Erklär mir deine Liebe von Monyong (Ranmaru x Ai) ================================================================================ Kapitel 2: Was ist dir wichtig? ------------------------------- Nach dem seltsamen Zusammentreffen mit seinem Bandkollegen Ai hatte sich Ranmaru mit grummelnden Magen aus der Küche zurückgezogen. Es ärgerte ihn, dass er dem anderen die Onigiris überlassen musste und das auch noch ausgerechnet an einem Morgen, wo er richtig Lust auf etwas Essbares gehabt hätte… aber was war ihm anderes übrig geblieben? Reiji war irgendwie doch ein Freund und wenn Ai ihn in seinem Mangel an zwischenmenschlichen Gefühlen meinte wieder gesund pflegen zu müssen, dann sollte er es tun. Auch wenn es für Ranmaru nicht viel mit Freundschaft zu tun hatte, wenn man rücksichtlos mit Onigiris vollgestopft wurde. Davon konnte man schlecht wieder gesund werden… nur durfte man von Ai auch nicht zu viel erwarten. Eigentlich glich es einem Wunder, dass der Kleine Reijis grobe Erklärung von der Bedeutung von Freundschaft damals überhaupt verstanden hatte. Nur seit diesem Tag schien irgendwas mit den Schaltkreisen des Kurzen nicht mehr zu stimmen. Aber Ranmaru konnte es egal sein. Er wollte nach wie vor alles und jedem aus dem Weg gehen. Er wollte sein eigenes Ding machen und deshalb schloss er seine Zimmertür auch sogleich wieder, als er sah, wie sich seine beiden Mitbewohner in ihrer eigenen Art stritten. Die Atmosphäre im Raum war so eisig gewesen, dass es selbst ihm zu viel war. Da würde er doch lieber zurück in die Küche gehen, um nach ein paar Leckereien zu suchen. Gesagt getan. Aber im Kühlschrank herrschte gähnende Leere und auch die anderen Wandschränke waren geplündert worden, sodass es unmöglich wurde einer Zigarette zu widerstehen. Angespannt griff Ranmaru in seine Hosentasche, zuckte dann aber, als er beim Umdrehen Ai hinter sich sah. „Was?“, fuhr er den Kleineren an, erinnerte sich dabei aber auch an das Essen, was er zuvor noch aufgegeben hatte. „…warst du bei Reiji? Hast du noch was zum Essen?“, wollte er deshalb wissen, bekam als Antwort aber nur einen leeren Teller gezeigt. „Wie gesagt… du frühstückst doch sonst nie. Und du hast sie mir überlassen. Ich habe die Reste seinen Kōhais gegeben.“ Mit dieser Antwort war Ranmaru alles andere als erfreut und setzte sich zusammen mit der Zigarettenschachtel an den Frühstückstisch, während er den Kleinen dabei beobachtete, wie er Abspülen wollte. Zu seiner Überraschung hielt Ai zuerst nur eine Hand unter den Wasserstrahl und erst nach einer kurzen Weile wurde der Teller gespült. War sowas möglich? Der andere konnte doch etwas fühlen? Selbst wenn es nur unterschiedliche Temperaturen sein sollten, so war es doch beeindruckend. Immerhin hatte er sein Bandmitglied immer nur als einen stumpfen Computer eingestuft. Nicht, dass es schlecht wäre stumpf zu sein. Es brachte viele Vorteile mit sich. Aber war es vielleicht möglich, dass Ai ihnen etwas verheimlichte? Konnte der Kleinere letztlich doch mehr, als es immer den Anschein gemacht hatte? Ranmaru war von dieser Vorstellung innerlich begeistert. Es wäre ein grandioser Plan die Kochkünste des anderen zu verbessern, bis er sogar besser als Hijirikawa kochte. Außerdem könnte man ihm auch andere Dinge beibringen! Ai würde sich niemals beschweren, würde nicht müde werden und er würde jede Aufgabe so gut erfüllen, wie man es erwarten konnte. Sogleich etwas besser gelaunt stand der Große wieder auf und stellte sich zu Ai an die Spüle, um ihm in sein Vorhaben einzuweihen. Es dürfte nicht schwer werden zu erklären, dass er damit ihrer Band zugute kommen würde, aber bevor er etwas sagen konnte, fiel ihm auf wie hochkonzentriert der andere den soeben gespülten Teller abtrocknete. „Wir müssen heute unbedingt an dem Song weiterarbeiten.