Violence - diary of a lost soul - von -Sian- ((Ruki x Reita)) ================================================================================ Kapitel 13: Das Weihnachtswunder -------------------------------- Vom vielen Schreiben an diesem frühen Morgen merkte ich schon bald, wie ich müde wurde und eigentlich nur mal kurz meine Augen entspannen wollte, doch dann offenbar auf meiner Liege eingeschlafen sein musste. Als ich wieder aufwachte, war es bereits hell draußen und ich fuhr erschrocken hoch, als ich mich noch immer auf meiner Liege ruhend wieder fand... und als Reita plötzlich neben mir stand und mich zudecken wollte. Völlig verwirrt und in Panik geraten fiepte ich: „Fuck, wie bist du hier reingekommen?!?“ „Durch die Tür...“ kam es sichtlich irritiert von ihm und ich knurrte, dem Herzkasper nahe: „Verarsch mich nicht!“ „Doch, jemand musste dich ja gestern nach Hause tragen“ konterte er und so fiel es mir nach und nach wieder ein: Cocktails.... zu viele Cocktails... der Aufzug, der stecken blieb und Reita's Dusch-Aktion bei mir... „Bin eben aufgewacht und muss jetzt leider los... auch wenn ich dir viel lieber noch beim Schlafen zugesehen hätte“ sprach er mich mit sanfter Stimme erneut an, nachdem ich meinen ersten Schock hatte sacken lassen. Der nächste Blick galt meinem Tagebuch, doch mein Gast schien es nicht weiter beachtet zu haben, also rappelte ich mich schwerfällig auf und brachte ihn zur Tür. „Bis morgen“ hauchte der Kaffee-Kerl mir zu, warf sich seine Jacke mit dem inzwischen eingetrockneten Saft über und tippelte dabei mit Koron vor der Tür um die Wette. Vermutlich weil es hier draußen nicht mehr so behaglich warm an den Füßen war, wie drinnen in meiner Wohnung und Reita sich nun schleunigst in seine Schuhe kämpfte. Koron allerdings hüpfte mit ihm herum, weil's ihm scheinbar einfach Spaß machte, andere Leute nachzumachen. Der kleine Schlingel... Von wem er das nur hat, so frech zu sein? Doch gerade als ich ihm ebenfalls eine verpennte Abschiedsformel zu nuscheln wollte, fiel mit etwas auf: „Wie jetzt 'morgen'?“ „Ja, morgen“ nickte mein Gegenüber bestätigend und so geriet mein Hirn ins Rattern, was scheinbar nicht nur Sayuri einwandfrei erkennen kann, sondern offensichtlich auch Reita. „Weihnachten? Wir zwei, zusammen? Bei dir?“ half er mir auf die Sprünge, bis es bei mir klickte: „Ach ja... stimmt... hatte ich wohl... vergessen...“ „Oder verdrängt...“ murmelte der Kaffee-Kerl und seufzte tief. Ich räusperte mich verlegen und sagte: „Ja, also dann bis morgen... Abend?“ Mit einem weiteren Nicken stieg mein Gast die Wendeltreppe hinunter und ich ging in meine Wohnung zurück. Schließlich wollte sich Sayuri noch ein mal melden, bevor ihr Flieger nach Haiti geht. Während ich dir also noch ein paar Zeilen schrieb, klingelte auch schon bald mein Handy. Abgesehen von den üblichen 'Gute Reise'-Floskeln, erzählte sie mir auch noch von ihrer neusten Idee: ein Schwangerschaftsprojekt. Und sie möchte gleich nach dem Kurzurlaub damit beginnen, und zwar wollte sie Geige spielen lernen. Wenn sie meint... Gibt durchaus Schlimmeres. Im gleichen Atemzug sprach sie auch davon, eventuell bei jeder noch kommenden Schwangerschaft ein neues Instrument zu lernen. Wenn sie dann in zwanzig Jahren ein ganzen Orchester selbst spielen kann, dann Prost Mahlzeit... Um ehrlich zu sein, habe ich ihr das auch so gesagt, aber irgendwie fand sie das witziger als ich es gemeint hatte... Nun gut, ich hoffe ja, dass Beide gesund und munter zurück kommen und dann freue ich mich schon auf das gemeinsame große Fressen – dem Silvesteressen zur Jahreswende. Man hat selten die Gelegenheit auch mal alle seine Kolleginnen zu sehen und irgendwie fühl ich mich da auch immer wie der Hahn im Korb. Aber jetzt muss ich mir erst mal Gedanken darüber machen, was ich mir da mit Weihnachten und dem Saft-Mixer eingehandelt habe... Nun entspanne ich heute noch ein wenig vor der Glotze und geh auch nicht allzu spät ins Bett, wenn der Termin morgen schon am Nachmittag ist. Da sollte ich fit und ausgeschlafen sein, stimmt's? Mein Termin, der sich vom frühen Nachmittag bis in den frühen Abend hinein zog, war doch sehr sonderbar. So etwas hatte ich bisher noch nicht erlebt! Pünktlich, wie immer, stand ich vor der luxuriösen Hoteltür und erwartete einen verschrobenen Mann mittleren Alters. Ich klopfte und ging hinein, doch irgendwie war zunächst niemand im Zimmer zu sehen. Unschlüssig trat ich im Eingangsbereich von einem Fuß auf den anderen und wartete ab, ob und was nun passieren würde. Da sich eine Weile nichts tat, schlich ich leichtfüßig etwas tiefer in den großen Raum hinein und sah dort hinter einer Ecke jemanden auf dem Boden knien. Er schien mit einem Kabel an einer Steckdose herum zu fummeln und richtete sich auch so gleich auf, als ich mich mit einem dezenten Räuspern bemerkbar machte. Doch der Typ, der da stand, war weder ein kauziger alter Herr noch sah er nach einem Angestellten des Hotels aus. Der sieht noch nicht mal volljährig aus! Ob der mich hier solange beschäftigen soll, bis der eigentliche Kunde kommt? Als dieser Kerl von der Stelle wegging, an der er eben noch gekniet hatte, erspähte ich dort auf dem Boden ein fast schon kitschig buntes Handy liegen, welches vermutlich gerade mit Strom versorgt wurde. „Ähm, setz dich doch!