Hibernation von Mounira ================================================================================ Kapitel 1: III. A Frosty Surprise --------------------------------- January 2, 2014 | NYC . . * . *.. °. *.° ..*.. „Hey, babe!“, freut sich seine wohlgesonnene Stimme, als er dich begrüßend in die Arme schließt und somit vor einer tückischen Windböe beschützt. Deine Lippen spiegeln sein Lächeln wider, aber die Worte, die dir aus dem Herzen schnellen, bleiben so unerwartet in deiner Kehle stecken als habe man dir einen Eiszapfen durch den Hals getrieben. Die Hand, die Alfred dir in den Nacken gelegt hat, ist eiskalt. Jäh zuckt dein Körper zusammen und dir entfleucht spitzes Entsetzen. Ein Laut, ersten Grades verwandt mit Schrecken. Auch Alfred lehnt sich, von deiner heftigen Reaktion verstört, affektiv zurück. Spitzfindig nutzt der Wind die Gunst der Stunde, um einen tiefen Graben zwischen eure Körper zu fräsen. Der Lärm der gewaltigen Metropole, den du in dem Moment, als du deinen Freund erblickt hast, glatt für ein paar Sekunden vergessen konntest, richtet sich zu voller Größe auf. Zu eurer linken und rechten hechten in Daunenjacken und Wollmäntel gepackte Passanten an euch vorbei, als wärt ihr nichts weiter als zwei Steine in einem reißenden Gewässer. „Um Gottes Willen! Du bist ja eiskalt!“ Obwohl dir selbst nach Zähneklappern zumute ist, haschst du nach Alfreds Händen und umschließt sie mit deinen, die naturgemäß so viel zarter und filigraner sind als seine. ‚Ein Schritt nach vorne’ nennt sich das Heilmittel, das dich den Graben überbrücken und die Distanz zwischen euch sterben lässt. Seine Hände in deinen, hütest du sie wie einen Schatz zwischen euren Wintermänteln und musst den Kopf weit in den Nacken legen, um Blickkontakt herzustellen. Das Blau von Alfreds Augen kommt dir schneeverweht vor; das Glas davor lässt sie wie zugefrorene Seen glitzern. Noch immer etwas überrumpelt von deiner aufwallenden Fürsorge, verliert er ein gedehntes „Well“, das eine getarnte Entschuldigung zu sein scheint, bei der er die winterspröden Lippen zum Lächeln zwingt. Die Stelle an seiner rechten Unterlippe, die seit drei Tagen ständig aufplatzt, beginnt wieder Blut zu spucken und du entscheidest, dass es allerhöchste Zeit für euch ist, nach Hause zu kommen. „Lass uns gehen, bevor du mir noch erfrierst.“ Mit der rechten Hand greifst du in deine Manteltasche, um ein Taschentuch hervor zu zaubern. „Ach, fuckin’ winter!“, grummelt der Mann, der zu alt ist, um noch so jung auszusehen, und schüttelt nett, aber deutlich verneinend den Kopf. Kein Taschentuch; doch nicht wegen dem bisschen Blut! Das ist gar nichts. Da hat er schon wesentlich Schlimmeres erlebt. Und diese Kälte, die er in den letzten Tagen aus immer tieferen Tiefen seiner Seele zu hassen gelernt hat, die kann ihn auch mal! Aufmüpfig glimmt er zum schiefergrauen Winterhimmel empor, zieht die Unterlippe zwischen die Zähne und legt dir geschickt einen Arm um, damit er dich in die gewünschte Richtung dirigieren kann. „Wie war dein Tag?