Bloody Snow von Hikari217 ================================================================================ Kapitel 1: Gefangene -------------------- Ein plötzlicher Schmerz in meinem Kopf ließ mich aufwachen. Mit einem schmerzvollen Stöhnen rieb ich über meine Stirn und öffnete langsam meine verklebten Augen. Wie lange ich wohl geschlafen hatte? Als mich das Licht zu sehr blendete, kniff ich die Augen wieder zu und drehte mich auf die andere Seite. Erst da wurde mir bewusst, wie weich mein Untergrund war und dass eine Decke über mir lag. „Auch endlich wach?“ Ruckartig schnellten meine Lider nach oben. Diese Stimme! Das ist doch.... Einen Wimpernschlag später saß ich senkrecht im Bett und starrte ungläubig den Mann an, der gemütlich in einem Sessel saß und mich – seinen Kopf auf eine Hand gestützt – mit gelangweiltem Blick betrachtete. „Sesshomaru?“, brachte ich nur über die Lippen, doch als er eine Augenbraue hob, verflüchtigte sich das Blackout in meinem Hirn allmählich wieder und ich dachte an den Kampf zwischen ihm und Inuyasha zurück. Dann fiel mir was anderes wieder ein. „Wo sind die Rosen? Und wo bin ich?“ Als ich an mir runter sah, erblickte ich lauter Bandagen um meinen Körper gewickelt und das Einzige was ich trug, war ein leichter geöffneter Kimono. Misstrauisch sah ich den Dämon an. „Und wer hat mich verarztet?“ „Du bist wahrlich nicht auf den Mund gefallen, aber das ist ja nicht das erste Mal, dass ich das bemerke.“ Er stand auf und ging zum Fenster. „Was deine Fragen betrifft – die Rose ist hier“, er deutete auf den Tisch neben sich, wo tatsächlich die Rose in einer Vase stand. Aber es war nur die weiße. Als ich ansetzte, ihn zu fragen, fuhr er mir dazwischen. „Die rote besitzt mein Bruder. Nachdem nun die Woche des Blutmondes sein Ende fand, gehen die Geschenke wieder an dessen Besitzer zurück, solang sie nicht verbrannt wurden. Das hat dir Totosai wohl nicht gesagt“, stellte mit arrogantem Ton fest. Er war wieder ganz der alte, so viel stand fest. „Und was ist nun mit den anderen Fragen?“, drängte ich. Sein Blick schweifte zu mir. „Du befindest dich in meinem Schloss und ein Heiler hat deine Wunden versorgt.“ Ich nickte. „Und warum hast du mich hergebracht?“ Plötzlich kam er näher, worauf ich leicht zusammen zuckte, da ich diese Reaktion nicht erwartet hatte. „Hätte ich dich besser liegen lassen und meinem Bruder überlassen sollen, der nicht die richtigen Heilmittel besitzt und du dadurch nur länger Schmerzen gehabt hättest?“ Erstaunt schluckte ich die patzige Antwort wieder runter. Heißt das, er wollte mir nur helfen? Ich verstand ihn einfach nicht. Als ich ihm erneut ansah, bemerkte ich, dass er immer noch auf eine Antwort meinerseits wartete. Leise seufzte ich. "Nein, ich bin froh, dass du mir das erspart hast und deshalb will ich mich auch bei dir bedanken." Ich hielt es für das Beste, ihm ein wenig entgegen zu kommen, um hier ganz schnell wieder raus zu kommen. Jetzt, wo der Bann gebrochen war, würde er sicherlich auch froh sein, mich so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Vermutlich hatte er mich nur hergebracht, weil er zu dieser Zeit noch unter Einfluss des Bannes stand. Ich fackelte nicht lange, schlug die Decke beiseite, stand auf und hielt mir den Kimono zu, während ich auf die Tür zu ging. Doch bevor ich nach dem Türknauf greifen konnte, schob sich Sesshomaru dazwischen und versperrte mir somit den Weg. Irritiert sah ich zu ihm auf. "Warum hältst du mich auf? Ich bin dir dankbar, dass du mich hast heilen lassen, aber du willst doch sicher, dass