“ bot er mir an und ich tat worum er bat, nahm ihm gegenüber platz und sah mich im Raum um, ob nicht doch noch irgendwo jemand daher kommen könnte. „Also... ich heiße Ruka“ sprach er und verbeugte sich halbherzig, ich blinzelte überrascht und konterte: „Ruki – freut mich.“ „Ich weiß“ entgegnete er mir schelmisch grinsend und so hob ich immer noch verblüfft eine Augenbraue. „Unter anderem hab ich dich deshalb ausgewählt“ ließ er mich auf meinen fragenden Gesichtsausdruck hin wissen und dieser musste jetzt wohl sicherlich nicht weniger ratlos wirken. „Du? Ehh, Entschuldigung... sie, natürlich“ entwich es mir entsetzt, denn irgendwie hatte ich doch damit gerechnet, dass er mich hier vielleicht nur verarscht und er nur der Sohn von Jemandem ist, der mich tatsächlich gebucht hat. „Bleiben wir beim Du, das ist völlig Ok“ kam es von ihm und mir blieb nur ein verhaltenes Nicken. „Ähm ja... fangen wir an?“ fragte er mich und so stellte ich vorsichtig heran tastend eine Gegenfrage: „Wir waren verabredet?“ „Ja... ich hab heute Geburtstag“ erklärte er mir und so hakte ich, mich der Sachlage vergewissernd, nach: „Dann bin ich also … dein Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk?“ „Sozusagen, ja“ hörte ich es von dem Jüngelchen und dennoch war ich mir hierbei alles andere als sicher: „Sag mal, weiß deine Mutter oder dein Vater, was du hier treibst?“ „Mehr oder weniger... es war seine Idee...“ gestand der Junge und nun hob ich beide Brauen vor Verwunderung: „Seine?“ „Ja, mein Vater hat mit deinem Chef telefoniert und nur den Preis ausgemacht. Er hat gesagt, ich darf mir eine von den Hostessen aussuchen.. Und ich hab dich ausgewählt“ erläuterte er mir die Situation und ich murmelte: „Verstehe...“ Uff.... mit sowas hab ich nun nicht gerechnet... Dann weiß der Vater bestimmt noch nicht mal, dass sein Sohnemann sich keine Frau, sondern mich ausgesucht hat. Und bisher hatte ich auch noch keinen Kunden, der jünger war als ich... nur welche, die deutlich älter waren. „Darf ich fragen wie alt du geworden bist?“ wollte ich nun von ihm wissen und er antwortete ohne Zurückhaltung: „17 Jahre.“ Ist das wichtig für dich, oder können wir dann beginnen?“ „Ehh ja, natürlich!“ bekräftigte ich sogleich und zog mein Jackett aus, als dieser Ruka sich nun neben mich setzte. Sein Hand legte sich an meine Wange und strich zart darüber, seine Augen betrachteten eingängig mein Gesicht, eh er mich zu sich ziehen wollte, die Augenlider schloss und die Lippen öffnete. Sachte stoppte ich ihn und beantwortete die unausgesprochene Frage, die mir sein Gesichtsausdruck nun stellte: „Es...gibt da ein paar Regeln.“ „Die da wären...?“ flüsterte er ziemlich dicht vor mir und so begann ich die paar Punkte aufzuzählen: „Ich mach's nicht ohne Kondom... ich trinke, wenn überhaupt, nur ein Glas Sekt... jegliche Drogen sind tabu und... ich küsse nicht...“ Die Lippen des neben mir Sitzenden waren nur noch einen Finger breit von den meinen entfernt und flüsterten auf die letzte Anmerkung hin: „Mach für mich eine Ausnahme... ich hab sowas noch nie gemacht...“ Obwohl ich das sonst nicht tun würde, ließ ich ihn gewähren und mich küssen. Etwas unbeholfen wirkte er, aber mir ging's da wirklich nicht besser. Ich versuchte mich irgendwie an den einen Augenblick mit Sayuri zu erinnern, an welchem sie mir riet, es einfach auf mich zukommen zu lassen und so ließ ich den Jungen nun machen, wie er es wollte. Zumindest er schien genauere Vorstellungen vom Rumknutschen zu haben, im Gegensatz zu mir. In einer kurzen Pause sprach ich mit leiser Stimme: „Du bist 17, du solltest auf den Richtigen warten, nicht auf mich...“ „Hast du auf den Richtigen gewartet?“ entgegnete er dem und mich brachte dieser Satz zum Nachdenken, was uns Beide für einen kurzen Moment schweigen ließ und offenbar war mein Schweigen ihm Antwort genug. „Und du willst mir doch bestimmt nicht sagen, was ich zu tun habe, oder...?“ sprach er gerade so hörbar an meinen Lippen, kurz bevor er mir auffordernd, aber sanft in die Unterlippe biss und ich anschließend geringfügig mit dem Kopf schüttelte. „Siehst du... und jetzt will ich, dass du mir zeigst wie's geht...“ teilte er mir mit und ich nuschelte nachgiebig: „Also gut, also schön... wo willst du anfangen?“ „Von vorne, wenn's geht...“ hörte ich es gerade so hörbar von ihm, da seine Lippen schon meine Wange erkundeten. „Weißt du...“ begann er und knöpfte dabei mein Hemd auf, bevor er fortsetzte: „...ich hab schon immer gespürt... dass da was ist... in mir...“ Ich schwieg einfach nur und wartete ab, was er mir weiter erzählen würde. „Etwas, dem es genau hier nach verlangt...“ flüsterte der Junge und strich dabei andächtig über meine Brust. Langsam... zart... als wolle er das wirklich genießen, seine ersten Erfahrungen mit einer ihm völlig fremden Hure zu machen. Nun... es ist und bleibt mein Job, ihm genau das auch zu bieten und mehr als an sein Herz zu appellieren, kann ich nicht für ihn tun.... und eigentlich hatte ich mir da auch schon zu viel heraus genommen. Ich sollte meinen Kunden einfach nur ihre Wünsche erfüllen und nicht fragen, ob sie sich sicher sind und das wirklich wollen. Auch mein Hemd streifte Ruka nun über meine Schultern hinab, fuhr andächtig mit den Handflächen über meine Oberarme, als er leise sprach: „Ich finde dich wunderschön...“ Nach wie vor war da ein Gedanke in meinem Kopf, der sich hierbei zu sträuben versuchte, doch wie alle Gefühle, die ich nicht zulassen durfte, musste ich auch dieses verdrängen und endlich anfangen so zu tun, als würde es mir Vergnügen bereiten. Erneut fühlte der Junge an meinem Oberarm entlang und blieb an einem Punkt stehen, tastete behutsam und fragte in mäßiger Lautstärke: „Was hast du da?