“, flirrt dir die muntere Frage ins Ohr, als ihr gleich darauf Zuflucht in der nächsten Subway Station sucht. Unter den Schuhsohlen ein Gemisch aus zertretenen Schneeklümpchen und Dreck, der sich mit Streusalzen zu einem ätzenden Übel zusammen gerottet hat. Dein Blick erhascht noch den Zipfel einer heftig vom Wind durchgepeitschten Flagge, die nur mühsam ihre Sterne und Streifen beisammen halten kann und an einer Gebäudefront montiert ist. Dann wird das müde Tageslicht endgültig von Kunstlicht ersetzt und die Fahne gerät in Vergessenheit, weil du dich lieber mit deinem grinsenden Freund beschäftigst. Seine Lippen sind seltsam. Aschfahl und von scharfen Schneeflocken wund gescheuert. Das rote Rinnsal erinnert an ein Stück Fleisch am Haken. Irgendwas stimmt nicht. Der Verdacht schleicht seit Anfang der Woche um dein Gemüt herum und überwältigt dich, wann immer du Alfred dabei zuschaust, heimlich die Hände oder Zehen aneinander zu reiben. So als wäre offiziell nichts. Als gäbe es weder Winter noch Kälte, und als könnten sie ihm erst recht nichts anhaben. Du magst menschlich sein und wenig Ahnung davon haben, wie die Körper von Nationen funktionieren, doch während du von deinem Tag erzählst und dich anschließend nach seinem erkundigst, bleiben die Finger zwischen deinen kalt. °  . * .* . *.. °.  * ..° * °. *.° ..*.. Sie sind auch dann noch kalt, als ihr einige Stunden später ins Bett fallt. Die Heizung bollert vor sich hin und presst Wärme in den Raum, derweil draußen gewaltige Flocken über den Himmel stoben. Auf ihrem persönlichen Eroberungsfeldzug erklären sie Land und Leben zu ihrem Privatbesitz. Das gefällt jemandem in diesem Raum ganz und gar nicht...! Begleitet vom Rascheln der Decke, rollt sich dein Freund zu dir herüber. Es ist absurd: Alfred hat aus Prinzip keinen einzigen Schlafanzug im Schrank hat, denn für üblich schläft er in T-Shirt und Shorts und legt eine eiserne Winterignoranz an den Tag. So als könne er den Winter einfach abweisen, indem er ihm sagt: Sorry, dude. No vacancy for this period! Aber so funktioniert das leider nicht. Es hat bloß zur Folge, dass Alfred zurzeit notgedrungen in langärmeligen Shirts und Sweatpants die Nächte fristet. Die Fingerspitzen frostig, fahndet er nach Wärme, indem er noch näher an dich heran rückt. Es kostet dich arge Beherrschung, nicht erneut zusammen zu zucken, als sich seine Finger einen Platz unter deinem Nachthemd suchen, bei deinen Hüften. Nasenspitzen und Münder titschen gegeneinander, als er sich einvernehmend über dich beugt. Ihr teilt Gänsehaut und Sehnsucht, und seine Lippen sind vom Wetter in Fetzen gerissen. Es wird tagtäglich schlimmer und bekümmert dich. „Du bist so kalt...“ Er küsst dich dreist, statt zu antworten. Mit der Intention, deine Sorgen zu vertreiben. Don’t worry, babe! Es funktioniert nicht. Der Geschmack von Eisen konserviert sie lediglich. Superman ist verletzt und du verzichtest freiwillig darauf, lustvoll in seine wohl geformte Unterlippe zu beißen und ihm dadurch noch mehr Schaden zuzufügen. Instinktiv legen sich deine Arme um seinen stattlichen Rücken, spüren die Beschaffenheit der unter dem Stoff verborgenen Muskeln und Schulterblätter. Tastend ermitteln deine Hände einen guten Platz, um sich niederzulassen und Druck auszuüben. In langsam Umläufen ziehen deine Nägel kratzende Kreise; nicht schmerzhaft, doch drängend und somit für Alfred wunderbar spürbar. Wohlig schwere Seufzer werden zwischen euren sich stetig fester begegnenden Mündern geboren. Ihr küsst, bis eure Lippen geschwollen sind, warm sind, heiß sind, und der keuchende Atem, der sich aus euren Mündern und Nasenlöchern drängt, Wärme über eure Gesichter schwemmt. Sie tropft Hälse hinab, lässt Schlüsselbeine und Oberkörper hinter sich und bildet wollüstige Seen in euren Becken. Ihr bewegt euch nicht voneinander weg, sondern teilt die gesteigerte Körpertemperatur miteinander. Der verschmelzende Augenblick ist dicht und eng, beinahe zermalmend, und komprimiert zwei Wesen zu einem. Nicht mal eure Kleidungsstücke müssen weichen, außer für die paar nötigen Zentimeter, die es zur