Chihiro und Kohaku von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Eine neue Schule --------------------------- So, hier habe ich das neue Kapitel. Ich hoffe es war schnell genug und gefällt euch ebenfalls. Eine neue Schule "Chihiro, Chihiro, jetzt wach doch endlich auf.", drang undeutlich die Stimme ihrer Mutter in ihr Bewusstsein und dann spürte sie, wie jemand sie vorsichtig rüttelte. Mühsam öffnete sie erst ein Auge und dann das andere, bevor sie dann langsam die Füße ihrer Mutter fokussierte. Sie hing irgendwie mit dem Kopf von der Bettkante und ein vertrautes Ziehen im Nacken verhieß nichts Gutes für den neuen Tag. Schließlich versuchte sie sich umzudrehen, was ihr aber erst im zweiten Versuch gelang, da beim ersten mal ihre Nackenmuskulatur rebellierte und sie ihren Kopf mit der Hand stützen musste. Unwillkürlich beschlich sie der Gedanke, dass sie lieber in einem Futon auf dem Boden schlafen würde, als in einem Bett westlicher Art, denn da konnte ihr so etwas nicht passieren. "Uuuuh. Guten Morgen, Mama.", begrüßte sie ihre Mutter, die nachdenklich zu ihr herabsah. "Guten Morgen, hm? Kleines, wir haben schon nach 11 Uhr und außerdem hast du in deinen Kleidern geschlafen. Na komm, geh dich jetzt waschen und zieh dir etwas neues an. Ich habe unten noch Frühstück für dich.", meinte diese, drehte sich um und ging aus dem Zimmer. Ächzend richtete sie sich auf und bemerkte erst jetzt, wie zerschlagen sie sich tatsächlich fühlte und wie trocken ihr Mund war. Als sie dann endlich aufstand, fühlte sie sich ganz schwach und elend, bis ihr endlich bewusst wurde, warum sie sich abgesehen von ihren Nackenschmerzen so mies fühlte. Sie hatte Hunger, einfach nur enormen Hunger, als ob sie gestern Abend nichts gegessen hätte, nein als ob sie den ganzen letzten Tag nichts gegessen hätte. Und Durst hatte sie auch, aber hauptsächlich Hunger. Schnell stand sie deshalb auf, machte im Badezimmer gegenüber ihres Zimmers eine Art Katzenwäsche, entledigte sich ihrer Sachen und schlüpfte rasch in die neuen, die ihre Mutter ihr schon bereit gelegt hatte. Danach stürmte sie die Treppe hinab in die Küche und machte sich eifrig über den Teller Müsli her, der dort bereitstand. In Windeseile hatte sie den Inhalt des Tellers in sich hinein geschaufelt und das Glas Orangensaft auf ex geleert. Fassungslos beobachte Yuuko Ogino, die bereits das Mittagessen vorbereitete, wie ihre kleine dünne Tochter dann noch zwei weitere Teller leerte, ein paar Reisbälle verschlang, noch ein Glas Orangensaft und ein Glas mit Milch herunterkippte, bevor sie schließlich zufrieden eine Banane mampfte. "Puh, Mama, da hab ich aber Hunger gehabt.", kommentierte Chihiro ihren Appetit, jetzt pappsatt, und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. "Das kann man wohl sagen, Kleines. Ich habe dich ja noch nie so viel auf einmal essen sehen.", meinte ihre Mutter, "Komm, möchtest du mir bei Mittagessen helfen? Gestern beim Abendessen hast du das ja prima gemacht!". "Ok, Mama!", ging sie fröhlich auf das Angebot ihrer Mutter ein, "Was gibt es denn?". "Es gibt Curryreis.", antwortete diese lächelnd und erklärte dann weiter: "Pass auf, wir müssen zuerst das Fleisch klein schneiden, mit Zwiebeln anbraten und dann Wasser und die Möhren hinzugeben. Du kannst ja die Möhren schon mal klein schneiden, während ich das Fleisch klein schneide.". (Rezept