“ Mein Augenmerk richtete sich auf die gemeinte Stelle und ich erklärte ihm: „Mir wurde da vor kurzen ein Chip implantiert, es ist nur noch ein wenig geschwollen und blau, aber das soll bald weggehen.“ „Wie bei einem Haustier oder was?“ hakte er geringfügig interessiert nach und ich nickte einfach nur. Um was genau es sich dabei handelt, musste er sicher nicht wissen. Die kleine OP war eh keine große Sache, mein Arm fühlte sich nur den ganzen Tag so schlapp an, auch nachdem die Betäubung nachgelassen hatte und der übrig gebliebene Schmerz nervte ein wenig, aber sonst nichts Wildes. Doch auch das war bald vorbei, trotzdem verspürte ich an dem Tag keine große Lust das wenig spektakuläre Erlebnis aufzuschreiben. Der Junge stellte mir dazu auch Gott sei dank nicht noch mehr Fragen und setzte sich ohne Weiteres auf meinen Schoß, bevor er nun mit seiner Zunge meinen Mund förmlich umpflügte. Mich beschlich dabei das dumpfe Gefühl, dass er wirklich nicht nur einfach Sex von mir wollte, sondern eher das ganze Programm einer Beziehung im Schnelldurchlauf und alles ohne Verpflichtung und Streit. Irgendwie machte mir sein Verhalten deutlich bewusst, dass auch ich selbst sowas nie hatte... Das hier war also definitiv anders als andere Kunden. Ich hatte ja schon den ein oder anderen recht jungen Mann, aber alle wussten sie was sie von mir wollten, aber der hier... So sicher wie er vielleicht tun mag, aber... er wusste nicht so wirklich, was er tun wollte. Oder besser gesagt: er wusste nicht, wie er das was er wollte mit mir umsetzen soll. Deshalb blieb mir wohl nichts anderes als fragen und voran tasten, damit das Ganze nicht doch noch zu einem Fiasko werden würde. „Soll ich dich ein bisschen mit dem Mund verwöhnen?“ kam es also mit aller Vorsicht von mir und Ruka schien die Frage einen Augenblick zu verinnerlichen, bevor er nickte und ich mich unter ihm hervor kämpfte. Mir war es schon ein wenig unangenehm, ihn das zu fragen. Normalerweise bekomme ich sofort gesagt, was ich zu machen hab und für geistreiche Gespräche bleibt da meist keine Zeit. Es liegt mir wohl einfach nicht, die Führung übernehmen zu müssen... „Oh Gott, das ist der Wahnsinn!“ schrie der Junge, zwischen dessen Beinen ich nun kniete und so erschrak ich förmlich, als er gar nicht lange brauchte, bis er zum Höhepunkt kam. Ich wartete ab, bis er sich wieder gesammelt hatte und wurde dann mit einem mal stürmisch von ihm umgeknutscht. Erschrocken kippte ich mit dem Rücken auf den teuren Perserteppich unter mir und auch Ruka verlor keine Sekunde und setzte sich auf mich drauf. „Ich will mehr davon... Ich will dich vögeln...“ schnurrte er mir angestachelt ins Ohr und begann meine Hose aufzuknöpfen, sich ebenfalls das Oberteil vom Leib zu reißen und sich an mich zu schmiegen. Wieder einmal knutschte er was das Zeug hielt und war schier kaum noch zu bremsen. Immerhin schien er an dieser Stelle endlich zu wissen, wie das hier weiter ablaufen sollte. Im Großen und Ganzen musste ich ihm noch Vieles zeigen und erklären, aber er war dahingehend ziemlich wissbegierig und im Gegensatz zu meinen älteren Kunden, brauchte er nur ein paar Minuten, bis er für die nächste Runde bereit war. Alles in allem, war dieser Nachmittag auch für mich eine neue Erfahrung, die mich auch noch eine Weile nach dem Geschehen beschäftigte und ich auf dem Heimweg darüber nach dachte. Darum war ich auch im ersten Augenblick verwirrt, als ich Reita auf der Wendeltreppe sitzen sah und dieser mich ansprach: „Da bist du ja endlich.“ „Was machst du hier?“ entgegnete ich ratlos, bis mir bei einem Blick auf seine vielen Tüten einfiel: „Ach ja... Weihnachten...“ „Du siehst irgendwie... mitgenommen aus“ äußerte sich der Kaffee-Kerl, bei einem längeren Blick auf mich und stand nun von der vorletzten Stufe der Treppe auf, eh er seine Tüten schnappte und hinauf ging. Ich gab nur ein bejahendes Geräusch von mir und folgte ihm. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich am liebsten meine Ruhe gewollt, um alles zu verinnerlichen, was vorhin mit dem Jungen lief, aber ich brachte es irgendwie nicht übers Herz Reita raus zu schmeißen und heim zu schicken. Oben angekommen schloss ich meine Wohnungstür auf und bat meinen Besucher hinein, Koron hüpfte natürlich aufgeregt zwischen mir und meinem Gast hin und her, sodass wieder mal Stau an der Tür herrschte. Offenbar konnte sich mein Pelztier nicht entscheiden, was ihn mehr interessierte, meine Rückkehr oder die Mitbringsel von Reita. Könnte ja sein, dass dieser Beutelweise Leckerli für Koron dabei hat, ne... Wobei... bei den kulinarischen Vorlieben, hätte der das wohl schon längst selber verspeist. „Sorry, ich will nur nicht drauf treten...“ brummte der vor mir Stehende und versuchte gleichsam meinem Hund auszuweichen, um es irgendwie an die Küchenzeile zu schaffen. Dort lud er alles ab und wurde auch so gleich mit scharfem Auge von einem Stuhl aus beobachtet, auf dem Koron immer sitzt, wenn ich am Herd stehe und er darauf lauert, dass etwas für ihn abfällt. „Der weiß, wo der Frosch die Locken hat, höm?“ kam es fragend von Reita, der einen Blick auf meinen kleinen Liebling warf und dabei beobachtete wurde, wie er die Beutel auspackte. „Klever, der kleine Racker! Vom Küchenstuhl aus sieht er natürlich mehr, als vom Boden“ sprach mein Besucher und ich nickte zustimmend: „Ganz der Papa eben!