Vereinigung bedarf. Ein hochgerutschtes Nachthemd, ein tief gezogener Hosenbund, ein flüchtig ausgezogener Slip, der irgendwo zwischen euren Füßen herumgeistert, weil ihr definitiv nicht bereit seid, die Decke anzuheben und eventueller Kälte Zutritt zu gewähren. Das Risiko ist zu groß, viel zu groß. Das Gewicht auf dir brennt dich in die Matratze nieder. Mit Küssen, mit Wispern, mit Vorwärtsdringen. Es ist weniger wild als vielmehr wollend heute. Zwischen euch verkehren gerade keine schmutzigen Worte und keine weitläufigen Blicke, die sich unverhohlen am jeweils anderen satt fressen. Dem Flehen nach mehr Nähe nachkommend, schlingen sich deine Beine um Alfreds Hüfte und lassen ihn ob des veränderten Winkels tiefer sinken. Du stöhnst leise und er keucht laut. Das rhythmische Rascheln der Decke gibt eurem Genuss ein Zuhause. Es dauert länger als sonst, weil du Alfred mit deinen an den Knöcheln überkreuzten Füßen förmlich an dich presst und ihm den Rückzug untersagst. Ihn in der Vorwärtsbewegung auszubremsen, bringt dir den lustvollen Vorteil, die Penetration in vollen Stücken genießen zu können. Zugleich übt sein Körper Druck an der Stelle aus, an der du es am liebsten hast. Er hört das und er spürt das, aber er ist eben auch nur ein Mann, der sich ab einem gewissen Zeitpunkt haltlos im Angesicht der aufsteigenden Lust verliert. Entsprechend spitzt sich sein Tempo zu, werden die Stöße härter und deine einst überkreuzten Füße berühren sich bloß noch an den Zehenspitzen. Die Anspannung an, in und auf dir wächst, und du probierst, Alfred erneut zu zügeln, indem du ihm die rechte Ferse in die Haut bohrst. Im Ohr längst kein Keuchen mehr, sondern ein kehliges Stöhnen. Draußen fällt die Temperatur unaufhaltsam, indessen sie im Raum stetig höher klettert. Alfreds Hände verlassen ihr geschütztes Quartier und wandern in Windeseile über deine Seiten hinweg, bis sie auf ihre Artgenossen treffen und sie kompromisslos in den Stoff pressen. Die Innenräume deiner Finger füllen sich und deine Brüste wölben sich darbietend empor, als euer Rhythmus zunehmend an Geschwindigkeit gewinnt und du um die Nutzlosigkeit deiner Ferse weißt. Der Atem zu gehetzt, um noch anständig zu küssen, verfällst du Alfreds Übermacht und hast nicht mehr die Muße, ihn im Zaum zu halten. Eine Woge Anspannung zieht seine Bauchmuskeln und seine Schultern stramm, treibt das Stöhnen aus seiner Brust heraus und das Sperma in dich hinein, als er seinen Orgasmus ausgiebig auslebt. So wunderbar tief vordringt, dass auch du nicht still bleiben kannst. Die Nachwehen seines Höhepunkts schwelgen in Form von bleischweren Atemzügen über deiner linken Gesichtshälfte und blähen seinen Brustkorb auf. Sein Geruch trocknet deine Mundhöhle aus und verklebt deine Sinne. Dann besinnen sich seine spröden Lippen und küssen die ihnen zugewandte Gesichtshälfte. Finger lösen sich, allerdings nur aus einer deiner Hände; die Verbindung zur anderen Hand bleibt erhalten. Dein Becken reagiert ungehemmt und bedürftig, als Alfreds Hand ihren Dienst an deiner Klitoris aufnimmt. Weil du ihn vorhin gedrosselt hast, nimmt er sich jetzt das gleiche Recht heraus: treibt dich fast bis zum Äußersten und kennt deine Reaktionen mittlerweile viel zu gut, um nicht doch um kurz vor zwölf zu stoppen. Es ist erstaunlich, ja, beinahe macht es dir Angst, dass dich dein Freund sogar in dieser Beziehung zu lesen gelernt hat wie ein offenes Buch. Wie viel sich doch geändert hat im Laufe der letzten Monate, mit den erforschenden ersten Malen und dem Entdecken diverser Vorlieben. Dem Perfektionieren von Berührungen, Blicken, Worten und Gesten, Go’s und NoGo’s. Die Finger zwischen deinen Beinen sind klatschnass, als du schließlich kommst und die freie Hand dabei in Alfreds Nacken krallst. Haare und Haut erwischst und seinen verboten breit grinsenden Lippen ein harsches Zischen entreißt. ´ °  . *  °   .