hier: http://www.japanlink.de/ll/ll_kost_karee.shtml) Geduldig und leicht verwundert über die ungewohnte Wissbegier Chihiros, zeigte Yuuko Ogino bereitwillig , was alles getan werden musste, um das Essen zuzubereiten. Als dann nach einer Stunde endlich das Mittagessen auf dem Tisch stand, hatte Chihiro schon wieder richtigen Hunger, so dass sie zwei Portionen verdrückte und eine Schale mit Miso Suppe, wo sie ansonsten Probleme hatte, auch nur einmal den Teller zu leeren. Zusätzlich aß sie auch noch zwei weitere Bananen als Nachtisch. Dabei war sie so sehr mit dem Essen beschäftigt, dass ihr völlig entging, wie ihr sonst so essfreudiger Vater mit sorgenvoller Mine in seinem Curryreis nur lustlos herumstocherte. Hinterher half sie ihrer Mutter noch beim Abwasch, worüber diese sich sehr freute, bevor sie auf ihr Zimmer ging, um das Buch weiter zu lesen, mit dem sie vor dem Umzug begonnen hatte: Harry Potter und die Kammer des Schreckens. Sie platzierte sie ihren großen Plüsch-Totoro am Kopfende ihres Bettes, um sich beim Lesen dagegen zu lehnen. Als sie sich dann auf das Bett setzte, das Buch in ihrer Hand, fand sie dann das violette Haarband, an dessen Herkunft sie sich partout nicht erinnern konnte. Sie hatte jedoch das Gefühl, dass es wichtig währe, es zu tragen, weshalb sie sofort das Haarband ersetzte, mit welchem sie vorhin im Badezimmer ihren Pferdeschwanz gebunden hatte, und begann zu lesen. Es war sehr still im Haus, so dass sie leise den Gesang der Vögel draußen durch das geschlossene Fenster ihres Zimmers hören konnte. Ab und zu fuhr auch einmal ein Auto vorbei und mehrfach drangen die hellen Stimmen von Kindern herein, die im Freien herumtollten und spielten. Das Licht der Sonne zeichnete ein helles Viereck auf den Boden, welches langsam, Zentimeter für Zentimeter in Richtung ihres Bettes kroch, den Bettkasten hinauf wanderte, über die Bettdecke schlich, bis es schließlich Chihiro und ihr Buch erreichte. Harry, Ron und Hermine waren gerade dabei den Vielsaft Trank auf der Toilette der Maulenden Myrte fertig zu brauen, als es Chihiro nun doch entschieden zu warm wurde, da sie zusätzlich zu der stickigen Luft in ihrem Zimmer auch noch direkt von der Sonne beschienen wurde. Deshalb stand sie auf, um ein wenig frische Luft herein zu lassen, und die Vorhänge zuziehen, damit die Sonne nicht mehr auf das Bett schien, so dass sie ungestört weiter lesen konnte, denn sie wollte jetzt unbedingt wissen, ob Malfoy nun etwas mit der Sache zu tun hatte, oder nicht. Als sie nun am Fenster stand und hinausblickte, war das Buch jedoch schnell vergessen, zu schön war einfach der Tag. Die Wiese auf dem Hang vor ihrem Haus lag hell im Sonnenlicht und der Wald, der rechts an ihr Haus grenzte, warf bereits längere Schatten. Chihiro riss das Fenster auf, lehnte sich hinaus, blickte in alle Richtungen hin und her und sog die würzige Luft des nahen Waldes in ihre Lungen. Unten am Forstweg, auf dem sie sich gestern verfahren hatten und in den Wald gefahren waren, erblickte sie den knorrigen alten Baum, an dessen Wurzeln die kleinen Steinhäuser der Kami standen, wie ihre Mutter ihr knapp erklärt hatte. War es wirklich erst gestern gewesen, dachte sie bei sich, denn es kam ihr eigentlich viel länger vor. Aber egal, sie wollte sich die Sache einmal genauer ansehen. Und danach würde sie ein wenig die Gegend erkunden, denn sie