Erklär mir deine Liebe von Monyong (Ranmaru x Ai) ================================================================================ Kapitel 17: Der Grund, warum ich bei dir bin -------------------------------------------- Eingeschüchtert und verunsichert hielt sich Ai an Ranmarus Schultern fest. Er hatte alles falsch gemacht, was er nur hätte falsch machen können. Wenn er den Virus nur eher bemerkt hätte, dann hätte er schon vorher etwas unternehmen können, aber so wie sich der Professor angehört hatte, bestand nun keine Chance mehr auch nur irgendetwas an seinem System zu retten. Und rein objektiv betrachtet war der Schluss, der nun für ihn bevorstand, nur logisch. „…was hab ich auch für einen Sinn, wenn ich nicht richtig funktioniere?“ Ais Gedanke entkam noch bevor er länger darüber nachdenken konnte und sein Gegenüber starrte ihn dafür mit einer Mischung aus Verwunderung und Überraschung an. „Ai, wolltest du nicht ein Mensch sein?“ Das war eine berechtigte Frage. Der Android begann sie zu analysieren und lehnte sich dabei wieder nach vorne, um seinen Kopf gegen Ranmarus Brust zu schmiegen. Der Herzschlag war schneller, als er ihn in Erinnerung hatte. Bedeutete es, er hatte den anderen mit seinen Fehler so sehr verärgert? „Nein. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt ein Mensch zu sein. Dabei bin ich nur ein Computer, der wie ein Mensch aussieht und eigentlich hast du damals Recht gehabt. Ich besteh nur aus Kabeln und Metall. Ich werde niemals ein Mensch sein können.“, gab er schließlich ganz ruhig zu. Es war die Antwort, die er eigentlich von Anfang an hätte wissen müssen. Seine Bestimmung war es eine technische Unterstützung zu sein und nicht mehr. Trotzdem hatte er sich eigenmächtig darüber hinweggesetzt, weil er bemerkt hatte, wie er einige Dinge nicht verstand. Einem Computer sollte es nicht zustehen, sowas tun zu können. Er hatte es versucht und jetzt verstand er sich selber auch nicht mehr. „Warum bin ich hier?“, wollte er noch leise wissen, nur Ranmaru schien seine Frage nicht zu verstehen. Die Hände des Großen ruhten ganz sanft an seiner Hüfte und hielten ihn somit fest, damit er nicht von dessen Schoß herunterrutschen konnte. Es war ungewohnt. Sonst hatte er sie nie still halten können. „…erst dachte ich aber du wärst ein Mensch.“ „Hm?“, irritiert hob Ai seinen Kopf. „Nachdem ich dich das erste Mal angefasst habe, dachte ich erst du wärst ein Mensch und dieses Zeug, von wegen künstliche Intelligenz, wäre nur PR. Deshalb bin ich in deinem Zimmer gewesen. Alles an deinem Körper ist verdammt menschlich. Außerdem denke ich mittlerweile, dass du sehr wohl etwas fühlen kannst, oder?“ Mit großen Augen beobachtete der Kleine, wie sich Ranmaru zu erklären versuchte. Immerhin brauchte es ihm ein dünnes Lächeln auf die Lippen, woraufhin er beschloss etwas zutun, was er bisher noch nicht getan hatte. Vorsichtig hauchte er seinem Bandkollegen einen Kuss auf den Mundwinkel. Bisher war es immer der andere gewesen, der IHN geküsst hatte und er merkte auch schon, wie sich der Körper unter ihm anspannte. Ranmaru hielt sich zurück, obwohl sie auf einem Bett saßen? „…außer Quartet Night und meinen Kōhais weiß es aber niemand. Ich war nie etwas, das Aufsehen erregen sollte…“, korrigierte er ihn zögernd, „Warum bin ich also wirklich hier?“ Auch beim zweiten Mal bekam er keine Antwort auf seine Frage. Stattdessen drückte ihn Ranmaru herum, sodass er unter ihm lag. „Na, damit du bei mir sein kannst!“, bekam er seine Situation selbstsicher erklärt, aber das war nicht zufriedenstellend. Konnte der andere ihn wirklich als einen Mensch sehen? Ausgerechnet Ranmaru, der sich von anderen Menschen am liebsten immer ferngehalten hatte? „…und ich werde nicht zulassen, dass dieser Professor sonst was mit dir anstellt!“ „Du weißt, dass du dagegen nichts unternehmen kannst!? Ich bin bereits ersetzt worden, niemand außer dir wird es vielleicht bemerken. Was willst du dagegen also unternehmen? Außerdem weißt du nicht, was mit mir passiert, wenn ich in meinem jetzigen Zustand weiter in Betrieb bleibe. Ich will nicht, dass dir am Ende etwas zustößt, weil …“ Ai führte seinen Satz nicht zu Ende. Einmal weil er es nicht konnte, da sich der Grauhaarige zu ihm beugte, womit er seine Lippen zum Schweigen brachte und auch weil er sich an eine schreckliche Filmszenen erinnerte. Wie lächerlich, dass er ausgerechnet jetzt an sowas dachte. Viel lieber wollte er es genießen sich von dem Größeren küssen zu lassen, aber er hatte Angst, weil es das letzte Mal sein sollte. Eine Woche später saß Ranmaru mit einem Notenblatt am