Bloody Snow von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 3: Peinlich ------------------- …bevor er von mir abließ und ich plötzlich wieder auf dem Boden der Tatsachen landete. Ein selbstgefälliges Grinsen lag auf seinen Lippen. Mit einem Mal fiel der Groschen bei mir. „Du bist eben doch nur ein naives Menschenmädchen“, sagte er überheblich. Dies brachte das Fass zum Überlaufen. „Und woher willst du wissen, dass ich dich nicht weggestoßen hätte, wenn du mich geküsst hättest?“ Er sah mich einen Moment an und hob eine Augenbraue, als würde er sagen >das glaubst du doch selbst nicht<, und wandte sich dann ab. Er ging auf einen Schrank zu, aus dem er ein weißes Kästchen rausnahm, um sich dann zu mir aufs Bett zu setzen. Irritiert beobachtete ich, wie er das Kästchen öffnete und Verbandzeug hinausnahm. Mit gleichgültigem Blick deutete er mir, die Decke wegzunehmen. Abermals stieg mir die Hitze in den Kopf und anstatt seiner Aufforderung nachzukommen, zog ich die Decke nur fester um mich. Dummerweise hatte ich so stark an mich gepresst, dass sie an den offenen Wunden kleben blieben und ich dies nun zu spüren bekam. Scharf sog ich die Luft ein, was Sesshomaru nur mit einem schadenfrohen Grinsen quittierte. Langsam fragte ich mich wirklich, weiterhin daran zu glauben, dieser Dämon jemals gekannt zu haben. Denn wie es sich herausstellte, war er gänzlich anders. Ob das ein Vorteil war, war allerdings fraglich. Als er Anstalten machte, selbst nach der Decke zu greifen, zuckte ich zusammen und wich zurück. Sein Blick veränderte sich darauf leicht, nur konnte ich nicht ganz deuten, inwiefern. „Dummer Mensch, wenn du die Wunden nicht wieder behandeln lässt, werden sie nicht richtig verheilen können.“ „Kann mich nicht wieder dein Heiler behandeln?“, fragte ich forsch. Ich hatte wirklich keine Nerven, noch nett mit ihm zu reden. Er verengte leicht die Augen, aber beließ es auch dabei. „Der musste wegen einem Notfall das Schloss verlassen. Deshalb werde ich dich jetzt behandelst.“ Mit diesen Worten wollte er abermals nach mir greifen, jedoch wich ich wieder zurück. Als sich erneut ein Grinsen auf seine Lippen stahl, fragte er: „Glaubst du etwa, ich wäre an dem Körper eines Menschen interessiert?“ Wieso musste er immer wieder betonen, dass ich ein Mensch war? „Nein, das glaube ich nicht“, gab ich mit zusammengebissenen Zähnen von mir. Abwartend hob er die Augenbraue. Er erwartete wohl, dass ich dann endlich die Decke fallen lassen würde. Ich kniff die Augen zusammen. Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen. Oder? Seine Miene jedoch bewies mir, dass es sehr wohl sein Ernst war. Und mir wurde klar, dass er sein Vorhaben auch nicht abbrechen würde, ganz egal, wie lange ich mich zieren würde. Mit einem langgezogenen Seufzer und zusammengekniffenen Augen ließ ich die Decke langsam sinken, um mir kurz darauf die Arme vor die Brust zu schlagen. Ich öffnete die Augen wieder, aber vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen. „Leg dich hin“, ertönte leise seine Stimme. Ich schluckte, tat aber wie geheißen. Es war mir so unendlich peinlich, dass ich mir wünschte, augenblicklich im Boden zu versinken. Als ich dann das kalte Wasser auf meinen Wunden spürte, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Kurz darauf spürte ich das sachte Abtupfen und dann schließlich das