hatte jetzt auf einmal richtig Lust nach draußen zu gehen, was ihr nie passiert war, als sie noch in Tokyo gewohnt hatten. Dort war es immer laut und hektisch gewesen und sie war froh gewesen, wenn sie ihre Ruhe hatte, oder mit Risa spielen konnte. "Mama, ich gehe mal ein bisschen nach draußen.", meldete sie sich bei ihrer Mutter ab, die im Wohnzimmer saß, ebenfalls ein Buch lesend, und fragte dann noch, weil sie schon wieder etwas Hunger verspürte: "Darf ich mir noch eine Banane nehmen?". "Ist OK, Kleines.", antwortete diese ohne aufzusehen, "Und komm bitte nach Hause, wenn es dunkel wird, wir haben schon kurz nach 4 Uhr. Denk daran, morgen beginnt die Schule.". "Danke, Mama.", sagte Chihiro, rannte in die Küche, um sich die Banane zu holen, bevor sie dann ihre gelben Schuhe anzog, zur Haustür hinaus stürmte, den Abhang hinab lief und dann erschöpft vor den kleinen Steinhäusern unterhalb des alten Shinto-Tores zu stehen kam. Während sie ihre Banane aß, betrachtete sie nachdenklich die Steinhäuschen und stellte sich vor, was das wohl für Wesen sein mochten, die darin wohnten. In eines der Häuschen hatte jemand einen Teller mit Essen und eine Schale mit Sake gestellt, wohl als Opfer für die Kami, aber offensichtlich hatten sich irgendwelche Kleintiere bereits daran Gütlich getan, Vogel oder Mäuse oder so etwas. Als sie mit der Banane fertig war, wandte sie sich nach links und sah in den Wald hinein, den Weg entlang, den sie Gestern gefahren waren. Der wirkte schon etwas dämmerig, denn die Sonne stand nicht mehr sehr hoch am Himmel. Trotzdem war die Stimmung ruhig und heiter, so dass sie neugierig begann, den Weg ein wenig in den Wald zu folgen. Gut hundert Meter weiter hörten die Büsche auf, die links den Weg säumten und gaben den Blick weiter den Abhang hinunter frei, bis auf die Talsohle, wo munter ein kleiner Bach plätscherte. An einer Biegung des Baches konnte sie in einiger Entfernung eine Gestalt bewegungslos hocken sehen, die offensichtlich interessiert etwas im Wasser beobachtete. Vorsichtig machte sich Chihiro den Abhang hinunter zu der Gestalt, um herauszufinden, was es dort so interessantes zusehen gab. Näher kommend erkannte sie schließlich, dass es sich um ein Mädchen mit Zöpfen handelte, welches das Trikot der japanischen Fußball-Nationalmannschaft trug und dazu passende Puma Fußballschuhe. Vorsichtig kam Chihiro näher, jedoch konnte sie nicht vermeiden, dass das Laub raschelte und sie auf einen darunter verborgenen Zweig trat, der laut krachend zerbrach. Überrascht drehte das Mädchen sich um, legte ihren rechten Zeigefinger über die Lippen und machte mit ernster Mine: "Schschscht.", bevor sie sich wieder dem Geschehen im Bach zuwandte. So leise, wie es eben ging, hockte sich Chihiro neben das Mädchen an das Ufer des Baches und beobachtete ebenfalls. Das Wasser war kristallklar, so dass man problemlos bis zum Grund des kleinen Gewässer sehen konnte. Kurz hinter der Biegung hatte sich in der flotten Strömung des kleinen Gewässers eine ruhige Zone gebildet, in der diese fast ganz zum Stillstand kam. Wasserläufer huschten dort geschäftig auf der Oberfläche des Baches hin und her, kleine Insekten, die so leicht waren, dass die Oberflächenspannkraft des Wassers sie trug. Auf dem Grund konnte man kleine und größere Steine liegen sehen und einige Wasserpflanzen hatten dort ihre Wurzeln geschlagen und