Nur ein Spiel von minowari (...oder?) ================================================================================ Kapitel 19: When you love ------------------------- Da war nichts. Nichts, außer Schwärze. Die Zeit schien in einem endlosen Strudel aus Schmerzen und Dunkelheit verloren gegangen zu sein. Mal war es weniger, dann mal mehr. Manchmal dachte er, dass er träumte. Er sah sich selbst als Kind, wie er weinte, bevor dieses Bild verschwand und andere unglückliche Erinnerungen auftauchten. Shizuo dachte wirklich es würde nicht aufhören. Doch irgendwann wurde es anders. Das erste was er wahrnahm, waren Geräusche. Ein gleichtöniges Piepen drängte sich in seine Ohren und schien sich darin einzunisten. Es war nervtötend und beruhigend zugleich. Dennoch ließ es ihn wissen, dass er auf irgendeine Weise wach war. Schmerzen waren überall. Hier und da stach es etwas und ein wenig fühlte es sich, als würde er von Nadeln gestochen werden. Er versuchte die Augen zu öffnen, was sich aber wegen der Helligkeit als schmerzvoll erwies. Als er sich langsam daran gewöhnte, sah er trotzdem nichts anderes als die Farbe Weiß. War er etwa doch im Himmel? „Shizuo!“, rief plötzlich eine bekannte Stimme und im nächsten Augenblick sah er auch schon das strahlende Gesicht von Shinra. Überrascht weiteten sich seine Augen. Seine dämliche Fratze zu sehen, ließ ihn wissen, dass er wirklich wach war. Es sei denn er war doch in der Hölle... Er kniff kurz die Augen zusammen, ehe er sie wieder öffnete, doch das Gesicht des Arztes war immer noch vor seinem Auge. Anscheinend war er doch noch nicht von seinem Dienst befreit. Seltsam. „Wie fühlst du dich?“, fragte der braunhaarige Mann übereifrig, ehe er sich wieder zurück in seinen Stuhl lehnte. Shizuo schnaubte bitter. „Beschissen.“ Und das war kein Stück gelogen. „Ha, auch kein Wunder. Es war nicht gerade einfach dir den Hintern zu retten.“ Shizuos Augen wanderten wieder zu Shinra, auf dessen Gesicht immer noch ein erschöpftes, aber glückliches Lächeln befand. Ach ja, da war ja was. Nur vage begann Shizuo sich an den Kampf zu erinnern. An die schmierige Visage der Schlange. Und die Schmerzen... „Ah, Celty~!“, rief der Arzt plötzlich aus und drehte sich im Kreis, ehe er versuchte sie zu umarmen. Als der Blondschopf merkte, dass seine Sichtweite im Liegen stark eingeschränkt war, versuchte er sich aufzurichten. Sein Kopf fühlte sich noch ein wenig matschig an, jedoch war das nicht der Grund warum er nicht weiter vorwärts kam. Eher waren es die Kabelanlagen und Infusionsgeräte welche ihn daran hinderten sich aufzurichten. Genervt zischte er und riss sich die Kabel aus dem Arm, woraufhin ein lauter, durchgehender Ton erklang. „Shizuo!“, rief Shinra entrüstet. Der Blondschopf wusste, es war sicherlich nur zu seinem Guten, aber er wollte nicht wissen was Shinra, dieser Spinner, an ihm herum gebastelt hatte, während er bewusstlos war. Er lehnte er sich erschöpft ans Bettende. Der Schmerz steckte zwar immer noch in seinen Gliedern, aber er spürte sie kaum noch. „Warum musst du auch immer das tun, was jeder andere Patient nicht getan hätte?“, erwiderte der Arzt grummelnd und stellte das nevtötende Piepen endlich aus, doch Shizuo ignorierte seine Ansage. „Wie geht es dir?“, tippte Celty ungeduldig, während sie ihren PDA in sein Gesicht drückte. Auf dieser Art und Weise machte sie ihm wohl gleichzeitig ihre Freude, sowie ihre Sorge deutlich. Aber es brachte den Blondschopf nur zum Lachen. „Ach hör schon auf, mir geht es gut.“ „Ja, aber nur dank meiner Hilfe.