* . *.. °.  * ` . . °. *..° * °. *.° ..*.. January 3, 2014 | NYC Zum elektronischen Kommando des Weckers wälzt du dich herum, blinzelst und magst die behagliche Nachtruhe nicht loslassen. Bleib, Schlaf, bleib, bittet die Schlaftrunkenheit in dir. Doch keine Chance... Die warme Heizungsluft lastet wie ein Schwergewicht auf dir und lässt dich mit einem katerähnlichen Anflug von Kopfschmerzen den Tag beginnen. „Al“, tippst du deinem Freund sanft in die Seite, so als kleine Vorwarnung, dass sein Smartphone sich auch gleich zu Wort melden wird. Es ist nur noch eine Frage von Minuten. Das Wesen neben dir sieht es jedoch weder bewusst noch unbewusst ein, den Tag zu begrüßen. Mit einem unartikulierten Nuscheln taucht es tiefer unter die Decke ab. Im faden Morgengrauen, das deine Vorhänge durchdringt, sind völlig verwüstete, weizenblonde Haare ausfindig zu machen. Die sonderbare Strähne hat sich, entgegen ihrer Gewohnheit, herabgesenkt. Die Decke von dir schälend, hievst du dich aus dem Bett. In den Knochen Müdigkeit und im Geiste zunehmend transparenter werdende Traumsequenzen. Dein Kreislauf stürzt sich auf deinen Gleichgewichtssinn, als du schließlich aufstehst. Hinter dir ziehen Alfreds gierige Finger die Decke so dicht wie einen Kokon um seine Gestalt. Einem Impuls nachkommend, watest du zu deinem Schlafzimmerfenster hinüber. Auf dem Weg dorthin pflückst du deinen kuscheligen Hauscardigan von der Lehne des Schreibtischstuhls. Das Kleidungsstück umhüllt dich wie eine zweite Haut. Dennoch hast du den Eindruck, dir schwappe ein kühler Luftzug entgegen. Deine Finger bekommen den Vorhang zu fassen und kaum dass du durch eine Ecke in die Welt hinaus spähst, bist du hellwach. Grundgütiger! Ja, der Wetterbericht hat Schnee vorher gesagt, aber das dort draußen, das sieht aus wie 15cm Puderzucker. Wohl bedacht über New York City gestäubt. Die Stadt, die niemals schläft, ist regelrecht zugekleistert. Der Schnee ist allerdings nur ein Problem; das andere nennt sich garstiger Wind und hat seit dem gestrigen Tag noch ordentlich dazu gelernt. So als besinne er sich seiner alaskanischen Wurzeln. Mit ausgeklügelter Präzision hebt er die oberste Schneeschicht und lässt die Flocken zu steinharten Schrotkugeln gefrieren, mit denen er wild um sich schießt. Hastig lässt du den Vorhang los, schnappst dir die Fernbedienung und schaltest den Fernseher ein, während du zum Bett zurück eilst. Alfred liegt nicht, wie sonst üblich, auf dem Bauch; stattdessen hat er sich eingerollt. Klein gemacht, könnte man sagen. Du legst eine Hand auf seinen Rücken und erntest dafür ein erneutes Murmeln. „Alfred, aufstehen! Du kommst sonst zu spät bei dem Wetter!“ Man kann nicht davon ausgehen, dass Busse, Bahnen oder Taxis sich im Angesicht eines derartigen Wintereinbruchs an Fahrpläne und Fahrgastwünsche halten. Und du weißt, wie wichtig deinem Freund seine Pflichten sind... In seinem Kopf scheint genau der gleiche Gedanke Gestalt anzunehmen. Sein Fluchen geht in der heftigen Bewegung unter, mit der er die Bettdecke von sich wirft und, dich so wenig achtend wie Luft, aus dem Bett springt. „Fuck! Where’re my fuckin’ pants?“ Er stobt durchs Zimmer, irgendwas von wegen „and why does it have to be so fuckin’ cold?! Jeez, I’m freezin’!