wiegten sich leicht in der Strömung. Mehrere Minuten lang geschah gar nichts und Chihiro blickte mehrmals fragend zu dem anderen Mädchen, welches sich jedoch nicht beirren ließ und konzentriert einen Punkt im Wasser fixierte. Dann plötzlich tauchte unter einem der Steine ein Fisch auf, der sich langsam und vorsichtig in Richtung der Oberfläche des Wassers manövrierte, wo er dann regungslos verharrte, rhythmisch Wasser durch seine Kiemen pumpend. Als dann irgendwann einer der Wasserläufer in seine Nähe kam, schnappte er urplötzlich zu und verschlang das Insekt. "Da, hast du das gesehen?", fragte das Mädchen, zeigte auf die Stelle des Geschehens und blickte Chihiro forsch an. Der Fisch machte ein pass schnelle Schläge mit seinen Flossen und verschwand als er die Bewegung wahrnahm und die laute Stimme des Mädchens hörte, schwuppdiwupp, wieder unter seinem Stein. Chihiro nickte. "Weißt du, als du vorhin auf den Ast getreten bist, war es schon fast soweit gewesen, aber dann hat's geknackt und der Fisch ist verschwunden. Ach übrigens, mein Name ist Ayaka.", sagte das Mädchen. "Mein Name ist Chihiro. Entschuldige bitte, wenn ich dich gestört habe. Wenn du willst, geh ich wieder.", sage diese und stand auf. "Nein, Nein. Bleib nur.", entgegnete Ayaka hastig, "Ich hatte mich sowieso gelangweilt. Sag mal, warum trägst du denn die Bananenschale mit dir herum?". "Na, wo soll ich die denn hintun?", meinte Chihiro und blickte auf die Schale, die sie in ihrer rechten Hand hielt, "Hier gibt es doch keinen Abfalleimer.". "Ach Unsinn. Wirf sie doch einfach in den Bach, der spült sie dann weg.", schlug Ayaka vor und stand ebenfalls auf, "Die verrottet doch sowieso.". "Nein, das kann ich nicht tun!", verneinte Chihiro energisch, schüttelte den Kopf und begründete dies im Brustton der Überzeugung: "Wenn das jeder macht, dann wird der Geist des Baches bald ganz traurig und stinkt!" Daraufhin stutzte sie und glotzte verdutzt noch einmal auf die Bananeschale, als ihr bewusst wurde, was sie da gerade gesagt hatte. Huch, wo war das denn hergekommen, dachte sie verwundert. "Na, wenn du meinst.", zweifelte Ayaka leicht, "Dann müssen wir sie eben in die Mülltonne werfen. Dann kommt sie auf eine Mülldeponie und verfault eben da! Komm ich weiß, wo eine ist.". Sie machte sich daran den Abhang zum Weg hinauf zu stapfen und drehte sich auf halbem Wege nach oben nach der konsternierten Chihiro um: "Na komm, äh, Chihiro.". Da es ohnehin langsam immer düsterer wurde im Wald und Chihiro neugierig auf das größere Mädchen war, folgte sie ihr. Gemeinsam gingen sie dann langsam den Weg aus dem Wald zurück. "Wohnst du schon lange hier?", wollte Chihiro wissen. "Nein, wir sind erst letzte Woche hierher gezogen.", antwortete Ayaka, "Außer dir, hab ich noch niemand kennen gelernt. Und du?". "Wir sind erst gestern eingezogen.", sagte Chihiro, "Sag mal, fängt morgen wirklich die Schule an?". "Na du machst mir ja vielleicht Scherze.", entfuhr es Ayaka, "Natürlich fängt morgen die Schule wieder an. Was hast du denn gedacht?". "Naja ... , ach ist ja auch egal.", erwiderte Chihiro und schämte sich wegen der dummen Frage ein wenig, "In welche Klasse kommst du?". "In die fünfte.", sagte Ayaka, "Und du?". "Ich auch.", bestätigte Chihiro. "Was du auch? Ich hätte dich für jünger gehalten.", entgegnete Ayaka überrascht, "So klein wie du