“, schnaubte Shinra schon fast beleidigt und verschränkte die Arme. „Du willst gar nicht wissen, was wir alles an dir flicken mussten! Auch wenn dein Körper natürlich anders ist und vor allem schneller heilt als bei anderen Menschen, heißt das trotzdem nicht, dass du das so leichtfertig überlebt hättest. Shizuo-kun, was hast du dir dabei gedacht?“ Der ehemalige Bartender ließ den aufgeregten Arzt zu Ende sprechen, besah sich sein ernstes Gesicht. „Ich weiß doch selber nicht genau was passiert ist. Ich erinnere mich nur noch an Bruchteile…“, murmelte der Blondschopf und legte eine Hand an seine Stirn. „Ah, das kommt von dem ganzen Gift, das du im Körper hattest.“, sagte Shinra beiläufig und hob zur Unterstreichung seinen Finger in die Luft. „Es war wirklich erstaunlich wie lange du damit noch herum gerannt bist. Als du hier ankamst, sahst du aus, als ob du die Welt der Lebenden für immer verlassen hättest.“ Shizuos Augen weiteten sich. Gift? Wann - und vor allem wie - hatte er denn Gift in den Körper bekommen? „Wie lange bin ich denn schon hier?“, fragte Shizuo plötzlich, blickte irritiert in der Gegend umher. „Seit ungefähr eine Woche. Du bist hier mein Spezialpatient, fühle dich geehrt.“ Shinra streckte die Zunge raus, wollte wohl cool wirken, erntete jedoch nur eine dicke Kopfnuss von Celty. Eine Woche? Er war eine ganze Woche außer Gefecht gesetzt? „Wo ist Izaya?“, fragte er dann, wobei er von Shinras Fratze zu Celtys gelben Helm hin und her blickte. Schließlich begann Celty zu tippen. „Im Hinterzimmer. Er war die meiste Zeit über hier, aber ich glaube er schläft gerad-“ Shizuo wartete nicht ab, was die Dullahan ihm noch per PDA erzählen wollte, sondern rückte an den Rand des Bettes und stand ohne zu zögern auf. Nun war auch Celty wegen Shizuos Gesundheitszustand beunruhigt, da sie wild mit den Händen vor ihm fuchtelte, um ihn daran zu hindern sich noch weiter zu bewegen. „Warte Shizuo-kun! Ich geh ihn eben holen.“, sagte Shinra und brachte ein nervöses Lachen zustande, woraufhin der Blondschopf die Stirn runzelte. Er grunzte unwillig, aber setzte sich wieder auf die Matratze. Celty schien das zu beruhigen, denn sie ließ ihre Schultern erleichternd hängen. Anscheinend dachten sie, er würde den Floh immer noch zu Tode prügeln wollen. „Wie bin ich denn überhaupt hier hingekommen?“, fragte Shizuo in die auftretende Stille hinein. Die Frau tippte blitzschnell auf ihrem Kommunikationsgerät, ehe sie es wieder vor seine Nase hielt. Der blonde Mann überflog schnell die paar Zeilen, bevor er Celty überrascht anstarrte. „Was zum...ihr beide? Ich muss ja echt Schwein gehabt haben…“ Shizuo legte den Kopf in den Nacken. Dass er mal vom ihm gerettet werden würde, hätte er niemals für möglich gehalten. Dieser Floh... „Eigentlich hast du das meiste Izaya zu verdanken. Und Celty und mir natürlich.“, sagte Shinra stolz, der nun mit dem Floh im Schlepptau wieder langsam in den Raum hinein trat. Shizuos Augen huschten sofort zu ihm. Sein Gesicht sah anders aus. Erschöpfung und Müdigkeit blickten ihm entgegen, unter seinen Augen waren leicht dunkle Ringe zu erkennen. Er trug zur Abwechslung mal ein weißes Shirt, wobei Shizuo aber schnell merkte, dass es wie Patientenkleidung aussah. Als sich ihre Blicke trafen, kommunizierten sie beinahe still miteinander. Unausgesprochene Worte hingen in der Luft und Shizuo meinte, ein Flackern in dessen Augen zu sehen. „Shizu-chan…“, kam dann sein Geflüster und er trat näher an ihn heran. Shizuo spürte wie er die Spannung nicht mehr aushielt, die der Floh auf ihn ausübte und drehte zischend den Kopf zur Seite. „Du bist mir eine Erklärung schuldig…“, sagte der Blondschopf knurrend, wurde zum Ende hin