Peach 43 von Nala (Yami x Yuugi) ================================================================================ Kapitel 1: Der erste Schritt ---------------------------- Hallo ^^ Ich hoffe euch gehts soweit gut und seit bereit, das erste Kapitel zu lesen, was für mich immer das schlimmste ist. Seid gnädig ^^" Kapitel 1: Der erste Schritt Es war schon reichlich spät, als Yuugi durch die Straßen Dominos lief. Die Laternen gingen gerade an, obwohl es noch nicht sehr spät war. Der langsam dem Ende zuneigende Winter ließ die Sonne schnell hinter dem Horizont verschwinden und es war zudem recht kalt und windig, weswegen der kleine Bewohner dieser Stadt seinen Mantel enger um sich schlang. Er war glücklich darüber, das immerhin kein Schnee mehr lag. Er überquerte eine größere Straße und bog in die nächst gelegene Seitenstraße ein. Kurz darauf konnte er spüren, wie die Stimmung umschlug; während die Hauptstraße offen und stressig war, war es hier ziemlich verwinkelt und eng, aber es hatten einige Gasthäuser und Restaurants, wie auch Kneipen und allerlei Geschäfte von eleganten Hochzeitskleidern über Schmuckläden und Ballett- oder Feng Shui Studios, bis schrille Klamotten für allerlei Randgruppen Platz. Es war, wenn man am Tag hier hin ging und sich ein bisschen umschaute, ein wunderschön grünes Viertel, mit restaurierten Häusern und vielen liebevollen Kunsthandwerksläden. Diese suchte Yuugi aber gerade nicht auf, zumal sie um diese Stunde bereits geschlossen waren. Eine Weile ging er die Straße entlang und sah einige Gruppen, die sich hier und da einfach an die Hausmauer gelehnt miteinander unterhielten, oft neben irgendwelchen Läden, aus denen helles Licht drang. Wenn Yuugi aufsah, sah er sie meistens vor Clubs oder Kneipen stehen. Und tatsächlich suchte Yuugi selbst einen ganz bestimmten Ort dieser Branche. Seine Füße trugen ihn an einem großen Haus vorbei, aus dem er Lärm ausmachen konnte. Gerade spielte wohl irgendeine Band in diesem Schuppen. Aber auch daran hatte er kein Interesse. Schließlich, nachdem er eine Weile dem Straßenverlauf und seinem eigenen Schatten von Laterne zu Laterne gefolgt war, sah er seinen Zielort: Das "Pinta". Als er das erste Mal vor drei Wochen mit Joey hier gewesen war, hatte er auf dem kleinen Kärtchen, die überall auf den Tischen lagen, erfahren können, dass der Name vom schnellsten Schiff des Seefahrers und Entdeckers Christoph Kolumbus stammte und das das Schiff "Pinta" eine Karavelle gewesen war. Yuugi konnte sich daran erinnern, dass das Lokal eigentlich wenig mit einem Schiff gemeinsam gehabt hatte. Aber so genau hatte Yuugi es sich leider nicht behalten, denn an dem Tag war er sehr abgelenkt gewesen. Er blieb davor stehen und schaute durch die Fensterscheibe. Es war gut besucht. Die Plätze am Fenster und an den Wänden waren alle besetzt, nur noch zwei oder drei Tische waren frei. Yuugi konnte die Personen, die ihm den Rücken zukehrten im Spiegel gegenüber sehen. Er sah einen Kellner, der gerade eine Bestellung aufnahm, noch etwas sagte und lachte. Dann ging er rüber zum hinteren Ende des Raumes, an dem sich eine lange Bartrese befand. Er verfolgte den Kellner mit seinem Blick und schon sah er den Grund, warum er heute ganz allein hier aufgetaucht war: Der Barkeeper. Kurz überlegte er, was er tun sollte. Obwohl er doch den Plan gehabt hatte, hierher zu kommen, war er sich nun unschlüssig und dachte sogar daran, einfach die halbe Stunde Fahrtweg in Kauf zu nehmen und wieder nach Hause zu fahren. Doch da erhob sich gerade eine junge Frau, die direkt am Ausschank gesessen hatte, legte noch Geld auf den Tisch und wandte sich zum Gehen. Yuugi sah im Augenwinkel, wie zwei Leute das Pinta ansteuerten, bekam Panik und öffnete die Tür. Angenehm leise Musik und warme Luft wehte ihm entgegen, als er eintrat. Er sah sich kurz um. Tatsächlich hatte die Bar nichts mit Schiffen an sich. Es war ein warmer, gemütlicher großer Raum, mit einem Seitenabgang weiter hinten zu den Toiletten. Die meisten Leute, die in Blickrichtung waren, sahen nur kurz zu ihm und widmeten sich dann wieder ihren Gesprächspartnern. Mit Joey hatte er sich definitiv sicherer gefühlt. Doch da hörte er schon wieder hinter sich die Tür aufgehen, sein Herz machte einen Hüpfer, ging direkt auf die Barhocker vor der langen Trese zu.. und setzte sich. Kurz versuchte er sich zu beruhigen, doch sein Herz schlug nun noch schneller, als er sich nun in dieser Situation befand. Der Barkeeper hatte ihn schon auf sich zukommen sehen. Er war relativ jung, vielleicht etwas älter und auf jeden Fall größer als Yuugi selbst, und putzte gerade ein Glas. "Guten Abend", sagte dieser, nachdem er eine Weile gewartet hatte, bis Yuugi bereit zu sein schien, mit ihm zu reden. In diesem Beruf bekam man dafür wohl ein Auge. Yuugi schluckte. Jetzt war es also soweit. "Hi.. ich hätte gern etwas zu trinken". "Das dachte ich mir schon", sagte sein Gegenüber und grinste ihn kurz an. Sofort schämte sich der kleinere für diese Aussage. Doch der andere hatte es gar nicht gesehen, griff nach einer Karte und legte sie vor Yuugi auf den Tisch. "Suchen Sie in Ruhe etwas aus". Yuugi schlug die Karte auf und war froh, schon mal hier gewesen zu sein. Die Cocktail-Karte, die er ihm gegeben hatte, war ziemlich groß und in einzelne Kategorien unterteilt. Hier hatte man eine große Auswahl aus Longdrinks, Cocktails mit Vodka, Sourcocktails, Bittercocktails, Malibucocktails, Likörcocktails, Rumcocktails und Haufen anderer Kram, den Yuugi in seinem Leben noch nicht gesehen hatte. Er hatte leider keine Ahnung, wie das, was er das letzte Mal getrunken hatte, hieß. Deswegen sah er nach einigen Momenten des Draufschauens wieder hoch in die Augen seines Gegenübers und musste sich kurz zusammenreißen. "Vielleicht können Sie mir einfach etwas empfehlen?" "Hm, kommt drauf an. Möchten Sie etwas süßes, etwas saures, mit oder ohne Sahne?", fragte er und Yuugi freute sich insgeheim darüber, dass er ihn siezte, denn nicht selten wurde er wegen seiner Größe als Kind eingestuft. "Etwas süßes wäre gut." Der andere betrachtete ihn kurz und ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. "Etwas süßes also. Da hätten wir den Pina Colada, der ist mit Sahne, einen Sex on the Beach" - Yuugi errötete kurz, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen - "Ein Tequila Sunrise, das ist überwiegend Orangensaft.. wie wäre es denn mit einem Peach 43?" Leider wusste der kleinere nicht, was genau da drin war, doch er dachte gar nicht lange nach, zumal die Augen des anderen ihn erwartungsvoll ansahen. "Gut, den nehme ich". "Scheint als würdest du dich überraschen lassen wollen", antwortete der andere und holte lächelnd ein Glas hervor. Während er eine von vielen hinter ihm und in für Yuugi willkürlicher Reihenfolge stehenden Spirituosen hinter sich hervorzog, beobachtete Yuugi ihn nun das erste Mal von nahem. Sein Barkeeper war ein sehr schlanker junger Mann, mit einem geraden Rücken und einem schönen Nacken. Er trug ein T-Shirt mit dem Logo der Cocktailbar, in der sie sich befanden, jedoch leider kein Namensschild. Dafür trug er eine schwarze Lederhose, die, wie Yuugi errötend feststellte, seine Beine soweit feststellbar wunderschön betonten. Er beobachtete den Arm des anderen, der noch nach einem Saft griff und bewunderte die wunderschöne gebräunte Haut. Seine Haare hatten eine seltsame Form, die seiner glich und höchstens als sternenförmig beschrieben werden konnte. Doch als er sich wieder umdrehte, sah Yuugi das wunderschönste an ihm: Seine karmesinroten Augen, die ihn ansahen, als könnte er mit einem Blick Yuugis ganze Seele erfassen. Yuugi sah schnell wieder runter, doch der Barkeeper lächelte bloß. Er schien es gewöhnt zu sein, dass man ihm bei der Arbeit zusah, und so folge Yuugi fasziniert seinen Bewegungen, bis dieser ihm plötzlich ein mit heller Flüssigkeit gefülltes Glas mit einem Stück Honigmelone am Glasrand auf den Tisch vor sich stellte. "Danke", sagte Yuugi und nahm den Strohhalm in die Hand. "Gerne", antwortete der andere nur noch, lächelte noch mal kurz und ging dann ein bisschen weiter weg, um Flaschen umzuräumen. Yuugi besah sich seinen Drink, roch leicht daran und nahm schließlich einen Schluck. Hm, schmeckte irgendwie mehr nach Banane als nach Pfirsich. Yuugi schaute kurz wieder in die Getränkekarte, die immer noch neben ihm lag und suchte den Namen seines Getränkes. Es waren Bananensaft, Pfirsichsaft und Crème de Banane drin. Wahrscheinlich schmeckte es daher mehr nach Banane. Von dem Licor 43 merkte er nicht viel und wusste auch gar nicht, wie das schmecken sollte. Wieder wanderten Yuugis Augen zu demjenigen, der ihn gerade bedient hatte, denn er kam gerade aus einem hinteren Zimmer heraus, vielleicht so etwas wie ein Lager? Oder eine Küche? Yuugi sah schnell wieder herunter, damit der andere es nicht bemerkte und zog an seinem Strohhalm. Es schmeckte wirklich ziemlich lecker. "Gut?", wurde er plötzlich gefragt und er sah erschrocken auf. Der Barkeeper sah ihn wieder an und der kleinere fühlte sich wie magnetisch angezogen. Yuugi nickte schnell. "Ja, sehr lecker!" "Freut mich. Sagen Sie mir bescheid, wenn Sie noch etwas möchten" War es nur Yuugis Schuld, dass das jetzt so zweideutig in seinen Ohren klang? Diese bekamen schnell eine rote Farbe und Yuugi nickte wieder schnell, diesmal jedoch ohne noch etwas zu sagen. So trank er weiter seinen Cocktail und traute sich nun plötzlich nicht mehr, mit dem anderen zu reden, obwohl er doch seinen Mut zusammen genommen hatte und nur deswegen hergekommen war. Vor drei Wochen, als er ihn das erste Mal gesehen hatte, war er auch die ganze Zeit nur hier gewesen und hatte Getränke gemixt. Yuugi kaute gedankenverloren auf dem kleinen Stück Honigmelone herum. Er hatte ihn nur von weitem sehen können und während Joey und er sich unterhalten hatten, hatte sich sein Blick immer wieder zu dem anderen verirrt. Joey hatte etwas bemerkt, sich aber nicht aufgedrängt. Jeden Freitag waren Joey und Yugi seitdem hier gewesen und Yuugi überlegte, dass er ihm wohl doch hätte sagen sollen, dass er den Barkeeper anziehend fand.. bestimmte hätte Joey ihn aufgemuntert, mit ihm zu sprechen. Er überlegte, was passiert wäre, wenn er im Beisein mit Joey mit dem jungen Mann gesprochen hätte. Sicher wäre es viel lustiger gewesen und sie hätten etwas zum Reden gehabt. Yuugi dachte weiter darüber nach, was alles hätte passieren können, und ehe er es sich versah, war sein Peach 43 auch schon ausgetrunken. Yuugi sah verdutzt in sein leeres Glas. Es hatte irgendwie nur nach Saft geschmeckt. War da wirklich Alkohol drin gewesen? Kurzerhand bestellte er einen zweiten Peach 43. Sein Barkeeper holte wieder Flaschen hervor und während er das tat, sagte er, "Sie sind schon mal hier gewesen, oder? Ich hab die Frisur wieder erkannt.." Yuugi lachte und betrachtete ebenfalls die Farbenpracht und -form des anderen. "Stimmt. Und ich bin auch nur wegen deinen Haaren wieder hierher gekommen", sagte er ohne groß darüber nachzudenken, zog jedoch gleich danach erschrocken die Luft ein. Was hatte er da gesagt?! Glücklicherweise hatte sein Gehirn es nicht gleich auf 'Ich bin wegen dir hier' verkürzt. Wie peinlich! Was hatte er sich dabei nur gedacht?? Der Barkeeper lächelte ihn freundlich an. "Ah, gut. Dann hat sich das mit dem siezen ja erledigt", sagte er darauf nur. Yuugi sah ihn kurz verdutzt an, war noch viel zu sehr mit seinem Versprecher beschäftigt, bis ihm aufging, dass er den jungen Mann vor sich eben geduzt hatte. Er legte erschrocken eine Hand auf seinen Mund. "Ver- Verzeihung", sagte Yuugi, und fragte sich, warum er nicht einmal etwas richtig machen konnte. "Schon okay, wir sind doch fast gleich alt, oder", erwiderte der Barkeeper und lachte. Dann jedoch sah er ihn an und grinste leicht. "Verrat mir als Ausgleich deinen Namen.", sagte er weiter, als er ihm sein zweites Glas reichte. Yuugi sah ihn verlegen und verwirrt an. Seinen Namen? Warum wollte er wohl seinen Namen wissen? "Mein Name ist Yuugi". "Yuugi~", wiederholte der andere in seiner wunderschön tiefen Stimme, als würde er den Geschmack dieses Namens auf seiner Zunge probieren. Erwartungsvoll und doch zögerlich sah Yuugi ihn an und fragte schließlich, "Und.. wie lautet dein Name..?" Der Barkeeper lachte leise, während er anfing, ein Glas zu putzen. Wieder sahen diese Augen direkt in seine Seele und Yuugi bekam eine leichte Gänsehaut. "Einfach so danach zu fragen und genauso einfach zu antworten wäre doch reichlich langweilig. Weißt du, Yuugi, ich liebe Spiele. Wieso versuchst du also nicht, meinen Namen zu erraten?" Yuugi sah ihn überrascht an. Ihn erraten. Sein Gehirn arbeitete. "Das ist aber sehr schwer. Es gibt tausende mögliche Namen!", antwortete Yuugi darauf. "Du kannst mir Fragen stellen, die ich dir so gut ich kann wahr beantworten werde. Außer natürlich wie ich heiße", sagte er und grinste kurz. "Das ist fair, oder was sagst du?" Da Yuugi noch nicht genau wusste, ob er das fair finden sollte oder nicht, und gleichzeitig versuchte, nicht allzu glücklich auszusehen, probierte er von seinem Getränk, welches seit kurzem vor ihm stand. Schmeckte wirklich ziemlich gut. "Na gut, ich nehme diese Herausforderung an", antwortete Yuugi schließlich, "aber um dich trotzdem irgendwie nennen zu können, brauche ich einen vorübergehenden Namen." Kurz sah der kleine seinen gegenüber an. Dieser lächelte. "Meinetwegen. Ich kann dir meinen Spitznamen verraten." Yuugi lächelte überrascht. Heute war wirklich mehr passiert, als er sich hätte träumen lassen. "In der Zwischenzeit kannst du mich Yami nennen." Kapitel 2: Wetteinsatz ---------------------- Kapitel 2: Wetteinsatz Yami also. Das war sein Spitzname. Yuugi sah wieder nach unten und nahm einen weiteren Schluck, um zu verbergen, wie toll er dieses Gespräch fand. Kurz dachte er über diesen Namen nach. "Wenn dein Spitzname Yami ist... hat das etwas mit deinem richtigen Namen zu tun?" Yami lachte. "Nein. Eher mit meiner Erscheinung." Yuugi sah ihn an und ihm wurde bewusst, was er damit sagen wollte. Tatsächlich hatte der Barkeeper eine dunkle Hautfarbe, aber nicht sehr dunkel. Es war zumindest etwas ziemlich exotisches. Kurz nippte er wieder an seinem Strohhalm und dachte nach. "Hm. Woher kommst du?", fragte er dann direkt heraus. Doch es war ja okay, es war ja ein Spiel. Diese Frage kam nun nicht mehr seltsam rüber. "Empörend! Sehe ich etwa nicht wie ein Japaner aus?", antwortete Yami sogleich und grinste ihn an. Sofort lief Yuugi rot an. "Tut, tut mir Leid", doch Yami lachte nur. "Schon gut, Yuugi. Ich bin in Japan geboren, aber meine Mutter stammt aus Ägypten. Das wolltest du doch wissen, oder?" Yuugi fühlte sich ertappt, und damit er nicht antworten musste, nahm er seine übliche Ausrede und trank einen großen Schluck aus seinem Glas. Er beobachtete, wie Yamis Aufmerksamkeit von einem Kollegen beansprucht wurde und bei ihm eine große Bestellung aufgab. Yami sah auf den Zettel und schnappte sich neue Gläser. Ägypten also. Halb Ägypter und halb Japaner. Deswegen also die Hautfarbe. Yuugi gefiel Yamis Hautfarbe. Sie war nicht zu hell und nicht zu dunkel. Sie war ein schönes Zwischending. Wie Schokolade. "Wie lang machst du das schon?", fragte Yuugi, als er sehen konnte, wie geschickt Yami ein paar Flüssigkeiten in ein Glas tat, eine Frucht in Scheiben schnitt und auf dem Glas garnierte. Yami hatte schöne Hände und lange Finger. Yuugi errötete. Er hätte sie gern einmal berührt. "Ach, wenn du mich so fragst, schon viel zu lange. Am Anfang war es nur eine Notlösung, doch mit der Zeit gewöhnt man sich einfach an den Job und man lebt sein Leben in den Tag hinein.", antwortete Yami dann auch. Für Yuugi klang es sehr ehrlich. "Du musst sicher bis spät arbeiten", sagte Yuugi weiter. Der andere lachte. "Ja, dafür schlafe ich aber auch länger" Er grinste ihn leicht amüsiert an und meinte dann, "Aber sag mal, Yuugi~ ich glaube nicht, dass du meinen Namen so herausfinden kannst.." Yuugi wurde rot im Gesicht und nahm abermals einen großen Schluck aus seinem Glas. Das war ihm nun so peinlich, dass er sein Glas halb leer trank, ehe er absetzte, um nicht antworten zu müssen. Schnell versuchte er sich eine neue Frage zu überlegen, um seinen Namen herausfinden zu können. "Ist es ein japanischer Name?", fragte er dann auch. "Nein", kam es ziemlich flott. "Hast du dann einen Namen, der auf deine ägyptische Herkunft zurückzuführen ist?", fragte er weiter und fragte sich gleichzeitig, warum seine Zunge irgendwie so schwer war. "Ja, das ist der Fall", erwiderte Yami und sah ihm tief lächelnd in die Augen. Ein ägyptischer Name also, dachte Yuugi, während er wieder einen kleinen Schluck trank. Er lächelte leicht. Wie spannend. Leider jedoch musste er kurz darauf feststellen, dass das die Sache nicht unbedingt vereinfachte. Yami hatte sein Lachen bemerkt und sah ihn an. "Wieso lachst du?" "Hm..", machte Yuugi und schmunzelte leicht. Er wusste nicht, warum er das sagte, aber seine Zunge saß seltsamerweise ziemlich locker. "Irgendwie.. ist es aufregend" Auch Yami lachte nun und beugte sich auf den Tresen näher zu ihm. "Findest du..?", fragte er zurück. Yuugi schluckte. War seine Stimme gerade tiefer geworden? Nein, das war bestimmt nur Einbildung. Jetzt, wo er darüber nachdachte, hatte er diesen Cocktail wirklich schnell halb geleert.. "Weißt du, Yuugi, ich finde wir sollten nicht ohne Wetteinsatz spielen. So würde es doch viel mehr Spaß machen. Wenn du es tatsächlich schaffst, meinen Namen zu erraten, dann..", sagte Yami und sprach nicht weiter. Yuugi sah ihn verwundert an. Ein Wetteinsatz? Yami sah sich im Raum um und schien zu überlegen. "Hm, ich weiß nicht. Hast du eine Idee?", fragte er dann zu Yuugi. Dessen Kopf wurde plötzlich warm. "Wenn.. wenn ich gewinne, dann.. dann...", sagte er und die Worte lagen schon auf seiner Zunge, bevor er wirklich darüber nachgedacht hatte, "Dann darf ich mir etwas von dir wünschen." Yami sah ihn nun seinerseits überrascht an und Yuugi wurde plötzlich klar, was er da gesagt hatte. Was war in ihn gefahren?! Was hatte er da gesagt?? Er widerstand dem Drang, seinen Kopf auf die Platte zu knallen und freundete sich mit dem Gedanken an, dieses Lokal in wenigen Momenten zu verlassen. "Hm, na gut. Machen wir es so", hörte er dann jedoch plötzlich und Yuugi sah wieder verblüfft auf. Yami sah ihn lächelnd an und stellte das nächste fertige Getränk weiter von sich, bereit für die Abholung. Okay, das war es. Yuugi würde seinen Namen definitiv herausbekommen. Er lächelte und wahrscheinlich hatte er in diesem Moment seine Gesichtszüge nicht mehr so gut im Griff wie geplant, denn er lächelte bis über beide Ohren, die ein bisschen röter waren als die restliche Gesichtsfarbe. Obwohl seine Wangen inzwischen auch eine gesunde Farbe angenommen hatten. "Gut!", sagte er entschlossen. Das wäre doch gelacht, wenn er das nicht hinbekommen könnte. Sofort versuchte er sich neue Fragen auszudenken, die ihn seiner Lösung einen Schritt näher bringen sollte. "Ein ägyptischer Name also.. ist es ein sehr allgemeiner Name?" "Inwiefern allgemein?", fragte Yami zurück. Yuugi versuchte in seinem Gedächtnis zu kramen, aber es wurde zunehmend schwerer, überhaupt irgendwie nachzudenken. In dem Zeug war wohl doch der versprochene Alkohol gewesen. Hätte er doch nur vorher etwas gegessen. Er hatte vor Nervosität das Abendessen ausfallen lassen. "Na ja, vielleicht so was wie Marik, oder Seth, oder Amun?", fragte er dann. Yami grinste wieder. "Hm, vielleicht nicht so allgemein.", sagte er darauf. Yuugi zog einen Schmollmund. Das war ja keine sehr deutliche Antwort gewesen. "Ist es ein beliebter Name?" "Das weiß ich nicht. Ich glaube, da ist Seth beliebter", erwiderte der Barkeeper. Yuugi tippte auf sein Glas, welches nun inzwischen leer war, während er nachdachte. "Hmm.. ich kenne nicht sehr viele ägyptische Namen.. wie wäre es mit Moses?" "Sehe ich etwa aus wie ein Moses?", fragte Yami sofort zurück. Yuugi musste daraufhin lachen. "Nein. Hmm... würdest du mir nicht wenigstens den Anfangsbuchstaben verraten?", fragte er dann hoffnungsvoll. Inzwischen war seine Denkleistung nicht mehr die beste. Das merkte er selbst. "Nein", antwortete Yami nur lächelnd. "Das hab ich mir gedacht. Wirklich schwierig.", meinte er dann, schob sein inzwischen leeres Glas etwas von sich weg und Yami nahm es entgegen, "Aber ich glaube, ich bekomme das heute nicht mehr raus. Da muss ich wohl an einem anderen Tag wieder vorbei kommen." Yuugi griff in seinen Mantel und zog sein Portemonnaie heraus. Yami winkte einen Kellner ran und dieser übergab ihm nach kurzer Nachfrage was er denn bestellt habe die Rechnung. Yugi beglich diese und stand dann auf, um sich anzuziehen. Ganz plötzlich schwankte sein Blickfeld und er ergriff den Rand der Trese um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. "Alles okay? Vielleicht nicht doch noch ein Glas Wasser? Geht aufs Haus", hörte er die Stimme des Barkeepers und konnte Sorge daraus erkennen. Er kniff kurz seine Augen zusammen. "Nein, nein! Ich habe dummerweise vorher nichts gegessen. Und der Cocktail war so süß.. Es geht schon!", sagte er, lächelte ihn an und versuchte seine Zunge zum normalen Sprechen zu motivieren. Inzwischen strengte ihn das wirklich an. Yami sah ihn kurz an, dann sagte er, "Okay. Die frische Luft wird dir gut tun. Bis später dann", verabschiedete er ihn und lächelte zum Abschied. Yuugi lächelte zurück, während er den Reißverschluss seines Mantels glücklicherweise ohne groß Zeit zu verlieren zuzog und verließ das Lokal, darauf bedacht geradeaus zu laufen. Als er draußen war, begrüßte ihn klirrende Kälte. Sofort fröstelte es Yuugi und er wünschte sich in die angenehme Wärme des Lokals zurück. Doch er wandte sich nach rechts und lief den Weg zurück zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, so glücklich, dass er fast jauchzend in die Luft gesprungen wäre. Was für ein Abend! Was für ein Treffen! Yami hatte mit ihm gesprochen! Das hieß doch, dass dieser Yuugi mochte, oder? Bestimmt war es so! Er hüpfte halb seinen Weg entlang und konnte kaum mehr nächsten Freitag abwarten. ____________ Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen, denn jetzt ist die große Frage an euch: Mit welchen abstrusen Namen soll Yuugi das nächste Mal Yami ausfragen, wie er heiß? xD Bitte schreibt mir doch, wie es euch bis jetzt gefällt! Und Namensvorschläge ;) Nala Kapitel 3: Verwirrung --------------------- Alle Prüfungen weg! Jetzt geht es gleich weiter ^^ Kapitel 3: Verwirrung Noch nie war eine Woche so quälend lang gewesen wie diese. Unbedingt wollte Yuugi herausfinden, wie Yami hieß. Er hatte schon seinen Spitznamen, und das hätte ihm theoretisch reichen können, doch die Aussicht, von dem Barkeeper der Cocktailbar "Pinta" einen Wunsch erfüllt zu bekommen, ließ ihn nächtelang irgendwelche potenziellen Namen aufschreiben. Yuugi hatte sich darüber informiert, was es denn alles für ägyptische Namen gab und musste dabei feststellen, dass die meisten aus der arabischen Sprache stammten oder vom Koran abgeleitet waren. Zudem hatte er herausgefunden, das auch Namen wie "Daniel" anscheinend ziemlich gebräuchlich waren. Es war also auch möglich, dass Yami die Sache mit "Name von ägyptischer Herkunft" weit interpretiert haben, und es eigentlich jeder Name sein könnte. Als Yuugi das festgestellt hatte, hätte er fast aufgegeben. Aber nur fast. Inzwischen musste er sich jedoch eingestehen, dass sein Treffen vielleicht doch nicht das beste mit Yami gewesen war. Am nächsten Tag, wieder ausgenüchtert, hatte er das Treffen Revue passieren lassen und fragte sich, was er da nur getan hatte. Wie konnte er nur so dämlich sein und nichts essen, bevor er in eine Bar ging? Warum hatte er dieses Getränk unterschätzt? Er hatte sich vor Yami total lächerlich gemacht! Drei Tage war er beschämt und trotzdem irgendwie glücklich und auf jeden Fall konfus seinem Tun nachgegangen. Bis Joey ihn schließlich beiseite nahm. Yuugi war mit Beginn seines Studium aus dem Haus seiner Mutter und seines Großvaters ausgezogen und teilte sich nun mit Joey seit einem Jahr eine Wohnung. Anfangs war es etwas schwierig für die beiden gewesen, denn Joey war nur mit großer Überzeugungskunst zum Putzen zu überreden und Yuugi wollte dafür ungern kochen. Doch schnell merkten sie, dass die Schwächen des einen die Stärken des anderen waren; Yuugi staubsaugte, war für das Geschirr verantwortlich und wischte immerhin einmal im Monat den Staub von den Regalen, während Joey sich um den Müll kümmerte, ab und zu etwas kochte und Getränke einkaufte. Nur für die Wäsche war jeder selbst verantwortlich. Yuugi war froh gewesen, dass das Zusammenleben mit Joey so gut funktionierte. Denn er hatte die erste Zeit wirklich andere Probleme gehabt, als sich um den Haushalt zu kümmern. Während Joey beschlossen hatte, ein zweijähriges Kurzstudium als Fahrzeugmonteur zu beginnen, hatte sich Yuugi für ein vollwertiges Studium in Richtung Logistik entschieden.(1) Er hatte lange überlegt, nicht lieber Gamedesign und -Animation zu nehmen, aber der große Anteil an Informatik hatte ihn dann doch abgeschreckt. Seine Eltern hatten seit seiner Geburt für ein Studium Geld zurückgelegt und obwohl Yuugi an jeder möglichen Ecke sparen musste, reichte es für ein gutes Leben. Aber manchmal musste man sich etwas gönnen und ging freitags in eine Cocktailbar. Besonders gern ging man dahin, wenn man von seinem besten Kumpel, der Geld während seiner Ausbildung bekam, eingeladen wurde. "Sag mal, Yuugi, in letzter Zeit ist irgendwas anders bei dir, oder?", fragte Joey am Dienstag Nachmittag, als sich beide in der Küche trafen, der inzwischen offizielle WG-Treffpunkt. Yuugi hatte an diesem Tag nur bis 13 Uhr in der Uni sitzen müssen, Logistikkonzepte und Verkehrswirtschaft hinter sich gebracht und war daher schon recht früh wiedergekommen. Joey machte gerade Curry, als Yuugi den Kühlschrank öffnete und sich einen kleinen Joghurt nahm. "Hm?", fragte er zurück, wusste jedoch sofort, was Joey meinte und wurde rot um die Nase. Joey sah von seinem Curry auf, sah Yuugi einmal in die Augen und grinste. "Du weißt genau, was Sache ist, Yuugi, verarsch mich nicht." Der kleinere schluckte. Er hatte ja sowieso vor gehabt, es ihm zu erzählen.. oder? Er lief rot an, als er sich vorstellte, das Geschehene aussprechen zu müssen und überlegte, ob er Joey vielleicht einen Brief schreiben sollte. Joey legte den Holzlöffel, den er eben noch in der Hand hatte, auf die Arbeitsplatte, drehte sich zu Yuugi um und taxierte ihn eingehend mit solch durchdringenden Augen, dass Yuugi peinlich berührt zurückwich. "Hmmmm...", brummte Joey und verschränkte die Arme vor der Brust. Yuugi sah ihn unsicher an und harrte der Dinge, die auf ihn zukamen. "Ich hab's!", rief Joey plötzlich aus, stieß sich von der Arbeitsplatte ab, an der er bis eben noch gelehnt hatte, durchquerte mit zwei Schritten die kleine Küche und packte Yuugi an den Schultern, der jetzt wie erstarrt im Türrahmen stand. "Wa- was?", brachte Yuugi hochrot hervor. "Du hast dir jemanden angelacht, gib's zu!" "Joey!", rief Yuugi empört und endlich konnte er sich aus seiner Starre befreien. Er stieß Joey leicht von sich und sah ihn erbost aber auch beschämt an. Joey grinste zurück. "Wer? Wer ist es? Komm schon, mir kannst du es erzählen!" Yuugi stand einfach nur da, hatte den Joghurt schon längst vergessen und sah unsicher aus. Er lehnte sich dann in den Türrahmen und sah seinen besten Freund verlegen an. "Weißt du noch, das Pinta?" Joey grinste und es sah aus als wollte er sagen, dass er es doch gleich gewusst hatte, blieb jedoch stumm. "Der..", Yuugi seufzte, "Der Barkeeper." Joeys Grinsen wurde ein bisschen schwächer und er schien nachzudenken. Kurz sagte niemand etwas, was Yuugi unerträglich vorkam. Dann schnippte Joey mit den Fingern. "Stimmt! Der Typ mit der gleichen Frisur wie du?", fragte er und Yuugi nickte. "Ich war letzten Freitag dort.." - "Was, allein?", fragte Joey überrascht zurück und Yuugi nickte erneut. Er erzählte Joey alles über seinen zweifelhaften Versuch, mit ihm ins Gespräch zu kommen, ihn peinlicherweise zuerst geduzt hatte, dann die verrückte Sache mit dem Namen erraten und dem Wetteinsatz. Schließlich berichtete er ihm doch noch kleinlaut, wie er ziemlich angetrunken das Lokal verlassen hatte. "Du willst mir erzählen, dass er mit dir ein Spiel spielt, bei dem du seinen Namen erraten sollst?", fragte Joey nach der ganzen Geschichte zurück. "Ja, aber Joey, ich hab mich total zum Affen gemacht, er hat bestimmt gedacht, dass ich mich nicht unter Kontrolle hab und ich hätte mal besser auf mich aufpassen sollen und sowieso, wie bin ich nur auf den blöden Gedanken gekommen, mit ihm zu reden, ich hätte-" "Yuugi jetzt halt doch mal kurz die Luft an! Der hat bestimmt schon viel schlimmere als dich gesehen, mach dir keinen Stress", unterbrach Joey den kleineren und sah ihn erwartungsvoll an. "Willst du mir etwa damit sagen, du weißt nicht, was das bedeutet?", fragte er sofort hinterher, bevor Yuugi wieder ansetzen konnte. "Ich weiß, was- was?", fragte Yuugi dann und sah ihn perplex an. Es hatte etwas zu bedeuten? Was sollte es denn zu bedeuten haben? "Yuugi, denk doch mal nach. Wenn der keinen Bock gehabt hätte, mit dir zu reden, hätte er einfach gesagt, dass dich das nichts angeht, oder dir den Namen eben genannt und dann wäre Schluss gewesen.", sagte Joey dann und schüttelte mit dem Kopf. "Aber er hat gesagt, du sollst seinen Namen erraten und darfst ihm Fragen stellen. Er hat dir die Möglichkeit gegeben, mit ihm zu sprechen, etwas über ihn herauszufinden. Wie sonst hättest du erfahren, dass seine Mutter aus Ägypten stammt? Und dann auch noch die Sache mit dem Wetteinsatz! Also ehrlich, wer hätte denn da einfach so zugestimmt, wenn du denjenigen nicht zumindest interessant finden würdest? Und das du wieder kommst, damit du weiterrätseln kannst?" Yuugi schluckte. Wenn Joey das so sagte, klang es plötzlich logisch. "Aber.. aber er könnte auch einfach.. ist jemand wie er nicht daran gewöhnt, mit Leuten zu.. flirten? Ich meine, ich war sein Gast.. sicherlich wird er doch darauf Rücksicht genommen haben.." "Das mag schon sein, aber auch bei solchen Leuten gibt es Grenzen. Du willst doch auch nicht, nur weil dir jemand Geld zahlt, dein ganzes Leben auspacken müssen.", erwiderte der blonde darauf, der inzwischen wieder vor seinem Curry stand und die Herdplatte ausstellte. Er öffnete einen der Hängeschränke und entnahm zwei Teller. "Und.. und er hat gesagt, dass ich seinen Namen nicht herausfinden werde, wenn ich ihn frage, wie lang er schon Barkeeper ist.", versuchte Yuugi es noch mal. "Er hat mir doch damit zu verstehen gegeben, nicht mehr weiterzufragen, oder?" "Meinst du nicht, dass du da ein bisschen zu viel hinein interpretierst? Vielleicht wollte er das gar nicht bezwecken. Und wer weiß, vielleicht wollte er auch darüber einfach nicht sprechen. Du kannst es nur noch mal versuchen und schauen, wie weit du kommst. Wieso versuchst du eigentlich Ausreden zu finden? Er mag dich sicher auch! Geh einfach noch mal hin, versuche dein Glück und gewinne dieses Spiel!", antwortete Joey und zeigte mit dem Löffel, den er eben hervorgeholt hatte, energisch auf seinen Mitbewohner. Dann hielt er ihn Yuugi hin. Dieser nahm seinen Löffel und gleich darauf einen Teller mit Curry und Reis entgegen. "Danke.. und danke für das Essen", sagte Yuugi noch und lächelte leicht. "Kein Ding", antwortete Joey nur noch und verließ mit diesen Worten die Küche. Im zweiten Semester war der Freitag leider der Tag in der Woche, an dem Yuugi am längsten in der Uni saß. Zehn Minuten nach fünf packte er seine Sachen ein, ließ Personal und Organisation hinter sich und ging nach Hause. Dort zog er seine Uniform aus, verabschiedete Joey, der sich wie letzte Woche mit Tristan treffen wollte und Yuugi im Rausgehen noch viel Glück wünschte, und aß zum Abendessen. Er war genauso nervös wie letzten Freitag, doch er wollte nicht noch einmal so schnell angetrunken werden und versuchte daher genug zu essen. Schließlich dann zeigte Yuugis Armbanduhr kurz vor acht Uhr an und nachdem Yuugi mit Duschen, Anziehen und intensiven aber erfolglosen Bürsten seiner Haare fertig war, zog er sich seinen Mantel an, nahm sich seinen Schlüssel und sein Portemonnaie und verließ die Wohnung. Er war zwar nervös, als er in die Bahn einstieg, um zu seinem Zielort zu kommen, allerdings wurde er eines besseren belehrt, als er eine halbe Stunde später abermals vor dem Pinta stand, welches bereits gut besucht war. Nervosität war gar kein Ausdruck mehr. Jetzt hatte er wirklich Angst. Wer sagte ihm denn, dass das zweite Gespräch genauso gut laufen würde, wie das erste? Hatte Yami ihn in der Zwischenzeit vergessen? Wusste er von dem Spiel vielleicht gar nichts mehr? Yuugi hatte die ganze Woche über nur an diesen Tag gedacht, aber jetzt traute er sich nicht mehr. Zweifelnd sah er durch die Scheibe. Der Platz an der Bartrese war noch frei... War er wirklich bereit, mit ihm wieder ein Gespräch anzufangen? Letzte Woche hatte es zweifelsohne an dem Alkohol gelegen, dass er plötzlich so zwanglos mit ihm gesprochen hatte. Yuugi schüttelte es und versuchte nicht an diese peinliche Geschichte zu denken. Bestimmt blieb er fünf Minuten so vor dem Laden stehen. Er wandte seinen Blick ab, damit es nicht so aussah, als würde er stalken. Von außen musste es sicher so aussehen. Aber er konnte doch nicht rein! Dabei hätte er die drin herrschende Wärme sicher zu schätzen gewusst. Wieder linste er zur Trese rüber. Da, er konnte ihn arbeiten sehen. Er unterhielt sich gerade mit jemandem, der direkt beim Barkeeper bestellt hatte. Er hatte etwas metallisches in der Hand, was er nun gut durchschüttelte, dann öffnete und den Inhalt, den Yuugi nicht sehen konnte, in ein Glas gab. Wenig später reichte Yami ihm das Glas und lächelte den Gast freundlich an. Yuugi schluckte. Gerade fragte er sich, ob er nicht doch seinen Platz aufgeben und reingehen sollte, da öffneten zwei Leute die Tür zum Pinta und traten ein. _________________________ Mir ist etwas voll peinliches bewusst geworden! Yami und Yuugi haben die japanischen Namen von mir bekommen, aber die Freunde sind die amerikanischen Versionen! x.x Jah. Mist. Ich werde es jetzt so weiter beibehalten x_x und hoffe, ihr könnt mir das verzeihen. Dabei wollte ich mich doch am japanischen orientieren.. Bitte hinterlasst mir doch trotzdem einen Kommentar ^^" Ich nehme noch potenzielle Namen für Yami an, die Yuugi fragen soll! =D Kapitel 4: 2. Treffen --------------------- Ohne große Vorrede: Weiter gehts =) Kapitel 4: 2. Treffen Yuugi sah erschrocken zu ihnen, doch es war schon zu spät. Oh nein! Was hatte er nur so lange überlegt! Bestimmt würden sie sich dahin setzen, wo er doch so gern sitzen wollte! Bangend sah er den zwei Frauen hinterher und betete, dass sie einen der noch verbliebenen freien Plätze in der Mitte nehmen würden. Yuugi konnte sehen, wie sie stehen blieben und sich kurz unterhielten. Eine zeigte auf die zwei leeren Hocker an der Trese. Doch die andere schüttelte den Kopf und führte sie zu einem freien Tisch. Yuugi schloss seine Augen und atmete erleichtert aus. Gleich darauf jedoch hätte er sich am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst. Wenn er schon solche Angst davor hatte, dass sich jemand dahin setzte, dann sollte er gefälligst endlich mal in die Hufe kommen! Er schluckte, zögerte noch einen Augenblick und dachte an Joeys aufmunternde Worte. Er holte noch einmal tief Luft und öffnete die Tür. Wie immer kam ihm warme Luft und angenehme Musik entgegen, gepaart mit vielen verschiedenen Stimmen, die ein Meer aus Gesprächen bildeten, von denen man sich eins herauspicken konnte, wenn man wollte. Yuugi jedoch klopfte das Herz im Hals, setzte sich mechanisch in Bewegung und wusste nicht, warum er noch nervöser war als beim letzten Mal. Er durchquerte den Raum und setzte sich auf den Barhocker. Yami hatte er schon von weiten gesehen und auch dieser hatte Yuugi bemerkt, als er auf ihn zugegangen war. Er sah heute genauso gut aus wie letzte Woche. "Hallo, Yuugi", sagte Yami, gerade als er einen nächsten Cocktail fertig gemixt hatte. "Hi.. Yami", sagte Yuugi ein bisschen atemlos und versuchte sich zu beruhigen. Er hatte sich an seinen Namen erinnert! Yuugi knetete seine Hände und unterdrückte seine Freunde über diesen simplen Fakt. Yami legte seine Hände auf die Arbeitsplatte und sah ihn einfach nur an, ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht. Yuugi wünschte sich so sehr, das es vielleicht mehr bedeuten könnte als das einfache Lächeln für einen Gast. Trotzdem lächelte er leicht verlegen zurück. Die Musik im Hintergrund wurde für Yuugi ein bisschen leiser und einen Moment tat er nichts, dachte nichts, als einfach nur in die karmesinroten, tiefen Augen des anderen zu sehen. Hatte sich plötzlich die Atmosphäre geändert? Yuugi war eine verwirrende Mischung aus Aufregung und Ruhe. Auch Yami sagte nichts. Sie sahen sich einfach nur an und Yuugi fand das.. schön. Schließlich besann Yuugi sich wieder, leckte über seine trockenen Lippen und sagte, "Einen Peach 43, bitte." "Natürlich", antwortete Yami lächelnd. Allein dieses Lächeln. Und seine Stimme. Er wollte mehr davon hören. Er überlegte, wie er das Gespräch anfangen wollte, doch Yami kam ihm schon zuvor. "Wie geht's dir?", fragte Yami ihn, als er sich wieder zu ihm gedreht hatte und sah ihm kurz in die Augen, eher er sich wieder um Yuugis Bestellung kümmerte. Yuugi war so perplex von dieser Frage, war er doch gar nicht darauf gefasst gewesen, dass er ihn kurz einfach nur verdutzt ansah. "Äh, gut! Ja, gut. Ich meine, heute war ein langer Tag, aber er war gut", stammelte er dann und kam sich wieder unglaublich blöd vor. "Bald sind Prüfungen und es wird gerade ein bisschen stressig." "Prüfungen?", fragte Yami zurück und sah ihn kurz intensiv an. "Ja", antwortete Yuugi und fragte sich, was sein Blick zu bedeuten hatte. "Studierst du?", fragte der Barkeeper weiter. "Ja, stimmt. Warum?" Yami fuhr sich durch seine Haare und kurz war Yuugi von dieser Bewegung abgelenkt gewesen. "Hm, ich kann mich nicht daran erinnern, dass du deinen Studienausweis gezeigt hast, als du letzte Woche hier warst. Weißt du, Studenten bekommen hier Rabatt", beantwortete er Yuugis Frage und sah ihn genauso irritiert an. Yuugi sah ihn einen Moment an, dann konnte er es nicht verhindern und klatschte sich die Hand gegen die Stirn. "Stimmt! Das.. muss ich total vergessen haben...", nuschelte der kleinere nun. Jetzt, wo er es erwähnte.. Es war einer der wenigen Bars, die für Studenten Vergünstigungen anboten. Generell war diese Passage ein Geheimtipp für Studierende, weswegen Joey ja eigentlich erst die Idee gehabt hatte, hierher zu kommen. Oh man. Wie peinlich. "Leider können wir das nicht mehr rückgängig machen, da wir am Ende jeder Woche die Beträge verrechnen.", sagte Yami nun und sah den kleineren entschuldigend an, während er ihm nun seinen Cocktail reichte. Er jedoch schüttelte heftig mit dem Kopf, "Nein, nein, schon gut! Das war einfach schusselig von mir! Aber danke, dass du es mir noch mal gesagt hast.", meinte er und lächelte ihn abermals verlegen an. Was für ein super Start für dieses Gespräch. Yuugi wäre am liebsten gestorben. Er nippte an seinem Strohhalm und schmeckte seinen Peach 43, der immer noch mehr nach Banane, aber gut schmeckte. Schließlich dann fiel Yuugi auf, dass er wohl auch Yami nach seinem Befinden fragen könnte, wo doch dieser ihm schon diese Frage gestellt hatte. "Und wie geht es dir?" "Gut soweit. Es ist wieder viel los und ich hab auch viel zu tun. Aber mich nebenbei unterhalten geht immer", antwortete er und lächelte Yuugi zu. Dieser lächelte freudig zurück. "Kann mir gar nicht vorstellen, acht Stunden am Stück hier zu stehen", sagte Yuugi dann auch. "Ah, nein. Ich bin hier nur zum Getränke mixen und deswegen nur abends da. Vormittags ist die Bar geschlossen und erst nachmittags werden hier wieder Getränke angeboten, aber dann eher alkoholfrei." Yuugi sah ihn einen Moment an. Also arbeitete er hier gar nicht Vollzeit. Er war nur abends da.. was er wohl den Rest des Tages tat? Yuugi nahm einen kleinen Schluck aus seinem Glas und überlegte, ob er diese Frage stellen sollte, doch Yami sprach wieder und Yuugi wollte ihn ungern unterbrechen. "Was studierst du denn?" "Logistik im zweiten Semester. Verkehrswesen und Produktion und Beschaffung und so", antwortete Yuugi mit dem Strohhalm im Mund. "Und gefällt es dir?" "Es geht. Bis jetzt hat es nur wenig mit Logistik zu tun", sagte Yuugi und sah ein bisschen verdrießlich aus. "Es ist relativ entspannt. Aber bisher machen wir viel betrieblichen Kram. Und Mathe! Und Informatik!", rief er aus und sah aus, als wollte er Yami dazu auffordern, ihm zu erklären, was das mit Logistik zu tun hatte. Dieser lachte nur leise. "Dieses Semester hatten wir sogar Rechnungswesen. Das ist überhaupt nichts für mich. Ich glaube, sie wissen einfach nicht, was sie uns vier Jahre lang erzählen sollen und deswegen machen wir noch zusätzlich Rechnungswesen, oder Wirtschaft, was eigentlich andere wissen müssen." Yami lächelte und sagte nichts. Auch Yuugi sah ihn einfach nur an und plötzlich wurde er wieder verlegen. "Ah.. jetzt habe ich so viel erzählt, dabei wollte ich doch deinen Namen herausfinden", sagte Yuugi dann etwas leiser. Yamis Lächeln wurde ein Stück breiter. "Ist schon gut. Immerhin habe ich dich danach gefragt", war die schlichte Antwort. Yuugi sah ihn kurz an und begriff, dass er recht hatte. Er hatte ihn tatsächlich gefragt. Er seufzte leicht, dann sah er Yami fest in die Augen, der gerade seinerseits wieder mit einer neuen Bestellung abgelenkt war. "Edion." Yami sah verwirrt auf. "Hm?" "Ist dein Name Edion?", formulierte Yuugi die Frage aus. Yami lachte. "Ach so. Nein", sagte er leicht grinsend. "Hasan?" "Nein." "Murat?" Yami lachte. "Auch nicht." Eine Weile sagten beide nichts, was dem Kellner zu Schulden kam, der Yami neue Bestellungen reichte. Er verließ kurz seinen Platz hinter der Trese und verschwand durch die nahe gelegene Tür. Dafür, dass inzwischen so viele Bestellungen eingegangen waren, blieb Yami erstaunlich ruhig. Yuugi wäre schon leicht in Panik verfallen bei all diesen Cocktails. Bald darauf kam Yami mit einer neuen Flasche und einer kleinen Packung Johannisbeeren zurück. "Sag mal, Yuugi~", sagte Yami dann, als er gerade einen kleinen Zweig abriss und auf den Glasrand steckte und sah Yuugi eine Spur ernster an, "Wie alt bist du eigentlich?" "Hm! Rat doch mal!", antwortete der andere leicht herausfordernd. Gleichzeitig war er über sich selbst überrascht. Dabei hatte er noch gar nicht so viel von seinem Cocktail getrunken! Yamis ernster Blick verschwand und er lachte. "Wenn ich dich also jünger oder älter schätze, als du bist, wirst du nicht beleidigt?", fragte er sicherheitshalber noch mal nach, als er Rum in zwei Gläser schüttete, Orangensaft und Maracujasaft kräftig in seinem Shaker mischte und die Mixtur dann in die Gläser gab. Er griff zu seinem Messer und schnitt eine Scheibe von einer Orange ab, die er dann an den Glasrand steckte. "Versprochen", antwortete Yuugi leicht grinsend. Yami sah ihn kurz einfach nur durchdringend an, was jedoch Yuugis Meinung nach nichts brachte, wenn er so versuchte, dessen Alter herauszufinden. Er sah nicht wirklich so aus, als würde er volljährig sein. Abermals zog er an seinem Strohhalm. Zwei Tabletts gebrauchte Gläser wurden bei ihm abgestellt. "Gerade keine Zeit", sagte er, als er bemerkte, dass er noch eine Zutat vergessen hatte und griff schon nach einem neuen Glas. Der Kellner nahm die Tabletts wieder an sich und schaffte sie selbst ins Nebenzimmer. Yuugi wollte den Barkeeper nicht stören und ließ Yami eine Zeit lang unbehelligt arbeiten. "20", sagte Yami dann, als er die letzten Cocktails beiseite stellte, damit der Kellner sie weiterreichen konnte. Yuugi, der gerade ein bisschen geträumt hatte, blickte ihn an, auf das Schirmchen kauend, was er bei jedem Getränk dazu bekam. Sagte kurz nichts. "Richtig", meinte er dann geknickt. Warum konnte er nicht auch so einfach Yamis Namen herausfinden? Dieser grinste ihn einfach nur an. "Beim Alter ist es immerhin einfacher. Ich verrate dir dafür auch ohne Ratespiel, wie alt ich bin." Yuugis Herz pochte plötzlich schneller. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht! Yami sah zwar nicht sehr viel älter aus als er, aber was, wenn er doch sehr viel älter war? Wenn er zehn Jahre älter war? War das möglich? Wollte er dann die Antwort wirklich wissen? Könnte er einen größeren Altersabstand von mehr als fünf Jahren verkraften? Diese Gefühle überrumpelten ihn plötzlich. Er schluckte. Seine Neugier war größer als seine Angst. "Okay." Yamis Lächeln wurde leicht schief. "24." Yuugi, der seinen Atem ohne es zu wollen angehalten hatte, pfiff ihn nun erleichtert aus, was Yami leicht grinsen ließ. Yuugi wurde rot und nahm wieder einen Schluck. 24. Das war schon okay. Er begriff plötzlich, wie wichtig das für ihn war. Aber noch durfte er nichts überstürzen. Immerhin war hier ja noch gar nichts offen. Nicht einmal sein Name. Yuugi seufzte wieder. "Vielleicht Maged?" "Nein." "Aaron?" "Nein." "Walid?" "Nein." "Shukran?" Yami schüttelte grinsend den Kopf, während er Tequila und Orangensaft in ein Glas füllte. "Du heißt Marvin-Maxim. So.", sagte Yuugi verdrießlich und freute sich aber gleich darauf, Yamis wohl klingendes Lachen zu hören. "Nein." "Dann heißt du ab heute so", erwiderte Yuugi grinsend. Yami kräuselte leicht seine Nase. "Marvin-Maxim, wirklich? Überleg dir das bitte noch mal", meinte er nur und lächelte ihn an. "Du findest ihn wohl nicht gut?", fragte Yuugi schmunzelnd. "Sagen wir, ich finde meinen Namen auch okay", antwortete Yami nur noch grinsend, eher er sich wieder vollständig seinen Bestellungen widmete. Wieder sagten beide kurz nichts. Yuugi dachte nach. Er hatte ein bisschen mit Yami herumgespaßt, war aber nicht wirklich weitergekommen. Er hatte so wohl wenig Chancen, Yamis Namen herauszufinden. Er sah in sein Glas. Halb leer. Eigentlich hatte er vorgehabt, heute nur eins zu trinken. Aber er wollte auch gern mehr Zeit mit Yami verbringen. "Ist es ein Doppelname?", fragte er dann. "Nein", antwortete Yami und lächelte ihn an. "Beginnt dein Vorname mit Y?" "Willst du jetzt etwa das ganze Alphabet durchgehen?", fragte Yami grinsend zurück. "Hey, du hast gesagt du beantwortest alle meine Fragen", sagte Yuugi und Yami lachte wieder leicht. "Nein." "Hmm..." Yuugi sah den Barkeeper nachdenklich an. Er brauchte noch eine größere Einschränkung. Das mit der ägyptischen Herkunft hatte ihn nicht sehr weit gebracht. Oder dachte er nur zu kompliziert? Yami erwiderte seinen Blick und sah ihm einfach nur in die Augen. Seine Hände ruhten wieder auf der Arbeitsplatte, denn gerade hatte er eine ruhige Minute. Mit seiner geraden Haltung und diesen selbstsicheren Augen sah er fast hoheitlich aus. Yuugi wurde rot, als er Yamis Blick auf sich bemerkte, sagte jedoch nichts und wendete den Blick diesmal auch nicht ab. Es war, als würde er Yamis Blick unter seiner Haut spüren und eine Gänsehaut lief über seinen Körper. Es knisterte ganz plötzlich, Yuugis Atmung und Herzschlag wurden schneller und er immer aufgeregter. Yami stützte sich leicht auf der Arbeitsplatte ab und beugte sich zu Yuugi vor. Immer noch war eine Bartrese zwischen ihnen, doch Yuugi kam der Abstand plötzlich sehr klein vor. Diese Augen sahen ihn genau an und ein leichtes Lächeln umspielte Yamis Lippen. "Versuch's weiter. Sonst darfst du dir nichts wünschen~" ____________________________________ [Achtung, diese Fußnote gehört eigentlich zum letzten Kapitel xD;] (1) Ich musste hier ein bisschen schummeln, denn leider bin ich auf der Suche nach einem passenden Ort plus passendes Studium für Yuugi ein bisschen verzweifelt. Nachdem ich zwei Stunden auf japanischen Universitäts-Seiten rumgegeistert bin und diese verflucht habe, habe ich mich dazu entschlossen, Stadt und Studium nach meinem eigenen Ermessen zu erfinden. Tut mir Leid. xD; Blöderweise hab ich aber im allerersten Satz dieser FF geschrieben, dass er in Domino unterwegs ist und mir erst *danach* überlegt habe, dass es da ja kostengünstiger gewesen wäre, wenn er einfach bei Opa geblieben wär. Tja. Stellt euch einfach vor die Stadt ist so riesig, dass Umziehen Sinn ergeben würde! :D Das japanische Studium unterscheidet sich im Gegensatz zum Schulsystem kaum vom europäischen, was die reinen Grundvoraussetzungen anbelangt [es gibt dort auch Credits, ist in Semester aufgeteilt, du heißt am Ende Bachelor, ...] daher verzeiht mir, wenn ich darauf nicht näher eingehe und ich mir mit leichtem Gewissen irgendeine deutsche Uni mit diesem Studiengang hergezogen und Stundenpläne angeguckt habe ^^ Und: ab 20 ist man in Japan volljährig. Immerhin will ich mich an solche Daten noch halten, wenn ich schon amerikanische und japanische Namen verhaue. xD Kapitel 5: Der Strich und die Rechnung -------------------------------------- Guten Appetit! ^^ Kapitel 5: Der Strich und die Rechnung Yuugi wusste nicht, ob er lachen oder heulen sollte, als einer der beiden Kellner zum Ausschank kam und wieder neue Bestellungen neben Yami abstellte. Er lächelte ihn noch mal kurz an, dann wandte er sich um und schaffte leere Flaschen weg. Yuugis Herz klopfte ihm immer noch bis zum Hals. Verwirrt zupfte er an einer seiner goldenen Haarsträhnen und zog an seinem Strohhalm. Er hob das Schirmchen an seinen Mund, begann wieder sanft darauf herumzukauen und hoffte, dass ihn das beruhigen würde. Er sah wieder runter auf sein Glas. Es war fast leer. Er hatte ja auch sicherlich fast eine Stunde dafür gebraucht. Kurz sah er es einfach nur an. Es ging ihm noch sehr gut. Das Abendessen hatte ihm wirklich geholfen. Er hörte die Tür in der Nähe wieder aufgehen. Sollte er wirklich jetzt schon gehen? Oder noch einen Cocktail bestellen? Kam es nicht blöd, hier sitzen zu bleiben, ohne etwas zu trinken? Er wünschte, er könnte in Ruhe mit Yami reden, er wollte nicht, dass dieser immer mal wieder verschwand um Flaschen auszutauschen. Er sah zu Yami, der gerade seelenruhig seine Arbeitsplatte sauber wischte und so aussah, als wäre gerade gar nichts passiert. Und er hätte gern gewusst, ob Yuugi ihn überhaupt interessierte. "Wenn ich gewinne, gibt es Einschränkungen bei meinem Wunsch?", fragte Yuugi dann etwas leiser. Vielleicht würde ihm das ja mehr Sicherheit geben. Yami schien kurz nachzudenken, während er seinen Lappen in der Spüle abwusch. Er sah nach vorn und ließ seinen Blick durch die Menschenmenge schweifen. Yuugi wurde klar, dass er die anderen Gäste überhaupt nicht sehen konnte, wenn er hier saß. Er widerstand dem Drang, sich ebenfalls umzudrehen. "Nett wären keine Schmerzen", antwortete er schließlich, seine Augen blitzten und er grinste wieder leicht, "obwohl auch das Verhandlungssache ist." Verhandlungssache? Yuugi sah ihn verwirrt an. Er hätte ihm doch sicher keine Schmerzen zugefügt! Was dachte er nur von ihm..? "Und.. sonst nichts?" "Mir fällt zumindest nichts ein." "U-und..", stotterte Yuugi. Yami sah zu ihm hin. "Und wenn ich dich bitten würde.. ähm, meine Wohnung drei Monate lang aufzuräumen?" Er hatte etwas anderes sagen wollen, doch einerseits hatte er selbst nicht genau gewusst was er wissen wollte, andererseits hatte er sich auf halbem Wege nicht mehr getraut und sich schnell etwas blödes einfallen lassen. Yami grinste. "Dann habe ich wohl Pech gehabt. Ich war mit den Bedingungen einverstanden. Aber wenn du so weiter machst, wird das noch eine Weile dauern." Wieder zog Yuugi einen Schmollmund. Er strengte sich doch schon an! Doch Yami lächelte nur leicht und Yuugi hatte das Gefühl, er wollte ihm so Mut machen. Seine Wangen wurden wieder wärmer. Er wollte so gern seinen Namen wissen. Yuugi stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und schaute verträumt die verschiedenen Flaschen hinter Yami an. "Heißt das, du wohnst allein?", fragte Yami dann, als beide eine Weile nichts gesagt hatten. Yuugi sah wieder auf. "Weil du 'meine Wohnung' sagtest.", setzte Yami noch hinterher, als Yuugi erst nicht antwortete. "Ach so. Nein. Ich wohne mit meinem besten Freund zusammen in einer WG.", antwortete er. "Studiert ihr zusammen?" "Nein, er studiert an einer anderen Uni, eine Kurzuni. Wir haben im selben Jahr angefangen. Er hat nur noch ein Jahr vor sich, dann ist er schon fertig." Yuugi seufzte. "Er muss aber nebenher noch arbeiten, um es sich zu leisten." "Stipendium?", warf Yami ein. "Er hat keins bekommen." Yami sah den kleineren kurz an. "Wenn er weiß, was er will, dann kann auch eine zweijährige Uni nicht verkehrt sein." Yuugi sah ihn verwirrt an. Wenn er wusste, was er wollte? Als wer? Als Yuugi? Wusste Yuugi denn, was er wollte? Er legte seinen Kopf leicht schief und fragte sich, was Yami damit wohl gemeint hatte. Doch dann schüttelte Yuugi den Kopf und raffte sich wieder auf. Er hatte viel zu lang hier herum gesessen und nichts getan. "Ramses", versuchte Yuugi es erneut. Yami lachte. "Nein." "Rashad?" "Nein." "Erjon?" "Nein." "Takeo?" "Nein." Gerade hatte Yami die letzte Zutat in ein Glas getan, da kam seine Kollegin zu ihm und überreichte ihm einen neuen Zettel. Yamis Züge bekamen einen Hauch von Verzweiflung, als er sich die Bestellungen ansah. "Was ist denn heute nur los? Selbst für Freitag Abend..", sagte er und holte fünf neue Gläser. Sie lachte. "Nur keinen Stress, Yami. Wenn du dich abhetzt, brauchst du nur noch länger." Er grummelte irgendwas zur Antwort. Yuugi sah zu ihm und bemerkte erstaunt, dass Yami sich wohl nicht gern etwas sagen ließ. Seine Kollegin sah an Yami vorbei zu Yuugi und grinste wieder zum Barkeeper. "Flirtest du etwa mit den Gästen?", fragte sie spielerisch, während sie die fertigen Getränke auf ihr Tablett anordnete. "Hey! Was heißt hier Gäste?", fragte er zurück, wobei er die letzte Silbe besonders betonte, war jedoch wieder vollkommen ruhig und ging seiner Arbeit nach. "Alter Perfektionist", war alles, was Yuugi noch von der braunhaarigen hörte, dann wandte sie sich ab und Yuugi wurde mit seinen Fragen allein gelassen. Was hatte das denn zu bedeuten? Flirten? Yami hatte es nicht mal abgestritten! Yuugis Wangen färbten sich rot. Als er das zu Joey gesagt hatte, hätte er doch nie einen Flirt dahinter vermutet, auch wenn er es angesprochen hatte. Außerdem, flirten mit ihm? Mit.. ihm? War es möglich, dass Yami an Männern interessiert war? Bisher hatte es Yuugi einfach nur gehofft, aber noch nicht wirklich ernsthaft erwogen. Er schüttelte den Kopf. Was dachte er da überhaupt? Als würde er aus diesen zwei Sätzen alles herauslesen können! Der Name, erst mal der Name! Yuugi zog wieder kräftig an seinem Strohhalm um nicht weiter darüber nachzudenken und trank damit seinen Cocktail aus. Yami war gerade abgelenkt und ging immer mal wieder hinter der Trese auf und ab, um an Flaschen heranzukommen. Yuugi hätte gern etwas bestellt, aber er wollte Yami auch nicht noch mehr abhetzen. Kurz überlegte er. Er hatte vorgehabt, nicht all zu lang zu bleiben und nur einen Cocktail zu trinken. Er konnte sich auch nicht unbedingt mehr leisten. Eigentlich wäre er aber andererseits gern noch etwas geblieben. Schließlich dachte er dann aber an seine Miete, Lebenshaltungskosten und die anfallenden Studiengebühren, seufzte und holte bedauernd sein Portemonnaie hervor. "Ich schätze, ich werde nun zahlen", sagte Yuugi dann. Abrupt erstarrte Yami in seinen Bewegungen. Er sah auf und fixierte Yuugi nun mit einem durchdringenden Blick. Diesem wurde plötzlich unbehaglich zumute. "E- es ist schon spät und.. heute wollte ich es nicht so.. übertreiben..", sagte er und wurde immer leiser, dachte an seine erste richtige Begegnung mit ihm, als er aus dem Lokal getorkelt war. Er wurde leicht nervös. Warum sah Yami ihn so an? Yamis Blick war immer noch einen Augenblick lang abschätzend auf den kleineren gerichtet, dann nickte er dem Kellner zu, der gerade wieder zu ihm kam. Während dieser ihm eine Rechnung gab und Yuugi bezahlte, fragte er sich, was das jetzt zu bedeuten hatte. Yami hatte ihn verwirrt. Hatte er etwas falsches getan? Aber es war doch nicht falsch, wenn er das Lokal verlassen wollte, oder..? Yuugi bezahlte mit Studentenausweis um die 330 Yen und steckte seinen Geldbeutel wieder weg. Er stand auf, sah zu Yami, der gerade fertig geworden war und lächelte ihn leicht an. "Also.. bis nächste Woche." Einen Moment sah Yami ihn nur an, dann bildete sich ebenfalls ein leichtes Lächeln. Seine Haltung, die bis eben etwas verspannt gewesen