bist. Oh, entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen.". "Macht ja nichts. Ich bin immer schon die kleinste gewesen, auch auf meiner alten Schule.", beruhigte sie das andere Mädchen und sah diese aufmunternd an, "Vielleicht kommen wir ja in die gleiche Klasse.". "Ja, ich glaube das währe toll.", stimmte Ayaka ihr zu. Sie hatten jetzt den Wald verlassen und an den Steinhäuschen vorbei den asphaltierten Teil des Weges erreicht. Die Sonne stand jetzt schon sehr tief, so dass die Schatten der Bäume des Waldes fast die ganze Länge der Strasse bedeckten. Der wolkenlose Himmel hatte eine stahlblaue Färbung angenommen und es wurde bereits deutlich kühler. "Das da vorne ist mein Haus.". Ayaka zeigte auf das Gebäude, welches direkt gegenüber der Einmündung ihrer Strasse auf der Querstrasse stand. Es war ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus mit gelbem Anstrich und einem dunkelbraunem Walmdach, wie ihr mal ihr Vater erklärt hatte, vielleicht noch hundert Meter voraus. "Mein Haus ist das da oben am Waldrand." Chihiro zeigte auf das entsprechende, blau angestrichene Einfamilienhaus. "Das ist ja großartig. Da wohnen wir ja nur ein paar hundert Meter auseinander.", freute sich Ayaka, rannte die letzen paar Meter über die Strasse und öffnete die Mülltonne, "Hier kannst du deine Bananenschale rein werfen!" "So, und was machen wir jetzt?"; wollte Chihiro wissen, nachdem sie ihre Bananenschale ordnungsgemäß entsorgt hatte. "Hast du schon mal Fußball gespielt?", schlug Ayaka vor. Chihiro schüttelte den Kopf. "Ok, ich geh mal eben den Ball holen." Sie stürmte ins Haus und verschwand für einige Momente, bis sie dann mit einem Ball mit der Aufdruck "WM Japan/Korea 2002" und einem Stück Kreide wieder auftauchte. Sie gingen gegenüber auf eines der Terrassenartig angelegten aber noch unbebauten Grundstücke, die von Betonumrandungen umgeben waren. Dort zeichnete Ayaka ein Rechteck an eine der Betonwände, welches bis zum Boden reichte. "So, pass auf. Das hier ist das Tor. Da muss der Ball hineingespielt werden.", erklärte sie der gespannt zuhörenden Chihiro, "Den Ball darfst du mit dem ganzen Körper berühren, außer mit den Händen, am besten aber mit den Füßen. Deshalb heißt das Spiel ja auch Fußball. Das Ziel ist es, den Ball in das Tor zu befördern. Also du bist jetzt der Angreifer und versuchst den Ball in das Tor zu befördern. Und ich bin der Verteidiger und verhindere das." Sie legte den Ball Chihiro vor die Füße und baute sich zwischen dieser und dem Tor auf. Eine Weile lang versuchte Chihiro den Ball vergeblich an Ayaka vorbei zu bekommen, aber diese war einfach viel größer, schneller und geschickter. Danach versuchten sie es mit umgekehrten Rollen, Chihiro als Verteidigerin und Ayaka als Angreiferin. Diesmal spielte Ayaka den Ball immer wieder um Chihiro herum, als wäre diese gar nicht vorhanden und erzielte Tor um Tor. "Ich glaube, so hat das keinen Zweck.", stellte Ayaka schließlich fest. "Entschuldige, aber ich kann das einfach nicht besser.", meinte Chihiro, die sich bereits völlig erschöpft und elend vor lauter Hunger fühlte, den sie schon wieder hatte. "Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Weißt du, in meiner alten Schule war ich Stürmerin in der Mädchen-Schulmannschaft. Da ist das nicht allzu fair, wenn du das noch nie gespielt hast. Ich hoffe nur, dass die neue Schule auch eine Fußballmannschaft