aber immer leiser. Als der Floh leise kicherte, blickte er überrascht auf. „Wohl eher bist du mir noch was schuldig…“, sagte er dann, während seine Lippen sich zu diesem typischen Grinsen verzogen. Shizuo wollte schon bissig antworten, spürte aber wie der Floh sich langsam hinunter lehnte. Die Worte, die er sagen wollte, erstarben in seinem Munde. Und bevor Shizuo ausweichen konnte, spürte er auch schon die weichen Lippen des anderen. Das Gefühl war zwar nichts Neues, trotzdem überraschte es ihn. Aber statt es bei der einen Berührung zu belassen, machte der Floh munter weiter, fuhr mit seiner Zunge an seiner Unterlippe entlang. „Vorsicht Izaya. Nicht, dass du dir noch Giftreste in deinen Körper holst.“, sagte Shinra beiläufig, meinte anscheinend ernst was er sagte und stand fachmännisch neben ihnen, als sei es nichts Neues, dass sich die zwei Erzfeinde vor seinen Augen küssten. Celty hingegen schien völlig überfordert mit der Situation und wusste anscheinend nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie hatte ihre Hand vor dem Helm gehoben in einer Gestik der Überraschung und Scham. „Ich-Ich glaube, wir lassen euch mal lieber allein.“, meinte dann die Dullahan, als sie ihren PDA kurz nach vorne streckte, zu schnell, als dass es jemand hätte lesen können, und zog Shinra an seinem Kragen hinter sich her. „H-Hey, Celty!“, protestierte dieser und begann zu zappeln, jedoch war die junge Frau unbarmherzig und schlürfte ihn weiter, bis die beiden den Raum verlassen hatten. Shizuo hatte halb einen Arm ausgestreckt um die beiden aufzuhalten und seine Situation zu erklären, jedoch waren die beiden schon längst verschwunden. Er seufzte. „Und wie willst du denen das nun erklären?“, fragte Shizuo, ein rötlicher Schleier auf seinen Wangen. „Lass sie doch denken was sie wollen. Es sind nur Shinra und Celty.“, meinte Izaya belustigt, lehnte sich noch weiter zu Shizuo, sodass er fast auf seinem Schoß saß. „Ja genau, Celty und ein bekloppter Arzt, der seine Klappe nicht halten kann. Das geht schneller rum, als eine Epidemie…“ „Ich schätze mal, ewig können wir es auch nicht verborgen halten.“, sagte Izaya leise, der nun inzwischen komplett auf Shizuos Schoß saß. Shizuo runzelte die Stirn. Ach was? „Woher der plötzliche Sinneswandel?“, fragte Shizuo skeptisch. Izaya lachte schwach. „…der Kampf mit Rin ließ mir einiges klar werden. Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, war er der Auslöser.“ Shizuo verengte die Augen. Was meinte er damit? „Izaya. Erzähl mir was passiert ist.“, forderte er und blickte direkt in die dunklen Augen seines Gegenübers. Izayas Augen huschten zur Seite und sein Gesicht verzog sich zu einem ernsten Ausdruck. „Wo ist die Schlange jetzt? Und diese Frau?“, hakte er weiter nach, als der Floh stumm blieb. Erst schien es, als wolle der Floh immer noch nichts erzählen und da kam ihm der Verdacht, dass Izaya die beiden tatsächlich umgebracht hatte. Konnte es tatsächlich sein? „Sind sie tot?“ Izaya musste daraufhin kurz lachen. „Nein. Namie habe ich leben lassen. Doch Rin, diesen Dreckskerl, den wollte ich wirklich umbringen…“ Er zischte und sein Blick huschte in die Ecke. „Aber er hat überlebt?“ Izaya verzog genervt das Gesicht und das beantwortete größtenteils seine Frage. Shizuo konnte Izayas Laune dieses Mal sogar gut verstehen. Er selbst wollte diesen Kerl nie wieder sehen. „Frag mich nicht, wie er es angestellt hat, auch wenn ich Informant bin, ich weiß auch nicht alles.“, gab Izaya dann lachend von sich, um die Stimmung zu lockern. Insgeheim hatte Izaya aber eine Vermutung: Shiki. Er mischte sich nicht oft ein, aber wenn er es tat, dann nur aus bestimmten Gründen. Anscheinend war ihm dieser Bastard wohl wichtig. „Was ist mit dem Foto?