“ Doch dann fiel mir ein dunkles Objekt auf meiner Küchenzeile auf, das nicht von den Tüten kommen konnte: „Was zum Geier ist das?“ Ich trat näher heran, nahm das Ding zwischen die Fingerspitzen und betrachtete es. Auch Reita beäugte das Teil kritisch und gab feststellend von sich: „Eine Fliege.“ „Jepp, aber warum ist sie tot?“ warf ich eine Frage in den Raum und bemerkte im Augenwinkel wie Koron sich auf seinem Stuhl duckte. Dies ignorierend, drehte ich die Fliege und rätselte. Als ich vorhin meine Wohnung verlassen hatte, schwirrte mir dieses Vieh noch quicklebendig um den Kopf! „Vielleicht Selbstmord?“ äußerte sich Reita belustigt und ich wies diese Theorie energisch zurück: „Nein, nein... das kann nicht sein, die dämlichen Viecher stürzen sich alle in meinen Kaffee, wenn sie sich umbringen wollen!“ „Dann war es Mord!“ kam es in verschwörerischem Unterton von meinem Gast, ich nickte und lauschte nebenher seiner nächsten Frage: „Und Sherlock... was glauben sie, wie ist diese Person umgekommen?“ Mit erhobener Augenbraue blickte ich zu dem neben mir Stehenden und hielt ihm das Insekt vor die Nase: „Siehst du diese Vertiefung da, in ungefährer Körpermitte?“ „Ja, sieht aus als... wäre sie gequetscht worden oder zerkaut“ vermutete Reita, das Spielchen mitspielend und so nickte ich abermals bestätigend: „Brilliant kombiniert, Watson. Doch wer... würde so etwas tun...?“ Auf diese Frage hin wanderte unser beider Augenmerk auf Koron, der leise fiepend vom Stuhl rutschte und sich in seinem Körbchen zusammen rollte. „Aha!“ kam es von mir und unser Besucher legte seine Hand auf meine Schulter: „Sie haben den Fall gelöst, bin zutiefst beeindruckt.“ Mein Herz blieb einen Moment stehen und auch mein Atem setze kurz aus, eh mir von dieser simplen Geste her verdammt warm wurde und ich das Mordopfer ins Spülbecken warf, mich hastig von dem Kerl entfernte und meinen Mantel öffnete. Wo kam nur all die Wärme plötzlich her? Ich entblätterte mich schleunigst, um nicht der nächste zu sein, der hier stirbt. Reita packte schmunzelnd weiter seine Tüten aus und irgendwie interessierte es mich ja doch, was er da alles angeschleppt hatte, aber hingehen und meine Neugierde befriedigen kam zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in Frage! Angespannt warf ich einen Blick hinüber in meine Küche, doch leider erkannte ich nicht viel, also blieb wohl nichts anderes, als sich doch wieder in Reita's unmittelbare Gegenwart zu trauen. „Schick, sehr schick“ kommentierte Besagter mein Outfit und ergänzte mit leiser Stimme: „Irgendwie beneide ich den alten Sack, der dich so vernaschen durfte...“ „So alt war der gar nicht... Er war sogar ein ganzes Stück jünger als ich“ erklärte ich ihm und erspähte die vielen mitgebrachten Dinge auf meiner Küchenzeile. Der Kaffee-Spender folgte meinem Blick und sprach: „Hab ein paar Teigrollen besorgt, die müssen wir nur noch in Scheiben schneiden und backen, dann haben wir super Weihnachtskekse. Ansonsten hab ich hier jede Menge Kalorienbomben mitgebracht damit wir einer sündhaften Völlerei verfallen können.“ „Sieht lecker aus... aber ich fürchte ich kann das nicht essen...“ ließ ich ihn wissen und so wurde ich fragend angesehen. „Niemand will einen Fettsack ficken...“ zitierte ich meinen Chef und ergänzte wenig später: „Ich geh duschen, wenn's dir nichts ausmacht. Ich muss aus diesen Klamotten raus...“ Im selben Augenblick drehte ich mich herum und machte mich auf den Weg ins Bad, als ich Reita hinter mir grummeln hörte: „Ich würde dich auch mit vier Zentnern noch ficken...“ Sicher doch... Wer will keinen 200 Kilogramm Rollmops vögeln wollen...? Ich hör sie alle 'hier, ich will den Fetten' schreien... Die anschließende heiße Dusche tat gut, vor allem weil es heute verdammt kalt draußen war und mich zudem dieser plötzliche Hitze-Rausch eben ziemlich aus der Bahn warf. Dummerweise kann man meine Badezimmertür nicht abschließen – war ja bisher auch nie nötig. Ich hoffte nur, dass Reita nicht einfach die Tür aufreißen würde und mir irgendwas antut... Frisch geduscht stand ich nun vor meiner Badezimmertür und überlegte, ob ich mich wieder in halbwegs schicke Klamotten werfen würde, oder ob ich meinen Gemütlichkeits-Look wähle. Ein Mittelding musste her! Ich wollte schließlich nicht den Eindruck erwecken, mich irgendwie für den Kaffee-Spender aufzuhübschen, aber andererseits hab ich mich noch nie im Gammel-Look unter die Leute getraut, nicht mal wenn es nur Sayuri war. Leichtfüßig verließ ich den gefliesten Raum und tippelte zu meinem Schrank, wühlte eifrig nach Klamotten und erschrak dermaßen, als Reita hinterm Vorhang des Türbogens stand und wissen wollte: „Ich hab Hähnchenteile zum Aufbacken mitgebracht, wie geht der Ofen an? Der piept so komisch.“ Verkrampft watschelte ich mit meinem übergroßen, bis hoch zu den Achseln gezogenen Handtuch in die Küche und knurrte mit heißen Wangen: „Bei dir piept's auch...“ Das Problem war schnell behoben, denn der Blödmann hatte am Timer herum gespielt und meine ganzen Einstellungen verstellt. Und bevor er mir noch mehr durcheinander bringen konnte, schob ich das Blech lieber gleich selbst in den Ofen und grummelte: „Wehe, wenn du noch mal an den falschen Knöpfen drehst..