von 150 Schlägen pro Minute an, ihren Blutdruck von 160 zu 60 und ihre erhöhte Körpertemperatur von 38,5°C an. Es pass alles zusammen. Als ob die Kleine einen permanenten Marathonlauf absolvieren würde!", bestätigte Dr. Ito die Messwerte. Sie wiederholten die Messung noch zwei mal, aber es kam immer das Gleiche heraus: Chihiro verbrauchte mehr Kalorien, als ein zehn mal so schwerer Sumo Ringer. "Ah, Herr Ogino, es freut mich, dass sie so Kurzfristig erscheinen konnten.", begrüßte Dr. Ito Cihiros Vater jovial, "Ich glaube, dass wir ihre Tochter so etwa in zwei Wochen entlassen können. Sie hat sogar wieder um ein Kilo auf 16 Kg zugenommen." "Können sie mir nun endlich sagen, was mir Chihiro los ist, und wie ihre weitere Behandlung aussieht?", fragte Akio Ogino besorgt. "So weit wir das Feststellen konnten, scheint Chihiro an eine neuen Form von Stoffwechselstörung erkrankt zu sein. Sie hat einen Kalorienverbrauch von ca. 10000 Kilokalorien pro Tag. Wenn sie das vergleichen wollen, ein ausgewachsener Mann verbraucht etwa 2500 Kilokalorien, also ein Viertel davon. Ein Sumo Ringer nimmt etwa 6000-7000 Kilokalorien pro Tag zu sich. Erst ein Profiradrennfahrer verbraucht auf einer schweren Bergetappe bei der Tour de France auch um die 10000 Kilokalorien und das kann sein Organismus nicht ständig wiederholen und er Radfahrer hat Schwierigkeiten, diese Kalorienmenge überhaupt zu sich zu nehmen. Chihiro hat diesen Umsatz seit mehreren Wochen und ehrlich gesagt ist es mir ein Rätsel, wie ihr winziger Körper von jetzt gerade einmal 16 Kg das überhaupt bewältigt. Es ist einfach aberwitzig!" "Ich weiß, wie viel ein Sumoringer essen muss, schliesslich war ich mal Universitätsmeister. Und was bedeutet das für die weiter Behandlung von Chihiro?", fragte ihr Vater. "Nun ja. Es bedeutet zunächst einmal, dass wir Chihiro diese Kalorien irgendwie zuführen müssen. Ich habe hier einen Diätplan für ihre Tochter aufgestellt, der sich an de eines Profi Radrennfahrers orientiert. Aber im Prinzip kann Chihiro alles essen, was sie will. Bei den Mengen, brauchen wir uns um Einseitige- oder Mangelernährung keine Sorgen mehr zu machen.", erklärte Dr. Ito. Mit zunehmender Verwunderung studierte Akio Ogino den Zettel mit dem Ernährungsplan, den ihm Dr. Ito hingehalten hatte. Wenn wir Chihiro das alles zu essen geben müssen, wird das ziemlich Teuer werden, dachte er, die schwierige wirtschaftliche Lage im Hinterkopf, die sie nach seiner Entlassung hatten. Wie sollte er das nur alles Bezahlen, zusätzlich zu den Schulgebühren Chihiros, dachte er verzweifelt. Zwei Wochen später wurde Chihiro dann endlich nach Hause Entlassen, nachdem sie einen ganzen Untersuchungsmarathon hinter sich gebracht hatte und auch Spezialisten aus Tokyo hinzugezogen worden waren. Es konnte jedoch kein Grund für Phänomen entdeckt werden und Chihiro musste sich damit abfinden, dass sie praktische den ganzen Tag über essen musste um irgendwie die Kalorienmenge aufzunehmen, die ihr Körper verbrannte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)