“, kam es schließlich ruhig wie immer von Ai, der den Teller dabei in einen Schrank zurückräumte. „…mit leeren Magen kann ich nicht arbeiten. Außerdem sind wir nur zu Zweit.“, erwiderte er nur brummend. „Je weniger wir sind, desto angenehmer ist es dir doch, oder? Du schreibst den Text, ich die Melodie.“ Ranmaru hatte nicht damit gerechnet, von einem Computersystem durchschaut zu werden und starrte ihn deshalb auch dementsprechend an. Dann atmete er einmal durch. „Wieso schreibst du den Song nicht alleine, wenn er dir so wichtig ist?“ „Weil ich keine Texte schreiben kann. Das muss einer von euch anderen übernehmen. Und was meinst du mit ‚wichtig‘?“ „…du redest ständig nur über neue Songs. Ist es dir so wichtig, dass wir weiter Musik machen?“ „Ist dir das denn nicht wichtig? Reiji hat gesagt, ihm sind seine Freunde wichtig. Camus denkt auch, dass es trotz der Soloprojekte wichtig ist, dass wir etwas zusammen machen. Du bist der Einzig, der unserer Arbeit aus dem Weg geht. Ich versteh nicht, warum es dir nicht wichtig ist. Was ist dir überhaupt wichtig?“ Eigentlich gab es keinen Grund sich vor Ai zu rechtfertigen, aber Ranmaru hatte auf einmal das dringende Gefühl seinen Standpunkt zu verteidigen. Besonders als er den Blick des anderen sah. Obwohl sein Gegenüber mit den wenigen Worten direkt ins Schwarze getroffen hatte, schien sich Ai nicht darüber bewusst zu sein, was er soeben gesagt hatte. Wie sooft blickte man einfach nur in ein kühles Augenpaar. „Es ist mir wichtig, dass ihr mich an Ruhe lasst! Wenn ihr euren Kram machen wollt, dann macht ihn halt. Aber dann lasst mich gefälligst in Ruhe! “, knurrte er ihn deshalb verärgert an, ohne letztlich die Gründe seines Handelns zu erklären. Aber der Kleinere zeigte noch immer keine Regung und im Gegensatz zu ihrem vorherigen Gespräch regte es ihn ungemein auf. „Das verstehe ich nicht.“, wiederholte sich Ai stattdessen. „…natürlich kannst du es nicht verstehen! Du bestehst nur aus ein bisschen Metall und Elektronik! Du bist kein Mensch, der einen anderen verstehen könnte! Selbst wenn man es dir erklären würde!“ „Da hast du Recht. Entschuldige.“ Die Tatsache, dass Ai nachgab und auf einmal die Richtung Küchentür einschlug, ließ Ranmarus Ärger sogleich noch größer werden. Hatte er jetzt etwa die ‚Gefühle‘ eines Computers verletzt, weil er ihm die Wahrheit gesagt hatte? Das war doch einfach lächerlich! Irgendwas war an dieser Sache ganz gewaltig faul… Er hatte schon vorher dieses Gefühl gehabt. Auf jeden Fall konnte er ihn nicht so einfach gehen lassen, weshalb er nach Ais Arm griff, um ihn aufzuhalten. Aber der Arm fühlte sich alles andere als metallisch an. Die Haut war warm und weich und darunter hatte man tatsächlich das Gefühl etwas wie Knochen fühlen zu können. Es war das allererste Mal, dass er ihn überhaupt berührte und irgendwie war es… nicht so wie er es erwartet hätte. Es war überraschend menschlich. Einen Moment lang konnte er den Kleineren nur anstarren. Dann ließ er ihn abrupt wieder los. „Hm? Ist noch was?“ Immerhin hatte sich Ai wieder zu ihm herumgedreht und schaute ihn wiedermal mit diesem nichtssagenden Blick an. Ein zweites Mal streckte Ranmaru seine Hand aus. Diesmal legte er sie dem anderen auf die Schulter, wo er eindeutig das Schlüsselbein ertasten konnte. „Was bist du?“, entkam es ihm mehr als nur verwundert. Das Essen, ihre Band. Beides war kurzerhand vergessen. Ai legte allerdings nur seinen Kopf etwas schief und verzog dabei keine Miene. „Ist es dir wichtig, das zu wissen?“ Darauf konnte Ranmaru keine Antwort geben, weshalb er den anderen schließlich doch gehen ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)