Verteilen der Salbe. Dabei berührte er natürlich meine Haut, was mir einen Schauer nach dem anderen bescherte. Ich wusste nicht, ob es nur daran lag, dass dies das erste Mal für mich war, von einem Mann so berührt zu werden, oder ob es noch etwas anderes war. Als er mir schließlich befahl, mich wiederaufzusetzen, folgte ich ohne Widerworte, nahm die Arme aber trotzdem nicht runter. Um mir den Verband umzulegen, musste er mir unweigerlich etwas näher kommen, um den Verband hinter meinem Rücken in die andere Hand zu nehmen. Es kam wohl einer leichten Umarmung gleich. Als ich dann auch noch seinen Atem an meiner Halsbeuge spürte, schnappte ich reflexartig nach Luft. Dummerweise konnte ich in dem Moment nicht das schelmische Grinsen auf seinen Lippen sehen. Doch als er sich wieder von mir entfernte, wagte ich einen Blick in seine Augen. Sein Blick heftete sich konzentriert auf seine Handlungen. Es verblüffte mich, wie sehr er sich Mühe zu geben schien. Oder bildete ich mir dies erneut nur ein? Wie sehr wünschte ich mir, ihn durchschauen zu können. Diese Nähe fand schnell ein jähes Ende. Der Verband hielt, die Wunden brannten nicht mehr und Sesshomaru erhob sich schweigend, um den nächsten Schritt Richtung Tür zu machen. Mein Kopf ruckte hoch, mein Mund öffnete sich, doch es kam nur ein erstickter Laut heraus. Dieser wurde jedoch von ihm gehört. Mit einer hochgezogenen Augenbraue drehte er sich zu mir um. Ihm nun in die Augen zu sehen schien mir unmöglich, weshalb ich den Kopf wieder senkte und ein leises „Danke“ in die Stille flüsterte. Eine Sekunde später hörte ich, wie die Tür geöffnet und kurz darauf wieder geschlossen wurde. Als hätte ich Stunden lang die Luft angehalten, stieß ich sie mit einem Mal erleichtert hinaus. Diese Spannungen in der Luft waren immer noch deutlich greifbar. Mein Herz raste wie verrückt und ich konnte mir nicht ganz erklären warum. Ich vermutete mal stark, dass es einfach die Nervosität und das Schamgefühl waren, die immer noch tief in meinen Knochen saßen. Aber was, wenn es nicht nur das war? Fragend sah ich in die Richtung der Rose, obwohl ich wusste, dass ich keine Antwort erhalten würde. So gab ich es nach kurzer Zeit auf, wickelte mir die Decke wieder um und versank innerhalb kürzester Zeit im Traumland. Als ich am nächsten Morgen, mich streckend, der Sonne, die durch die Fenster schien, entgegen blinzelte, bemerkte ich den dunkelgrünen Kimono auf meinem Bett liegen. Anstatt mich zu fragen, wer mir den gebracht hatte, zog ich ihn einfach an. Glücklicherweise hatte mir Mama mal gezeigt, wie man sowas bindet. Der Obi war hellgrün und mit ein paar Ornamenten verziert, aber ansonsten war der Kimono im Großen und Ganzen recht schlicht. Als ich durchs Fenster sah, fiel mir sofort die silberhaarige Person ins Auge, welche an einem Baum saß und die Augen geschlossen hatte. Wenn er die Augen zu hatte, sah er gar nicht so gefährlich aus, aber andererseits war das ja fast bei jedem so. Bei diesem Gedanken musste ich leise kichern und als hätte er das gehört, öffneten sich plötzlich seine Augen und starrten direkt in meine. Ich erschrak so sehr, dass ich zurückwich und ihn somit nicht mehr im Blickfeld hatte. Manchmal konnte er einem schon echt Angst machen. Und als hätte er diesmal meine Gedanken gelesen, öffnete sich die Tür und ratet mal, wer hindurch schritt. „Wie geht es deinen Wunden?