Bloody Snow von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 5: Meine Schuld ----------------------- Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, bemerkte ich sofort die Kälte, die meine über meine Haut strich. Fröstelnd schlang ich die Decke enger um mich und drehte mich zum Fenster. Ungläubig weiteten sich meine Augen, als ich die weißen Flocken hinab fallen sah. „Schnee?“, fragte ich mich überrascht, wusste aber natürlich, dass ich keine Antwort bekommen würde. „Es ist Winter“, ertönte die Stimme jenes Mannes, den ich nun am aller wenigsten sehen wollte. Bei diesem Klang schoss mir mit einem Mal seine letzte Tat durch den Kopf. Wütend setzte ich mich auf und wandte mich ihm zu. Doch bevor ich ein Wort über meine Lippen brachte, fiel mir etwas anderes ein, was mir im Moment wichtiger war. Denn erst jetzt wurde ich mir seiner Antwort gewahr. Verwirrt sah ich aus dem Fenster und dann wieder zu ihm. „Aber hatten wir gestern nicht noch um die 20°C?“ „Das ändert sich bei uns von einem Tage auf den anderen.“ Das war verständlich, da zu dieser Zeit noch keine industriellen Dinge das Wetter beeinflussten. Jedoch war es das erste Mal, dass ich den Winter in dieser Zeit miterlebte. Da dies nun geklärt war, verengten sich meine Augen blitzschnell. „Und was willst du noch von mir?“, fauchte ich Sesshomaru an. Ich konnte mich nur noch daran erinnern, beinahe ertrunken zu sein, und natürlich an das davor. Dass er mich nun immer noch nicht in Ruhe ließ, hielt ich wirklich nicht aus. Doch anstatt mir zu antworten, starrte er mich nur an und ganz plötzlich verließ er das Zimmer. Darüber war ich nur heil froh, weshalb ich auch selig vor mich hin lächelte und mich schließlich wieder hinlegte, um noch etwas zu schlafen. Allerdings war mir der Schlaf nicht allzu lange vergönnt. Denn ein plötzlicher Schrei riss mich heraus. Ruckartig fuhr ich hoch und atmete laut aus. Hatte ich mich verhört? Oder handelte sich bei diesem Schrei wirklich um… Meine Frage wurde mir beantwortet, als erneut ein Schrei ertönte und danach ein Ruf. „Sesshomaru!!“ Ich verlor keine Zeit, sondern sprang aus dem Bett und eilte schleunigst aus dem Zimmer, auf der Suche nach dem Ausgang. Es kam mir so vor, als müsste ich ewig laufen, aber dann entdeckte ich eine Treppe, die geradewegs zu einem gigantischen Tor führte, welches schwer nach einem Ausgang aussah. Innerhalb weniger Sekunden stand ich davor und stemmte meine Hände dagegen. Schon, als es sich nur einen winzigen Spalt öffnete, blies die Kälte unerbittlich hindurch und ließ meinen gesamten Körper erzittern. Natürlich hatte ich abermals nur den leichten Kimono an, welcher mich nicht im Geringsten vor der Kälte schützte. Trotzdem stur die Zähne zusammen und drückte weiterhin dagegen. Es gelang mir und schließlich trat ich mit nackten Füßen in den kalten Schnee. Ich hatte jetzt bereits das Gefühl, als würden sämtliche Körperteile erfrieren, ich konnte sie schon gar nicht mehr spüren. Aber der Schmerz der Kälte war vergessen in dem Moment, in dem ich ihn sah. Inuyasha. Gerade mal fünf Meter von ihm entfernt stand Sesshomaru. Keiner von ihnen hatte bis jetzt das Schwert gezogen, aber ich spürte, es würde nicht mehr lange dauern, bis ein Kampf entbrannte. Da Sesshomaru mit dem Rücken zu mir stand, schien er mich noch nicht