“ Plötzlich spürte ich Reita's Schritt an meinem Hintern und wie eine seiner Hände über den Frottee-Stoff meines Handtuch am Rücken entlang strich: „Ich hoffe du zeigst mir auch welche Knöpfe ich bei dir drehen muss...“ What the fuck! Sofort stand ich kerzengerade an meinem Gott sei Dank noch nicht allzu warmen Ofen gepresst und spürte mein Herz im Brustkorb pochen. Ich wusste überhaupt nicht mehr was ich tun sollte; flüchten schien irgendwie unmöglich, meine Beine machten nicht mit. Reita musste ein Stück an mich heran getreten sein, denn ich spürte ihn nun wieder verdammt deutlich direkt hinter mir und dass, obwohl er mich nicht einmal berührte. Er roch mit einem langen Atemzug an meiner Schulter und flüsterte: „Du machst es einem aber auch nicht leicht... Ich würde da weggehen, sonst wird es gleich ziemlich... heiß...“ Ich schluckte nervös, doch versuchte ich trotz meines aufgewühlten Inneren auf cool zu tun und drehte mich langsam, aber mutig herum, blickte ihm direkt in die Augen und sprach eben so leise: „Du weißt, wie du kriegst, was du willst...“ Damit wandte ich mich von ihm ab und schritt langsam zurück in mein Schlafzimmer, zog den Vorhang hinter mir zu und musste erst einmal meinen hämmernden Puls in den Griff kriegen. Ich ließ mich auf mein Bett kippen und kämpfte mit meiner Atemfrequenz. Moah... kein Thriller ist so nervenaufreibend wie dieser Kerl, der da in meiner Küche steht!! Am besten wär's, ich würde mir jetzt erst mal etwas anziehen. Ja, das ist seit langem meine beste Idee! Während Reita also hörbar in der Küche beschäftigt war, stieg ich in alltagstaugliche Klamotten und wagte einen scheuen Blick durch den Vorhang hindurch. „Da drüben steht eine Tüte mit deinen Sachen, die du mir letzte Nacht geliehen hast.“ Ertappt riss ich den dunkelroten dicken Stoff zur Seite und fragte verblüfft: „Woher wusstest du...?“ „Was wäre ich für ein Auftragskiller, wenn ich nicht mitkriegen würde, wenn mich jemand beobachtet?“ kam es gelassen von ihm, eh er mir ein Glas Rotwein entgegen hielt und mich abwartend ansah. Zögerlich trat ich auf meinen Gast zu und griff Abstand haltend nach dem Weinglas, setzte es an und hörte ihn sagen: „Aber bitte... schieß dich nicht wieder ab.“ Augen verdrehend befeuchtete ich lediglich meine Lippen mit dem bitter-süßen Gesöff und stellte es demonstrativ auf den Küchentisch. „Wenn die Hähnchenteile raus sind, dann stell ich die Plätzchen in den Ofen“ verkündete er thematisch neutral und warf einen Blick auf die Uhr: „So, die brauchen jetzt erst mal eine Weile, lass uns rüber gehen.“ Ohne meine Reaktion abzuwarten, schnappte er sich mein Glas und schob mich einfach vorne weg in Richtung meiner Liege, dort nahm ich Platz und Reita setzte sich dicht neben mich: „Also dann erzähl mal, wie war er?“ „Ehhh... wer?“ hakte ich verwirrt nach und so half er mir auf die Sprünge: „Na dein Date vorhin.“ „Das sind keine Dates... das ist harte Arbeit!“ konterte ich daraufhin und begann nach einem Moment, in dem ich einfach nur wartend angestarrt wurde, mit meinem Bericht: „Wie soll's schon gewesen sein...? Er ist gerade erst 17 Jahre alt geworden und hatte keinerlei Erfahrung. Traurig, dass er das alles an mich verschwendet hat...“ „Ich denke nicht, dass Zeit mit dir zu verbringen Verschwendung ist“ fiel er mir fast schon ins Wort und schien nun erneut abzuwarten, wie ich reagieren würde. Tief durchatmend erzählte ich weiter: „Ich glaube... er ist ein wenig wie ich damals in seinem Alter...“ „Du klingst als seist du 50“ merkte mein Nebenmann an und so räusperte ich mich energisch, eh ich mit Nachdruck fortsetzte: „Jedenfalls war er viel netter und höflicher, als die meisten meiner anderen Kunden und irgendwie war er auch attraktiv... so auf seine unbeholfene Art.“ „Der Frischling muss es dir ja angetan haben... Hat er dir etwa gefallen?“ vernahm ich es mit einer Mischung aus Eifersucht und Besorgnis in der Stimme von Reita und so rieselte ich noch etwas Salz in die kleine Wunde: „Er war schon süß, und sein Arsch war knackig.“ Seufzend blickte mein Besucher in eine andere Richtung und kroch dann auf allen Vieren zu meinem CD- und DVD-Regal direkt vor uns. Der Typ blieb auch unweit vor mir knien, als wolle er demonstrieren, wie knackig sein Hinterteil doch wäre, nur machte mein Pelztier ihm da einen Strich durch die Rechnung, denn Koron war sofort zur Stelle und witterte potenzielle Spiel-Beschäftigung. Grinsend beobachtete ich das Schauspiel und verkniff es mir laut zu lachen, als mein kleiner Liebling mit dem Ball im Maul vor Reita hin und her wetzte. Lange dauerte es nicht, da hatte mein schlauer Hund den gefährlichen Killer überlistet, denn dieser lag nun auf dem Bauch und fuchtelte mit den Armen, während mein Tierchen siegessicher auf seinem Rücken saß. Ich konnte nicht mehr vor Lachen und der vor mir Liegende grummelte angefressen: „Ja ja, leck mich am Arsch...“ „Du wärst verzaubert von meinen Leckqualitäten und im Moment hab ich sogar soviel Mitleid mit dir, dass ich es vielleicht sogar tun würde. Aber helfen tut dir das gerade auch nicht“ sprach ich amüsiert und kramte eines meiner Lieblings Konsolen-Spiele hervor, legte es ein und erbarmte mich dann doch, das wilde Raubtier von meinem Gast zu entfernen, damit dieser sich wieder aus seiner Lage befreien konnte. Zwar bin ich mir sicher, dass Reita durchaus auch alleine dazu im Stande gewesen wäre, aber er tat es nicht – entweder Koron zu liebe oder weil er mich zum Lachen bringen wollte. Einige, eher schweigsame Minuten vergingen und wir waren alle Drei ins Spiel vertieft, denn selbst mein Pelztier scheint immer mitzufiebern, wenn ich mal etwas an der Konsole zocke. Eine mehr als spannende Verfolgungsjagd für zwei Spieler stand kurz bevor und ich sollte dazu einen Wagen fahren. Und natürlich musste der Kaffee-Kerl mich anfeuern: „Jetzt fahr doch, der entwischt uns sonst noch! Aber nicht zu dicht, sonst sieht er uns!