Chihiro und Kohaku von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Ein neues Zuhause ---------------------------- Hallo zusammen. Das ist das zweite Kapitel und es ist noch nicht ganz fertig, denn ich muss noch ein paar Sachen nachschauen. Aber so im großen und ganzen wird es wohl so bleiben. Ich habe die Daten ändern müssen, denn offenbar beginnt in Japan das Schuljahr Anfang September und geht bis Ende Juni. Chihiro kommt übrigens am 18. (nur welchen Monats? Auf jeden Fall aber im Sommer!) ins Badehaus. Steht übrigens auf dem Kalender von Kamaji. Ein neues Heim Akio Ogino, Chihiros Vater, fuhr auf dem Rückweg etwas vorsichtiger, denn die fast Vollbremsung vor dem Stein am Tunnel hatte ihm zu denken gegeben, aber nur etwas. Schließlich erreichten sie den asphaltierten Teil der Straße, bis sie dann nach zweimaligem Linksabbiegen in die richtige Straße zu ihrem neuen Heim einbogen. Nach weiteren gut 200 Metern parkten sie dann direkt vor ihrem schmucken, neuen und hellblau angestrichenen Einfamilienhaus mit Vorgarten. "Komm, Chihiro, steig aus.", sagte Yuuko Ogino, ihre Mutter, bevor sie selbst die Beifahrertür öffnete. Chihiros Vater war natürlich als erster aus dem Audi gesprungen und wunderte sich jetzt über den bereits überquellenden Briefkasten: "Schau mal, wie viel Post wir bereits bekommen haben. Dabei habe ich doch erst gestern den Nachsendeantrag gestellt." "Ja, wirklich komisch. Genau wie vorhin die ganzen Blätter auf dem Auto und der Staub im inneren.", meinte Yuuko Ogino, indem sie zuerst auf den Briefkasten schaute und sich dann nach Chihiro umschaute, die jetzt neben dem Auto stand und Gedankenversunken ihren völlig vertrockneten Blumenstrauß in der Hand hielt, "Chihiro, was ist denn mit deinen Blumen passiert?" Chihiro zuckte leicht zusammen, als ob sie jemand aus einem Tagtraum geweckt hätte. Sie hatte das intensive Gefühl, als ob sie irgendetwas ganz entscheidendes vergessen hätte und versuchte sich daran zu erinnern. Aber da war einfach nichts. Langsam blickte sie nach unten auf ihren Blumenstrauß, konnte sich aber über seinen Zustand gar nicht wundern. Irgendwie schien mit den Blumen doch eigentlich alles in bester Ordnung zu sein. Sie konnte nur nicht sagen, wieso. Aber Chihiro war sich ziemlich sicher, dass es mit dem zu tun hatte, woran sie sich zu erinnern versuchte. "Sie sind verwelkt.", sprach sie deshalb einfach das Offensichtliche aus, ging zur Mülltonne hinüber und warf den Strauß ohne großes Bedauern weg. Das wichtigste, die Abschiedskarte, hatte sie ja noch. Zur Sicherheit tastete sie noch einmal in ihrer Hosentasche danach, aber sie war immer noch da. Danach ging sie einer plötzlichen Eingebung folgend entschlossen zum Auto zurück und holte so viele Taschen vom Rücksitz, wie sie tragen konnte, die sie dann in Richtung der Haustür schleppte. Vater Akio hatte mittlerweile die richtigen Schlüssel ausfindig gemacht, die Haustür geöffnet und anschließend auch noch den Briefkasten. Fassungslos ging er nun die Post durch, wobei er immer hektischer wurde. "Schau mal, Yuuko, das kann doch gar nicht sein.", sagte er konsterniert, wobei er seiner Frau einen Brief vor die Nase hielt, "Dieser hier hat einen Poststempel von übernächster Woche!?! Ich glaube, da will uns jemand übel mitspielen. Erst die Sache mit dem Auto und dann dies!" Yuuko Ogino betrachtete den Brief eingehend und schüttelte leicht zweifelnd mit dem Kopf. "Ich glaube, du hast Recht, Schatz, aber wir sollten uns jetzt erst einmal um unser Gepäck kümmern und nachsehen, ob die Umzugsfirma auch alle