bemerkt zu haben, im Gegensatz zu seinem Halbbruder. Als sein Blick auf mich fiel, bemerkte dies Sesshomaru und wandte drehte sein Gesicht halb zu mir. Seine Augen verengten sich, was für mich hieß, dass er wohl ziemlich sauer war. „Du hattest deine Chance, Sesshomaru. Jetzt gib sie mir zurück. Du willst doch sowieso nichts von ihr. Also lass sie gehen“, sagte Inuyasha. Es rührte mich, wie sehr er mich scheinbar zurückwollte aber zugleich war ich auch gespannt, was Sesshomaru darauf antworten würde. „Sie schuldet mir noch etwas.“ Ach ja, genau. Die Gegenleistung, die er von mir wollte. „Das ist mir egal, ich werde sie mir jetzt zurückholen“, schrie Inuyasha wutentbrannt und zog Tessagia. Auch Sesshomaru fackelte nicht lange und zückte ebenfalls sein Schwert. Wie ich es mir dachte, gingen sie binnen weniger Sekunden aufeinander los, so wie es auch die anderen Male war. Sie kämpften unerbittlich gegeneinander und irgendwann zeigte es sowohl bei Inuyasha als auch bei Sesshomaru Wirkung. Sie beide trugen kleine Wunden davon, die sie jedoch wohl nicht allzu sehr störten. Viel zu sehr waren sie damit beschäftigt, den anderen anzugreifen. Meine Gliedmaßen waren längst nicht mehr zu spüren, der Schmerz aber sehr wohl. Trotzdem wollte ich mich keinen Schritt wegbewegen. Dann, ganz plötzlich ging alles so schnell und ich realisierte zu spät, was ich damit anrichtete. Als Inuyasha einem Angriff auswich, drehte er Sesshomaru nur für einen winzigen Moment den Rücken zu. Dies nutzte sein Bruder natürlich aus, doch bevor er einen zuschlagen konnte, holte ich tief Luft und schrie. „Inuyasha, pass auf!!“ Der Hanyou reagierte sofort und holte, während er sich umdrehte, mit Tessaiga aus. Sesshomaru dagegen brachte mein Ruf für einen Moment aus dem Konzept und genau das sollte ihm zum Verhängnis werden. Denn auch Inuyasha zögerte nicht und startete erbarmungslos seine Windnarbe, welche direkt auf Sesshomaru zuraste. Er schaffte es nicht mehr, auszuweichen und es passierte das Selbe wie damals. Nur sah es diesmal nicht danach aus, als würde Tenseiga ihn retten. Meine Augen weiteten sich und mit einem Mal erstarrte ich zur Salzsäule, als Sesshomaru anfing zu schreien. Das Licht der Windnarbe blendete mich zu sehr, als dass ich noch etwas sehen konnte. Aber schnell schwand es dahin und mit ihm fiel auch das Schwert Sesshomarus zu Boden. Gleich darauf folgte er selbst. Es dauerte nur einen Wimpernschlag, bis sich der Schnee unter ihm tief rot färbte. Die Farbe breitete sich immer mehr aus. Er rührte sich nicht. Mein Herz pochte einmal laut, ehe die Außenwelt vor meinen Augen verschwamm und nur noch dumpfe Geräusche zu meinen Ohren drangen. Ich lief immer schneller, obwohl ich mich kaum noch dazu in der Lage fühlte. Aber der Anblick, der sich mir bot, verdrängte den Schmerz vollends. Schließlich kam ich bei meinem Ziel an. Er lag mit dem Bauch auf dem Schnee, die Augen geschlossen. Und er rührte sich keinen Millimeter. Geschockt fiel ich auf die Knie. Ein Ruf ertönte. „Kagome!“ Mit leeren Augen wandte ich mein Gesicht Inuyasha zu. „Komm, lass uns gehen. Du musst schnell ins Warme.“ Ich verstand was er meinte, aber als ich die Lippen zu einer Antwort öffnen wollte, kam kein Ton heraus. Stattdessen spürte ich die eisige Spur, die eine Träne auf meiner Wange hinterließ. „Ich kann nicht gehen“, brachte ich letztendlich beinahe lautlos über die Lippen. „Was?