war, lockerte sich. "Klar, Yuugi. Bis nächsten Freitag.", antwortete er. Yuugi lächelte zwar verwirrt aber auch erleichtert zurück, wandte sich um und verließ das Pinta. Was war nur los gewesen? Seltsam. Irgendwas hatte er gehabt, Yuugi wusste aber nicht was. Er seufzte, als er die Tür öffnete und die Kälte ihn wieder begrüßte. Aber am Ende schien es sich wieder aufgelöst zu haben.. Er schüttelte den Kopf und schaute auf seine Uhr. Wahrscheinlich würde er gegen halb zwölf zu Hause sein. Die darauf folgende Woche verbrachte er damit, sich für die Prüfungen vorzubereiten. Er musste für sechs Prüfungen lernen und Rechnungswesen hatte er noch gar nicht drauf und in Informatik verstand er auch recht wenig. Er musste immer wieder an Yami denken und wäre gern mitten in der Woche mal ins Pinta gegangen, doch seine Vorlesungen begannen dieses Semester alle recht früh und so konnte er es sich nicht leisten. Er war schon ohne etwas in der Bar zu trinken ein Morgenmuffel. Tatsächlich bekam er langsam etwas Panik. Nach den Vorlesungen saß er nun überwiegend Zuhause und ging irgendwelche Rechtsfälle oder Buchungen durch. Viele sagten ihm, er würde übertreiben und die Abschlussprüfungen würden einfach sein. Aber Yuugi hatte sich die erste Zeit überhaupt nicht um das Lernen gekümmert. Deswegen verbrachte er nun einige Zeit zum Lernen und vertröstete seine Freunde, die er inzwischen in der Uni besaß. Yuugi hatte sich zu Beginn seines Studiums noch etwas schwer getan, Freunde zu finden, doch man kam glücklicherweise nicht drum herum, mit den anderen zu kommunizieren. Oft genug gab es Gruppenarbeiten, Projekte und Aufgaben, die man zu zweit lösen sollte. (1) Und so verging die Woche doch wieder schneller, als er gedacht hatte, denn wenn man erst einmal im Stoff drin war, war es plötzlich ganz einfach. Er hatte noch etwas mehr als zwei Wochen, bis die erste Prüfung anfing und bis dahin sollte er mit dem Stoff durch sein. Auch Joey sah er nun oft in seinem Zimmer sitzen und lernen, allerdings wesentlich entspannter als Yuugi. Da er etwas vollkommen anderes studierte, konnte Yuugi diesem leider nicht helfen, aber Joey schien das auch ziemlich gut allein hinzukriegen. Er hatte Joey konzentriert vor einem großen Berg Papier, einem Buch und einem Taschenrechner gesehen, als er durch die angelehnte Tür gelinst hatte. Er lächelte leicht. Das Joey nicht mehr bei seinem Vater wohnte, schien ihm wirklich gut zu tun. Er bekam anscheinend einen Blick für die Zukunft. Donnerstag wurde er wieder nervös. Denn morgen war Freitag. Das hieß, morgen würde er schon wieder ins Pinta gehen. Das hieß, er würde Yami wieder sehen. Inzwischen hatte er schon zwei Treffen mehr oder minder erfolgreich überstanden, aber diesmal wusste er nicht so recht, ob er hingehen sollte oder nicht. Yamis Reaktion am Schluss hatte ihn verwirrt. Anfangs hatte er nicht wirklich darüber nachgedacht, aber je näher der Freitag rückte, desto mehr überlegte er, ob er lieber nicht gehen sollte. Ob Yami ihn plötzlich nicht mehr mochte? Mochte er ihn überhaupt? War Yuugi nicht doch einfach nur ein Kunde, der extrem aufdringlich war? "Erzähl keinen Scheiß Yuugi, ich dachte das hätten wir hinter uns", sagte Joey, als Yuugi und er am Donnerstag zusammen in Yuugis Zimmer Nabe aßen. Die Suppe wurde mit ihrem tragbaren Gaskocher warm gehalten und enthielt reichlich Zutaten, die Yuugi und Joey dafür ausgewählt hatten. Joey nahm gerade sein gekochtes, dünn geschnittenes Rindfleisch und Gemüse aus dem Topf und tunkte es in seine aus Sojasoße, Bitterorangensaft und süßen Sake bestehende Soße. Sie hatten für das Essen gemeinsame Zutaten gekauft. Das kam öfters vor, obwohl eigentlich jeder für sein eigenes Essen zuständig war. "Wenn du etwas nicht bist, dann aufdringlich." Yuugi sah ihn bedrückt an. "Tut mir Leid.." "Reiß dich mal zusammen! Und entschuldige dich nicht dauernd. Wie soll er denn merken, was für ein toller Typ du bist, wenn du nicht aus dir raus kommst?" Joey sah ihn eindringlich an. Dabei hatte sich das doch am Ende der Schulzeit sehr gebessert. "Schon gut! Ja, du hast recht.", sagte Yuugi und stopfte sich sein Stück Rindfleisch in den Mund. Er seufzte. "Aber.. das ist was anderes.." Joey seufzte nur. "Dabei läuft es doch gut. Ihr habt immer was zu reden." Yuugi sagte nichts. Yamis Reaktion beschäftigte ihn immer noch. "Wie wärs, wenn ich das nächste Mal einfach mitkomme?", fragte Joey plötzlich und grinste ihn leicht an. Yuugi wurde von einer zur anderen Sekunde rot. "A-also, ich weiß nicht.. ich meine..", stammelte er, doch Joey lachte nur. "Nein, Yuugi, schon gut. Wie gesagt, ich finde, du kriegst das gut allein hin.", sagte er und aß wieder einen Bissen. "Nur fände ich es gut, wenn wir mal wieder was unternehmen würden. Wir haben vor einer Weile von diesem Kinofilm geredet, weißt du noch?" Yuugi sah ihn verdutzt an. Joey hatte recht. Seit dem ersten Treffen mit Yami hatte er kaum an etwas anderes gedacht und war nicht mehr sehr viel mit Joey unterwegs gewesen. Yuugi hatte sich da vielleicht ein bisschen zu sehr ereifert. "Klar, Joey, ich erinnere mich. Lass uns das Samstag machen!" "Super!" "Ah, aber warte mal, wir schreiben doch Prüfungen.." "Zu spät, steht schon fest." "Joey, wir müssen lernen!" "Tja, dann versuch doch im Kinosaal zu lernen", antwortete Joey und beide lachten. Als der nächste Morgen anbrach und Yuugi sich aus seinem Bett schälte, klopfte ihm das Herz sofort heftig in seiner Brust. Yami. Er würde ihn heute wieder sehen. Auch wenn er bald Prüfungen schrieb. Das wollte er sich nicht nehmen lassen. Ziemlich genau eine Stunde war er unterwegs, bis er das Universitätsgelände durch den westlichen Eingang betrat. Er hätte auch den Haupteingang nutzen können, der Weg zu seinem Vorlesungsgebäude war gleich lang, aber hier war weniger los und er konnte noch etwas die schöne Umgebung genießen. Er hatte sich ein Jahr Zeit genommen, um für die Aufnahmeprüfungen dieser Universität zu lernen, weswegen er nun schon 20 und trotzdem erst im zweiten Semester war. Doch das Lernen und der Stress war es allemal wert gewesen; Die Universität war nicht die höchst angesehene in Japan, aber der Name bedeutete etwas und wer hier seinen Abschluss machte, musste nicht sehr lange warten, bis Firmen auf die Abschlussstudenten aufmerksam wurden. Die Universität hatte dabei nicht umsonst einen guten Ruf. Das Gelände war ziemlich groß und es gab eigens Busse, die an mehreren Stationen um die Universität hielten. Damit man sich eine grobe Orientierung verschaffen konnte, war das Gelände in vier Bereiche aufgeteilt: ein westlicher, östlicher, nördlicher und zentraler Bereich, in denen sich wiederum verschiedene Gebäude befanden. Dabei war die Auswahl groß: Neben den Vorlesungsgebäuden gab es auch noch andere Einrichtungen für Sport und Kunst, für Wissenschaft und Forschung, Verwaltungsgebäude, zwei Mensen und mehrere kleine Essensgelegenheiten, eine große Bibliothek und mehrere verschiedene Sportplätze, die sich alle im nördlichen Bereich befanden: eine kleine und eine große Sporthalle, ein Basketballfeld, eine Kendohalle, eine Judohalle, ein Schwimmbad, ein Handballfeld, ein Volleyballfeld, ein Athletikfeld, ein Tennis- und ein Tischtennisfeld und sogar ein Gebäude für Bogenschießen. Im westlichen Bereich befanden sich außerdem noch Gebäude für Kunst und Musik, aber an diesen ganzen Gebäuden und Feldern war Yuugi bisher immer nur vorbei gelaufen und wusste nicht, wie es innen aussah. Einem Club war er bisher nicht beigetreten und hatte es wohl auch nicht in nächster Zeit vor. Die Ausrüstung war aber nicht das einzige; wunderbar viele Grünflächen boten zum Entspannen ein und als Yuugi hier zur Kirschblüte immatrikulierte, gab es viele Bereiche, die von Baumkronen überdeckt waren und wunderschön aussahen. Die Qualität der Vorlesungen war gut und trotzdem individuell. Yuugi hatte vielleicht nicht viel Geld übrig, wenn er mit Miete und Studiengebühren fertig war, aber er mochte es hier sehr. Wegen einer Logik, die sich Yuugi leider nicht erschloss, befanden sich die Vorlesungsgebäude, das westliche, südliche, nördliche und zentrale, alle im westlichen Bereich der Universität und dorthin begab Yuugi sich gerade. Die Häuser, an denen er vorbeilief, waren teils sehr modern und teils schon etwas älter. Der Weg, den er benutzte, war aus Stein und von Erde umgeben, auf der Hecken und Sträucher wuchsen, bis der Weg breiter wurde und die Vorlesungsgebäude in Sichtweite kamen. Viele Studenten kamen ihm entgegen oder folgten seinen Weg. Er schritt durch eine große Tür, begab sich mithilfe der raumeinnehmenden, breiten Treppe in die zweite Etage und lief da eine Zeit lang einen Flur entlang, bis er vor der gewünschten Tür stand. Als er eintrat, konnte er bereits einige Kommilitonen ausmachen, mit denen er zusammen studierte. Es waren nicht viele – der Raum war für 25 Personen ausgerichtet. Er setzte sich zu seinen Kommilitonen, mit denen er gut auskam und packte seine Sachen aus. Er hatte in der ersten Stunde Informatik und wäre am liebsten Zuhause geblieben, aber die Vorlesungen waren nun mal anwesenheitspflichtig und er konnte sich nur eine gewisse Anzahl an Fehlstunden leisten. Bis zum Beginn der Vorlesung vertrieb sich Yuugi die Zeit, freudig an heute Abend zu denken und überlegte sich zum wiederholten Male Fragen, die er Yami stellen konnte. Er würde diesen Namen heute erraten! Yuugi lächelte in sich hinein. Ganz bestimmt! In der Pause traf er sich mit Bakura Ryou, der sich ebenfalls dazu entschlossen hatte, auf diese Uni zu gehen. Er war im Beriech der Geisteswissenschaften angesiedelt, weswegen sich die beiden ausschließlich in den Pausen begegneten, wenn sie sich denn zufällig im selben Gebäude befanden. "Hey, Yuugi", begrüßte ihn dieser. Yuugi lächelte zurück. "Hallo, Bakura. Wie geht es dir?" "Ganz gut, und dir?" "Auch ganz gut", erwiderte er und grinste ihn zufrieden an. Bakura sah überrascht lächelnd zurück. "Scheint wohl wirklich so zu sein. Ist dir irgendwas Gutes passiert?" "Hm? Nein, na ja.. ich gehe nur heute in eine Cocktailbar, das ist alles", antwortete Yuugi ausweichend. "Oh, wirklich? Super, kann ich mitkommen?", fragte Bakura sofort, "Wir könnten noch Joey einladen, und Tristan, und Tea, wie in den alten Zeiten." Yuugi schluckte und er spürte, wie sein Herz eine Etage runterrutschte. Das hatte er nicht kommen sehen. "A-also.." "Ich hab die drei schon so lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal muss sicher schon ein Jahr her sein! Bestimmt haben sie Zeit! Ich schreib ihnen gleich mal!" Yuugi versuchte die Situation zu erfassen und sich fieberhaft zu überlegen, warum Bakura nicht mitkommen konnte. Hilfe, nein! Er konnte doch nicht.. wenn seine Freunde da waren.. sie waren dann auch viel zu viele, um sich an die Bartrese zu setzen..! "Na ja, es ist.. ziemlich weit weg..", sagte Yuugi dann lahm. "Als würden uns Entfernungen stören, wir brauchen doch alle mindestens eine Stunde bis zur Uni, wenn nicht länger", sagte Bakura munter, hatte sein Handy schon gezückt und fing an, eine E-Mail zu schreiben. "Na ja, ich.. wollte eigentlich.. es war geplant, dass ich allein hingehe..", stotterte er dann doch schließlich heraus. Bakura sah wieder verständnislos von seinem Handy hoch. "Du wolltest allein in eine Cocktailbar? Yuugi, was macht man denn allein in einer Cocktailbar?", fragte er sogleich zurück, "Da geht man doch mit jemandem zusammen hin! Oder wolltest du dich betrinken? Yuugi, hast du Probleme?", fragte er sogleich besorgt. Yuugi schüttelte mit einem Kloß im Hals den Kopf. Bakura lächelte ihn erleichtert an. "Na, dann sehe ich kein Problem. Ein bisschen Gesellschaft schadet nicht. Und es ist doch eine tolle Gelegenheit! Klar, die Prüfungen sind bald, aber ich finde das trotzdem keine schlechte Idee!" Auf Yuugis Stirn bildeten sich Schweißperlen. Er hatte Recht. Bakura hatte absolut Recht, man ging doch da nur allein hin, wenn man sich betrinken wollte! Er hätte ihm den richtigen Grund nennen sollen. Yuugi biss die Zähne zusammen. Aber.. er konnte doch nicht.. Hilflos sah er zu, wie Bakura die E-Mail fertig schrieb, seine alten Freunde auswählte und die Nachricht abschickte. Er schluckte. Joey würde vielleicht kapieren, was passiert war, aber Tristan und Tea.. sie würden sicher sofort zustimmen.. und er konnte ihnen doch jetzt nicht schreiben, dass sie das Angebot doch bitte ablehnen sollten.. Yuugi war nach Heulen zumute. Es hatte keine zehn Minuten gedauert, in denen er seinen Freitag völlig versaut hatte. Eigentlich konnte er es Bakura nicht verübeln. Er hatte Joey und die anderen schon lange nicht mehr gesehen, und auch Yuugi sah Tristan und Tea nicht mehr so oft wie zu Schulzeiten. Er saß in seiner letzten Vorlesung und fragte sich trotzdem, warum er nicht einfach seine Klappe hätte halten können. So glücklich wie er in die Uni gegangen war, so deprimiert war er nach Hause gegangen. Es war halb sieben und er war noch nicht lange zu Hause, als Joey in die Wohnung und in Yuugis Zimmer gestürmt kam. "Yuugi, was soll das? Wieso hast du Bakura diese Einladung schreiben lassen? Ich hab schon von Tristan die Nachricht bekommen, dass er extra sein All-you-can-eat-Treffen verschoben hat! Ich hätte ja sagen können das ich verhindert bin, aber die anderen zwei-" "Es ist mir rausgerutscht, dass ich heute in eine Bar gehe. Bakura wollte, dass ich Gesellschaft habe", sagte Yuugi bedrückt. Joey hörte sofort auf, seinen besten Freund mit Fragen zu bombardieren und setzte sich auf sein Bett, da es an einem zweiten Stuhl mangelte. "Ich meine, er hat euch schon lange nicht mehr gesehen und hat sich auch ehrlich gefreut, was hätte ich sagen sollen?", sagte Yuugi dann weiter und rang mit seinen Händen. "Zudem fährt Tea bald ins Ausland. Es ist wirklich eine gute Gelegenheit, noch mal alle wieder zu sehen.." Yuugi seufzte. Er wusste, er versuchte Entschuldigungen für sich zu finden. Gleich darauf schüttelte er den Kopf. Bestimmt war es wirklich gar keine so schlechte Idee, wie er es sich einredete. "Ich freue mich auch, mit euch allen wieder etwas zu unternehmen. Eigentlich unglaublich, das alle so schnell zusagen konnten", sprach er weiter. "Wie auch immer, Yuugi, ich freue mich ja auch, alle mal wieder zu sehen. Ich finde es nur irgendwie blöd gelaufen." Yuugi seufzte. Wem sagte er das. ____________________________ 330 Yen entsprechen ca. 2,40€. (1) In Japan studieren ist sehr viel schulischer, als wir es in Deutschland gewöhnt sind. Es gibt dort nach meinem Kenntnisstand [der immer falsch sein kann, also bitte informiert euch da, wenn ihr es genau wissen wollt] so was wie Hausaufgaben und alles ist generell sehr viel mehr auf Unterricht getrimmt. Ich hab in Yuugis Vorlesung 25 Studenten gesteckt, hab aber auch von 8 – 12 Studenten pro Vorlesung gelesen. Das Unileben ist auch sehr viel entspannter als zu Schulzeiten und Studenten fangen an, ihr Jugendleben nachzuholen. Das Konzept der Ausbildung gibt es in Japan nicht. Ich habe mir dreisterweise für Yuugis Universität einfach den Plan der Tokio Gakugei University vorgenommen, die Platz 88 im Ranking der Universitäten in Japan einnimmt. http://www.u-gakugei.ac.jp/pdf/gakugeimap2013a.pdf <- hier einzusehen Ich weiß nicht, ob Yuugi wirklich auf so eine gute Uni geht, aber wenn ja, Hut ab! ^^ witziges für zwischendurch: "Als der neue Morgen anbrach und Yuugi sich aus seinem Bett schälte, klopfte ihm das Herz sofort in der Hose. - Was?" *verstört Kopf schüttel* *wieder lösch* x_X Bitte schreibt mir doch wieder, wie euch das Kapitel gefallen hat! ^^ Kapitel 6: Begegnungen ---------------------- Es könnte sein, dass dieses Kapitel einigen nicht gefällt. Es war zugegebenermaßen auch der Grund, warum die Kapitel immer einen Monat brauchten, denn bis Kapitel 5 habe ich es schnell runtergeschrieben und hier habe ich lange Pause eingelegt. Ich hoffe, ihr kommt trotzdem damit klar. Und wem es nicht gefiel, der kann aufatmen, denn es ist das einzige Kapitel dieser Charakterbesetzung. xD Viel Spaß ^^ Kapitel 6: Begegnungen Punkt halb neun betraten Yuugi und Joey zusammen das Pinta. Nur kurz sah er rüber zur Bartrese, doch er konnte den Barkeeper nicht ausmachen. Er ließ seinen Blick über die Masse schweifen und sah dafür bereits Tea und Bakura an einem größeren Tisch sitzen. "Endlich! Wir mussten schon die Stühle verteidigen", begrüßte Bakura sie, als Yuugi und Joey näher traten. "Hey Joey!" "Hi Bakura!", erwiderte dieser freudig. Yuugi sah zu Tea. In dem einen Jahr, in dem sie sich nicht sehr oft gesehen hatten, waren ihre Haare länger geworden, die ihr jetzt bis Mitte Rücken fielen. Yuugi fand, das ihr das ziemlich gut stand. Ihr zuversichtlicher und entschlossener Blick war jedoch immer noch der gleiche. Kurz empfand er ein seltsames Gefühl der Distanziertheit zu ihr. Es fühlte sich an, als wäre es schon ewig her, dabei war er erst kurz vor seinem Abschluss in der Oberschule über Tea hinweg gekommen. Er hatte ihr nie gesagt, dass er mal in sie verliebt gewesen war. Aber Tea war nicht dumm. Vielleicht hatte sie es auch einfach bewusst nie angesprochen. Warum, konnte Yuugi nur mutmaßen. "Hey, Yuugi. Ich glaube, wir haben uns schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen", sagte sie und lächelte ihn warm an. "Ja, bestimmt fünf Monate", antwortete er, legte seinen Mantel ab und setzte sich an ihren Tisch. Und schon verschwand das Gefühl und sie unterhielten sich vollkommen ungezwungen. Für diesen Moment war Yuugi wirklich erfreut und glücklich, sie zusammen wieder zu sehen. Es war schon so lange her. Yuugi fühlte sich, als hätten sich alle überhaupt nicht verändert und das Jahr wäre überhaupt nicht gewesen. Dann ließ er seinen Blick schweifen und entdeckte Yami, der wieder an seinem Platz erschienen war. Er wusste nicht genau, wie er sich fühlen sollte. Eigentlich war er heute nur wegen ihm hierher gekommen. Er seufzte tonlos. Eine Woche würde er das wohl schon aushalten können. In diesem Moment ging die Tür der Bar wieder auf. Joey, dessen Sitzplatz Richtung Tür ausgerichtet war, entdeckte Tristan. "Hey, hier!", rief Joey. Tristan kam auf sie zu gelaufen. "Hey, Leute. Man ist das lange her!", sagte er sofort und grinste sie breit an. "Mensch Tristan, kommt mir das nur so vor, oder bist du noch größer geworden?", fragte Tea lächelnd. "Na, ich will eben hoch hinaus", grinste Tristan und ließ sich nun auf den letzten Stuhl sinken. "Deine Witze hingegen nicht", erwiderte Joey. "Das muss ich mir von dir nicht sagen lassen!", sagte Tristan sofort. Die anderen lachten. Ja, das hatte Yuugi schon ein bisschen vermisst. Sie unterhielten sich eine Weile über ganz allgemeine Dinge, bis sie von der Kellnerin, die sich letztens mit Yami unterhalten hatte, mehrere Karten gereicht bekam. Sogleich fingen sie an zu überlegen, welches Getränk sie sich wohl nehmen sollten. Yuugi schaute nur kurz in die Karte, aber er wusste schon, was er nehmen wollte. Er sah rüber zum Tresen und war kurzzeitig abgelenkt. Er konnte von seinem Sitzplatz aus Yami gut sehen, der wohl gerade wieder damit beschäftigt war, einen Cocktail nach dem anderen zu mixen. Yuugi konnte es nicht genau sehen, da der Tresen nur Kopf und Brust offenbarten. "Yuugi?", holte Tea ihn plötzlich wieder aus seinen Gedanken. "Hm?", machte er und sah sie erstaunt an. "Dein Studium, wie findest du es?" "Ach so", sagte er, und fing an zu erzählen. Er versuchte sich wieder auf die Situation zu konzentrieren und plötzlich fühlte er sich inmitten seiner Freunde vollkommen allein. Yami war doch der Grund, warum er heute hier war. Nur er allein. Er freute sich natürlich, mit den anderen hier zu sitzen, aber warum saß er nicht an der Bartrese und redete mit Yami und versuchte dessen Namen herauszufinden? Das war nicht fair. Das sollte sein Abend sein! Er war so nah.. Die Kellnerin kam und nahm ihre Bestellungen entgegen. "Ein Peach 43, bitte", sagte Yuugi. Plötzlich war er deprimiert. Er hatte das doch direkt bei Yami bestellen wollen.. Alle gaben ihre Bestellungen ab und Yuugi versuchte sich wieder zusammen zu reißen. Es war lange her, dass sie alle zusammen saßen! Auch, wenn er vielleicht gerade nicht in Stimmung dafür war, so musste er diese Chance nutzen. Yami war eine neue Bekanntschaft, aber das hier waren jahrelange Freunde! Yuugi schwor sich, seine Prinzipien zu klären. "Tea, wie laufen deine Vorbereitungen für Amerika?", fragte Yuugi dann. "Ganz gut. Ich habe eine passende Schule für mich gefunden und ich muss zu vielen Ämtern rennen. Ich lerne jeden Tag Englisch. Ich freue mich schon sehr!", sagte sie und lächelte ihn freudig an. "Wann geht es los?", fragte er sie. "In zwei Monaten." "Wow, Tea! Ganz schön cool, so ganz allein!", sagte Tristan und nickte anerkennend. Sie unterhielten sich eine Zeit lang darüber, was Tea wohl alles für Erfahrungen in Amerika sammeln würde, wie es sich da lebte und was für Geschenke sie ihnen schicken sollte. "Mist!", sagte Joey auf einmal. "Was ist los?", fragte Bakura zurück. "Ich hab vergessen zu sagen, dass ich meinen Zombie mit nicht so viel Limettensaft möchte, wie es hier gemacht wird", sagte Joey. Tristan verdrehte die Augen. "Ernsthaft? Kannst du nicht auch damit leben?" "Nein, ist mir zu bitter." Er seufzte, dann sah er zu Yuugi. Unter dem Tisch spürte er, wie Joey ihn mit dem Fuß leicht stieß. Yuugi zuckte zusammen und sah seinen Freund verständnislos an. "Ist doch nicht schlimm. Vielleicht kamen sie noch nicht dazu ihn zu machen.", sagte Tea, "Geh doch einfach vor und sag ihm noch mal Bescheid." "Ich mach das!", sagte Yuugi plötzlich, ein Stück lauter, als er beabsichtigt hatte und stieß sich vom Tisch ab, denn ihm wurde mit plötzlicher Erkenntnis klar, was Joey damit bezweckt hatte. Ehe jemand noch etwas sagen konnte, war er schon schnellen Schrittes Richtung Ausschank unterwegs, beschämt und glücklich zugleich. Er hatte nicht viel Zeit nachzudenken, da der Weg so kurz war. Aber er konnte gar nicht sagen, wie glücklich er war, dass Joey ihm diese Möglichkeit gegeben hatte. Da stand er. Er sah gerade nach unten und schien wie immer konzentriert zu arbeiten. "Hallo", sagte Yuugi und bekam plötzlich einen ganz trockenen Mund. Yami sah zu ihm auf und auf seinem Gesicht bildete sich ein erfreutes Lächeln. "Hey, Yuugi." Kurz war Yuugi sprachlos und sagte einfach nichts. Wie konnte man nur so schön lächeln? "Du bist heute nicht allein da?", fragte Yami dann, als Yuugi immer noch nichts sagte. Er musste wohl den fehlenden Mantel bemerkt haben. "J-ja, ich.. wollte eigentlich..", sagte er, wurde rot und änderte dann schnell seinen Satz um, "Aber irgendwie haben sich die Dinge geändert und jetzt bin ich mit meinen Freunden da." "Ach so", meinte Yami daraufhin einfach. "Ich, ähm.. bin eigentlich gekommen, weil mein Freund noch etwas vergessen hat zu sagen, was seinen Cocktail betrifft", sagte Yuugi weiter. Yami sah zu zwei Zetteln und betrachtete sie kurz. "Welcher?" "Der Zombie. Er hätte ihn gern mit etwas weniger Limettensaft." "Alles klar, ich denke daran", antwortete Yami. Und so stand er da, das eigentliche Thema war schnell geklärt und Yuugis Herz klopfte ihm wieder schnell im Hals. Er sah Yami einfach nur an und die Zeit schien langsamer zu gehen als sonst. Er wäre gern weiter hier geblieben, hätte gern mit ihm geredet, ihm mehr Fragen gestellt. "Wie geht es dir?", fragte Yuugi dann, der seine Chance noch nicht verstreichen lassen wollte. "Gut, und dir?" "Auch gut, bald sind Prüfungen.." "Wann fangen sie denn an?" "In etwas mehr als zwei Wochen." Wieder sagten beide nichts und kurz betrachtete Yami den kleineren einfach. Sein Blick war irgendwie durchdringend. Als wüsste er, was in Yuugi vorging. Dann senkte Yami wieder seinen Blick und mixte den nächsten Cocktail. "Schade, dass du heute nicht weiter meinen Namen erraten kannst. Vielleicht kommst du ja bald wieder", hörte er dann den größeren plötzlich sagen und Yuugi sah ihn überrascht an. Er fand es schade? Er hoffte, dass Yuugi bald wiederkam? Yuugi versuchte sich zu beruhigen, doch sein Herz wollte einfach nicht aufhören, schneller zu schlagen. Er wollte hier bleiben! Er wollte sich auf den Barhocker setzen und mit Yami reden. Er wollte alles erfahren! Er wollte wissen, welche Fächer Yami in der Schule gemocht hatte, wollte seine Lieblingsfarbe wissen, was er gerne für Filme sah – und vor allem seinen Namen. Er schluckte. Aber er wusste, je mehr Zeit verging, desto mehr würden sich seine Freunde wundern, dass er noch nicht zurück war. Er konnte nicht länger hier bleiben. "Ja.. ich sollte dann mal wieder zurück..", sagte Yuugi und man konnte ihm ansehen, wie schade er das fand. "Gut. Eure Bestellung ist gleich fertig", sagte Yami. Kurz sagten beide wieder nichts. Yuugis Gedanken wirbelten umher und er rang nach Worten. Er wollte etwas sagen! Er wollte nicht gehen! Er öffnete leicht seinen Mund, als läge ihm noch etwas auf der Zunge. Kurz kämpfte er mit sich. "Fängt dein Name mit R an?", sprudelte es dann doch aus ihm raus. Yami sah ihn amüsiert und leicht verwundert an. "Nein", war die Antwort. Yuugi seufzte. Wieder nicht weitergekommen. Weiter konnte er es wohl nicht hinauszögern. "Na gut. Bis bald", sagte er noch. Er lächelte noch mal kurz und versuchte dabei nicht allzu traurig auszusehen. Dann drehte er sich um und ging wieder zurück. Heute sollte es einfach nicht sen. Er seufzte, doch gleich darauf bildete sich ein ehrliches Lächeln. Aber er hatte mit ihm reden können! Wenn auch nur kurz. Allein das hatte ihn schon glücklich gemacht. Als er sich wieder an den Tisch setzte, war sein Gesichtsausdruck entspannt und erleichtert. Joey zog eine Augenbraue leicht nach oben und unterdrückte ein Prusten, das zu einem kümmerlichen kleinen Laut verkam. Ein paar Minuten später wurden ihnen ihre Getränke gebracht. Nachdem jeder seinen Cocktail erhalten hatte, zog Tristan Hanafuda-Karten aus der Tasche. Die anderen lachten, fanden die Idee super und sie fingen an, Koi-Koi zu spielen. Sie spielten es sehr lange und immer wieder. Joey versuchte oft, das Spiel schon frühzeitig zu beenden, aber er hatte einfach Pech im Karten ziehen. Sie bestellten noch eine zweite Runde, als Tea eine Pause brauchte. "Ist euch auch so warm hier drin?", fragte sie und versuchte, sich etwas Luft zuzufächeln. Joey und Tristan waren gerade wieder in irgendeiner Kabbelei vertieft und Bakura versuchte sie auseinander zu bekommen. "Ja, das finde ich auch", sagte Yuugi, der seinen Kragen in der Hand hatte und ihn leicht schüttelte. "Wie wärs, wenn wir kurz raus gehen und frische Luft schnappen?", schlug Tea vor. Yuugi fand das eine gute Idee. Sie sagten kurz ihren Freunden Bescheid und stellten sich dann vor die Eingangstür des Pinta. Es war inzwischen recht frisch geworden, doch den erhitzten Gesichtern von Yuugi und Tea tat das sehr gut. Es entstand eine kurze Pause, in der beide nichts sagten. Yuugi lehnte sich an genau dieselbe Stelle, an der er letzte Woche gestanden und überlegt hatte, ob er hier rein sollte. Inzwischen fand er es selbst dämlich, so lange überlegt zu haben. Mit Yami konnte man super reden. Er nahm Yuugi immer irgendwie mit, wenn er gerade nichts zu sagen wusste. "Tja, ähm.. und.. was machst du sonst so..?", hörte er plötzlich Tea ein Gespräch anfangen. Er sah verwundert zu ihr. Seine Gedanken hatten sich schon wieder verselbstständigt. "Was? Na ja.. ich bin in keinem Club in der Uni oder so.. ich machte eigentlich nicht viel, so gesehen.. ab und zu bin ich mit Joey unterwegs oder so", sagte Yuugi dann und wurde plötzlich irgendwie nervös. Was für eine seltsame Frage. Ihre Betonung war so anders gewesen. Sie sah ihn einen weiteren Moment einfach an und Yuugi erkannte Verlegenheit in ihrem Blick. "Und.. hast du denn vielleicht eine neue Bekannte.. an der du besonders interessiert bist..?", fragte sie dann weiter. Yuugi wurde plötzlich sehr warm. Wie kam sie jetzt darauf? Warum fragte sie ihn das? Er sah sie leicht erschrocken an und erinnerte sich unwillkürlich daran zurück, als er ernsthaftes Interesse an Tea gehabt hatte. Wollte sie etwa darauf hinaus? Jetzt, kurz vor Amerika? "Ich.. schätze nicht...", sagte er dann und schluckte. War ja irgendwie richtig, oder? Es war keine.. Bekannte. "Warum?" "Na ja, jetzt, wo ich nach Amerika gehe.. und ich euch eine lange Zeit nicht mehr wieder sehen kann.. ich meine, ihr seid meine Freunde und ich werde euch echt vermissen..", sagte sie und sah ihn verlegen an. "Ich hätte nur gern vorher gewusst.. ob du vielleicht noch.. ob zwischen uns.. na ja.." Er hatte plötzlich eine recht genaue Vorstellung von dem, was sie sagen wollte und eine Anspannung, von der er gar nicht wusste, dass er sie gehabt hatte, fiel nun von ihm ab. Vielleicht hatte er Recht damit gehabt, dass sie genau gewusst hatte, was bei ihm Sache war und sie war so nett und sprach nicht direkt aus, dass sie es gewusst hatte. Yuugi glaubte, sie wollte wissen, ob zwischen ihnen alles okay war, bevor sie wegflog. Ob er nicht doch noch an ihr hing. Einen Moment sah Yuugi sie einfach nur an. Sie stand hier und hatte eigentlich gar keine Ahnung, was in Yuugis Leben los war, trotzdem stand sie immer noch treu an seiner Seite, wenn er das nur wollte. Aber er hatte es nicht gewollt, hatte sich einfach nicht bei ihr gemeldet, immer gesagt, er hatte zu tun. Er hatte auch tatsächlich zu tun gehabt, neue Freunde und sich selbst zurecht zu finden in der Uni. Aber hatte er nicht auch ein bisschen Pause von ihrer Freundschaft gebraucht und war absichtlich auf Distanz gegangen? Vielleicht, nein wahrscheinlich, hätte sie ihm damals einen Korb gegeben, wenn er ihr seine Gefühle gestanden hätte. Da er das vermutet hatte, hatte er sich gezwungen, sich das aus dem Kopf zu schlagen. Und Tea, die den Grund dafür gekannt haben musste, hatte ihm dabei nicht helfen können und den Abstand akzeptiert. Ob sie traurig gewesen war, dass sie sich nach der Oberschule kaum gesehen hatten? Yuugi lächelte sie ehrlich an. "Alles ist gut. Und wenn du in Amerika bist, müssen wir auf jeden Fall ab und zu telefonieren!", sagte er dann. "Oder uns zumindest E-Mails schreiben. Ich will wissen, was für ein großer Star du wirst!" Ein breites Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht und sie lachte. "Ja. Dann habe ich eigene Autogrammkarten!" "Lass mir deine Unterschrift da, dann kann ich damit angeben", sagte Yuugi und lachte ebenfalls. Tea war eine gute Freundin, das wurde er sich wieder bewusst. Und sie hatte Yuugis Ehrlichkeit verdient. Er atmete tief ein und aus und wurde innerlich ruhig. "Wenn ich ehrlich bin.. gibt es da schon jemanden..", gab er dann doch zu. Teas Augen weiteten sich leicht. "Jemand aus der Uni?", fragte sie dann. "Nein.. nein, niemand aus der Uni", sagte Yuugi und sah sie verlegen an. In ihrem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, wie sie sich entspannte, aber auch neugierig wurde. Kurz rang Yuugi mit sich, dann sprach er es doch aus. "Es, also.. er arbeitet hier..", sagte er und wies mit der Hand auf das Gebäude, vor dem sie standen. Ihre Augen weiteten sich verwundert. "Ein Mann?", fragte sie dann und kurz konnte Yuugi Unsicherheit in ihrem Blick erkennen. Yuugi lächelte schief. Ob sie sich wohl fragte, sich Yuugis Gefühle doch nur eingebildet zu haben? "Ja.. aber.. trotzdem.. war es echt gewesen..", sagte er und wurde knallrot im Gesicht. Jetzt hatte er ihr es doch gestanden. Er konnte nichts weiter sagen und hoffte, dass sie es verstand. Sie lächelte ihn sanft an und nahm seine Hand. "Schon gut, Yuugi. Ich freue mich für dich", sagte sie und drückte seine Hand leicht. Er lächelte verlegen und war gleichzeitig erleichtert, es ihr gesagt zu haben, bevor sie nach Amerika reisen würde. Als Yuugi und Tea wieder zurück zu den anderen gingen, die gerade Koi-Koi zu dritt spielten und auch da Joey gnadenlos verlor, fand Yuugi es gar nicht mehr schlimm, dass er heute so wenig mit Yami hatte reden können. Sie spielten bis Mitternacht, ehe sie sich dazu entschlossen, das Lokal zu verlassen und Yuugi war wirklich und ehrlich glücklich, dass Bakura alle hier zu diesem Treffen eingeladen hatte. __________________________ Hanafuda-Karten? Koi-Koi? Wen es interessiert, kann hier mal vorbei schauen. ^^ http://www.talkteria.de/forum/topic-89672.html [oder bei wiki, wem es zu lang ist, da gibt's die Kurzversion xD] Leider weiß ich überhaupt nicht, ob es in Japan normal ist, in eine Bar ein Kartenspiel mitzubringen u.u Dafür weiß ich aber, dass Rauchen auf der Straße verboten ist. Gut, dass ich noch mal nachgeschaut hab =D [Rauchen darf man dort generell höchstens Zuhause, in Rauchercafés oder in einem Hotel. Nein, nirgends sonst. Auch nicht auf der Straße. Krass, oder?] Yuugi war in diesem Kapitel erstaunlich erwachsen. Dabei ist man mit 2o nicht automatisch erwachsener als mit 17, möchte ich da mal anmerken. xD; Er wurde hier mit seinen alten Gefühlen konfrontiert und Gefühle sind wie sicher jeder weiß eine emotionale Sache. Das er so gut darüber denken kann, ist der Zeit und einem distanzierten Blickwinkel geschuldet. Tea war es wohl wichtig, dass sie es doch schlussendlich ansprechen und mir war es wichtig, dass es hier nicht ausschließlich um Yami und Yuugi geht. Gleichzeitig wollte ich ein bisschen meine persönliche Lanze für Tea brechen, denn ich hab sie selbst lange Zeit wirklich, wirklich nicht gemocht. Dabei ist sie eigentlich ein liebes Mädel. Zumindest empfinde ich das jetzt, mehrere Jahre nach dem YGO-Hype und nach einem erneuten Lesen der Mangas, so ^^ Kapitel 7: Offenheit -------------------- Ich präsentiere das zweite Kapitel meiner Schreibblockade! *tadaa* Viel Spaß ^^ Kapitel 7: Offenheit Der darauf folgende Samstag begann für Yuugi relativ spät. Tatsächlich schaffte er es erst gegen zwölf Uhr, sich aus seiner weichen Decke zu befreien und das Bad aufzusuchen. Wegen des Platzmangels in seinem Zimmer besaß er kein Bett, sondern einen Futon, den er, nachdem er seine verquollenen Augen im Spiegel begutachtet hatte, zusammenrollte und in seinen Schrank stopfte. Die damit erschaffene freie Fläche bot nun Platz für seine Zettelwirtschaft. Und gerade hatte er fertig gefrühstückt und wollte sich, nachdem er sich seelisch und moralisch auf den kommenden Tag und das heutige Lernziel eingestellt hatte, an seine Bücher setzen, als Joey anklopfte. "Na, Yuugi, endlich wach?", fragte er. Für Yuugi klang das viel zu munter. Er sah ihn demotiviert an. "Hey, Joey. Was ist denn los?" "Ich dachte, bevor wir ins Kino gehen, könnten wir noch mal einkaufen. Ich brauche neue T-Shirts. Und ich glaube mich zu erinnern, dass du auch welche gebrauchen könntest. Hast du Lust?" Einen Moment versuchte Yuugi zu begreifen, was Joey meinte. Dann wurden seine Augen groß. "Kino!", rief er aus und sah auf sein Buch. Stimmt. Er hatte es versprochen. Aber.. "Na ja, ich meine.. ich würde ja gern, aber..", druckste er herum. Joey ahnte es schon. "Die drei Stunden mehr oder weniger machen es auch nicht mehr", sagte er entschlossen. Yuugi sah ihn wieder zweifelnd an. "Außerdem brauch ich deine Hilfe man! Ich hasse einkaufen gehen! Und eigentlich hast du selbst doch gar keine Lust auf den Kram", fügte er noch hinzu. Yuugi lachte leicht. Das stimmte. Joey hatte früher nicht nur wegen der Prügeleien zerrissene Klamotten getragen. Er hatte sie einfach so lange angehabt, bis sie wirklich aussahen wie aus der Mülltonne gefischt. Und es stimmte auch, dass er eigentlich wirklich gar keine Lust hatte, was aber kein Grund war, es nicht trotzdem tun zu müssen. Aber jetzt, nachdem er die Schule endlich durchstanden hatte und das Unileben so viel entspannter war, da konnte man sich doch wirklich mal etwas Zeit einräumen! Immerhin tat er ja damit auch etwas sinnvolles, die T-Shirts, die er noch hatte, zog er mittlerweile auch nur noch ungern an. "Ach, eigentlich hast du Recht", sagte Yuugi, schmiss sein Buch wieder zurück und stand vom Boden auf. "Gib mir zehn Minuten, dann bin ich fertig." "Klasse!", rief der blonde aus und verschwand von Yuugis Tür. Zehn Minuten später hatte sich Yuugi angezogen, sein Portemonnaie und seinen Schlüssel geschnappt und warf sich seinen Mantel um, den er hoffentlich bald in eine Jacke umtauschen konnte. Gemeinsam verließen sie die Wohnung. Tatsächlich hatte das eisige Wetter inzwischen nachgelassen und wenn es weiter so ging, würde bald der Frühling da sein. Yuugi freute sich schon darauf. Er mochte den Winter nicht besonders. "Das geht aber nicht lange, mit den T-Shirts, oder?", fragte Yuugi dann noch einmal nach, als sie auf dem Weg zu einem der öffentlichen Verkehrsmittel waren. "Klar! Meinst du, ich hab da Lust drauf?", fragte Joey zurück, "Obwohl ich mir gern Sportschuhe anschaue." Yuugi lachte. "Ja, ich erinnere mich gut an diese Geschichte damals.." "Mit den Air Muscles? Ja, das war schon lustig. Der Typ wird nie wieder irgendwen betrügen." Während sie ins Innere der Stadt fuhren, hatten sie viel Zeit, über alte Zeiten zu reden. Sie verloren nicht viele Worte darüber, was ihnen schlimmes passiert war oder als sie noch keine Freunde gewesen waren. Sie verloren auch kein Wort über Joeys Vater, der inzwischen allein wohnte, wenn er denn dort überhaupt noch wohnte. Sie redeten über alte Schulfeste, über Teas heimliche Arbeit und wie sie es herausgefunden hatten und über Tristans erste Liebe und sein Versuch mit dem weißen Puzzle. Sie sprachen auch viel über ihre Ferien, in denen sie immer viel Zeit miteinander verbracht hatten und auch nach der Schule bei Yuugi Zuhause waren und Spiele gespielt hatten und ihm wurde wieder klar, was für ein guter Freund Joey geworden war. Schließlich dann kamen sie an und suchten sich schnurstracks den ersten Klamottenladen, der annehmbare T-Shirts zu günstigen Preisen verkaufte. Sie fanden schnell einen Laden. Joey war der Ansicht, dass er die Oberteile nicht wirklich anziehen musste, denn es musste nur die richtigen Größe draufstehen, dann würden sie schon passen. Bei Yuugi war das etwas schwieriger. Er musste immer schauen, ob es an den Schultern saß oder zu lang war, weswegen er viel länger brauchte, die T-Shirts auszuwählen. Doch Joey, der sich zuerst wieder mal über Yuugis Körpergröße amüsiere - "Hey, ich bin inzwischen immerhin fast so groß wie Tea!!" - wollte ebenso effizient mit Yuugi fertig werden wie mit sich selbst und warf dem kleineren immer wieder T-Shirts in die Kabine, bis er welche gefunden hatte. Joey warf ihm noch spaßeshalber irgendwelche T-Shirts mit Aufdrucken wie "Lady Killer" oder seltsamen, verrückten Smileys zu und wunderte sich grinsend, warum Yuugi die nicht haben wollte. Die ganze Aktion hatte keine Stunde gedauert. "Ich würde sagen, wir gehen was essen, ich hab Hunger", sagte Joey und scannte bereits die Gegend mit seinen Essens-Röntgenaugen ab. "Joey, du hast immer Hunger", erwiderte Yuugi lächelnd. "Na und? Ich muss groß und stark werden", sagte Joey daraufhin grinsend. Sie gingen eine Weile die Straße entlang auf der Suche nach günstigen Restaurants oder Schnellimbissen, bis Joey ein Geschäft mit Sonnenbrillen gefunden hatte und ging hin. Yuugi lief ihm langsam nach. In der Nähe hatte er etwas sichten können. Yuugi trat an Joey heran und fasste ihn leicht an die Schulter. Joey wirbelte sofort herum und sah Yuugi seltsam an. "Was ist?" Yuugi erstarrte. "Ah, äh.. da drüben ist ein Imbisstand, ich wollte dich fragen, ob.. wir dahin wollen.." Auf Joeys Gesicht erschien ein Lächeln, so freundschaftlich und ehrlich wie immer, was Yuugi ein bisschen irritierte. "Klar, los geht’s." Es war seltsam für Yuugi, als sie sich zu besagtem Nudelshop begaben, die bekanntermaßen recht gut und trotzdem auch für Studenten erschwinglich waren. Sie setzten sich rein und bestellten je eine Schüssel mit verschiedenen Beilagen. Yuugi wusste nicht genau, was er denken sollte. Joeys Reaktion war doch definitiv eigenartig gewesen. Oder war er einfach zu sensibel? Er überlegte eine Weile, während niemand etwas sagte und sie nur aßen, dann formulierte Yuugi eine Frage im Kopf. Er wusste nicht genau, ob er sie stellen sollte, doch der Zeitpunkt schien ihm angemessen. Kurz sammelte er sich. "Joey?" "Hm?" "Ich habe dich noch nie gefragt, wie du.. na ja, wie du dazu stehst, dass ich.. Interesse an ihm hab", druckste er unsicher herum. Joey seinerseits ließ seine Nudeln sinken und schaute ihn einen Moment einfach nur an. "Was soll damit sein?", fragte er dann. Yuugi konnte allerdings sehen, dass er sehr wohl bemerkte, was Yuugi versuchte zu sagen. "Na ja, dass ich.. generell Interesse an..", sagte er weiter, brachte den Satz diesmal jedoch nicht zu Ende. Joey schien wohl einen Moment zu überlegen, wie er es in Worte fassen sollte. Kurze Zeit sagte niemand etwas, in der Joey seine Nudelschüssel anstarrte. Dann seufzte er. "Ehrlich, Yuugi, wir sind Freunde, und du kannst mir immer alles sagen. Aber wenn ich ehrlich bin, ich wusste selbst nicht genau, wie ich mich dir gegenüber verhalten sollte, als du mir damals gesagt hast, du findet Männer auch interessant", sagte er dann ehrlich. "Es geht nicht darum, dass es Männer sind. Es ging mir lange Zeit eher darum, ob und wie das unsere Freundschaft geändert hat." Yuugi sah ihn einfach nur an. Das fand er etwas verwirrend. Aber unter dem Strich hieß das doch, es gab kein Problem, oder? Es hatte sich doch nichts geändert. Oder? Joey seufzte. "Ehrlich, anfangs dachte ich, ich sollte dir sofort verklickern, dass das mit uns nichts wird. Ich hatte Sorge, dass du alles, was ich tue, falsch verstehst. Wenn ich dich anfasse oder so. Verrückt, oder? Hab mir voll die dummen Gedanken gemacht." Yuugi lachte ein bisschen ungläubig. Das hatte er damals gedacht? Er versuchte sich daran zu erinnern, wie er es Joey damals gesagt hatte. Es war nun immerhin schon eine Weile her, noch zu Schulzeiten. Er hatte es doch so formuliert, dass man nicht denken konnte, dass er auf seinen besten Freund stand, oder? ... Oder? Jetzt wo Yuugi darüber nachdachte, hatte Joey sich tatsächlich mit Berührungen zurückgehalten, als er ihm das damals gesagt hatte. Es hatte keine wirkliche sichtbare Ablehnung gegeben, er war genauso Joey gewesen wie vorher, aber jetzt ergab vieles im Nachhinein einen Sinn. Er seufzte tonlos. Das war wohl etwas, mit dem er sich immer auseinander setzen würde, selbst mit seinem besten Freund. Bei ihm vielleicht gerade umso mehr. "Und trotzdem bist du mit mir zusammen gezogen?" "Ja. Ich wollte nicht, dass du was falsches von mir denkst. Ich wollte, dass du weißt, dass ich nichts gegen dich hab." Er lächelte ihn breit an. "Wir sind Freunde, das weißt du doch." Yuugi sah ihn erleichtert an. "Also gibt es kein Problem zwischen uns?", fragte er sicherheitshalber nach. Joey rümpfte seine Nase. "Natürlich nicht, wenn ich eins hab, dann fackele ich mit so etwas nicht lange." Joey sah ihn einen Moment einfach nur an, dann lächelte er. "Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich nachdem du mir das gesagt hast, dich eine Zeit lang beobachtet habe. Ob du vielleicht eines dieser typischen Klischee-Schwulen-Merkmale hast. Weißt du, nasal reden und so." "Ich bin nicht-" "Ich weiß! Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es überhaupt nicht so ist", sagte er schnell, bevor Yuugi ihm lauthals widersprechen konnte. "Pah!", rief Yuugi und klaute etwas von Joeys Beilage. "Nein, nicht das Ei!", rief Joey dramatisch aus und Yuugi lachte. Sich so mit ihm unterhalten zu können fand Yuugi toll. Es war okay, was Joey ihm da versuchte zu sagen. Wie hätte Yuugi denn auf so etwas reagiert? Was wäre in ihm vorgegangen? Hätte er das vielleicht viel schlimmer aufgefasst? Wenn Joey ihm das eröffnet hätte, hätte er sich nicht auch seine Gedanken gemacht und Angst gehabt, dass Joey plötzlich mehr für ihn fühlte als Freundschaft? Das wäre nicht gut gewesen. Die Hauptsache war doch, dass Joey ihn so nahm, wie er war. "Weißt du, eigentlich..", sagte Yuugi dann leise und sah runter auf seine Nudeln. "Ich weiß nicht mal, wofür ich mich genau interessiere. Inzwischen frage ich mich, ob es so wichtig ist, das in einen Begriff zu fassen. Ich würde nie auf die Straße gehen und sagen, was für ein gut aussehender Typ, den muss ich unbedingt haben", sagte er und lief bei diesen Worten rot an. "Dasselbe würde ich aber auch nicht unbedingt von einer Frau sagen. Ich glaube, es geht einfach um die Person. Das Geschlecht ist mir irgendwie egal." "Ist doch okay. Dann mach das so", sagte Joey nur. Yuugi wusste, dass er wohl nicht mehr von Joey erwarten konnte. Aber das war okay. Joey war niemand, mit dem er sich über einen attraktiven Mann - oder Frau - unterhalten hätte. Es reichte seine Zustimmung. Damit war dieses Gespräch schon wieder vorbei und alles war gesagt. Yuugi fühlte sich ein bisschen besser und hoffte, Joey damit nicht verärgert zu haben. Er würde nur davon absehen, in nächster Zeit zu erzählen, wie toll er Yami fand, das behielt er wohl besser für sich. Denn selbst wenn Joey absolut einverstanden damit war, was Yuugi mit wem auch immer tat, musste er es ihm ja nicht dauernd unter die Nase reiben. Der Film, den sie sich danach ansahen, war ziemlich gut gewesen. Sie hatten sich eine Popcorn-Tüte geteilt und jeweils ein Getränk gekauft und saßen etwas über eine Stunde im Kino. Wirklich neuartig war die Handlung nicht, aber alles in allem war der Film gut gewesen. Ihnen hatte der Film gefallen und auf dem Weg nach Hause redeten sie darüber. Es war fast abends, als sie wieder Zuhause ankamen und die beiden waren dabei, wieder in ihre eigenen Zimmer zu gehen. Joey sah von dem Kleiderhaken auf und zu Yuugi rüber. "Yuugi", sagte er dann. Der Angesprochene blickte auf und sah in Joeys ernste Miene. "Ja?" "Der Typ, Yami", sprach Joey es dann doch an. Yuugi wurde leicht rot um die Nase und bangte sofort, was er gleich hören würde. Kurz verweilte Joey einfach so, dann sagte er, "Pass einfach auf, dass dir nix passiert, okay?" Damit klopfte er Yuugi noch einmal auf die Schulter und ging in sein Zimmer. Yuugi sah ihm nach und entschloss sich, sich das zu merken. Die neue Woche begann und floss träge dahin. Das Wetter war sich kurzzeitig sehr unschlüssig über Sonne oder Regen gewesen. Am Donnerstag war es besonders verrückt gewesen, es war langsam richtig schönes Wetter und Yuugi war mit einer normalen Jacke raus gegangen, die ihm sogar im Laufe des Tages zu warm wurde. Gegen Ende, als er quasi gerade die Wohnungstür geöffnet hatte, kam ein Platzregen auf und sogar Hagelkörner mischten sich darunter. So verging die Woche, mehr oder minder spannend und inzwischen hatte Yuugi wirklich Sehnsucht. Jeden Tag sehnte er den Freitag herbei, in freudiger Erwartung und gleichzeitiger Besorgnis. Besorgnis, weil er nicht wusste, was er mit Yami bereden sollte. Er war ein bisschen ruhiger geworden, denn inzwischen konnte er sich sicher sein, dass Yami ihn auch gern sah. Er sah ihn gern! Yuugi hibbelte auf dem hölzernen Stuhl des Vorlesungssaales rum und grinste freudig und sah dabei nicht, dass er von seinem Nachbarn kurz seltsam gemustert wurde. Yuugi versuchte sich zu bremsen. Aber das hieß noch nichts! Außerdem hing für Yuugi alles an dem Namen. Vorher war überhaupt nichts entschieden. Er hatte jedoch immer mehr Angst davor, das ihm vielleicht nichts einfiel, wenn er wieder bei Yami saß. Er wollte seinen Namen herausfinden, klar. Aber er hätte gern auch noch mehr von ihm erfahren. Ob es seltsam war, wenn er fragte, was Yamis Lieblingsessen war? Yuugi musste es irgendwie hinkriegen, mehr aus ihm herauszubekommen. Er wollte doch mehr über ihn wissen! Ob das alles überhaupt Sinn ergab. Es war wie immer Freitag gegen halb neun, als Yuugi das Pinta betrat. Heute war es wieder angenehm warm gewesen, weswegen Yuugi sich doch für seine Jacke entschieden hatte. Auch heute war der Platz an dem Tresen frei und Yuugi hoffte, dass das Glück auch weiterhin auf seiner Seite sein würde. Er ging zwar etwas zweifelnd aber voller Vorfreude auf die zwei Barhocker zu, zog seine Jacke aus und setzte sich. "Guten Abend, Yuugi", begrüßte ihn auch gleich der Grund, warum er hergekommen war. Yuugi sah in die Augen des anderen und ein wohliges, freudiges Gefühl überkam ihn. "Hi", erwiderte Yuugi glücklich und einen Moment lang fühlte er sich, als hätte ihn jemand beflügelt. Allein der Anblick Yamis zauberte ihm ein strahlendes Lächeln ins Gesicht. Er war so froh ihn zu sehen! Er sah ihn an und bemerkte wieder, was für wunderschöne Augen Yami besaß. Sein ganzes Wesen war so selbstsicher, als würde er mit jeder Situation klar kommen. Seine gebräunte Haut verlieh ihm exotisches Aussehen, dabei war sie nicht sehr dunkel, eher, als wäre er gerade aus dem Urlaub gekommen. Hm, wo er wohl gern Urlaub machte? Ob er Familie in Ägypten hatte, die er manchmal besuchte? Wie seine Eltern wohl so waren? Hatte er eigentlich Geschwister? Ob sie alle so cool waren wie er? Yami, der zurück gelächelt hatte, fing nun leicht an zu grinsen. "Nun, Yuugi.. willst du mich weiter anstarren, oder möchtest du bestellen?" Yuugis Lächeln entgleiste leicht und er wurde hochrot im Gesicht. Oh.. Gott. "Oh, äh..", stammelte er und wünschte sich augenblicklich ans andere Ende der Welt. Er sah schnell von Yami weg und versuchte seinen Schock zu überwinden. "E-einen Peach 43, bitte." "Kommt sofort", antwortete Yami und drehte sich zu den Spirituosen um. Währenddessen versuchte Yuugi zu verhindern, seinen Kopf auf die Tischplatte zu knallen. Wie lang hatte er ihn angestarrt? Er hatte ihn direkt angestarrt! Er hatte über sein Aussehen nachgedacht und hatte ihn angestarrt!! Er war so blöd! Warum hatte er das getan, was war in ihn gefahren? Was dachte Yami jetzt von ihm? Vielleicht, dass Yuugi nicht mehr ganz beisammen war? Dass er verrückt war? Er hatte sich total lächerlich gemacht! Wieso konnte er nicht einmal etwas richtig machen? Er hörte, wie Yami an seinem Arbeitsplatz zugange war, traute sich jedoch noch nicht, wieder zu ihm zu schauen. Stattdessen sah er zu dem Kellner, der gerade mit einem Tablett leerer Gläser im Nebenraum verschwand. Er seufzte tonlos. Verdammt! Wie peinlich! Wieso fingen die Gespräche mit Yami immer nur so peinlich an... "Wie war deine Woche?", fragte Yami dann aber, als er Yuugis Cocktail fertig gemixt hatte. Yuugi nahm ihn dankend entgegen und hatte sich nun inzwischen wieder so weit gesammelt, dass er Yami auch wieder ansah. Er prüfte kurz in dem Gesicht des größeren, ob er in irgendeiner Art und Weise auf das reagierte, was eben passiert war, doch Yami ließ sich nichts anmerken. Yuugi war vollkommen klar, dass Yami das aufgefallen sein musste. Er hätte sich schlagen können. Vielleicht vergaß er es ja schnell wieder. "Normal, schätze ich. Ich hab viel gelernt. Ah, und ich war mit meinem Mitbewohner im Kino", sagte er dann, versuchte entspannt zu wirken, aber hatte sich immer noch nicht ganz von diesem Schlag erholt. Er konnte heilfroh sein, dass Yami sich nicht über ihn lustig machte. "Welcher Film?", fragte Yami zurück. "Ähm.. dieser neue Actionfilm da..? Der gerade läuft..? Ich hab den Namen vergessen", sagte er und lächelte peinlich berührt, während er an dem Strohhalm seines nach Banane schmeckenden Peach 43 zog. Natürlich fiel ihm jetzt der Name nicht mehr ein! So ein Unglück... Yami sah ihn kurz eindringlich an und schien zu überlegen. "Out of Time?", fragte er dann. Yuugi schnipste mit den Fingern. "Ja, so hieß er!" "Und wie war er?" "Hm, ganz in Ordnung, schätze ich. Also, er war schon gut. Das, was man von einem Actionfilm mit Zeit zum Thema eben erwarten kann. Keine außergewöhnliche Handlung, aber viele Spezialeffekte", sagte Yuugi dann und trank einen Schluck aus seinem Glas. "Hm. Mal sehen, ob ich ihn mir auch mal anschaue", erwiderte Yami darauf. Yuugi schoss plötzlich die Frage durch den Kopf, mit wem er das wohl tun würde. Er hatte sich noch nie ernsthaft darüber Gedanken gemacht. Aber war Yami eigentlich in einer Beziehung..? ____________________ "Nun, Yuugi.. willst du mich weiter anstarren, oder möchtest du bestellen?" |D Ich glaube ich bin die einzige, die das so lustig findet.. ich hab fünf Minuten dagesessen und gelacht xD Das Gespräch mit Joey habe ich mit rein gebracht, weil ich schlussendlich das Thema nicht völlig unter den Tisch kehren wollte. Diese FF ist relativ konfliktfrei, was Geschlechterrollen und Homosexualität angeht und Yuugi ist bereits mit dem Prozess der Selbstfindung durch, trotzdem ist das im realen Leben wie sicher viele wissen etwas schwieriger. Ich wollte damit einfach nur daran erinnern, dass das Thema auch viele Probleme mit sich bringt. Da das aber nicht Hauptthema dieser FF ist, wollte ich es auch nicht wirklich thematisieren, sondern nur anreißen. Bitte schreibt mir doch wie ihr es fandet ^^ Und vielen Dank für über 2o Favoriten!! ^^ Witziges für zwischendurch: Hm, ich brauche einen Actionfilm-Namen.. *Liste von Filmen durchstöber* Hier heißt einer Dark Survivor.. und hier einer Knight of the dead - Hey, wie wärs mit Dark Knight? -... Oh. xD; Kapitel 8: 4. Treffen --------------------- Ich bin schlecht im Kapitel einteilen >< Viel Spaß ^^ Kapitel 8: 4. Treffen Sofort linste Yuugi auf Yamis Finger. Kein Ring, aber das musste nichts bedeuten. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Das war doch jetzt total egal! "Schaust du gerne Filme?", fragte er dann, um sich selbst schnell davon abzulenken. "Ab und zu, ja. Mir bleibt aber nicht viel Zeit dafür übrig.", sagte er dann, "Und du?" "Nicht so oft. Tatsächlich bin ich etwas filmfaul. Ich schaue mir nur das an, was ich auch wirklich vorher sehen wollte." Yuugi verdrehte die Augen. "Viele Filme habe ich deswegen nie gesehen und dann sagen mir Leute, dass das doch jeder gesehen haben muss." Yami lachte. "Legst du denn Wert darauf, was andere über dich denken?" Einen Moment betrachtete Yuugi den größeren wieder einfach nur. Das war eine einfache Frage gewesen, aber die Antwort steckte voller Erinnerungen und Erfahrungen. Eine ziemlich persönliche Frage, wie er fand. "Früher legte ich unglaublich großen Wert darauf, ja. Aber mittlerweile nicht mehr so viel." Damit war erst einmal wieder Sendepause zwischen ihnen, als wie auf das Stichwort seine Kollegin neue Bestellungen bei ihm abgab und sie sich kurz mit Yami unterhielt. Yuugi trank wieder einen Schluck. Nur ein Glas heute, wie letztes Mal. Er hatte zwar genug gegessen, aber man musste es ja nicht übertreiben. Yuugi bekam wieder einen Motivationsschub. Während Yami Cocktails mixte, war er doch sicherlich bestimmt dazu in der Lage, ja oder nein zu sagen, wenn Yuugi ihn nicht schon groß unterbrechen wollte. "Elias." Yami lachte. "Nein." Yuugi gab in der Richtung noch nicht auf. "Emad." "Nein." "Enkil." "Nein." "Emil?" "Nein." "Ist es überhaupt ein Name, der mit E anfängt?" Yami grinste sein leicht freches Grinsen. "Nein." Yuugi rümpfte die Nase, fuhr jetzt aber erst richtig auf. "Fängt dein Name mit S an?" "Nein." "Mit T?" "Nein." "Mit U?" "Nein. Stopp", sagte Yami, als Yuugi gerade schon wieder den Mund öffnen wollte. "Hm?", fragte er verwundert zurück. "Es gibt eine Einschränkung", sagte Yami daraufhin und stellte seelenruhig ein neues Cocktailglas beiseite. "Was?", fragte Yuugi verständnislos. "Du darfst pro Besuch nur fünf Anfangsbuchstaben erfragen." "Waas?", fragte Yuugi nun zurück und sah Yami ungläubig an. Er änderte mitten drin einfach die Regeln? "Yuugi, du machst es dir aber auch einfach. So würde es doch viel zu schnell gehen", erwiderte Yami und lächelte ihn breit an. Yuugi fand das gar nicht lustig. Ja sicher, er wollte ja auch, dass es schnell ging! Er wollte doch den Namen! Das war nicht fair! Bevor er darüber nachdachte, plusterte er seine Backen auf und schaute ihn empört an, aber schnell sah er wieder normal aus. Yami grinste kurz, während er Apfelsaft in ein Glas schüttete "Und ich kann nichts tun, damit du das wieder zurücknimmst?", fragte er dann bedrückt nach. "Nein, tut mir Leid. Aber sei nicht traurig. Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher", sagte Yami, lächelte ihn ehrlich an und Yuugi wurde plötzlich wieder von dem Gefühl der Freude übermannt. Er sagte, er konnte es schaffen! Er wollte, dass er den Namen herausfand! Diesmal dauerte dieses Gefühl aber nicht lange an. Yami hatte ihm ein Limit gegeben. Das war hart! Er dachte nach. Er hatte schon vier von fünf Buchstaben verpulvert. Er dachte an die vorherigen Treffen. "Welche Buchstaben habe ich dich die letzten Male gefragt..?", fragte er dann vorsichtig, doch er war sich ziemlich sicher, Yamis Antwort darauf zu kennen. Dieser grinste ihn einfach nur an und sagte nichts. "Das ist ganz schön gemein", sagte Yuugi dann, aber er lächelte leicht. Das schien irgendwie zusammen zu passen. Yuugi sollte das allein hinkriegen. Er wusste wegen Yamis Spitznamen, dass er ihn nach Y gefragt hatte. Und das letzte Mal war, so dachte er, ein R gewesen. Damit war klar, welche Namen er nicht mehr nennen musste. "Okay. Fängt dein Name mit.. I an?", fragte Yuugi dann, hielt die Luft an und kreuzte die Finger in seinem Schoß. "Nein." Yuugi seufzte. "Na gut. Immerhin etwas." Er musste sich unbedingt merken, nach welchen Buchstaben er heute gefragt hatte. Am Ende fragte er einen doppelt und Yami würde es ihm nicht sagen. Obwohl, vielleicht würde er es doch tun. So genau konnte er ihn nicht einschätzen. "Okay..", sagte Yuugi langsam und versuchte sich gedankenverloren immer wieder die Buchstaben einzuprägen, während er an seinem Stück Honigmelone herumkaute. Hätte er doch nur etwas zu schreiben mitgenommen. Oder sein Handy. Das vergaß er auch prinzipiell, wenn er hierher kam. Und er hätte in nacheinander folgenden Buchstaben fragen sollen. So war es noch schwerer sich zu merken. Er nahm es sich für das nächste Mal vor. Er hatte zudem fast alle Vokale durch. Damit schien er ja nicht weit zu kommen. "Wenn du früher großen Wert auf anderer Leute Meinung gelegt hast, wie ist es dazu gekommen, dass es jetzt nicht mehr so ist?" Yuugi brauchte einen Moment, um diesen Satz zu verstehen, denn er war immer noch bei den Buchstaben gewesen und starrte ihn daher einen Moment lang an. Schon wieder so eine persönliche Frage. Er wog kurz ab, was er sagen sollte. "Ich habe schließlich Freunde gefunden, die mir Mut gemacht haben", antwortete er dann. "Und etwas gefunden, in dem ich gut war und dafür Anerkennung bekam. Ich schätze, das hat mir gezeigt, dass ich nicht so blöd bin, wie ich dachte." "Du sagst das sehr sachlich." "Ja, es ist schon eine Weile her", erwiderte Yuugi darauf. Er sah Yami einen Augenblick einfach nur an und er ließ die Zeit verstreichen, in der Yamis Kollege die fertigen Cocktails abholte. "Legst du denn Wert auf die Meinung anderer?" "Nein", antwortete Yami, in einem ähnlich objektiven Ton wie Yuugi zuvor. "Entweder man nimmt mich so wie ich bin, oder eben nicht. Ich zwinge sicher niemanden, mit mir Zeit zu verbringen." Yuugi dachte kurz nach. Das hatte irgendwie nicht ganz zur Frage gepasst. Warum hatte er das so gesagt? Sollte er ihn fragen? Würde er das seltsam auffassen, wenn er nachfragte? Kurz überlegte er. "Wie meinst du das?", fragte Yuugi schließlich doch. Yami sah von seinem Cocktail auf und betrachtete ihn kurz. Er schien zu überlegen, was er sagen sollte. "Als ich noch in die Schule ging, fiel ich wegen meiner Hautfarbe auf, wie du dir sicher gut vorstellen kannst. Man war nie unfreundlich zu mir, aber die Blicke, die man mir zugeworfen hatte, ließen mich spüren, dass ich nicht wie sie war, dass sie mich anders betrachteten" Er sah wieder hinunter und gab Melonensirup in seinen Shaker hinzu. "Wie ein interessantes Schauobjekt. Es gab einige, mit denen ich in den Pausen Zeit verbrachte, aber ich hatte niemanden, mit dem ich nach der Schule etwas unternahm. Ich war deswegen zwar nicht allein. Aber ich wurde nie zu irgendetwas eingeladen, meine Hautfarbe stellte eine Art Barriere dar. Ich habe aber nie danach gebettelt, dazu gehören zu dürfen. Ich habe immerhin auch meinen Stolz." Yami lachte, als er seinen Shaker schloss. "In der Uni änderte sich das dann plötzlich. Da war ich sofort beliebt. Ich frage mich heute noch, warum. Vielleicht waren wir damals einfach kindisch." Yuugi dachte darüber nach und war erstaunt, soviel von ihm einfach so zu erfahren. Man hatte ihn also immer lieber beobachtet. Er war auf eine andere Art und Weise auch allein gewesen. Warum die anderen wohl nichts mit ihm unternommen hatten? Yuugi versuchte sich in einen Mitschüler Yamis hineinzuversetzen. Hatten sie vielleicht Angst gehabt? Das fand er unwahrscheinlich. Vielleicht war Yami auch einfach distanziert gewesen? Er hatte sich nicht verbiegen wollen, deswegen war er nie auf die anderen zugegangen. Yuugi hingehen hatte einfach zu viel Angst vor Abweisung gehabt. Yami war aber trotzdem nie wirklich allein gewesen. Er war ja auch viel zu cool für so etwas. Sicher war er trotzdem auf eine besondere Art und Weise beliebt und sicher auch der Schwarm einiger junger Mädchen gewesen. Im Nachhinein, dachte Yuugi über Yamis Reaktion, hatte Yami wohl überlegt, ob er ihm das überhaupt sagen sollte. Umso erfreuter war er, dass er es doch getan hatte. Er lächelte leicht schief. Zudem hatte er genug Selbstbewusstsein, um über sich sagen zu können, dass er beliebt gewesen war. Das sprach ja auch für sich. "Bist du hier geboren?", fragte Yuugi dann. "Ja, ich bin hier geboren und aufgewachsen." "Ist das denn heute auch noch so, dass dich Leute wegen deiner Erscheinung anders behandeln?" "Manchmal", sagte Yami und lächelte ihn wieder kurz an. "Die Leute sind verwirrt, wenn ich plötzlich fließendes Japanisch spreche oder fragen oft, woher ich komme. Aber inzwischen sind wir alle älter geworden und die Menschen sehen darüber hinweg." "Du sagst es, als wäre es ein Makel", sagte Yuugi, ohne vorher darüber nachzudenken. Er erschrak und setzte schnell hinterher, "Ich meine damit nicht, das es eins ist!" Yami lächelte abermals. "Danke." Yuugi wurde rot, sah ihn kurz mit einem leicht geöffneten Mund an und nahm dann einen Schluck von seinem Cocktail. So hatte er das zwar nicht gemeint, aber... na ja, er konnte es eigentlich auch so stehen lassen. Immerhin war es so, wie er es aufgefasst hatte, auch irgendwie richtig. Er schluckte. Sein Lächeln hatte ihn einfach entwaffnet. Yuugi stellte seinen Cocktail in einer nachdrücklichen Art wieder hin. Auch wenn er keine Anfangsbuchstaben mehr fragen konnte, so konnte er mit den richtigen Namen ja immer noch weitermachen. "Khem." "Nein." "Nico." "Nein." "Nermin." "Nein." "Christoph." "Nein." "Ben." "Nein." Yuugi seufzte. Er versuchte es noch eine Weile mit weiteren Namen, doch keiner passte. "Du hängst dich da ja ganz schön rein", sagte Yami, der ihn amüsiert betrachtete. "Hmm..", machte Yuugi nur, der es für cleverer hielt, diesmal nicht zu viel zu sagen. Er hatte Angst, sich wieder zu verplappern. Er beobachtete, wie er ein Gemisch in einen Shaker gab. "Sieht schwierig aus", meinte er dann, als Yami den Shaker kräftig schüttelte. "Das geht schon", meinte Yami dann. Er setzte den Shaker ab und zeigte ihn Yuugi. Es sah aus, als hätte er zwei Gläser mit der offenen Seite aufeinander gedrückt, der eine Teil eine etwas größere Öffnung aufweisend als der andere. "Hier ist ein Gummi", sagte Yami und zeigte an den inneren Rand des einen Teils, "Damit es dicht bleibt. Du darfst die zwei Teile nicht genau übereinander stecken, sonst kriegst du sie schlecht wieder auseinander. Und du musst ihn hart in eine Richtung schütteln, entweder zu dir oder von dir weg. Vorher kommen ein paar Eiswürfel rein, die dann zerkleinert sein sollten, damit das Getränk runterkühlt. Meistens kommen nach dem Shaken noch ein paar Eiswürfel dazu." "Das verwässert das Getränk", sagte Yuugi dann und lächelte milde. "Ja, aber ich mache nicht die Regeln", antwortete Yami lächelnd, "Außerdem ist bei dir zum Beispiel Nektar drin. Ohne das Eis wäre der Cocktail dickflüssiger." Dann öffnete er den Shaker und füllte alles in ein Glas ab. Den Shaker stellte er weg, vermutlich in die Spüle, um ihn für das nächste Getränk zu reinigen. "Das erfordert ganz schön viel Kraft, oder?", fragte Yuugi weiter. "Na ja, ich mache es ja nicht den ganzen Tag. Es gibt Kräfte zehrenderes", sagte der Barkeeper nur, seine Augen blitzen ihn aber amüsiert an. Yuugi wurde rot um die Nase. Er mochte es, wenn er ihn so ansah, und hörte gar nicht mehr richtig, was er dann sagte. "Seit wann machst du das?" Yami überlegte kurz. "Hm, ich glaube um die fünf Jahre." "Ganz schön lang", meinte Yuugi, der im Kopf rechnete, mit welchem Alter er dann angefangen haben musste. Mindestens 19. "Ja. Ich glaube ich habe es dir schon mal gesagt, anfangs war es eine Notlösung und dann kommt man nicht mehr aus dem Trott heraus", erwiderte Yami nur und nahm wenige Momente später von seiner Kollegin die Bestellung von dem nächsten Tisch entgegen. Diese blieb kurz stehen und betrachtete Yuugi. "Guten Abend", sagte sie in einem netten Ton. Er sah überrascht zu ihr und begrüßte sie ebenfalls, wobei er das erste Mal Zeit hatte, sie etwas genauer zu betrachten. Sie hatte lange, dunkelbraune Haare und recht dunkle Augen, die ihn freundlich anlächelten, eben recht typisch für eine Japanerin. "Ich sehe Sie hier in letzter Zeit regelmäßiger. Es freut uns, dass Sie unser Lokal mögen." "Oh, ja, sicher.." Sie schmunzelte leicht. "Kann ich Ihnen etwas anbieten? Vielleicht einen kleinen Snack?", fragte sie. "Oh, nein, danke. Ich brauche nichts", erwiderte er und war etwas peinlich berührt dieser plötzlichen Aufmerksamkeit wegen. "Das freut mich. Wenn Sie etwas wollen, zögern Sie nicht zu fragen", sagte sie nur noch, lächelte und ging wieder weiter. Yuugi trank einen weiteren Schluck und hatte sein Getränk so gut wie ausgetrunken. Er hatte wirklich langsam getrunken, seine Eiswürfel waren schon lange geschmolzen und die Zeit sagte ihm auch, dass er wohl bald nach Hause musste. Er seufzte. Yami sah von seinem Shaker auf. "Alles okay?", fragte er. "Oh, nein, also doch, alles okay. Ich habe gerade an die nächste Miete gedacht", gab er dann zu und lächelte leicht zerknirscht. "Und das Studium. Und die Gebühren fürs Studium." "Ja, da kommt eine ganze Menge zusammen. Ich schätze, den nächsten Cocktail sollte ich dir mal ausgeben, oder?", fragte Yami dann und zwinkerte. Yuugi konnte nichts dafür, er wurde wieder rot im Gesicht. "Was? Nein, das musst du nicht tun!", sagte er sofort. Jetzt hatte er vor ihm rumgejammert und Yami fühlte sich dazu genötigt, ihm seinen nächsten Cocktail zu bezahlen! Das hatte er wirklich nicht gewollt. "Schon gut, es tut mir nicht weh und ich würde es gern tun. Außerdem zwinge ich dich ja nahezu dazu, jedes Mal hierher zu kommen, wenn du meinen Namen wissen willst." "Nein, also.. wirklich, du musst nicht -" "Ich kann auch den heutigen bezahlen", sagte Yami und lachte und grinste Yuugi wieder so selbstsicher an. Yuugi war das furchtbar unangenehm, aber davon schien Yami gar nichts mitzubekommen. Oder er ignorierte es einfach. "Okay.. okay! Der nächste. Tut mir leid." "Warum entschuldigst du dich?", fragte Yami grinsend zurück. Yuugi sah ihn peinlich berührt an und hatte das Gefühl, dass Yami ihn gern verlegen machte. Danach hatte er den Kellner gerufen, der ihm seine Rechnung gegeben hatte. Er zahlte wieder um die 300 Yen und stand von seinem Barhocker auf. "Also dann, bis nächste Woche", sagte Yuugi und lächelte ihn an. Er wäre gern länger geblieben. Er verbrachte so gern Zeit mit ihm und hoffte, dass es Yami auch so ging. "Bis nächste Woche, Yuugi", erwiderte Yami und lächelte ihn ebenfalls kurz an, konnte aber keine Pause machen. "Bring wieder gute Laune mit." Yuugi lächelte erfreut. "Mach ich. Bis dann." Und damit verließ er das Lokal. _______________________ Kennt ihr das, wenn sich die Geschichte verselbstständigt? In diesem Kapitel war das so. xD Ich muss ja ehrlich sagen, dass ich mir über manche Gespräche nicht so viele Gedanken mache, bis es so weit ist. Ich bin dann selbst überrascht, was daraus wird xD Ach ja: Es gibt im japanischen ja wie allgemein bekannt keine Buchstaben, sondern Schriftzeichen, aber.. verdrängen wir das für diese FF einfach. ^^“ Schreibt mir doch, wie ihr es fandet! ^^ *Peach 43 schlürf* x3 Kapitel 9: Stagnation --------------------- Hallo, heute mal vorsichtshalber eine Triggerwarnung: Alkohol Aber wer die FF bis hier hin gelesen hat, dürfte darüber wohl schon hinweg sein. Und um alles interaktiver zu gestalten, denk du doch einfach, ja du, dass du die Kellnerin wärst. xD Kapitel 9: Stagnation Im Nachhinein betrachtet, musste er sich eingestehen, hatte Yuugi ganz schön viele Fehler gemacht. Zunächst einmal konnte er doch nicht einfach vor Yami anfangen darüber zu reden, wie seine finanzielle Lage zurzeit war. Das ging nicht! So was machte man nicht! Das konnte nur der Alkohol gewesen sein. Er hätte das doch sonst nie getan, wenn er ein wenig länger darüber nachgedacht hätte, aber er plapperte einfach drauf los und das musste er unbedingt ändern. Dann hatten er und Yami das erste Mal über tiefere Dinge geredet als einfach nur über seinen Namen oder Alltäglichkeiten. Warum war er da nicht dran geblieben? Warum hatte er das Thema gewechselt? Er hatte über seine Vergangenheit gesprochen und er hatte doch noch am selben Tag darüber nachgedacht, dass er unbedingt mehr von Yami erfahren wollte! Warum war er nicht an dem Thema Schule drangeblieben? Er hätte ihn so viel fragen können, sein Lieblingsfach, wie er Schule so gefunden hatte, was er in seiner Freizeit gemacht hatte und vielleicht jetzt noch tat. Unglaublich, dass er das nicht wahrgenommen hatte! Er hätte sich selbst ohrfeigen können. Am nächsten Tag hatte er die Buchstaben aufgeschrieben, die er Yami schon gefragt hatte. Es waren insgesamt sieben. Er schloss ein paar Buchstaben für sich einfach aus, wie X oder Z, und betete, dass das die richtige Entscheidung war. Schnell hatte er seine Strategie festgelegt und die Tage bis Freitag schienen wieder nicht aufhören zu wollen. Yuugi konnte es kaum erwarten, Yami endlich wieder zu sehen, aber je mehr er sich wünschte, die Zeit möge ein Erbarmen haben und den Freitag schnell herbeiführen, desto langsamer schien sie wirklich zu gehen. Inzwischen war es wirklich wärmer geworden, was Yuugi sehr begrüßte. Er entschloss sich dazu, seinen Mantel in den Schrank zu räumen und diesen für die nächsten drei Jahreszeiten wohl nicht mehr wieder zu sehen. Die Tage waren noch etwas verhangen, ab und zu windig und manchmal regnete es noch, aber es war nicht mehr wirklich kalt. Und so schleppte sich Yuugi wieder eine Woche lang in die Uni, bis es Freitag wurde. In der Pause redete er mit Bakura über die bald anstehenden Prüfungen. Auch bei den letzten Stundenten war nun angekommen, dass diese unmittelbar vor der Tür standen und nutzen die Pausen dazu, sich mit ihren Kommilitonen darüber zu unterhalten, was wohl in den Prüfungen gefragt wurde. Die letzte Woche war auch eine Prüfungsvorbereitung in vielen Modulen gewesen und Yuugi war gut damit gefahren, auch wirklich jede Vorlesung noch einmal zu besuchen. Doch für seine Prüfungen hatte Yuugi nur noch herzlich wenig übrig, als seine letzte Stunde Freitag am späten Nachmittag vorbei war und er sich auf dem Weg nach Hause machte. Er hatte sich die letzten Wochen über gut vorbereitet, inzwischen klappten auch Rechnungswesen und Informatik, sodass er mit leichtem Gewissen nach Hause kam und sich dafür bereit machte, wieder in das Pinta zu gehen. Dennoch würde es wohl erstmal der letzte Besuch sein. Er durfte sich in seiner Prüfungszeit nicht zu sehr ablenken. Die erste Prüfung stand schon nächsten Dienstag an und Yuugi wollte das gut hinkriegen. Deswegen würde er Yami wohl für die nächsten zwei Wochen nicht sehen. Er fand das selbst sehr traurig und wusste nicht, wie er das schaffen sollte, aber er wusste auch, dass er sich jetzt zusammenreißen musste. Deswegen war er umso erfreuter, Yami heute noch einmal sehen zu können. Als er auf dem Weg zum Pinta war, prägte er sich zum wiederholten Male ein, was für Buchstaben er schon gefragt hatte und welche er heute vorhatte zu fragen. Er würde sofort die Chance ergreifen, wenn er sie kommen sah, dass er aus Yami aus einem natürlichen Gespräch heraus etwas über ihn fragen konnte. Bisher war Yami immer noch so mysteriös wie am Anfang, obwohl er inzwischen ein paar Dinge wusste. Er wusste, dass er recht selbstsicher war, in seiner Sprache und seiner aufrechten Haltung. Er war hier in Japan aufgewachsen und war 24. Er ließ sich wohl auch nicht gern belehren. Und er spielte augenscheinlich gern Spiele. Yuugi spielte auch gern Spiele, aber noch nie so etwas. Ihm wäre nie im Traum eingefallen, jemanden raten zu lassen, wie er heißt, weil er selbst einfach gar nicht auf die Idee gekommen wäre. Aber er musste zugeben, dass es ein interessantes Spiel war und dieses ihm die Möglichkeit gab, immer wieder etwas zu finden, um mit ihm reden zu können. Er hätte sich sonst nie im Leben getraut, ihn solche Dinge zu fragen, wie es bisher geschehen war. Ja, eigentlich war dieses Spiel keine schlechte Idee gewesen. Und so ging er voller Vorfreude die Straße entlang, entdeckte endlich die Bar, die er gesucht hatte, machte die Tür schwungvoll auf und begrüßte damit seine heutige, persönliche Hölle. Jemand saß am Tresen. Yuugi starrte auf das breite Kreuz des Mannes, der dort saß und konnte nichts anderes denken als: Es saß jemand auf seinem Platz. Der Platz war besetzt. Yami war besetzt. Einen Moment starrte er einfach hinüber, zu keiner Reaktion fähig. Der Platz war besetzt. Das konnte nicht sein. Das ging nicht. Der Platz musste doch frei sein, damit er mit Yami reden konnte. Er wollte doch.. seinen Namen herausfinden... Er hörte hinter sich ein Geräusch und spürte, wie Menschen an ihm vorbeigingen, wie von weit her. Er beachtete sie keine Sekunde, war gar nicht fähig etwas anderes zu tun als einfach nur dort hin zu starren. Der Platz war besetzt. Aber er wollte mit Yami reden! Er wollte doch alles besser machen, was er letzte Woche vermasselt hatte! Er hatte sich doch so auf diesen Freitag gefreut! Zwei Barhocker standen dort und der eine war noch frei. Aber er konnte sich doch nicht neben den fremden setzen… "Hallo, kann ich Ihnen weiterhelfen?" Eine weibliche Stimme hatte ihn aus seinen Gedanken gebracht und er sah von der Situation weg. Er entdeckte die Kellnerin, die hier arbeitete und ihn letzte Woche angesprochen hatte und ihn nun freundlich musterte. "Ich, ähm..", stotterte Yuugi, der es noch nicht begreifen wollte und sah sie zerstreut an, "Ich brauche wohl.. einen Platz..." Die Kellnerin sah sich kurz um. Es waren nicht mehr viele Tische frei, aber es gab noch einen unbesetzten Tisch für zwei Personen relativ weit vorn. Sie führte ihn an diesen Tisch. "Bitte sehr", sagte sie. Er setzte sich mechanisch hin. "Danke." Sie ließ ihn wieder allein, damit er über eine Bestellung nachdenken konnte. Er konnte aber gerade wirklich über gar nichts nachdenken außer Yami, der plötzlich unerreichbar geworden war. Warum? Warum war der Typ heute hier aufgetaucht? Das war nicht fair! Und warum setzte er sich gerade dort hin? Alle anderen machten das doch auch nicht! War er etwa allein hier? Yuugi sah unglücklich hinüber. Es schien nicht so auszusehen, als wenn noch jemand neben dem fremden sitzen würde. Er betrachtete ihn genauer. Er hatte braune Haare und trug einen weißen Mantel. Er saß locker und mit erhobener Haltung auf dem Barhocker und trank etwas Klares aus einem kleinen Glas. Yuugi kannte sich nicht aus, doch es hätte gut Whiskey oder etwas in der Richtung sein können. Er hatte sich schräg hingesetzt, ein Bein über das andere und in einer ruhigen, Überlegenheit ausstrahlenden Pose, mit dem Rücken halb an der Wand, sodass er auch die Leute in der Bar betrachten konnte, wenn er seinen Kopf nur genügend in die Richtung drehte. Er sah kurz über die Menge hinweg und Yuugi konnte eisblaue Augen erkennen. Es schüttelte ihn. Die Welt war ungerecht. "Möchten Sie bestellen?", hörte er dieselbe weibliche Stimme wie vorhin und er sah auf. "Einen Peach 43, bitte", sagte er matt und fügte dann noch hinzu, "Einen doppelten." "Kommt sofort", sagte sie und ging weiter zu anderen Tischen. Er seufzte und sah wieder zu Yami, den er arbeiten sehen konnte. Er war so nah und doch konnte er nicht mit ihm reden... Wie lange der Typ wohl schon dort saß? Hätte Yuugi nur fünf Minuten eher kommen müssen und der Platz wäre noch frei gewesen? Warum kam er immer erst halb neun hier an? Jedes Mal waren schon so viele Leute da gewesen. Warum war ihm nicht aufgefallen, dass sich in der Zeit auch jemand dort hinsetzen könnte, wo er so gern hinwollte? Er legte seinen Kopf in seine Hände. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Er sah, wie Yami die Bestellung erhielt und Yuugi hatte das Gefühl, als würde er kurz stutzen. Yami schaute auf und sah wie sein gegenüber ebenfalls kurz durch die Menge und erblickte schnell Yuugi. Er lächelte, sah jedoch auch etwas irritiert aus und winkte kurz. Yuugis Herz machte einen Hüpfer und zog sich zugleich schmerzhaft zusammen. Er winkte zurück, blieb aber, wo er war. Das Winken des Barkeepers hatte den Mann vor Yami dazu veranlasst, sich ebenfalls umzudrehen, um zu sehen, wem er gewunken hatte und taxierte Yuugi sofort mit einem durchdringenden, stechenden Blick. Yuugi sah ihn erschrocken an und sah schnell weg. Als er sich wieder traute, nach oben zu schauen, hatte er sich schon längst wieder umgedreht und redete mit Yami. Yuugi sah verzweifelt rüber. Er wollte da hin! Warum war der hier? Er sollte einfach gehen! Yuugi hatte noch nie jemanden so spontan so unsympathisch gefunden, dabei hatte er noch gar nichts getan, außer ihm vielleicht einen unfreundlichen Blick zuzuwerfen. Nach einer Weile kam die Kellnerin und brachte ihm seine Bestellung. "Vielen Dank", sagte er und sah sie einen Augenblick lang an. Er erinnerte sich an das letzte Gespräch, was sie geführt hatten und beschloss, dass es einen Versuch wert war. So schnell würde er nicht aufgeben! "Entschuldigen Sie", sagte er dann und musste dafür seinen ganzen Mut aufbringen. Sie sah ihn überrascht an. "Ja, bitte?" "Könnten.. Könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun? Es wird ein etwas unkonventioneller Gefallen sein..", sagte er dann drucksend. "Kommt drauf an", erwiderte sie und lächelte leicht. "Der.. Der Barkeeper.. Yami", sagte er dann, "Könnten Sie ihn für mich vielleicht etwas fragen?" Sie sah ihn überrascht an und sah dann ebenfalls hinter zum Ausschank. Sie betrachtete die Szene eine Weile und musterte ebenfalls kurz den Mann, der dort saß. Sie drehte sich wieder zu ihm um. "Sie sitzen da normalerweise, nicht wahr?", fragte sie. "Ja", gab er dann zu. "Ich möchte, dass Sie ihn.. nach Buchstaben fragen." Sie sah zugegebenermaßen recht verständnislos aus. "Tatsächlich ein recht unkonventioneller Wunsch", sagte sie und lächelte ihn etwas breiter und mit einer erhobenen Augenbraue an. "Es werden auch nicht viele sein. Maximal fünf." "Gut, das sollte sich nebenbei machen lassen." Yuugi sah sie an und ein erstes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. "Das ist nett von Ihnen. Vielen Dank! Der erste Buchstabe ist P." Sie lächelte ihn leicht schief an, sagte "Sehr gern", und ging wieder weg. Yuugi fühlte sich etwas besser und hoffte, sie würde es wirklich für ihn machen. Er betrachtete seinen Cocktail, den Yami für ihn gemacht hatte und zog an seinem Strohhalm. Den Alkohol schmeckte man nun wirklich raus, er machte das Getränk ein wenig bitterer als üblich. Er seufzte und in diesem Moment war ihm alles egal. Sollte er doch hier allein sitzen. Er fand, er sollte das doch inzwischen gewöhnt sein. Er sah wieder rüber, als er merkte, dass die Kellnerin wieder vor ging. Sie sprach kurz mit Yami, der sie kurz ansah, dann schief lächelte und ihr eine Antwort gab. Sie drehte sich ohne Kommentar wieder um. Yuugi war froh, dass wenigstens das klappte. Gleich würde er die Antwort erfahren. Er konnte sehen, wie der größere Typ, denn er überragte auch Yami augenscheinlich, diesen auf etwas ansprach. Yuugi konnte es nicht hören, es sich aber gut denken. Er hatte ja sicherlich bei dem kurzen Gespräch nicht weggehört und wollte nun wissen, was das mit der Kellnerin bedeutet hatte. Yami schien darauf keine lange Antwort zu geben und Yuugi war erleichtert und auf eine gewisse Art und Weise befriedigt, dass er sich von ihm nicht so schnell in ein Gespräch verwickeln ließ. Die Kellnerin kam wieder an seinem Tisch. "Nein", sagte sie einfach. "Fragen Sie ihn bitte nach N", antwortete Yuugi nur, der nicht damit rechnete, dass ihm heute noch etwas Gutes widerfahren würde, und damit eilte die Kellnerin auch schon weiter. Er bedauerte es ein wenig, dass er ihre Zeit damit vergeudete, sie als Botin hin und her zu schicken, doch es schien ihr nicht viel auszumachen und außerdem war doch der Typ da an allem Schuld. Yuugi trank missmutig aus seinem Glas und beachtete dabei gar nicht, wie schnell er davon trank. Vielleicht legte er es aber auch darauf an, er wusste es nicht. Über die Zeit hatten Yami und er ab und zu Augenkontakt und immer wieder wusste er nicht, was Yami gerade wohl denken mochte, was die zwei miteinander beredeten oder in welchem Verhältnis sie zu einander standen. Yuugis Herz zog sich schmerzhaft zusammen. War das vielleicht am Ende sein Freund?? Yuugi sah genauer hin, bevor er sich seinen Zweifeln ergab. Nein, sie schienen sich zwar zu kennen, waren aber nicht zusammen. Nein, irgendwie sah Yami nicht danach aus. Er hoffte es zumindest sehr. Er hatte ihn doch so viel fragen wollen! Er hatte wissen wollen, was er sonst gern für Filme sah, ob er Haustiere hatte, was früher seine Lieblingsfächer gewesen waren. Dann hätte er vielleicht Mathe gesagt, dann hätte Yuugi gesagt, da hätte er Nachhilfe von ihm gebrauchen können und dann hätten sie vielleicht zusammen gelacht. Oder er hätte etwas anderes gesagt und Yuugi hätte geantwortet, dass er das auch gern gehabt hatte und damals mit den Gedanken spielte, in der Richtung vielleicht zu arbeiten und dann wären sie sicherlich auf irgendein anderes Thema gekommen und sie hätten sich weiter unterhalten und Yuugi hätte ab und zu weiter nach Namen gefragt. So hätte dieser Abend aussehen sollen! Warum saß er nur nicht dort vorn?! Yuugi überkam das Gefühl der Traurigkeit und fast wären Tränen aus seinen Augen getreten, doch unterdrückte er es erfolgreich. So weit kam es noch! Die Zeit verstrich und Yuugi sah sich um. Er war der einzige hier, der allein saß. Eigentlich hatte er damit schon Erfahrung, also sollte es ihn nicht allzu sehr stören. Er dachte unwillkürlich an die Zeit in der Schule, als er noch mit niemandem befreundet gewesen war. Er schüttelte energisch den Kopf. Er hatte jetzt Freunde! Und nur, weil er hier gerade eben mal allein war, hieß das noch lange nicht, dass sich die Welt von ihm abgewandt hatte. Dennoch war nicht viel zu tun und er langweilte sich ein bisschen. Er hatte nichts mitgenommen, denn dazu hatte es ja keinen Anlass gegeben. Er hatte nur sich und seinen Cocktail, den er weiter trank. Da er kalt war, trank er bald doch nicht mehr so schnell, sein Mund wurde davon unangenehm eisig. "Nein", hörte er dann die Kellnerin nach einer Weile sagen. Es hatte lange gedauert, bis sie wieder gekommen war und Yuugis Cocktail war fast leer. "Bitte fragen Sie ihn nach M", sagte Yuugi und rang sich ein kleines Lächeln ab. Sie sah ihn kurz an, dann ging sie weiter. Er sah ihr hinterher. Er hatte Q ausgelassen. So, wie der heutige Tag verlief, hätte er sich nicht gewundert, wenn es doch Q gewesen wäre, aber selbst in diesem Stadium der Hoffnungslosigkeit fand er das unwahrscheinlich. Er trank wieder einen Schluck und sah rüber zu den zweien. Der Typ hatte gerade irgendetwas gesagt, woraufhin Yami gelacht hatte. Schnell trank Yuugi noch etwas. Diesmal dauerte es nicht so lang und die Kellnerin fragte Yami den dritten Buchstaben. Yuugis Hoffnung bekam Auftrieb. Würde es der sein? Er sah, wie Yami leicht lächelte und antwortete. Sie wandte sich wieder ab und Yami sah kurz zu ihm rüber, einen fragenden Blick, als würde er wissen wollen, warum er nicht drüben war. Doch Yuugi zuckte nur mit den Schultern und versuchte sein schmerzendes Herz zu ignorieren. Yamis Gast beanspruchte wieder seine Aufmerksamkeit und er konnte sehen, wie er Yami sein inzwischen leeres Glas reichte. Er holte eine Flasche mit derselben, glasklaren Flüssigkeit hervor wie vorhin und schenkte ihm nach. Yuugi sah geknickt hin. Es sah nicht so aus, als würde der größere demnächst gehen. Auch Yuugi hatte inzwischen ausgetrunken, als die Kellnerin wieder zu ihm kam. "Nein", sagte sie wieder. "Ich hätte denselben gern noch einmal", antwortete Yuugi und fügte hinzu, "Ich versuche es mit L." Sie schrieb es auf ihren Zettel, lächelte ihn noch einmal an und ging dann weiter zu den anderen Tischen. Yuugi sah ihr nach. Es war etwas in ihrem Blick gewesen, was er nicht hatte deuten können. Vielleicht würde es der vierte Buchstabe sein? Er sah träge durch die Menge. Wie viel Alkohol war jetzt eigentlich in seinem Cocktail? Wie viel Prozent hatte dieser Likör 43 eigentlich? Aber wenn er darüber nachdachte, wollte er es eigentlich gar nicht wissen. Vielleicht würde er wieder gehen, wenn er die fünf Buchstaben durch hatte. Vielleicht hätte ihm das gut getan. Aber er wollte bis zuletzt sehen, wann dieser Typ den Platz verließ, zu dem Yuugi wollte und wenn es dann drei Uhr sein würde. Er beobachtete den zweiten Kellner, den es hier gab und gerade wieder aus der Tür kam, wo die Küche sein musste. Er sah ihn zur anderen Seite der Bar laufen. Anscheinend hatten sich die zwei Kellner das aufgeteilt. Er war froh, dass die Frau auf seiner Seite bediente, denn er wusste nicht, ob er den Mut aufgebracht hätte, ihren Kollegen danach zu fragen. Als sie wieder kam, stellte sie ihm seinen Cocktail hin. "L ist es auch nicht", sagte sie dann. "Der letzte Buchstabe ist K", sagte er und hatte die Sache für sich aber bereits abgeschlossen. Heute würde nichts mehr passieren, K war es sicher auch nicht und die ganze Zeit, die er hier herumgesessen und sein Geld ausgegeben hatte, war sinnlos vergeudet. Wieder schwappte eine Welle der Hilflosigkeit über ihn hinweg. Das war wirklich der schlimmste Tag seit langem. "Ich werde ihn danach fragen", sagte sie nur und diesmal konnte Yuugi es erkennen. Es war Mitleid. Sie hatte gesehen, dass er sich immer an den Tresen gesetzt hatte und nun war er besetzt und Yuugi konnte nicht hin. Es musste ihr aufgefallen sein. Yuugi seufzte. Sie konnte auch nichts dagegen machen. Er trank seinen Cocktail und spürte bald darauf, wie der Alkohol anfing zu wirken. Ihm wurde ziemlich warm und als er auf Toilette wollte, musste er sich kurz festhalten. Die doppelte Menge Alkohol hatte er gewollt, aber trotzdem unterschätzt. Als er sich die Hände wusch und in den Spiegel sah, hatten seine Wangen eine permanente Röte. Ihm war auch wirklich warm. Als er zurückging, merkte er, wie sein Sichtfeld am Rand leicht dunkler und verwischter wurde. Er konnte das alles begreifen, aber warum sollte er es auch ändern? Das hatte doch alles sowieso keinen Sinn mehr. Er trank einfach weiter von seinem Cocktail, als er sich wieder an seinen Platz setzte und ließ die Zeit verstreichen. Er sah wieder zu Yami rüber, der gerade wieder mit seinem Gast sprach. Sie schienen auf eine gewisse Art vertraut. Yuugi wollte das gar nicht wissen, aber er konnte auch nicht wegsehen. Er beobachtete sie eine Weile und stellte fest, dass die Kellnerin gerade wieder zu ihm kam, um ihn wohl nach dem letzten Buchstaben zu fragen. Er sah diesmal genau zu Yuugi rüber und schüttelte den Kopf. Er seufzte. Auch nicht. Er hatte es ja geahnt. Er sah, wie sein Gast wohl etwas genervt war, dass Yami dauernd unterbrochen wurde. Yuugi empfand kein Mitgefühl. Er musste damit auch leben, also sollte der sich mal nicht so aufregen. Sollte er doch gehen, wenn es ihm nicht gefiel. Er nahm sein Handy vor, was er diesmal ausnahmsweise mitgenommen hatte und machte hinter jedem Buchstaben ein Häkchen, das er heute gefragt hatte. Dann steckte er es wieder weg. Kurz war ihm der Gedanke gekommen, ob er nicht Joey schreiben sollte, doch den ließ er damit lieber in Ruhe. Er steckte es gerade weg, da spürte er es aber vibrieren. Er nahm es wieder hervor, öffnete eine Nachricht, kniff seine Augen zusammen und starrte angestrengt eine Weile darauf, denn inzwischen brauchte sein Gehirn sehr viel länger für die Verarbeitung. "Hey Yuugi, alles klar? Ist schon langsam spät. Gehe jetzt ins Bett. Hau rein!" Er sah auf die Uhrzeit seines Handys. Es war schon nach Mitternacht. Überrascht sah er sich um. Er hatte echt viel Zeit hier verbracht, in der er sich einfach hingesetzt und getrunken hatte wie in kleines Häufchen Elend. Er fand sich selbst schlimm. So weit hätte es nicht kommen sollen. Trotzdem bestellte er den letzten Peach 43 für heute, diesmal einen einfachen, ohne mehr Alkohol. Wenn er nicht schon mit Yami reden konnte, so wollte er sich wenigstens betrinken. Trotzig starrte er den Tisch an, als hätte er ihm gesagt, er müsse langsam damit aufhören. Er wusste, wo seine Grenzen waren! Er würde es schon noch nach Hause schaffen. "Tut mir leid für Sie", sagte die Kellnerin, als sie Yuugis Bestellung mit der Bitte für die Rechnung zur Kenntnis nahm. "Das muss es nicht" sagte er und lächelte sie an. Heute war sie der einzige Grund gewesen, warum er gelächelt hatte. Sie hatte es ihm immerhin möglich gemacht, mit Yami zu reden. Sie war wirklich nett. "Das nächste Mal vielleicht." Sie sah ihn einen Moment lang an, entschloss sich dann jedoch dazu, nichts zu sagen. "Wenn Sie noch etwas brauchen, zögern Sie nicht, mich zu fragen." "Ja, das mache ich", sagte er und spürte, wie ihm seine Zunge schwer im Mund lag. Der eine Cocktail würde sicherlich nichts mehr ändern. Er nahm wieder sein Handy hervor und schrieb Joey, dass er noch im Pinta war und sich keine Sorgen machen musste. Ihm ginge es gut und er wünschte Joey eine gute Nacht. Er las es vorsichtshalber noch einmal sehr langsam durch und kontrollierte die Rechtschreibung oder Tippfehler, dann sendete er es und steckte das Handy wieder weg. Er sah runter auf seinen Tisch und spürte den Alkohol in seinem Kopf. Viele sagten, mit Alkohol würde es ihnen besser gehen, aber Yuugi ging es überhaupt nicht besser. Es drehte sich leicht. Wenn er die Augen bewegte, wurde sein Blick verschwommen. Das Umschauen war anstrengend, seine Bewegungen waren seltsam unpräzise und betäubt und sein Kopf fühlte sich dumpf an. Als er das erste Mal hier etwas angeheitert gewesen war, war das noch lustig gewesen, aber je mehr er heute trank, desto beschissener fühlte er sich. Dann fiel ihm ein, dass ihm mal jemand gesagt hatte, Alkohol würde nur das Gefühl verstärken, mit dem man angefangen habe. Vielleicht hätte er das doch nicht tun sollen, denn er fühlte sich wirklich elend, er dachte die ganze Zeit nur daran, wie er den heutigen Tag vollkommen vergeudet hatte, hier herumgesessen hatte, anstatt etwas zu tun und Yami so nah war und ihn gleichzeitig so vermisste. Er hob seinen Blick langsam und sah sich um. Lauter lachende Gesichter um ihn herum. Er fühlte sich so einsam und verlassen. Er merkte bald darauf, dass es ihm nicht mehr ganz so gut ging, wie er glaubte. Er spürte bei der Hälfte seines dritten Cocktails tatsächlich, wie seine Grenze erreicht war. Plötzlich wurde ihm mit einem Mal flau im Magen und er wusste instinktiv, wenn er jetzt noch mehr trinken würde, auch nur einen Schluck, würde er sich vielleicht übergeben. Aber was sollte denn der halbe Cocktail noch machen? Da war doch nicht mehr viel drin, hauptsächlich Bananennektar, mit Eiswürfeln verwässert, wie er durch Yami wusste. Yami. Plötzlich hatte er Hunger, aber er wollte nichts mehr bestellen. Sein Blick war trüb und er saß träge und deprimiert auf seinem Stuhl. Er wusste nicht, wie lange er nun hier saß oder wie lange er brauchte, bis er sich wieder beruhigt hatte. Irgendwann kam ihm der Gedanke, dass frische Luft vielleicht gut tun würde. Bezahlt hatte er inzwischen, er konnte einfach gehen. Einfach gehen. Er sah ein letztes Mal zu Yami rüber, der gerade seine Arbeitsplatte aufzuwischen schien. Der Typ an der Bar saß immer noch dort. Heute war ein totaler Reinfall gewesen und er hatte sich lange nicht mehr so verzweifelt gefühlt wie heute. So lange hatte er auf diesen Tag gewartet, die Woche hatte gar nicht enden wollen und doch war nichts passiert. Wieder kamen ihm die Tränen hoch, doch er versuchte sie erneut zu unterdrücken. Er würde Yami nun zwei Wochen nicht wieder sehen. Er griff nach seiner Jacke und zog sie sich langsam an. Der Alkohol hemmte ihn inzwischen auch in diesen einfachen Bewegungen und als er aufstand, verwischte die Welt. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte man Steine draufgelegt und seine Beine waren wackelig. Unsicher kam er schließlich zum Stehen und begann, sich vorsichtig und langsam seinen Weg zur Tür zu bahnen. Das war es dann. Er hatte kein einziges Wort mit Yami wechseln können und verließ das Lokal, ohne ihn zu verabschieden. Der Tag hatte so schön werden sollen. Er ging durch die Tür und verließ damit das Pinta. Verließ Yami für die nächsten zwei Wochen. Es war schon tiefste Nacht und unglaublich kalt. Sofort fing er an zu frieren. Es konnte kaum noch schlimmer werden. Als er sich vom Pinta abwandte, um langsam zur Haltestelle zu laufen, musste er nach einigen Schritten wieder stehen bleiben und schloss die Augen. "Uuh.." Er öffnete sie schnell wieder, als es sich anfing zu drehen und fokussierte einen Punkt auf der Erde und starrte ihn an. Er schwankte und hielt sich deswegen an einer Laterne fest. Das war gar nicht gut. Yuugi blieb einfach stehen. Ob er noch ohne Probleme weiterkam? Er war sich nicht ganz sicher. Er atmete tief ein und aus. Und noch einmal. Und noch einmal. Und stand, leicht schwankend, ängstlich vor dem nächsten Schritt. Ihm war flau im Magen. Es fühlte sich so an, als versuchte sich etwas von unten seinen Weg nach oben zu schlagen und würde schon in der Kehle sitzen. Er schluckte. Bitte nicht. Ganz ruhig. Das wird schon. Einatmen, ausatmen. Die Haltestelle war gar nicht weit weg. Vielleicht sollte er als Ziel einfach erst einmal die nächste Laterne anvisieren. Aber er konnte sich einfach nicht mehr vom Fleck bewegen. Er atmete wieder tief ein. Und ging einen Schritt weiter. __________________________ Likör 43 hat 31% Vol. [der hier doppelt drin war] und der Creme de Banane, der auch im Peach 43 drin ist, ist ebenfalls ein Likör mit 6% oder so. Yuugi ist recht unerfahren mit Alkohol, deswegen hat ihn das schnell erwischt. Ich hoffe ich animiere hier niemanden, es Yuugi nachzutun. Erkennt eure Grenzen! Euer Körper wird sie euch zeigen. Yuugi war kurz vorm Stadium des Vollrausches, mit Erbrechen und allem drum und dran. *heutige Moral des Tages* Danke fürs Lesen, ich freue mich mega über jeden Kommentar und bis zum nächsten Kapitel ^^ PS: Hättet ihr etwas getan, und wenn ja was, wenn ihr die Kellnerin gewesen wärt? ^^ In meiner ersten Fassung hat sie versucht, Yuugi wieder aufzubauen. PPS: Vielen Dank für 3o Favoriten! Witzig, genauso viele Kommentare habe ich auch xD Kapitel 10: Unverhofft ---------------------- Kapitel 10: Unverhofft Unangenehme Helligkeit war das erste, was er durch seine Augenlider wieder sah. Er kniff seine Augen zusammen, stöhnte leise und drehte sich auf die andere Seite, doch von überall her kam beißendes, unerträglich helles Licht. Er spürte seinen Kopf dröhnen und es fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Jetzt, wo er wach wurde, spürte er auch, dass es in seinem Magen immer noch rumorte und sein Mund staubtrocken war. Er wäre am liebsten sofort wieder eingeschlafen, müde fühlte er sich sowieso, doch die einsetzenden Kopfschmerzen hinderten ihn daran. Er nahm nichts spezielles wahr, wollte es auch gar nicht und wollte eigentlich nur wieder einschlafen. Doch das Licht verdunkelte sich auf seinen Wunsch hin leider nicht, wenn er ruhig liegen blieb, hörte er sogar leise Vögel draußen zwitschern. Während er versuchte das alles zu ignorieren, fragte er sich, warum er das verdient hatte. Erinnerungsfetzen an letzte Nacht kehrten zurück und sofort versuchte er sie wieder zu verdrängen. Selbst für diese Gedanken fühlte er sich zu schwach und noch war er nicht bereit dafür. Er wollte einfach gar nichts wissen und döste vor sich hin, halb wach und halb schlafend, untätig darüber nachdenkend, wann er sich wohl demnächst bewegen sollte. So mit sich selbst beschäftigt realisierte er erst relativ spät, dass er in einem Bett lag. Während er die Augen immer noch geschlossen hielt, überlegte er träge und brauchte zugegebenermaßen recht lange dafür. Er musste es nach Hause geschafft haben. So ein Glück. Er musste den Zug noch erwischt haben, war an der richtigen Haltestelle ausgestiegen und nach Hause gegangen. Am Rande seines Bewusstseins spürte er, wie er immer noch seine Kleider trug, er musste sich einfach so ins Bett geworfen haben. Schließlich aber gab er es auf, eine angenehme Position zu suchen, in der das Licht nicht so hell war und machte seine verklebten Augen auf. Müde rieb er sie sich und wünschte sich, die Kopfschmerzen würden einfach auf magische Weise verschwinden. Er sollte bald etwas gegen seinen Zustand tun und setzte sich deswegen auf, wofür er einige Zeit brauchte. Er blinzelte und kniff seine Augen wieder zusammen, damit er etwas erkennen konnte. Langsam sah er sich in dem Zimmer um. Moment. Das hier... war nicht sein Zimmer. Es brauchte einen Augenblick, bis die Tragweite dieses Gedankens sein Gehirn erreichte. Er war in einem fremden Zimmer. Er wäre vor Schreck aufgesprungen, wenn sich sein Kopf nicht wie kurz vor dem Platzen angefühlt hätte. Okay, ganz ruhig. Stöhnend hielt er sich den Kopf und saß eine Weile ohne etwas zu denken da. Schließlich kam ihm in den Sinn, dass, wer ihn auch immer her gebracht, ihn wohl nicht entführt hatte. Dafür hatte er zu lang und zu bequem geschlafen. Er öffnete abermals seine Augen und untersuchte nun seine Umgebung. Im Gegensatz zu Yuugis Zimmer gab es hier keinen Futon, sondern ein richtiges Bett, das groß genug für zwei Personen war, aber mit nur einem Kissen und einer Bettdecke. Ihm Gegenüber war ein großer, länglicher, holzfarbener Schreibtisch, der recht viel Platz einnahm. Neben einem Rechner, Lautsprechern und einer Tischlampe fand er dort viel Papier, das recht ungeordnet herumlag. Ein Stuhl befand sich in einer Ecke, der bequem aussah und dazu einlud, sich hinzusetzen und ein Buch zu lesen. Recht große Fenster waren vorhanden, doch Yuugi sah nicht viel außer der oberen Ecke eines gegenüber liegenden Hauses und dem Himmel, der recht viel versprechend aussah. Ein typisch japanischer Wandschrank stand neben dem Bett und er konnte ebenfalls einen Schrank mit Büchern und vielen DVD-Hüllen entdecken. Auf der anderen Seite des Bettes war ein Nachtschrank mit einem Wecker, der ihm sagte, dass es kurz vor elf war. Am Rande seines Bewusstseins beruhigte ihn die Tatsache, dass dieses Haus augenscheinlich nicht aus Holz war, also konnte es nur aus Stahl sein. Erdbebensicher. Da es hier ein eigenes Bett gab, musste das das Schlafzimmer sein. Als Student war Yuugis erste Assoziation, dass diese Wohnung wohl ziemlich teuer sein musste. Normalerweise verschwand der Futon und das restliche Bettzeug nach dem Aufstehen in einem Wandschrank und danach wurde das leere Zimmer anderweitig genutzt. Hier schien es aber hinter der Zimmertür irgendwo auch ein Wohnzimmer zu geben. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie viel Miete diese Wohnung kostete, würde das auch wegen der immer noch herrschenden Kopfschmerzen erst einmal sein lassen und warf die Decke zurück. Langsam stand er auf. Seine Füße berührten Laminatfußboden. Die Schmerzen fuhren noch mal ihr ganzes Können auf und Yuugi musste kurz stehen bleiben und hielt sich den Kopf. Dann durchquerte er den Raum, dabei bedacht leise und langsam zu sein und öffnete die Tür. Vorsichtig sah er sich um. Er befand sich in einem kleinen Eingang, dessen vorderer Teil wie üblich etwas niedriger lag als der Rest der Wohnung, in dem man seine Schuhe abstellte. Er konnte seine Jacke an einem Kleiderhaken sehen. Er schaute sich nach den Schuhen um; Nur zwei Paar, eins davon seines. Zwei andere Räume gingen von diesem ab, eines mit einer Tür, das andere hatte eine Schiebetür nach japanischer Art. Von dort konnte er nun leise Musik wahrnehmen. Er schluckte kurz, dann lief er die wenigen Schritte dort hin und schob die Tür langsam auf. "Ah, guten Morgen, Yuugi", begrüßte ihn eine wohl bekannte Stimme und hätte er gerade nicht so ein phänomenal schlechtes Reaktionsvermögen gehabt, hätte er nun erschrocken die Augen aufgerissen und wäre womöglich in Ohnmacht gefallen. So aber starrte er nur verständnislos ins Zimmer. Dort saß er. Auf dem Boden, vor einem niedrigen Tisch und trank aus einer Dose. "Na, wie geht's? Was macht der Kopf?", fragte Yami und lächelte ihn milde an. Yuugi starrte ihn immer noch an. "Ich, ähm.. er schmerzt ziemlich..", erwiderte er schließlich dumpf. "Das Bad ist links neben dem Zimmer, aus dem du gekommen bist. Ich habe dir da ein Glas Wasser und eine Schmerztablette hingestellt. Du kannst auch gern duschen gehen. Handtuch liegt schon bereit." "Ähm.. danke..", sagte er, plötzlich verlegen und noch nicht ganz begreifend, aber immer noch mit schmerzendem Kopf, "Aber.. wie bin ich denn.." Yami lächelte. "Geh erst mal duschen. Dann können wir reden." Yuugi nickte nur, machte die Schiebetür wieder zu und ging in das Bad. Er schloss die Tür hinter sich und starrte auf den Boden. Er war bei Yami. Er musste ihn hier her gebracht haben. Oh Gott, er war bei Yami Zuhause! Stimmt, wenn er es sich recht überlegte, kehrten die Erinnerungen zurück, nachdem er das Pinta verlassen hatte. Er versuchte nachzudenken, obwohl seine Kopfschmerzen dagegen waren. Stimmt, gestern.. hatte er Yami gesehen.. Er stöhnte. Lieber nicht zuviel nachdenken. Er klatschte sich seine Hände sacht gegen seine Wangen und versuchte so, wieder etwas wach zu werden. Er schaute nach oben und erkannte ein typisches Badezimmer. Es war weiß gekachelt, mit ein paar Holz-Elementen und ein bisschen Dekoration. Eine Schiebetür trennte den vorderen Bereich vom Badeteil ab. Er seufzte, während er anfing, seine Kleider auszuziehen. Ein Bad hätte jetzt gut getan, aber er wollte Yami nicht zu lange warten lassen. Yami. Er wurde ein Stückchen wacher. Er duschte bei Yami! Er war bei Yami Zuhause! Bevor er aber duschte, sah er über einem Waschbecken einen Spiegel, vor dem er sich hinstellte und erschrak fürchterlich. So hatte er ihn gesehen?? Er hatte ganz kleine, verquollene, verklebte Augen, noch wilder abstehende Haare als sonst und generell war sein ganzes Gesicht vollkommen zerknautscht. Er hatte noch Abdrücke, die die Falten des Kissens in seinem Gesicht hinterlassen hatten und zwei seiner blonden Strähnen hatten einen Knick mehr als sonst, der nach außen zeigte. Er starrte sich eine Weile fassungslos an und hätte wohl dramatisch seinen Kopf in seine Hände gelegt, doch die Kopfschmerzen versagten ihm auch dies. Und Yami hatte natürlich toll wie immer ausgesehen. Unter dem Spiegel war ein kleines Brett angebracht, auf dem er das versprochene Glas Wasser und eine Tablette fand. Er überlegte nicht lange und nahm das Zeug sofort. Er mochte Tabletten zwar nicht sonderlich, aber hiernach würde es ihm besser gehen. Obwohl er es besser wusste, ließ er das Glas zur Hälfte wieder stehen. Er hatte zwar einen trockenen Mund, aber einfach keinen Durst. Danach zog er sich aus, ging durch die Schiebetür und schloss sie hinter sich, setzte sich auf den üblichen Hocker und ließ das Wasser durch die knapp über dem Fußboden angebrachte Dusche an. Er hielt sich den Strahl direkt ins Gesicht, um wach zu werden und seine Sinne zu beleben und hoffte, dass er nach dem Duschen besser aussehen würde. Seine Haare wurden dabei etwas nass, aber das war Yuugi herzlich egal. Viel eher nahm er behutsam ein Duschgel in die Hand und betrachtete es eine Weile. Kurz sah er sich noch mal um, ob es vielleicht noch ein anderes gab, was tatsächlich der Fall war. Er sah wieder auf das Duschgel in seiner Hand, öffnete den Verschluss und roch daran. Eine Gänsehaut überkam ihn und er verharrte kurz. Das war Yamis Geruch. Er roch noch einmal daran. Das tat Yami direkt auf seine Haut. Genau hier, während er duschte. Yuugi wurde knallrot, schloss es wieder, nahm das andere Duschgel und versuchte das Einseifen kürzer als sonst zu halten. Schließlich war er fertig, drehte den Wasserhahn zu und trocknete sich ab. Er fühlte sich ein wenig besser und Gedanken an gestern kamen wieder. Wie schlimm musste es mit ihm gewesen sein? Er hatte sich vollkommen unterschätzt. Stimmt, da war dieser Mann gewesen, der den ganzen Abend am Tresen gesessen hatte. Yuugi wusste immer noch nicht, ob und wie Yami ihn kannte. Ein Stich der Traurigkeit durchzuckte ihn. Aber das war jetzt egal, er war hier, in seiner Wohnung! Er schluckte. Die Aufregung war ein besserer Wachmacher als alles andere, obwohl es zugegebenermaßen etwas dauern würde, bis er heute wieder auf der Höhe war. Er rechnete, obwohl es die Kopfschmerzen verschlimmerte. Es waren vielleicht zehn Stunden vergangen, seitdem er das Pinta verlassen hatte. Das Gift konnte noch nicht ganz aus seinem Körper sein. Während er darüber nachdachte, versuchte er seine Haare zu ordnen, was ihm nur halbwegs gelang. Als er sich wieder anziehen wollte, merkte er, dass sein Oberteil fehlte und mit etwas anderem ersetzt worden war. Er starrte darauf. War Yami etwa hier drin gewesen, während er geduscht hatte?? Er wirbelte herum, was ihm jedoch nicht gut tat. Außerdem hätte er gewusst, dass man durch die Schiebetür nichts sehen konnte, wenn er nur kurz darüber nachgedacht hätte. Er hielt sich leise stöhnend den brummenden Kopf und griff nach dem Oberteil. Es war ein einfaches, weißes Hemd. Er hielt es sich an die Nase und roch daran. Er schloss die Augen und atmete noch einmal tief ein. Es roch gut.. Wieder wurde er rot und zog es schnell von seinem Gesicht weg. Seine Kopfschmerzen straften ihn, weil er anscheinend noch immer nicht verstanden hatte, dass eine schnelle Bewegung gerade nicht die beste Entscheidung war. Dennoch musste er den Geruch einfach einatmen. In der Cocktailbar hatte er noch nie wirklich Yami.. gerochen. Jetzt erfüllte ihn plötzlich von überall her dieser Geruch. Und es duftete.. Da er sowieso keine andere Wahl hatte als es anzuziehen, verließ er mit einem ihm etwas zu großen Hemd das Bad. Es war an den Ärmeln und den Schultern etwas zu lang, aber wenn er die Ärmel einmal umkrempelte, sah es ganz gut aus. Als er wieder in Yamis Wohnzimmer kam, hatte dieser inzwischen seinen niedrigen Tisch mit Essen gedeckt. "Steht dir", begrüßte Yami ihn nun grinsend. Yuugi, der nun etwas erfrischter und aufnahmebereiter war, wurde wieder rot um die Nase. "Danke für das Hemd.." "Kein Problem", antwortete er einfach. Yuugi hatte nun etwas Zeit, sich auch dieses Zimmer anzuschauen. Von hier ging noch eine kleine Küche ab, die Yuugi so winzig wie seine eigene vermutete. Das Zimmer war mit Reisstrohmatten belegt. Er zählte die üblichen sechs Stück, womit klar war, dass das Zimmer etwa zehn Quadratmeter groß war. Er konnte einen recht großen Fernseher ausmachen, der gerade leise Musik spielen ließ und in einer Anbauwand eingelassen war. Dieses europäisch anmutende Stück stand im interessanten Kontrast zu der restlichen japanischen Einfachheit des Zimmers. Eine einzelne kleine Pflanze stand in der Ecke, die aber gerade etwas verkümmerte. Zuletzt fiel ihm ein Futon mit derselben Bettdecke wie im Schlafzimmer auf, der in einer Ecke lag und nur halbherzig zusammengerollt war. Yami musste die Nacht hier verbracht haben. Sofort beschlich Yuugi ein schlechtes Gewissen. Yuugi setzte sich in den Schneidersitz auf ein Sitzkissen und betrachtete das Essen vor ihm. Es war ein normales Frühstück, wie er es gewohnt war und sah wieder zu Yami rüber. "Tut mir Leid, ich habe nur diesen Tisch", sagte Yami. "Das ist schon in Ordnung.. aber.. ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, das alles zu essen..", antwortete Yuugi, der überhaupt keinen Hunger verspürte und eher das Gefühl hatte, er müsste sich übergeben, wenn er davon etwas aß. "Frühstück hilft aber gegen den Kater", erwiderte er grinsend. Er stellte seine Dose, an der er immer noch trank, weg. Yuugi erkannte, dass es sich um Kaffee handelte. Währenddessen wurde Tee in Yuugis Tasse gegossen. "Früchtetee. Hab mir sagen lassen, dass das auch helfen soll. Ich weiß zwar nicht, warum ausgerechnet Früchtetee, aber Trinken ist generell nie falsch." "Du musst das nicht..", setzte Yuugi an, doch Yami sah ihn zum ersten Mal mit einem dermaßen ernsten Gesichtausdruck direkt in die Augen, das Yuugi sofort verstummte. Kurze Zeit sagten beide nichts, in der Yami ihm die Tasse fertig einschenkte. "Hör mal, Yuugi, du wirst dir diese Gedanken sicherlich schon selbst gemacht haben, da bin ich mir sicher, deswegen werde ich mich kurz halten, aber ich will, dass du es noch mal laut hörst", fing Yami nach einer Weile in einem ernsten Ton an und lehnte sich etwas weiter hinter an seine Zimmerwand. "Was du letzte Nacht gemacht hast, war falsch und unvorsichtig. Was hätte dir alles passieren können! Du konntest ja nicht mal mehr einen Schritt tun! Ich glaube nicht, dass du es noch nach Hause geschafft hättest, so wie du getorkelt bist. Am Ende hättest du dich mitten in der Nacht und in der Kälte in eine Ecke gesetzt und wärst dort eingeschlafen. Mach das bitte nicht noch mal." Yuugi sah ihn zerknirscht an. Er hatte ja recht. Ja, natürlich hatte er recht! Er war dumm gewesen und hatte mehr Alkohol getrunken, als ihm gut tat. Trotzdem beschlich ihn das Gefühl, dass Yami gern ein bisschen besserwisserisch war. Nichtsdestotrotz konnte Yuugi nicht abstreiten, dass er genau das auch schon gedacht hatte. Er schluckte. "Tut mir Leid." "Wieso entschuldigst du dich bei mir? Du bist doch der Leidtragende", sagte Yami seufzend und stellte seine Dose wieder ab, deren Klang sich so anhörte, als hätte er sie bald ausgetrunken. "Und jetzt trink bitte." Yuugi schauderte. Seine Stimme. Er hatte so enttäuscht geklungen. Yami war sauer auf ihn! Das war noch schlimmer als der Kater! Er biss sich auf die Unterlippe und nahm seine Tasse Tee in die Hand. Sein Kopf dröhnte immer noch. Er musste endlich etwas dagegen tun. Doch das Gefühl, Yami enttäuscht zu haben, wog schwer. Das hatte er doch nicht gewollt! Das wäre nicht passiert, wenn dieser Kerl... Ach, was machte er sich eigentlich vor. Er ganz allein war Schuld daran, dass er sich so hatte voll laufen lassen und niemand sonst. Das ein Platz in einer Bar besetzt gewesen war, war kein Grund, so dermaßen viel zu trinken. Yami hatte ihn mit zu sich schleppen müssen, in seinem Rausch, in dem er nichts mehr mitgekriegt hatte. Er hatte ihm unglaubliche Probleme bereitet. Yami hatte ihn in seinem Bett schlafen und sein Bad benutzen lassen und anstatt ihn einfach wieder raus zu werfen, machte er ihm Frühstück. Yami hatte vollkommen recht, er durfte das nicht wieder tun. Er fühlte sich schlecht. Und ihm war schlecht. Yami betrachtete ihn, während er nach unten starrte und an seinem Tee nippte, der inzwischen fast auf trinkbare Temperatur heruntergekühlt war. Yami winkelte ein Bein an und legte seinen Arm darauf ab, deren Hand wieder die Dose hielt. Er seufzte wieder. "Also, Yuugi, jetzt sag doch mal. Warum bist du nicht vor an die Bar gekommen?", fragte Yami dann und klang wieder viel sanfter. "Warum hast du dich an einen Tisch gesetzt?" Yuugi schluckte. "Ich.. da war dieser Mann.." "Ja und?" "Ich wollte euch nicht stören.." Yami seufzte erneut. "Das dachte ich mir schon. Dabei wäre es gar nicht schlimm gewesen, wenn du dich neben ihn gesetzt hättest", sagte er und ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. "Immerhin waren wir verabredet, oder?" So hätte Yuugi es nicht beschrieben, aber er hatte auch noch ein zu schlechtes Gewissen, um sich über diese Formulierung zu freuen. Yami zog ihn wohl einfach ein bisschen auf. "Tut mir Leid.." "Schon gut. Ich bin dir doch nicht böse, Yuugi. Na klar, du hast mehr getrunken, als dir gut tat. Und ich möchte noch einmal sagen, dass ich das nicht gut fand. Aber deswegen bin ich sicher nicht sauer auf dich." Yuugi schluckte und ein kleiner Stein fiel ihm vom Herzen, oder besser ein Teil des Steins. Also war doch nicht alles verloren? "Wer.. wer war er?", fragte er dann. Er spürte langsam, wie die Kopfschmerzen nachließen. Die Tablette musste endlich anfangen zu wirken. Erleichtert konnte er sich nun anfangen besser zu konzentrieren. "Er heißt Kaiba. Wir waren auf derselben Uni. Er hat mich besucht und wir haben ein bisschen über alte Zeiten geredet", antwortete Yami dann. "Alte Zeiten?", fragte Yuugi zurück. "Ja. Bevor wir Freunde wurden, haben wir uns nicht sonderlich gemocht", sagte Yami und grinste nun wieder leicht, "Ich habe ihn immer in allen möglichen Spielen geschlagen, das hat an seiner Ehre gekratzt." Yuugi sagte daraufhin nichts mehr. Vielleicht, weil er es gar nicht hören wollte. Er trank nun zügig seinen Tee und schenkte sich bald darauf wieder etwas ein. Yami lächelte nur leise. "Wie.. sind wir gestern hierher gekommen?", fragte er dann. "Ich hab dich auf der Straße gesehen, als ich gerade Dienstschluss hatte und nach Hause laufen wollte. Wir sind gar nicht weit vom Pinta entfernt, vielleicht zwanzig Minuten Laufweg. Da ich nicht wusste, wie ich dich nach Hause bringen sollte und es sehr spät war, hab ich dich lieber mit zu mir gebracht. Du warst erstaunlich einfach mitzunehmen, zumindest musste ich dich nicht tragen", sagte er dann und grinste wieder leicht. Yuugi sah ihn unbehaglich an. "Also.. habe ich dir keine Umstände gemacht..?" "Nein", antwortete er ruhig, "Du hast mich erkannt und dich einfach mitziehen lassen, bist mir gefolgt und du bist auch nicht über eine Treppenstufe gestolpert", fügte er lächelnd hinzu. "Wie spät war es?" "Als wir hier ankamen? Ich weiß nicht, wahrscheinlich gegen zwei Uhr. Ich habe halb zwei Feierabend, meistens komme ich aber etwas später raus." Yuugi sah ihn einen Augenblick an. Er war um zwei in Yamis Bett gefallen und hatte bis kurz vor elf geschlafen. Das war ganz schön lang. "Vielen Dank", sagte er dann und ließ seine Hände mit der Teetasse in seinen Schoß sinken, "Vielen Dank für deine Hilfe. Ich.. weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann.." Yami lächelte. "Schon gut. Du musst es nicht wieder gut machen." Yuugi zog eine Schnute, was Yami wieder leise lachen ließ. "Ich merke es mir für später. Vielleicht fällt mir ja etwas ein", sagte er dann doch. Yuugi sah erstaunt auf. Er merkte es sich für später? Es gab ein später? Sie würden sich auf jeden Fall wieder sehen? Der restliche Stein fiel von Yuugis Herzen. Er war nicht sauer auf ihn und Yami hatte sich nicht darüber geärgert, einen Betrunkenen mitnehmen zu müssen. Das war mehr, als Yuugi erwartet hatte. Er betrachtete ihn und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Plötzlich wurde ihm mit unerwarteter Klarheit bewusst, dass er hier mit Yami an seinem Tisch saß und frühstückte. Er starrte Yami an, als würde er ihn auf einmal in einem anderen Licht sehen. Sie saßen hier an einem niedrigen Tisch, kein Tresen zwischen ihnen, Yami quasi zum Greifen nah, Yuugi hätte nur seine Hand ausstrecken müssen. Yami hatte seine normale Kleidung an, nicht das Hemd mit dem Logo des Pinta, sondern ein dunkelblaues Shirt, welches seine Figur schön betonte, eine dunkle Hose, augenscheinlich aus Leder, und seine Haltung, diese Haltung! Vollkommen locker und gelassen lehnte er an der Wand, ein Bein angewinkelt, das andere unten auf dem Boden. Yuugi schluckte. Yami war so cool. Zudem stieg ihm auch wieder der Geruch von Yami in die Nase, der in seiner ganzen Wohnung herrschte. Es musste sein Waschpulver oder der Weichspüler sein, was hier so roch. Er dachte wieder an das Duschgel in seinem Bad und errötete leicht. Er wandte seinen Blick ab, damit es nicht so aussah, als würde er ihn wieder anstarren, beugte sich vor und griff trotz das er keinen Hunger hatte nach einer Schüssel Reis. Immerhin hatte er nicht mehr so starke Kopfschmerzen. Sie fühlten sich jetzt eher wie ein dumpfer Schatten dessen an, was er vor einer Stunde noch verspürt hatte. Auch Yami nahm sich nun eine kleine Schüssel und ein Stück des gegrillten Fisches und begann zu essen. Yuugi sah sich wieder im Raum um, während er langsam kaute. Es entstand eine Stille zwischen ihnen, die er zunächst unangenehm fand. Yami hatte zwar gesagt, dass er ihm nicht böse war, aber enttäuscht war er dennoch. Während sie schweigend aßen, schaute Yuugi immer mal wieder kurz zu ihm hin. Beim dritten Mal bemerkte Yami es, schaute zurück und lächelte leicht. Yuugi lächelte ebenfalls und sah dann schnell wieder runter. Seine Kopfschmerzen ärgerten ihn inzwischen nicht mehr so sehr, dafür verschluckte er sich fast an seinem nächsten Bissen Reis. Er war immer noch nicht ganz auf der Höhe. "Sag mal, Yuugi, du hast mir damals nicht erzählt, in was du gut bist", sagte Yami dann und sah Yuugi von der Seite an. Yuugi starrte zurück. "Was?", fragte er. "Du hast erzählt, dass du etwas gefunden hast, in dem du gut bist und deswegen deine Selbstwertschätzung stieg. Was ist es?", fragte Yami und nahm wieder einen Bissen Reis. Yuugi sah ihn überrascht an. Daran konnte er sich noch erinnern? "Ach so. Na ja, ähm..", druckste er nun wieder herum. Er hätte nicht gedacht, dass er ihm das so sagen würde. Kurz überlegte er, ob er ihm das sagen sollte. Ob er es seltsam finden würde? "Ich habe eine ganze Zeit lang Videos gemacht." Yami blinzelte. "Was für Videos?" "Na ja, ganz verschiedene", antwortete Yuugi etwas nervös, "Viele Musikvideos, Videobearbeitung, reale Videos, bin mit meiner Kamera draußen rum gelaufen und hab daraus was gebastelt. Ich habe Geschichten damit erzählt, Fantasy, Humor, Drama, alles mögliche, mit der Zeit auch mit vielen Effekten in der Nachbearbeitung. Zwischendurch auch Videos zu Serien, die ich toll fand. Ich hab mich dann schließlich in einer Richtung spezialisiert." "Das klingt toll. Hast du sie online gestellt?" "Ja", antwortete Yuugi, nachdem er wieder einen Bissen genommen hatte. Er schien nun etwas freier zu werden. "Anfangs einfach nur so. Ich hatte mir nichts dabei gedacht. Aber viele fanden die Videos toll..", sagte er dann, wurde etwas verlegen und freute sich zugleich, dass er Yami sagen konnte, dass er etwas hatte, in dem er aufging. "Ich habe mich auch ziemlich ausprobiert. Ich konnte auch gut Websites gestalten und habe es für einige aus meiner Klasse gemacht, obwohl ich nicht weiß, ob sie sie heute noch nutzen. Na ja, einige fanden das auch langweilig." Yami lächelte über seine letzte Bemerkung nur. "Du schreibst also Programme?" "Nein", sagte Yuugi sofort, "Nein, in Informatik bin ich wirklich schlecht. Ich hatte eine Software, die es mir recht einfach gemacht hat. Es war, denke ich, eher der gestalterische Aspekt." "Du hattest also viele Fans?" Yuugi errötete. "Als Fans würde ich sie nicht bezeichnen.." Yami lächelte. "Du kannst mir bei Gelegenheit ja mal ein paar Videos zeigen." Yuugi sah ihn an und wäre fast explodiert vor Stolz. Yami wollte seine Arbeiten sehen! Er hatte tatsächlich viel Zeit investiert und hatte einiges gegeben, damit er nach und nach besser wurde. "Machst du es jetzt noch?", fragte Yami dann. "Nein.. ich glaube, ich habe einfach keine Ideen und keine Zeit mehr gehabt und dann ist die Sache liegen geblieben", sagte Yuugi dann auch und nahm einen weiteren Bissen, "Es kamen dann die Aufnahmeprüfungen für die Uni. Die Leute, die mich abonnierten, wissen inzwischen auch, dass ich eingeschlafen bin." "Warum machst du das nicht zum Beruf?", fragte Yami nach einer kurzen Pause weiter, "Es wäre doch schade, wenn du das nicht nutzen würdest." "Nein, Yami..", sagte Yuugi und sah ihn seltsam ruhig an, "Das geht nicht. Ich habe darüber nachgedacht. Aber der kreative Bereich, egal welcher, ist immer umkämpft und du musst immer der beste sein, damit die Leute dich bemerken. Das ist mir zu viel Druck. Ich.. war dieser Herausforderung nicht gewachsen." Kurz sah Yami ihn einfach nur an und in seinem Gesichtsausdruck veränderte sich etwas. "So etwas solltest du nicht sagen. Solange du den Willen dazu hast, kannst du alles erreichen." Yuugi sah ihn leicht verwundert an. "Wie meinst du das?" "So, wie ich es sage." Yuugi zog kurz einen Schmollmund, den Yami wieder lächeln ließ. Das er sich auch immer so vage ausdrückte! "Man könnte sagen, dass ich in solch einem Beruf arbeite." Yuugi starrte ihn kurz an und ließ diese Worte sacken. Er meinte damit nicht die Arbeit beim Pinta, oder? Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er schon von Anfang an sagte, dass er nicht Vollzeit als Barkeeper arbeitete. Warum hatte er Yami eigentlich nie gefragt, was er sonst so den Tag über tat? "Was ist das für ein Beruf..?" Yami lachte. "Ich bin Architekt." Wieder starrte Yuugi ihn kurz an. "Architekt?" "Ja." "Das.. ist tatsächlich umkämpft, schätze ich", gab er dann zu, sah ihn aber nun fasziniert an. Er war also ein Architekt? Er betrachtete ihn. So wie er hier saß, konnte sich Yuugi diesen Beruf schwer an Yami vorstellen. Gleichzeitig wurde ihm jedoch klar, dass er sich Yami bis jetzt nur als Barkeeper vorgestellt hatte. "Das heißt also, ich könnte dich mit dem Bau meines Hauses mit Garten betrauen?", fragte Yuugi dann interessiert. Yami lachte. "Der Bau weniger, die Planung schon. Landschaftsarchitektur war aber nie so mein Ding und hab das im Studium versucht schnell hinter mich zu bringen", antwortete er grinsend. "Landschaftsarchitektur? Ich dachte Architekten beschäftigen sich mit Häusern", fragte Yuugi verwundert. "Auch. Aber es gibt noch viel mehr, was man als Architekt wissen muss. Geometrie und Mathe ist nur ein Teil davon. Es geht auch um künstlerisches Arbeiten, Gestaltungslehre, um Baukonstruktionen, Tragewerke, Baustoffe, Pflanzenkunde, Städtebau, ich hatte Vorlesungen zu Botanik, Kommunikationstechnologie und natürlich Erdbebensicherheit." Yami überlegte und sah konzentriert aus. "Es gab sogar Gartendenkmalpflege, Naturschutzstrategien und Ökofaunistik - frag mich nicht, was das ist, da musste man nicht hin, hab mir nur den Namen gemerkt", sagte Yami weiter und grinste wieder. "Aber es hat wohl was mit Umwelt und Tier zu tun." Yuugi starrte ihn an und er wurde ein bisschen ehrfürchtig. "Das hört sich irgendwie schwer an", sagte er schließlich. "Ich weiß nicht. Mir hat das Studium sehr viel Spaß gemacht, deswegen habe ich mich gerne damit beschäftigt. Mir gefiel, dass es so abwechslungsreich war, es ist technisch, theoretisch, aber auch künstlerisch und ökologisch. Ich wusste auch schon früh, dass ich das studieren möchte", erwiderte Yami. Yuugi sah ihn überrascht an. Er schien wohl jemand zu sein, der sich für viele Dinge gleichzeitig interessierte. "Was genau machst du denn?", fragte Yuugi dann neugierig, während er einen weiteren Bissen nahm. Yami nahm seinerseits wieder seine Dose in die Hand. "Zurzeit bin ich bei einem Architekturbüro für Innenarchitektur. Tatsächlich wollte ich da auch immer gerne hin. Es gibt ja viele Aspekte der Architektur, aber das hat mich immer am meisten interessiert." "Und das schaffst du neben der Arbeit im Pinta?", fragte Yuugi. "Na ja, manche Tage sind anstrengender als die anderen. Im Büro bin ich jeden Tag, Cocktails mixe ich nur an drei Tagen die Woche, da werden es dann schon mal bis zu zehn Stunden insgesamt. An anderen Tagen sind es nur vier Stunden." Yuugi sah ihn verblüfft an. Er arbeitete also gar nicht jeden Tag im Pinta! Es wäre also sinnlos gewesen, wenn er in der Woche hingegangen wäre. "Wahnsinn. Seit wann wusstest du denn, dass du Architekt werden möchtest?" "Das muss gegen Ende der Mittelschule gewesen sein", sagte Yami. Yuugi starrte ihn an. Damit konnte er maximal 15 Jahre alt gewesen sein! Das war wirklich früh. "Meine Eltern sind mit mir damals in Europa gewesen, in Rom um genau zu sein und wie es sich für einen Touristen gehört, haben wir uns das Kolosseum angesehen", sagte Yami, "Es war beeindruckend. Es ist wahnsinnig riesig, weißt du, fast 200 Meter lang. Mein Vater hatte sich auf die eine Seite, meine Mutter und ich quer auf die andere Seite in die Sitzreihen gestellt und wir haben uns verstanden, als würden wir eine Armlänge voneinander weg stehen. Aber nicht nur die Akustik war beeindruckend. Wie die Sitzplätze angeordnet waren, wie die Arena aufgebaut war, das System der Eingänge, das System unterhalb der Arena mit Falltüren, Aufzügen und Versorgungsschächten, das alles habe ich damals nicht begriffen, aber es ist eine architektonische Meisterleistung." Yuugi hatte aufgehört zu kauen und sah Yami einfach nur an. Das hörte sich irgendwie wunderschön an, wenn er das so beschrieb, dabei handelte es sich "nur" um ein Gebäude. Aber wie Yami davon erzählte.. er nahm Yuugi mit seiner Darstellung irgendwie mit. "Danach hab ich mich früh informiert, was es für Universitäten mit welchen Aufnahmeprüfungen gibt und habe mich neben der Schule dafür vorbereitet." Yuugi verschluckte sich plötzlich und fing an zu husten. "Was?", prustete er los und klopfte sich auf seine Brust, "Du hast neben der Oberstufe.. hast du kein Zwischenjahr eingelegt?" "Nein, ich bin direkt von der Schule zur Uni weiter", sagte Yami lächelnd. Yuugi starrte ihn an. Wie hatte er das geschafft!? Die Oberschule war unglaublich stressig gewesen, man hatte kaum Zeit gehabt mal mit Freunden irgendwo hin zu gehen, nicht mal ein kurzer Parkbesuch war drin gewesen und er hatte nebenbei noch für die Aufnahmeprüfungen gelernt? Yuugi war ein Jahr Zuhause geblieben, damit er das Pensum für die Aufnahmeprüfungen hatte schaffen können! Und da war er noch gut gewesen, einige hatten auch zwei Jahre gebraucht. "Sieh mich nicht so an", sagte Yami lachend, "Es ist nicht so, dass ich Jahrgangsbester war und ich Langeweile hatte. Das war durchaus eine anstrengende Zeit und hat mir viel abverlangt. Aber das war es mir wert. Das Leben fängt sowieso erst im Studium an." Diese Aussage verwirrte Yuugi, aber irgendwie verstand er auch, was Yami sagen wollte. Viel mehr war er aber immer noch damit beschäftigt, zu verkraften, dass Yami anscheinend einfach anders war als er und seine damaligen Mitschüler. "Möchtest du mir noch irgendetwas verrücktes erzählen? Zum Beispiel wie du den Mond besucht hast?", fragte er dann zweifelnd. Yami lachte daraufhin nur und nahm wieder einen Bissen von seinem Fisch, der inzwischen fast aufgegessen war. Yuugi erinnerte sich an etwas zurück, was Yami ihm erzählt hatte. Vielleicht war auch sein Zielbewusstsein Grund dafür gewesen, dass die anderen aus seiner damaligen Klasse nicht so viel mit ihm unternommen hatten? Aber er würde das nicht wieder aufgreifen. Yuugi lachte leise. Yami betrachtete ihn kurz lächelnd "Warum lachst du?" "Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich dir nicht als Architekt vorgestellt habe", antwortete er dann auch, "Ich dachte eher an so etwas wie Sänger einer Band oder so, nicht an so etwas bodenständiges." "Was hat dich das denken lassen?", fragte Yami grinsend. Yuugi ließ seinen Blick kurz über Yamis Körper schweifen, richtete seinen Blick dann jedoch schnell wieder auf Yamis Augen. "Dein.. Aussehen vielleicht?" Yami fing an zu lachen. "Du meinst, mir steht der draufgängerische Rockstar besser als der Büroangestellte?" Yuugi wurde rot. "Zumindest glaube ich, dass du dich auf einer Bühne gut bewegen könntest.." "Gut bewegen, aha", erwiderte Yami und sein Grinsen wurde ein Stück breiter. Wo ritt er sich da wieder rein!? Yuugi verspürte plötzlich den Drang, Yami sein Sitzkissen an den Kopf zu werfen und sich gleichzeitig darunter zu verstecken. "Yami! So meinte ich das nicht!", rief er. "Wie meintest du es denn?", fragte Yami zurück. Yuugi sah, wie seine Augen funkelten. Anscheinend war er nicht nur besserwisserisch, sondern ärgerte Yuugi auch gern. Yuugi zog einen Schmollmund. "Könntest du es denn?", fragte er stattdessen, "Dich auf einer Bühne bewegen?" Yami zwinkerte ihn an. "Vielleicht findest du es irgendwann heraus." _____________________ Ich höre zur Zeit Pharao's Throne von LittleKuriboh und mich hat's so weggeschmissen als ich Yami im Hintergrund "I'm handsome" singen hören habe und ich gleichzeitig beschrieb, wie Yami in seiner coolen Pose dasitzt. xD I'm handsome - good to be the king - I'm handsome *auf Stuhl rumwackel* xD Was für ein langes Kapitel. Das nächste wird auch noch lang. Ich hoffe mich packt wieder die Muse, denn weiter hab ich noch nicht geschrieben und ich fühle mich immer etwas unter Druck, wenn ich keinen Puffer habe xD;; Ich freue mich wie immer wahnsinnig über jeden Kommentar! Bis zum nächsten Kapitel ^^ Kapitel 11: Momente ------------------- Kapitelnamen. x_X Schrecklich. Meine Prüfungen sind rum. Also geht es gleich weiter ^^ Kapitel 11: Momente Yuugi sah schnell nach unten und wie immer, wenn er nicht antworten wollte, flüchtete er sich darin, zu essen oder zu trinken. Er versuchte schnell das Bild loszuwerden, welches ihm nun vorschwebte. Na ja, so aß er immerhin etwas. "Also, ich dachte daran, nach dem Frühstück noch etwas raus zu gehen, damit du ein bisschen frische Luft schnappen kannst. Halb acht muss ich dann auf Arbeit, aber bis dahin ist es ja noch ein bisschen", sagte Yami dann aufgeräumt und schaute auf eine Wanduhr. Inzwischen war es kurz nach zwölf. Yuugi sah verwundert wieder auf. Hatte.. hatte er gerade gesagt, wie er den restlichen Tag gestalten wollte? "Ich, oh, äh.. wo möchtest du denn gern hin?", fragte er dann etwas überrumpelt. Er hatte damit gerechnet, dass er nach dem Frühstück aufgefordert wurde zu gehen. Damit hätte er auch absolut kein Problem gehabt, immerhin hatte er Yami wirklich einige Unannehmlichkeiten bereitet. Nun die Option zu haben, mit Yami den restlichen Tag verbringen zu können, überforderte ihn etwas, gleichzeitig aber machte es ihn plötzlich unglaublich glücklich. "Hm, ich dachte an nichts anstrengendes, da du sicher noch nicht auf der Höhe bist, aber eine genaue Vorstellung habe ich auch nicht", antwortete Yami dann und Yuugi sah ihn zum ersten Mal etwas verlegen lächeln. Das sah wirklich süß an ihm aus. Gleichzeitig versuchte er seine Freude zu verbergen. Er wurde nicht rausgeschmissen! Er konnte sogar mit Yami den Tag verbringen! Das war zu schön um wahr zu sein. Ob er das nicht nur machte, weil er mit Yuugi Mitleid hatte? "Aber du hast doch sicherlich noch etwas zu tun..? Ich möchte dir nicht zur Last fallen", sagte Yuugi, doch der angesprochene schüttelte den Kopf. "Schon gut. Tatsächlich steckt auch der egoistische Wunsch dahinter, dass du mit mir einkaufen gehst", erklärte er dann lächelnd, "Wenn du noch hier bleibst, brauchen wir nämlich etwas zu essen." Yuugi hatte Schwierigkeiten, nicht vor Freude zu platzen. Er konnte den Tag mit ihm verbringen! Kurz fiel ihm seine Prüfung ein, die nächste Woche anstand, doch er verdrängte das. Er hatte sich genug darauf vorbereitet! "Ich gehe gern mit dir einkaufen", sagte er freudig. Yami lächelte ihn an. "Stellt sich nur die Frage, was wir kochen wollen." Yuugi sah ihn einen Moment an. Was sie kochen wollten? Dann wurde er wieder verlegen. "Ach so, ja, wenn wir etwas essen wollen, müssen wir es ja auch zubereiten..", nuschelte er vor sich hin. Na toll. Er konnte doch gar nicht kochen! Yami wies auf seinen Teller, aber Yuugi schüttelte den Kopf. Er war wirklich satt. "Tja, also.. ich schätze, das würde ich dir überlassen..", sagte er vage. Yami fing plötzlich an zu lachen. "Kochen ist wohl nicht so deins?", fragte er lächelnd, während er nun anfing, Schüsseln und Teller zusammen zu räumen. Yuugi wurde wieder rot. "Nicht wirklich", gestand er nuschelnd. Yami sah ihn wieder leicht amüsiert an. "Keine Sorge, das kriegen wir schon hin. Also, was fällt dir denn so ein?" "Ähm..", machte Yuugi nur, "Wie wäre es mit.. Anpan?" "Aha, Cocktails sind nicht das Einzige, was du süß magst?", fragte Yami nur amüsiert zurück, während er aufstand und das Geschirr wegbrachte. "E-es geht auch Pizza, oder.. Ramen", sagte er und versuchte sich etwas aus den Fingern zu saugen. Die Frage hatte ihn überrumpelt. "Hm, Ramen hatte ich schon lange nicht mehr", hörte er Yami aus der Küche sagen. "Wirklich? Ich esse viel Ramen", antwortete Yuugi und vernahm wieder Yamis Lachen. Er seufzte leise und lächelte still. Es war so ein schönes Lachen. Hoffentlich würde er es noch öfter hören. "Und Yakitori?", fragte Yami, der wieder aus der Küche kam und den Rest der Schüsseln zurückbrachte. "Aber Ramen wäre einfacher, oder?" Yuugi hörte ihn wieder lachen. Er empfand langsam Spaß daran, mit Yami zu überlegen, was sie essen wollten, obwohl er wirklich satt war und eigentlich nicht mehr an Essen denken konnte. Sie überlegten noch ein bisschen, bis Yuugi etwas einfiel. "Ah, Yami, ich muss kurz zu meiner Jacke", sagte er und stand schnell auf. Er lief aus dem Wohnzimmer hinaus in den Flur und griff in seiner Jacke nach dem Handy. "Hey Yuugi, wo steckst du denn? Du bist nicht nach Hause gekommen. Hoffe dir ist nichts passiert. Meld dich mal!" "Okay, wenn dir etwas passiert wäre, hätte jemand hoffentlich dieses Handy gefunden und zurück gerufen. Ich gehe davon aus, dass es dir gut geht." "Außer du wurdest gekidnappt, das wäre ziemlich scheiße. Alter, ich rufe gleich die Polizei! Wehe dir gehts nicht gut! Meld dich gefälligst!!" Eine Welle schlechten Gewissens überkam ihn, als er den anklagenden Ton seines besten Freundes durch die SMS hören konnte, die er gegen halb zehn bekommen hatte. Joey hatte ihn zudem fünf Mal angerufen, aber Yuugi hatte das Handy auf lautlos gestellt. Sofort schrieb er eine Antwort. "Tut mir Leid! Mir geht es gut. Bin-" Kurz stockte er. Sollte er sagen, dass er bei Yami war? Plötzlich hallte ihm die Warnung von Joey im Kopf umher, der ihm gesagt hatte, er sollte auf sich aufpassen. Was würde Joey denken, wenn er ihm schrieb, dass er bei ihm geschlafen hatte? Schließlich entschied er sich aber dafür. Das hier war Joey und wenn er sich jemandem anvertraute, dann war er das. "Bin bei Yami, habe hier übernachtet. Mach dir keine Sorgen! Nix passiert! Erzähl dir alles heut Abend" Er steckte das Handy ein und nahm es mit zurück. Er hatte doch Joey keine Sorgen bereiten wollen! Er kannte ihn, hoffentlich war er nicht einfach aus der WG gestürmt und hatte angefangen, in allen möglichen Gassen nach ihm zu suchen. Er hätte eher auf sein Handy sehen sollen. Leise seufzte er. Yami räumte im Wohnzimmer gerade seinen Futon zusammen. "Yuugi, wie findest du Hühnchen mit Ei auf Reis?", fragte Yami ihn, als er sah, dass er wieder rein kam. "Oh, Hühnchen wäre.. nicht schlecht", antwortete Yuugi, etwas erschöpft lächelnd. Noch schämte er sich zu sehr, Joey so viel Ärger bereitet zu haben. Gleichzeitig fühlte es sich auf einmal so an, als würden er und Yami sich schon ewig kennen und solche Gespräche führen. "Ja, und es ist simpel", sagte Yami und grinste ihn wieder leicht an. Yuugi musste zurück grinsen. Sie sagten kurz nichts und lächelten sich einfach an. Es war eine angenehme Stille, in der sich Yami wieder seinem Futon widmete und ihn fertig zusammenrollte und damit im Schlafzimmer verschwand, um ihn dort in den Schrank zu stopfen. Danach setzte er sich wieder hin. Es fühlte sich schön an, einfach hier zu sitzen und sich anzusehen. Yuugi sah in die Augen des größeren und konnte keine Unzufriedenheit über diese Situation erkennen. Er schien das Gefühl zu haben, als würde ihm das auch gefallen. Die Musik lief immer noch, hatte die ganze Zeit gelaufen, aber beide störten sich gar nicht daran. Yuugis Handy klingelte leise. Er holte es heraus und musste lächeln. Joey hatte ihm geantwortet. Er steckte es wieder zurück und sah nochmals zu Yami, der mit einem Blick zurückschaute, der nun Yuugi leicht amüsierte. "Neugierig?", fragte er. Kurz sah Yami ihn einfach nur an. "Ja, schon", antwortete er dann zu Yuugis Erstaunen. "Wirklich? Also, es war nur mein Freund, mit dem ich zusammen wohne", antwortete Yuugi und merkte erst beim Aussprechen, wie blöd er das formuliert hatte. "Also, mein Mitbewohner", fügte er schnell hinzu. "Ja, ich erinnere mich", sagte Yami nur. "Ja, er.. er hat sich Sorgen gemacht, wo ich bin", sprach Yuugi weiter, obwohl er gar nicht dazu aufgefordert worden war. Yami lächelte ihn an. "Scheint ein wirklich guter Freund zu sein", sagte er. Yuugi lachte, er wollte lieber nicht sagen, dass Joey ihn im Grunde vor Yami gewarnt hatte. Aber bisher hatte es sich als unbegründet erwiesen, Yami hatte sich wirklich um Yuugi gekümmert, ihn in seinem Bett schlafen lassen und selbst die Nacht im Wohnzimmer verbracht. "Na gut, Yuugi, lass uns los gehen", sagte er und stand damit auf, "Wir können ja auch noch auf dem Weg überlegen und du solltest etwas frische Luft schnappen." Er reichte Yuugi die Hand, welche er erfreut annahm. Bevor sie in den Flur und in den Eingangsbereich gingen, um sich ihre Schuhe anzuziehen, ging Yami noch einmal kurz mit dem Bettzeug in sein Schlafzimmer und kam wenig später mit einem Lederband um seinem Hals wieder zurück. Er schien Leder zu mögen und Yuugi fand auch, dass ihm das sehr gut stand. Er sollte sich vielleicht auch Kleidung aus Leder zulegen, aber wahrscheinlich würde das nicht so gut zu ihm passen. Yuugi sah Yami dabei zu, wie er sich die Schuhe anzog. Er hatte ein Bett für zwei, aber trotzdem nur ein paar Hausschuhe hier. Er wohnte also wohl allein hier. Wenn er darüber nachdachte, hatte er alles, was es sonst zwei Mal in einem Haushalt gab, wie Zahnbürsten oder mehrere Schreibtischstühle vielleicht, nur in einer Ausführung gesehen. Yuugi hatte auch keine Bilder an der Wand ausfindig gemacht, die mehr Aufschluss darüber ergaben. Hieß das, es war möglich, dass Yami in keiner Beziehung war? Yuugi seufzte. Nein, das musste noch gar nichts heißen, sie konnte ja auch einfach eine eigene Wohnung haben. Er schüttelte wieder seinen Kopf und versuchte diese Gedanken zu verdrängen. Sie verließen die Wohnung und Yuugi erfuhr nun, dass sie sich im dritten Stock eines Wohnhauses mit mehreren Mietswohnungen befanden. Yuugi erkannte die Umgebung nicht und verließ sich daher vollkommen auf Yami. Der ließ nicht anmerken, dass er es eilig hatte. Yuugi war froh darum, denn auch wenn die Kopfschmerzen weg waren, so fühlte er sich immer noch nicht ganz fit. Auf dem Weg unterhielten sie sich wie vorher auch schon über Kleinigkeiten, wie das Essen oder das besser werdende Wetter und was sie damit anfangen würden. Ihr Gespräch war erfreulich ungezwungen und es fühlte sich wirklich gut an, mit ihm zu reden. Als sie einkauften, fand Yuugi heraus, dass Yami wohl auch süßes mochte; Er stand lange vor einer gekühlten Kirschtorte, die er schlussendlich doch nicht kaufte. Yuugi fing an ihm alle möglichen Sachen zu zeigen, vom Apfel über Vanillepudding bis hin zu Rouladen und versuchte sich zu merken, was Yami mochte. Sie kauften schließlich Zutaten für einen Reistopf mit Rindfleisch ein. Miso-Suppe hatte Yami noch Zuhause. Yuugi war erleichtert. Das hörte sich noch machbar an. Auf dem Rückweg ließen sie sich Zeit, nichts von ihrem Einkauf musste so schnell gekühlt werden und Yuugi fühlte sich inzwischen wirklich sehr viel besser als vor einigen Stunden. Yuugi schwor sich, Yami für seine Gastfreundschaft etwas zurück zu geben. Als sie wieder bei Yami angekommen waren, schlug die Uhr gerade halb zwei. Nachdem sie den Einkauf eingeräumt hatten, führte Yami sie ins Schlafzimmer und startete dort den Rechner. "Ich muss noch die ein oder anderen Dinge erledigen. Es wird nicht lange dauern", sagte er und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. "Oh, bitte, mach dir keine Umstände", sagte Yuugi sofort. Sie tauschten noch einmal ein Lächeln, dann wandte sich Yami seinem Rechner zu. Yuugi nutzte die Gelegenheit, sich noch einmal im Zimmer umzusehen. Jetzt nahm er auch einige Dinge mehr wahr als vorhin. Der Schreibtisch war tatsächlich voll mit Papier - mit großem Papier, mindestens doppelt so groß wie normales Druckerpapier. Yuugi riskierte einen Blick. "Darf ich mir das ansehen?", fragte er auch gleich. Yami schaute einmal zur Seite auf seinen Papierstapel. "Na klar", sagte er, "Aber lass es bitte in der Reihenfolge." Yuugi nahm sich die Papiere. Es waren Grundrisse verschiedener Häuser. Es gab einige Ansichten zur Inneneinrichtung, einige sogar mit Farbe. Er konnte viele Entwürfe sehen, Skizzen. Yuugi sah sie erstaunt an. Das war ja richtig künstlerisch. "Das hier ist schön", sagte er dann einfach und zeigte Yami eine Bleistiftzeichnung eines Zimmers, anscheinend ein Wohnzimmer. Es war sehr offen gestaltet, der Wohnraum führte ohne Unterbrechung zum Flur und im Hintergrund konnte man eine geschwungene Treppe erkennen. Yami lächelte. "Für einen Kunden aus dem Ausland. Ich bearbeite manche Sachen Zuhause. Aber wenn du weiter unten schaust, sind ganz alte Sachen dabei, noch aus der Uni", antwortete er. "Echt, du arbeitest daran in deiner Freizeit?", fragte Yuugi verwundert zurück und schaute sich die Sachen weiter an. Es war wirklich ein großer Stapel und Yuugi wunderte es, dass er da die Übersicht behielt. "Ja. Ich mag diesen Job und engagiere mich gern dafür. Inzwischen überlege ich auch, Vollzeit im Architekturbüro zu arbeiten und beim Pinta aufzuhören." Yuugis Kopf ruckte hoch. Was!? "Warum?", fragte er, ein bisschen entsetzter als er eigentlich hatte klingen wollen. "Weißt du, ich habe nur im Pinta angefangen, weil ich damals mein Studium finanzieren musste", antwortete Yami. Er saß ganz locker in seinem Schreibtischstuhl, ein Bein auf dem Stuhl, seine Arme hatte er entspannt hinter seinem Kopf verschränkt. "Meine Eltern hatten mir für das Studium zwar Geld hinterlegt, aber leider nicht genug. Damals war das wirklich meine Rettung. Aber ich mache es inzwischen eigentlich eher nur noch aus Spaß.. oder Gewohnheit." Yuugi starrte ihn an. Stimmt, das hatte er schon einmal gesagt. Er hatte sich ausgerechnet, dass er mit 19 angefangen haben musste. Eigentlich gab es ziemlich wenig Studenten, die sich ihr Studium selbst finanzieren mussten. Joey war da auch eine richtige Ausnahme. Aber deswegen beim Pinta aufhören..? Aber dann konnte er ihn doch gar nicht mehr dort besuchen.. Schnell schüttelte Yuugi den Kopf. Was dachte er denn da! Bestimmt war es kein gut bezahlter Job und im Architekturbüro würde er viel mehr verdienen. Oder die Arbeit erfüllte ihn einfach. Wie auch immer, er konnte ihn sicher nicht dazu überreden, als Barkeeper weiter zu machen, nur weil Yuugi die Adresse wusste. Er sah wieder auf die Zeichnungen und musste feststellen, dass Yami das wirklich verdammt gut konnte. Weiter hinten entdeckte er dann tatsächlich auch Studienarbeiten. Yuugi starrte eine Zeit lang auf eine kleine Raffinesse, die er irgendwie toll fand. Es war die Zeichnung einer Treppe, dessen Stufen ziemlich einfallsreich waren. Sie gingen wie Schubladen auf und man konnte Dinge darin verstauen, wie Bücher, oder Socken. Er ließ die Papiere wieder sinken, als er genug gestöbert hatte und schaute sich weiter im Raum um. Er hatte falsch gelegen mit der Vermutung, hier keine Bilder zu finden, denn zwei einzelne ungerahmte Fotos lagen einfach frei auf seinem Schreibtisch herum. Sie lagen aber weiter entfernt vom Papierhaufen und dem Rest des Chaos und hatten wohl dort ihren herkömmlichen Platz. Das eine fand Yuugi unglaublich süß. Es schien Yami mit seinen Eltern zu sein, er sah da noch sehr klein aus. Augenscheinlich war das Foto in Ägypten gemacht worden. Wie Yami es ihm gesagt hatte, schien seine Mutter aus der exotischen Linie zu sein und hatte ihrem Sohn die dunklere Hautfarbe vererbt. Yuugi lachte leise, was Yami nicht entging. Er sah wieder kurz zu Yuugi und entdeckte ihn mit dem Bild in der Hand. "Warum lachst du?", fragte er interessiert. Yuugi schmunzelte. Yami wollte scheinbar immer sofort wissen, was er dachte. "Dein Vater sieht neben deiner Mutter einfach so typisch japanisch aus." Yami lachte nun ebenfalls. "Ja, stimmt." "Und deine Mutter ist sehr hübsch", sagte er. "Danke. Viele sagen, ich bin ihr ähnlicher als meinem Vater." "Stimmt", murmelte Yuugi leise. Er sah auf den kleinen Yami und lächelte. Seine Mutter und sein Vater hielten ihn an jeweils einer Hand fest und er schaute frech grinsend in die Kamera. Yuugi legte das Foto wieder weg. Er hätte ihn gern mehr gefragt, er hätte gern gewusst, wo seine Eltern jetzt waren, wie die Beziehung zu ihnen war und ob er sie liebte, aber er wollte sich Yami nicht aufdrängen. Er sprach positiv über sie, das reichte ihm schon für den Anfang. Das zweite Bild war anscheinend zu jüngerer Zeit aufgenommen. Yami war bereits älter. Er drehte das Foto um, konnte aber kein Datum erkennen. Yuugi war schlecht im Schätzen, aber Yami war da sicherlich schon älter als 20. Es war in einem Zimmer geschossen worden und auf dem Bild waren noch zwei andere Personen zu sehen. Den einen kannte Yuugi. Das war doch der Typ, der gestern den Barhocker besetzt und die ganze Zeit mit Yami geredet hatte, Kaiba. Er lächelte hier ein bisschen, wovon Yuugi gestern nicht viel gesehen hatte. Yuugi sah ihn finster an. Aus Yamis Erzählungen schlussfolgerte er, dass das Bild zu Yamis Unizeit aufgenommen worden sein musste. Der andere war Yuugi gänzlich unbekannt. Er hatte blonde Haare und war ebenfalls dunkelhäutig. Gegen diesen und Yami sah Kaiba ein bisschen blass aus, aber Yuugi musste zugeben, dass er nicht besser ausgesehen hätte. Sie machten alle das Victory-Zeichen, der blonde und Yami mit beiden Händen, Kaiba nur mit einer. Yuugi starrte Yami auf dem Bild an. Er zwinkerte und hatte dieses typisch selbstsichere, leicht unverschämte Grinsen drauf. Yuugi lächelte zurück und legte es wieder hin. "Wer ist der blonde auf dem Foto?", fragte er dann doch nach. Seine Neugier war stärker als seine Zurückhaltung. "Auch ein Freund. Wie das so ist, hat man mit ägyptischer Herkunft oft Kontakt zu anderen derselben Herkunft. Unsere Familien kennen sich gut", erzählte Yami, nachdem er einen kurzen Blick zu Yuugi geworfen hatte und dann weitertippte. Yuugi sah ihn an und versuchte herauszufinden, ob Yami vielleicht genervt von seinen Fragen war, doch er konnte nichts erkennen. Er sah sich noch ein wenig im Zimmer um, fand aber nichts interessantes mehr. Yuugi drehte sich dann zu dem Bücherregal und besah sich die Titel. Neben ein paar Architekturbüchern, die wohl noch aus seiner Unizeit sein mussten, sah er hier ein paar Science Fiction Bücher, Fantasy und historische Romane. Yuugi entschloss, sich eines zu nehmen und sich damit auf den Stuhl zu setzen, der am Rand des Zimmers stand und auf Yamis Rechner ausgerichtet war. Als er sich hineinsetzte, fiel er überraschend tief und gab ein wohliges Seufzen von sich. Fühlte sich an wie ein Sessel. Er fing an, das Buch zu lesen. Tatsächlich genoss er das hier. Sie waren einfach zusammen in einem Zimmer, jeder machte etwas anderes, doch sie waren immerhin zusammen und konnten jederzeit miteinander sprechen, wenn sie es wollten. Kein Kellner, der sie unterbrach, keine Flaschen, die weggeschafft werden mussten, einfach nur sie beide. Yuugi war unglaublich glücklich darüber. Er lächelte vor sich hin, obwohl die Stelle im Buch überhaupt nicht lustig gewesen war. Es waren vielleicht zwanzig Minuten vergangen, in denen keiner der beiden etwas sagte. Schließlich fing Yami wieder an zu sprechen, während er aber immer noch auf seiner Tastatur tippte. Er schien mehrere E-Mails zu verfassen. "Wenn du willst, können wir uns noch einen Film anschauen, bis es soweit ist, das Essen zuzubereiten." "Hm? Oh, wenn du willst. Aber wir müssen nicht, nur weil ich da bin", erwiderte Yuugi und sah ihn ein bisschen verblüfft an. Er hatte es sich hier gerade so gemütlich gemacht. Er war mit der Situation, wie sie jetzt war, eigentlich gar nicht unzufrieden. Yami sah ihn nun seinerseits etwas verblüfft an. Yuugi wurde daraufhin verlegen und ein bisschen rot schlich sich um seine Nase. Ja, es gefiel ihm so tatsächlich. Yami musste nichts aus dem Hut ziehen, damit Yuugi sich unterhalten vorkam. Er konnte auch ganz einfach hier sitzen bleiben und dieses Buch lesen, während Yami im selben Zimmer war wie er, das reichte ihm schon. Schließlich erhob Yami erneut das Wort. "Wir- wir können auch..", sagte er, schien zu überlegen, doch nichts entkam seinem Mund. Yuugi hatte den Eindruck, dass Yami zum ersten Mal in seiner Gegenwart verunsichert war, was der kleinere irgendwie süß fand. Er lächelte erst, grinste dann jedoch, als Yami immer noch nichts sagte und kicherte schließlich leise. Yami, der sich im Raum umgesehen hatte, wohl auf der Suche nach einer Eingebung, sah wieder zu Yuugi. "Was ist?", fragte er verdutzt. "Hm, nichts", meinte Yuugi nur grinsend. Yami lächelte nun auch leicht. "Hey, ich will das wissen", sagte er und piekste Yuugi in die Seite. Yuugi zuckte lachend zurück. "Nein, sag ich nicht." "Waas? Sag mir sofort, was los ist! Lachst du etwa über mich?", fragte Yami, teils erbost und teils grinsend, doch Yuugi lachte nur noch weiter. "Ha! Soweit kommt's noch! Niemand lacht über mich", rief Yami und fing plötzlich an, Yuugi durchzukitzeln. Dieser lachte überrascht auf und wehrte sich sofort mit Händen und Füßen. Er hielt Yamis Hände fest, der sich immer wieder zu befreien versuchte und sie lieferten sich einen kleinen Kampf, der quer durchs Zimmer ging. Yuugi knallte mit seinem Bein gegen Yamis Bettrahmen und wusste, er würde da morgen einen blauen Fleck finden, doch es war ihm egal, er lachte und fand toll, was Yami angefangen hatte. Sie rangelten eine Weile miteinander, bis Yami, der gerade eine Attacke von Yuugi abzuwehren versuchte, die Kraft des anderen nutzte und sie beide aufs Bett und Yuugi neben sich schmiss. Sie lachten, atmeten schwer der Rauferei wegen und blieben einfach liegen. Und sahen sich an. Dass Yami ihn angefangen hatte zu kitzeln, war für Yuugi sehr unerwartet gekommen. Yuugi hatte gar keine Zeit gehabt, sich irgendetwas zu fragen, aber jetzt, wo sie so beieinander lagen, fühlte es sich plötzlich ganz anders an. Yuugi, der bis eben gegrinst hatte, genau so wie sein Gegenüber, sah über kleine Bettdeckenfalten Yamis Gesicht gar nicht weit weg von seinem, der ihn mit diesen wunderschön intensiven Augen ansah. Sein Grinsen verblasste leicht und sein Herz, dass der Anstrengung wegen gerade sowieso schon etwas schneller geschlagen hatte, schlug noch ein wenig schneller. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er hier mit Yami auf dem Bett lag, keine Unterarmlänge von ihm entfernt, nahezu Schulter an Schulter. Ihre Hände waren ganz nah, er hätte seine greifen können. Yami bewegte sich und drehte sich auf die Seite, der untere Arm unter seinem Kopf und war dadurch noch näher gekommen. Yuugi hörte sein Herz kräftig im Hals klopfen. Es knisterte plötzlich in der Luft, eine Stille lag zwischen ihnen, abwartend, erwartend. Yuugi war nicht in der Lage seinen Blick abzuwenden und schaute einfach weiter in diese wunderschönen tiefen Augen, die soviel und doch nichts Preis zu geben schienen. Yuugi schluckte. "Was würdest du jetzt tun, wenn ich nicht da wäre?", fragte er dann und durchbrach damit die Stille. Aus einem unerfindlichen Grund hatte er sie nicht mehr ausgehalten. Yami fing an zu grinsen und sah ihn einfach nur an. Yuugi sah ihn verunsichert zurück. "Hm?" "Nichts." "Hey, das ist meine Antwort!", sagte Yuugi sofort und piekste Yami nun seinerseits in die Seite. Er war erleichtert, dass sich die Spannung wieder gelöst hatte. "Haha, schon gut. Um ehrlich zu sein, würde ich jetzt am Rechner sitzen bleiben und vielleicht ein paar Spiele spielen", antwortete er dann auch und richtete sich nun im Bett auf, sodass er saß. Yuugi sah ihn verwundert an und setzte sich ebenfalls auf. "Ich spiele gern Spiele und habe einige. Bis die Arbeit anfängt habe ich manchmal kaum Zeit, mich mit Freunden zu treffen, zumal sie oft dann weg sind, wenn ich frei habe, aber es ist auch zu viel, um sie zu vertrödeln und einfach nichts zu tun. Deswegen vertreibe ich mir gern die Zeit damit", erklärte er dann auch weiter. "Hm, ich spiele auch gern Spiele. Mein Großvater hat einen Spieleladen", antwortete Yuugi dann. Auf Yamis Gesicht erschien ein erfreutes Lächeln. "Dann lass uns was spielen", erwiderte er, stand auf und Yuugi folgte ihm zurück in das Wohnzimmer. Yami ging zu dem Schrankteil, das sich unter dem Fernseher befand und machte dort die Klappe auf. Yuugi fand dort alle möglichen Konsolen wieder und war mit einem Mal vollauf begeistert. "Hast du Mario Kart?", fragte er sofort aufgeregt. "Für die Wii?", fragte Yami zurück. "Nein, das alte, 64", antwortete Yuugi. Der größere lachte. "Ja, hab ich." "Jaa, los!" Yami lachte und begann, die Konsole aufzubauen. Keine fünf Minuten später saßen sie beide nebeneinander und spielten auf der altmodischen Konsole ein Rennen nach dem anderen. Sie kannten das Spiel beide gut genug um zu wissen, wo die Abkürzungen und Schleichwege waren. Sie schenkten sich beide nichts und hatten so viel Spaß, dass die Zeit viel zu schnell verging. Es war halb sechs, als Yami auffiel, dass sie bald Hunger bekommen würden. Sie beschlossen, das Spiel zu pausieren und gingen beide in die Küche. "Du bist ganz schön gut, dafür, dass du das Spiel gar nicht Zuhause hast", sagte Yami, als er alle Utensilien, die sie brauchten, auf die Arbeitsplatte verteilte. Einige passten nicht hin, die Küche war, wie Yuugi richtig vermutet hatte, so klein wie seine, und wurden derweil auf dem Herd zwischengelagert. Yuugi schluckte, er hatte jetzt andere Probleme. Er hoffte, er würde sich nicht blamieren. Kochen! Hilfe! "Ja, ich hab es oft bei mir Zuhause gespielt..", sagte er. Yami sah ihn einen Augenblick an. "Im Elternhaus?" "Ja, bei meinem Großvater und meiner Mutter. Es steht noch dort", sagte er. Es schien, als würde Yami eine Frage stellen wollen, doch er entschloss, nichts zu sagen. "Also, Yuugi, wenn du möchtest, kannst du dich um den Reis kümmern. Wasch diesen hier lieber, bevor du den Reiskocher einschaltest", sagte er. Yuugi atmete erleichtert auf. Das war einfach! Er besah sich den Reiskocher, den Yami hervorholte und beäugte ihn kritisch. "Ein altes Modell", sagte er dann, als er den Reis auspackte, den Yami ihm ebenfalls reichte. "Ja, aber er hat mir gute Dienste erwiesen", sagte er und lächelte. Yuugi freute sich und fand sich gleichzeitig bescheuert, sich über ein einfaches Lächeln zu freuen. Dann fing er an, den Reis zu waschen. Yami schnitt währenddessen das Rindfleisch und das Gemüse in mundgerechte Scheiben und gab die Zutaten für die Soße in einen Topf. Yuugi beobachtete ihn dabei. Wie Yami das machte, sah es total professionell aus. Auch das musste wohl von seiner Arbeit als Barkeeper gekommen sein. Yami fehlte es zurzeit anscheinend an einen Topf für die kleinere Menge Soße und nahm daher einen großen. Nachdem die Soße kurz aufgekocht war und Rindfleisch und Gemüse ebenfalls im Topf waren, ließen sie es vor sich hin kochen und gingen in Yamis Schlafzimmer. Yami ließ sich auf sein Bett fallen und Yuugi setzte sich nach kurzem Zögern auf den Schreibtischstuhl, der sich sehr bequem anfühlte. Er seufzte. Er war froh, dass das soweit geschafft war. Yami lachte. "Kochen ist wirklich nicht dein Fall, was?" Yuugi sah ihn verlegen an. "Ich hab immer gehofft, das würde irgendwann jemand für mich tun. Mit Joey klappt das ja auch ganz gut." "Joey?" "Mein Mitbewohner." Yuugi klappte seinen Mund zu. Das hätte er nicht sagen sollen. Damals hatte er noch gedacht, es würde irgendwann eine Frau geben, die ihn bekochen würde, während er arbeitete, ganz klassisch. Heute war das allerdings etwas anders. Das klassische Bild einer intakten Familie schien ihm heute nicht mehr die ideale Lösung zu sein. Mehrere Minuten lang war es einfach still gewesen. "Yuugi?", hörte er es dann vom Bett. "Hm?", fragte er zurück. Kurz sagte Yami nichts und starrte einfach die Zimmerdecke an. "Hast du eigentlich einen Traum?" Yuugi sah ihn verwirrt an. "Einen Traum?", sprach er dann seinen Gedanken laut aus. "Ja, etwas, wofür du lebst, ein Ziel", antwortete Yami und richtete sich wieder auf, um Yuugi anzusehen. Dieser sah ihn nachdenklich an. Was für eine schwierige Frage. "Ich hatte früher Träume.. aber heute vielleicht nicht mehr so richtig", sagte er dann wahrheitsgemäß. "Warum?" "Ich schätze, weil es von einer mir unbekannten Variable abhängt." Yami sah ihn einfach nur an und fragte damit still nach einer Erklärung. Yuugi lehnte sich zurück und überlegte, was er sagen sollte. "Ich habe keinen Traum für mich allein. Früher einmal hatte ich viele Träume, Kindheitsträume, wollte berühmt werden, Schauspieler, oder Held. Heute gebe ich nicht mehr viel aufs berühmt sein, ich stehe nicht gern im Rampenlicht und muss nicht der beste sein. Aber für meine Freunde oder denjenigen, mit dem ich meine Zukunft verbringen möchte..", sagte Yuugi und verlor sich kurz. Er schaute einen Moment einfach nur nachdenklich, bevor er weiter sprach, "für so jemanden würde ich alles tun, alles geben und Held werden und die Sterne erreichen." Er sah Yami einen Moment lang an, bevor er feuerrot anlief. Was machte er da? Warum hatte er das gesagt? Hatte das nicht ziemlich kitschig geklungen? Gleichzeitig wurde ihm klar, dass er gerade bei dem Partner seines Lebens von einem Mann gesprochen hatte. Ob er das mitbekommen hatte? Doch Yami lächelte ihn an. "Klingt schön, obwohl ich es schade finde, dass du deine Träume von anderen abhängig machst", sagte er dann. Yuugi sah ihn verdutzt an. "Warum?" "Weil ein Traum etwas ist, was du dir selbst erfüllen kannst, wenn du mutig genug bist und nicht aufgibst. Wenn du ihn abhängig machst von anderen, ist nicht gewiss, dass er sich jemals erfüllen wird." Yuugi sah ihn eine Weile an. "Damit liegst du vielleicht richtig", stimmte Yuugi ihm dann zu, "Aber der Mensch ist ein soziales Wesen und auf andere angewiesen. Daher ist auch ein Traum auf andere angewiesen." Yami lächelte schief. Sie sahen sich wieder einfach nur an und Yuugi mochte das. Sie mussten nichts sagen, sie verstanden sich auch so. Yuugi sah in seinen Augen, dass er begriff, er konnte so etwas sehen wie 'So gesehen hast du Recht'. Wieder verstrich eine kleine Ewigkeit. "Was ist dein Traum?", fragte Yuugi dann. Wie war es eigentlich gekommen, dass die Stimmung gerade so ernst und gleichzeitig so vertraut war? Und dass sie solch philosophische Gedanken tauschten, ganz plötzlich, wie ein Umbruch? Yuugi sah in die Augen des anderen und fühlte sich, als könnte er alles sagen und Yami seine tiefsten Geheimnisse anvertrauen. Es war wie bei Joey, nur dass sie diese langjährig aufgebaute Beziehung einfach irgendwie übersprungen hatten und doch war es mehr. Es war kaum greifbar, aber es war schön. Es fühlte sich an, als würde es passen. "Tatsächlich wäre ich gern Hausbesitzer", antwortete Yami. Yuugi sah ihn ein bisschen überrascht an und fragte ihn so wortlos nach einer Ausführung. "Es gibt zwei Dinge, die Häuser für mich symbolisieren. Das eine ist finanzielle Unabhängigkeit. Ein oder mehrere Häuser - vielleicht mit mehreren Mietswohnungen wie in diesem Haus hier - zu besitzen und sie zu vermieten, gewährleistet mir eine regelmäßige Geldeinnahme und Geld braucht man im Leben, um zu überleben. Es geht um den rein profitablen Aspekt, aber auch um meine Versicherung im Alter. Das andere ist allerdings der heimatliche Aspekt. Menschen eine Heimat zu geben ist etwas sehr schönes. Vielleicht habe ich davon geschwärmt, dass ich das Kolosseum so faszinierend fand und es den Ausschlag dafür gab, dass ich Architekt werden wollte, doch es geht auch darum, den Menschen eine Heimat zu geben. Häuser zu planen, mit Menschen darüber zu reden, wie sie ihren persönlichen Schutzort in der Welt aussehen lassen wollen, gibt mir das Gefühl, etwas wichtiges zu tun. Ein Haus, eine Wohnung, oder nur ein eigenes Zimmer ist dein Privatbereich, in dem du dich zurückziehen und Kraft tanken kannst, wenn du es brauchst. Deswegen mag ich Häuser und deswegen bin ich auch gern Architekt." Yuugi blieb einen Augenblick lang stumm. "Das hört sich sehr schön an", sagte er dann. Yami lächelte einfach nur. Er hatte so ein sanftes Lächeln, ganz friedlich. "Irgendwann entwerfe ich mir mein eigenes Haus. Vielleicht mit dem Menschen, mit dem ich darin leben möchte." Yuugi und er sahen sich an und niemand regte sich. Es war dieser magische Moment, in dem kein Wort fiel und es niemanden störte. Wie machte Yami das nur immer? Er sah Yuugi schon wieder mit diesem aufmerksamen Blick an, der Yuugi verlegen machte und ihn rot werden ließ und ihm gleichzeitig aber gefiel. Es war so ein wunderschöner, warmer Moment, voller Blicke, voller Leben, obwohl keiner etwas sagte. Yami lächelte ihn leicht an und legte seinen Kopf schief, wodurch ihm seine blonden Strähnen ins Gesicht fielen. Es sah auf eine unerklärliche Art und Weise zugleich süß und doch reizvoll aus. Yuugi lächelte leicht, worauf sich Yami an den Rand seines Bettes setzte und sie sich so nah waren, dass sich ihre Knie berührten. Er stützte seine Arme auf seine Oberschenkel ab und sah Yuugi an, mit diesem Blick, der tiefer wurde. Wenn Yuugi genau hinschaute, änderte sich etwas in seinem Gesicht. Es wirkte auf einmal so.. anziehend. Verführerisch. Yuugi starrte ihn mit leicht geöffneten Mund an und konnte nichts denken. In seinem Bauch kribbelte es und sein ganzer Körper war angespannt. Sie sahen sich an und die Minuten verstrichen. Bis plötzlich etwas die Situation störte. Yamis Augen weiteten sich und gleichzeitig nahm auch Yuugi einen beißenden Gestank wahr. Sie starrten sich an. "Das Essen!", sagte Yuugi erschrocken. "Mist!", rief Yami aus und so schnell, dass Yuugi gar nicht schauen konnte, war Yami auch schon aus dem Zimmer gestürmt. Yuugi sprang vom Stuhl auf und eilte ihm hinterher, halb lachend, dass das ausgerechnet jetzt passiert war, halb ernüchtert.. weil es ausgerechnet jetzt passiert war. An der Küchentür konnte er gerade sehen, wie Yami den Deckel vom Topf nahm und dunkler Qualm heraus stieg. Sofort fing Yuugi an zu husten. Yami riss den Topf vom Herd, stellte ihn ins Waschbecken und ließ Wasser hineinlaufen, drückte auf einen Knopf an der Wand und rannte fluchend raus, um im Wohnzimmer alle Fenster zu öffnen. Yuugi hörte, wie die Abzugshaube anfing zu arbeiten. Er selbst machte den Herd aus, ging zum alten Reiskocher und öffnete den Deckel. Nahm einen Löffel und rührte. Die Hälfte war verbrannt. Yami kam wieder zurück und sie beide starrten ihr verkokeltes Essen an. "Yami?" "Ja?" "Wir haben Reis anbrennen lassen." "Ja." Kurze Stille. "Yami?" "Ja?" "Wir sind schreckliche Asiaten." Dann fingen beide an zu lachen. Nachdem Yami die Miso-Suppe, die er vorher kalt gestellt hatte, als eher ungewöhnliche Hauptspeise zubereitete und noch ein paar Nudeln dazugegeben hatte, reichte ihnen das auch aus, da sie glücklicherweise spät gefrühstückt hatten. Yuugi hatte es gewundert, dass so viel Zeit vergangen war, in der sie doch so wenig geredet hatten, dass die Suppe im Topf nahezu weggekocht gewesen war. Yami würde wohl ein bisschen arbeiten müssen, bis der Topf wieder brauchbar sein würde. Aber er schien sich deswegen nicht zu ärgern und gestand Yuugi, dass er schon zwei Mal Nudeln vergessen und ihm das die ganze Wohnung zugequalmt hatte. Sie hatten sich zum Essen in Yamis Schlafzimmer zurückgezogen, weil es in der Küche und im nebenan liegenden Wohnzimmer einfach zu sehr stank. Schließlich dann wurde es langsam Zeit für Yami, sich für die Arbeit vorzubereiten. Er packte eine kleine Tasche, während Yuugi sich langsam anzog. Es war ein schöner Tag gewesen. Er lächelte in sich hinein. "Du siehst besser aus als heute früh", sagte Yami, der seinen Blick gesehen hatte. Verlegen sah er ihn an. "Jah, danke noch mal.. ich bringe das Hemd nächsten Freitag-" Yuugi stockte mitten im Satz. Erkenntnis traf ihn. "Nein, werde ich nicht", sagte er dann ernüchtert. Yami sah ihn verwundert an. "Hm?" "Ich kann dir das Hemd nächsten Freitag nicht mitbringen", antwortete er bedauernd. "Warum?" "Weil ich nächsten Freitag nicht da bin. Und den danach auch nicht." Yami sah ihn einfach nur an. "Weißt du, ich schreibe ab nächster Woche viele Prüfungen und.. da wollte ich mich nicht ablenken lassen..", druckste er dann herum. "Ah", erwiderte Yami und er lächelte. "Schon gut, Yuugi. Das ist wichtig, konzentrier dich darauf." Sie verließen Yamis Wohnung, aber Yuugi wurde deprimiert. Er wäre so gern nächsten Freitag wieder ins Pinta gegangen, aber er hatte es sich selbst versprochen. Während sie die Wohnung verließen und sich langsam auf den Weg zum Pinta machten, überlegte Yuugi wirklich, einfach mitzugehen. Inzwischen stand die Sonne schon recht tief und tauchte alles in wunderschöne Farben. Er seufzte, als er wieder erkannte, wo sie waren und er nun auch wusste, wo die Station war, um nach Hause zu kommen. Yami blieb stehen und drehte sich zu Yuugi um. Er lächelte leicht. "Also dann, Yuugi, viel Glück für deine Prüfungen." "Ja, und dir.. viel Spaß auf Arbeit..", sagte Yuugi und konnte kaum den unglücklichen Ton aus seiner Stimme verbannen. Yami legte ihm die Hand auf die Schulter. "Wann ist denn deine erste Prüfung?" "Ähm, am Dienstag.." "Wie viel Uhr?" "Gegen.. gegen um elf..?" Yami lächelte. "Gut, dann drücke ich dir um die Zeit die Daumen." Yuugi sah zu ihm und er wurde leicht rot. Meinte er das ernst? Yami strich mit seiner Hand runter zu seinem Oberarm und drückte ihn da noch einmal kurz. Yuugis Herz schlug ihm wieder im Hals. Er.. berührte ihn. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinem Arm. "Bis in zwei Wochen." "Ja, bis.. bis später", antwortete Yuugi und lächelte nun wieder leicht. Er wandte sich um und es ging ihm wieder etwas besser. Er drehte sich noch einmal um und sah ihm nach, wie Yami weiter ging. Dieser schaute ebenfalls noch einmal zurück. Seine Gestalt war im Licht der langsam untergehenden Sonne leicht beschattet, doch Yuugi konnte ihn trotzdem lächeln sehen. Yuugi winkte und freute sich plötzlich wieder auf das Wiedersehen. "Joey, bin wieder da!" "Das wurde ja auch Zeit!", hörte er es aus Joeys Zimmer rufen, gefolgt von einem Poltern, einem "Au!" und dann wurde auch schon die Tür aufgerissen. "Ich will jetzt sofort alles wissen, in allen Einzelheiten!", rief Joey aufgebracht. Yuugi hing seine Jacke auf und sah ihn verlegen an. "Na ja, ich war bei ihm Zuhause.." Joey umfasste Yuugi an dessen Schultern und schüttelte ihn leicht. "Und hast du auf das Namensschild gesehen an seiner Haustür??", rief er energisch, "Hast du herausfinden können, wie er heißt??" Yuugi starrte ihn an. "Verdammt." ________________________ Klischeeee! Wie viele Wohnungen schon in FFs abgebrannt sein müssten. xD Referenz für das Foto: http://fc02.deviantart.net/fs71/f/2013/237/e/d/yami_bakura_yami_mariku_yami_yugi_x_reader_by_spiritreaper07-d6jpz4w.png nur der gute Marik statt dessen Yami und ohne Bakura ^_~ Yamis Treppenstudien in real: http://9gag.com/gag/azbOq7p oder http://9gag.com/gag/aD0OQK7 ^^ [Ja, ich suchte 9gag. xD] Habt ihr bemerkt, was für ein Eigenlob Yami sich selbst gegeben hat, als Yuugi das Foto mit seinen Eltern fand? Er sagte, seine Mutter sieht hübsch aus und Yami antwortete, viele finden, er ist ihr ähnlich, also quasi ähnlich hübsch, der olle Angeber xD Ich danke euch vielmals für all diese lieben Kommentare!! ;_; *ergriffen in Taschentuch schnäutz* Ihr seid alle so lieb zu mir! Ihr gebt mir immer wieder den Antrieb, weiter zu schreiben >< Ich hab euch alle so lieb ;_; *alle umknuddel* Kapitel 12: Wiedersehen ----------------------- Huhu ^^ Ich hab immer so viel am Ende zu sagen. Wer das nicht lesen will, dem mache ich keinen Vorwurf. xD Kapitel 12: Wiedersehen Yuugi sah sich seine Buchstabenbilanz an, während er umgeben von seinem Zettelchaos für Verkehrswirtschaft mitten auf dem Boden lag. Es war Montag und etwas mehr als eine Woche vergangen, als Yuugi Yami das letzte Mal gesehen hatte. Heute hatte er die dritte von fünf Prüfungen geschrieben und er fühlte sich etwas müde. Er war es inzwischen gewöhnt, zur ersten Stunde in der Uni aufzutauchen, was aber nicht hieß, dass er sich dabei sonderlich wach fühlte und binnen kürzester Zeit waren Energy Drinks seine ständigen Prüfungsbegleiter geworden. Seine erste Prüfung hatte er super hinbekommen. In dem Glauben, dass Yami gerade an ihn dachte, fielen ihm die Antworten auf die Fragen sehr leicht. Und auch die anderen zwei Prüfungen waren gut gelaufen. Jetzt musste er sich für Verkehrswirtschaft nächsten Donnerstag vorbereiten und danach würde er sich noch mal eine Woche hinsetzen.. und dann würde doch hoffentlich wieder Freitag sein. Er erwartete diesen bestimmten Freitag mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn er hatte vor kurzem seine Studiengebühren für das kommende Jahr zahlen müssen und die Universität hatte tief in seine Hosentaschen gegriffen. Um die 480.000 Yen hatte er für sein nächstes Ausbildungsjahr hingelegt. Sein Konto war nahezu blank und er konnte froh sein, dass er sich Cocktails überhaupt noch leisten konnte. Aber das Pinta war tatsächlich nicht sehr teuer und seine Mutter und sein Großvater hatten schon früh angefangen für ihn zu sparen. Bei diesem Gedanken seufzte er. Er nahm sich vor, seinem Großvater kommende Ferien im Spieleladen zu helfen, auch wenn er sagte, er müsse das nicht tun. So hing er hier und hatte gerade überhaupt keine Lust, auch nur einen Blick in seine Aufzeichnungen zu werfen. Die drei Prüfungen waren vielleicht einfach gewesen, aber Prüfungsstress machte ihn trotzdem fertig. Er hatte schon jetzt keine Lust mehr auf die anderen zwei und wollte eine Pause. Viel lieber besah er sich also ein einzelnes Blatt Papier. Er hatte sechs Buchstaben ausgeschlossen und zwölf erfragt, was bedeutete, dass noch acht Buchstaben offen waren. Während er sich seine Buchstaben ansah, bewegte er sich unruhig und fühlte sich doch seltsam kraftlos. Er hatte schon jetzt das Gefühl, sofort aufstehen und Yami besuchen zu müssen oder er starb noch. Er wusste ja nun immerhin, zu welcher Uhrzeit er dort Dienst hatte, auch wenn er die Tage nicht wusste. Und wenn er nicht im Pinta war, dann war er doch sicherlich Zuhause? Yuugi hätte den Weg bestimmt wieder erkannt. Er drehte sich seufzend auf seinen Rücken und streckte seine Arme aus. So ein Quatsch. Yami rechnete doch gar nicht mit ihm. Er hatte Bescheid gegeben, dass er nicht da war. Wieder seufzte er. Trotzdem vermisste er Yami schrecklich. Die ersten Tage war es normal gewesen, aber inzwischen sehnte er sich fast schmerzlich danach, wieder Yamis Stimme und sein Lachen zu hören und ihm zuzusehen, wie er Getränke mixte. Er konnte sich kaum darauf konzentrieren, seine Aufzeichnungen durchzusehen, weswegen er inzwischen immer öfter Pause einlegte und sich an den Rechner setzte, dort irgendetwas tat und dann wieder unruhig in seinem Zimmer umherging. Er zwang sich, das nächste Blatt auswendig zu lernen, las es laut vor, damit sich seine Gedanken endlich auf den Lernstoff richteten, doch nach höchstens einer halben Stunde fing das ganze wieder von vorn an. Seufzend hatte er es also aufgegeben und einen Deal mit sich selbst vereinbart. Wenn er ein Thema erfolgreich beherrschte, belohnte er sich mit Computerspielen und über Yami nachzudenken. Damit teilte er seine Gedanken ordentlich in eine Unizeit und eine Yamizeit und ließ sich mehr Konzentration für jeden Teil. Er war erst verzweifelt, dann frustriert über die Tatsache, dass so etwas notwendig war und dass er sich selbst nicht in den Griff bekam, dass seine Gedanken die ganze Zeit über immer wieder zu dem Barkeeper huschten und ihn einfach nicht in Ruhe ließen. Über ihn nachzudenken und Erinnerungen Revue passieren zu lassen, machte ihn jedoch auch glücklich und danach konnte er viel besser arbeiten. Er hätte gern seine Stimme gehört und war sauer auf sich selbst, dass er seine E-Mail-Adresse nicht wusste und ihm nicht so ab und zu schreiben konnte. So etwas tauschte man immerhin oft schon der Höflichkeit halber aus und sicher wäre das für Yami kein Problem gewesen. Manchmal war er aber auch ganz glücklich darüber, dass er die Adresse nicht kannte, weil er absolut nicht gewusst hätte, was er ihm hätte schreiben sollen. So hatte es auch die zweite Woche ganz gut funktioniert. In seiner Unizeit lernte er, rechnete Aufgaben und schrieb seine Prüfungen, in der Yamizeit überlegte er sich seine nächsten fünf Buchstaben und dachte darüber nach, was er Yami schenken konnte. Yuugi konnte sich nicht dagegen wehren; Er musste Yami ein Dankesgeschenk überreichen. Er stand immerhin in Yamis Schuld, bei ihm übernachtet und seine Wohnung benutzt zu haben. Wahrscheinlich erwartete er auch ein Geschenk von ihm. Die Frage war nur, was er ihm schenken sollte. Zuerst kam ihm natürlich Essen in den Sinn und sicherlich hätte eine einfache Tafel Schokolade gereicht. Aber das hier war auch immerhin Yami und er wollte sich etwas Mühe geben. Als ihm dieser Gedanke das erste Mal bewusst wurde, deprimierte ihn das. Er führte sich wie ein Teenager auf. Trotzdem wollte er ihm etwas schenken, was seine Dankbarkeit ausdrückte und vielleicht - und als er das dachte, drückte er einen Zettel auf sein Gesicht, der daraufhin fürchterlich knitterte - auch einen Hinweis darauf gab, was er fühlte. So dachte er an den Einkauf mit Yami zurück und versuchte sich zu erinnern, wo dieser länger gestanden hatte. Er erinnerte sich an die Kirschtorte und seufzte. Er wollte keinen ganzen Kuchen kaufen! Aber er schein Kirschen zu mögen. Vielleicht. Es war zumindest wahrscheinlich. Und so fing die dritte Woche an, der zweite Freitag war überstanden und der nächste war in greifbarer Nähe. Eine Prüfung trennte ihn noch davon und die war Rechnungswesen. Er ächzte, als er sich über seine Buchungen beugte und sich schließlich wieder auf den Rücken legte um nachzudenken. War er wirklich so pubertär, dass er darüber nachdachte, Yami etwas zu backen? Yuugi hatte noch nie etwas gebacken. Einerseits fand er die Idee richtig bescheuert und andererseits überlegte er schon, Schokoladen-Kirsch-Muffins zu machen, das war immerhin etwas kleines. Und Joey und er konnten den Rest essen! Er konnte Yami ja nicht so ein ganzes Blech schenken. Yuugi schlug sich die Hände vor sein Gesicht. Gab es hier in der Nähe nicht irgendeinen speziellen Süßwarenladen, der so etwas anbot? Die waren doch sicher voll von diesem Kram! Aber wollte er das wirklich kaufen? Es war Mittwoch, als er endlich seinen Stift weglegte und seine letzte Prüfung für dieses Semester abgab. Er seufzte zufrieden und war glücklich, diese schwierige Zeit überstanden zu haben. Eigentlich waren alle Prüfungen, wie seine Kommilitonen schon gesagt hatten, sehr einfach gewesen. Aber Yuugi fühlte sich unvorbereitet nun einmal nicht wohl und er hatte ein schlechtes Gewissen, wenn er vor einer Prüfung etwas anderes tat. Er glaubte, dass seine Mutter daran Schuld war. Sie hatte ihm immer eingetrichtert, den Tag vor einem Test nichts anderes zu tun als zu lernen. Als er das Universitätsgelände verließ, fühlte er sich mit jedem Schritt freier. Die Prüfungen waren überstanden! Freude und Erleichterung durchströmte ihn. Und Freitag war auch bald! Sofort seufzte er. Freitag war auch bald und er war in keinem Süßwarenladen gewesen. Er wollte doch, dass Yami sah, dass er sich Mühe gegeben hatte, oder..? Er raufte sich die Haare, rang mit sich und ging dann schließlich resigniert in den nächsten Lebensmittelladen, um Zutaten zu kaufen. Selten kam er sich so blöd vor. Als er Zuhause ankam, stellte Yuugi seinen Einkauf auf die Arbeitsplatte in der kleinen Küche ab und starrte ihn an. Er glaubte sich selbst nicht. Seufzend ging er in sein Zimmer und ließ alles außer die Sachen, die in den Kühlschrank gehörten, einfach stehen. Er glaubte, es sich ja immer noch überlegen zu können, doch hatte er keine andere Geschenkidee und eigentlich hatte er sich schon damit abgefunden. Am Donnerstag stand er tatsächlich in der Küche und fragte sich immer wieder, warum er das tat. Während er Kirschen abtropfte, den Ofen vorheizte, alles schaumig schlug, den Teig in die Formen füllte und schon sah, dass das viel zu viel für solch ein Geschenk war, stellte er sich immer wieder die Frage, warum er das tat. Aber beantworten wollte er sie sich nie. Würde Yami das nicht blöd finden? Ob er enttäuscht sein würde? Er war froh, dass es üblich war, das Geschenk nicht vor demjenigen aufzumachen, der es verschenkt hatte. Als die Muffins fertig waren, holte er sie aus dem Ofen und probierte sofort einen. Tatsächlich schmeckten sie ganz gut. Sie waren etwas krümelig und wurden gegen Ende hin trocken, aber Yuugi war mit sich zufrieden. Er hatte das immerhin zum ersten Mal gemacht! Später hatte er auch Joey einen probieren lassen, der ihn amüsiert angegrinst hatte. "Sag bloß, die sind für..?" "Sei still. Sei einfach still", erwiderte Yuugi hochrot im Gesicht. Joey biss gleich die Hälfte des Muffins ab und kaute schmatzend darauf herum. "Mmh, lecker", meinte er. Yuugi seufzte erleichtert und lächelte dann. "Das heißt nichts. Du isst doch alles, wenn du hungrig bist." Joey grinste zurück und offenbarte einen Rest Muffin an einem Zahn. Freitag kam und Yuugi legte ungeschickt ein paar der kalt gestellten Muffins in eine Geschenkschachtel und wickelte diese in ein Geschenktuch. Er seufzte. Eigentlich war so ein Geschenktuch doch recht teuer im vergleich zu einfachem Geschenkpapier. Und das Geschenk war jetzt auch nicht so toll, dass sich das gelohnt hätte. Aber es war zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Er hoffte, Yami würde das nicht peinlich finden. Gleichzeitig jedoch war er überglücklich, dass Freitag war. Er hatte so lange darauf gewartet, Yami so vermisst. Er wollte los! Er wollte wieder mit ihm reden! Unruhig wandelte er in der WG umher, hielt es irgendwann nicht mehr aus und verließ die Wohnung etwas eher als sonst. Er hatte das Geschenk in eine kleine Tüte gepackt, die er dann zusammenfalten und in seine Hosentasche stecken konnte, so musste er keine Tasche mitnehmen. Er war beschämt und glücklich zugleich, als er eine halbe Stunde später, die ihm wie eine halbe Ewigkeit vorkam und gleichzeitig viel zu schnell vorbei gegangen war, das Pinta sah. Sein Herz klopfte ihm im Hals und kurz blieb er draußen stehen, obwohl ihn das etwas Überwindung kostete. Eigentlich wollte er sofort reinstürmen, doch versuchte er sich zu beruhigen. Okay. Ganz ruhig. Er stieß die Tür der Bar auf. Das erste, was er erfreut feststellte, war der freie Platz am Tresen. Wenn dort heute jemand gesessen hätte, hätte er geschrieen. Sofort entdeckte er auch Yami, der bereits am Arbeiten war. Er schluckte, in der Hoffnung, dass er damit sein im Hals steckendes Herz ebenfalls wieder hinunterschlucken konnte und ging auf ihn zu. Er hatte ihn so vermisst. Er hatte ihn so schrecklich vermisst! Er versuchte sich wirklich zu bremsen, aber seine Schritte wurden einfach nicht langsamer. Er war so glücklich ihn zu sehen! "Hallo Yami", begrüßte er ihn schüchtern und trotzdem mit einem strahlenden Lächeln. Dieser sah auf und da war es. Dieser Blick, dieses Lächeln, seine Haltung, alles! Wie hatte er es drei Wochen ohne ihn ausgehalten!? "Hi Yuugi. Du bist heute früh dran", antwortete er und sah wieder nach unten, um etwas in ein Glas zu gießen. Yuugi räusperte sich und versuchte wirklich sich zu beruhigen. Er war so nervös. Sollte er ihm das Geschenk jetzt gleich geben? Er war so froh ihn zu sehen! "Ich.. ich hab hier was für dich", sagte Yuugi dann doch, weil er das Geschenk nicht bis zum Ende auf dem Schoß liegen haben wollte. Er packte es aus seiner Tüte und reichte es ihm mit beiden Händen über die Theke. Yami sah verwundert auf und trocknete sich schnell seine Hände ab. "Ein Geschenk?", fragte er. "Ein Dankeschön, dafür, dass du mich bei dir hast übernachten lassen", nuschelte Yuugi. Yami sah ihn erfreut an. "Wow, das ist aber nett von dir, Yuugi. Danke. Es ist sehr hübsch", antwortete er und beäugte das schöne Geschenktuch, dass Yuugi ausgewählt hatte. Den kitschigen Gedanken, dass er etwas in Yamis Augenfarbe gesucht hatte, versuchte er schnell zu verdrängen. "Ach, es ist gar nichts besonderes..", sagte Yuugi sofort demütig. Yami lachte. "Bitte spiel das nicht herunter." Er lächelte ihn ehrlich an, was Yuugis Herz wieder zum Klopfen brachte und sagte, "Ich bringe es schnell nach hinten." Als Yami wieder kam, griff er nach einem neuen Glas und ein paar Flaschen. "Und Yuugi, wie waren deine Prüfungen?" "Ach, gut", antwortete Yuugi. "Klingt, als würde dich das stören", sagte Yami grinsend, als er ein Gemisch in seinen Shaker gab. "Ich hätte mir nicht so viel Stress machen müssen", sagte Yuugi seufzend und wurde etwas gelassener. Das Geschenk war weg und ihm war klar, dass Yami ihn nicht mehr darauf ansprechen würde. Jetzt wusste er zwar nicht, ob es Yami gefiel, aber er würde auch nicht sein enttäuschtes Gesicht sehen, wenn er sah, dass es nur Muffins waren. "Ich hab alles gut überstanden, aber mir viel Stress gemacht. Genug für jeden in meinem Kurs." Yami lachte. Er füllte eine helle Flüssigkeit in ein Glas, steckte ein Stück Honigmelone daran und reichte es dann Yuugi. "Bitte, dein Peach 43." Dieser sah erst den Cocktail, dann Yami überrascht an. Stimmt, er hatte ganz vergessen zu bestellen! Er sah Yamis selbstsicheres Grinsen und lächelte leicht. "Und wenn ich diesmal etwas anderes bestellt hätte?", fragte Yuugi dann und griff nach dem Strohhalm. "Dann wäre er auf mich gegangen", antwortete Yami einfach grinsend. Yuugi lachte. "Vielen Dank." Kurz war wieder Stille zwischen ihnen und Yuugi konnte sich ordnen. Er war so froh, wieder hier zu sein. "Was hast du so in den zwei Wochen gemacht?", fragte er ihn dann. "Hm. Wenn du mich so fragst.. nicht viel", erwiderte Yami und schien kurz selbst darüber verwundert zu sein. "Die meiste Zeit habe ich an der Inneneinrichtung eines Kunden gesessen." "Du solltest dich für diese Zeit bezahlen lassen", fand Yuugi, der es nicht verstehen konnte, dass sich Yami noch Zuhause so viel mit seiner Arbeit beschäftigte. "Ja, vielleicht. Wenigstens hatte ich einmal Besuch. War ein bisschen einsam die letzte Zeit." Yuugis Herz schien beim Klopfen eine Treppenstufe verpasst zu haben und sackte nach unten. Besuch? Einsam? Wie, einsam? Er verschluckte sich an seinem Cocktail, hustete los und bekam fast keine Luft, bis er schließlich wieder sprechen konnte. "Wieso.. einsam?", fragte er röchelnd. "Ach, ich bin einfach gern unter Menschen", antwortete Yami leichthin. Yuugi sah ihn an und wusste nicht, was er sagen sollte. "Ach so..", antwortete er nur, weil er es nicht wagte, weiter zu fragen. Er hatte Besuch gehabt? Wer hatte ihn besucht? Was hatten sie gemacht? Yuugi bemerkte, wie er sich aufführte und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Das.. ist ja schön", hing Yuugi dann noch verspätet hinterher. Yami, der nun leicht grinste, sagte, "Wenn du wissen willst, wer es war, kannst du mich gern danach fragen", sagte er, während er wieder seine Arbeitsplatte sauber machte. Yuugi fühlte sich ertappt. Er hatte das Gefühl, Yami konnte Gedanken lesen. Anders konnte er sich das nicht erklären. "Ähm.. wer..", setzte er an. "Kaiba. Ich sagte ihm das letzte Mal, er soll bei mir Zuhause vorbei kommen, damit er nicht den Platz hier besetzt", antwortete Yami, immer noch leicht grinsend. Yuugi wusste nicht, ob er das gut oder schlecht fand. Er war einsam gewesen? Und dann war Kaiba vorbei gekommen? Interpretierte er das jetzt falsch, oder waren seine Gedanken einfach zu zweideutig..? Er lief rot an und trank schnell einen Schluck aus seinem Glas. Das gab es doch nicht! Er musste sich unbedingt ablenken! Genau, der Name! "Also", sagte Yuugi. Es klang wie der Anfang einer neuen Runde, was für Yuugi auch der Fall war. Ärgerlich über sich selbst versuchte er sich an seine heutigen Buchstaben zu erinnern. "Fängt dein Name mit J an?" Yami grinste. "Nein." "Mit D?" "Nein." "Mit B?" "Nein.." "Mit A?", fragte Yuugi, mittlerweile etwas zerknirscht. Yami lächelte. "Ja." Yuugi starrte ihn an. "Ja? Ja??", fragte er zurück und wurde plötzlich ganz aufgeregt. Alle vorherigen Gedanken waren verschwunden. "Ja." Oh Gott, er hatte ihn! Er hatte den Anfangsbuchstaben! Sein Name fing mit A an! Yuugi starrte ihn immer noch an und seine Aufregung fiel mit einem Mal von ihm ab, als ihm die Bedeutung dieses simplen Wortes aufging. "Das heißt.. ich hätte einfach nur.. in der Reihenfolge des Alphabetes fragen müssen...", sagte er dann, eher feststellend als fragend und legte seinen Kopf in seine Hände. Das gab es doch nicht. Wie viele Fragen hätte er sich dadurch ersparen können? Die Welt schien einfach gegen ihn zu sein. Er hätte sicherlich nicht halb so lang dafür gebraucht, wenn er einfach nur... Yami lachte. "Ja, das ist einfach dumm gelaufen." Yuugi hob seinen Kopf wieder und sah ihn zerknirscht an. Dumm gelaufen. Das war richtig bescheuert gelaufen! Er rümpfte die Nase. "Ist der zweite Buchstabe in der ersten Hälfte des Alphabetes?", fragte er sofort hinterher. Er wollte die Sache verkürzen. Dieser Name musste doch zu knacken sein! Sechs Wochen knobelte er nun schon daran rum, die zwei Wochen ausgelassen, in denen er Prüfungen geschrieben hatte. Zwei Monate insgesamt! "Nein." "Also alles ab M?" "Ja, schätze schon." Yuugi trommelte mit seinen Fingern auf dem Tisch und überlegte konzentriert. "Arvid?" "Nein." "Arian?" "Nein." "Aurel." "Nein." "Atilla?" "Nein." Yuugi versuchte weiter sein Glück, blieb jedoch erfolglos. Er wollte es jetzt aber unbedingt wissen! Yuugi trommelte weiter frustriert mit seinen Fingern auf den Tisch und dachte nach. "Was ist dein Lieblingsfach in der Schule gewesen?", fragte er Yami dann. Dieser sah verwundert auf. "Hm. Ich glaube Physik." "Und dein Lieblingsessen?" Yami sah ihn verwundert an. "Sushi. Willst du mich verhören?" Verdutzt schaute Yuugi zurück. Da war er wohl zu forsch gewesen. "Ah, tut mir Leid. Ich bin etwas...", sagte er und versuchte das richtige Wort zu finden. Yami prustete leicht, woraufhin Yuugi ihn fragend ansah. "Erregt?", beendete Yami amüsiert den Satz für ihn. Obwohl Yuugi wusste, wie er das meinte, lief er trotzdem rot an. "Nein!", rief er sofort beschämt aus. "Ach so. Dann natürlich nicht", antwortete Yami grinsend. Wieder verging eine kleine Zeit, in der Yamis Kollege neue Bestellungen brachte und ein paar Flaschen für Yami nach hinten räumte. Er wurde etwas stiller, weil er sich konzentrieren musste und Yuugi wollte ihn nicht dabei stören. Zugleich versuchte er wieder runter zu kommen. Dass er den Namen immer noch nicht hatte, ärgerte ihn langsam wirklich. "Sag mal, Yuugi", sprach Yami dann nach einer Weile wieder. Yuugi sah auf. Er hatte noch nicht viel von seinem Cocktail getrunken. "Letztens.. also vor drei Wochen", sagte er und füllte den letzten Cocktail in ein Glas um, "da hast du dein Elternhaus erwähnt." "Kann sein", erwiderte Yuugi, der sich ehrlich nicht mehr genau daran erinnerte. "Du sagtest, du hast mit deinem Großvater und deiner Mutter zusammen gelebt", sagte Yami weiter. Er stellte das Glas weg, sah auf und fragte, "Was ist eigentlich mit deinem Vater?" Yuugi sah ihn kurz einfach nur an. "Du musst mir das nicht sagen, wenn du nicht willst", setzte Yami hinterher. "Nein, nein, schon gut", antwortete Yuugi. Es war einer der wenigen Momente, in denen er nicht lächelte, während er das sagte. "Er hat uns verlassen." "Mh. Tut mir Leid, dass ich gefragte habe." Nun schmunzelte er wieder. "Nein, ist wirklich kein Problem. Ich kann mich kaum daran erinnern, ich war noch klein. Deswegen habe ich keine Verbindung zu ihm, ich kenne ihn nicht und er ist mir egal." Yuugi sah ihn neugierig an. Er fand es langweilig darüber zu reden, aber Yamis familiäre Situation interessierte ihn dafür umso mehr. "Bei dir ist alles gut, was das angeht, oder?" "Schwer zu sagen", antwortete Yami, der sich auf seine Arbeitsplatte abstützte und sich etwas vorlehnte, um seine Beine zu entlasten. "So einen Fall habe ich direkt nicht. Aber durch die verschiedenen Kulturen gibt es manchmal Probleme. Es gibt Dinge, die enttäuschen meine japanische Verwandtschaft, lassen es sich aber nicht anmerken und reden dann darüber, wenn der ägyptische Teil weg ist. Der dafür findet andere Dinge empörend und regt sich auch auf." "Und das bekommt ihr unter einen Hut?" "Nein. Meine Mutter war nicht damit einverstanden, wie man Frauen in Ägypten behandelt. Du weißt sicher, dass Frauen immer Arme und Beine bedeckt halten müssen und ein Mann nie eine Frau berühren soll, weil es unrein ist und so etwas. Viele werden immer noch beschnitten" - Yami verzog kurz sein Gesicht - "Sie hat mittlerweile nur noch wenig Kontakt zu ihnen und ich deswegen auch nicht mehr." Yuugi sah ihn an. Er hatte viel darüber gehört, konnte es sich aber kaum vorstellen. Aber auf dem Foto, auf dem seine Mutter zu sehen war, hatte sie immerhin glücklich ausgesehen. Beide sagten nichts mehr. Yuugi hätte gern mehr erfahren, aber das schien ein heikles Thema zu sein. Er versuchte das unangenehme Gefühl abzuschütteln, was dieses Gespräch hinterlassen hatte. Yami selbst sah nicht so betroffen aus, wie Yuugi erwartet hätte. Vielleicht fand er noch eine spätere Gelegenheit danach zu fragen. Aber er wollte Yami auch nicht alles aus der Nase ziehen. Dieser bekam gerade wieder etwas zu tun und mixte die nächsten Getränke. Dann fiel ihm etwas neues ein. "Sag mal, Yami.. es soll ein ägyptischer Name sein?" Yami lächelte. "Ja." "Und.. klingt er auch ägyptisch?", fragte Yuugi dann. "Ja." "Es ist also ein durch und durch ägyptischer Name?" Yami lachte. "Wenn du mich noch einmal fragst, bin ich mir selbst nicht mehr ganz sicher." Yuugi starrte ihn an. Das musste bedeuten, dass es ein Name war, der nicht aus einem anderen Land importiert worden war. Es musste tatsächlich ein ägyptischer Name sein. Inzwischen fielen ihm leider nicht mehr so viele Namen ein. Ob er Yamis Namen überhaupt kannte? Ob er ihn jemals gehört hatte? Er ballte seine Hände zu Fäusten. Das durfte doch nicht wahr sein! Er war so nah dran! "Aman!", feuerte er das Wort wie eine Kanonenkugel heraus. Yami grinste amüsiert. "Nein." "Anubis." "Nein." "Asrar." "Nein." Yuugi kniff seine Augen nachdenklich zusammen. "Aubinhan.. oder so." Yami lachte. "Nein." "Sowas in der Art?" "Nein." "Grr." "Nein", sagte Yami grinsend. Yuugi schnaubte, frustriert und belustigt zugleich und machte eine Pause, indem er aus seinem Glas trank. Er würde das heute rauskriegen, komme was wolle. ______________________________ Geschenktuch: http://youtu.be/WDPZikZoXys Yuugi hat auf meiner fiktiven Uni im ersten Jahr 68o.ooo Yen hingeblättert, die darauf folgenden Jahre sind es immer 7o% des ersten Jahres. Wer lustig ist, kann sich hier mal seine Kosten anschauen, die ich mir durch Werte aus dem großen weiten Internet zusammengerechnet habe: Kosten: Miete: 98.600 Yen insgesamt, Yuugi also ca. 49.300 im Monat [WG, kein Wohnheim] Zug: 14.000 Yen im Monat [Rabatt Student] Lebenshaltung: ca 120.000 Yen im Jahr = 10.000 Yen im Monat = 73.300 Yen im Monat = 879.600 Yen im Jahr [= ~540€ im Monat] + Studiengebühren: ca 680.000 Yen im 1. Jahr = 1.559.600 Yen im Jahr = ~11.000 € im Jahr Gesamtkosten [je nach derzeitigen Wechselkurs] Das vier Jahre lang. Und das bezahlen alles Mama und Opa. :D Das hier kann alles falsch sein!! [vor allem meine Rechnung] Aber man muss zugeben, dass es auch nicht ganz an den Haaren herbeigezogen ist. Laut mehreren Universitätsseiten sind solche Zahlen nicht unrealistisch. Kapitel 13: Ehrgeiz ------------------- Freunde, dies ist das vorletzte Kapitel. x3 Viel Spaß! Kapitel 13: Ehrgeiz Yuugi nippte an seinem Cocktail und versuchte eine neue Frage zu finden, die Yami dazu veranlasste, etwas zu erzählen. Er schien heute so redselig zu sein. Yuugi wollte nicht wieder mit seiner Familie anfangen, deswegen suchte er sich etwas anderes und blieb wieder an der Architektur hängen, die Yami so zu faszinieren schien. Er hätte gern noch mehr Aspekte von Yami erfahren, aber das war bisher das einzige, was er aufgreifen konnte. "Wenn du dein eigener Architekt wärst, wie würde dein Haus aussehen?" "Sprechen wir hier von etwas realistischem oder einem Traumhaus?", fragte Yami zurück, der mit dem abrupten Themenwechsel anscheinend überhaupt keine Probleme hatte. "Ähm.. beides?" Yami sah ihn kurz einfach nur an, dann lächelte er. "Als ich jünger war, wollte ich auf jeden Fall einen Pool. Und zwar einen, in den man gelangt, wenn man aus dem Bett aufsteht und eine Rutsche in die untere Etage hinunterrutscht", sagte er und Yuugi musste unwillkürlich schmunzeln. Das hätte ihm sicher auch gefallen. "Im realen Fall gäbe es aber wohl keinen Pool und keine Rutsche." Er stellte einen fertigen Cocktail weg. "Mein Haus wäre recht schlicht. Keine hausgroßen Fensterfronten oder ein riesiger Keller mit Hobbyraum. Man könnte es als kompakt bezeichnen. Es wäre einstöckig. Der Eingangsbereich ist wie sonst auch etwas tiefer gelegen als die Bodenhöhe des Hauses. Die Schuhe möchte ich nicht in einem Schuhschrank aufbewahren, sondern in einer Schublade, die auf Bodenhöhe eingelassen ist. Weißt du, wie diese Treppen, dessen Stufen man wie Schubladen aufziehen, und da Sachen verstauen kann? So etwas finde ich großartig." Yuugi lächelte. Ja, das hatte er bei Yami gesehen, in den Studienarbeiten. Ob er schon damals überlegt hatte, wie sein eigenes Haus aussehen würde? "Auf was ich aber auf jeden Fall bestehe, ist eine große Badewanne und ein spezielles Bett", erzählte er weiter und Yuugi merkte, wie sich Yami im Laufe seiner Erzählungen veränderte. Er schien von etwas zu reden, über was er sich schon oft Gedanken gemacht hatte und es schien ihm zu gefallen, davon zu sprechen. Yuugi lächelte leicht erfreut. Selbst, wenn ihm Yamis Idee eines Hauses absolut nicht gefallen hätte, so fand er seinen Gegenüber in diesem Moment so anziehend wie noch nie. Mit ehrlicher Begeisterung sprach er von seinen Ideen und Vorstellungen und das machte ihn.. wirklich attraktiv. Yami schien von Yuugis Blicken allerdings nicht viel zu bemerken und fuhr fort. "Wenn die Zimmerhöhe es erlaubt, würde ich das Bett gern oben haben, aber nicht so wie ein typisches Kinderstockbett, sondern wie eine zweite Zimmerdecke, in etwa so groß wie das halbe Schlafzimmer." Er hob seine Hand über seinen Kopf. "Unten muss man noch etwa 1,80 Meter, eher etwas mehr, zum bequemen Stehen haben. Dann kommt das Holz, wie gesagt wie eine zweite Decke und darauf dann Matten für die Liegefläche. Das bedeutet, der Raum müsste recht hoch sein, damit du oben noch genug Platz zum Sitzen hast. Das ist ökonomisch nicht sehr sinnvoll, weil ein großer Raum auch mehr beheizt werden muss. Aber ich finde die Vorstellung trotzdem toll. Stell dir nur vor, dein halbes Zimmer ist ein Bett. Es wäre dein aus Kissen bestehendes Zimmer im Zimmer, ein abgetrennter Bereich. Gemütlich und ganz für dich allein." Yuugi merkte, wie sich ein Lächeln auf Yamis Gesicht stahl und er so aussah, als würde er mitten in diesem Raum stehen. Und auch Yuugi konnte es sich vorstellen und dachte daran, mit ihm durch sein Haus zu gehen. "Unter dem Bettbereich wäre genug Staumöglichkeit für Kleiderschränke, Schubladen oder auch ein Schreibtisch. Die andere Hälfte des Raumes ist dann logischerweise recht hoch. Da diese Konstruktion viel Licht schlucken würde, sollte das Zimmer zwei oder drei Fenster und vielleicht ein Dachfenster haben. Eine Tür zum Außenbereich wäre schön, aber das muss nicht sein", sagte Yami dann weiter. "Und wie kommt man in das Bett? Mit einer Leiter?", fragte Yuugi dann. Yami sah ihn an und schien erfreut zu sein, dass er das wissen wollte. "Ja, aber bequemer. Im Bettbereich sollte eine Art Falltür eingebaut sein. Wenn man sie von unten öffnet, schwenkt eine breitstufige, treppenähnliche Leiter nach unten, ähnlich einer Dachbodenleiter. Ich finde diese Lösung eleganter." "Das finde ich auch viel besser", sagte Yuugi gleich. "Wenn ich ins Bett gehe, bin ich meist schon müde. Da hätte ich keine Lust, eine steile Leiter hochzuklettern", sagte er und lächelte ihn ehrlich an. "Aber du brauchst noch Pflanzen. Ohne eine Pflanze wirkt ein Zimmer doch karg." "Ah, ich bin tatsächlich ziemlich unbegabt, was Pflanzen angeht. Ich vergesse immer sie zu gießen." "Du brauchst welche, die nicht klein zu kriegen sind", sagte Yuugi. "Keine Chance, auch die gehen ein." "Dann muss ich wohl bei dir gießen kommen, was", fragte Yuugi und lachte, bemerkte aber gleich darauf, was er da gesagt hatte. Doch Yami lachte nur. "Das wäre hilfreich." Yuugi sah ihn einfach an. Inzwischen glaubte er, dass Yami manche Dinge absichtlich so sagte oder nicht abstritt. Aber warum? Dieser musste kurz weg, um alte Flaschen wegzuschaffen und neue zu organisieren. Als er wieder da war, erzählte er weiter, als wäre er gar nicht weg gewesen. "Es wäre auch noch schön, wenn es einen kleinen Garten gäbe. Mit einem Vordach vom Haus, unter dem man sich eine Liege hinstellen kann und einem kleinen Teich in einer Ecke. Einen Teich im eigenen Garten fand ich schon immer schön, aber das muss nicht sein. Und ich würde ein Tier halten, wenn ich Zeit dafür hätte." "Was denn für eins?", fragte Yuugi neugierig. "Vielleicht einen Hund. Es würde mir zumindest den Antrieb geben, regelmäßiger zu laufen", antwortete er und lächelte dabei schief und unglaublich süß. Yuugi lächelte gequält zurück. Gleich ein Hund? Yami schien ein aktiver Mensch zu sein. "Und du, Yuugi? Wie sieht es bei dir mit Tieren aus?", fragte Yami plötzlich. Yuugi sah ihn erschrocken an, dann grinste er verlegen. "Mal sehen.. Schildkröten vielleicht?", fragte er zurück. Yami lachte bei diesen Worten und sah Yuugi lächelnd an. Yuugi konnte gar nicht sagen, wie toll er dieses Lächeln fand. Er bemerkte gleichzeitig, dass er irgendwie bekloppt war. "Schildkröten sind aber schwierig zu halten. Man braucht dafür viel Platz, am besten draußen, und es sollte genug Feuchtigkeit geben, zum Beispiel ein kleiner Tümpel, oder.. vielleicht ein Garten mit Teich", sagte er dann und sah Yuugi zum ersten Mal leicht süffisant grinsend an. Yuugi wurde mit einem Schlag feuerrot im Gesicht. "Wa- ich.. was?", brachte er heraus. "Oh, nichts. Wolltest du nicht weiter meinen Namen erraten?", fragte Yami grinsend zurück und wischte seine Arbeitsplatte fertig ab. Er ließ Yuugi sprachlos zurück, denn wieder ging er kurz weg. Er verstand nicht, was passierte. Warum sagte er so etwas? Waren das Andeutungen? Hatte Yami etwa bemerkt, was in Yuugi vorging? Er legte seine Hände ins Gesicht. Das wäre schrecklich! Er war doch selber so unglaublich verwirrt! Schnell versuchte er sich wieder zu beruhigen. Nein, alles war gut. Nichts hatte sich geändert. Das bildete er sich alles nur ein. Yuugi ging in kleinen Schritten. Der Name war das wichtigste. Als Yami wieder an dem Tresen erschienen war, fragte Yuugi weiter nach Namen, um sich von seiner Verwirrung abzulenken. Inzwischen fielen ihm kaum noch welche ein, dabei dachte er wirklich angestrengt nach. Wie würde man einen ägyptischen Sohn nennen? Er hatte doch schon alles durch.. "Komme ich der Sache näher?", fragte Yuugi resigniert. "Nun, du hast den ersten Buchstaben, du weißt, wo der zweite liegt, aus welcher Kultur der Name stammt und es ist kein Doppelname. Sag du mir, ob du der Sache näher kommst", antwortete Yami lächelnd. Sein Lächeln wurde etwas breiter und er sagte, "Viel brennender würde mich persönlich ja interessieren, was du danach von mir willst." Yuugi wurde rot im Gesicht. "Du.. du musst mir danach keinen Wunsch erfüllen, wenn du nicht möchtest.." "Das war aber der Wetteinsatz", erinnerte Yami ihn. Wieder nahm Yuugi einen Schluck. Das musste er ihm nicht sagen. "Kannst du mir nicht Bescheid sagen, wenn ich nah dran bin?", fragte Yuugi dann hoffnungsvoll. Yami grinste ihn an. "Mal sehen." Wieder musste Yami ein paar Getränke mixen. Yuugi hätte sowieso nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Er warf Yami wieder ein paar Namen zu, wenn ihm einer einfiel. Er sah auf die Uhr. Es war schon relativ spät und immer noch hing er hier an einem Cocktail. Dieser war allerdings auch bald leer und ohne etwas zu trinken wollte er hier nicht rum sitzen. "Hast du eigentlich Geschwister, Yuugi?", hörte er dann Yamis Stimme wieder. "Nein. Wer könnte sich bei diesen Studienkosten auch mehr als ein Kind leisten?", fragte er zurück und sah dabei verdrießlich aus. "Amadas?" Yami lachte. "Nein. Sieht aus, als hättest du kürzlich die Studiengebühren gezahlt." "In der Tat. Ich will gar nicht wissen, wie viel die Privatuniversitäten kosten. A...pul?" "Nein" Yami holte eine neue Spirituose und goss etwas davon in ein Glas. "Das Masterstudium kostet übrigens auch so viel, falls du überlegen solltest." Yuugi sah ihn verdutzt an. "Du.. hast einen Master in Architektur?" "Ja." Yuugi begann wieder zu rechnen. Das Bachelorstudium dauerte vier Jahre, der Master zwei. Überrascht sah er ihn an. Das hieß, er musste selbst erst vor kurzem fertig geworden sein! "Oh. Und du hast sofort angefangen zu arbeiten?" "Ja, ich konnte es ehrlich gesagt kaum abwarten. Ich war ja auch gegen Ende meines Studiums schon vorläufig angestellt. Das Studium hat mich am Schluss nur noch genervt. Ich arbeite erst wenige Monate im Architekturbüro." Yuugi rümpfte seine Nase. Ob er deswegen das alles unvergütet Zuhause machte, weil er noch neu und in Probezeit war? "Da ich aber auch noch beim Pinta angestellt bin, bin ich dort bisher nur eine Teilzeitkraft", sagte Yami dann weiter, "In Absprache mit meinem Vorgesetzten war das glücklicherweise kein Problem." Yuugi kannte sich in diesen Dingen nicht aus. Er hatte zwar dieses Semester Personalwesen besucht, aber nur ganz grobe Einblicke in Arbeitsrecht erhalten. "Aziz?" "Nein." "Wie lange gehst du da arbeiten?" "Vier Stunden, Montag bis Freitag." Was für ein kompliziertes Leben! Yuugi ächzte. "Kommst du denn überhaupt dazu, etwas zwischen den Jobs zu machen?" "Ich habe eine Stunde Zeit zwischen dem Büro und der Bar und esse dann meistens. Meine Pause habe ich quasi auf dem Arbeitsweg." Yuugi sagte kurz einfach nichts. "Du solltest schnell hier kündigen, Yami", sagte er dann ganz ernst. Warum setzte er sich diesem Stress aus? Nicht mal vernünftig essen war drin? Natürlich würde er Yami unheimlich gern jeden Freitag bis ans Ende aller Tage hier besuchen. Aber das war doch verrückt. Außerdem vollkommen zeitraubend. Der Barkeeper lachte. "Vielleicht hast du recht." "Ausar?" "Nein." "Und wann fängst du an in diesem Büro zu arbeiten?" "Nachmittags, weil ich hier ja bis halb zwei bin." Wieder trank Yuugi etwas von seinem Cocktail. "Das hört sich alles irgendwie nicht gesund an", sagte er dann. Yami sah auf und lächelte. "Du musst dir keine Sorgen machen. Ich mag mein Leben, wie es ist." "Wirklich? Gibt es nichts, was du gern ändern würdest?", fragte Yuugi erstaunt. Kurz sagte Yami nichts. "Doch, da gäbe es schon die ein oder andere Sache, die ich ändern würde. Aber alles mit der Zeit." "Wie meinst du das?" "Na ja. Auch wenn ich ab Nachmittag quasi keine Zeit habe, hat es bisher einfach keinen Anlass dazu gegeben, etwas an der Situation zu ändern." Yuugi sah ihn fragend an. Er brauchte also einen Anlass? Ob er da etwas spezielles meinte? Yami sah auf und lächelte ihn an. "Aber vielleicht passiert ja.. irgendwann etwas, was mich dazu bringen würde, die jetzige Situation zu ändern." Yuugi verstand absolut nicht, was er damit meinte, wollte aber auch nicht weiter nachfragen. Yami schien geduldig zu sein. Er hatte zudem überhaupt kein Problem damit, zehn, elf Stunden weg zu sein, weil er zwei Jobs hatte. Warum bloß? Da hatte man doch kaum Zeit für andere Dinge. Er hatte doch sicherlich auch Freunde. Ob dieser Kaiba ihn hier abends in der Cocktailbar besucht hatte, weil Yami dann arbeitete, wenn alle anderen frei hatten? Hatte er das mit einsam gemeint? Und fand er denn da überhaupt Zeit für eine Beziehung, wenn er solche Arbeitszeiten hatte? Er lernte so doch niemanden kennen. Ob sich Yami eine Beziehung wünschte? Yuugi war sich immer noch nicht ganz sicher, ob er nun in einer war oder nicht. "Sag mal, Yami..", sagte Yuugi, doch traute sich nicht, weiter zu fragen. Plötzlich steckte ihm ein Kloß im Hals. Es war doch reichlich seltsam, wenn er ihn das plötzlich so fragte? Yami sah ihn an und Yuugi versuchte gleichmäßig zu atmen. Er hatte nicht nachgedacht! Panik ergriff ihn. Das konnte er nicht fragen! Was sollte er jetzt sagen?? Yuugis Zähne klebten aufeinander und nichts entkam seinem Mund. Sie starrten sich an und Yuugi wusste nicht, wie er sich retten sollte. "Ja?", fragte Yami und sah ihn leicht verwirrt an. "Hast du..", sagte er weiter und überlegte fieberhaft. "Hast du... ein Auto?" Sie sahen sich an und Yuugi wäre beinahe im Boden versunken. Yami fing leicht zu grinsen an. "Ich habe das Gefühl, das war nicht das, was du mich fragen wolltest.." "Doch! Doch, weil, also.. wegen der Flexibilität und dann wärst du doch sicherlich schneller.." Yami fing an, zu lachen. Er lachte herzlich, bevor er sich wieder seinem Cocktail zu wandte. Yuugi umklammerte seinen eigenen Cocktail und legte seinen Kopf auf den Tisch. Das. War. So. Peinlich. Er wäre jetzt wirklich gern gestorben. "Okay, Yuugi, hast du dich gefasst? Jetzt noch einmal", sagte Yami, "Was wolltest du wissen?" Yuugi sah ihn wieder panisch an. Er wollte nicht loslassen? Aber er sah doch, dass Yuugi das nicht aussprechen wollte! Er sah hochrot in Yamis Augen. Sie waren teils amüsiert, aber auch ruhig. Yami sah ihn an, als würde er wissen, in welche Richtung diese Frage ging. Yuugi klopfte das Herz im Hals. "Hast du.." Er wollte schlucken, doch sein Mund war trocken. "Bist du.. in einer Beziehung..?" Yami richtete wieder seinen Blick nach unten und machte damit weiter, eine Orange zu schneiden. "Nein." Yuugi starrte ihn an. Nein. Er schluckte nun endlich, nachdem er etwas von seinem Cocktail getrunken hatte und eine seltsame Pause entstand. Yami sah wieder hoch und seine Augen schienen Yuugi zu durchdringen. Yuugi bekam eine kleine Gänsehaut. Da war wieder dieser Blick. Als würde er Yuugi genau kennen. Als würde er Yuugis Gefühle sofort durchschauen. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Yamis Gesicht. Es spiegelte sich so viel in Yamis Augen. Anfangs hatte er nicht viel in ihnen erkannt, aber mit der Zeit waren ihm immer mehr Gefühle aufgefallen. Da war diese Ruhe, aber auch eine gewisse Belustigung. Er sah ihn so tief an, als versuche er, Yuugi gefangen zu halten und Yuugi konnte seinen Blick auch tatsächlich nicht abwenden. Yamis Augen hatten so eine schöne Farbe. Sie waren so stolz, selbstsicher, wissend und attraktiv zugleich. Schließlich löste Yami ihren Blickkontakt und bereitete den nächsten Cocktail zu. Yuugi schluckte. Er wusste nicht, was das gewesen war, aber es war schön. Er mochte es, wenn Yami ihn so ansah, es entstand so ein angenehmes Gefühl im Magen. Er versuchte, sich wieder zu beruhigen, klammerte sich an sein Cocktailglas und atmete bewusst langsam. Yami verunsicherte und beruhigte ihn gleichzeitig. Er war so verwirrt davon. Aber er wusste, dass er eine Aufgabe hatte. "Amru?" "Nein." "Asaf?" "Nein." "Atep?" Kurz stockte Yami und sah ihn wieder mit diesem intensiven Blick an. "Nein." Yuugis spürte Aufregung in sich aufsteigen, als er ihn so ansah und lehnte sich weiter vor. "Etwa.. nah dran..?" "Ja~", sagte Yami leise. Er stützte sich auf seine Arbeitsplatte ab, beugte sich ebenfalls vor und sein Gesicht kam dem Yuugis näher. Yuugi hätte schwören können, dass die Stimme des anderen plötzlich einen leicht rauchigen Ton angenommen hatte. "Fast." "A.. Ate...", sagte Yuugi und versuchte nachzudenken, aber Yamis Gesicht war plötzlich nicht mehr so weit weg und ihm wurde furchtbar warm. "Ate.." "Der nächste Buchstabe liegt in der Mitte des Alphabets." Yuugis Herz schlug ihm kräftig im Hals. "A- Ate..m..? Ate.. Atemu..?" Ihre Gesichter waren keine zehn Zentimeter voneinander entfernt und Yuugi starrte ihn an, starrte in seine wunderschönen Augen, die seinen so nah waren, zu keinem Gedanken mehr fähig. Dann sah er, wie Yami ihn ehrlich anlächelte und sich wieder zurück zog. "Richtig." Yuugi schaute ihn regungslos an. "Du hast gewonnen." _______________________________________ Hat er ihm am Ende doch ein bisschen geholfen! xD Schreibt mir doch, wie ihr es fandet ^^ Kapitel 14: Vorhaben -------------------- Dies ist das letzte Kapitel dieser FF. Viel Vergnügen ^^ Kapitel 14: Vorhaben Yuugi schluckte und seine Augen weiteten sich. Gewonnen? "Du hast ja ein paar Startschwierigkeiten gehabt, obwohl du gleich am Anfang die richtigen Fragen gestellt hast", sagte der Barkeeper. "Und du hast manchmal ägyptisch mit anderen Sprachen verwechselt. Aber bald darauf ging es doch recht schnell." Er grinste und sagte, "Du hast heute richtig Biss gezeigt." Yuugi sagte erst nichts, dann öffnete er seinen Mund. "Atemu..", sagte er leise und auf einmal spürte er, wie sich ein neues Gefühl in ihm ausbreitete wie eine wundevolle, heiße Flüssigkeit, die langsam durch seinen Körper floss und ihn von innen erwärmte: Freude. Sie füllte seinen ganzen Körper, schwappte über und plötzlich hätte er Luftsprünge machen können. Er fühlte sich plötzlich so leicht, als könnte er fliegen und gleichzeitig hätte er Bäume ausreißen können. Yami sah ihn amüsiert lächelnd an, als er bemerkte, wie das Gesicht des anderen wie von selbst zu strahlen anfing. "Ich hab's!", rief Yuugi aus und stieß seine Faust in die Luft. "Juhu!" Doch schnell legte er sich seine Hand vor den Mund und sah Yami verlegen an. Gleich darauf lächelte Yuugi aber wieder. "Atemu...", sagte er leise, eher zu sich selbst als zu demjenigen. "Atemu.." Er hieß Atemu. Er hatte es geschafft. Yami grinste ihn an. "Gefällt dir mein Name?" Yuugi wurde tomatenrot im Gesicht. "Was? Nein! I-ich meine, doch! Das tut er, ich meine.. ich meine, es ist ein schöner Name, er, er passt zu dir.." Was sagte er denn da? Ein schöner Name, er passe zu ihm? Yuugi hätte am liebsten die Hände über seinen Kopf zusammen geschlagen. Doch Yami lachte nur und meinte, "Du bist schon echt süß, Yuugi." Yuugi starrte ihn an und zum ersten Mal empfand er es nicht als peinlich, so bezeichnet zu werden. Er lächelte zaghaft zurück. Yami lachte. "Das war ein Kompliment, du kannst ruhig danke sagen." Yuugi schmunzelte leicht. "Atemu?" "Ja?" "Nichts, ich wollte nur deinen Namen sagen." Yami lachte und mixte den nächsten Cocktail. Die nächsten paar Minuten grinste Yuugi glücklich vor sich hin. Er war stolz auf sich. Er hatte es endlich geschafft, diesen Namen herauszufinden. Das war nicht leicht gewesen! Wie viele Nächte er sich den Kopf darüber zerbrochen hatte, würde er wohl nicht so schnell vergessen. Yami - nein, Atemu - war kurz verschwunden, um wieder irgendwas rumzuräumen. "Atemu..", flüsterte er leise. Er konnte es noch nicht fassen. "Nun, Yuugi..", hörte er dann wieder seine Stimme und er sah verdutzt auf, völlig in seinen Gedanken versunken gewesen, "Du hast den Namen. Nun hast du einen Wunsch frei." Yuugi wurde augenblicklich rot um die Nase. "Ich kann mir jetzt alles wünschen?", fragte er vorsichtig. "Alles", bestätigte Yami. "Wirklich alles?" "Nun, alles was sich in meinem Einflussbereich befindet. Ich kann dich nicht zum König krönen", antwortete Yami grinsend. Kurz sagte Yuugi nichts. "Gib mir noch einen Peach 43, bitte", antwortete er. Yami machte sich wortlos an die Arbeit. Er hatte zwar eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was er sich wünschen wollte, jedoch konnte er sich das unmöglich hier wünschen. Als Yami ihm nach einigen Minuten seinen Cocktail überreichte, trank Yuugi ihn durstig. "Weißt du denn schon, was du dir wünschen willst?" Yuugi sah ihn verlegen an. "Ja." "Oh. Das überrascht mich. Du sahst nicht danach aus." "Na ja..", zögerte er. "Ich bin mir nicht ganz sicher.." Yami sah ihn mit einem kleinen Grinsen an und Yuugi fand dieses Grinsen so cool. Wie konnte man nur so selbstsicher aussehen!? "Wenn du es schon weißt, solltest du es nicht hinauszögern. Ich werde deinen Wunsch, egal welcher es sein wird, akzeptieren." Yuugi wurde wieder rot. "Ich.. würde das nicht hier sagen wollen." Yami sah ihn einen Moment an und wenn Yuugi nicht so unsicher gewesen wäre, hätte er es sogar ein bisschen lustig gefunden. Yami schien zwar ein geduldiger Mensch zu sein, aber zugleich unglaublich neugierig. Er hatte ihn noch nie so wissbegierig auf eine Sache gesehen. Klar, wenn Yami bei ihm einen Wunsch offen gehabt hätte, hätte es diesen auch verlangt zu wissen, was er von ihm wollte, aber Yami übertraf ja alles. Yuugi grinste, versuchte es aber zurückzuhalten, als er sah, das Yami anscheinend darüber nachdachte, wie er es weiter aus Yuugi rauskitzeln konnte und unruhig durch die Menschenmenge sah. Nein, er fand es trotz seiner Unsicherheit doch ziemlich lustig. "Warum würdest du es nicht hier sagen wollen?", fragte Yami erwartungsvoll nach. "Ich weiß nicht, es wäre.. unpassend." "Warum?" Yuugi lachte. "Tut mir Leid, das funktioniert nicht." Yami verschränkte die Arme und sah ihn etwas unzufrieden, aber auch belustigt an. "Na gut. Dann sag mir, wann." "Hm?" "Wann und wo du mir sagen willst, was du dir wünschst." Yuugi sah ihn erschrocken an. "Äh.. ähm..", stotterte er, etwas überrumpelt von der plötzlichen forschen Art. "Was ist?", fragte sein Gegenüber. Yuugi erinnerte sich an etwas. "Na ja, klingt wie ein Verhör." Yami sah ihn verdutzt an. "Oh. Tut mir Leid." Yuugi verkniff sich ein Grinsen. "Warst du etwa erregt?" Yami lachte herzlich, als er gerade neue Bestellungen bekam. Die Kellnerin sah die beiden nur verwundert an und ging wieder weiter. "Trotzdem, Yuugi, wenn du es nicht jetzt sagen willst, dann solltest du mir sagen wann", meinte Yami dann, als er wieder beschäftigt war. Das stimmte. Er nahm wieder etwas von seinem Cocktail, den er ziemlich schnell trank. Diesmal sollte es jedoch kein Problem darstellen, er hatte immerhin genug gegessen. Nämlich ein Nudel-Instantgericht und ein paar der Muffins. Etwas mit mehr Kohlenhydraten hätte er in der WG nicht finden können. "Ich weiß aber auch nicht so genau, wann", gab er dann ehrlich zu, "Ich habe zwar in den nächsten Tagen frei, aber ich weiß auch nicht so recht, wann du genau arbeitest." "Gutes Argument", antwortete Yami, "Ich schätze, wir sollten einfach E-Mail Adressen tauschen. Dann kann ich dir schreiben, wann ich arbeite." Yuugis Herz schlug höher, als er das hörte. "Ja.. das ist eine gute Idee." Yami trocknete sich seine Hände ab und verschwand kurz. Er kehrte wenig später mit seinem Handy zurück und reichte es Yuugi. Dieser holte ebenfalls sein Handy hervor, dass er sich inzwischen angewöhnt hatte mitzunehmen. Er reichte es Yami ebenfalls über den Thresen und jeder schrieb seine Adresse rein. Wenig später gaben sie ihre Handys wieder zurück. Yuugi starrte auf sein Handy und besah sich den neuen Eintrag. "Atemu" war nun in seiner Kontaktliste. Er lächelte leicht. Diesen Namen würde er so schnell nicht vergessen. "Also schreibst du mir, wann du deine freien Zeiten hast, ja?", ging Yuugi noch einmal sicher. "Ja. Da fällt mir ein, hast du vielleicht das Hemd mitgebracht?", fragte Yami, der schon wieder dabei war, den nächsten Cocktail zu mixen. Yuugis Kopf ruckte hoch und starrte ihn erschrocken an. "Das Hemd!" Yami sah grinsend auf und hatte diesen 'Habe ich mir schon gedacht'-Blick drauf. "Vergessen..", sagte Yuugi entnervt. Er hatte es vergessen! Es lag fein säuberlich in seinem Zimmer, frisch gewaschen und er hatte es vergessen. Und er hatte es bis jetzt nicht einmal bemerkt! "Nicht so schlimm. Wenn wir uns treffen, kannst du es mitbringen", sagte Yami einfach. Yuugi seufzte. "Hmm..", machte er nur noch. Yuugi trank noch etwas aus seinem Glas, welches fast schon wieder leer war. Er fand, darauf, dass er endlich Yamis Namen herausgefunden hatte, hatte er anstoßen sollen. Jetzt war es bald schon wieder leer, er hatte sich damit beeilt und es wurde auch bald soweit, wieder nach Hause zu gehen. Die Zeit war mittlerweile ziemlich vorangeschritten. Kurz entschuldigte er sich und ging auf Toilette. Diesmal verschwamm seine Sicht nicht, ein gutes Zeichen. Ihm war etwas warm vom Alkohol, aber das würde wieder verschwinden, wenn er das Pinta verlassen würde. "Ich würde gern zahlen", sagte Yuugi dann, als er die letzten Züge seines Cocktails getrunken hatte und holte sein Portemonnaie hervor. Yami winkte die Kellnerin heran, bei der Yuugi bezahlte. Sie lächelte ihn leicht interessiert an, hielt sich jedoch sonst zurück. Als er gezahlt hatte, ging sie ohne Umschweife weiter. "Gut, Yuugi. Wir sehen uns. Schreib mir", sagte Yami, als Yuugi sich fertig machte. "Schreib mir zuerst", erwiderte Yuugi und grinste ihn an. Yami lachte. "Geht klar. Bis bald." "Bis bald.. Atemu." Und damit verließ Yuugi abermals das Pinta, mit dem Gefühl, dass heute ein großartiger Tag gewesen war. Am darauf folgenden Morgen sah er, dass Yami ihm noch in der Nacht, wohl nach seinem Schichtende, eine Nachricht geschrieben hatte. "Hey, Yuugi. Ich habe folgende Arbeitszeiten: Mo - Fr: 15 - 19 Uhr (Büro) Mi, Fr, Sa: 20 - 1:30 Uhr (Bar) Wie wäre es nächsten Dienstag Abend? Yami" Yuugi sah die Nachricht an. Anstatt sich sofort Gedanken zu machen, ob Dienstag passte, starrte er stattdessen auf Yamis Arbeitszeiten. Moment mal. Sagte er nicht, er brauchte eine Stunde zwischen dem Architekturbüro und dem Pinta? Hieß das nicht auch, dass er zwei Uhr los ging, damit er um drei da war? Hieß das wirklich, dass Yami an drei Tagen in der Woche von zwei Uhr mittags bis zwei Uhr nachts unterwegs war? Er starrte das Handy an und warf es dann in eine Ecke, um ins Bad zu gehen. Was regte er sich auf? Das war eigentlich nicht ungewöhnlich. Zehn Stunden arbeiten und dann vielleicht noch mit Kollegen trinken zu gehen war normal. Trotzdem fand Yuugi, dass das auch anders gehen könnte. Warum nur änderte Yami nichts daran? Mit einem Master in der Tasche hätte er doch sicher locker Vollzeit in diesem Architekturbüro arbeiten können. Egal. Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, als er an gestern dachte. Yuugi bekam auf einmal einen Kraftschub, stapfte wieder aus dem Badezimmer, riss Joeys Tür auf und rief, "Ich hab ihn!!" Joey, der bis jetzt selig geschlummert hatte, sprang aus seinem Futon. "Was??", rief er alarmiert und sah wild umher. "Ich hab den Namen!", rief Yuugi freudestrahlend aus. Joey glotzte ihn einen Moment an und sagte dann, "Du hast ja wohl 'nen Schuss, mich so aufzuwecken. Wie spät ist das eigentlich??" "Joey, es ist halb elf!" "Was? Boah Yuugi", rief er, warf sich seine Decke wieder über und drehte sich auf die andere Seite. "Ich bin grad mal fünf Stunden im Bett." "Aber Joey, dafür hab ich so hart gearbeitet.." "Ja, Yuugi, wundervoll. Ich bin müde!", rief Joey zurück und zog sich die Decke über den Kopf. Yuugi seufzte und machte die Tür wieder zu. Eine Stunde später war Joey es, der Yuugis Tür aufgerissen und ihn detailliert ausgefragt hatte. Nachdem sie beide den gestrigen Abend durchgekaut hatten, fragte Joey, was Yuugi sich nun von ihm wünschen wollte, doch auch gegenüber Joey schwieg er. Es war Samstag und Yuugi beschloss nach einem kurzen Telefonat mit seiner Mutter, diese zu besuchen. Er aß ein kleines Mittagessen, packte dann ein paar Sachen, dümpelte noch ein bisschen in seinem Zimmer herum, bis er sich dann gegen vier Uhr auf den Weg machte. Einerseits hatte er seine Mutter und seinen Großvater schon lange nicht mehr gesehen und sie wollten sicher wissen, wie die Prüfungen gelaufen waren. Andererseits brauchte er auch ein bisschen Zeitvertreib, denn nachdem er Yami geschrieben hatte, dass ihm Dienstag passte, schien die Zeit wieder ein Eigenleben zu entwickeln und so langsam zu verlaufen, als wenn er auf Freitag warten würde. Der Besuch bei seinen Eltern hatte ihm gut getan. Es gab ein richtiges Festmahl zu Ehren seiner fertigen Prüfungen und Yuugi hatte schon lange nicht mehr so gut gegessen. Zu seiner Schulzeit hatte er einige Probleme mit seiner Mutter gehabt, die immer wieder darauf gepocht hatte, dass er anständig lernen müsse. Jetzt jedoch, wo er auf einer guten Universität aufgenommen war, schien seine Mutter ihr Ziel als erfüllt zu sehen und drängelte Yuugi nicht mehr. Yuugi schien, was das anging, auch definitiv erwachsener geworden zu sein; Er nahm seine Prüfungen ernster als vorher und konzentrierte sich mehr darauf. Gegenüber seiner Mutter verschwieg er sich zwar, doch er schnitt das Thema Yami bei seinem Großvater an. Er und seine Mutter wussten, dass Yuugi sich nicht nur Frauen hinzugezogen fühlte, es wurde jedoch nicht weiter erwähnt. Yuugi kuschelte sich am Abend in sein altes Bett und wusste nicht, ob er sich auf Dienstag freuen, oder ihn einfach verschlafen sollte. Er hatte vor gehabt, eine Nacht zu bleiben, woraus zwei wurden. Er half Montag seinem Großvater im Schildkrötenshop mit ein paar Kisten und schwereren Dingen, die dieser nicht mehr leicht heben konnte. Yuugi bemerkte auch, dass das Lager recht chaotisch war und verbrachte den Montag damit, etwas Effizienz hineinzubringen. Ha! Logistik. Montag Abend fuhr er wieder zurück, legte sich der heutigen Anstrengung wegen, die ihn glücklicherweise gut von Dienstag abgelenkt hatte, ohne große Umschweife in seinen Futon und schlief schnell ein. Er hatte versucht, die Gedanken an Yami zu verdrängen, doch jetzt kehrten sie mit aller Macht zurück. Er würde sich heute mit Yami acht Uhr bei ihm Zuhause treffen. War sein Wunsch nicht blöd? Yuugi lief wieder aufgewühlt in der WG umher, nachdem er geduscht und gegessen hatte. Würde Yami ihm diesen erfüllen? Würde er sich darüber lustig machen? Yuugi seufzte und wusste gleichzeitig, dass es dieser und kein anderer Wunsch sein sollte. Er hatte schon von Anfang an gewusst, was er sich wünschen würde, sollte er den Namen herausfinden. Diesmal würde er das Hemd nicht vergessen. Er legte es umständlich in eine kleine Tüte, die er Yami sofort in die Hand drücken würde, würden sie sich sehen. Dabei schien es noch eine Ewigkeit zu sein. Er saß hibbelig auf seinem Schreibtischstuhl, lief unruhig quer durch die Wohnung oder versuchte überschüssige Energie loszuwerden, indem er sich in sein Kopfkissen warf, aber die Zeit wollte und wollte nicht verstreichen. Er war nervös. Er wollte es endlich hinter sich bringen und gleichzeitig hatte er Angst davor. Er wollte sich verstecken und zugleich ausbrechen. Seine chaotischen und widersprüchlichen Gefühle ließen keinen anderen Schluss zu, als entweder wie ein aufgeschrecktes Huhn herumzulaufen, oder wie ein erstarrtes Kaninchen sitzen zu bleiben. Yuugi hatte den Ort selbst vorgeschlagen. Er wollte sich nicht in einem Park oder so etwas treffen, in einem öffentlichen Raum wie einem Restaurant sowieso nicht und andere Orte hätten ihn vielleicht zu sehr verwirrt. Er kannte Yamis Wohnung, er hatte sich recht wohl dort gefühlt und wenn irgendetwas schief ging, konnte er einfach gehen. Ja, ganz einfach. In der Theorie. Und wenn Yami ihm den Wunsch nicht erfüllen würde? Würde Yuugi sich dann noch in die Cocktailbar trauen? Würde er ihm dann je wieder unter die Augen treten können? Schließlich ging er kurz nach sieben los. Nur nicht das Hemd vergessen! Jetzt musste auch Yami Schluss haben. Yuugi steckte sicherheitshalber sein Handy ein, als er Joey hastig an der Wohnungstür verabschiedete. Bei Yamis Einstellung hätte es Yuugi nicht gewundert, wenn er eine Nachricht bekommen hätte, dass er die Nacht über im Büro blieb. Wie schaffte es die Zeit nur, so unbeständig zu verlaufen? Gerade noch hatten die Sekunden gar nicht verstreichen wollen und plötzlich war er schon an seiner Haltestelle. Yami hatte ihm noch einmal seine Adresse zukommen lassen, was Yuugis Glück war, denn im Licht der untergehenden Sonne sah der Weg ganz anders aus als das letzte Mal. Die langsam hereinbrechende Nacht war dabei viel wärmer als vorher und Yuugi spürte, dass nun endlich der volle Frühling angebrochen war. Die Tage wurden länger und die Bäume erwachten aus ihrem Winterschlaf. Bald würde wieder die Kirschblüte sein. Wenn er Glück hatte, würde er sie mit Yami sehen. Er folgte der Wegbeschreibung und fand schließlich das Wohnhaus wieder, in dem Yami lebte. Er sah auf seine Uhr. Er hatte noch zehn Minuten. Vielleicht sollte er noch etwas warten. Unruhig setzte er sich schließlich auf eine Bank in der Nähe und versuchte nicht zu hibbeln. Sein Herz schlug aufgeregt und seine Hände waren ungewohnt schwitzig. Er hibbelte doch unbewusst mit einem Bein, bis es ihm auffiel und er sich zwang, damit aufzuhören. Ganz ruhig! Das war nicht schwer. Geh da hoch, sag deinen Wunsch und dann wird alles gut. Hoffentlich. Aaah! Er stieß ein frustriertes Stöhnen aus und verfluchte die Zeit für ihre seltsame Angewohnheit, Yuugi immer warten zu lassen, wenn er nicht warten wollte. Er öffnete seine Tüte und besah sich das Hemd. Er hatte es nicht vergessen. Immerhin. "Hi, Yuugi. Wartest du schon lang hier?", hörte er dann plötzlich eine Stimme sagen und Yuugi schreckte hoch. Yami sah zu ihm runter und lächelte sanft. "Tut mir Leid, wenn ich zu spät bin." Yuugi sprang mit einem Mal von der Bank auf und stellte sich versteift hin. "Hallo! Nein, gar nicht! Ich hab nicht lange gewartet! Tut mir Leid, wenn es den Eindruck gemacht hat!" Yami lachte leise und wandte sich halb ab. "Komm mit. Ich habe etwas zu Essen gekauft." Yuugi folgte ihm nach kurzer Besinnung und beide betraten sie das Gebäude. Yuugi dachte diesmal daran und schaute auf Yamis Namensschild, als sie vor dessen Tür standen und Yami den Schlüssel suchte, stellte jedoch überrascht fest, dass er einen japanischen Nachnamen besaß. Das verwirrte ihn, aber es erleichterte ihn auch. Auf dem Namensschild stand kein Vorname. Er war beruhigt, dass die verpasste Chance nichts relevantes für den Wunsch offenbart hätte. Yuugi schluckte. Der Wunsch. "Fühl dich wie Zuhause", sagte Yami, als sie entraten und sich ihrer Schuhe und Jacken entledigten. Yami trug eine Tüte bei sich, mit der er in der Küche verschwand. Yuugi folgt ihm, nachdem er seine Tüte einfach auf den kleinen Wohnzimmertisch gelegt hatte. "Also.. wie war dein Tag?", fragte Yuugi verlegen, der bis jetzt geschwiegen hatte. Er stellte traurig fest, dass er durch das Ablegen der Tüte nichts mehr hatte, mit was er seine Hände beschäftigen konnte. Er fing an, sie sich zu kneten. "Ganz gut. Und deiner?", fragte Yami und lächelte ihn wie immer mit diesem selbstsicheren Lächeln an. "Ähm, auch..", antwortete er. Was war nur los? Er war nervös! Dabei war das doch gar nicht so schwer! "Ich hoffe es ist okay, was ich gekauft habe..", sagte er dann und holte seinen Tüteninhalt hervor. Yami hatte Daigaku-imo besorgt, Süßkartoffeln mit Zucker und schwarzem Sesam. Es war eigentlich mehr eine Zwischenmahlzeit und war besonders bei Studenten beliebt, deswegen hieß sie auch Studenten-Kartoffel. "Ja, die esse ich total gern!", sagte Yuugi sofort, vergaß für einen Moment seine Nervosität und sah Yami erstaunt an. "Ich hoffe, du hast nicht zu großen Hunger. Aber ich hab auch etwas mehr gekauft, für den Fall", sagte Yami darauf. "Wow, das ist total nett von dir!", sagte Yuugi, der nun das erste mal lächelte. Er mochte süße Speisen. Und die Süßkartoffeln waren zudem sättigend. Während sie den Tisch bereit machten, unterhielten sie sich miteinander. Sein Wunsch war nicht aus seinem Bewusstsein verschwunden, aber Yami schien keine Anstalten zu machen, es sofort hinter sich bringen zu wollen. Es hatte augenscheinlich auch bis nach dem Essen Zeit. Das süße Abendessen beruhigte Yuugi und ihn erheiterte Yamis einzige Pflanze im Raum, die immer noch langsam vor sich hin welkte. Er spürte, wie seine Aufregung etwas nachließ, obwohl trotzdem noch reichlich davon vorhanden war. "Vielen Dank für dein Geschenk, Yuugi", sagte Yami dann, als sie eine Weile nichts gesagt hatten. Beide saßen an Yamis niedrigen Tisch und hatten inzwischen aufgegessen. Yuugi sah auf. "Die Muffins waren gut", fügte er noch etwas breiter lächelnd hinzu. "Oh.." Yuugi schluckte. "Es waren Kirschen drin.." "Ja, da hast du gut geraten", antwortete Yami. Yuugi war erleichtert. Es hatte ihm geschmeckt. So ein Glück. "Und da hast du dir extra die Mühe gemacht, für mich in der Küche zu stehen?" Dieser Satz machte Yuugi sehr verlegen. Nicht nur wegen des Inhaltes, sondern weil Yami ihn so unerwartet sanft ausgesprochen hatte. "Ach, es war doch gar nichts dabei..", nuschelte er. Er versteckte seine Hände zwischen seine im Schneidersitz positionierten Beine und wurde sich bewusst, dass Yami es gleich ansprechen würde. Tief durchatmen. Yami würde ihn schon nicht auslachen. Yami lehnte sich zurück und legte einen Arm auf sein angewinkeltes Bein ab. "Also, Yuugi..", sagte er und sah ihn nun neugierig an. "Du hast meinen Namen herausgefunden und kannst dir nun etwas wünschen. Was ist dein Wunsch?" Yuugi atmete noch einmal tief durch. Er hatte diese Frage erwartet, trotzdem hatte er sich davor gefürchtet. Sollte er in letzter Sekunde lieber davon abweichen? Sein Herz klopfte ihm heftig im Hals und seine Hände verkrampften sich. Es war total dämlich, sich deswegen so fertig zu machen! Es war doch ein erfüllbarer Wunsch! Oder? Selbst wenn, ihm würde auf die Schnelle nichts neues mehr einfallen. "Ich.. ich wünsche mir..", stotterte Yuugi und sammelte sich noch einmal, bis er dann endlich die Worte herausbrachte, "Ich wünsche mir deine Freundschaft." Kurz regte sich niemand von ihnen. Dann sah Yami ihn verwirrt an und ein kleines, überraschtes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Yuugi wäre sofort gestorben, wenn das möglich gewesen wäre und sah ihn nervös an. Yami sollte was sagen! "Was?", entkam es diesem erstaunt. "Ich weiß, das ist etwas, was man sich eigentlich nicht wünschen kann, aber.. na ja, ich meine.. ein Versuch war es wert..", druckste er nervös herum. Wieder war es kurz still. "Und das ist wirklich dein Wunsch, bist du dir sicher?" "Ja..", antwortete Yuugi ein bisschen unsicher über diese Frage. Er sah zu Yami und beobachtete ihn, betrachtete sein Gesicht. Er schien nachzudenken. Yuugis Herz klopfte ihm im Hals. Er hoffte, dass er nicht zu lange nachdenken würde. Er wünschte sich gleichzeitig, er würde die Antwort gar nicht hören. "Hn..", machte Yami dann schließlich und fing an zu lächeln. "Yuugi, wenn du willst.. sind wir Freunde", sagte er dann. Sein Lächeln wurde etwas breiter und seine Augen funkelten plötzlich. "Aber wenn du willst, können wir auch mehr als nur Freunde sein." Yuugi starrte ihn an. Dann wurde sein Gesicht knallrot. "Wa- Was??", sagte er, lauter als beabsichtigt und wich erschrocken zurück. Yuugis Gedanken überschlugen sich. Was meinte er damit? Meinte er es so, wie er es sagte? Was hatte er gesagt? Warum hatte er es gesagt? War er an Yuugi interessiert? Er musste sich verhört haben. Verwirrt und überrumpelt starrte er Yami weiterhin an und brachte kein Wort heraus. Er verstand nicht. Das ging nicht so, wie Yuugi sich das vorgestellt hatte und das brachte ihn völlig aus der Fassung. Yami zog nach einer Weile eine Augenbraue hoch, verschränkte seine Arme und sah ihn, nachdem die Sekunden verstrichen und Yuugi immer noch nichts sagte, abschätzend an. "Wie meinst du das, 'Was'?", fragte er ruhig zurück. "Ich dachte, darum ging es dir. Du hörst dich so an, als würde das völlig unerwartet kommen." Yuugi starrte ihn immer noch an, unfähig etwas zu sagen. "Wa- War es das? Was war was?", brabbelte er dann unverständlich los, immer noch unglaublich rot im Gesicht. "Na ja, ich finde dich sehr nett und du bist sicherlich auch sehr attraktiv, und cool, und ziemlich..", er verkniff sich schnell das, was ihm dazu einfiel und wedelte hastig mit seinen Armen, "Ab- aber, also.." "Was, aber?", fragte Yami zurück, legte eine Hand auf den Boden zwischen ihnen und beugte sich zu dem kleineren vor. Yuugi starrte ihn an und fragte sich das auch. Was war los mit ihm? Was schreckte ihn auf einmal ab? Yuugi war unglaublich verwirrt. Hatte er nicht selbst zu Joey gesagt, er hätte Interesse an Yami? Hatte er nicht genau deswegen angefangen, allein das Pinta aufzusuchen? Hörte er sich denn eigentlich selbst zu, wenn er über ihn sprach? Tatsächlich aber hatte er es bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht wirklich realisiert, dass er Yami als ernsthaften, potenziellen Beziehungspartner sah. Er hatte alles daran gesetzt, diesen Namen herauszufinden und sich mit Yami zu verstehen und alles andere links und rechts vollkommen ignoriert, sich nur darauf fixiert. Und dann hatte er den Namen herausgefunden, hatte dafür einen Wunsch und er hatte sich Yamis Freundschaft gewünscht, oder vielleicht auch erhofft. Oder hatte er sich vielleicht auch erstmal nur damit zufrieden geben wollen? Yuugi kniff die Augen zu. Nein, das war nicht das Problem.. ging das alles nicht einfach ein bisschen schnell? "E-Es ist nur, ich meine, nichts 'aber', eigentlich, nur.. ich dachte, wir lernen uns vielleicht erst etwas kennen.." Yami näherte sich ihm noch ein bisschen, fasste ihn sanft an seine Wange und ihre Gesichter kamen sich dabei immer näher. "Meinst du nicht, dafür werden wir noch viel Zeit haben..?", fragte Yami leise und in dieser wunderschön tiefen Tonlage, die Yuugi ein Schauer über den Rücken gab. Ihre Gesichter waren sich noch näher als gestern, als er endlich Yamis Namen herausgefunden hatte und sein aromatischer Duft umgab ihn. Yuugi sah ihn mit großen Augen an. Was tat er hier eigentlich? War das nicht das, was er sich insgeheim erhofft hatte, was er sich manchmal vorgestellt hatte, kurz bevor er einschlief? Er fühlte plötzlich neben seiner Nervosität und seiner Überraschung Glück in ihm aufsteigen, als er mit einem Mal begriff, was hier gerade passierte. Kleine Schmetterlinge flogen in seinem Bauch herum und sein Herz klopfte ihm wie wild. "Ich..", sagte er leise, schloss halb seine Augen und sah nur noch Yamis Lippen, die seinen langsam näher kamen, benebelt von seinem Duft. Und er entschloss sich, einfach loszulassen, einfach nicht mehr zu denken. "Ach, vergiss, was ich gesagt habe.." Und damit berührten Yuugis Lippen sanft die Yamis, die sich zu einem leichten Lächeln geformt hatten. Es war ein unschuldiger Kuss, gefühlvoll und sanft und Yuugi fand es unglaublich schön. Sie ließen sich alle Zeit der Welt und Yuugi stellte vom ersten Moment an fest, wie süchtig machend Yamis Lippen waren und fragte sich, wie er jemals wieder ohne diese leben sollte. Als sie sich voneinander lösten, war Yuugi kurz schwindlig. Er sah hoch und lächelte. "Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass heute so etwas passiert", sagte er leise. Yami lachte. "Und du wolltest meine Freundschaft." ~ Ende ~ ___________________________ Ja, genau. Genau das ist Yuugis Wunsch. Gebt nicht mir die Schuld, er wusste im Gegensatz zu mir schon von Anfang an, was er sich wünschen würde. Mir selbst war die Storyline erst beim Schreiben des 4. Kapitels klar geworden. xD Ich hoffe übrigens, ihr hattet genau wie ich dieses "Was? Neeein! Yuugi, was tust du da?!" Gefühl, als er sagte, er will seine Freundschaft xD Und ach Yuugi! Ich dachte an fangirlyhaftere Dinge, als du sagtest du möchtest dir etwas von ihm wünschen. Was wird es sein? Ein Kuss, ein Date, Yamis Liebe? Nein, Yuugi möchte seine Freundschaft. Und wenn man mal darüber nachdenkt: Er hatte sich schon im Original vom Millenniumspuzzle - also quasi von Yami - Freunde gewünscht. Ist es da nicht yuugilogisch, dass er sich wünscht, auch mit Yami Freundschaft zu schließen? Dabei hatte er sich etwas gewünscht, was er doch eh schon hatte. Armer Yuugi, Wunsch vertan! Er hat die Rechnung aber ohne Yami gemacht. Der wusste seit dem 2. Treffen und allerspätestens beim 3. Treffen, was bei Yuugi Phase is'. xD Denn in Yuugis Augen kann man nicht nur lesen wie in einem offenen Buch, es ist durch seine tellergroßen Augen auch noch in Arial Schriftgröße 30 geschrieben. Er ist einfach verdammt schlecht darin, seine Gefühle zu verbergen. Anfangs fand Yami das einfach nur süß, aber bald hat er sich ernsthaft für Yuugi interessiert. Und während Yuugi verzweifelt versucht hat, den Namen herauszubekommen, war es Yami viel wichtiger, ihn kennen zu lernen. Damit endet diese Geschichte, die ehrlich gesagt gar nicht viel Story geboten hat. Es geht eben einfach nur um zwei Jungs, die sich kennen lernen, kein Tod eines Freundes, kein anderer Beziehungspartner der erst aus dem Weg geräumt werden muss. Vielleicht hätte ich mir mehr dazu ausdenken und die Geschichte etwas knackiger halten können. Na ja, das weiß man immer erst zum Schluss. Am allerwichtigsten: Danke fürs Lesen, danke für fast 5o Favos und fast 7o Kommentare, ich hatte wundervolle Kommentarschreiber dabei, bitte schreibt auch bei anderen FFs! Ihr seid der Lichtblick eines jeden FF-Schreibers! x3 Besonders möchte ich mich bei , , , und vor allem bedanken, die oft kommentiert haben =) Aber auch bei allen anderen! Ich habe mich über jeden einzelnen Kommentar unglaublich gefreut!! Schreibt mir doch ein letztes Mal, ob und wie es euch gefallen hat und vielleicht bis zur nächsten FF ^^ Nala Kapitel 15: Peach 43 Reverse: Kapitel 1 --------------------------------------- Hallo. Hab ich jemanden geweckt? Reiben sich alle die Augen? Ich habe letztens genauso reagiert, als plötzlich ihre Yami/Yuugi-FF wieder angefangen hat weiter zu schreiben. Davon war ich so inspiriert, dass ich mich daran erinnert hatte, dass ich diese FF hier damals einer Freundin zum Lesen gegeben hatte. Sie hatte mir zum Geschenk die Geschichte aus Sicht von Yami geschrieben. Ich fand diese Idee toll und möchte sie daher, viele Jahre später, teilweise in meinem Schreibstil und inhaltlich etwas abgeändert dazu hochladen. Dieser Upload ist daher quasi eine Collaboration zwischen und mir. Vielen Dank noch mal, Swaja, das war eines der schönsten Geschenke, die ich jemals erhalten habe! *umknuddl* Ihr wisst nicht mehr um was es hier ging? Kein Problem, die FF wird ja quasi noch mal erzählt. :D Viel Spaß! Wer diese FF neu entdeckt, dem empfehle ich, lieber von vorn zu beginnen. Wer diese FF später hintereinander weg liest und jetzt an dieser Stelle angekommen ist, dem rate ich, einen Monat oder so Pause einzulegen, denn viele Stellen werden sich wiederholen und da scrollt man dann doch eher drüber. ~ Peach 43 Reverse: Kapitel 1 Es würde ein Abend wie jeder andere werden. Arbeiten, schlafen, am Projekt weitermachen, arbeiten und am nächsten Tag dasselbe Spiel. Er putzte ein Glas, obwohl die Bar hier eigentlich eine gastronomische Spülmaschine besaß, aber die Kollegen, die sich um die Tische kümmerten, hatten manchmal so viel zu tun, dass sie das Geschirr einfach hier abstellten und damit konnte man sich gut beschäftigen. Die Arbeit ließ hier jedoch nicht lange auf sich warten, vor allem an einem Freitagabend. Gerade setzte sich wieder jemand, ein neuer Gast, der sofort seine Aufmerksamkeit erregte. Er hatte dieselbe, sternenförmige Frisur wie er und sah, wenn er ihn länger betrachtete, fast wie eine japanische, kleinere Version von ihm selbst aus. Ihm kam der belustigende Gedanke, dass er sich das erste Mal vorstellen konnte, wie er selbst mit hellerer Haut aussehen würde. Hm, Moment. Hatte er den nicht schon mal gesehen? Kurz wartete er. Dann begann er das Gespräch. "Guten Abend." "Hi.. ich hätte gern etwas zu trinken", antwortete sein Gegenüber. Er wirkte nervös. Warum wohl? Er grinste ihn leicht an. "Das dachte ich mir schon", antwortete er gelassen. Er bereute es aber ein wenig, als sein Gast rot anlief. Das hatte wohl nicht dazu beigetragen, dass er sich lockerte. Er holte eine Karte hervor, damit der kleinere sich etwas aussuchen konnte. "Suchen Sie in Ruhe etwas aus." Er beobachtete ihn, während er die Karte studierte. Er wirkte jung und hatte soweit über den Tresen feststellbar eine schöne, schlanke Figur. Seine Augen wirkten klar wie das Wasser einer Wüstenoase und, auch wenn er die Bezeichnung ungewöhnlich empfand, irgendwie rein. Ja, wenn er länger darüber nachdachte, schien er schon mal hier gewesen zu sein. Sein Gast blickte nach oben und der Barkeeper ertappte sich dabei, ihn angestarrt zu haben. "Vielleicht können Sie mir einfach etwas empfehlen?", fragte er. Gut, sein Spezialgebiet. Während er aufzählte, was sie alles hatten – die Liste war lang – beruhigte er sich schnell wieder. Sie einigten sich auf einen Peach 43 und er begann zu mixen. Er merkte, wie er dabei beobachtet wurde, was ihm gar nichts ausmachte. Es gefiel ihm sogar. Es war, als würde er eine Show für jemanden geben. Nachdem er ihm den Cocktail gereicht hatte, fragte er sich, ob und wie er ein Gespräch beginnen sollte. Er war hier immerhin ganz allein. Der Barkeeper fragte sich, warum. Er dachte sich zu erinnern, dass er das letzte Mal mit Begleitung gekommen war. Nach einer ganzen Weile, die der Barkeeper nur gearbeitet hatte, bestellte sein Gast erneut einen Peach 43. Schließlich entschied er sich, einfach das Gespräch genau mit dem letzten Gedanken zu beginnen. "Sie sind schon mal hier gewesen, oder? Ich hab die Frisur wieder erkannt.." Sein Gast lachte. Ah, ein schönes Lachen. "Stimmt. Und ich bin auch nur wegen deinen Haaren wieder hierher gekommen", antwortete er. Der Barkeeper versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er kurz über diese Formulierung stutzte, während sein Gast ganz auffällig bemerkte, wie unglücklich er das geäußert hatte. Er entschied sich, das zu überspielen und sagte stattdessen: "Ah, gut. Dann hat sich das mit dem Siezen ja erledigt." Sein Gegenüber entschuldigte sich, seine Wangen rot und sein Blick beschämt. Der Barkeeper grinste nur leicht. Das war schon irgendwie süß. Er entschied, dass er das Risiko eingehen wollte, über seine Grenze zu gehen und persönlicher zu werden. Es begann sich eine Idee in seinem Kopf zu formen. "Schon okay, wir sind doch fast gleich alt, oder. Verrat mir als Ausgleich deinen Namen." Er sah ihn kurz einfach nur verwundert an, antwortete dann aber. "Mein Name ist Yuugi." "Yuugi~", wiederholte der Barkeeper lächelnd. Er wartete auf die ganz natürliche Gegenfrage. "Und.. wie lautet dein Name..?" Der Barkeeper lachte leise, während er anfing, ein Glas zu putzen. Er mochte es, wenn er richtig lag. Er sah ihm direkt in die Augen und grinste leicht. "Einfach so danach zu fragen und genauso einfach zu antworten wäre doch reichlich langweilig. Weißt du, Yuugi, ich liebe Spiele. Wieso versuchst du also nicht, meinen Namen zu erraten?" Viele Gefühle spiegelten sich in diesen großen Augen. Er sah, dass Yuugi überrascht war, aber er erkannte auch eine gewisse Freude. "Das ist aber sehr schwer. Es gibt tausende mögliche Namen!", antwortete Yuugi darauf. "Du kannst mir Fragen stellen, die ich dir so gut ich kann wahr beantworten werde. Außer natürlich wie ich heiße", sagte er und grinste kurz. "Das ist fair, oder was sagst du?" Das hier war interessant. Das hier ging über die normale Beziehung zwischen Gast und Barkeeper hinaus und er hatte es ganz bewusst eingeläutet. Er hatte einfach dieses Gefühl im Bauch und zu einem gewissen Teil war es auch das kribbelnde Risiko, hier jemanden kennen zu lernen und zu sehen, wie weit es ging. Wie weit der andere bereit war, mitzugehen. "Na gut, ich nehme diese Herausforderung an", antwortete Yuugi schließlich, "aber um dich trotzdem irgendwie nennen zu können, brauche ich einen vorübergehenden Namen." Der Barkeeper lächelte. "Meinetwegen", antwortete er sofort, "Ich kann dir meinen Spitznamen verraten." Er sah in seine Augen und lächelte über den Beginn dieses Spiels. Ein guter Anfang. "In der Zwischenzeit kannst du mich Yami nennen." Er sah ein Leuchten in den Augen des anderen und Yami kam der Gedanke, dass Yuugi eventuell, möglicherweise... wegen ihm hergekommen war. Er ließ diesen Gedanken aber erstmal einfach nur stehen. Abwarten. "Wenn dein Spitzname Yami ist... hat das etwas mit deinem richtigen Namen zu tun?" Yami lachte. "Nein. Eher mit meiner Erscheinung." Er formulierte das ganz bewusst so und wartete auf die Anschlussfrage. "Hm. Woher kommst du?" "Empörend! Sehe ich etwa nicht wie ein Japaner aus?", antwortete Yami sogleich und grinste ihn an. Sofort lief Yuugi rot an. "Tut, tut mir Leid", doch Yami lachte nur. "Schon gut, Yuugi. Ich bin in Japan geboren, aber meine Mutter stammt aus Ägypten. Das wolltest du doch wissen, oder?" Diese Frage hatte er schon so oft genau so beantwortet, dass er aufgehört hatte zu zählen. Yami bekam neue Bestellungen und Yuugi beobachtete, wie er weitere Cocktails mixte. Er musste sich etwas beeilen, weil es viele waren. Yuugi schien abzuwarten, bis er fertig war. "Wie lang machst du das schon?", fragte Yuugi. Yami hörte ein bisschen Ehrfurcht in seiner Stimme, worüber er sich geschmeichelt fühlte. "Ach, wenn du mich so fragst, schon viel zu lange. Am Anfang war es nur eine Notlösung, doch mit der Zeit gewöhnt man sich einfach an den Job und man lebt sein Leben in den Tag hinein." "Du musst sicher bis spät arbeiten", sagte Yuugi weiter. "Ja, dafür schlafe ich aber auch länger" Er grinste ihn leicht amüsiert an und meinte dann, "Aber sag mal, Yuugi~ ich glaube nicht, dass du meinen Namen so herausfinden kannst.." Yami mochte diesen Namen. Er sprach sich wie ein Bonbon. Yuugi lief rot an und trank lange aus seinem Glas. Ob er es als Ausrede nahm, nicht antworten zu müssen? Yami gestattete sich, in sich hinein zu grinsen, als er von Yuugi abgewandt war, um eine Flasche aus dem Regal zu ziehen. "Ist es ein japanischer Name?", fragte Yuugi dann. "Nein", kam es ziemlich flott. "Hast du dann einen Namen, der auf deine ägyptische Herkunft zurückzuführen ist?" Yami merkte an der Art und Weise, wie Yuugi das aussprach, dass der Alkohol sich langsam bemerkbar machte. Er machte sich jedoch erst mal noch keine Sorgen. Er wurde nun nur etwas aufmerksamer, was Yuugis Zustand anging. "Ja, das ist der Fall", sagte er und lächelte ihn tief an. Yuugi schien in Gedanken versunken und lächelte leicht in sich hinein, er lachte dann auch leise. "Wieso lachst du?", fragte Yami. "Hm..", machte Yuugi, "Irgendwie.. ist es aufregend." Eine Freude erfasste Yami. 'Aufregend' war eine interessante Beschreibung dieses Gesprächs und in Kombination mit Yuugis fast scheuen und doch neugierigen Gesichtsausdruck für Yami ein weiteres Indiz, dass das hier vielleicht weiter gehen könnte. "Findest du..?", fragte er zurück und hörte, wie tief seine Stimme dabei wurde. Er sollte vielleicht noch einen Schritt weiter gehen und das Ganze noch aufregender gestalten. "Weißt du, Yuugi, ich finde wir sollten nicht ohne Wetteinsatz spielen. So würde es doch viel mehr Spaß machen. Wenn du es tatsächlich schaffst, meinen Namen zu erraten, dann..", sagte Yami und sprach nicht weiter. Ganz bewusst sagte er nichts und tat so, als würde er im Raum nach einer Idee suchen, aber es war völlig kalkuliert. "Hm, ich weiß nicht. Hast du eine Idee?" Er wollte, dass Yuugi ein guter Wetteinsatz einfiel, denn bisher hatte Yuugi eher reagiert als aktiv agiert. Mal sehen, was passierte. Das hier war ein Spiel. Yami hatte Spaß daran. Er sah Yuugis Röte im Gesicht, die nichts mit dem Alkohol zu tun hatte. "Wenn.. wenn ich gewinne, dann.. dann...", sagte er zögerlich, "Dann darf ich mir etwas von dir wünschen." Yami sah nun doch etwas überrascht aus. Doch gleich so weit? Kurz überlegte er. Wollte er das? Ein Versprechen, dass Yami *alles* tun sollte, was Yuugi verlangte? Das war ein Risiko und gleichzeitig die Spannung, die er sich vielleicht auch erhofft hatte. Er sah in Yuugis Augen. Yuugi sah wieder so aus, als hätte er etwas Dummes gesagt und diese Offenheit seiner Gedanken beruhigte Yami. Yuugi schien nicht der Typ zu sein, der andere ausnutzen würde. Er ging das Risiko ein. "Hm, na gut. Machen wir es so", sagte er lächelnd. Yuugi sah ehrlich verblüfft zu ihm und gleich darauf lächelte er ihn strahlend an, was Yami erneut zeigte, dass er Yuugi vielleicht richtig eingeschätzt hatte. "Ein ägyptischer Name also.. ist es ein sehr allgemeiner Name?" "Inwiefern allgemein?", fragte Yami zurück. "Na ja, vielleicht so was wie Marik, oder Seth, oder Amun?", fragte er dann. Yami musste unwillkürlich grinsen, weil einer seiner Freunde tatsächlich einer dieser Namen trug. "Hm, vielleicht nicht so allgemein.", sagte er darauf. Yuugi zog einen Schmollmund und schaffte es so seinerseits Yami plötzlich einen leichten Rotschimmer auf die Wangen zu treiben. Schnell wandte er sich ab und begann den nächsten Drink vorzubereiten. Das… war süß gewesen. Scheinbar hatte Yuugi nichts gemerkt, so ein Glück. Gefühle so zu zeigen, dass andere es bemerken, war etwas, wofür er einfach zu stolz war. Yuugi tippte auf sein Glas, welches nun inzwischen leer war, während er nachdachte. "Hmm.. ich kenne nicht sehr viele ägyptische Namen.. wie wäre es mit Moses?" "Sehe ich etwa aus wie ein Moses?", fragte Yami sofort zurück, in der Hoffnung, wieder zu seinem coolen Selbst zu finden. Yuugi musste lachen. "Nein. Hmm... würdest du mir nicht wenigstens den Anfangsbuchstaben verraten?", fragte er dann hoffnungsvoll. "Nein", antwortete Yami nur lächelnd. Ooh. Stimmt, Yuugi konnte sich im Zweifelsfall einfach durch das Alphabet fragen. Er überlegte. Vielleicht sollte er die Anzahl an Buchstaben eingrenzen, sonst ging es doch viel zu schnell, er wollte ihn auf dieser Reise immerhin kennen lernen. "Das hab ich mir gedacht. Wirklich schwierig.", meinte Yuugi. Hm. Wenn er diese Regel aber jetzt aufstellte, dann wurde Yuugi klar, das er damit anfangen konnte. Gerade schien er in die Richtung nicht weiterzudenken. Okay. Dann war dies die geheime Regel, auf die Yuugi überhaupt erst kommen musste. Maximal fünf Buchstaben am Tag. Yami nickte leicht. Yuugi schob sein inzwischen leeres Glas etwas von sich weg und Yami nahm es entgegen, "Aber ich glaube, ich bekomme das heute nicht mehr raus. Da muss ich wohl an einem anderen Tag wieder vorbei kommen." Ah, er war also müde, deswegen ging es nicht weiter. Es freute ihn jedoch, dass Yuugi es so sagte, dass Yami wusste, er würde wiederkommen. Yuugi war doch inzwischen sicherlich klar, dass Yami ganz schön auf ihn zuging, oder? Und Yuugi hatte das so gesagt, um ihm das Zeichen zu geben, dass er Yami nicht abgeneigt war? Aber das hier war ein Spiel. Alles konnte passieren. Er legte sich nicht auf eine Richtung fest, dafür war es zu früh. Yuugi war sehr zurückhaltend, er rutschte kommunikativ eher immer manchmal aus. Das war sehr süß, aber deswegen wusste Yami noch nicht genau, wo er bei Yuugi stand und was dieser bezweckte. Er winkte seine Kollegin ran, die den Bezahlvorgang mit ihm durchführte. Er sah, wie Yuugi schwankte und bot ihm noch ein Glas Wasser an, aber Yuugi lehnte mit typischer japanischer Höflichkeit ab. "Okay. Die frische Luft wird dir gut tun. Bis später dann", verabschiedete er ihn und lächelte zum Abschied. Er beobachtete, wie Yuugi das Lokal verließ. Ein Lächeln schlich sich auf Yamis Gesicht. Ein interessantes Spiel hatte er da begonnen. Er war gespannt, wie lange Yuugi brauchen und vor allem, ob er durchhalten würde. ~ Es war eine Woche vergangen und Yami wartete wie ein Jaguar der Halbwüste auf der Lauer. Yuugi hatte nicht gesagt, wann er kommen würde, aber es musste bald soweit sein. Vielleicht heute. Vielleicht jetzt. Die Tür der Bar öffnete sich und Yami schaute kurz nach oben. Gleich darauf sah er wieder nach unten und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Da war er. "Hallo, Yuugi", sagte Yami, gerade als er einen Cocktail fertig gemixt hatte. "Hi.. Yami", sagte Yuugi ein bisschen atemlos. Yami sah zu ihm und lächelte leicht. Er sagte nichts und sah ihm einfach nur in seine Augen. Sie waren wirklich schön. Sie zeigten ihm so viel. Er schien aufgeregt und trotzdem seltsam ruhig. Yami beeindruckte es auf eine gewisse Art und Weise, dass Yuugi sein Gefühlsleben so offen zeigen konnte. Yamis Stolz untersagte ihm so etwas. Schließlich unterbrach Yuugi die Stille. "Einen Peach 43, bitte." "Natürlich", antwortete Yami lächelnd und zog eine Flasche aus dem Regel hinter ihm. "Wie geht's dir?", fragte er, als er sich wieder zu ihm herum drehte. Yuugi schien etwas perplex angesichts dieser Frage. "Äh, gut! Ja, gut. Ich meine, heute war ein langer Tag, aber er war gut", stammelte er. "Bald sind Prüfungen und es wird gerade ein bisschen stressig." Yami sah verwundert zu ihm auf. Er war also tatsächlich Student. Das letzte Mal hatte er seinen Studienausweis gar nicht gezeigt, als er gezahlt hatte. Er fragte ihn danach und Yuugi fiel ein, dass er das wohl vergessen hatte. Yami hatte ihn allerdings auch nicht darauf angesprochen, doch Yuugi wies seine Entschuldung lächelnd ab. "Und wie geht es dir?" "Gut soweit. Es ist wieder viel los und ich hab auch viel zu tun. Aber mich nebenbei unterhalten geht immer", antwortete er und lächelte Yuugi zu. Das war deutlich genug, oder? Er wollte mit ihm reden, er wollte, dass Yuugi das wusste. Yuugi sah ihn erfreut an. "Kann mir gar nicht vorstellen, acht Stunden am Stück hier zu stehen", sagte Yuugi dann. "Ah, nein. Ich bin hier nur zum Getränke mixen und deswegen nur abends da. Vormittags ist die Bar geschlossen und erst nachmittags werden hier wieder Getränke angeboten, aber dann eher alkoholfrei." Er bemerkte, dass er sich irgendwie ungeschickt erklärte. Ob das an diesen großen Augen lag? "Was studierst du denn?", fragte er. Er erfuhr, dass Yuugi im zweiten Semester Logistik war und hörte ihm zu, wie er sich über seinen Studiengang beschwerte, was Yami nur lächeln ließ. "Ah.. jetzt habe ich so viel erzählt, dabei wollte ich doch deinen Namen herausfinden", sagte Yuugi dann etwas leiser. Yamis Lächeln wurde ein Stück breiter. "Ist schon gut. Immerhin habe ich dich danach gefragt", war die schlichte Antwort, während er sich einem neuen Cocktail zu wandte. "Edion." Yami sah verwirrt auf. "Hm?" "Ist dein Name Edion?", formulierte Yuugi die Frage aus. Yami lachte. "Ach so. Nein", sagte er leicht grinsend. "Hasan?" "Nein." "Murat?" Yami lachte. "Auch nicht." Sein Kollege kam mit einem Stapel Bestellungen hinter die Bar und flugs suchte er das Lager auf, um die Bestände aufzufüllen. Ein Funkeln stahl sich in seine Augen. Ob er Yuugi wohl von seiner Mission ablenken konnte? Außerdem hatte er eine halbwegs wichtige Frage, bevor das hier weiter ging. Dabei war sie nicht unbedingt für ihn selbst wichtig, er wusste die Antwort in etwa und das reichte ihm. Sie war vielmehr für Yuugi wichtig. "Sag mal, Yuugi~", sagte Yami dann, als er gerade einen kleinen Zweig Johannisbeeren abriss und auf den Glasrand steckte und sah Yuugi eine Spur ernster an, "Wie alt bist du eigentlich?" "Hm! Rat doch mal!", antwortete der andere frech und wirkte gleich darauf von sich überrascht. Yami musste lachen. "Wenn ich dich also jünger oder älter schätze, als du bist, wirst du nicht beleidigt?", fragte er sicherheitshalber noch mal nach, als er einen neuen Cocktail begann, Rum in zwei Gläser schüttete, Orangensaft und Maracujasaft kräftig in seinem Shaker mischte und die Mixtur dann in die Gläser gab. Er griff zu seinem Messer und schnitt eine Scheibe von einer Orange ab, die er dann an den Glasrand steckte. Yuugi sicherte es ihm zu und beobachtete ihn wieder dabei, wie er nun zwei Tequila Sunrise zubereitete. Die Bestellliste war wieder einmal lang heute Abend. Blind für die Arbeit anderer stellte sein Kollege zwei Tabletts gebrauchter Gläser auf die Bar. "Gerade keine Zeit.", wiegelte er ab und vollendete die Drinks. Dann wandte er sich Yuugi zu und sagte absolut überzeugt, "20." Der Kleine sah ihn erstaunt an und war erwartungsgemäß geknickt. Vielleicht hatte er gedacht, er konnte Yami ebenso festnageln, wie dieser ihn. Er grinste leicht. "Beim Alter ist es immerhin einfacher. Ich verrate dir dafür auch ohne Ratespiel, wie alt ich bin." Er ließ kurz Pause um zu schauen, was in Yuugi vorging. Sein Gesicht war eine Mischung aus Neugier und plötzlicher Sorge. Ja, das wäre doch eine halbwegs wichtige Information, nicht wahr? Dass Yuugi volljährig war, war offensichtlich, er war immerhin in dieser Bar. Das ausschlaggebende hier war Yamis Alter. Er lächelte leicht schief. "24." Yuugi schien erleichtert. Yami nahm das als Anzeichen dafür, dass Yuugi diesen Altersabstand akzeptabel fand – und gleichzeitig nahm er zur Kenntnis, dass das überhaupt ein Kriterium für Yuugi war. Es war eventuell ein weiteres Indiz dafür, dass Yuugi vielleicht wirklich gekommen war, weil er Yami auf eine romantische Art und Weise kennen lernen wollte. Bei einem rein freundschaftlichen Kennenlernen wäre der Altersunterschied nämlich egal gewesen. Ja... das hatte ihm viel offenbart. Yuugi löcherte ihn erneut wild mit Namen, die Yami alle verneinte. Seltsam, das letzte Mal hatte er nach dem Anfangsbuchstaben gefragt und Yami hätte gedacht, Yuugi geht in die Richtung weiter. Das wäre eine gute Strategie gewesen. Yami lächelte leicht in sich hinein, während er die nächsten Cocktails mixte. Aber er würde ihn bestimmt nicht darauf hinweisen. "Ist es ein Doppelname?", fragte Yuugi dann. "Nein", antwortete Yami lächelnd. "Beginnt dein Vorname mit Y?" "Willst du jetzt etwa das ganze Alphabet durchgehen?", fragte Yami grinsend zurück. Oha. Hatte er seine Gedanken gelesen? "Hey, du hast gesagt du beantwortest alle meine Fragen", sagte Yuugi und Yami lachte wieder leicht. "Nein." "Hmm..." Wieder verfiel sein Gegenüber in stummes Nachdenken. Um seine Beine zu entlasten, stützte Yami sich auf die Arbeitsplatte und lehnte sich leicht nach vorn. Er beobachtete ihn. Ah.. man konnte sich wirklich unfassbar einfach in diesen Augen verlieren. Als Yuugi zu ihm aufsah und ihm die Aufmerksamkeit gewahr wurde, wurde er rot und Yami konnte einfach nicht umhin zu denken, dass Yuugi wahrscheinlich wirklich hierher gekommen war, weil er an ihm interessiert war. Yami war nicht gut darin, seine Gefühle offen zu zeigen, aber trotzdem wollte er, dass Yuugi wusste, dass das hier die Chance hatte, auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Ein leichtes Lächeln umspielte Yamis Lippen. "Versuch's weiter. Sonst darfst du dir nichts wünschen~" Sie sahen sich in die Augen und Yami versuchte aktiv, Yuugis Blick gefangen zu halten.. da kam ein Kollege mit neuen Bestellungen. Neutral, aber innerlich bedauernd, wandte er sich seiner Arbeit zu. Er beeilte sich, Flaschen wegzuräumen und schnell seinen Platz wieder zu erreichen. Bestimmt war es aber auch nötig, dass Yuugi kurz durchatmen konnte. Scheinbar brachte er den Kleinen irgendwie aus dem Takt. Abermals ein Grinsen. Er mochte dieses Spiel. "Wenn ich gewinne, gibt es Einschränkungen bei meinem Wunsch?", fragte Yuugi dann etwas leiser und Yami spürte sofort, dass da mehr hinter dieser Frage steckte und die Antwort wohl überlegt sein sollte. Er konnte seinem Gegenüber nicht einfach alles zusagen. Ihm aber zu viel zu verwehren, konnte den Elan des Kleinen ziemlich dämpfen. Er sah nach vorn und ließ seinen Blick durch die Menschenmenge schweifen, doch er sah sie nicht wirklich an. Schließlich war er mit sich überein bekommen. Er wollte testen, ob sein Gegenüber auf den Zug aufspringen würde. "Nett wären keine Schmerzen", antwortete er und seine Augen blitzten, "obwohl auch das Verhandlungssache ist." Pure Verwirrung stand in dem kindlich wirkenden Gesicht und tatsächlich, ihm fiel kein anderer Vergleich ein, er sah unschuldig aus. Dabei hatte er ein wenig gehofft, in Yuugis Gesicht die BDSM-Szene geschrieben zu sehen, die man mit der Formulierung durchaus hätte denken können. "Und.. sonst nichts?" "Mir fällt zumindest nichts ein." "U-und..", stotterte Yuugi. Yami sah zu ihm hin. "Und wenn ich dich bitten würde.. ähm, meine Wohnung drei Monate lang aufzuräumen?" Yami grinste. Er hatte etwas anderes sagen wollen und vielleicht war das schon eher in die Richtung gegangen, die er sich vorgestellt hatte. "Dann habe ich wohl Pech gehabt. Ich war mit den Bedingungen einverstanden. Aber wenn du so weiter machst, wird das noch eine Weile dauern." Yuugi zog wieder einen Schmollmund, den Yami diesmal nicht ganz so aus der Fassung brachte. Er lächelte ihm ermutigend zu. Na komm schon, Yuugi, du schaffst das. Gib nicht auf. Und während Yuugi verzweifelt herauszufinden versuchte, wie Yami hieß, hatte er genug Zeit, ihn mehr kennenzulernen. "Heißt das, du wohnst allein?", fragte Yami dann, als beide eine Weile nichts gesagt hatten. Yuugi sah wieder auf. "Weil du 'meine Wohnung' sagtest.", setzte Yami hinterher, als Yuugi erst nicht antwortete. "Ach so. Nein. Ich wohne mit meinem besten Freund zusammen in einer WG.", antwortete er. "Studiert ihr zusammen?" "Nein, er studiert an einer anderen Uni, eine Kurzuni." Sie unterhielten sich ein wenig darüber. Kurzunis waren gesellschaftlich nicht sehr beliebt und viele entschieden sich deswegen dagegen. Aber wenn sein Freund wusste, was er wollte, zollte er ihm dafür Respekt. Während Yuugi weiter abstruse Namen fragte, mixte Yami den wahrscheinlich hundertsten Tequila Sunrise an diesem Abend. Nur noch die Grenadine. Mit einem Siegerlächeln stellte er das Getränk zur Abholung bereit, als seine Kollegin kam und ihm einen Zettel übergab. Das Lächeln gefror in dunkler Vorahnung. Und tatsächlich… die Bestellung war groß und hatte viele spezielle Wünsche. Er würde noch wahnsinnig werden. "Was ist denn heute nur los? Selbst für Freitag Abend…", sagte er und holte fünf neue Gläser. Sie lachte. "Nur keinen Stress, Yami. Wenn du dich abhetzt, brauchst du nur noch länger." "Von wegen. Ich mache alles perfekt", grummelte er leise, jedoch so, dass es Yuugi nicht verstand. Von solchen Bemerkungen ließ er sich erstaunlich leicht ködern. Seine Kollegin strafte diese Aussage mit Ignoranz und musterte Yuugi. Ihr unerträgliches Erkenntnisgrinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. "Flirtest du etwa mit den Gästen?", fragte sie spielerisch, während sie die fertigen Getränke auf ihrem Tablett anordnete. Er wusste, dass seine Antwort 'Was denkst du denn, ich bin Profi', hätte sein können. Doch das hier war eine gute Gelegenheit. "Hey! Was heißt hier Gäste?", fragte er zurück, wobei er die letzte Silbe besonders betonte, war jedoch wieder vollkommen ruhig und ging seiner Arbeit nach. Das war deutlich genug gewesen, oder? Er hatte ganz klar durchblicken lassen, dass er nicht abstritt, mit Gästen zu flirten, sondern sogar eher nur mit diesem einen. Er hatte klar gemacht, dass Yuugi nicht nur ein Gast war, dass er ihn als Mann sah, als potentiellen Beziehungspartner, auch wenn seine Gefühle noch nicht besonders groß waren und er Yuugi erst mal einfach nur süß und interessant fand. Es musste Yuugi aufgefallen sein. "Alter Perfektionist", sagte seine Kollegin nur und wandte sich ab. Er arbeitete so schnell er konnte und war damit wirklich beschäftigt, bis Yuugi sagte, "Ich schätze, ich werde nun zahlen." Abrupt erstarrte Yami in seinen Bewegungen. Er sah auf und fixierte Yuugi nun mit einem durchdringenden Blick. Er hatte gerade so offensichtlich wie ihm nur möglich gesagt, dass er mit diesem jungen Mann hier vor ihm flirtete, und das nächste, was er hörte, war, dass er gehen wollte? Hatte er sich geirrt? War Yuugi nicht an ihm interessiert? War er einfach nur hier, um an einem Freitagabend etwas Zeit zu vertreiben? War er generell nicht an Männern interessiert und spielte nur mit Yami? "E- es ist schon spät und.. heute wollte ich es nicht so.. übertreiben..", sagte Yuugi nervös. Er spielte wohl auf das letzte Mal an, als er etwas angetrunken gewesen war. Yamis Blick war immer noch einen Augenblick lang abschätzend auf den kleineren gerichtet, dann nickte er dem Kellner zu, der gerade wieder zu ihm kam. War das die Wahrheit? Yuugi wirkte nicht so, als würde er auf diese boshafte Art und Weise mit ihm spielen, aber er wusste dieses Timing immer noch nicht einzuordnen. Er beobachtete neutral, wie Yuugi die Rechnung beglich und sich dann wieder zu ihm umwandte. "Also.. bis nächste Woche." Einen Moment sah Yami ihn nur an, dann bildete sich ebenfalls ein leichtes Lächeln. Seine Haltung, die bis eben etwas verspannt gewesen war, lockerte sich. Bis nächste Woche. Das hier ging also weiter. Es war wohl einfach wirklich schlechtes Timing gewesen. "Klar, Yuugi. Bis nächsten Freitag.", antwortete er. Er sah dem Kleinen nach, wie er nach draußen trat, den Kragen etwas enger zog und dann verschwand. "Du magst ihn, nicht wahr", hörte er da plötzlich die Stimme seiner Kollegin. Er sah zu ihr. Sie lächelte ihn leicht an. Yami lächelte zurück. "Bin ich so leicht zu durchschauen?" "Nein. Du bist die Personifikation von Unnahbarkeit." Yami lachte. "Es war nur eine Vermutung. Liege ich richtig?" Yami stellte ihr die letzte fertige Bestellung hin. "Wer weiß?", antwortete er nur. ~ Am nächsten Freitag ließ sich Yuugi viel Zeit. Ab und zu blickte Yami nach oben zur Tür, doch er sah Yuugi nicht auftauchen. Schließlich entdeckte er ihn an einem Tisch mit vier anderen sitzen. Drei junge Männer und eine junge Frau waren bei ihm. Tatsächlich fand er das irgendwie schade. Diese Freitage fühlten sich so... exklusiv an. Yami schüttelte den Kopf. Yuugi hatte ein Leben. Er durfte tun und lassen, was er wollte. Seine Kollegin tauchte mit den Bestellungen auf und Yami schmunzelte, als er den Peach 43 auf einem Zettel entdeckte. Eindeutig Yuugis Bestellung. Er vertiefte sich in das Mixen der Drinks und merkte erst auf, als jemand vor ihm stand. "Hallo", sagte Yuugi. Der Barkeeper sah zu ihm auf. Yuugi wirkte nervös und aufgeregt. Auf Yamis Gesicht bildete sich ein erfreutes Lächeln. "Hey, Yuugi. Du bist heute nicht allein da?", fragte er. "J-ja, ich.. wollte eigentlich..", sagte er, wurde rot und änderte dann schnell seinen Satz um, "Aber irgendwie haben sich die Dinge geändert und jetzt bin ich mit meinen Freunden da." "Ach so", meinte Yami einfach. Yuugi schien es tatsächlich zu ärgern. Scheinbar wäre er lieber hier bei ihm am Tresen und würde ihn Namen abfragen. "Ich, ähm.. bin eigentlich gekommen, weil mein Freund noch etwas vergessen hat zu sagen, was seinen Cocktail betrifft", sagte Yuugi weiter. Yami sah zu zwei Zetteln und betrachtete sie kurz. "Welcher?" "Der Zombie. Er hätte ihn gern mit etwas weniger Limettensaft." "Alles klar, ich denke daran", antwortete er ganz Barkeeper. Sie sahen sich an und Yami wünschte sich ein bisschen, er würde länger bleiben. "Wie geht es dir?", fragte Yuugi dann. Auch er schien noch nicht gehen zu wollen. "Gut, und dir?" "Auch gut, bald sind Prüfungen.." "Wann fangen sie denn an?" "In etwas mehr als zwei Wochen." Jede Faser seines Gegenübers schien einfach danach zu schreien, hier zu bleiben und Yami bemerkte, dass es ihm ähnlich ging. Er wollte nicht, dass Yuugi wegging, der extra einen Weg gefunden hatte, sich von seinen Freunden zu trennen und kurz mit ihm zu sprechen. Er senkte seinen Blick, während er einen neuen Cocktail mixte. "Schade, dass du heute nicht weiter meinen Namen erraten kannst. Vielleicht kommst du ja bald wieder", rang er sich daher ab und schluckte dabei seinen Stolz hinunter. Er wusste nicht, warum er dieses Problem hatte, Zuneigung einzugestehen. Aber er wollte, dass Yuugi nicht aufgab, dass er ihn weiter besuchte. Oh je. Dieses Spiel wurde auf einer anderen Ebene risikoreich. "Ja.. ich sollte dann mal wieder zurück..", sagte Yuugi und man konnte ihm ansehen, wie schade er das fand. "Gut. Eure Bestellung ist gleich fertig", sagte Yami. Kurz sagten beide wieder nichts. Yuugi war wirklich süß. Reiß dich zusammen, Atemu! Sie sahen sich zum dritten Mal. Er kannte sich so gar nicht. "Fängt dein Name mit R an?", sprudelte es dann doch aus ihm raus. Yami sah ihn amüsiert und leicht verwundert an. "Nein", war die Antwort. "Na gut. Bis bald", sagte Yuugi resigniert. Er lächelte noch mal kurz und versuchte dabei wohl nicht allzu traurig auszusehen. Dann drehte er sich um und ging wieder zurück. Yami sah ihm kurz nach, seufzte dann leicht und stellte die fertigen Drinks auf die Anrichte. Ja, dieses Spiel wurde gefährlich. ~ Der nächste Freitagabend begann angenehmer. Es war wenig los und die Plätze vor seinem Mixplatz frei. Pünktlich um halb neun öffnete Yuugi die Tür des Pinta. Yami sah kurz nach unten, damit man sein Lächeln nicht sehen konnte. Er war gekommen. Sie grüßten sich, doch als Yuugi sich schließlich setzte, redete er nicht weiter. Er sah ihn einfach nur an und ließ die Augen über seine gebräunte Haut wandern. Yami schmunzelte und sagte nichts. Die Pupillen waren bei seinem Gesicht angekommen und Yuugi schien in irgendwelche Gedanken abzuschweifen. Auf eine gewisse Art und Weise mochte er es, von Yuugi so betrachtet zu werden. Ob Yuugi gefiel, was er sah? Yami fing nun leicht an zu grinsen. "Nun, Yuugi.. willst du mich weiter anstarren, oder möchtest du bestellen?" Als wäre ihm just klar geworden, was er da tat, und als würde sein Herz mitsamt all seinem Blut in die Hose rutschen, nur um dann wieder in seinen Kopf zu schießen, wurde er erst so weiß wie Papier und dann feuerrot im Gesicht. Yami unterdrückte ein Lachen. Es war so absolut offensichtlich, dass Yuugi ihn attraktiv fand, ein Schild in den Händen zu halten hätte denselben Effekt gehabt. Er schaffte es dann schließlich, sich einen Peach 43 zu bestellen und Yami wandte sich innerlich lachend ab. Bei allen japanischen und ägyptischen Göttern, das war so unfassbar süß. "Wie war deine Woche?", fragte Yami dann, als er Yuugis Cocktail fertig gemixt hatte. Yuugi nahm ihn dankend entgegen. Yami ließ sich nicht anmerken, dass eben diese Interaktion zwischen ihnen stattgefunden hatte und freute sich, dass man es Yuugi durchaus noch ansehen konnte. "Normal, schätze ich. Ich hab viel gelernt. Ah, und ich war mit meinem Mitbewohner im Kino", sagte er dann. Sie unterhielten sich eine kleine Weile darüber. Er sollte auch mal wieder etwas anderes tun außer Arbeiten. Vielleicht hatte Marik Lust, mal wieder ins Kino zu gehen, der liebte Filme. Bei seinem anderen Kumpel brauchte er damit gar nicht erst ankommen, der würde ihm nur einen "Echt jetzt?"-Blick geben. Oh man, er brauchte dringend mehr Freunde. "Schaust du gerne Filme?", fragte Yuugi. "Ab und zu, ja. Mir bleibt aber nicht viel Zeit dafür übrig.", sagte Yami dann, "Und du?" "Nicht so oft. Tatsächlich bin ich etwas filmfaul. Ich schaue mir nur das an, was ich auch wirklich vorher sehen wollte." Yuugi verdrehte die Augen. "Viele Filme habe ich deswegen nie gesehen und dann sagen mir Leute, dass das doch jeder gesehen haben muss." Yami lachte. "Legst du denn Wert darauf, was andere über dich denken?" Auf diese doch tiefer gehende Frage folgte ein kurzes Schweigen. Yuugis Gesicht war ungewöhnlich ernst, als er antwortete. "Früher legte ich unglaublich großen Wert darauf, ja. Aber mittlerweile nicht mehr so viel." Sie sahen sich kurz an, als auch schon wieder seine Kollegin mit neuen Bestellungen auftauchte und sie kurz miteinander darüber sprachen. Als sie ging, war Yuugi anscheinend wieder angriffsbereit. "Elias." Yami lachte. "Nein." "Emad." "Nein." "Enkil." "Nein." "Emil?" "Nein." "Ist es überhaupt ein Name, der mit E anfängt?" Yami grinste sein leicht freches Grinsen. "Nein." Yuugi rümpfte die Nase, fuhr jetzt aber erst richtig auf. "Fängt dein Name mit S an?" "Nein." "Mit T?" "Nein." "Mit U?" "Nein. Stopp", sagte Yami, als Yuugi gerade schon wieder den Mund öffnen wollte. "Hm?", fragte er verwundert zurück. "Es gibt eine Einschränkung", sagte Yami daraufhin und stellte seelenruhig ein neues Cocktailglas beiseite. "Was?", fragte Yuugi verständnislos. "Du darfst pro Besuch nur fünf Anfangsbuchstaben erfragen." "Waas?", fragte Yuugi nun zurück und sah Yami ungläubig an. "Yuugi, du machst es dir aber auch einfach. So würde es doch viel zu schnell gehen", erwiderte Yami und lächelte ihn breit an. In diesem Moment fiel ihm auf, dass er die Regeln vielleicht vorher hätte niederschreiben sollen, damit er ihm jetzt hätte erklären können, dass das schon von Anfang an eine Regel gewesen war. Aber Yuugi schien glücklicherweise nicht weiter deswegen diskutieren zu wollen. "Und ich kann nichts tun, damit du das wieder zurücknimmst?", fragte er dann bedrückt nach. "Nein, tut mir Leid. Aber sei nicht traurig. Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher", sagte Yami beschwichtigend. Er lächelte ihn an. Gib nicht auf, Yuugi! Während Yuugi über das eben besprochene nachdachte und seinen letzten Buchstaben verpulverte, dachte Yami viel mehr an das, was zuvor gefallen war. "Wenn du früher großen Wert auf anderer Leute Meinung gelegt hast, wie ist es dazu gekommen, dass es jetzt nicht mehr so ist?" Yuugi sah ihn kurz verwirrt an, weil Yami ihn wohl aus seinen Gedanken gerissen hatte. "Ich habe schließlich Freunde gefunden, die mir Mut gemacht haben", antwortete er dann. "Und etwas gefunden, in dem ich gut war und dafür Anerkennung bekam. Ich schätze, das hat mir gezeigt, dass ich nicht so blöd bin, wie ich dachte." "Du sagst das sehr sachlich." "Ja, es ist schon eine Weile her", erwiderte Yuugi darauf. "Legst du denn Wert auf die Meinung anderer?" "Nein", antwortete Yami, in einem ähnlich objektiven Ton wie Yuugi zuvor. "Entweder man nimmt mich so wie ich bin, oder eben nicht. Ich zwinge sicher niemanden, mit mir Zeit zu verbringen." Mh. Das hatte nicht so richtig zur Frage gepasst, nicht wahr? Er hatte an die Vergangenheit denken müssen. Kurz wurde er von diesen Erinnerungen an seine Schulzeit eingenommen, da fragte Yuugi auch die passende Frage dazu. "Wie meinst du das?", fragte Yuugi. Yami sah von seinem Cocktail auf und betrachtete ihn kurz. Er dachte nach, was er sagen sollte. Sollte er ihm das tatsächlich erzählen? Er gab nicht gern etwas von sich Preis. Andererseits hatte er sich mit Yuugi auf ein schon fast intimes Spiel eingelassen, dessen Ausgang auch ungewiss war. Er entschloss sich, sich zu öffnen. "Als ich noch in die Schule ging, fiel ich wegen meiner Hautfarbe auf, wie du dir sicher gut vorstellen kannst. Man war nie unfreundlich zu mir, aber die Blicke, die man mir zugeworfen hatte, ließen mich spüren, dass ich nicht wie sie war, dass sie mich anders betrachteten" Er sah wieder hinunter und gab Melonensirup in seinen Shaker hinzu. "Wie ein interessantes Schauobjekt. Es gab einige, mit denen ich in den Pausen Zeit verbrachte, aber ich hatte niemanden, mit dem ich nach der Schule etwas unternahm. Ich war deswegen zwar nicht allein. Aber ich wurde nie zu irgendetwas eingeladen, meine Hautfarbe stellte eine Art Barriere dar. Ich habe aber nie danach gebettelt, dazu gehören zu dürfen. Ich habe immerhin auch meinen Stolz." Yami lachte, als er seinen Shaker schloss. "In der Uni änderte sich das dann plötzlich. Da war ich sofort beliebt. Ich frage mich heute noch, warum. Vielleicht waren wir damals einfach kindisch." Er ließ den Shaker durch die Luft wirbeln, schenkte das Getränk ein und stellte schließlich das Glas auf die Anrichte. "Bist du hier geboren?", fragte Yuugi dann ohne Umleitung, wohl, weil seine Gedankenkette ihn darauf gebracht hatte. "Ja, ich bin hier geboren und aufgewachsen.", erwiderte Yami. "Ist das denn heute auch noch so, dass dich Leute wegen deiner Erscheinung anders behandeln?" "Manchmal", sagte Yami. "Die Leute sind verwirrt, wenn ich plötzlich fließendes Japanisch spreche oder fragen oft, woher ich komme. Aber inzwischen sind wir alle älter geworden und die Menschen sehen darüber hinweg." "Du sagst es, als wäre es ein Makel", sagte Yuugi. Er erschrak und setzte schnell hinterher, "Ich meine damit nicht, das es eins ist!" Yami lächelte abermals. "Danke." Damit hatte sich Yuugi vermutlich eigentlich eher entschuldigen wollen, aber Yami drehte es einfach in ein Kompliment um und hatte es so Yuugi in den Mund gelegt. Yuugi sah ihn rot an, ließ es jedoch so stehen. Ah. Es schien also wohl okay so zu sein. Interessant. Komm schon Yuugi, du könntest ruhig ein wenig mehr aus dir heraus. Er war an Yami interessiert, gar keine Frage, also sollte Yuugi ihm doch etwas geben, womit er arbeiten konnte. Doch er hatte Yuugi nun inzwischen oft genug getroffen, dass er verstand, dass es bei Yuugi langsamer lief. Yuugi fing wieder an, ihn mit Namen zu bewerfen, die alle nicht mal ansatzweise stimmten. Warum fragte er eigentlich Namen quer über den Globus, wenn er doch wusste, dass es ein ägyptischer Name war? Yami dachte kurz nach. Ah. Yuugi wusste nicht, wie eng Yami die Aussage getroffen hatte. "Du hängst dich da ja ganz schön rein", sagte Yami, der ihn amüsiert betrachtete. Yuugi ging darauf nicht ein, sondern stellte ihm lieber Fragen zum Getränke mixen. Yami erklärte ihm, wie er die Getränke mixte, wie der Shaker funktionierte und dass eine Tonne Eiswürfel reinkamen. "Das erfordert ganz schön viel Kraft, oder?", fragte Yuugi weiter. "Na ja, ich mache es ja nicht den ganzen Tag. Es gibt Kräfte zehrenderes", sagte Yami nur, seine Augen blitzen ihn aber amüsiert an. Yuugi wurde rot um die Nase. Yami bemerkte, dass er es mochte, Yuugi verlegen zu machen. Na, an was Yuugi wohl 'Kräfte zehrendes' dachte? Ein bisschen hoffte er, Yuugis Gedanken in eine erotische Richtung lenken zu können und sich selbst aber so unschuldig wie möglich zu geben. Er hatte manchmal einfach diebische Freude daran, Yuugi zu necken, es war super niedlich. "Seit wann machst du das?", wurde er weiter ausgefragt. "Hm, ich glaube um die fünf Jahre." "Ganz schön lang", meinte Yuugi mit leiser Ehrfurcht. "Ja. Ich glaube ich habe es dir schon mal gesagt, anfangs war es eine Notlösung und dann kommt man nicht mehr aus dem Trott heraus", erwiderte Yami nur und nahm wenige Momente später von seiner Kollegin die Bestellung von dem nächsten Tisch entgegen. Hach, der Dienst konnte so entspannend sein, wenn es keine Gäste gab. Nun ja, zumindest keine anderen außer dem Einen. Kurz war Yami über seine eigenen Gedanken erschrocken. Er betrachtete Yuugi nun schon als den Einen?... Während er so in seinen Gedanken versunken war, nutzte seine Kollegin die Chance und sprach Yuugi an. Ganz professionell bedankte sie sich für sein Kommen und bat ihm einen Snack an. Dann grinste sie Yami frech zu und wandte sich wieder zum Gehen. Oh, sie würde ihn später wahrscheinlich ausquetschen. "Alles okay?", fragte Yami dann, als er Yuugi seufzen hörte. "Oh, nein, also doch, alles okay. Ich habe gerade an die nächste Miete gedacht", gab er dann zu und lächelte leicht zerknirscht. "Und das Studium. Und die Gebühren fürs Studium." "Ja, da kommt eine ganze Menge zusammen. Ich schätze, den nächsten Cocktail sollte ich dir mal ausgeben, oder?", fragte Yami dann und zwinkerte. Er meinte es tatsächlich ehrlich. Yuugi wurde wieder rot im Gesicht. "Was? Nein, das musst du nicht tun!", sagte er sofort. Kurz gab es das japanische Hin und Her mit "Nein, du musst nicht" und "Doch, sehr gern", was Yuugi sehr unangenehm zu sein schien und Yami nur noch mehr anspornte, ihn zu necken. Alsbald bezahlte Yuugi dann und verabschiedete sich. Yami sah in seine Augen und erkannte, dass er gern geblieben wäre. Er bemerkte, dass es ihm ähnlich ging und sah ihm hinterher, als er das Lokal verließ. Wohin das wohl noch führen würde? Es gab immer wieder diese Blicke und Momente und kleine Gesten zwischen den beiden und generell hatte Yami das Gefühl, dass das hier... funktionieren könnte. Er sah nach unten und gab sich seinen Gedanken und Gefühlen hin. Er… er mochte Yuugi wirklich, nicht wahr? Und Yuugi gab doch zu verstehen, dass er ihn auch mochte, oder? Deswegen war er doch das erste Mal allein hierher gekommen? Yami merkte sein Herz schneller schlagen und er schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen. Was hatte der Sand der Wüste da nur zu ihm getragen? ~ Das war das erste von drei Kapiteln. Ich freue mich, wenn ihr einen Kommentar hinterlasst x3 Nala Kapitel 16: Peach 43 Reverse: Kapitel 2 --------------------------------------- Jetzt sind es doch vier Kapitel geworden, weil ich mich nicht kurz halten kann xD Aber warum, werdet ihr später sehen. Viel Spaß ^^ ~ Peach 43 Reverse: Kapitel 2 Es war eine Woche später, Yami stand wieder an seinem Arbeitsplatz. Und knurrte unzufrieden. "Was soll das?" "Ich habe dir gesagt, ich will diesen Jungen kennenlernen, der dir den Kopf verdreht." "Er verdreht meinen Kopf überhaupt nicht!" "Natürlich. Ich werde dir nicht wiederholen, was du in deine Nachricht geschrieben hast." Yami knirschte mit den Zähnen und bereute es aus tiefstem Herzen, ihm das erzählt zu haben. "Und warum kommst du dazu am Freitag? Du störst!" "Mach dich nicht lächerlich, Yami. An den anderen Tagen ist er nicht hier, wie soll ich ihn da sehen?" Frustriert putzte Yami das Glas in seinen Händen so energisch, dass es einen Sprung am Rand bekam. Erschrocken stellte er es schnell ab und räumte es in eine Ecke, um dieses Glas später wegzuschmeißen. Dann bedachte er sein Gegenüber mit einem genervten Blick. Groß gewachsen, braunes Haar, ein weißer Mantel und sehr schlank. Das auffälligste waren aber diese kalten, blauen Augen, die wirken wie zwei Eissplitter aus der Arktis. Yami hatte kein Problem mit Seto Kaiba, sie waren gute Freunde geworden und der Barkeeper fand es eher amüsant, wenn Leute vor seinem Bekannten Angst hatten. Doch würde Yuugi es wagen an die Bar zu kommen, wenn er den großen Mann da sitzen sah? Es wurde halb neun und immer wieder sah sich Yami im Lokal um, doch er konnte den ungewöhnlichen Haarschopf nicht ausmachen. Schließlich kam seine Kollegin mit der nächsten Bestellung und als er die Notiz sah, lächelte er leicht. Ein Peach 43. Um die beiden Zahlen hatte seine Kollegin ein Herz gemalt. Er sah auf und ließ abermals den Blick schweifen und schließlich erblickte er ihn. Ihre Blicke trafen sich und er winkte. Yuugi erwiderte den Gruß, kam aber nicht rüber. Seinem Blick folgend, drehte Kaiba sich um und erblickte Yuugi. Sofort erstarrte der Kleine und wich dem Blick aus. "Kaiba!", zischte Yami. "Das ist also der Kleine? Das ist nicht übertrieben, der ist tatsächlich winzig. Pass auf, dass du kein Ärger mit der Polizei bekommst." "Er ist volljährig, sonst dürfte er hier gar nicht rein. Und so klein ist er nicht. Neben dir ist einfach alles kleiner, du Titan", erwiderte Yami brummelnd. Er war wütend auf Kaiba, wütend, dass Yuugi nicht rüber kam. Aber er konnte es ihm nicht verdenken. Sein Freund wirkte nicht gerade einladend. "Du kannst jetzt auch wieder gehen, du hast ihn ja nun gesehen." "Nein", meinte Kaiba nur und endgültig und trank von seinem extratrockenen Martini. Yami überlegte frustriert, wie er Kaiba am besten loswerden