“, riss Shizuo ihn wieder aus den Gedanken. „Das habe ich alles soweit geregelt bekommen. Keine Panik.“ Izaya grinste schief. „Niemand wird so schnell wieder unerlaubt Fotos von uns machen, wenn wir…“ Izaya lehnte sich noch näher hinunter, sodass er bei Shizuos Ohr ankam. „…ein bisschen Spaß haben.“ Ein Schauder durchfuhr Shizuos Körper und er musste sich zusammen reißen, als er den anderen ein wenig von sich schob, damit er ihm ins Gesicht schauen konnte. „Sollte ich wissen, wie du es geregelt hast?“, fragte Shizuo trotzdem, auch wenn er die Antwort schon wusste. „Ich glaube besser nicht.“, lachte der Informant und sah wie der Blondschopf seufzte. „Shizuo? Izaya?“, hörten die beiden Shinras Stimme hinter der Tür; sie klang unsicher, so als wolle er sicher gehen, nicht in irgendetwas hinein zu tappen. „Kommt rein.“, gab Izaya die Erlaubnis und rutschte von Shizuo Schoß, sodass die beiden nicht gleich wieder einen Herzinfarkt erleiden würden. Die Tür stieß auf und der Arzt sprang freudig hinein, gefolgt von Celty. „Ich muss noch einige Nachuntersuchungen machen, Shizuo-kun.“, sagte er sofort, krempelte seine Arme hoch, während er zu dem einen der Schränke ging, um die passenden Instrumente holte. Derweil schien die Dullahan immer noch etwas nervös zu sein, blickte zwischen den beiden hin und her, als ob sie gleich erwartete, dass die beiden aufeinander losgingen. Doch Izaya stand nur ruhig da, beobachtete mit einem Grinsen, wie Shinra an Shizuo rumhantierte, Blut abnahm und seine Wunden an der Brust und Hüfte überprüfte. Es war Celty ein Rätsel, wie die beiden in einem Raum sein konnten, ohne sich umzubringen. Und vor allem was dieser Kuss vorhin auf sich hatte. Hatte diese Erika etwa doch Recht gehabt…? „Kann ich eure Dusche benutzen?“, fragte Shizuo dann ein wenig schüchtern, fühlte es sich für ihn so an, als würde er in ihrem privaten Heim eindringen. Doch der Arzt lächelte nur. „Kein Problem. Aber sei vorsichtig mit deinen Verletzungen, okay?“ Shizuo schnaubte. Erst jetzt merkte der Blondschopf, dass er genau wie Izaya einen weißen Patientenkittel trug und er fragte sich, wo sein geliebtes Bartender-Outfit geblieben war. Oh, was war das denn noch für eine Frage?, dachte Shizuo innerlich, denn er wusste, sie waren ruiniert. „Dort vorne liegen Ersatzklamotten. Ich habe Izaya gebeten, dir welche zu holen.“, sagte Shinra beiläufig, verstaute gerade seine Werkzeuge, bevor er mit dem Finger auf den Stuhl in der Ecke zeigte. „Izaya…?“, gab Shizuo fragend von sich, und als er sah, dass es keine fremden Klamotten, sondern welche aus seinem eigenen Schrank waren, wurde er misstrauisch. Ist der Floh tatsächlich bei ihm im Haus gewesen? Shizuos Hand verkrampfte sich um die Klamotten, die er nun im Arm hielt. „Du bist doch nicht-“ „Doch.“, sagte Izaya sofort, ein neckendes Grinsen überzog sein Gesicht, „Ich bitte dich. Als ob es schwer war, bei dir einzubrechen. Selbst ein Möchtegernverbrecher hätte das hingekriegt.“ Er hob die Arme hoch. „Izaya…“, knurrte der Blondschopf und automatisch ging Celty in Verteidigungsstellung, da sie jeden Moment einen Kampf erwartete, der aber überraschter Weise ausblieb. Der Blondschopf starrte längere Zeit in die Augen des anderen und man sah schon fast die Blitze funken. „Das wirst du zurück bekommen.“, grollte er dann genervt, drehte sich um und stapfte Richtung Badezimmer. Irritiert starrte Celty dem ehemaligen Bartender hinterher, als er in das Badezimmer verschwand. Dann hörte sie Izaya neben sich kichern. „Das werden wir ja sehen...