hat.", erzählte Ayaka, "Pass auf, wir machen noch einen letzten Versuch. Wir spielen Elfmeter. Ich bin der Torwart und du musst versuchen, den Ball direkt ins Tor zu schießen.". Sie legte den Ball etwa vier Meter vor das Tor auf den Boden und Chihiro versuchte ihr bestes, den Ball an Ayaka vorbei hinein zu schießen. Aber auch als sie den Abstand auf drei Meter verringerten, gelang es Chihiro nur einmal, den Ball ins Tor zu schießen und das auch nur, weil Ayaka insgeheim den Ball einfach durchgelassen hatte, um Chihiro ein Erfolgserlebnis zu geben. "Puh, Ayaka. Es wird ja schon dunkel. Ich muss nach Hause gehen.", stellte Chihiro schließlich fest, denn die Sonne war bereits hinter dem Wald verschwunden und der Westhimmel war in ein fantastisches Abendrot getaucht. Zusammen gingen sie zur Strasse zurück. "Schade, dass du schon gehen musst. Vielleicht sehen wir uns ja morgen in der Schule. Sayonara, Chihiro.", verabschiedete sich Ayaka. "Sayonara, Ayaka. Es war schön, dich kennen zu lernen.", sagte Chihiro, lächelte und wandte sich zum gehen. Mit zittrigen Beinen schlich sie die Strasse hinauf, bis zu der Abzweigung, an der es zu ihrem Haus ging, sah sich noch einmal nach Ayaka um, die aber bereits verschwunden war und ging dann das letzte Stück bist nach Hause. Ihr war dabei schon ganz schwindelig vor Hunger. Beim Abendessen verschlang sie eine dreifache Portion, was diesmal sogar ihr Vater bemerkte und vor dem zu Bett gehen verdrückte sie auch noch die letzten drei Bananen, bis sie dann nach dem abendlichen Bad wie ein Stein einschlief. Am nächsten Morgen gegen halb sechs, wachte Chihiro gepeinigt von bohrendem Hunger wieder auf. Draußen hatte bereits die Dämmerung begonnen und die ersten Vögel zwitscherten bereits. Leise schlich sie in ihrer Not in die Küche, durchsuchte den Kühlschrank und fand schließlich eine Kilogramm-Packung rohen Tofu, die sie gierig in sich hineinstopfte, bevor sie schuldbewusst wieder zurück in ihr Bett ging. Wie hatte sie bloß rohen Tofu essen können, der schmeckt doch eigentlich nach gar nichts, dachte sie leicht angeekelt. Um sechs Uhr schellte der Wecker ihrer Eltern und nach einer geraumen Weile Rumorens, hörte sie, wie ihr Vater mit dem Audi wegfuhr. Kurz nach Sieben öffnete sich die Tür ihres Zimmers und ihre Mutter schaute herein. "Guten Morgen Kleines, du bist ja schon wach.", stellte sie fest, "Um halb neun müssen wir an der Schule sein. Ich kann dich nicht mit dem Auto hinbringen und wir müssen laufen, also beeil dich." "Guten Morgen Mama, ich freu mich schon auf die neue Schule.", erwiderte Chihiro und hoffte insgeheim, dass sie Ayaka wieder sehen würde. "Auf einmal? Vorgestern wolltest du sie noch dem Erdboden gleich machen.", bemerkte Yuuko Ogino erfreut und lächelte, "Na dann komm, unten habe ich Frühstück für dich." Schnell machte Chihiro sich fertig, wusch sich, putzte die Zähne, band sich ihren Pony mit dem violetten Haarband zusammen, zog sich neue Sachen an, packte ihren Schulranzen, so weit es ging, denn Bücher für die neue Schule hatte sie noch keine, und kam dann in die Küche zum Frühstücken. Ihr Appetit war diesmal nicht ganz so überwältigend wie am Vortag, denn das Kilo Tofu, das sie gegessen hatte, dämpfte ihn leicht, aber trotzdem vertilgte sie wieder zwei Teller Müsli und zwei Gläser Milch. Bananen gab es keine mehr. Sie machte sich dann gegen Acht