“, entgegnete er verständnislos. In dem Moment, in dem ich antworten wollte, unterbrach mich eine kreischende Stimme. Nein, es war nicht nur eine. „Sesshomaru-sama!!!“, hallte es über die weite Fläche. Erneut erstarrte ich, während sich meine Hände zu Fäusten ballten. Langsam drehte ich mich zu der Stimme und musste feststellen, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Mit überraschender Schnelligkeit liefen das kleine Mädchen und der Gnom auf uns zu. „Sesshomaru-sama“, rief ich Rin nochmals und kniete sich aufgelöst neben ihn, während Jaken uns feindselig anstarrte. „Was ist passiert? Warst du das etwa, Hanyou?“, rief er wütend aus und fuchtelte wie wild mit seinem Kopfstab herum. „Ja, und?“ Als Rin das hörte, drehte sie ihr Gesicht ruckartig zu Inuyasha. Tränen liefen ihr in Strömen über die Wangen. Mit jeder weiteren Sekunde, die verging, hatte ich das Gefühl, immer mehr den Boden unter mir zu verlieren. „Du warst das?“, schrie sie mit ihrer kindlichen Stimme. „Warum? Warum hast du das gemacht? Warum?“, schluchzte sie. Auch Inuyasha ereilte nun das schlechte Gewissen, ich sah es ihm an. Schuldbewusst senkte er den Kopf. Denn auch, wenn er nicht wusste, wieso, war ihm klar, dass Sessomaru diesem Mädchen sehr viel bedeutete. Aber nicht ihn traf die Schuld. Es war zwar sein Angriff, aber nur durch ihren Ruf, konnte Sesshomaru nicht mehr ausweichen. Und diese Erkenntnis ließ sie ruckartig aufstehen. „Inuyasha, bitte geh.“ „Was?“, fragte er nun ungläubig. „Dass das passiert ist, ist allein meine Schuld. Ich kann jetzt nicht einfach gehen. Ich kann ihn nicht sterben lassen.“ „Aber...“, setzte er an, aber ich unterbrach ihn. „Sobald er gesund ist, komme ich zu dir. Versprochen!“ „Er lebt noch“, stellte Jaken plötzlich fest, worauf ich mich blitzschnell zu ihm drehte und wieder niederkniete. Als ich den Dämon genauer betrachtete, bemerkte ich das leichte Heben und Senken seines Rückens. Zum Glück, dachte ich erleichtert. „Aber wir müssen schnell handeln, sonst…“, Jaken beendete den Satz nicht, stattdessen kullerten auch ihm Tränen über die Wangen. Aber allein dadurch wusste ich, was er sagen wollte. Dies bestärkte mich nur noch mehr in meinem Vorhaben. Entschlossen richtete ich mich auf und wandte mich an Jaken. „Jaken, bitte lass die Wachen Sesshomaru in seine Gemächer tragen und alles für eine ärztliche Behandlung herrichten.“ Abrupt stellte er auf trotzig. „Warum sollte ich auf einen Menschen hören?“ „Weil es hier um deinen Meister geht und ich momentan die einzige bin, die über das nötige Wissen verfügt“, entgegnete ich ernst. Dies schien ihn zu überzeugen, denn kaum hatte er genickt, verschwand er schon, um alles in die Wege zu leiten. Binnen einer Minute kamen die Wachen, um den Dämon wegzutragen. Rin folgte ihnen hastig und schließlich drehte ich mich erneut zu Inuyasha. „Bitte Inuyasha“, meinte ich noch und das schien letztendlich zu wirken. Er nickte knapp und mit einem „Pass auf dich auf“ sprang er davon. Und ich machte mich daran, schleunigst ins Schloss zu kommen. Erstens um mich aufzuwärmen und zweitens um Sesshomaru wieder gesund zu pflegen. Denn das war ich ihm in vielerlei Hinsicht schuldig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)