“ Koron bellte bestätigend und legte sich angespannt auf den Boden zwischen uns, doch ich blieb völlig relaxt: „Nur die Ruhe, ihr tut ja so, als hätte ich noch nie jemanden verfolgt.“ Reita schaute irritiert zu mir hinüber und dies verunsicherte mich so sehr, dass ich mit der Steuerung nicht mehr zurecht kam und verloren mit dem virtuellen Wagen herum eierte. Aber auch dies konnte mein Mitspieler nicht unkommentiert lassen: „Raffiniert, wenn wir rückwärts fahren, bemerkt er uns nie!“ „Klappe, ich muss mich konzentrieren!“ knurrte ich zurück und endlich hatte ich Erfolg, der Wagen rollte und das sogar in die richtige Richtung. Dennoch... Reita schien das Ganze viel zu langsam zu gehen: „Gib mir deinen Controller, ich mach das. Wenn ich sehe, wie du hier rumgurkst... da kommt 'ne Schildkröte mit Arthritis rückwärts schneller voran als du...!“ „Das nimmst du zurück!“ fauchte ich, nachdem mir einen kurzen Moment die Luft wegblieb. Der hat doch se doch nich mehr alle! „Überlass das einem Rennprofi und gib her das Ding, los!“ kam es erneut von meinem Gast und nun langte er nach meinem Gamepad. Ich hatte alle Mühe ihn davon abzuhalten und auch das Auto war mittlerweile vor eine Wand gefahren. „Geh weg und nimm deine Griffel von mir!“ knurrte ich und versuchte Reita abzuwehren, doch dieser warf sich nun über mich und probierte weiter an den Controller zu gelangen. „Jetz gib doch her! Sonst ist das Level gelaufen und unser Leben verloren! Irgendwann krieg ich das Ding sowieso, du hast viel kürzere Arme als ich!“ argumentierte er und lag nun halb auf mir drauf, Koron bellte erneut, als würde er mit uns mit raufen wollen, doch bot sich mir da eine klitzekleine Chance. Mein Knie hatte in dieser Position sehr guten Zugang, um zwischen den Beinen des auf mir Liegenden ordentlich Schaden anrichten zu können. „Runter von mir, oder ich lösche das Leben deiner potenziellen Nachkommenschaft aus... und dich gleich mit“ drohte ich in ruhigem, siegessicheren Ton und Reita brummte ganz dicht an meinem Gesicht: „Das würde dir ähnlich sehen, den Rest meines Lebens zu ruinieren und dann nicht mal dran teilhaben wollen...“ „Kümmer dich lieber um deine Hähnchenteile... sonst verbrennen sie im Ofen“ flüsterte ich noch leiser und nur noch wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt. Ich konnte es sehen. Das Verlangen in seinen Augen. Ich kenne solche Blicke... Sie hätten mir beinahe die Klamotten vom Leib gerissen, so gierig waren diese Blicke. Ich vernahm wie Reita's Mund sich dem meinen in Zeitlupe näherte und je weniger Distanz zwischen uns herrschte, desto mehr drückte mein Knie in seinen Schritt. „Wie's aussieht haben wir wohl beide verloren, was...?“ säuselte er in gedämpften Ton und schaute hinüber zu meinem Bildschirm, wo groß und breit 'game over' prangte. Anschließend sah er wieder direkt zu mir, deutete ein winziges Küsschen in der Luft an und erhob sich von mir. Koron kam sofort zu mir getippelt und leckte mir übers Gesicht, was mich aus meiner kurzzeitigen Trance zurück holte. Denn mein Hirn schien irgendwie auf Abwege geraten zu sein, als es sich ausmalte, wie Reita's Lippen mich küssten und zwar mit genau so viel Begehren wie es seine Augen eben taten. Gott, jaaa... für einen kurzen Moment.. wollte ich ihn... ich geb's zu... „Willst du's lieber scharf oder süß-sauer?“ sprach mein Gast offenbar mit mir und mir entkam natürlich nur wieder ein verpeiltes: „Hö?“ „Na die Hähnchenteile. Die sehen übrigens sehr saftig und zart aus, einfach zum Anbeißen!“ teilte er mir mit und ich versuchte meine verstreuten Hirnzellen zu sammeln, um auf seine Frage antworten zu können: „Geht auch Beides?“ „Sicher doch“ brachte er dem entgegen und so sah ich, wie Reita das Geflügel auf einen Teller legte, während ich mich auch endlich mal aufrappelte und krampfhaft nach andersartiger Zerstreuung suchte, wie zum Beispiel: „Wollen wir 'nen Film gucken?“ „Gerne, aber bitte keine dieser romantischen Komödien... die langweilen mich“ konterte der Kaffee-Kerl, schob die Fertigteig-Plätzchen in den Ofen und machte sich mit dem Essen auf den Weg zurück zu mir. „Um Himmels Willen... nein. Ich dachte da eher an ein wenig Gemetzel, das passt doch viel besser zu Weihnachten oder?“ überspielte ich meine Nervosität und kramte in meinem Regal vor mir nach meinen Chucky-Filmen. „Überrasch mich“ hörte ich es hinter mir und abgesehen davon... könnte ich schwören, das der Kerl mir volle Kanne auf den Arsch starrt! Hektisch pfriemelte ich eine der gesuchten DVD's heraus und nutze die Konsole auch gleich als Player. „Mhmm... ich steh auf kleine mörderische Wichte“ kommentierte Reita meine Filmwahl, dippte eine Hühnerkeule in eine der Soßen und biss herzhaft davon ab. Räuspernd griff ich zu einem der Brustteile und ließ mich nun meinerseits überraschen, welchen Dipp ich erwischt hatte. Scharf. Schön scharf! Sehr gut! „Gott, ich liebe es scharf!“ sprach der neben mir Sitzende exakt meine Gedanken aus, was mich einen Augenblick grübeln ließ. „Was'n, schmeckt's nich?