Uhr auf den Weg zu Schule, die den Hang hinab an der Route 21 gut einen Kilometer entfernt lag, wo sie dann gegen zwanzig nach Acht angelangten. Die Schule war ein rosafarbenes Gebäude, mit grossen Fenstern zur Strasse hinaus, wirkte jedoch von der anderen Seite, vom Schulhof aus viel freundlicher. Anhand des Stromes von Schülern und Eltern war die Schulaula, wo um halb Neun die morgendliche Schulversammlung beginnen würde, leicht zu finden. Chihiro suchte sich einen Platz unter den hunderten von Leuten und ihre Mutter verabschiedete sich von ihr und ließ sie alleine, mit dem Hinweis, dass sie alle Formalitäten ihrer Ummeldung bereits am Anfang der Freien erledigt hatte und sie jetzt Einkaufen gehen wolle. Ayaka konnte Chihiro zunächst nirgendwo ausmachen. Pünktlich begann der Schuldirektor, Herr Sasaki, ein kleiner und grauhaariger Mann ohne besondere Eigenarten, mit der Begrüßung der Schüler im zweiten Trimester nach den großen Ferien und hieß insbesondere die vielen neuen Schüler aus dem Neubauprojekt willkommen, die während der Ferien hierher gezogen waren. Da es so viele waren, hatte man am schwarzen Brett Listen ausgehängt, aus denen die Verteilung der Schüler in ihre neuen Klassen hervorging. Nach einigen Allgemeinplätzen und der Vorstellung zweier neuer Lehrer, wurden sie entlassen und alle Schüler defilierten ordentlich aus der Aula heraus und gingen in ihre Klassenräume, wo um 8 Uhr 45 der Unterricht beginnen würde. Chihiro ging zum Schwarzen Brett, wo sie dann doch Ayaka traf, die sie herzlich begrüßte. Beide waren sie in Klasse 5 b eingeteilt, in Raum 103, und Frau Chieko Watanabe würde ihre Klassenlehrerin sein. Sie trafen als einige der letzten in ihrem neuen Klassenzimmer ein und setzten sich nebeneinander auf zwei noch freie Plätze in den Hinteren reihen. Frau Watanabe erwies sich als freundliche junge Frau von Ende zwanzig, die als erstes die Anwesenheit aller Schüler überprüfte, von denen auch alle bis auf zwei anwesend waren, bevor sie sich dann vorstellte. Danach ließ sie alle Schüler sich mit ihrem Namen und ein paar persönlichen Informationen vorstellten. Ingesamt waren 37 Schüler in der Klasse 5b und fast alle waren erst vor kurzem in das Neubaugebiet gezogen. Schließlich begann Frau Watanabe den Rechenunterricht mit dem Austeilen der Mathebücher und einer Rekapitulation des Stoffes des letzten Trimesters. Die zwei fehlenden Schüler, Bunzo Abe und Ichiyo Matsumoto, tauchten dann noch im Laufe der Stunde auf, sie hatten einfach nur nicht gewusst, wohin. Bunzo Abe war ein etwas täppischer großer, massiver Junge mit einem leeren Gesichtsausdruck, der tatsächlich der Sohn von Chihiros Nachbarn Herrn Abe war, bei dem sich ihre Eltern vor zwei Tagen nach dem Datum erkundigt hatten. Ichiyo Matsumoto war fast einen ganzen Kopf kleiner und eher schmächtig zu nennen. Außerdem schien er ziemlich schüchtern zu sein und sein zu spät kommen war ihm sehr Peinlich, ganz im Gegensatz zu Bunzo Abe, denn er entschuldigte sich schon fast übertrieben bei Frau Watanabe und seinen Mitschülern für die Störung des Unterrichtes. Gegen Ende der ersten Stunde spürte Chihiro, wie sie schon langsam wieder hungrig wurde, dabei war es noch nicht einmal halb Zehn und Mittagessen würde es erst um 13 Uhr geben. Na das konnte ja noch heiter werden, stöhnte sie innerlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)