“ Shinra schien die ganze Szene nur interessiert beobachtet zu haben, doch nun verengten sich seine Augen, während er Izaya musterte. „Warum sagst du es ihm nicht?“, fragte der Arzt dann, worauf der Informant nur verwundert die Brauen hob. Shinra ging zu dem Krankenbett und begann die Decke ordentlich zu falten. „Wie ich bei ihm eingebrochen bin? Klar Shinra, ich erzähl ihm auch-“ „Du weißt genau, dass ich nicht davon rede, Izaya.“, unterbrach ihn Shinra schon fast energisch, während seine Augen funkelten. „Du kannst mir viel erzählen, aber ich als ein alter Freund kann sehen, was du für ihn fühlst. Lass es zu Anfang vielleicht wirklich Hass gewesen sein, aber schaut euch doch jetzt mal an.“, meinte der Arzt, der genau wusste, dass Izaya nur das Thema um jeden Preis vermeiden wollte. Izaya schnaubte kurz, während sich sein Gesicht zu einem bitteren Grinsen verzog. „Du bist nicht der Typ dafür, sich auch nur länger mit irgendjemanden einzulassen als nötig. Zumindest war das immer mein Eindruck seit der High School, denn eine feste Freundin oder einen Freund hast du nie gehabt. Aber du und Shizuo, ihr beiden seid immer irgendwie aneinander geraten.“ Celty fühlte sich neben den beiden Diskutierenden ein wenig fehl am Platz. Auch sie hatte sich stets über die Beziehung der beiden Männer gewundert, dennoch nie in Frage gestellt. Aber Shinra schien nun nicht locker lassen zu wollen – und die Dullahan spürte das. „Müssen wir jetzt hier über mein Privatleben sprechen? Du bist ja schlimmer als meine Mutter.“, klagte Izaya theatralisch und wirkte von außen her so, als ob ihm das, was der braunhaarige Mann ihm da weiß machen wollte, nicht wirklich kümmerte, doch innerlich ging es ihm tierisch auf die Nerven. „Ich will nur das Beste für dich.“ „Pah. Seit wann scherst du dich denn für deine Freunde? Alles was du im Kopf hast, ist eine bestimmte Dullahan ohne Bekleidung.“ Celty trat auf diesen Kommentar hin einen Schritt zurück, die Hände vor Scham vor ihren gelben Helm geschlagen. Shinras Wangen röteten sich leicht, dennoch blickte er ihm trotzig weiter in die Augen. „Zumindest stehe ich zu dem, was ich fühle. Aber du kannst anscheinend nicht zugeben, dass du dich in Shizuo verliebt hast.“ Celty schlug die Hand vor den Helm, als Shinra so stolz über seine Gefühle für sie erzählte. Aber in Wahrheit war er einfach nur ein Perversling… „Ich kann genauso gut wie du zugeben, dass ich ihn mag. Auf sexuelle Weise.“, erwiderte der Informant inzwischen genervt und konnte seine Emotionen über dieses Thema nicht länger im Griff behalten. „Jetzt erzähl mir nicht, du hattest es nur auf Sex abgesehen.“ Shinra wusste, dass er hier gerade direkt auf das Tabu-Thema zu sprechen kam, dass Izaya ihm vor einer Woche schon erklären musste, als die beiden stärksten Männer von Ikebukuro verwundet bei ihm antanzten. Aber das war ihm jetzt total egal. Er wollte Izaya zum Äußersten bringen. Izayas Lippen verzogen sich zu einer harten Linie. Er wollte das Thema so gut wie nur möglich vermeiden, doch wenn er jetzt einen Rückzieher machte, hatte er gleich verloren. Und das gegen Shinra, diesen Einfaltspinsel. „Hast du denn nie darüber nachgedacht?“, begann Shinra wieder, da Izaya immer noch nichts dazu sagte. „Hast du dich nie gefragt was euch beide so sehr verbindet?“ Izaya schnaubte erneut. „Uns verbindet der Hass, das ist ja wohl kaum zu übersehen. Auch wenn wir uns vielleicht ins letzter Zeit anderes amüsiert haben.