“ nuschelte Reita daraufhin, doch ich schüttelte nur den Kopf: „Nee, alles bestens!“ Zum Glück startete nun endlich der Film und ich war – hoffentlich – nicht mehr Ziel seines Hauptaugenmerks. Als ich mich allerdings wieder zurück setzte und ein weiteres dieser wirklich leckeren Hähnchenteile nahm, war nun dieses Stück Fleisch in meiner Hand für jemand Anderen sehr von Interesse. Solch großen Kulleraugen kann doch niemand widerstehen! Also gab ich meinem Pelztier das Hühnerbein und griff zum nächsten Stück, als der Kaffee-Spender anmerkte: „Ich dachte, man soll Hunden keine Geflügelknochen geben.“ „Tu ich auch nicht wirklich. Im Gegensatz zu dir, frisst Koron noch lange nicht alles. Der nagt den Knochen blitzblank ab und bringt ihn mir wieder, wirst schon sehen“ ließ ich meinen Nebenmann wissen und dieser zuckte relativ unbeeindruckt mit den Schultern: „Du wirst schon wissen was du tust.“ Eigentlich weiß ich gerade nicht so genau was ich tun soll... Zumindest nicht wenn es um diesen Typen geht. „Probier ma füf-fauer!“ sprach mich Reita abermals mit noch vollerem Mund an und hielt mir ein zartes Stück Hähnchenbrust vor die Nase. Zögerlich biss ich ab und musste feststellen: „Hey, daff fmeckt geil!“ „Fag ich doch!“ gab er mir recht und dippte gleich noch einmal nach, als ich undeutlich sagte: „Mif vollem Mund fricht man nich!“ „Mufft du grad fagen!“ kam es genauso unverständlich zurück und diese ganze Situation löste bei uns beiden einen Lachkrampf aus. Und jeder, der schon mal lachen musste, wenn er den Mund voll hat, der weiß wie sehr man Gefahr läuft, dass sich das umständlich gekaute Essen auf dem Boden oder gegebenenfalls auf der Kleidung wieder findet. Während wir noch am Giggeln waren, versuchte Reita mich erneut zu füttern, doch ich kam vor lauter Lachen kaum zum Kauen und musste ihn halbherzig abwehren. Am Ende hatte ich um den Mund herum süß-saure Soße und mein Bauch schmerzte vom Lachanfall. Selbst als mich der mir nun gegenüber Sitzende ganz offensichtlich auslachte, konnte ich mich nicht wieder einkriegen und drehte den Spieß einfach um, schnappte mir ebenfalls solch ein Hühnerteil und tunkte es in die scharfe Soße. Ich ging damit auf Reita los und wie zu erwarten, ließ auch er das nicht einfach ohne Gegenwehr über sich ergehen und versuchte mir auszuweichen. Er packte mich an den Handgelenken und ließ sich nach hinten kippen, was dazu führte, dass ich nun meinerseits auf ihm lag und noch immer kichernd probierte mich mit der scharfen Soßenvariante an ihm zu rächen. Dann allerdings führte er mit einem schnellen Ruck meine Arme links und rechts nach außen und sorgte dafür, dass ich auf ihn drauf plumpste. Meine Gedanken im Kopf und mein Herz begannen augenblicklich zu rasen und mein Lachen blieb mir buchstäblich im Halse stecken. Räuspernd versuchte ich brauchbare Worte zu finden und sagte: „Ehh... du... du hast Kekse im Ofen...“ „Ich weiß, aber ich bin gerade verhindert“ lächelte er und ließ meine Handgelenke endlich los. Sofort kam mir eine Idee, die ich auch gleich umsetzen musste, denn ich nutzte die Gelegenheit und schmierte ihm nun erst recht den Dipp um den Mund und türmte so schnell ich konnte aus Reita's Reichweite. „Orrr! Na warte!“ drohte er gespielt und sprang athletisch in Sekundenschnelle auf die Beine, verfolgte mich bis in die Küche und täuschte einen weiteren Angriff an, drehte jedoch vorher ab und widmete sich den Plätzchen, als sei nie etwas gewesen. Irritiert schnappte ich mir die Küchenrolle, welche mir überreicht wurde und wischte mir damit übers Gesicht, beobachtete nebenher Reita, wie er die... ja... wirklich gut durch gebackenen Kekse aus meinem Ofen nahm und sich grinsend zu mir drehte: „Extra knusprig!“ Der Mann ist wirklich nicht mehr ganz knusper... Auch die Kekse landeten auf einem Teller, dann zückte er eine weitere seiner mitgebrachten Tüten und stellte einen Mini-Weihnachtsbaum neben meiner Liege im Wohnzimmer auf. Dieser war auch schon mit winzigen Lichtern und kitschigem Schnickschnack geschmückt. Argwöhnisch beäugte ich sein weihnachtliches Tun und fragte verunsichert: „Sag mal... wie kommt's, dass du so auf den Weihnachten-Kram abfährst?“ „Meine Mutter hat als ich Kind war immer diese amerikanischen Sendungen geschaut und ich wollte seit dem auch mal so Weihnachten feiern wie diese Leute. Sie wollte das immer nie und allein hatte ich keine Lust dazu“ erklärte er und ergänzte dann lächelnd: „Aber heute hab ich ja dich und ich gedenke mir die volle Dröhnung zu geben!“ „Von mir aus... solange du mich nicht zwingst 'Stille Nacht' zu trällern...“ murrte ich mäßig begeistert und Reita schüttelte den Kopf: „Aber nein. Ich singe selber!“ „Was?!“ entkam es mir entsetzt und der Penner lachte: „War ein Scherz, man! Du hättest mal dein fassungsloses Gesicht sehen sollen.“ „Fieser... blöder... Sack!“ zischte ich leise, doch er hörte es: „Giftkröte!“ Grrrrrrhhh! Knurrend ließ ich mich im Wohnzimmer neben Reita auf meiner Liege fallen, auf welcher er eben platz genommen hatte und die Kekse futterte. „Probier ma“ wandte er sich an mich und ich winkte ab: „Nee, wenn ich noch mehr fresse, dann musst du mich nachher ins Bett rollen.“ „Mit Vergnügen, wehrlos hab ich dich am liebsten!“ konterte er frech grinsend und reichte mir abermals die Kekse. Seufzend nahm ich mir eines der ziemlich dunklen Dinger und testete sie auf Genießbarkeit. Und sie waren gut! Erstaunlich gut... „Hast du da irgendwelche Mixturen drüber geschüttet, dass die trotzdem Schmecken, obwohl sie verbrannt sind?