“ grollend – und das ist nur der Teil, den du verstehen kannst. Alle anderen Silben sind ein zorniger Sturm, bei dem Alfred seine sieben Sachen zusammen klaubt und keine Minute später im angrenzenden Bad verschwunden ist. Die Dusche springt an, Wasser pladdert und du streichst dir seufzend die Haare zurück. Üblicherweise stehst du als erste auf, gehst als erste ins Bad und machst euch Kaffee, bevor ihr gemeinsam dein kleines Apartment verlasst. Sonst klappt das auch immer und ist wunderbar harmonisch, mit Gelächter und honigwarmen Küssen. Heute könnt ihr allerdings nur davon träumen. Da Alfred definitiv den weiteren Weg zur Arbeit hat, muss er sich sputen und du lässt ihm selbstverständlich den Vortritt im Bad. Um ehrlich zu sein, weißt du eigentlich nicht mal genau, wie seine Arbeit aussieht. Du weißt nur, dass sie immer Vorrang hat. Vor allem und jedem. Vom News Channel aus fluten die Nachrichten ins Zimmer: 10 degrees in New York City this morning - 6.4 inches of snow has fallen on Central Park - more snow in other boroughs - winds are gusting to 25 miles an hour - the wind chill is below zero - public schools are closed - roads are open but conditions are a mixed bag - subways: some delays - buses: all lines running, but systemwide delays - widespread delays and cancellations at all area airports - …[1] Im Bad ist das Wasserprasseln erloschen, dafür dröhnt nun der Fön. Dir einen inneren Ruck gebend, marschierst du zur kleinen Küchenzeile und bereitest euch Kaffee zu. Du kippst einen großzügigen Schuss Milch in einen der Becher, der zuvor schon drei Stück Zucker spendiert bekommen hat, da schwingt die Badezimmertüre auf und Alfred stolpert hinaus. Seinen Rucksack geschultert, ist er damit beschäftigt, sein helles Hemd in den Hosenbund zu stopfen. Der wintertaugliche Pullover und die Krawatte da drüber sind knittrig nach oben gerutscht. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubst du, er würde zwei Paar Socken übereinander tragen. Doch noch ehe du ihn danach fragen kannst, sind seine Füße in seinen ledernen Businessschuhen verschwunden und er verlagert seine Aufmerksamkeit auf die beiden Kaffeetassen neben dir. „Thanks, babe!“ Seine kalten, trockenen Lippen küssen deinen Mundwinkel flüchtig, als er an dir vorbei greift und die Tasse mit der Aufschrift HERO@WORK an sich nimmt. Der Kaffee geht ihm in Rekordschnelle die Kehle hinunter und du hältst entsetzt die Luft an, weil du befürchtest, Alfred würde sich verbrennen. Doch du hörst weder Jammern noch Klagen. Du hörst lediglich, wie die Tasse zurück auf die Anrichte gedonnert wird. Dann ist da ein überstürztes „See ya later!“ und das dumpfe Klappen der Haustüre. Rucksack, Mantel und Aktenkoffer sind fort. Der dazugehörige Wirbelwind ebenfalls. Durch den Raum schallen anhaltend die Nachrichten und bringen eine Verkehrswarnung nach der nächsten, gespickt mit vorauskalkulierten Temperaturstürzen und dem wohl gemeinten Rat, nach Möglichkeit Zuhause zu bleiben. Du bist heilfroh über die erstaunlich gute Isolierung deines Apartments – für New Yorker Verhältnisse ist das wahrlich nicht Standard! – und auch deine Heizung erledigt ihren Job tadellos. Mit nichts weiter als deinem Nachthemd und dem Cardigan bekleidet, hältst du dir hier drin problemlos die Kälte vom Leib. Gerade deshalb wundert es dich so sehr, dass Alfreds Finger und Lippen noch genauso eiskalt waren wie gestern – wenn nicht sogar noch kälter... · . *. ´ °  . *  °.   . °.. .* . *.. °.  * ` . °. . . .* ° . °. *..° * °. *.° ..*.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)