“, äußerte sich der schwarzhaarige Mann, brachte nach seinem letzten Satz ein süffisantes Grinsen auf sein Gesicht. Als ob er stolz darauf war, es mit dem Monster ins Bett geschafft zu haben. „Du bist gerade schlimmer als ein pubertierendes Kind…“, seufzte Shinra und schüttelte leicht den Kopf. „Und du bist schlimmer, als eine besorgte Mutter, Shinra. Bitte, was soll denn das ganze Drama?“ Der Mann mit dem Arztkittel seufzte laut auf. Die Tatsache, dass Izaya immer noch mit ihm diskutierte, ließ ihn wissen, dass ihm das ganze Thema doch nicht so egal war, wie er vorgab. Wäre es das nämlich, hätte er es schon längst als eine belanglose Sache abgetan. Manchmal war Izaya doch einfacher zu durchschauen, als er selber dachte. „Ich weiß, dass du deine Gefühle immer versteckst und sie verdrängst. Das hast du schon immer getan. Du tust so, als ob du unnahbar wärst. Aber glaubst du nicht, dass es irgendwann reicht? Gefühle kann man nicht einfach ausstellen wie eine Maschine. Und ich glaube, dass weißt du selbst am besten, stimmt's?“ Shinra hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Dieses Mal seufzte Izaya und ließ die Schultern etwas hängen. Shinra hatte Recht. Er fand schon immer etwas an Shizuo. Es machte Spaß ihn zu ärgern oder ihm einfach nur auf die Nerven zu gehen. Mit ihm wurde es nie langweilig. Schon in der High School hatte er gemerkt, dass er Shizuo auf irgendeine Weise anziehend fand. Seit dem Abschluss von der Raika Akademie hatte Izaya keine Gedanken mehr daran verschwendet, dass er auf das Monster scharf war. Doch nachdem sie begannen ihr Katz und Maus Spiel zu spielen, fing es wieder an. Langsam aber sicher… Als ihre Routine dann langsam langweilig wurde, hatte er plötzlich die Idee, ob man ihr Spielchen nicht auch anders spielen konnte. Aber offensichtlich hatte dies schlimmere Konsequenzen für ihn, als er gedacht hatte. Die Gefühle, die er nun für dieses Monster hatte, wollte er nie haben. Nein. Es sollte einfach nur ihr Spiel sein. Er wollte einfach nur die Kontrolle über das Monster. Izaya war nie davon ausgegangen, dass er tatsächlich sowas wie Gefühle für diesen Muskelprotz entwickeln könnte. Es war theoretisch der Untergang von Orihara Izaya. Der Untergang seiner brillanten Persönlichkeit. Zumindest fühlte es sich so für ihn an. Izaya blickte auf, als er das Tippen von Fingerspitzen wahrnehmen konnte. Celtys Hand flog über ihren PDA und sie schien aufgebracht zu sein. „Shinra, es reicht! Lass gut sein, okay?“ Ohne überhaupt hinzublicken, hob Shinra die Hand und ignorierte seine Freundin. „Gib es zu.“, forderte er dann von dem schwarzhaarigen Mann, der ihn immer noch unwillig anstarrte. Er verengte die Augen. „Ich dachte eigentlich nicht, dass ich so weit gehen muss. Aber wenn du es nicht zugeben willst…“ Shinras Augen funkelten. "Dann werde ich ihm alles erzählen.“, sagte der Arzt, als er einen Schritt auf ihn zuging. Izayas Augen weiteten sich. „Ich werde ihm erzählen, wie du ihm dein Blut zur Verfügung gestellt hast, um ihn zu retten. Ich werde ihm erzählen, wie du stundenlang an seiner Seite warst, während er bewusstlos war. Ich werde ihm erzäh-“ „Wirst du wohl nun endlich Ruhe geben, du Nervensäge!“, sagte Izaya etwas lauter, während er eine Hand auf Shinras Mund klatschte, damit er nichts mehr sagen konnte. „Ich liebe ihn, okay? Ich liebe Shizuo Heiwajima!“ Izaya atmete etwas stärker, ließ seine Hand von Shinra Mund, jetzt, wo sowieso alles gesagt worden war. „Bist du nun zufrieden?