konnte. "Hör auf, diesen Platz zu besetzen, als hättest du ihn gekauft. Wenn du mich unbedingt sehen willst, bin ich ansonsten auch Zuhause. Ich gebe dir sogar private Cocktail-Vorführungen." Kaiba schnaubte nur belustigt. "Wenn ich dich jetzt zum Duell herausfordere und ich gewinne, gehst du dann?" "Ich würde darauf eingehen, aber da du nicht gewinnst, wäre es nur Zeitverschwendung". Yami grinste ihn bewusst spöttisch an. "Du hast doch nur Angst zu verlieren, wie damals in der Unizeit schon. Ich kann mich daran erinnern, dass du ein schlechter Verlierer warst, Kaiba." Kaiba lachte, als er gerade aus seinem Glas trinken wollte. "Du bist echt verzweifelt, oh man". Yami knirschte mit den Zähnen. Er hatte so sehr gehofft, dass das noch ein bisschen hin und her gegangen wäre und Kaiba sich provozieren ließ, aber der Typ war leider erwachsen geworden und sprang auf so etwas nicht mehr so einfach an. Plötzlich tauchte seine Kollegin neben ihm auf und flüsterte ihm ins Ohr: "P?". Erstaunt sah er sie an. Was war denn mit ihr los? Sie nickte nur zu Yuugi und grinste dann breit. "Das weißt du doch", erwiderte Yami. "Aber wenn ich dich nicht frage, kommt das sehr gemein. So als würde ich dich nicht fragen. Du alter Spieler", belehrte sie ihn und wandte sich dann zu Kaiba nickend wieder ab. Yami dachte kurz darüber nach und an die anderen Buchstaben, die Yuugi schon gefragt hatte. Ah, er ging nun rückwärts das Alphabet entlang. Vielleicht, weil er mit Buchstaben angefangen hatte, die weiter hinten lagen. Er hatte auch fast alle Vokale durch und schien das nicht als erfolgsversprechend anzusehen. Yami musste innerlich ein bisschen lachen. Schade. Nach einer Zeit kam seine Kollegin mit dem nächsten Buchstaben und er antwortete kurz. Kaiba schwenkte seinen Martini im Glas. "Also, jetzt mal Klartext. Du magst den Kleinen? Soll ich dir nicht lieber ein Kaninchen schenken? Das widerspricht nicht und mümmelt auch so wie der an seinem Drink." Yami musste trotz seiner Laune lachen. Er mochte Kaibas trockenen Humor, dem so viele nichts abgewinnen konnten. Gleich darauf sah er wieder zu Yuugi rüber. Er hätte so gern mit ihm gesprochen. Seine Kollegin kam abermals seufzend zu ihm. "Ich glaube, heute hat er kein Glück. Aber er will dasselbe noch mal." Yami sah auf den Zettel und stutzte nun. Ein doppelter Peach. War das vorhin auch schon so gewesen? Garantiert hatte er ihn richtig gemixt, aber wenn er den jetzt noch trank, hatte Yuugi quasi vier Peach 43 getrunken. Nun ja, mit weniger Saft. Beunruhigt sah er zu dem Jungen. Er konnte einen Kundenwunsch nicht abschlagen, aber er würde ihn im Auge behalten. Kaiba saß immer noch auf dem Stuhl, als würde er sich häuslich einrichten, beobachtete abwechselnd Yuugi und dann wieder Yami, sagte aber nichts. So verlief es meistens, wenn sein Freund ihm die seltene Ehre gab, ihn hier zu besuchen. Sie wechselten ab und zu ein paar Worte, oft ließ er ihn aber einfach arbeiten und schaute ihm zu. Kaiba hatte mal gemeint, dass es entspannend wirkte. Na ja, wem es gefiel... Als Yuugi den dritten Peach 43 bestellte, zögerte Yami und sah zu dem anderen rüber. Doch seine Kollegin sah ihn warnend an, während Kaiba nur grinste. "Passt doch, am besten setzt du dich dann auf seine Fersen und fängst ihn ab." "Kaiba!", fauchte Yami erneut und mixte widerwillig den gewünschten Drink. Er machte sich wirklich Sorgen um Yuugi. Der Peach 43 war nicht ohne. 31% und der Kleine wirkte nicht, als wäre er das gewohnt. "Ich bezahle ihm den ersten Cocktail, das habe ich ihm das letzte Mal versprochen, also zieh ihm das bitte von der Rechnung ab. Ich leg es dir hierhin", sagte er, als seine Kollegin Yuugis Cocktail mitnahm. "Alles klar", sagte sie einfach und ging. Schließlich zahlte Yuugi und machte sich wankend zur Tür auf. Kaiba sah ihm nach und verfolgte ihn mit dem Blick, bis er draußen war. Yami saß wie auf glühenden Kohlen. Hoffentlich kam der Kleine sicher an. Er sah auf seine Armbanduhr. Er hatte gleich Dienstschluss. Vielleicht erwischte er ihn tatsächlich noch. Er sah zu seiner Kollegin, die nur lächelnd die Augen verdrehte und ihm zu nickte. Dankbar warf er den Lappen hin, zog sich in Windeseile um und sprintete zum Ausgang, Kaiba auf den Fersen. Sie holten Yuugi ein, als er noch nicht die nächste Straßenkreuzung erreicht hatte und gefährlich schwankte. "Hey, Yuugi!", rief Yami. Yuugi sah langsam auf und sah ihn mit glasigen Augen an. "Yami..?", doch dann kippte der Kleine zur Seite weg. Yami hielt ihn fest. "Ich fahr euch heim", meinte Kaiba knapp und holte den Wagen. "Danke, Mann", murmelte Yami erleichtert. Es dauerte nicht lange und er hievte Yuugi auf die Rückbank. "Wehe, der kotzt mir auf das teure Leder", sagte Kaiba nur. Was zu Fuß normalerweise zwanzig Minuten dauerte, hätte jetzt wohl das Doppelte gebraucht, aber mit dem Auto waren sie in fünf Minuten angekommen. Yami verabschiedete Kaiba und bedankte sich noch einmal, dann legte er Yuugis Arm über sich und ging mit ihm zu seinem Wohngebäude. Er half Yuugi die Treppen hinauf zu seiner Wohnung, zog behände seinen Schlüssel aus der Jacke und schloss seine Tür auf. Schließlich legte er ihn vorsichtig aufs Bett ab. Von all dem hatte Yuugi vermutlich nichts mitbekommen. Yami zog Yuugis Straßenschuhe aus und stellte sie in den Eingangsbereich. Er ging wieder zurück und betrachtete Yuugi. Vielleicht sollte er ihn ausziehen? Das schlief sich wahrscheinlich angenehmer. Aber wenn Yuugi am nächsten Tag nur in Unterwäsche aufwachte, würde er sonst was denken. Also schob er ihn einfach nur richtig ins Bett und deckte ihn zu. Eine weitere kleine Weile betrachtete er ihn. Yuugi war wirklich niedlich. Zwar etwas unverantwortlich, wie er sich so zulaufen ließ, aber er hatte es gemacht, weil er nicht mit Yami hatte reden können. Und das war so unfassbar süß, dass der Ältere leicht ausatmen musste. Er starrte ihn an. Das feine Gesicht, die geschlossenen Augen mit den dichten Wimpern, die schmalen Lippen. Und die schmalen Lippen. Und die... irgendwie waren seine Gedanken und auch sein Blick hängen geblieben. Unbewusst beugte er sich vor und erst, als er nur noch Zentimeter über den anderen schwebte, merkte er auf. Schnell entfernte er sich wieder von ihm. Nein... das war nicht richtig. Er fuhr sich durch die Haare. Das gab mehr über seine eigenen Gefühle Preis, als er sich eingestehen wollte. Er schüttelte den Kopf und stand von seinem Bett auf. Er sammelte wieder seine Selbstbeherrschung zusammen und richtete sich in seinem Wohnzimmer einen Schlafplatz ein. ~ Am nächsten Morgen wachte er früh auf, erledigte noch etwas Arbeit und als er sich gerade mit einer Dose Kaffee an seinem kleinen Wohnzimmertisch nieder gelassen hatte, hörte er die Geister erwachen. Yuugi tapste völlig verschlafen und zerknautscht ins Wohnzimmer. Ein Grinsen stahl sich auf Yamis Lippen. Er verwies auf das Bad und die dort liegende Kopfschmerztablette, legte ihm während Yuugi duschte ein frisches Hemd von sich hin und ging dann das Frühstück vorbereiten. Yuugi setzte sich schließlich frisch geduscht in den Schneidersitz auf ein Sitzkissen und betrachtete das Essen vor ihm. "Ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, das alles zu essen.." "Frühstück hilft aber gegen den Kater", erwiderte Yami grinsend. Er stellte seine Dose Kaffee, an der er immer noch trank, weg und füllte Yuugis Tasse mit Tee. "Früchtetee. Hab mir sagen lassen, dass das auch helfen soll. Ich weiß zwar nicht, warum ausgerechnet Früchtetee, aber Trinken ist generell nie falsch." "Du musst das nicht..", setzte Yuugi an, doch Yami bedachte ihn mit einem ernsten Blick. Yuugi schien aufnahmebereit genug, dass er ihm klar machen konnte, was gestern Abend schief gelaufen war. "Hör mal, Yuugi, du wirst dir diese Gedanken sicherlich schon selbst gemacht haben, da bin ich mir sicher, deswegen werde ich mich kurz halten, aber ich will, dass du es noch mal laut hörst", fing Yami nach einer Weile in einem ernsten Ton an, lehnte sich etwas weiter hinter an seine Zimmerwand und griff nach seiner Kaffeedose. "Was du letzte Nacht gemacht hast, war falsch und unvorsichtig. Was hätte dir alles passieren können! Du konntest ja nicht mal mehr einen Schritt tun! Ich glaube nicht, dass du es noch nach Hause geschafft hättest, so wie du getorkelt bist. Am Ende hättest du dich mitten in der Nacht und in der Kälte in eine Ecke gesetzt und wärst dort eingeschlafen. Mach das bitte nicht noch mal." Yuugi sah ihn zerknirscht an. Er schluckte. "Tut mir Leid." "Wieso entschuldigst du dich bei mir? Du bist doch der Leidtragende", sagte Yami seufzend und stellte seine Dose wieder ab. "Und jetzt trink bitte." Stille breitete sich aus, in der Yuugi nur in seine Tasse Tee schaute wie ein kleiner Hund, der etwas falsch gemacht hatte. Yami biss seine Zähne aufeinander. Er mochte es nicht, wenn sie sich anschwiegen. Vielleicht hatte er doch überreagiert. Yami winkelte ein Bein an und legte seinen Arm darauf ab, deren Hand wieder die Dose hielt. Er seufzte wieder. "Also, Yuugi, jetzt sag doch mal. Warum bist du nicht vor an die Bar gekommen?", fragte Yami dann viel sanfter. "Warum hast du dich an einen Tisch gesetzt?" Yuugi schluckte. "Ich.. da war dieser Mann.." "Ja und?" "Ich wollte euch nicht stören.." Yami seufzte erneut. "Das dachte ich mir schon. Dabei wäre es gar nicht schlimm gewesen, wenn du dich neben ihn gesetzt hättest", sagte er und ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. "Immerhin waren wir verabredet, oder?" Er sagte es extra so. Im Grunde hatten sie ja inzwischen Freitags-Dates. Es war so offensichtlich, dass sie Interesse aneinander hatten. Er wollte es gern auf die nächste Stufe bringen. Aber Yuugi schien zu abgelenkt, um dieser Formulierung Beachtung zu schenken. "Tut mir Leid..." "Schon gut. Ich bin dir doch nicht böse, Yuugi. Na klar, du hast mehr getrunken, als dir gut tat. Und ich möchte noch einmal sagen, dass ich das nicht gut fand. Aber deswegen bin ich sicher nicht sauer auf dich", er schenkte dem Kleinen ein warmes Lächeln. "Wer.. wer war er?", fragte Yuugi dann. "Er heißt Kaiba. Wir waren auf derselben Uni. Er hat mich besucht und wir haben ein bisschen über alte Zeiten geredet", antwortete Yami. "Alte Zeiten?", fragte Yuugi zurück. "Ja. Bevor wir Freunde wurden, haben wir uns nicht sonderlich gemocht", sagte Yami und grinste nun wieder leicht, "Ich habe ihn immer in allen möglichen Spielen geschlagen, das hat an seiner Ehre gekratzt." "Wie.. sind wir gestern hierher gekommen?", fragte Yuugi dann nach einer Weile. "Ich hab dich auf der Straße gesehen, als ich gerade Dienstschluss hatte und nach Hause laufen wollte. Wir sind gar nicht weit vom Pinta entfernt, vielleicht zwanzig Minuten Laufweg. Da ich nicht wusste, wie ich dich nach Hause bringen sollte und es sehr spät war, hab ich dich lieber mit zu mir gebracht. Du warst erstaunlich einfach mitzunehmen, zumindest musste ich dich nicht tragen", sagte er dann und grinste wieder leicht. Die Wahrheit, dass Kaiba sie hierher gefahren hatte, wollte er dem Kleinen lieber nicht sagen, sonst würde er sich noch unwohl fühlen. Er würde es Yuugi bestimmt irgendwann erzählen können. Bis dahin entschuldigte er sich in Gedanken für diese kleine Notlüge. "Also... habe ich dir keine Umstände gemacht...?" "Nein", antwortete er ruhig, "Du hast mich erkannt und dich einfach mitziehen lassen, bist mir gefolgt und du bist auch nicht über eine Treppenstufe gestolpert", fügte er lächelnd hinzu. "Wie spät war es?" "Als wir hier ankamen? Ich weiß nicht, wahrscheinlich gegen zwei Uhr. Ich habe halb zwei Feierabend, meistens komme ich aber etwas später raus." "Vielen Dank", sagte er dann und ließ seine Hände mit der Teetasse in seinen Schoß sinken, "Vielen Dank für deine Hilfe. Ich.. weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann.." Yami lächelte. "Schon gut. Du musst es nicht wieder gut machen." Yuugi zog eine Schnute, was Yami wieder leise lachen ließ. "Ich merke es mir für später. Vielleicht fällt mir ja etwas ein", sagte er dann doch. Dann hätten sie beide einen Wunsch offen, das war doch auch nicht schlecht. Eine Weile betrachtete er Yuugi still und wie so oft wanderten seine Gedanken zu dem intensiven Gespräch, das sie vor einer Woche hatten. Er dachte oft über ihre Gespräche nach. Er wollte ihn ja kennen lernen. Also fing er an. "Sag mal, Yuugi, du hast mir letztens nicht erzählt, in was du gut bist", sagte Yami dann und sah Yuugi von der Seite an. Yuugi starrte zurück. "Was?", fragte er. "Du hast erzählt, dass du etwas gefunden hast, in dem du gut bist und deswegen deine Selbstwertschätzung stieg. Was ist es?", fragte Yami und nahm wieder einen Bissen Reis. Yuugi sah ihn überrascht an. "Ach so. Na ja, ähm..", druckste er nun wieder herum. "Ich habe eine ganze Zeit lang Videos gemacht." Yami blinzelte. "Was für Videos?" Yuugi erzählte darüber, wie er seine Freizeit gestaltet hatte. Das hörte sich sehr kreativ an und so, als hatte er schon ein gewisses Level an Professionalität erreicht. Yami lächelte. "Du kannst mir bei Gelegenheit ja mal ein paar Videos zeigen." Das war wirklich interessant. Während der Uni-Zeit hatte er viel auf Youtube-Kanälen gesurft, er stellte sich das wie dort vor. "Machst du es jetzt noch?", fragte Yami dann. "Nein.. ich glaube, ich habe einfach keine Ideen und keine Zeit mehr gehabt und dann ist die Sache liegen geblieben", sagte Yuugi dann auch und nahm einen weiteren Bissen, "Es kamen dann die Aufnahmeprüfungen für die Uni. Die Leute, die mich abonnierten, wissen inzwischen auch, dass ich eingeschlafen bin." "Warum machst du das nicht zum Beruf?", fragte Yami nach einer kurzen Pause weiter, "Es wäre doch schade, wenn du das nicht nutzen würdest." "Nein, Yami...", sagte Yuugi und sah ihn seltsam ruhig an, "Das geht nicht. Ich habe darüber nachgedacht. Aber der kreative Bereich, egal welcher, ist immer umkämpft und du musst immer der beste sein, damit die Leute dich bemerken. Das ist mir zu viel Druck. Ich... war dieser Herausforderung nicht gewachsen." Kurz sah Yami ihn einfach nur an. Egal war der Kleine behauptete, noch traute er sich selbst nichts zu. Das war echt schade. Man musste an seine Träume glauben. "So etwas solltest du nicht sagen. Solange du den Willen dazu hast, kannst du alles erreichen." Yuugi sah ihn leicht verwundert an. "Wie meinst du das?" "So, wie ich es sage. Man könnte sagen, dass ich in solch einem Beruf arbeite." Yuugi starrte ihn an, als wäre ihm zum ersten Mal der Gedanke gekommen, ihn zu fragen, was er eigentlich neben seiner Tätigkeit als Barkeeper noch machte. Er hatte ihm ja schon ganz am Anfang erzählt, dass er nur in Teilzeit in der Bar arbeitete. "Was ist das für ein Beruf…?" Yami lachte. "Ich bin Architekt." Wieder starrte Yuugi ihn kurz an. "Architekt?" "Ja.", er war tatsächlich etwas stolz auf die Reaktion. "Das... ist tatsächlich umkämpft, schätze ich", gab er dann zu, sah ihn aber nun fasziniert an. "Das heißt also, ich könnte dich mit dem Bau meines Hauses mit Garten betrauen?" Yami lachte. "Der Bau weniger, die Planung schon. Landschaftsarchitektur war aber nie so mein Ding und ich hab das im Studium versucht schnell hinter mich zu bringen", antwortete er grinsend. Sie unterhielten sich ein wenig darüber. Bisher waren sie nie darauf zu sprechen gekommen, aber Yami redete sehr gern davon. Es war wirklich seine Leidenschaft, Häuser zu planen. Yami nahm wieder seine Dose in die Hand. "Zurzeit bin ich bei einem Architekturbüro für Innenarchitektur. Tatsächlich wollte ich da auch immer gerne hin. Es gibt ja viele Aspekte der Architektur, aber das hat mich immer am meisten interessiert." "Und das schaffst du neben der Arbeit im Pinta?", fragte Yuugi. "Na ja, manche Tage sind anstrengender als die anderen. Im Büro bin ich jeden Tag, Cocktails mixe ich nur an drei Tagen die Woche, da werden es dann schon mal bis zu zehn Stunden insgesamt. An anderen Tagen sind es nur vier Stunden." "Wahnsinn. Seit wann wusstest du denn, dass du Architekt werden möchtest?" "Das muss gegen Ende der Mittelschule gewesen sein", sagte Yami. Yuugi sah ihn erstaunt an. Diesen Blick kannte er ebenfalls. Andere Kinder in dem Alter hatten da noch keine genaue Vorstellung von ihrer Zukunft. Er erzählte von seinem Besuch mit seinen Eltern in Italien, als sie das Kolosseum besichtigt hatten und seine Augen strahlten mit jedem Satz mehr. Das war wirklich ein Schlüsselerlebnis gewesen und er erinnerte sich immer gerne daran. "Danach hab ich mich früh informiert, was es für Universitäten mit welchen Aufnahmeprüfungen gibt und habe mich neben der Schule dafür vorbereitet." Yuugi verschluckte sich plötzlich und fing an zu husten. "Was?", prustete er los und klopfte sich auf seine Brust, "Du hast neben der Oberstufe.. hast du kein Zwischenjahr eingelegt?" "Nein, ich bin direkt von der Schule zur Uni weiter", sagte Yami lächelnd. Ja, das war anstrengend gewesen, aber sein Elan war schon immer ein guter Motor gewesen. Manchmal dachte Yami, dass er ohne den Stress nicht glücklich sein konnte. Wenn er mal krank wurde, dann machte ihn das auch ganz wahnsinnig. Allerdings war er da bei weitem nicht der schlimmste, den er kannte. Yuugi starrte ihn an. "Sieh mich nicht so an", sagte Yami lachend, "Es ist nicht so, dass ich Jahrgangsbester war und ich Langeweile hatte. Das war durchaus eine anstrengende Zeit und hat mir viel abverlangt. Aber das war es mir wert. Das Leben fängt sowieso erst im Studium an." Hoffentlich dachte Yuugi jetzt nicht, dass er ein Angeber war. Ja, er hatte einiges gemacht, dass andere in seinem Alter nicht geschafft hatten, aber er ging ja auch nicht damit hausieren, sondern erzählte es eben, wenn er gefragt wurde. "Möchtest du mir noch irgendetwas Verrücktes erzählen? Zum Beispiel wie du den Mond besucht hast?", fragte Yuugi zweifelnd. Yami lachte daraufhin nur und nahm wieder einen Bissen von seinem Fisch, der inzwischen fast aufgegessen war. Yuugi lachte irgendwann leise und Yami sah auf. "Warum lachst du?" "Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich dir nicht als Architekt vorgestellt habe", antwortete er dann auch, "Ich dachte eher an so etwas wie Sänger einer Band oder so, nicht an so etwas Bodenständiges." "Was hat dich das denken lassen?", fragte Yami grinsend. Yuugi ließ seinen Blick kurz über Yamis Körper schweifen, richtete seinen Blick dann jedoch schnell wieder auf Yamis Augen. "Dein... Aussehen vielleicht?" Yami fing an zu lachen. "Du meinst, mir steht der draufgängerische Rockstar besser als der Büroangestellte?" Yuugi wurde rot. "Zumindest glaube ich, dass du dich auf einer Bühne gut bewegen könntest..." "Gut bewegen, aha", erwiderte Yami und sein Grinsen wurde ein Stück breiter. Langsam formte sich der Gedanke, in welche Richtung sich Yuugis Wunsch entwickeln könnte. Und Yami hätte nichts dagegen gehabt. "Yami! So meinte ich das nicht!", rief er. "Wie meintest du es denn?", fragte Yami zurück, seine Augen blitzten gefährlich auf. Yuugi zog einen Schmollmund. "Könntest du es denn?", fragte er stattdessen, "Dich auf einer Bühne bewegen?" Yami zwinkerte ihn an. "Vielleicht findest du es irgendwann heraus." Innerlich würde er dafür sorgen, dass Yuugi ihn nie in eine Karaokebar schleppte, denn wenn er etwas nicht konnte, dann singen, aber er würde den Teufel tun und das zugeben. Er beschloss, lieber schnell das Thema zu wechseln. Er sah auf die Uhr. Schon bald zwölf. "Also, ich dachte daran, nach dem Frühstück noch etwas raus zu gehen, damit du ein bisschen frische Luft schnappen kannst. Halb acht muss ich dann auf Arbeit, aber bis dahin ist es ja noch ein bisschen." "Ich, oh, äh.. wo möchtest du denn gern hin?", fragte Yuugi dann etwas überrumpelt. "Hm, ich dachte an nichts anstrengendes, da du sicher noch nicht auf der Höhe bist, aber eine genaue Vorstellung habe ich auch nicht", antwortete Yami dann und stockte innerlich kurz. Seine Wangen wurden ein wenig warm und er versuchte die Situation zu überspielen, indem er lächelte und das Frühstück abzuräumen begann. Er hatte keinen Fahrplan! Unangenehm. "Aber du hast doch sicherlich noch etwas zu tun..? Ich möchte dir nicht zur Last fallen", sagte Yuugi, doch der angesprochene schüttelte den Kopf. "Schon gut. Tatsächlich steckt auch der egoistische Wunsch dahinter, dass du mit mir einkaufen gehst", erklärte er dann lächelnd, "Wenn du noch hier bleibst, brauchen wir nämlich etwas zu essen." Yuugi schien diese Vorstellung zu gefallen, denn ein strahlendes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Yami bemerkte, dass er fand, dass ihm das wirklich gut stand. "Ich gehe gern mit dir einkaufen", sagte Yuugi freudig. Yami lächelte ihn an. "Stellt sich nur die Frage, was wir kochen wollen." Yuugi sah ihn einen Moment an. "Ach so, ja, wenn wir etwas essen wollen, müssen wir es ja auch zubereiten...", nuschelte er vor sich hin. "Tja, also.. ich schätze, das würde ich dir überlassen...", sagte er vage. Yami fing plötzlich an zu lachen. Da war jemand scheinbar kein Selbstversorger. Also kochte wohl sein Mitbewohner. "Kochen ist wohl nicht so deins?", fragte er lächelnd, während er nun anfing, Schüsseln und Teller zusammen zu räumen. Yuugi wurde wieder rot. "Nicht wirklich", gestand er nuschelnd. Yami sah ihn wieder leicht amüsiert an. "Keine Sorge, das kriegen wir schon hin. Also, was fällt dir denn so ein?" "Ähm..", machte Yuugi nur, "Wie wäre es mit.. Anpan?" "Aha, Cocktails sind nicht das Einzige, was du süß magst?", fragte Yami nur amüsiert zurück, während er aufstand und das Geschirr wegbrachte. "E-es geht auch Pizza, oder.. Ramen", sagte er hastig. "Hm, Ramen hatte ich schon lange nicht mehr." "Wirklich? Ich esse viel Ramen", kam es aus dem Wohnzimmer und Yami lachte. Klar, wer ungern kochte, machte sich was zum Aufgießen oder kaufte schnell und billig. Yuugi schien auch langsam wieder etwas entspannter zu werden. Das freute ihn sehr. Sie überlegten noch ein wenig, bis Yuugi meinte, er müsse zu seinem Handy. Später erhielt er eine Nachricht und lächelte leicht in sich hinein, als sie sich gerade einfach nur angesehen hatten und es so eine angenehme, schöne Stimmung war. Yami versuchte an sich halten. Wer war das, der da die Situation störte? Yuugi sah zu ihm und bemerkte seinen Blick. "Neugierig?", fragte er amüsiert. Kurz sah Yami ihn einfach nur an. "Ja, schon", antwortete er dann. Und vielleicht wollte er ihn hier für sich haben, aber das gestand er sich nicht ein. "Wirklich? Also, es war nur mein Freund, mit dem ich zusammen wohne", antwortete Yuugi und schien erst beim Aussprechen zu merken, wie er das formuliert hatte. "Also, mein Mitbewohner", fügte er schnell hinzu. "Ja, ich erinnere mich", sagte Yami nur. Er bewahrte seine Selbstbeherrschung. "Ja, er.. er hat sich Sorgen gemacht, wo ich bin", sprach Yuugi weiter, obwohl er gar nicht dazu aufgefordert worden war. Es war ein psychologischer Trick, einfach nichts zu sagen, dann sprach der Gegenüber, wenn er die Stille nicht ertrug. Bei Yuugi schien das zu funktionieren. Yami lächelte ihn an. "Scheint ein wirklich guter Freund zu sein", schloss er das Thema ab. An ihm nagte leicht etwas, was er nie als Eifersucht hätte bezeichnen wollen. Oh, Yami. Was denkst du nur? Er schob diese Gedanken beiseite und wurde wieder locker. Sie gingen daraufhin einkaufen. Als sie wieder Zuhause ankamen, entschuldigte Yami sich, denn trotz aller Gastlichkeit musste er sich noch um ein, zwei Sachen kümmern. Yuugi würde sich schon kurz selbst beschäftigen können. Es war ungewöhnlich, aber seine Anwesenheit störte ihn überhaupt nicht, es war, als wäre er schon immer da gewesen. Auch das empfand er als gutes Zeichen. Yuugi entdeckte Yamis Stapel Papiere. "Darf ich mir das ansehen?", fragte Yuugi auch gleich. Yami schaute einmal zur Seite auf seinen Papierstapel. "Na klar", sagte er, "Aber lass es bitte in der Reihenfolge." Er sah wieder zurück auf seinen Bildschirm und ließ Yuugi schauen. Das war schon okay, es waren Kundenaufträge, aber es standen keine persönlichen Daten auf diesen Blättern. "Das hier ist schön", sagte Yuugi dann irgendwann und zeigte Yami eine Bleistiftzeichnung. Es war sehr offen gestaltet, der Wohnraum führte ohne Unterbrechung zum Flur und im Hintergrund konnte man eine geschwungene Treppe erkennen. Yami lächelte. "Für einen Kunden aus dem Ausland. Ich bearbeite manche Sachen Zuhause. Aber wenn du weiter unten schaust, sind ganz alte Sachen dabei, noch aus der Uni", antwortete er. "Echt, du arbeitest daran in deiner Freizeit?", fragte Yuugi verwundert zurück. "Ja. Ich mag diesen Job und engagiere mich gern dafür. Inzwischen überlege ich auch, Vollzeit im Architekturbüro zu arbeiten und beim Pinta aufzuhören." "Warum?", fragte Yuugi, ein bisschen entsetzt. "Weißt du, ich habe nur im Pinta angefangen, weil ich damals mein Studium finanzieren musste", antwortete Yami. Er saß ganz locker in seinem Schreibtischstuhl, ein Bein auf dem Stuhl, seine Arme hatte er entspannt hinter seinem Kopf verschränkt. "Meine Eltern hatten mir für das Studium zwar Geld hinterlegt, aber leider nicht genug. Damals war das wirklich meine Rettung. Aber ich mache es inzwischen eigentlich eher nur noch aus Spaß... oder Gewohnheit." Während Yami sich wieder in die Arbeit vertiefte, ging der Kleine weiter stöbern. Ob er hoffte, Hinweise auf den richtigen Namen zu finden? Yuugi lachte leise, was Yami nicht entging. Er sah wieder kurz zu Yuugi und entdeckte ihn mit einem seiner Bilder in der Hand. "Warum lachst du?", fragte er interessiert. Yuugi schmunzelte. "Dein Vater sieht neben deiner Mutter einfach so typisch japanisch aus." Yami lachte nun ebenfalls. "Ja, stimmt." "Und deine Mutter ist sehr hübsch", sagte er. "Danke. Viele sagen, ich bin ihr ähnlicher als meinem Vater." "Stimmt", murmelte Yuugi leise und betrachtete das Foto noch eine Weile, ehe er es weglegte. "Wer ist der blonde auf dem Foto?", fragte er dann nach kurzer Zeit und hielt ein zweites Bild hoch. "Auch ein Freund. Wie das so ist, hat man mit ägyptischer Herkunft oft Kontakt zu anderen derselben Herkunft. Unsere Familien kennen sich gut", erzählte Yami, nachdem er einen kurzen Blick zu Yuugi geworfen hatte und dann weitertippte. Er würde ihm später mehr von Marik erzählen, doch momentan wollte er das hier fertig bekommen. Yuugi hatte wohl genug gestöbert und machte es sich mit einem Buch bequem, was Yami die Möglichkeit gab, sich jetzt vollkommen auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Er tippte so schnell wie möglich seine Emails runter, die er sich vorgenommen hatte fertig zu schreiben. "Wenn du willst, können wir uns noch einen Film anschauen, bis es soweit ist, das Essen zuzubereiten.", sagte er schließlich nach einiger Zeit. "Hm? Oh, wenn du willst. Aber wir müssen nicht, nur weil ich da bin", erwiderte Yuugi und sah ihn ein bisschen verblüfft an. Yami sah ihn nun seinerseits etwas verblüfft an. Wollte der Kleine jetzt etwa hier sitzen und lesen? Auch wenn er sich freute, dass es Yuugi hier bequem fand, war er doch sein Gast und er sollte ihn unterhalten. "Wir- wir können auch...", sagte er, schien zu überlegen, doch nichts entkam seinem Mund. Er hatte einfach keine Idee und das war so unangenehm. Sonst fand er immer eine Antwort oder Lösung. Yuugi kicherte. "Was ist?", fragte er verdutzt. "Hm, nichts", meinte Yuugi nur grinsend. Yami lächelte nun auch leicht. "Hey, ich will das wissen", sagte er und piekste Yuugi in die Seite. Er wollte es wirklich wissen. Yuugi zuckte lachend zurück. "Nein, sag ich nicht." "Waas? Sag mir sofort, was los ist! Lachst du etwa über mich?", fragte Yami, teils erbost und teils grinsend, doch Yuugi lachte nur noch weiter. "Ha! Soweit kommt's noch! Niemand lacht über mich", rief Yami und fing plötzlich an, Yuugi durchzukitzeln. Dieser lachte überrascht auf und wehrte sich sofort mit Händen und Füßen. Er hielt Yamis Hände fest, der sich immer wieder zu befreien versuchte und sie lieferten sich einen kleinen Kampf, der quer durchs Zimmer ging. Yuugi knallte mit seinem Bein gegen Yamis Bettrahmen und Yami wusste, er würde da morgen einen blauen Fleck finden, doch es schien Yuugi egal. Sie rangelten eine Weile miteinander, bis Yami, der gerade eine Attacke von Yuugi abzuwehren versuchte, die Kraft des anderen nutzte und sie beide aufs Bett und Yuugi neben sich schmiss. Sie lachten, atmeten schwer der Rauferei wegen und blieben einfach liegen. Und sahen sich an. Sie lagen hier auf seinem Bett und Yami sagte einfach nichts. Er sah über kleine Bettdeckenfalten Yuugis Gesicht gar nicht weit weg von seinem und konnte seinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Auch Yuugi war wie gefangen von Yamis Anblick, er merkte es ganz deutlich. Ihre Hände waren ganz nah, Yami hätte seine greifen können. Er bewegte sich und drehte sich auf die Seite, der untere Arm unter seinem Kopf und war dadurch noch näher gekommen. Yuugi wirkte aufgeregt. Es knisterte plötzlich in der Luft, eine Stille lag zwischen ihnen, abwartend, erwartend. Yuugi schien nicht in der Lage seinen Blick abzuwenden und Yami glaubte, dass er ihm tiefer in seine Seele schauen konnte als vorher noch. Wollte Yami das? Vielleicht ließ er es auf einen Versuch ankommen? "Was würdest du jetzt tun, wenn ich nicht da wäre?", fragte Yuugi dann und durchbrach damit die Stille. Ob er sie nicht mehr ausgehalten hatte? Yami fing an zu grinsen und sah ihn einfach nur an. Yuugi sah ihn verunsichert zurück. "Hm?" "Nichts.", antwortete er wie Yuugi vorher schon. "Hey, das ist meine Antwort!", sagte Yuugi sofort und piekste Yami nun seinerseits in die Seite. "Haha, schon gut." Der Moment war vergangen, aber das war in Ordnung. Es würde sicherlich weitere Momente geben. "Um ehrlich zu sein, würde ich jetzt am Rechner sitzen bleiben und vielleicht ein paar Spiele spielen", antwortete er dann auch und richtete sich nun im Bett auf, sodass er saß. Yuugi sah ihn verwundert an und setzte sich ebenfalls auf. "Ich spiele gern Spiele und habe einige. Bis die Arbeit anfängt habe ich manchmal kaum Zeit, mich mit Freunden zu treffen, zumal sie oft dann weg sind, wenn ich frei habe, aber es ist auch zu viel, um sie zu vertrödeln und einfach nichts zu tun. Deswegen vertreibe ich mir gern die Zeit damit", erklärte er dann auch weiter. "Hm, ich spiele auch gern Spiele. Mein Großvater hat einen Spieleladen", antwortete Yuugi dann. Auf Yamis Gesicht erschien ein erfreutes Lächeln. "Dann lass uns was spielen", erwiderte er, stand auf und Yuugi folgte ihm zurück in das Wohnzimmer. Yami ging zu dem Schrankteil, das sich unter dem Fernseher befand und machte dort die Klappe auf. Yuugi fand dort alle möglichen Konsolen wieder und war mit einem Mal vollauf begeistert. "Hast du Mario Kart?", fragte er sofort aufgeregt. "Für die Wii?", fragte Yami zurück. "Nein, das alte, 64", antwortete Yuugi. Der größere lachte. "Ja, hab ich." "Jaa, los!" Yami lachte und begann, die Konsole aufzubauen. Keine fünf Minuten später saßen sie beide nebeneinander und spielten auf der altmodischen Konsole ein Rennen nach dem anderen. Sie kannten das Spiel beide gut genug um zu wissen, wo die Abkürzungen und Schleichwege waren. Sie schenkten sich beide nichts und hatten so viel Spaß, dass die Zeit viel zu schnell verging. Es war halb sechs, als Yami auffiel, dass sie bald Hunger bekommen würden. Sie beschlossen, das Spiel zu pausieren und gingen beide in die Küche. "Du bist ganz schön gut, dafür, dass du das Spiel gar nicht Zuhause hast", sagte Yami, als er alle Utensilien, die sie brauchten, auf die Arbeitsplatte verteilte. Es passte kaum alles hin. Was würde er für eine größere Küche geben. "Also, Yuugi, wenn du möchtest, kannst du dich um den Reis kümmern. Wasch diesen hier lieber, bevor du den Reiskocher einschaltest", sagte er. Yuugi atmete erleichtert auf und Yami unterdrückte ein Lachen. "Ein altes Modell", sagte Yuugi dann, als er den Reis auspackte, den Yami ihm ebenfalls reichte. "Ja, aber er hat mir gute Dienste erwiesen", sagte er und lächelte. Während Yuugi den Reis wusch, schnitt Yami das Rindfleisch und das Gemüse in mundgerechte Scheiben und gab die Zutaten für die Soße in einen viel zu großen Topf, weil er gerade keinen kleinen hatte. Auch hier traten geübte Griffe zu Tage. Er kochte gerne und häufig. Nachdem die Soße kurz aufgekocht war und Rindfleisch und Gemüse ebenfalls im Topf waren, ließen sie es vor sich hin kochen und gingen in Yamis Schlafzimmer. Yami ließ sich auf sein Bett fallen und Yuugi setzte sich nach kurzem Zögern auf den Schreibtischstuhl, der sich sehr bequem anfühlte. Er seufzte. Yami lachte. "Kochen ist wirklich nicht dein Fall, was?" Yuugi sah ihn verlegen an. "Ich hab immer gehofft, das würde irgendwann jemand für mich tun. Mit Joey klappt das ja auch ganz gut." "Joey?" "Mein Mitbewohner." Yuugi klappte seinen Mund zu, als wollte er nicht ständig über ihn reden. Yami sah hoch zu seiner Zimmerdecke. Das schien auch gut zu passen. Yami hatte in der Küche gern seine Ruhe. In vielen Aspekten schienen sie sich gut zu ergänzen. Wurde das hier wirklich etwas Ernstes? Er hatte nicht damit gerechnet, jemanden zu finden, er hatte ja nicht wirklich gesucht. Er hatte gedacht, er würde einfach in seiner Arbeit aufgehen. Er verschenkte sein Herz nicht einfach so. Das sollte wohl überlegt sein. Er wollte mehr über Yuugi wissen. Wie stellte er sich seine Zukunft vor? "Yuugi?", hörte er es dann vom Bett. "Hm?", fragte er zurück. Kurz sagte Yami nichts und starrte einfach die Zimmerdecke an. Er wollte wissen, was Yuugi für Ziele und Wünsche hatte. Er wollte wissen, ob sie mit seinen eigenen kompatibel waren. "Hast du eigentlich einen Traum?" Yuugi sah ihn verwirrt an. "Einen Traum?", fragte er. "Ja, etwas, wofür du lebst, ein Ziel", antwortete Yami und richtete sich wieder auf, um Yuugi anzusehen. Sollte er beispielsweise den Gedanken hegen, irgendwann nach Amerika auszuwandern, war das eine ganz andere Grundlage, mit der Yami erneut abschätzen konnte, ob er es wirklich zulassen wollte, seinem Herzen die Zügel zu lockern. "Ich hatte früher Träume.. aber heute vielleicht nicht mehr so richtig", sagte er dann. "Warum?", fragte Yami sogleich. "Ich schätze, weil es von einer mir unbekannten Variable abhängt." Yami sah ihn einfach nur an und fragte damit still nach einer Erklärung. Yuugi lehnte sich zurück und dachte nach. "Ich habe keinen Traum für mich allein. Früher einmal hatte ich viele Träume, Kindheitsträume, wollte berühmt werden, Schauspieler, oder Held. Heute gebe ich nicht mehr viel aufs berühmt sein, ich stehe nicht gern im Rampenlicht und muss nicht der beste sein. Aber für meine Freunde oder denjenigen, mit dem ich meine Zukunft verbringen möchte..", sagte Yuugi und verlor sich kurz. Er schaute einen Moment einfach nur nachdenklich, bevor er weiter sprach, "für so jemanden würde ich alles tun, alles geben und Held werden und die Sterne erreichen." Yami sagte erst nichts. Das hörte sich gut an. Es hörte sich... kompatibel an. Dann lächelte Yami. "Klingt schön, obwohl ich es schade finde, dass du deine Träume von anderen abhängig machst", sagte er. Yuugi wirkte verdutzt. "Warum?" "Weil ein Traum etwas ist, was du dir selbst erfüllen kannst, wenn du mutig genug bist und nicht aufgibst. Wenn du ihn abhängig machst von anderen, ist nicht gewiss, dass er sich jemals erfüllen wird." Yuugi sah ihn eine Weile an. "Damit liegst du vielleicht richtig", stimmte Yuugi ihm dann zu, "Aber der Mensch ist ein soziales Wesen und auf andere angewiesen. Daher ist auch ein Traum auf andere angewiesen." Yami lächelte schief und er verstand. Auch für die Zukunft, die er sich wünschte, brauchte er andere. Vielleicht war Yuugi auch ein Mensch mit der Überzeugung, kein Ziel zu brauchen, mit Zufriedenheit erfüllt. Das sprach von einer inneren Ruhe und von einem langen Weg an Gedanken, der ihn nun dorthin geführt hatte und das faszinierte Yami sehr. Am Rand hatte er bemerkt, dass sich Yuugi bei seinem Partner, nun, grammatikalisch mindestens neutral ausgedrückt hatte. Yami war sich jedoch fast sicher, dass Yuugi einen männlichen Partner gemeint hatte. Sie sahen sich wieder einfach nur an und Yami mochte das. "Was ist dein Traum?", fragte Yuugi dann. Yami überlegte eine kleine Weile, wie er das, was er dachte, sagen sollte. "Tatsächlich wäre ich gern Hausbesitzer", antwortete Yami. Yuugi sah ihn ein bisschen überrascht an und fragte ihn so wortlos nach einer Ausführung. "Es gibt zwei Dinge, die Häuser für mich symbolisieren. Das eine ist finanzielle Unabhängigkeit. Ein oder mehrere Häuser - vielleicht mit mehreren Mietswohnungen wie in diesem Haus hier - zu besitzen und sie zu vermieten, gewährleistet mir eine regelmäßige Geldeinnahme und Geld braucht man im Leben, um zu überleben. Es geht um den rein profitablen Aspekt, aber auch um meine Versicherung im Alter. Das andere ist allerdings der heimatliche Aspekt. Menschen eine Heimat zu geben ist etwas sehr schönes. Vielleicht habe ich davon geschwärmt, dass ich das Kolosseum so faszinierend fand und es den Ausschlag dafür gab, dass ich Architekt werden wollte, doch es geht auch darum, den Menschen eine Heimat zu geben. Häuser zu planen, mit Menschen darüber zu reden, wie sie ihren persönlichen Schutzort in der Welt aussehen lassen wollen, gibt mir das Gefühl, etwas wichtiges zu tun. Ein Haus, eine Wohnung, oder nur ein eigenes Zimmer ist dein Privatbereich, in dem du dich zurückziehen und Kraft tanken kannst, wenn du es brauchst. Deswegen mag ich Häuser und deswegen bin ich auch gern Architekt." Yuugi blieb einen Augenblick lang stumm. "Das hört sich sehr schön an", sagte er dann. Yami lächelte einfach nur. Er hatte ein sanftes Lächeln, ganz friedlich. "Irgendwann entwerfe ich mir mein eigenes Haus. Vielleicht mit dem Menschen, mit dem ich darin leben möchte." Yuugi und er sahen sich an und niemand regte sich. Es war dieser magische Moment, in dem kein Wort fiel und es niemanden störte. Yami sah ihn wieder aufmerksam an, was Yuugi verlegen zu machen schien und ihn rot werden ließ und ihm gleichzeitig aber wohl auch gefiel. Es war so ein wunderschöner, warmer Moment, voller Blicke, voller Leben, obwohl keiner etwas sagte. Yami lächelte ihn leicht an und legte seinen Kopf schief, wodurch ihm seine blonden Strähnen ins Gesicht fielen. Der Gedanke, mehr zu wollen, überkam ihn. Yami setzte sich an den Rand seines Bettes, wodurch sie sich so nah waren, dass sich ihre Knie berührten. Er stützte seine Arme auf seine Oberschenkel ab und sah Yuugi an, mit diesem Blick, der tiefer wurde. Yami durchzuckte der Gedanke an letzte Nacht, als er ihn fast geküsst hätte. Nun, jetzt war Yuugi wach und bei klarem Bewusstsein. Er.. konnte es probieren. Yuugi starrte ihn mit nur leicht geöffnetem Mund an und schien nichts zu denken. Sie sahen sich an und Yami kam ihm ein kleines Stück näher. Bis plötzlich etwas die Situation störte. Yamis Augen weiteten sich, als er einen beißenden Gestank wahrnahm. Sie starrten sich an. "Das Essen!", sagte Yuugi erschrocken. "Mist!", rief Yami aus und so schnell, dass Yuugi gar nicht schauen konnte, war Yami auch schon aus dem Zimmer gestürmt. In der Küche riss Yami den Deckel vom Topf und dunkler Qualm stieg daraus hervor. Sofort fing Yuugi an zu husten. Yami riss den Topf vom Herd, stellte ihn ins Waschbecken und ließ Wasser hineinlaufen. Dann drückte er auf einen Knopf an der Wand, der die Abzugshaube aktivierte und rannte fluchend raus, um im Wohnzimmer alle Fenster zu öffnen. Er kam zurück und sah gerade, wie Yuugi durch den angebrannten Reis rührte. Sie beide starrten ihr verkohltes Essen an. "Yami?" "Ja?" "Wir haben Reis anbrennen lassen." "Ja." Kurze Stille. "Yami?" "Ja?" "Wir sind schreckliche Asiaten." Dann fingen beide an zu lachen. Nachdem Yami die Miso-Suppe, die er vorher kalt gestellt hatte, als eher ungewöhnliche Hauptspeise zubereitete und noch ein paar Nudeln dazugegeben hatte, reichte ihnen das auch aus, da sie glücklicherweise spät gefrühstückt hatten. Yamis Topf war am Boden völlig verkohlt und er entschloss sich auch, seinen Reiskocher nun doch wegzuwerfen. Yami würde wohl ein bisschen arbeiten müssen, bis der Topf wieder brauchbar sein würde. Aber er ärgerte sich deswegen nicht und gestand Yuugi, dass er schon zwei Mal Nudeln vergessen und ihm das die ganze Wohnung zugequalmt hatte. Sie hatten sich zum Essen in Yamis Schlafzimmer zurückgezogen, weil es in der Küche und im nebenan liegenden Wohnzimmer einfach zu sehr stank. Schließlich wurde es langsam Zeit für Yami, sich für die Arbeit vorzubereiten. Er packte eine kleine Tasche, während Yuugi sich langsam seine Jacke anzog und ein wenig in sich hinein lächelte. "Du siehst besser aus als heute früh", sagte Yami, der seinen Blick gesehen hatte. Verlegen sah er Yami an. "Jah, danke noch mal.. ich bringe das Hemd nächsten Freitag-" Yuugi stockte mitten im Satz. Erkenntnis traf ihn. "Nein, werde ich nicht", sagte er dann ernüchtert. Yami sah ihn verwundert an. "Hm?" "Ich kann dir das Hemd nächsten Freitag nicht mitbringen", antwortete er bedauernd. "Warum?" "Weil ich nächsten Freitag nicht da bin. Und den danach auch nicht." Yami sah ihn einfach nur an. Was denn jetzt? Er war doch bereits schon einmal über ein Missverständnis und schlechtes Timing hinweggekommen. Erklär dich bitte, Yuugi. "Weißt du, ich schreibe ab nächster Woche viele Prüfungen und.. da wollte ich mich nicht ablenken lassen..", druckste er dann herum. "Ah", erwiderte Yami und er lächelte. "Schon gut, Yuugi. Das ist wichtig, konzentrier dich darauf." Er meinte es wirklich so. Prüfungsphase war nur einmal im Semester, Yuugi sollte sich da wirklich nicht ablenken lassen. Dennoch fand er es außerordentlich schade und er spürte das kleine, seltsame Gefühl von Schwermut. Inzwischen stand die Sonne schon recht tief und tauchte alles in wunderschöne Farben. Sie kamen an die Stelle, die Yuugi kennen musste, damit er weiter nach Hause gehen konnte. Yami blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Er lächelte leicht. "Also dann, Yuugi, viel Glück für deine Prüfungen." "Ja, und dir.. viel Spaß auf Arbeit..", sagte Yuugi und konnte kaum den unglücklichen Ton aus seiner Stimme verbannen. Yami legte ihm die Hand auf die Schulter. "Wann ist denn deine erste Prüfung?" "Ähm, am Dienstag.." "Wie viel Uhr?" "Gegen.. gegen um elf..?" Yami lächelte. "Gut, dann drücke ich dir um die Zeit die Daumen." Yuugi sah zu ihm und er wurde leicht rot. Yami strich mit seiner Hand runter zu seinem Oberarm und drückte ihn da noch einmal kurz. Wenigstens das wollte er. "Bis in zwei Wochen." "Ja, bis.. bis später", antwortete Yuugi und lächelte nun ebenfalls wieder leicht. Yuugi wandte sich ab und auch Yami ging nun in die andere Richtung weiter. Er schaute noch einmal zurück und sah, wie Yuugi sich ebenfalls umgedreht hatte. Er lächelte ihm zu. Yuugi winkte noch einmal, dann lief er los. ~ Wie ich ja geschrieben habe, ist einiges hier von der im letzten Kapitel besagten Freundin, so auch der Fakt, dass Yami und Yuugi von Seto gefahren wurden. Als ich die FF damals schrieb, war meine Vorstellung, dass Yami ihn tatsächlich zu Fuß zu sich gebracht hat, aber dass Seto sie fährt, fande ich eine schöne Geste, also habe ich es so gelassen ^^ Sagt mir doch, wie ihr es fandet. ^^ Kapitel 17: Peach 43 Reverse: Kapitel 3 --------------------------------------- Ohne große Umschweife geht es weiter ^^ ~ Peach 43 Reverse: Kapitel 3 Am nächsten Dienstag um elf hatte Yami wie versprochen an ihn gedacht. Nun, tatsächlich wanderten seine Gedanken häufiger zu Yuugi, als ihm inzwischen lieb war. Er musste sich eingestehen, dass er glücklich war, wenn er an ihn dachte. Umso trauriger wurde er, als ihm am nächsten Freitag die Realität ins Gesicht schlug und Yuugi nicht auftauchte. Er versuchte sich den bittersüßen Schmerz wegzuarbeiten und übernahm die Tage zusätzliche Schichten im Pinta und kam nahezu jeden Tag früher ins Architekturbüro. Er arbeitete im Grunde immer, wenn er wach war und beendete so eine Projektzeichnung in drei Tagen statt in eineinhalb Wochen. Manchmal verloren sich seine Gedanken aber wieder zum Jüngeren und ihm fielen Fragen ein, die er gern stellen wollte. Yuugi hatte beispielsweise von seinem Großvater und seiner Mutter erzählt, dazu war ihm etwas eingefallen. Es war eine Woche vergangen, als Yami unruhig in seiner Wohnung umher ging. Es war Sonntag und er musste weder ins Büro noch ins Pinta. Er hatte nach einer Extraschicht im Pinta gefragt, aber die Schichtplanung hatte gut funktioniert und sie brauchten ihn nicht. Er konnte auch nicht mit seiner Büroarbeit weiter machen, denn man ließ Yami zwar freie Hand, was seine Arbeiten Zuhause betraf, aber es war nicht gern gesehen, wenn er eintrug, dass er ausgerechnet Sonntag gearbeitet hatte. Er musste sich irgendwie anders die Zeit vertreiben. Wie hatte er das vorher gemacht? Am Donnerstag zuvor hatte er einen Anruf von seinen Eltern erhalten. Es war schön, wieder ein wenig mit ihnen zu reden und sich auszutauschen. Seine Mutter hatte vorgeschlagen, zusammen eine Schnitzeljagd zu machen und da habe doch kürzlich ein neuer Raum bei dem einen Escape Room-Anbieter geöffnet, bei dem sie alle anderen Räume schon gespielt hatten. Es wäre eine gute Gelegenheit, damit den bald anstehenden Geburtstag von ihr zu verbringen. Sein Vater war der immerwährende ruhige Gegenpol, aber dennoch genauso liebevoll wie Yamis Mutter und fragte Yami nach seiner Arbeit und seiner Karriere. Es war ein schönes Gespräch gewesen und er hatte mit gutem Gefühl aufgelegt. Ein kleiner Stich des Bedauerns durchzog ihn, als er daran dachte, dass seine Eltern trotz aller Fürsorge genauso verhalten wie alle Japaner waren, wenn es um gleichgeschlechtliche Liebe ging, aber das war in Ordnung für ihn. Ja, und nun war Sonntag und er versuchte etwas zu finden, womit er sich beschäftigen konnte. Er entschloss sich, die Wohnung sauber zu machen und war fast damit fertig, als es plötzlich an seiner Tür klingelte. Er erstarrte in seiner Bewegung und richtete sich dann auf, um verwundert auf seine Tür zu schauen. Dahinter stand natürlich niemand, die Person musste unten an der Haupteingangstür stehen. Aber er wusste nicht, dass er heute jemanden erwartet hätte. Er ging in den Eingangsbereich und drückte auf die Türsprechanlage. "Hallo?", fragte er nur. "Ah, du lebst also tatsächlich noch." Kurz stockte Yami. "Kaiba?" "Wer sonst. Lässt du mich jetzt rein oder soll ich wieder gehen?" Yami war tatsächlich überrumpelt genug, um ihn einfach einzulassen. Natürlich hätte er das auch im nicht überrumpelten Zustand getan, so hatte es einfach einen kleinen Augenblick länger gedauert. Warum war Kaiba hier? Er ließ seine Wohnungstür offen, ging aber noch mal die gerade fertig zusammengelegte Wäsche in seinen Kleiderschrank verstauen. Als er wieder aus seinem Schlafzimmer trat, sah er Kaiba gerade durch die Tür kommen. "Hallo, Kaiba", begrüßte Yami ihn. "Schaff dir einen Fahrstuhl an", war nur seine Antwort. Yami lachte. "Das ist nicht die fünfzigste Etage deiner Firma, sondern die vierte. Das Treppensteigen hält außerdem fit", fügte er grinsend hinzu. Kaiba zog sich seine Schuhe aus. "Ich renne den Tag über schon genug herum, ich brauche kein zusätzliches Fitnesstraining." "Und in deinem straffen Zeitplan hast du es tatsächlich geschafft, eine kleine Lücke zu finden?" "Du wirst es nicht glauben, aber wenn die meisten anderen nicht arbeiten, ist die Anzahl der Meetings überschaubar. Sonntag ist ein Tag, an dem ich tatsächlich mal etwas erledigen kann und ich habe alles abgearbeitet, was anlag." Kurz blieb Yami stumm. Er musste sich eingestehen, dass es schön war, ihn zu sehen, auch wenn Yami alles getan hätte, außer das zuzugeben. "Warum bist du hier?", fragte er dann. "Ich dachte, du sagtest, eine Firma zu leiten, ist wie einen Kindergarten zu hüten." "Das erste clevere, was ich heute von dir zu hören bekomme. Ah, stimmt, weil ich es gesagt habe. Und ich gebe dir die Chance, selbst auf die Antwort zu kommen." Kaiba sah ihn genervt, aber ansonsten genauso unnahbar wie sonst immer an. "Ich gebe dir sogar einen Hinweis, weil ich vermute, dass du sonst nicht drauf kommst und ich das so effizient wie möglich abhaken will. Ist dir mal aufgefallen, wann du das letzte Mal auf dein Handy geschaut hast?" Verwirrt blinzelte Yami. Er hatte doch erst gestern drauf geschaut, als er im Pinta nachgefragt hatte, ob er eine Extraschicht übernehmen könne. Er ging zurück in sein Schlafzimmer und griff nach seinem Handy. Er begriff, als er ganz automatisch seine Nachrichten wählte. Er hatte nicht in die E-Mails geschaut, die er über seinen Vertragsanbieter erhalten hatte. Wenn er so darüber nachdachte, mehrere Tage nicht. "Ich habe dir geschrieben. Fünf Mal. Ich weiß, dass auch Marik versucht hat, dich zu erreichen, weil er gefragt hat, ob ich eine Idee habe, warum du nicht antwortest. Er hat sich Sorgen gemacht, weil du dich über eine Woche nicht gemeldet hast." Während Yami die anklagenden Worte seines Freundes hörte, sah er die Nachrichten, die von ihm und Marik eingegangen waren. Er hatte sie tatsächlich nicht gelesen, er war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen zu arbeiten. "Ich dachte schon, du hast dich vor lauter Liebesschmerz von der Brücke gestürzt", hörte er Kaiba dann sagen. Er sah zu ihm auf. Sein Ton war herablassend und belustigt gewesen, aber in Kaibas Augen konnte er auch einen winzigen Hauch von Sorge erkennen. "Mach dich bitte nicht lächerlich", sagte Yami nur lächelnd. Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich von diesen Worten ärgern ließ. Hatte Yuugi wirklich solche Auswirkungen auf Yami, dass er völlig vergaß, sich bei seinen Freunden zu melden und sich aktiv mit Arbeit ablenken musste, damit er auf andere Gedanken kam? Selbst Kaiba, der größte Workaholic, den er kannte, schaffte es besser, seine Kontakte zu pflegen. "Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ignoriert zu werden. Marik sagte, ich soll nach dir sehen. Und im Grunde hast du mich das letzte Mal, als ich dich auf Arbeit besucht habe, quasi zu dir nach Hause eingeladen und nun bin ich da und verlange nichts außer Kaffee, das einzige, was es hier in dieser mickrigen Wohnung wahrscheinlich gibt." Yami schnaubte lächelnd, wies mit einer Armbewegung in sein Wohnzimmer und ging selbst weiter in die Küche, um Kaffee zu machen. "Ich weiß wieder, warum ich deine Wohnung nicht mag." "Weil du nicht über alle erhaben, sondern auf dem Boden sitzen musst?" Kaiba ließ ein kurzes Lachen hören. "Das auch." Yami setzte sich kurz darauf mit zwei Tassen Kaffee an seinen Tisch und reichte Kaiba eine davon. "Wie geht es Mokuba?" "Er ist ein kleiner Rebell. Ich sage ihm ständig, dass er für die Schule lernen soll. Er meint, er braucht nicht lernen, wenn er irgendwann mit mir zusammen die KaibaCorp leitet und alles, was sie in der Schule lernen, ist unnütz. Kleiner, arroganter Bengel." "Du weißt, dass er das von dir hat, nicht wahr?" "Ich habe nicht gesagt, dass ich das nicht gut finde." Yami lachte leise, dann sah er Kaiba einfach nur an. "Ihr wart sechs Jahre auseinander, oder?" "Sieben." "Wow, dann ist er jetzt schon 17. Wie die Zeit vergeht. Ich vermisse ihn", sagte Yami und lächelte. "Ich würde gern behaupten, dass er es nicht tut, aber er hängt mir in letzter Zeit noch mehr in den Ohren als sonst, dass wir mal wieder etwas gemeinsam unternehmen sollten." Yami lächelte erfreut. "Ah, das letzte Mal ist ja aber auch bestimmt schon ein Jahr her." Er schwieg und Gedanken überkamen ihn an damals, als er frisch angefangen hatte zu studieren. Er war genauso ein Frühstarter wie Kaiba gewesen, Kaiba hatte sogar noch während der Schule mit seinem Studium begonnen. Dass das schier möglich war, war Yami heute noch ein Rätsel. Sie waren nicht zusammen im selben Studiengang gewesen, tatsächlich hatten sie sich überhaupt nicht im Rahmen ihres Studiums kennengelernt. Getroffen hatten sie sich auf den Duel Monsters-Wettbewerben, die damals von Kaiba selbst ausgetragen wurden. Während des Studiums hatte Kaiba nicht nur Wettbewerbe veranstaltet, sondern auch seine Firma gegründet und aufgebaut. Die Details waren Yami heute noch schleierhaft, aber es hatte wohl etwas mit Kaibas Adoptivvater zu tun, über den Kaiba keine und Mokuba nur wenige Worte verloren hatte. "Mokuba ist jetzt derjenige, der die Wettbewerbe organisiert, nicht wahr? Es ist eine Schande, dass du auch nicht mehr selbst an den Wettbewerben teilnimmst." "Alle Karten, die ich je wollte, habe ich bekommen. Es lohnt sich nicht mehr für mich, an Wettbewerben teilzunehmen. Außerdem ist es wichtiger, die Firma voranzubringen. In zwei Jahren bin ich Präsident der größten Spielefirma weltweit." Yami lächelte. Er glaubte ihm das. "Der Freizeitpark geht bald in die Bauphase, nicht wahr?" "Ja. Ich kann es schon kaum erwarten. Bis jetzt ist es nur eine leere Fläche, aber bald wird Kaiba Land der größte und beste Freizeitpark sein, den die Menschheit je gesehen hat." Kaiba stellte den Kaffeebecher hin, den er von Yami erhalten hatte. Er war bereits leer. "Lass uns gehen, in deiner Wohnung bekommt man ja klaustrophobische Zustände." Yami stellte seine Tasse ebenfalls weg. Er hatte sich extra weniger eingeschenkt, weil das nicht das erste Mal war, dass Kaiba es nicht lange hier aushielt. "Wo willst du hin?" "In ein Restaurant. Ich habe das letzte Mal gestern gegessen. Außerdem habe ich heute einen Vertragsabschluss durchgeführt, ich werde mich feiern und du darfst dabei sein." Sie verließen Yamis Wohnung und gingen in die Tiefgarage. Kaiba steuerte sein Auto an und beide stiegen ein. "Was hast du die letzten Tage gemacht?", fragte Kaiba dann. "Gearbeitet." "Ach ja? Bist du jetzt auch unter die Geschäftsführer gegangen, dass du so schwer beschäftigt bist?", fragte Kaiba amüsiert. Yami musste lächeln. "Nein. Aber ich habe extra Schichten im Pinta genommen und bin länger im Office gewesen." Yamis Wohnung hatte den für Kaiba einzigen Vorteil, dass sie gut gelegen war. Sie befand sich in der Nähe eines Restaurants, was er akzeptabel fand, weswegen die Fahrt nur eine viertel Stunde dauerte. Es war natürlich ein edles Restaurant, was sich Yami nie hätte leisten wollen, wäre er derjenige gewesen, der es sich ausgesucht hätte. Aber Kaiba ließ Yami nicht entscheiden, denn dessen Vorschläge waren Kaibas Meinung nach unter seiner Würde. Als sie eintraten, erkannte man Kaiba sofort und es wurde eilig ein Tisch im ruhigeren Abteil für ihn vorbereitet. Yami setzte sich missmutig in einen der sehr weichen, gepolsterten Stühle und griff nach einer Karte. Er war nicht dumm. Er wusste, dass Kaiba ihn nie hierher gebracht hätte, wenn er nicht gewusst hätte, dass Yami Ablenkung brauchte, was ihn allein schon genug ärgerte. Kaiba wusste aber auch, dass diese Art von Restaurant Yami zu teuer war. Kaiba würde für ihn bezahlen. Kaiba warf eigentlich nie sein Geld für andere aus dem Fenster, aber er mochte es noch mehr, an Yamis Ehre zu kratzen. Kaiba sah ihn unnahbar wie immer an, aber Yami wusste, dass ihm das Freude bereitete. Andererseits war Yami klar, dass er es zu großen Teilen wirklich für ihn tat. Kaiba war ein Mann, der ihm positive wie negative Gefühle gab. Innerlich seufzte Yami. Deswegen interessierte er sich für jemanden wie Yuugi. Ein Kellner trat an sie heran und sie gaben ihre Getränkewünsche ab. "Haben die Herrschaften auch bereits ihr Essen gewählt?" "Ja. Ein Rinderfilet", sagte Kaiba. Yami bemerkte gerade etwas auf der Karte, was ihn überraschte. "Sagen Sie, die Falafeln mit Kichererbsen, können Sie sie vielleicht stattdessen mit Fava- beziehungsweise Ackerbohnen füllen?" Trotz des besonderen Wunsches zögerte der Kellner keine Sekunde. "Natürlich, sehr gern." "Vielen Dank." Kaiba lehnte sich in den Stuhl zurück. "Hat es etwas besonderes mit den Ackerbohnen auf sich?", fragte Kaiba dann. "Falafeln kommen aus der arabischen Küche. Sie mit Ackerbohnen zu machen, ist traditionell ägyptisch. Ich war überrascht, Falafel auf der Karte zu sehen, also habe ich es einfach probiert." Yami lächelte. "Ich war das letzte Mal vor zwei... nein vor drei Jahren in Ägypten und ich liebe dieses Gericht. Es schmeckt anders, wenn man es dort isst." "Wie geht es deinen Eltern", fragte Kaiba dann. Da er wusste, dass Yami immer mit seinen Eltern nach Ägypten reiste, um den Rest der ägyptischen Verwandtschaft zu besuchen, war das eine naheliegende Frage. "Gut soweit", antwortete Yami. Ihre Getränke kamen. Kaiba hatte sich wieder eine Tasse Kaffee bestellt. Yami wollte gar nicht wissen, wie viele Tassen Kaiba am Tag trank. Wahrscheinlich lief er nur noch auf Kaffee. "Ich habe letztens mit ihnen telefoniert und sie haben auch gefragt, wie es dir und Mokuba geht und ob ihr vielleicht bald mal wieder zum Essen vorbeikommt." Daraufhin blieb Kaiba stumm und trank seinen Kaffee. Yami hatte fast das Gefühl, so etwas wie Zuneigung zu sehen, aber es war schnell wieder hinter seiner Gleichgültigkeit verschwunden. Als sie sich auf Wettbewerben gegenübergestanden und erbittert um den Sieg gekämpft hatten, hätte man ihre Beziehung fast als Feindschaft bezeichnen können. Für Seto Kaiba wäre es jedenfalls nur eine weitere von vielen gewesen. Sie wollten sich immer übertrumpfen, niemand wollte verlieren und Mokuba hatte seinen Bruder immer leidenschaftlich angefeuert. Bis sie in einem Doppelduell im Team kämpfen mussten. Es war ein großes Turnier, zu dem sogar seine Eltern erschienen waren und die Teams sollten bis zum Schluss immer dieselben bleiben. Yami hatte eigentlich gehofft, mit Marik eingeteilt zu werden, aber der Zufall hatte Yami und Kaiba ausgewählt. Sie kannten die Strategien und Denkweisen des anderen einfach zu gut; Yami und Kaiba hatten an diesem Tag zähneknirschend festgestellt, dass sie sich auf spielstrategischer Ebene leider besonders gut ergänzten und hatten zusammen den Sieg davon getragen. Während beide in der Arena alles gegeben hatten, waren der damals gerade mal zwölfjährige Mokuba und Yamis Eltern ins Gespräch gekommen, weil sie bemerkt hatten, dass sie für dasselbe Team waren. Yamis Eltern hatten Mokuba während des Turniers alsbald ins Herz geschlossen. Später, als Yami auf seine Eltern zugetreten war, hatte er Mokuba bei ihnen gesehen, der sehr scheu, aber nicht abgeneigt wirkte. Sie hatten Mokuba gesagt, dass sie sich freuten, dass Yami so tolle Freunde hatte, was zu dem Zeitpunkt schlicht falsch von ihnen interpretiert worden war, und ob sie mal zum Essen kommen würden. Genau da kam Kaiba zu seinem Bruder, der ihm sagte, sie würden nun gehen. Mokuba hatte etwas traurig zurückgeschaut. Später war Mokuba erneut Yami und dessen Eltern begegnet. Sie hatten ihn an diesem Tag erfolgreich überreden können, bei ihnen zu essen, nachdem Mokuba gemeint hatte, er wäre heute allein, weil Kaiba auf Geschäftsreise war. Yami erfuhr an diesem Tag von ihm, dass er und Kaiba aus dem Waisenhaus adoptiert worden waren, aber auch ihr Adoptivvater keine Rolle mehr in ihrem Leben spielte. Mokuba hatte mit Yami Spiele gespielt und schien bei seiner Familie wirklich viel Spaß gehabt zu haben. Er sagte einem späteren Essen sofort zu. Später hatte Yami mit seinen Eltern darüber geredet. Sie vermuteten, dass Kaiba wohl der Ersatz für Mokubas Vater war, aber vielleicht könnte Mokuba auch eine Mutter brauchen. Vielleicht könnten sie beide richtige Eltern brauchen. So kam es, dass Kaiba immer öfter Mokuba bei Yami abholte und er auch mal eine Weile blieb. Später wurden beide Geschwister zu Neujahr eingeladen und Kaiba ließ sich das erste Mal dazu überreden, mitzukommen. Er war kühl, aber erfrischend respektvoll gegenüber Yamis Eltern gewesen und Yami hatte gemerkt, dass er etwas auftaute. "Sie würden sich sicher freuen, euch mal wieder zu sehen", sagte Yami nach einer kleinen Weile, in der beide nichts gesagt hatten. "Sicher. Aber ich habe zu tun. Eine Firma leitet sich nicht von allein. Mokuba kann gern mit dir hingehen." Yami lächelte nur und trank von seinem Tee. Kaiba verschloss sich vor familiärer Liebe. Er sah es sicher als Schwäche an, aber Mokuba würde er einen Wunsch nie abschlagen. "Ich weiß noch, dass wir euch auch gern zu Ausstellungen und Kinobesuchen mitgenommen haben. Ein Wunder, dass du neben der Firma und dem Studium Zeit dafür hattest." "Ich habe mir nicht fürs Kino Zeit genommen, ich habe mir für Mokuba Zeit genommen. An solchen Tagen waren meistens die Nächte kürzer." "Ich frage mich heute noch, wie du dein Studium geschafft hast." Kaiba lächelte hochmütig. "Es war lächerlich einfach", antwortete er nur. Ihr Essen kam. Yami stellte erfreut fest, dass der Koch sich auszukennen schien, denn die Bohnen-Falafeln sahen dem sehr ähnlich, was er in Ägypten aß. Er nahm einen Bissen. Im Teig war eine riesige Menge Petersilie, Koriander und Dill eingearbeitet und die Bällchen waren wirklich saftig, knusprig und locker. Es war einfach genau richtig. Sein Gesicht erhellte sich merklich. "Stimmt, jetzt, wo ich es sehe, erinnere ich mich. Einmal hat deine Mutter gekocht, wie sie es von Zuhause kannte", sagte Kaiba dann, als er Yamis Essen sah. "Für uns hat sie das öfter gekocht, weil wir solche Gerichte kennen. Ich weiß noch, dass sie sich Sorgen gemacht hatte, ob ihr hungrig gehen werdet", sagte Yami lächelnd. "Ah, ja. Das war der Tag, als ich dir die Praktikumsstelle vermittelte." Kaiba hatte an dem Tag festgestellt, dass Yami gerade Architektur studierte und Kaiba erzählte wiederum, dass er einen Freizeitpark in Planung habe. Im Gegenzug dazu, dass Mokuba die ganze Zeit von ihnen umsorgt wurde, hatte Kaiba daher angeboten, dass Yami bei seinen Architekten lernen konnte. Yami war ihm damals für das Angebot sehr dankbar gewesen, immerhin war das eine Größenordnung, bei der er nie gerechnet hätte, mitzuwirken, aber Kaiba hatte es bloß als Begleichung von Schulden angesehen. Yami lächelte ihn ehrlich an. "Und dafür bin ich dir heute noch dankbar. Freizeitparks sind so komplex in ihrer architektonischen Gestaltung. All die betrieblichen und logistischen Aspekte, die sonst bei der Bauplanung keine Rolle spielen, mussten im architektonischen Prozess aktiv einbezogen werden. All diese verschiedenen Disziplinen, die bei einem Freizeitpark ineinander greifen. Operative Prozesse müssen verborgen werden, es muss ein Gesamtkonzept entwickelt werden, visuelle Entscheidungen in Bezug auf Farben, Materialien, Beleuchtung, Projektion, Musik - obwohl du da viel Vorarbeit geleistet hast. Deine Gestaltungsvorgaben wurden nahezu perfekt umgesetzt." "Genau deswegen habe ich die besten Ingenieure und Architekten eingekauft. Es war nur für dieses Team möglich, den Freizeitpark so zu gestalten, wie ich ihn haben wollte." "Die Raum- und Zielgruppenanalysen für die Attraktionen und gastronomischen Angebote hatten so viel Spaß gemacht, oder die Lenkung von Besucherströmen in stark besuchten Bereichen durchzuspielen. Und die Technik, die uns zur Verfügung stand.. das war, als würdest du das Abenteuer bereits mit voller Rüstung starten." Kaiba ließ ihn reden. Wie immer war Yami Feuer und Flamme, wenn es darum ging. "Alles in allem war es großartig, an Kaiba Land mitgewirkt zu haben. Es war lohnenswert und anspruchsvoll zugleich. Wenn ich nicht schon von vornherein Innenarchitekt hätte werden wollen, wäre das die nächste Alternative", sagte Yami und nahm wieder einen Bissen. "Ich will es sehen, wenn es fertig ist. Ich gehe davon aus, dass ich keinen Eintritt bezahlen muss?" "Nein, steck dir das. Ich lasse sogar deine Begleitung kostenfrei rein, wenn du lieb 'Bitte' sagst." Obwohl Yami weiterhin lächelte, wurde sein Blick ein Stück kühler. "Ich gebe lieber den Eintritt aus, statt dich anzubetteln." Kaiba schnaubte nur belustigt. "Schon gut. Für den Praktikanten und seine Begleitung natürlich nur das Beste." Yami schenkte dem keine Beachtung und seine Gedanken wanderten automatisch zu Yuugi. Wie es ihm wohl ging? Yami nahm einen Bissen, während er nachdachte. Ob seine Prüfungen sehr schwer waren? Wie viele er davon wohl schon geschafft hatte? Er bemerkte nicht wirklich, wie er von Kaiba beobachtet wurde. "Meine Nerven sind heute nicht überstrapaziert, wenn du also Jammern willst, wäre jetzt die Gelegenheit dafür, ohne dass ich dir sofort den Mund stopfen will." Yami sah zu ihm, sein Gesicht ausdruckslos. "Ich weiß nicht, was du meinst." "Ja, und ich bin der Weihnachtsmann. Du hast keine Nachrichten gelesen und dich in deine Arbeit gestürzt. Muss ich mich wirklich erklären?" Kaiba seufzte genervt. "Hat dir dieser Yuugi einen Korb gegeben oder nicht?" Yamis Blick wurde nur eine kleine Spur überraschter. Das hatte er gedacht? "Er hat mir keinen Korb gegeben, nein. Es wurde noch gar nichts dergleichen gesagt." "Was? Warum vergräbst du dich sonst in deine Arbeit und antwortest nicht?" Yami war zu stolz, laut auszusprechen, dass er einfach viel zu oft über den kleineren nachdachte und er ihn.. vermisste. Er wich der Frage aus. "Wir haben uns eine Weile nicht gesehen und werden uns auch eine Weile nicht sehen, weil er gerade Prüfungen schreibt, das ist alles." Kaiba schnaubte. "Und deswegen... soll ich dir mal etwas sagen, Yami? Du bist verloren." Yami ballte die Hände zu Fäusten und fand es am besten, nicht darauf zu antworten. Ugh, er hasste es, das so zu hören, auch wenn es ja irgendwie stimmte. Aber er war nunmal gern frei, autonom und selbstbewusst, er wollte sich nicht von seinen Gefühlen kontrollieren lassen. Er ließ sich generell nicht gern kontrollieren. Das ausgerechnet von Kaiba zu hören, machte es nicht besser. Ach, Yuugi. Yami sah in seine fast leere Tasse. Er hatte Yami gesagt, er würde wiederkommen, also hielt er daran fest. Er hatte nichts anderes als dieses Versprechen, weder seine Nummer, noch seine Adresse, nicht mal seinen vollständigen Namen. Normalerweise gefiel ihm diese Art der Abhängigkeit und des Kontrollverlustes überhaupt nicht, aber er wollte auch vertrauen. Wahrscheinlich war Yuugi gar nicht klar, was er Yami da vor eine außerordentlich große Herausforderung stellte. *Dass* er kommen würde, darin war sich Yami sehr sicher. Aber dass er es nicht in der Hand hatte, war äußerst hart für ihn. Kaiba legte sein Besteck auf seinen Teller. "Der kleine. Was ist an ihm?" Yami überlegte nicht lange. "Yuugi ist ein aufrichtiger, gutherziger und unkomplizierter Mensch, der kein Interesse an Machtspielen hat und keine Missgunst hegt. Er ist bescheiden, offen, mutig und herzlich. Ich bin mir sicher, er ist der Typ Mensch, der sich opfern würde, wenn er damit seinen Freunden helfen könnte." "Wenn das dein Typ ist, beglückwünsche ich dich", sagte Kaiba gelangweilt. Yami seufzte. Wenn er Kaiba nicht inzwischen gut kennen würde und nicht wüsste, dass er es trotz seines bemühten Desinteresses wirklich so meinte, hätte er sich angegriffen gefühlt. Aber er grinste ihn nur leicht an und meinte, "Hättest *du* es also gern mit mir versucht und bist nun eifersüchtig?" Interessanterweise kommentierte Kaiba das nicht, sondern sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an. Yami lächelte in sich hinein und trank seinen Tee aus. Mit Kaiba war es ein immerwährender Kampf um Überlegenheit und Dominanz, beide wollten ständig gewinnen und den anderen übertrumpfen. In einer Beziehung wollte er Ruhe vor so etwas. Nein, leider war Kaiba nie eine Option gewesen, obwohl sie in anderen Dingen so gut zusammen passten. Kaiba hatte eine faszinierende Anziehungskraft auf Yami, genau wie er selbst ließ er sich nichts sagen, kannte sein Ziel und tat alles dafür. Und Yami war sich sicher, dass Kaiba es nie zugelassen hätte, dass sie früher durch Mokuba ständig Kontakt gehabt hätten, wenn er nicht auch so gefühlt hätte. Wenn Kaiba Yami nicht hätte sehen wollen, hätte er einen Fahrer beauftragt, aber er hatte Mokuba immer persönlich abgeholt. Die Chemie, die beide entwickelten, wenn sie Duel Monsters spielten, gab eine Idee davon, wie aufregend, reizvoll, leidenschaftlich und verlockend eine Beziehung sein könnte. Ob sich Kaiba auch in einer Beziehung nahm, was er wollte? Doch nein. Es sprach zu viel dagegen. Zu viel Stress, zu viele verkopfte und doch hitzige Konflikte, in denen wieder jeder gewinnen wollte, während ihnen nicht klar war, dass sie zusammen verloren, wenn nur einer gewann. Sie entwickelten eine beeindruckende Abwärtsspirale, wenn sie erst mal anfingen, sich zu streiten. Nein, vielleicht in einem anderen Leben, aber nicht in diesem. Beide hatten inzwischen aufgegessen und Kaiba beglich die Rechnung. Sie verließen das Restaurant und gingen zu Kaibas Auto. Es stand außer Frage, dass er Yami nach Hause fahren würde. Als sie an Yamis Haus angekommen waren, stieg er aus. Er wandte sich noch einmal zu Kaiba um. "Vielen Dank." Kaiba sah zu ihm. Yami sah aufrecht zurück. "Du hast mich abgelenkt von meinen Gedanken und ich danke dir dafür." Kaiba schnaubte nur, sagte ein kurzes Wort des Abschieds und fuhr davon. Yami lächelte leicht und ging in seine Wohnung. Diese Wochen vergingen langsam. Sehr langsam. Aber schließlich kam endlich der Freitag und mit ihm Yamis Arbeitsbeginn im Pinta. Er hoffte, dass heute nicht viel los war. Er war gerade erst ungefähr zehn Minuten am Arbeiten und hatte sich gerade warmgemixt, als er plötzlich eine Stimme hörte. "Hallo Yami", begrüßte Yuugi ihn schüchtern und trotzdem mit einem strahlenden Lächeln. Yami sah verwundert auf. Yuugi! Da stand er. Und strahlte ihn an. "Hi Yuugi. Du bist heute früh dran", antwortete er überrascht lächelnd und sah wieder nach unten, um etwas in ein Glas zu gießen. Er ließ sich nicht anmerken, wie überrumpelt er war. Ganz ruhig. Er war nur etwas eher als sonst da, kein Grund zur Panik. "Ich.. ich hab hier was für dich", hörte er Yuugi sagen. Er sah verwundert auf und auf das Geschenk, das Yuugi ihm plötzlich entgegen hielt. Er trocknete sich schnell seine Hände ab. "Ein Geschenk?", fragte er. "Ein Dankeschön, dafür, dass du mich bei dir hast übernachten lassen", nuschelte Yuugi. Yami sah ihn erfreut an. "Wow, das ist aber nett von dir, Yuugi. Danke. Es ist sehr hübsch", antwortete er und beäugte das schöne Geschenktuch. Es wirkte mit dem Geschenktuch sehr edel. Er hoffte, dass es nicht so teuer war, wie es aussah. "Ach, es ist gar nichts besonderes..", sagte Yuugi sofort demütig. Yami lachte. "Bitte spiel das nicht herunter." Er lächelte ihn ehrlich an, "Ich bringe es schnell nach hinten." Stimmt, Yuugi stand nach den gesellschaftlichen Regeln in seiner Schuld, weil Yuugi bei ihm geschlafen hatte, das hatte er völlig vergessen. Er hatte nichts erwartet. Yami betrachtete es kurz, während er in ihrem Aufenthaltsraum angekommen war. Er hätte das Geschenk gern jetzt geöffnet, aber er steckte es nur in seinen Spind, um schnell wieder zurückgehen zu können. Er lächelte leicht. Yuugi war so süß. Als Yami wieder kam, griff er nach einem neuen Glas und dem Likör 43. "Und Yuugi, wie waren deine Prüfungen?" "Ach, gut", antwortete Yuugi. "Klingt, als würde dich das stören", sagte Yami grinsend, als er das Saft-Likör-Gemisch in seinen Shaker gab. "Ich hätte mir nicht so viel Stress machen müssen", sagte Yuugi seufzend und schien etwas gelassener zu werden. "Ich hab alles gut überstanden, aber mir viel Stress gemacht. Genug für jeden in meinem Kurs." Yami lachte. Er füllte das Gemisch ins Glas, steckte ein Stück Honigmelone daran und reichte es dann Yuugi. "Bitte, dein Peach 43." Dieser sah erst den Cocktail, dann Yami überrascht an. Ja, Yuugi, du hast völlig vergessen zu bestellen. Yami grinste ihn nur selbstsicher an. "Und wenn ich diesmal etwas anderes bestellt hätte?", fragte Yuugi dann lächelnd und griff nach dem Strohhalm. "Dann wäre er auf mich gegangen", antwortete Yami einfach grinsend. Er würde ihm nicht verraten, dass er ihm das letzte Mal tatsächlich einen Cocktail ausgegeben hatte. Yuugi lachte. "Vielen Dank." Kurz war es still zwischen ihnen, was Yami als eine angenehme Stille empfand. "Was hast du so in den zwei Wochen gemacht?", fragte Yuugi dann. "Hm. Wenn du mich so fragst.. nicht viel", erwiderte Yami und ihm wurde klar, dass das stimmte. Er hatte nur gearbeitet und nichts anderes getan. "Die meiste Zeit habe ich an der Inneneinrichtung eines Kunden gesessen." "Du solltest dich für diese Zeit bezahlen lassen", fand Yuugi. "Ja, vielleicht. Wenigstens hatte ich einmal Besuch. War ein bisschen einsam die letzte Zeit." Yuugi verschluckte sich an seinem Cocktail, hustete los und bekam fast keine Luft, bis er schließlich wieder sprechen konnte. "Wieso.. einsam?", fragte er röchelnd. "Ach, ich bin einfach gern unter Menschen", antwortete Yami leichthin, aber eigentlich war er überhaupt nicht unbekümmert. Er konnte einfach nicht zugeben, dass er sich wegen Yuugi einsam gefühlt hatte. Und ein kleines bisschen hatte er es auch so gesagt, dass es zweideutig klang, oder man es zumindest missverstehen konnte. "Ach so..", antwortete Yuugi langsam. Yami grinste innerlich ein bisschen. "Das.. ist ja schön", hing Yuugi dann noch verspätet hinterher. Yami grinste nun wirklich leicht. Yuugi war so einfach zu lesen. "Wenn du wissen willst, wer es war, kannst du mich gern danach fragen", sagte er, während er wieder seine Arbeitsplatte sauber machte. Yuugi sah aus, als fühlte er sich ertappt. "Ähm.. wer..", setzte er an. "Kaiba. Ich sagte ihm das letzte Mal, er soll bei mir Zuhause vorbei kommen, damit er nicht den Platz hier besetzt", antwortete Yami, immer noch leicht grinsend. Das war zumindest Kaibas Interpretation gewesen, er ließ sie einfach mal so stehen. Yami beobachtete ihn und sah, wie rot Yuugi wurde. Er verkniff sich ein Lachen. Das war ganz eindeutig, irgendwelche erotischen Fantasien schossen gerade durch diesen Kopf. Yuugi trank schnell einen Schluck aus seinem Glas und schien bemüht, schnell wieder abzuschütteln, was gerade vor seinem inneren Auge passierte. Ein bisschen genoss Yami das schon. "Also", sagte Yuugi und gewann seine Fassung wieder. Es klang wie der Anfang einer neuen Runde. "Fängt dein Name mit J an?" Yami grinste. "Nein." "Mit D?" Ah, gut, er übersprang ein paar Buchstaben. "Nein." "Mit B?" "Nein.." "Mit A?", fragte Yuugi, mittlerweile etwas zerknirscht. Yami lächelte. "Ja." Yuugi starrte ihn an. "Ja? Ja??", fragte er zurück und wurde plötzlich ganz aufgeregt. "Ja." Yuugi freute sich ganz offensichtlich und war unfassbar aufgeregt. Dann wurde ihm wohl die Bedeutung von Yamis Antwort klar. "Das heißt.. ich hätte einfach nur.. in der Reihenfolge des Alphabetes fragen müssen...", sagte er dann, eher feststellend als fragend und legte seinen Kopf in seine Hände. Yami lachte. "Ja, das ist einfach dumm gelaufen." Yuugi hob seinen Kopf wieder und sah ihn zerknirscht an. Er rümpfte die Nase. "Ist der zweite Buchstabe in der ersten Hälfte des Alphabetes?", fragte er sofort hinterher. Oh, er nahm an Fahrt auf. "Nein." "Also alles ab M?" "Ja, schätze schon." Yuugi trommelte mit seinen Fingern auf dem Tisch und Yami sah, dass er sich wirklich stark konzentrierte. "Arvid?" "Nein." "Arian?" "Nein." "Aurel." "Nein." "Atilla?" "Nein." Yuugi versuchte weiter sein Glück, blieb jedoch erfolglos. Er trommelte weiter frustriert mit seinen Fingern auf den Tisch. Yami lächelte, während er einen Manhatten-Shortdrink machte. Er schien heute wirklich den Höhepunkt seiner Frustration zu erreichen und plötzlich konnte es ihm wohl nicht schnell genug gehen. Ob er es heute schaffen würde? "Was ist dein Lieblingsfach in der Schule gewesen?", fragte Yuugi ihn dann. Yami sah verwundert auf. "Hm. Ich glaube Physik." "Und dein Lieblingsessen?" Yami sah ihn verwundert an. "Sushi. Willst du mich verhören?" Verdutzt schaute Yuugi zurück. "Ah, tut mir Leid. Ich bin etwas...", sagte er und versuchte, das richtige Wort zu finden. Yami prustete leicht, woraufhin Yuugi ihn fragend ansah. "Erregt?", beendete Yami amüsiert den Satz für ihn. Yuugi lief rot an. "Nein!", rief er sofort beschämt aus. "Ach so. Dann natürlich nicht", antwortete Yami grinsend. Konnte man ihm verdenken, dass er einen riesigen Spaß an so etwas hatte? Wieder verging eine kleine Zeit, in der Yamis Kollege neue Bestellungen brachte und ein paar Flaschen für Yami nach hinten räumte. Er wurde etwas stiller, weil er sich konzentrieren musste und arbeitete seine Cocktails schnell ab. Dann begannen seine Gedanken wieder zu wandern. Ihm fiel wieder ein, dass Yuugi etwas erwähnt hatte, was ihm aufgefallen war. "Sag mal, Yuugi", sprach Yami dann nach einer Weile wieder. Yuugi sah auf. Er hatte noch nicht viel von seinem Cocktail getrunken. "Letztens.. also vor drei Wochen", sagte er und füllte den letzten Cocktail in ein Glas um, "da hast du dein Elternhaus erwähnt." "Kann sein", erwiderte Yuugi. "Du sagtest, du hast mit deinem Großvater und deiner Mutter zusammen gelebt", sagte Yami weiter. Er stellte das fertige Glas weg, sah auf und fragte, "Was ist eigentlich mit deinem Vater?" ~ In dieser FF haben Yami und Seto folgendes geleistet: Yami: Oberstufe bis 18, von 18 bis 22 Bachelor, bis 24 Master Seto: Oberstufe bis 18, von 17 bis 21 Bachelor, mit 18 Firma gegründet Wenn man neben denen steht, muss man echt aufpassen, keine Komplexe zu entwickeln. xD Ich freue mich über jeden Kommentar! ^^ Nala Kapitel 18: Peach 43 Reverse: Kapitel 4 --------------------------------------- Es hat etwas gedauert, doch hier kommt nun das letzte Kapitel. Viel Spaß ^^ ~ Peach 43 Reverse: Kapitel 4 Yuugi sah ihn kurz einfach nur an. "Du musst mir das nicht sagen, wenn du nicht willst", setzte Yami hinterher. "Nein, nein, schon gut", antwortete Yuugi. Es war einer der wenigen Momente, in denen er nicht lächelte, während er das sagte. "Er hat uns verlassen." "Mh. Tut mir Leid, dass ich gefragte habe." Nun schmunzelte Yuugi wieder. "Nein, ist wirklich kein Problem. Ich kann mich kaum daran erinnern, ich war noch klein. Deswegen habe ich keine Verbindung zu ihm, ich kenne ihn nicht und er ist mir egal." Yuugi sah ihn neugierig an. "Bei dir ist alles gut, was das angeht, oder?" "Schwer zu sagen", antwortete Yami, der sich auf seine Arbeitsplatte abstützte und sich etwas vorlehnte, um seine Beine zu entlasten. "So einen Fall habe ich direkt nicht. Aber durch die verschiedenen Kulturen gibt es manchmal Probleme. Es gibt Dinge, die enttäuschen meine japanische Verwandtschaft, lassen es sich aber nicht anmerken und reden dann darüber, wenn der ägyptische Teil weg ist. Der dafür findet andere Dinge empörend und regt sich auch auf." "Und das bekommt ihr unter einen Hut?" "Nein. Meine Mutter war nicht damit einverstanden, wie man Frauen in Ägypten behandelt. Du weißt sicher, dass Frauen immer Arme und Beine bedeckt halten müssen und ein Mann nie eine Frau berühren soll, weil es unrein ist und so etwas. Viele werden immer noch beschnitten" - Yami verzog kurz sein Gesicht - "Sie hat mittlerweile nur noch wenig Kontakt zu ihnen und ich deswegen auch nicht mehr." Beide sagten nichts mehr. Das war auch kein einfaches Thema und wahrscheinlich unangenehm für Yuugi. Yami war jedoch nicht allzu betroffen. Dadurch, dass sie kilometerweit entfernt von Ägypten hier in Japan lebten und Yami inzwischen auch nur noch einmal alle paar Jahre bei seiner ägyptischen Verwandtschaft war, hatten seine Eltern, vor allem seine Mutter, Abstand davon finden können. Vielleicht hatte es seinen Eltern auch in die Karten gespielt, dass Yami irgendwann arbeiten gegangen war und so nicht mehr die Zeit hatte, große Familienreisen zu unternehmen. Vielleicht war das ein Vorwand gewesen, um die Besuche in Ägypten generell zu minimieren. Ein bisschen schade fand er das schon. Er hatte die Kultur, die Traditionen, die Geschichte und die Menschen Ägyptens sehr geliebt. Er hatte es geliebt, sich die Pyramiden anzuschauen und sich herzlich mit Verkäufern auf dem Basar zu streiten. Er war mit einem Wüstenpferd durch den Sand geritten und hatte am grünen Teil des Nils gesessen, bis die Sonne untergegangen war. Er liebte das Rote Meer und all die Orte zu sehen, die seine Mutter ihm gezeigt und über die sie Geschichten erzählt hatte. Er liebte den selbstironischen Humor, den schrecklichen Verkehr, die schlechten Straßen voller Schlaglöcher und wenn der wundervolle Geruch von Shawerma mit Brot und Reis das Haus füllte. Wenn sein Onkel zu spät zum Essen kam und sagte, "Tut mir leid, der Verkehr war so schlimm", und die Familie hatte es einfach verstanden. Aber das Wohl seiner Mutter war ihm da wichtiger, zumal er wusste, dass er das alles aus einer sehr nostalgischen Brille sah und es in Ägypten auch Menschen gab, die ihr Leben in Unterdrückung lebten. Aber sicherlich würde er später irgendwann mal wieder Ägypten besuchen, denn er liebte Ägypten wirklich. Vielleicht mit jemand anderem als seinen Eltern. Yami schielte unbemerkt zu Yuugi rüber, der völlig in Gedanken schien. "Sag mal, Yami.. es soll ein ägyptischer Name sein?" Yami lächelte. "Ja." "Und.. klingt er auch ägyptisch?", fragte Yuugi dann. "Ja." "Es ist also ein durch und durch ägyptischer Name?" Yami lachte. "Wenn du mich noch einmal fragst, bin ich mir selbst nicht mehr ganz sicher." Er sah, wie Yuugi die Hände zu Fäusten ballte. "Aman!", feuerte er das Wort wie eine Kanonenkugel heraus. Yami grinste amüsiert. "Nein." "Anubis." "Nein." "Asrar." "Nein." Yuugi kniff seine Augen nachdenklich zusammen. "Aubinhan.. oder so." Yami lachte. "Nein." "Sowas in der Art?" "Nein." "Grr." "Nein", sagte Yami grinsend. Yuugi schnaubte, frustriert und belustigt zugleich. Heute war Yuugi sehr ehrgeizig. "Wenn du dein eigener Architekt wärst, wie würde dein Haus aussehen?", fragte Yuugi plötzlich. "Sprechen wir hier von etwas Realistischem oder einem Traumhaus?", fragte Yami zurück, der mit dem abrupten Themenwechsel überhaupt keine Probleme hatte. Es fühlte sich an, als würde Yuugi plötzlich alle aufgestauten Fragen auf einmal stellen wollen. "Ähm.. beides?" Yami sah ihn kurz einfach nur an, dann lächelte er. "Als ich jünger war, wollte ich auf jeden Fall einen Pool. Und zwar einen, in den man gelangt, wenn man aus dem Bett aufsteht und eine Rutsche in die untere Etage hinunter rutscht", sagte er und er sah, wie Yuugi unwillkürlich schmunzeln musste. "Im realen Fall gäbe es aber wohl keinen Pool und keine Rutsche." Er stellte einen fertigen Cocktail weg. "Mein Haus wäre recht schlicht. Keine hausgroßen Fensterfronten oder ein riesiger Keller mit Hobbyraum. Man könnte es als kompakt bezeichnen. Es wäre einstöckig. Der Eingangsbereich ist wie sonst auch etwas tiefer gelegen als die Bodenhöhe des Hauses. Die Schuhe möchte ich nicht in einem Schuhschrank aufbewahren, sondern in einer Schublade, die auf Bodenhöhe eingelassen ist. Weißt du, wie diese Treppen, dessen Stufen man wie Schubladen aufziehen, und da Sachen verstauen kann? So etwas finde ich großartig. Auf was ich aber auf jeden Fall bestehe, ist eine große Badewanne und ein spezielles Bett", erzählte er weiter. Er hatte sich darüber schon oft Gedanken gemacht. Es gefiel ihm so sehr, darüber zu sprechen, er war davon ehrlich begeistert. "Wenn die Zimmerhöhe es erlaubt, würde ich das Bett gern oben haben, aber nicht so wie ein typisches Kinderstockbett, sondern wie eine zweite Zimmerdecke, in etwa so groß wie das halbe Schlafzimmer." Er hob seine Hand über seinen Kopf. "Unten muss man noch etwa 1,80 Meter, eher etwas mehr, zum bequemen Stehen haben. Dann kommt das Holz, wie gesagt wie eine zweite Decke und darauf dann Matten für die Liegefläche. Das bedeutet, der Raum müsste recht hoch sein, damit du oben noch genug Platz zum Sitzen hast. Das ist ökonomisch nicht sehr sinnvoll, weil ein großer Raum auch mehr beheizt werden muss. Aber ich finde die Vorstellung trotzdem toll. Stell dir nur vor, dein halbes Zimmer ist ein Bett. Es wäre dein aus Kissen bestehendes Zimmer im Zimmer, ein abgetrennter Bereich. Gemütlich und ganz für dich allein." Er stellte sich vor, mitten in diesem Raum zu stehen, wie unzählige Male zuvor und plötzlich bemerkte er, dass er auch kein Problem damit hatte, wenn Yuugi auch in diesem Raum stehen würde. "Unter dem Bettbereich wäre genug Staumöglichkeit für Kleiderschränke, Schubladen oder auch ein Schreibtisch. Die andere Hälfte des Raumes ist dann logischerweise recht hoch. Da diese Konstruktion viel Licht schlucken würde, sollte das Zimmer zwei oder drei Fenster und vielleicht ein Dachfenster haben. Eine Tür zum Außenbereich wäre schön, aber das muss nicht sein", sagte Yami dann weiter. "Und wie kommt man in das Bett? Mit einer Leiter?", fragte Yuugi dann. Yami sah ihn an und war erfreut, dass er das wissen wollte. "Ja, aber bequemer. Im Bettbereich sollte eine Art Falltür eingebaut sein. Wenn man sie von unten öffnet, schwenkt eine breitstufige, treppenähnliche Leiter nach unten, ähnlich einer Dachbodenleiter. Ich finde diese Lösung eleganter." "Das finde ich auch viel besser", sagte Yuugi gleich. "Wenn ich ins Bett gehe, bin ich meist schon müde. Da hätte ich keine Lust, eine steile Leiter hochzuklettern", sagte er und lächelte ihn ehrlich an. "Aber du brauchst noch Pflanzen. Ohne eine Pflanze wirkt ein Zimmer doch karg." "Ah, ich bin tatsächlich ziemlich unbegabt, was Pflanzen angeht. Ich vergesse immer, sie zu gießen." "Du brauchst welche, die nicht klein zu kriegen sind", sagte Yuugi. "Keine Chance, auch die gehen ein." "Dann muss ich wohl bei dir gießen kommen, was", fragte Yuugi und lachte, schien aber gleich darauf zu bemerken, was er da gesagt hatte. Doch Yami lachte nur. "Das wäre hilfreich." Er ging kurz weg, um neue Flaschen zu organisieren. Als er wieder da war, erzählte er weiter, als wäre er gar nicht weg gewesen. "Es wäre auch noch schön, wenn es einen kleinen Garten gäbe. Mit einem Vordach vom Haus, unter dem man sich eine Liege hinstellen kann und einem kleinen Teich in einer Ecke. Einen Teich im eigenen Garten fand ich schon immer schön, aber das muss nicht sein. Und ich würde ein Tier halten, wenn ich Zeit dafür hätte." "Was denn für eins?", fragte Yuugi neugierig. "Vielleicht einen Hund. Es würde mir zumindest den Antrieb geben, regelmäßiger zu laufen", antwortete er und lächelte dabei schief. Yuugi lächelte gequält zurück. "Und du, Yuugi? Wie sieht es bei dir mit Tieren aus?", fragte Yami auf diesen Gesichtsausdruck hin. Yuugi sah ihn erschrocken an, dann grinste er verlegen. "Mal sehen.. Schildkröten vielleicht?", fragte er zurück. Yami lachte bei diesen Worten und sah Yuugi lächelnd an. "Schildkröten sind aber schwierig zu halten. Man braucht dafür viel Platz, am besten draußen, und es sollte genug Feuchtigkeit geben, zum Beispiel ein kleiner Tümpel, oder.. vielleicht ein Garten mit Teich", sagte er dann und sah Yuugi zum ersten Mal leicht süffisant grinsend an. Yuugi wurde mit einem Schlag feuerrot im Gesicht. "Wa- ich.. was?", brachte er heraus. "Oh, nichts. Wolltest du nicht weiter meinen Namen erraten?", fragte Yami grinsend zurück und wischte seine Arbeitsplatte fertig ab. Wieder ging er kurz weg, weil schon wieder etwas leer geworden war. Yuugi war nah dran, seinen Namen herauszufinden. Er hatte schon das letzte Mal ihre Interaktionen auf das nächste Level heben wollen, vielleicht war es langsam angebracht, auch etwas direkter in der Kommunikation zu werden. Ja, diese ganzen Dinge wie ein Zusammenziehen sollten Yamis Meinung nach im Raum stehen, auch wenn es erst Jahre später oder auch nie passieren würde, aber er wollte Yuugi aufzeigen, dass das eine Möglichkeit war. Yuugi war immer noch äußerst passiv, obwohl auch sehr hartnäckig Yami gegenüber und in der Hinsicht recht mutig, eine wunderliche Mischung. Als Yami wieder an dem Tresen erschienen war, fragte Yuugi weiter nach Namen, aber er hatte noch kein Glück gehabt. "Komme ich der Sache näher?", fragte Yuugi resigniert. "Nun, du hast den ersten Buchstaben, du weißt, wo der zweite liegt, aus welcher Kultur der Name stammt und es ist kein Doppelname. Sag du mir, ob du der Sache näher kommst", antwortete Yami lächelnd. Sein Lächeln wurde etwas breiter und er sagte, "Viel brennender würde mich persönlich ja interessieren, was du danach von mir willst." Yuugi wurde rot im Gesicht. "Du.. du musst mir danach keinen Wunsch erfüllen, wenn du nicht möchtest.." "Das war aber der Wetteinsatz", erinnerte Yami ihn. Wieder nahm Yuugi einen Schluck. "Kannst du mir nicht Bescheid sagen, wenn ich nah dran bin?", fragte Yuugi dann hoffnungsvoll. Yami grinste ihn an. "Mal sehen." Wieder arbeitete er nur eine Weile, bis ihm eine weitere Frage einfiel. "Hast du eigentlich Geschwister, Yuugi?", fragte er. "Nein. Wer könnte sich bei diesen Studienkosten auch mehr als ein Kind leisten?", fragte Yuugi zurück und sah dabei verdrießlich aus. "Amadas?" Yami lachte. "Nein. Sieht aus, als hättest du kürzlich die Studiengebühren gezahlt." "In der Tat. Ich will gar nicht wissen, wie viel die Privatuniversitäten kosten. A...pul?" "Nein." Yami holte einen Dry Gin und goss etwas davon in ein Glas. "Das Masterstudium kostet übrigens auch so viel, falls du überlegen solltest." Yuugi sah ihn verdutzt an. "Du.. hast einen Master in Architektur?" "Ja." Yami konnte in Yuugis Augen sehen, wie er begann zu rechnen. Ja, er war erst kürzlich mit dem Studium fertig geworden, absolut richtig. Yami lächelte leicht. "Oh. Und du hast sofort angefangen zu arbeiten?" "Ja, ich konnte es ehrlich gesagt kaum abwarten. Ich war ja auch gegen Ende meines Studiums schon vorläufig angestellt. Das Studium hat mich am Schluss nur noch genervt. Ich arbeite erst wenige Monate im Architekturbüro. Da ich aber auch noch beim Pinta angestellt bin, bin ich dort bisher nur eine Teilzeitkraft", sagte Yami dann weiter, "In Absprache mit meinem Vorgesetzten war das glücklicherweise kein Problem." "Aziz?" "Nein." "Wie lange gehst du da arbeiten?" "Vier Stunden, Montag bis Freitag." Yuugi ächzte. "Kommst du denn überhaupt dazu, etwas zwischen den Jobs zu machen?" "Ich habe eine Stunde Zeit zwischen dem Büro und der Bar und esse dann meistens. Meine Pause habe ich quasi auf dem Arbeitsweg." Yuugi sagte kurz einfach nichts. "Du solltest schnell hier kündigen, Yami", sagte er dann ganz ernst. Der Barkeeper lachte. "Vielleicht hast du recht." "Ausar?" "Nein." "Und wann fängst du an, in diesem Büro zu arbeiten?" "Nachmittags, weil ich hier ja bis halb zwei bin." Wieder trank Yuugi etwas von seinem Cocktail. "Das hört sich alles irgendwie nicht gesund an", sagte er dann. Yami sah auf und lächelte. "Du musst dir keine Sorgen machen. Ich mag mein Leben, wie es ist." "Wirklich? Gibt es nichts, was du gern ändern würdest?", fragte Yuugi erstaunt. Kurz sagte Yami nichts. "Doch, da gäbe es schon die ein oder andere Sache, die ich ändern würde. Aber alles mit der Zeit." "Wie meinst du das?" "Na ja. Auch wenn ich ab Nachmittag quasi keine Zeit habe, hat es bisher einfach keinen Anlass dazu gegeben, etwas an der Situation zu ändern." Yami lächelte ihn an. "Aber vielleicht passiert ja.. irgendwann etwas, was mich dazu bringen würde, die jetzige Situation zu ändern." Zum Beispiel, wenn er in eine Partnerschaft käme. Dann würde er durchaus dafür sorgen, dass er nicht ständig unterwegs war. Er hoffte, er hatte es deutlich genug formuliert, doch Yuugi sah ihn nur verständnislos an. Ach, Yuugi. "Sag mal, Yami..", sagte Yuugi, doch er sprach nicht weiter. Yami sah ihn an und Yuugi sah aus, als versuche er gleichmäßig zu atmen. Dann konnte er sehen, wie Panik in seine Augen trat. Yuugis Zähne klebten anscheinend aufeinander und nichts entkam seinem Mund. Sie starrten sich an. "Ja?", fragte Yami schließlich und sah ihn leicht verwirrt an. "Hast du..", sagte er weiter. "Hast du... ein Auto?" Sie sahen sich an und Yuugi sah aus, als wäre er am liebsten im Boden versunken. Yami fing leicht zu grinsen an. "Ich habe das Gefühl, das war nicht das, was du mich fragen wolltest..", sagte er. Er hatte sogar das Gefühl, dass die Frage genau in die Richtung ging, die er erhoffte. "Doch! Doch, weil, also.. wegen der Flexibilität und dann wärst du doch sicherlich schneller.." Yami fing an zu lachen. Er lachte herzlich, bevor er sich wieder seinem Cocktail zu wandte. Yuugi umklammerte seinen eigenen Cocktail und legte seinen Kopf auf den Tisch. Das war wirklich zu süß. Er strengte sich so an und war doch so tollpatschig. Er traute sich nach vorn, nur um sich ganz schnell wieder zurückzuziehen. "Okay, Yuugi, hast du dich gefasst? Jetzt noch einmal", sagte Yami, "Was wolltest du wissen?" Yuugi sah ihn wieder panisch an. Nein, Yami würde ihn hier nicht loslassen. Er spürte, dass das eine wichtige Frage gewesen war. Trau dich, Yuugi, frag. Er sah hochrot in Yamis Augen. "Hast du.. Bist du.. in einer Beziehung..?" Yami richtete wieder seinen Blick nach unten und machte damit weiter, eine Orange zu schneiden. "Nein." Yuugi starrte ihn an. Er trank etwas von seinem Cocktail und eine seltsame Pause entstand. Yami sah wieder hoch und seine Augen fixierten sich auf Yuugi. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Yamis Gesicht. Er war so oft schon so mutig gewesen, obwohl er eigentlich eher schüchtern war. Aber er hatte sich aus seiner Komfortzone getraut, nur weil er Yami kennenlernen wollte. Yuugi hatte ihn gefragt, ob er in einer Beziehung war. Da war doch alles im Grunde klar auf den Tisch gelegt. Wer würde das jemanden einfach so fragen? Er war froh, dass Yuugi ihn das gefragt hatte. Yami löste ihren Blickkontakt und bereitete den nächsten Cocktail zu. Yuugi umfasste sein Cocktailglas, was Yami leicht grinsen ließ und wartete ab, dass sich Yuugi wieder etwas beruhigte. "Amru?" "Nein." "Asaf?" "Nein." "Atep?" Kurz stockte Yami und sah ihn intensiv an. "Nein." Yuugi sah ihn aufgeregt an und lehnte sich weiter vor. "Etwa.. nah dran..?" "Ja~", sagte Yami leise. Er stützte sich auf seine Arbeitsplatte ab, beugte sich ebenfalls vor und sein Gesicht kam dem Yuugis näher. Ohne, dass Yami es bewusste wollte, nahm seine Stimme plötzlich einen leicht rauchigen Ton an. "Fast." "A.. Ate...", sagte Yuugi. Yami sah ihn aufmerksam an. "Ate.." Er spürte das Bedürfnis, Yuugi einen kleinen Schubs zu geben. Er wollte, das Yuugi es herausfand, seinen Namen sagte. "Der nächste Buchstabe liegt in der Mitte des Alphabets." "A- Ate..m..? Ate.. Atemu..?" Ihre Gesichter waren keine zehn Zentimeter voneinander entfernt und Yuugi starrte ihn an, starrte in Yamis Augen, die seinen so nah waren. Dann lächelte Yami ihn ehrlich an und zog sich wieder zurück. "Richtig." Yuugi schaute ihn regungslos an. "Du hast gewonnen." Yami beobachtete, wie die Erkenntnis langsam Yuugis Gehirn erreichte. Er lächelte leicht und einen kleinen Moment ließ er das sacken. "Du hast ja ein paar Startschwierigkeiten gehabt, obwohl du gleich am Anfang die richtigen Fragen gestellt hast", sagte der Barkeeper. "Und du hast manchmal ägyptisch mit anderen Sprachen verwechselt. Aber bald darauf ging es doch recht schnell." Er grinste und sagte, "Du hast heute richtig Biss gezeigt." Yuugi sagte erst nichts, dann öffnete er seinen Mund. "Atemu..", sagte er leise. Yami sah ihn amüsiert lächelnd an, als er bemerkte, wie das Gesicht des anderen wie von selbst zu strahlen anfing. "Ich hab's!", rief Yuugi aus und stieß seine Faust in die Luft. "Juhu!" Doch schnell legte er sich seine Hand vor den Mund und sah Yami verlegen an. Gleich darauf lächelte Yuugi aber wieder. "Atemu...", sagte er leise, eher zu sich selbst als zu demjenigen. "Atemu.." Yami grinste ihn an. Yuugi wirkte, als hätte man ihm ein schönes Geschenk zu Weihnachten gemacht. "Gefällt dir mein Name?" Yuugi wurde tomatenrot im Gesicht. "Was? Nein! I-ich meine, doch! Das tut er, ich meine.. ich meine, es ist ein schöner Name, er, er passt zu dir.." Yuugi rang schon wieder mit sich. Yami lachte nur und meinte, "Du bist schon echt süß, Yuugi." Yuugi starrte ihn an und lächelte dann zaghaft zurück. Yami lachte. "Das war ein Kompliment, du kannst ruhig danke sagen." Yuugi schmunzelte leicht. "Atemu?" "Ja?" "Nichts, ich wollte nur deinen Namen sagen." Yami lachte und mixte den nächsten Cocktail. Wenn er ehrlich war, hörte es sich aus Yuugis Mund sehr schön an, wenn er seinen Namen sagte. Die nächsten paar Minuten ließ er Yuugi das Siegesgefühl genießen und beobachtete, wie er glücklich vor sich hin grinste. Er ging wieder ein paar Flaschen auffüllen. Als er wieder zurückkam, war er der Ansicht, Yuugi langsam wieder aus seinem Glücksgefühl reißen zu können. "Nun, Yuugi..", sagte er ruhig und wartete, bis er Yuugis Aufmerksamkeit hatte, "Du hast den Namen. Nun hast du einen Wunsch frei." Yuugi wurde augenblicklich rot um die Nase. "Ich kann mir jetzt alles wünschen?", fragte er vorsichtig. "Alles", bestätigte Yami. "Wirklich alles?" "Nun, alles, was sich in meinem Einflussbereich befindet. Ich kann dich nicht zum König krönen", antwortete Yami grinsend. Kurz sagte Yuugi nichts. "Gib mir noch einen Peach 43, bitte", antwortete er. Yami machte sich wortlos an die Arbeit. Na gut, er war geduldig. Yami überreichte ihm nach einiger Zeit seinen Cocktail. "Weißt du denn schon, was du dir wünschen willst?" Yuugi sah ihn verlegen an. "Ja." "Oh. Das überrascht mich. Du sahst nicht danach aus." "Na ja..", zögerte er. "Ich bin mir nicht ganz sicher.." Yami sah ihn mit einem kleinen Grinsen an. Er hatte das Gefühl, dass das in eine gute Richtung ging. "Wenn du es schon weißt, solltest du es nicht hinauszögern. Ich werde deinen Wunsch, egal welcher es sein wird, akzeptieren." Yuugi wurde wieder rot. "Ich.. würde das nicht hier sagen wollen." Ja, er war geduldig. Aber zugleich auch sehr neugierig. Er war wirklich wissbegierig darauf, was sich Yuugi wünschen würde. Immerhin war Yami in dieser Situation auch sehr abhängig von Yuugi. Tausend Ideen gingen ihm durch den Kopf. Für einen erotischen Wunsch war Yuugi zu schüchtern. Aber ein Restaurantbesuch war möglich, in eine Spielhalle gehen, eine Messe besuchen oder einen Kletterpark, vielleicht auch so etwas wie einen Escape Room machen oder ein Picknick. Er konnte sich vorstellen, mit ihm auf ein kleines japanisches Fest zu gehen und ihm einen Crepe auszugeben. Bald war auch die Kirschblüte, hätte Yuugi das gern mit ihm zusammen sehen wollen? Er konnte sich vorstellen, Sternschnuppen zu beobachten und... Yuugi einen Kuss zu schenken, wäre das sein Wunsch gewesen. Ah, das waren doch alles Date-Ideen, oder? Er stoppte sich, in diese Richtung weiterzudenken. Er dachte angestrengt darüber nach, wie er Yuugi mehr Informationen entlocken konnte. "Warum würdest du es nicht hier sagen wollen?", fragte Yami erwartungsvoll nach. "Ich weiß nicht, es wäre.. unpassend." "Warum?" Yuugi lachte. "Tut mir Leid, das funktioniert nicht." Yami verschränkte die Arme und sah ihn etwas unzufrieden, aber auch belustigt an. Es schien in die richtige Richtung zu gehen, das war alles, worin er sich sicher sein konnte. "Na gut. Dann sag mir, wann." "Hm?" "Wann und wo du mir sagen willst, was du dir wünschst." Yuugi sah ihn erschrocken an. "Äh.. ähm..", stotterte er, etwas überrumpelt. "Was ist?", fragte Yami. "Na ja, klingt wie ein Verhör." Yami sah ihn verdutzt an. "Oh. Tut mir Leid." Yuugi verkniff sich ein Grinsen. "Warst du etwa erregt?" Yami lachte herzlich, als er gerade neue Bestellungen bekam. Seine Kollegin sah die beiden nur verwundert an und ging wieder weiter. "Trotzdem, Yuugi, wenn du es nicht jetzt sagen willst, dann solltest du mir sagen wann", meinte Yami dann, als er wieder beschäftigt war. "Ich weiß aber auch nicht so genau, wann", gab Yuugi dann ehrlich zu, "Ich habe zwar in den nächsten Tagen frei, aber ich weiß auch nicht so recht, wann du genau arbeitest." "Gutes Argument", antwortete Yami, "Ich schätze, wir sollten einfach E-Mail-Adressen tauschen. Dann kann ich dir schreiben, wann ich arbeite." "Ja.. das ist eine gute Idee", sagte Yuugi und wirkte wieder etwas aufgeregt. Yami trocknete seine Hände ab und verschwand kurz. Er kehrte wenig später mit seinem Handy zurück und sie tauschten Adressen. Er besah sich den Eintrag. Ah, sein voller Name war also Yuugi Mutou. "Also schreibst du mir, wann du deine freien Zeiten hast, ja?", ging Yuugi noch einmal sicher. "Ja. Da fällt mir ein, hast du vielleicht das Hemd mitgebracht?", fragte Yami, der schon wieder dabei war, den nächsten Cocktail zu mixen. Yuugis Kopf ruckte hoch und er starrte ihn erschrocken an. "Das Hemd!" Yami sah grinsend auf. Er hatte es ihm bis jetzt nicht zurückgegeben, also war ihm schon klar gewesen, dass er es nicht dabei hatte. "Vergessen..", sagte Yuugi entnervt. "Nicht so schlimm. Wenn wir uns treffen, kannst du es mitbringen", sagte Yami einfach. Yuugi seufzte. "Hmm..", machte er nur noch. Yuugi trank seinen Cocktail fast aus, entschuldigte sich und verschwand kurz. Yami sah währenddessen auf seine Armbanduhr und war kurz erschrocken, wie viel Zeit vergangen war. Yuugi würde sicherlich bald gehen wollen. Das war aber nicht schlimm, denn sie würden sich ja bald wieder sehen. Er konnte mit Yuugis Adresse nun endlich auch etwas die Kommunikation bestimmen. "Ich würde gern zahlen", sagte Yuugi dann, als er wiederkam und die letzten Züge seines Cocktails getrunken hatte. Er holte sein Portemonnaie hervor. Yami winkte die Kellnerin heran, bei der Yuugi bezahlte. Sie lächelte ihn leicht interessiert an, hielt sich jedoch sonst zurück. Ugh, er würde gleich Rede und Antwort stehen müssen. "Gut, Yuugi. Wir sehen uns. Schreib mir", sagte Yami, als Yuugi sich fertig machte. "Schreib mir zuerst", erwiderte Yuugi und grinste ihn an. Yami lachte. "Geht klar. Bis bald." "Bis bald.. Atemu." Und damit verließ Yuugi abermals das Pinta, während Atemu die leichte, angenehme Gänsehaut abschüttelte, die durch seinen eigenen Namen über Yuugis Lippen entstanden war. Yami hatte ihn gerade um die Ecke verschwinden sehen, als seine Kollegin neben ihm auftauchte. "Bitte sag mir, dass er endlich deinen Namen hat!" Yami seufzte ergeben. Halb zwei machte er Feierabend und holte sein Handy hervor. Er schrieb an Yuugi eine Nachricht und hoffte, er würde ihn damit nicht wecken. "Hey, Yuugi. Ich habe folgende Arbeitszeiten: Mo - Fr: 15 - 19 Uhr (Büro) Mi, Fr, Sa: 20 - 1:30 Uhr (Bar) Wie wäre es nächsten Dienstag Abend? Yami" Er lief nach Hause, mit Yuugis Geschenk in den Händen und endlich konnte er es öffnen, als er Zuhause angekommen war. Er entfaltete das wirklich schöne Geschenktuch, hob dann den Deckel der Schachtel und erstarrte in seinen Bewegungen. Das... waren Muffins. Yami holte einen aus der Packung. Und sie schienen.. selbstgemacht. Er betrachtete sie einfach nur. Yuugi hatte jeden einzelnen schön in eine durchsichtige Geschenkfolie eingepackt und mit dünnem, seidenem Geschenkband zugeschnürt. Er meinte, Kirschen darin verarbeitet zu sehen, die er sehr mochte. Jeder einzelne Muffin war wunderschön in der Schachtel drapiert und Yami merkte schlicht und einfach an jedem Detail, wie viel Mühe Yuugi sich gegeben hatte. Ohne es verhindern zu können, schlich sich eine kleine Röte auf seine Wangen. Dann schloss er seine Augen, drückte die Packung ganz leicht an sich und atmete aus. Was machte Yuugi denn nur mit ihm? Am nächsten Tag erhielt er die Antwort, Dienstag Abend um acht Uhr in seiner Wohnung. Dann war es endlich soweit und er würde seine Antwort haben. Vielleicht *die* Antwort. Die darauffolgenden Tage war Yami ruhelos. Er beherrschte sich die meiste Zeit und immer, wenn er nervös wurde, nahm er sich seine Arbeit zur Hand. Wenn er in der Bar war, hatte er immerhin wenig Zeit zum Nachdenken, doch auch da wurde er manchmal von plötzlichen Schüben von Nervosität übermannt. Niemand sonst nahm es wahr, er ließ sich nichts anmerken, aber innerlich war er oft angespannt. Er räumte am Montag die Wohnung auf, ging einkaufen, brachte alles heim, bezog das Bett neu, verfluchte sich kurz darauf für die Offensichtlichkeit und bezog es wieder um. Am Dienstag um sieben Uhr machte Yami so pünktlich Feierabend wie selten zuvor. Er beeilte sich, noch mal schnell in einen Lebensmittelladen zu hüpfen. Er schnappte sich ein paar Studenten-Kartoffeln und ging zurück zur U-Bahn. Schließlich kam er Zuhause an. Er sah sich um und entdeckte alsbald eine kleine Figur mit einer Tüte auf einer Bank sitzen und nach unten schauen. Yami lächelte leicht und trat auf ihn zu. "Hi, Yuugi. Wartest du schon lang hier?", fragte er und Yuugi schreckte hoch. Yami sah zu ihm runter und lächelte sanft. "Tut mir Leid, wenn ich zu spät bin." Yuugi sprang mit einem Mal von der Bank auf und stellte sich versteift hin. "Hallo! Nein, gar nicht! Ich hab nicht lange gewartet! Tut mir Leid, wenn es den Eindruck gemacht hat!" Yami lachte leise und wandte sich halb ab. "Komm mit. Ich habe etwas zu Essen gekauft." Beide betraten das Gebäude und schließlich Yamis Wohnung. "Fühl dich wie Zuhause", sagte Yami, als sie entraten und sich ihrer Schuhe und Jacken entledigten. Yami ging mit seinem Einkauf in die Küche. Yuugi folgt ihm. "Also.. wie war dein Tag?", fragte Yuugi verlegen, der bis jetzt geschwiegen hatte. Er fing an, sich seine Hände zu kneten. "Ganz gut. Und deiner?", fragte Yami und lächelte ihn gelassen an. "Ähm, auch..", antwortete er. Er schien nervös. "Ich hoffe es ist okay, was ich gekauft habe..", sagte Yami dann und holte die Daigaku-imo hervor. "Ja, die esse ich total gern!", sagte Yuugi sofort und sah Yami erstaunt an. "Ich hoffe, du hast nicht zu großen Hunger. Aber ich hab auch etwas mehr gekauft, für den Fall", sagte Yami darauf und schielte zu dem prall gefüllten Schrank. Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. "Wow, das ist total nett von dir!", sagte Yuugi, der nun das erste Mal lächelte. Während sie den niedrigen Tisch bereit machten, unterhielten sie sich miteinander. Yami bemühte sich zur Ruhe und Geduld. Yuugis Wunsch hatte auch bis nach dem Essen Zeit. Sie sprachen ungezwungen miteinander über ein paar Kleinigkeiten und Yuugi erheiterte Yamis einzige Pflanze im Raum, die immer noch langsam vor sich hin welkte. "Vielen Dank für dein Geschenk, Yuugi", sagte Yami dann, als sie aufgegessen, und eine Weile nichts gesagt hatten. Yuugi sah auf. "Die Muffins waren gut", fügte er noch etwas breiter lächelnd hinzu. "Oh.." Yuugi schluckte. "Es waren Kirschen drin.." "Ja, da hast du gut geraten", antwortete Yami. "Und da hast du dir extra die Mühe gemacht, für mich in der Küche zu stehen?" "Ach, es war doch gar nichts dabei…", nuschelte Yuugi. Er versteckte seine Hände zwischen seine im Schneidersitz positionierten Beine. Yami lehnte sich zurück und legte einen Arm auf sein angewinkeltes Bein ab. "Also, Yuugi..", sagte er und sah ihn nun neugierig an. "Du hast meinen Namen herausgefunden und kannst dir nun etwas wünschen. Was ist dein Wunsch?" Er sah leicht nach unten und wartete. Es würde nun kommen. Was auch immer es war, er würde nun Yuugis Wunsch erfahren und damit das Ende dieses Spiels. Er war sich jedoch sicher, dass das nur der Anfang von etwas Neuem war. Eine plötzliche Ruhe machte sich mit diesem Gedanken in ihm breit. "Ich.. ich wünsche mir..", stotterte Yuugi und sagte schließlich, "Ich wünsche mir deine Freundschaft." Kurz regte sich niemand von ihnen. Dann sah Yami ihn verwirrt an und ein kleines, überraschtes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. "Was?", entkam es Yami schließlich erstaunt. "Ich weiß, das ist etwas, was man sich eigentlich nicht wünschen kann, aber... na ja, ich meine... ein Versuch war es wert...", druckste Yuugi nervös herum. Wieder war es kurz still. "Und das ist wirklich dein Wunsch, bist du dir sicher?", fragte Yami einfach. "Ja...", antwortete Yuugi ein bisschen unsicher. War das sein Ernst? Er wünschte sich seine Freundschaft? Nur seine Freundschaft? Hatte Yuugi nicht bemerkt, dass sie das erstens schon längst hatten und zweitens Yami so viel mehr wollte? Das konnte nicht richtig sein. Es musste mit Yuugis Persönlichkeit zusammenhängen, nicht sofort draufgängerisch eine Nacht mit ihm zu wünschen. Soweit war ihm das bewusst gewesen, aber das? Was war denn mit all den Treffen davor? War das denn nicht schon längst... mehr gewesen als das, was Yuugi sich wünschte? Hatte nur er diese gefühlvollen Momente erlebt? Nein, er hatte diese großen Augen unmöglich fehlinterpretieren können. Da war doch genauso romantisches Interesse da wie bei Yami, er war sich sicher. "Hn…", machte Yami dann schließlich und fing an zu lächeln. "Yuugi, wenn du willst.. sind wir Freunde", sagte er dann. Sein Lächeln wurde etwas breiter und seine Augen funkelten plötzlich. Vielleicht war Angriff die beste Verteidigung. "Aber wenn du willst, können wir auch mehr als nur Freunde sein." Yuugi starrte ihn an. Dann wurde sein Gesicht knallrot. "Wa- Was??", sagte er, lauter als beabsichtigt und wich erschrocken zurück. Yami zog nach einer Weile eine Augenbraue hoch, verschränkte seine Arme und sah ihn, nachdem die Sekunden verstrichen und Yuugi immer noch nichts sagte, abschätzend an. "Wie meinst du das, 'Was'?", fragte er ruhig zurück. "Ich dachte, darum ging es dir. Du hörst dich so an, als würde das völlig unerwartet kommen." Ja, vielleicht konnte er ihm aufzeigen, wie deutlich Yuugi gehandelt hatte. Yuugi war ganz allein gekommen, hatte sich nur mit Yami unterhalten und sie hatten dieses wirklich persönliche Spiel angefangen. Als es um Yamis Alter ging, war er erleichtert gewesen. Die ständige scheue Röte in Yuugis Gesicht allein war schon Hinweis genug und wenn Yami lächelte, hatte Yuugi zurückgestrahlt als wäre Yami die Sonne. Sie hatten über ihre Familien gesprochen, über ihre Träume, Yami hatte so unfassbar oft kleine, erotische Kommentare gemacht, die Yuugi nie negativ gefunden hatte, hatte gesagt, er flirtete mit ihm und Yuugi fand ihn ganz eindeutig anziehend. Die Momente, in denen sie sich so nah gewesen waren, als Yuugi bei ihm Zuhause gewesen war. Yuugi hatte nichts gesagt, als Yami meinte, für seine Schildkröten hätte er einen Garten mit Teich für ihn und er hatte ihm etwas selbst gebacken. Yuugi hatte ihn gefragt, ob Yami vergeben war, verdammt, warum drehte sich dieses Gespräch überhaupt um Freundschaft?? Warum war diese ganze Sache denn nicht glasklar für sie beide? Yuugi starrte ihn immer noch an. "Wa- War es das? Was war was?", brabbelte er dann unverständlich los, immer noch unglaublich rot im Gesicht. "Na ja, ich finde dich sehr nett und du bist sicherlich auch sehr attraktiv, und cool, und ziemlich..." Ja? Was noch? War das wieder einer dieser Gedanken, die Yuugi sich nicht traute zu denken? War das vielleicht das Problem? Traute er sich einfach nicht, die Situation realistisch einzuschätzen, war die Vorstellung, dass ihn jemand im romantischen Sinne mögen könnte, so ungewohnt für ihn? War Yuugi das selbst alles einfach gar nicht bewusst? Dass Yuugi so im Tunnelblick gewesen war, nur diesen Namen herauszufinden, dass er nicht bemerkt hatte, dass sie währenddessen bereits auf dem Weg zu einer Beziehung gewesen waren? "Ab- aber, also.." "Was, aber?", fragte Yami ruhig zurück, legte eine Hand auf den Boden zwischen ihnen und beugte sich zu dem Kleineren vor. Er senkte ganz leicht seine Augen. Musste er sanft geschubst werden? Das hier war doch auch sein Wunsch, sein wirklicher Wunsch, oder? "E-Es ist nur, ich meine, nichts 'aber', eigentlich", sagte Yuugi nun und Yami sah in seine wunderschönen Augen. Ah, ihm schien langsam - endlich - aufzufallen, dass es eigentlich gar keine Argumente dagegen gab. "Nur.. ich dachte, wir lernen uns vielleicht erst etwas kennen...", stammelte Yuugi. Yami näherte sich ihm noch ein bisschen, fasste ihn sanft an seine Wange und ihre Gesichter kamen sich dabei immer näher. "Meinst du nicht, dafür werden wir noch viel Zeit haben...?", fragte Yami leise. Sie hatten sich doch schon längst kennen gelernt und Yuugi wusste das, Yami war sich sicher. "Ich...", sagte Yuugi leise, schloss halb seine Augen. Yami beugte sich vor, den weichen Lippen immer näher. Wartete ab. Hoffte. Yuugis Augen flackerten noch einmal kurz zu Yamis Augen hoch und verblieben dann auf seinen Lippen. "Ach, vergiss, was ich gesagt habe..." Und damit berührten Yuugis Lippen sanft die Yamis, die sich zu einem leichten Lächeln geformt hatten. Es war ein unschuldiger Kuss, gefühlvoll und sanft und Yami fand es wunderschön. Yuugis Lippen waren genauso, wie er es gehofft hatte. Süß, weich, süchtig machend. Er hätte nicht gedacht, wie glücklich er werden könnte, wie wundervoll es war, Yuugi an seiner Seite zu haben. Sie lösten sich voneinander, wobei Yami nicht hätte sagen können, wie lange sie verbunden gewesen waren. Sie sahen sich einfach nur an und Yami lächelte ihn an. "Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass heute so etwas passiert", sagte Yuugi leise. Er sah mit roten Wangen und vollen Lippen zu ihm auf. Yami lachte. "Und du wolltest meine Freundschaft." ~ Freunde, es war mir ein Vergnügen. Ich bedanke mich fürs Lesen, fürs erneute Lesen, fürs Wiederfinden, fürs Neuentdecken, für die Kommentare, für die Favos, einfach alles. Es erfüllt mich mit Schwermut, denn diese FF lag mir schon immer am Herzen und nun beende ich sie ein zweites Mal. Ich kann euch nicht sagen, wie schön es jedoch auch war, diese FF noch mal aus Yamis Sicht zu schreiben und wie schön es war, zu sehen, wie ihr euch gefreut habt. Ich bedanke mich, dass ihr diese FF gefunden habt. Vielen, vielen, herzlichen Dank. Ich danke euch aus dem tiefsten meiner Seele. Bis dahin eure Nala Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)