“ wollte ich skeptisch von ihm wissen und Reita tat entsetzt: „Die sind nicht verbrannt, die sind genau richtig! Und nein, wie kommst du darauf, dass ich da irgendwas reinmixe?“ „Bei dir weiß man nie...“ murmelte ich und nahm mir wie ferngesteuert gleich drei oder vier der Plätzchen und knusperte sie. „Siehst du, so schlecht können sie gar nicht sein, wie du sie hier machst“ gab der neben mir Sitzende feststellend von sich und nun war ich es, der desinteressiert tuend mit den Schultern zuckte. Ohne dass ich es verhindern konnte, fielen mir noch viel mehr dieser Kekse zum Opfer. Zusammen mit der geleerten Flasche Wein war ich nun wirklich vollgestopft bis oben hin, als der Film vorbei war und mir auffiel wie sehr mein Nacken schmerzte, sobald ich mich nach vorn lehnte. Ich wollte mich eigentlich nur ein wenig unauffällig massieren, doch für Reita schien das eine lauthals schreiende Einladung zu sein, wieder seine Griffel nicht bei sich zu behalten und mich anzutatschen: „Komm her, lass mich das machen.“ Noch eh ich protestieren konnte, war eine dieser göttlichen Hände schon am Werk und lösten eine Ganzkörpergänsehaut aus. Meine Augen fielen wie von selbst zu, meine angespannten Schultern senkten und lockerte sich wie von Zauberhand. Ich hätte am liebsten geschnurrt, so gut tat das! Aber wer weiß schon, was das für fatale Auswirkungen haben würde, wenn ich dem stalkenden Kaffee-Kerl eben dies offen zeigen würde. Ein leises Flüstern drang an mein Ohr: „Besser?“ Ohh.. jaa... viieel besser! „Geht so...“ antwortete ich und vernahm wie sich nun beide Hände um meinen Nacken und Schultern kümmerten. „Du solltest dich mal auf die Massagebank legen, deine Muskeln in diesem Bereich sind total verhärtet“ merkte Reita an und leider lief ich Gefahr, dass sich bei soviel Entspannung und Wohlgefallen noch ganz andere Bereiche verhärten würden... „Danke, ich... komme schon klar“ murmelte ich und schob eine seiner Hände von mir weg. Dabei realisierte ich wie nah er mir eigentlich war und konnte mich nicht mehr daran hindern wegzusehen, geschweige denn mich aus dieser verfänglichen Situation zu manövrieren. Da war es wieder. Das Knistern in der Luft.. Die Spannung zwischen uns... Mein wummerndes Herz. Wie schon vor einiger Zeit, sah Reita auch jetzt wieder zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Ich wusste sofort, er würde es wieder probieren, nur war ich mir nicht mehr sicher, ob ich ihn noch einmal daran hindern wollte. Die Hand in meinem Nacken änderte ihr Massieren in ein Streicheln um und auch die zweite legte sich mit leichtem Zittern an meine Wange. Der Daumen strich wie damals auch, an meinem Mundwinkel entlang und wanderte über meine Unterlippe. Ich war so unsäglich nervös... Und irgendwie wusste ich, dass er es noch einmal tun würde. Mich küssen... Und er tat es. Sehr viel langsamer, vorsichtiger und ohne jeglichen Versuch mich an Ort und Stelle zu halten, tupfte er seine Lippen auf die meinen. Ich konnte und wollte mich nicht rühren. Reita löste sich wieder einige Zentimeter von mir und betrachtete erneut mein vor Nervosität fast schon versteinertes Gesicht und hauchte kaum hörbar: „Sorry... ich wollte dich nicht schon wieder bedrängen... ich... kann dir nur nicht...“ In diesem Moment wollte ich einfach nur, dass er die Klappe hält und mein überlastetes Hirn alles verarbeiten konnte, also fasste ich nach der Hand, die bis eben noch an meiner Wange ruhte und legte sie dorthin wieder zurück und presste unbeholfen meinen Mund auf den seinen. Gott... ich hab es getan...! Erst als ich einen Moment später wieder von ihm abließ, beendete er seinen zuvor begonnenen Satz mit einem ganz leisen Krächzen: „Widerstehen...“ _____________________________________________________________________________________________ Und was denkt ihr wird jetzt passieren? Flippt Ruki wieder mal total und dazu unnötig aus, oder bleibt er – für seine Verhältnisse – cool und lässt die Sache auf sich zu rollen? Ich habe mich echt beeilt um mein (mehr oder weniger) Versprechen einzuhalten und noch am heutigen Sonntag (23:56 Uhr) zu updaten. Geschafft! – gerade so, würde ich mal sagen xD Dafür muss ich mich nun erst mal wieder auf gründlichere Fehlersuche begeben, falls mir wieder welche entwischt sein sollten x.x Ähm ja... jetzt aber nochmals vielen Dank für die lieben aufbauenden Worte nach dem letzten Kapitel, ihr habt mich wirklich motiviert und vor allem hat es mich gerührt, dass der Gesundheitszustand meines Katerchens Vielen so nah ging. Meine Leser sind eben doch die besten :) Gut, dann kommen wir mal zu einem weiteren Thema: nämlich, ich plane schon mal im Voraus eine neue FanFiction und diese wird auch wieder ein ernsteres Motiv haben. Umfrage ist anonym und jeder kann teilnehmen, aber dazu mehr erklärt unter diesem Link: http://animexx.onlinewelten.com/umfragen/84164/ Ich bitte um rege Teilnahme! Gerne beantworte ich auch Fragen dazu per FF.de-Mail oder ENS, nur keine Scheu! Bitte lest es euch gut durch und wählt euren Favoriten! *Werbung Ende* Ansonsten freu ich mich natürlich auch auf Feedback zum Kapitel! Nochmals Danke und bitte sammelt die verirrten Fehlerchen ein und nehmt sie mit nach Hause, sie fürchten sich im Dunkeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)