Möbel in die richtigen Räume gebracht hat. Ich hatte sie zwar eingehend instruiert, aber man weiß ja nie ... . Und dann müssen wir ja auch noch die ganzen Kleinteile einräumen.", meinte sie, praktisch wie immer. Sich nach Chihiro umdrehend, um sie aufzufordern mitzuhelfen, stellte sie verwundert fest, dass ihre Tochter bereits direkt hinter ihr in der offenen Eingangstür stand, voll bepackt mit Taschen. Normalerweise dachte Chihiro nicht besonders gut mit und tat auch sonst nur wenig von alleine. "Wo soll ich die hinbringen, Mama?", wollte sie wissen. "Das ist ja lieb von dir.", lobte Yuuko Ogino ihre Tochter, "Stell die Taschen einfach erstmal neben die Umzugskartons in den Flur." Chihiro marschierte an ihr vorbei und stellte die Taschen ordentlich vor den in der Mitte des Hausflurs sauber aufgereihten Kartons ab. Dabei fiel ihrer Mutter ein violettes Glitzern in Chihiros Haaren auf. "Chihiro, komm doch mal her.", sagte sie, neugierig geworden, und fragte dann, als sie das Haarband entdeckte, welches ihren Pferdeschwanz zusammenhielt: "Das ist aber hübsch, hmm. Wo hast du das denn her? Heute Morgen hattest du es doch noch nicht, oder?". "Ach das!", antwortete Chihiro fröhlich, "Das habe ich geschenkt bekommen, von ... von ... ?". Sie blickte ihre Mutter fragend aus großen Augen an und stellte dann erstaunt fest: "Ich weiß es nicht mehr!". Yuuko Ogino sah ihre Tochter kurz zweifelnd an, zuckte dann aber mit den Achseln. Ihr Mann kam jetzt mit zwei schweren Koffern aus dem Auto herein und sie machte sich daran, ihm zu helfen. Nach einigen Stunden hatten sie in einer gemeinsamen Anstrengung die wesentlichen Dinge erledigt, alle Kleidungsstücke, Bücher, das Geschirr und auch Chihiros Spielsachen eingeräumt, die Bilder aufgehängt, die Betten bezogen und sogar im ganzen Haus gesaugt und Staub gewischt, worüber sich Yuuko Ogino furchtbar geärgert hatte, weil sie die Umzugsleute dafür verantwortlich machte. Wie konnte schließlich auf allen Möbeln Staub liegen, wenn diese erst am Vormittag aufgestellt worden waren. Immerhin waren diese im wesentlichen in den vorgesehenen Zimmern und mussten nur ein wenig zurecht gerückt werden. Sogar der Fernseher war schon angeschlossen, funktionierte aber noch nicht, weil der Kabelanschluss noch frei geschaltet werden musste. Begeistert über die Größe des Hauses im Gegensatz zur Enge ihrer alten Wohnung in Tokyo, tobte Chihiro barfuss durch die Räume und ihre Mutter ließ sie entgegen ihrer sonstigen Einstellung gewähren, denn die Kleine hatte sich wirklich Mühe gegeben und sich richtig Nützlich gemacht, insbesondere zum Schluss beim Staubwischen. Sie mochte ihre Tochter kaum wieder erkennen, so anders gab diese sich. Besonders begeistert zeigte Chihiro sich über den Kabelanschluss in ihrem eigenen Zimmer im ersten Stock, konnte sie dann doch irgendwann ihren eigenen Fernseher haben, und über das zweite Badezimmer oben, dass sie dann morgens ganz alleine nutzen würde können. Schließlich kehrte am frühen Abend etwas Ruhe in die kleine Familie ein. Vater Akio setze sich in das Wohnzimmer auf das neue Sofa, um endlich den Berg an Post durchzusehen, und Mutter Yuuko ging in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten, denn inzwischen waren sie alle hungrig. Dort stellte sie mit Erstaunen fest, dass alle frischen Lebensmittel, die sie aus Tokyo mitgebracht hatte, schlecht oder verfault waren, und einfach nur Reis kochen wollte sie auch nicht. "Schatz, gibst du mir die Wagenschlüssel? Ich muss noch einmal einkaufen gehen.", sagte sie zu ihrem Mann, der inzwischen