“, fragte er kalt wie eh und jäh. Frustriert seufzte ich auf. „Soweit fühle ich mich gut, aber wenn du denkst, sie wären schon verheilt, dann irrst du dich.“ Mit einem Mal stand er vor mir und bedachte mich mal wieder mit einem überheblichen Blick. „Glaubst du das wirklich?“ Nun war ich diejenige, die eine Augenbraue hochzog. „Falls du es vergessen haben solltest – und ich glaube kaum, dass du das hast – ich bin ein Mensch und bei mir verheilen Wunden nicht so schnell, wie bei euch Dämonen.“ „Zwing mich nicht dazu, es dir zu beweisen“, meinte er drohend. Ich verstand die Drohung jedoch nicht ganz und hielt in meiner Antwort inne. Dann setzte ich zu einem irritierten „Hä?“ an. Ich meinte, ein Seufzen von ihm zu hören, ehe er plötzlich um mich schritt. Seine Handlungen verliefen so schnell und fließend, dass ich erst gar nicht verstand, was er vorhatte. Aber als der Kimono von meinen Schultern rutschte, riss ich schockiert die Augen auf und schlang abermals die Arme um meinen Körper. Wütend drehte ich den Kopf so weit nach hinten, wie es mir möglich war. „Was soll das?“, fauchte ich ungehalten. Er antwortete nicht, sondern fuhr lediglich mit einer Kralle durch den Verband. Dies jagte mir unwillkürlich einen Schauer über den Rücken und ich hoffte inständig, dass sich keine Gänsehaut bilden würde. „Sieh es dir an.“ „Huh?“ „Deine Wunden.“ Ich folgte und sah runter. Und schnappte verblüfft nach Luft. Es war keine einzige Wunde mehr zu sehen. „Aber wie...?“ ich wusste nicht ganz, wie ich mich ausdrücken sollte, doch das war auch nicht nötig, denn Sesshomaru verstand die Frage auch so. „Mag zwar sein, dass die Heilmittel von euch Mikos stark sind, aber die eines Dämons...“, er spürte, wie er sich zu mir runter beugte und in mein Ohr flüsterte, „...sind besser.“ Das hörte ich zum ersten Mal, aber ich wollte auch nicht weiter nachfragen. Jedoch bedauerte ich im Moment, dass es in der Neuzeit keine Dämonen mehr gab, denn sonst würden wohl solche Wundersalben die Regale der Apotheken schmücken. „Und was ist das?“ Bei diesen Worten schob er mein Haar beiseite und fuhr mit dem Finger über meinen Nacken, was mich mit einem prickelnden Gefühl aus den Gedanken riss. Erst jetzt fiel mir wieder auf, dass ich splitterfasernackt vor ihm stand. Zwar nur mit dem Rücken, aber das war auch schon schlimm genug. Deshalb kniete ich in einer fließenden Bewegung nieder und legte mir den Kimono wieder um. Nachdem ich dies tat, kam mir seine Frage von vorhin wieder in den Kopf. Und sofort wusste ich, auf was er anspielte. Die Gänsehaut hatte er natürlich bemerkt. Aber diesmal würde ich eisern bleiben. Wütend drehte ich mich zu ihm um. „Mir war nur kalt. Das und nichts anderes war das“, sagte ich eindringlich und drehte mich wieder weg. Deshalb sah ich abermals nicht, wie seine Augen für einen Moment aufblitzten. „Wieso bist überhaupt hergekommen? Nur, um meine Wunden zu überprüfen?“ „Sei nicht dumm, Mensch. Ich habe auch noch besseres zu tun.“ Aja, da war er wieder. Der überhebliche Sesshomaru. Wie sehr hatte ich ihn vermisst. „Ich bin hier, weil dich jemand besuchen wollte.“ Und mit diesen Worten schritt er zur Tür und ehe ich verwirrt die Augenbrauen hochziehen konnte, öffnete sich die Tür und eine lachende Rin fiel mir um den Hals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)