Fenster seines Zimmers. Seine Kōhais hatten Termine und er war mal wieder alleine, sodass er seine freie Zeit für neue Lieder nutzte. Doch kaum hatte er seine Bassgitarre zur Seite gestellt, wurde die Zimmertür aufgerissen. „Ran-Ran~“ Der Grauhaarige wollte nicht auf die kindische Begrüßung eingehen, sondern starrte weiterhin konzentriert auf das halbbeschrieben Blatt Papier. „Ran~, du schreibst ja schon wieder “ Reiji schien sich von seiner kalten Art nicht beirren zu lassen und ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder, um seine frisch geschriebenen Lieder zu inspizieren. Ein Zettel nach dem anderen wurde vom Couchpolster geschnappt und überflogen. „Du bist in letzter Zeit so kreativ! Das ist großartig!“, entkam es seinem Kollegen voller Euphorie, womit er allerdings einen ganz wunden Punkt traf. „…willste mich verarschen?“, bluffte er Reiji an und begann sogleich mit seinen Zähnen zu knirschen. Was sollte an seinen Liedern schon toll sein? Er kapierte es nicht. Sie waren langweilig und für ihre Arbeit total ungeeignet. Das wusste nicht nur er. Mit einem kühlen Blick beobachtete er seinen Sitznachbarn und bemerkte, wie dessen freudiges Gesicht ins Wanken geraten war. Ein unsicherer, fast schon schmerzvoller Ausdruck lag in Reijis sonst so fröhlichem Gesicht. Reiji wusste genauso gut, dass jegliches Lied, was er in den vergangenen Tagen geschrieben hatte, absoluter Mist war. „Ran…“, begann der andere sichtlich nach Worten suchend, „…hör mal…“ „…kein Bock.“ „A-aber Ran! Bitte, es ist wichtig!“ Normalerweise konnte der Brünette nichts anderes als Quengeln, wenn er unbedingt etwas wollte, bloß diesmal wirkte es irgendwie anders, sodass Ranmaru irritiert die Stirn runzelte. Hatte er etwas verpasst? War der andere etwa auch gegen irgendwas ausgetauscht worden? „Was?“, brummte er daher und verschränkte seine Arme beabsichtigt abwehrend vor der Brust. „Ich wollte mit dir über Ai reden.“ Direkt nachdem Reiji es ausgesprochen hatte, hielt Ranmaru die Luft an, während sich seine Abwehrhaltung noch verstärkte. Der Große stand ganz kurz davor den ungewollten Besucher aus seinem Zimmer zu schmeißen. „…was ist mit ihm?“, fragte er allerdings langsam. „Ich wollte dir ein Geheimnis erzählen! Und ich wollte dir endlich sagen, warum ich euch damals wirklich hinterhergeschlichen bin.“ Das, was ihm sein Gegenüber da anbot, war in Ordnung. Trotzdem wusste er nicht, warum Reiji ausgerechnet jetzt reden wollte, wo doch bereits alles beendet war. Nach und nach lockerte sich die angespannte Haltung des Grauhaarigen. „Also?“ „Erstmal… ich weiß, wie du dich fühlen musst. Vermutlich erinnerst du dich nicht, aber ich hatte auf der Akademie einen Freund. Aine. Es ist meine Schuld, dass ich ihn verloren habe. Er wäre fast gestorben, wobei… eigentlich ist er tot. Er liegt im Koma. Sein Onkel, der ihn über alles liebt, hat aber etwas gemacht, womit sich sein Wunsch zu singen doch noch erfüllen konnte. Er hat Ai nach seinem Vorbild gebaut. Es war ein Geheimnis. Selbst Ai wusste es nicht. Trotzdem war er nicht wie Aine. Er war kein Mensch, aber weil wir ihn wie einen behandelt haben, hat sich dieser Virus ausgebreitet. Ran, es tut mir schrecklich Leid! Ich habe damit angefangen! Ich wollte es ihm erklären! Ich wollte es stoppen. Ich wollte zu Aines Onkel gehen, aber als ich gesehen habe, was er auch mit dir gemacht hat, da… konnte ich es nicht!“ Wie versteinert saß Ranmaru auf dem Sofa, während er wie abwesend Reijis Worten folgte. Sein Herz hatte sich krampfartig zusammengezogen. Er wollte es ungern zugeben, aber es tat wirklich weh, was der andere soeben erzählte. Langsam hob er eine Hand und berührte mit seinen Fingern eine Schläfe. Irgendwie hatte er Kopfschmerzen bekommen. „Reiji…“, begann er etwas heiser, wurde aber sofort unterbrochen. „Warte!“ Mit einer überraschenden Intensität sprang Reiji auf, hielt letztlich aber trotzdem den Kopf gesenkt und wich dem Blick des Größeren somit aus. „Egal was ich versucht habe. Du warst immer so kalt und abweisend zu mir.“, führte der Brünette schließlich fort, „Es ist okay. Ich verstehe, dass du mich nicht magst, egal wie sehr ich mich anstrenge und besonders jetzt musst du mich hassen. Nur… bitte denk‘ darüber nach, wie viele du mit deinem Verhalten auch enttäuschen könntest, wenn du wieder wie der alte Ran wirst! Bitte hör auf irgendwelche Lieder zu schreiben, nur weil du denkst, dass du es musst. Bitte mach wieder gerne mit Quartet Night zusammen Musik! …und zwar nicht nur wegen mir! Sondern auch wegen Ai und Aine!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)