mit krauser Stirn über den Briefen brütete, "Ich glaube, ich hatte auf der Herfahrt in der Nähe einen Konbini gesehen (-> www.japanlink.de/ll/ll_land_konbini.shtml)." Dieser griff daraufhin ohne aufzusehen in seine Hosentasche, fingerte den Schlüssel heraus und brummelte so etwas wie: "OK". Nach gut einer halben Stunde kehrte sie dann zurück, bepackt mit Tüten voller Lebensmittel, ging in die Küche und machte sich daran, das Abendessen zu bereiten, freiwillig und voller Elan unterstützt von Chihiro, wie diese es vorher noch nie getan hatte. "Schatz!", rief sie, nachdem der Küchentisch gedeckt war, "Komm essen und hör auf die Post zu wälzen. Es gibt Miso-Suppe und Sushi.". Akio Ogino kam mit sorgenvoller Mine aus dem Wohnzimmer geschlichen und hielt seiner Frau schweigend ein Schreiben hin. Sie nahm es ihm aus der Hand und las es sorgfältig durch. Es stammte von seinem Arbeitgeber, einem großen Architekturbüro, welches unter anderem die Planung für das Siedlungsprojekt gemacht hatte, in dem sich auch ihr neues Haus befand, und enthielt eine höfliche, aber unmissverständliche Aufforderung sich bis zum Freitag, den 01.09.2000 in seinem neuen Büro zu melden, da ansonsten mit fristloser Entlassung zu rechnen sei, trotz der jahrelangen fruchtbaren Zusammenarbeit. "Aber Akio, das kann doch alles nur ein böser Scherz sein.", versuchte Yuuko ihn zu beruhigen, "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir heute immer noch Freitag, den 18. August haben. Komm wir gehen zu den Nachbarn rüber und fragen diese, welches Datum wir heute haben. Vorhin im Konbini hatte ich leider nicht daran gedacht. Dabei können wir uns ja auch gleich mit ihnen bekannt machen." Chihiro konnte aus dem Küchenfenster sehen, wie ihre Eltern nach nebenan zu dem gelb gestrichenen Haus gingen und anschellten. Nach einer kurzen Weile wurde die Tür geöffnet, ihre Eltern verbeugten sich und unterhielten sich eine Weile mit einer unsichtbaren Person. Nach etwa zehn Minuten kehrten sie dann mit sichtlich bleichen Gesichtern zurück und Chihiro sah kurz einen älteren Mann Mitte fünfzig aus der Tür treten, der kopfschüttelnd ihren Eltern hinterher sah. Irgendetwas war nicht in Ordnung, das konnte Chihiro spüren. "Aber Herr Abe hat doch unmissverständlich gesagt, dass heute Samstag ist, der zweite September!", hörte sie ihren Vater sagen, als ihre Eltern wieder zur Tür herein kamen. "Akio, wie soll das den sein?", entgegnete ihre Mutter, "Dann hätten wir für die Herfahrt ja mehr als zwei Wochen gebraucht. Komm, wir essen jetzt erst einmal und danach rufen wir meine Eltern mit dem Handy an. Es müsste ja inzwischen wieder aufgeladen sein. Ich versteh sowieso nicht, wie der Akku so schnell leer gehen konnte." Schweigend aßen Chihiro und ihre Eltern, bevor diese sie dann mit dem Hinweis auf ein ernstes Gespräch auf ihr Zimmer schickten. Sie hörte ihre Eltern entgegen ihrer sonstigen Art noch eine Weile teilweise Laut miteinander diskutieren, wobei sie sich äußerst unwohl fühlte, aufgrund der Spannung die sie spürte, und weil sie nicht wusste, was nun eigentlich los war. Heute sollte der zweite September sein, Samstag? Dann würde Montag ja bereits das neue Schuljahr beginnen! Das wäre doch wirklich zu verrückt, dachte sie bei sich, legte sich auf ihr Bett, betrachtete noch eine Weile ihr neues, violett glitzerndes Haarband und versuchte sich zu erinnern, von wem sie es bekommen hatte, bevor sie schließlich erschöpft in einen tiefen Schlaf mit wirren Träumen über endlose Tunnel fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)