“, zischte Izaya grimmig und seine dunklen Augen bohrten sich in seine. Doch Shinra starrte nur lächelnd an seinem Kopf vorbei und sagte nichts. Izaya schwante Übles. Er schluckte hart, als er sich umdrehte. Mit einem Handtuch um die Schultern geschwungen und nur in einer Hose bekleidet, stand er da, seine Augen geweitet und sein Mund vor Überraschung leicht geöffnet. Natürlich stand er da. Ausgerechnet jetzt musste er mit seinem Duschgang fertig sein. „Fuck…“, fluchte Izaya leise. „Izaya, du…“ Der Informant wartete nicht ab, was der andere sagen wollte. Fluchtartig verließ er den Raum und tat das was er am besten konnte: abhauen. Aus irgendeinem Grund machte sich Panik breit und ließ ihn nur noch schneller rennen. So sollte es nicht sein, er sollte es nie erfahren. Izaya schaffte es gerade noch so vor die Haustür, bevor er spürte, wie sein Arm geschnappt wurde. Shizuo riss ihn zu sich herum, drückte ihn dabei gegen die kalte Wand in dem Flur. Irgendwie wusste Izaya, dass er ihm nicht entkommen konnte. Er konnte ihm sonst immer entkommen, warum dieses Mal nicht? Ah, wahrscheinlich weil sein Körper noch nicht fit genug war? Warum musste dieser Muskelprotz ihm auch ausgerechnet jetzt hinterher hetzen? „Izaya…“, raunte der Blondschopf dunkel, beugte sich näher zu ihm herunter, sodass sein heißer Atem über Izayas linkes Ohr fuhr und ihm ein Schaudern überkam. Shizuos nackter Oberkörper drückte sich an ihn und Izaya konnte sein Duschgel riechen. Vermixt mit Shizuos Eigennote war der Duft so faszinierend, dass es ihn quasi einmummte. „Meinst du das ernst?“, fragte Shizuo flüsternd, ehe er sich zurück zog um den Floh zu betrachten. Dieser sah noch anbeißender aus, als es sonst schon der Fall war. Seine Wangen waren leicht gerötet und seine schwarzen Haare verwuschelt, während seine dunklen Augen auf alles blickten, bloß nicht zu ihm. Izaya lachte nervös. „Hast du nicht zugehört?“ Shizuo lächelte. „Hab schlechte Ohren. Sag's nochmal.“ „Vergiss es.“, zischte Izaya und begann sich gegen Shizuo zu wehren. Doch das führte nur dazu, dass Shizuo den Floh nun komplett in seine Umarmung zog. Dichter an seine nackte Haut konnte Izaya nun wirklich nicht mehr kommen und seine Gegenwehr erstarb, als er merkte, dass er sich seinem starken Griff eh nicht entwinden konnte. Müde seufzte er und schloss die Augen, während er Shizuos Geruch einatmete, der ihn irgendwie beruhigte. Hier auf dem Flur war es ziemlich kühl, aber durch die Körperwärme, die der Blondschopf ausstrahlte merkte Izaya, wie ihm warm wurde. „Ich liebe dich.“ Izaya riss die Augen auf. Shizuos Stimme war fast nur ein Flüstern, dennoch waren die Worte so wirkungsvoll wie noch nie. Seine Augen weiteten sich, ehe er versuchte Worte zu formulieren. Wollte er ihn jetzt verarschen? „Du bist wohl noch nicht ganz fit, was?“, witzelte Izaya, versuchte so seine Nervosität zu überspielen. Doch sein lautes Herzklopfen konnte er trotzdem nicht verstecken. Der Blondschopf brachte ihn hier wirklich an seine Grenzen. Physisch sowie psychisch. „Irgendwann wirst du es mir sagen.“, erwiderte Shizuo lächelnd, lockerte dabei seine Klammerumarmung und zog den Kopf zurück, um Izaya in seine schimmernden Augen zu blicken. Er sah darin verschiedenste Emotionen, doch nur eine stach am meisten hervor. Tiefe Zuneigung. Shizuo beugte sich langsam hinunter, sah dabei, wie der Floh sich nicht wehrte, sondern mit halb geschlossenen Augen nur auf ihn wartete. Als ihre Lippen aufeinander trafen war es fast wie ein Versprechen, wie eine Besiegelung. Hungrig begannen ihre Zungen zu tanzen, ließen ihren Atem beschleunigen. Izaya spürte nun, dass es zu endgültig spät war. Es war zu spät um noch etwas zu ändern. Er war ihm längst verfallen – seinem Monster, und das wusste er. Ob es nun gut war oder nicht, das kann einem nur die Zukunft verraten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)