ich verschwinde, oder nicht? Und ich tue dir hiermit diesen Gefallen", sagte ich ruhig. Ich wusste schließlich, dass er mich nicht leiden konnte und dadurch, dass er mir auch noch gezwungenermaßen näher gekommen ist, als er vermutlich wollte, hasste er mich mit Sicherheit noch mehr. Auch wenn ich eigentlich nicht wirklich was dafür konnte. Aber das war egal. Tatsache war, dass er mich trotz meiner Worte nicht vorbei ließ. "Glaubst du wirklich, ich lasse dich so einfach gehen ohne Gegenleistung?", fragte er kühl. "Gegenleistung? Für was denn bitteschön?" "Dafür, dass ich deine Wunden verarzten ließ. Hätte ich dich nicht so schnell wie möglich behandeln lassen, wärst du vermutlich schon tot, denn mein Gift hatte sich bereits tief in dein Fleisch gefressen, als ich dich herbrachte." "Aber ich habe dich nicht darum gebeten", fauchte ich wütend. "Das ist mir egal. Als ich dich gerettet habe, war das noch wegen dem Bann, aber jetzt bin ich wieder bei vollem Bewusstsein und ich lasse dich nicht gehen, ehe du nicht deine Gegenleistung erbracht hast", entgegnete er arrogant. Dabei saß ich für eine Millisekunde einen seiner Mundwinkel zucken. Machte er sich über mich lustig? "Soll das ein schlechter Scherz sein?" "Sehe ich aus, als würde ich scherzen?", fragte er bedrohlich. Für die Millisekunde, in der sein Mundwinkel gezuckt hatte, ja, aber nun... definitiv nein, stellte ich frustriert fest. Aber statt zu antworten, schüttelte ich bloß den Kopf. "Und was willst du?" So etwas Schlimmes würde es wohl nicht sein. Schließlich war es ja Sesshomaru. "Du wirst meine Konkubine", gab er emotionslos von sich. Achso, wenn es nur das ist. Ich wusste ja, dass er nichts Schlimmes sagen wü... Sekunde, wie war das? "Entschuldige, könntest du das nochmal wiederholen? Ich habe nicht richtig verstanden?" "Du hast schon richtig verstanden." Mit jeder Sekunde, die verging, wurden meine Augen größer. Nichts Schlimmes also, ja?, hörte ich eine leise Stimme in mir zwitschern. "Ich soll was? Hast du sie noch alle, ich..." Abrupt hielt ich inne, als ich das Grinsen sah, welches sich auf seine Züge geschlichen hatte. Langsam fiel bei mir der Groschen. "Du lügst", stelle ich mit beherrschter Ruhe fest. Sein Grinsen wurde daraufhin breiter, ein überheblicher Ausdruck trat auf sein Gesicht. Glaubst du wirklich, ich lasse mich dazu herab, mit einer Menschenfrau das Bett zu teilen? Noch dazu einer Miko." Diese Worte lösten etwas in mir aus, das schneller war, als mein Hirn. "Ts, falls du es vergisst, hattest du das aber", grinste ich triumphierend zurück, doch ein Blick reichte, um das wütende Funkeln in seinen Augen zu sehen und ehe ich mich versah, befand ich mich wieder auf dem Bett, über mir Sesshomaru. Seine Augen färbten sich zwar nicht rot, aber dafür wurden seine schlitzförmigen Pupillen schmäler. Scheinbar hatte ich einen wunden Punkt getroffen. "Das lag lediglich daran, weil eine gewisse Miko so dumm sein musste, gerade in dieser Nacht durch den Wald zu laufen. Wenn du nicht über die Welt der Dämonen bescheid weißt, solltest du ihr nicht zu nahe kommen. Das Selbe gilt für Inuyasha.", knurrte er. Ich vermutete, er meinte beispielsweise die Situation, als Inuyasha damals zum ersten Mal die Kontrolle über sein Dämonenblut verlor. "Hat man dir nicht beigebracht, dass man sich vor Dämonen hüten sollte?" "Bevor ich in dieser Zeit gelandet war, wusste ich nicht mal, dass es sie gibt", entgegnete ich. Ich konnte mir den provozierenden Tonfall nicht verkneifen, er regte mich viel zu sehr auf. Doch er ging nicht weiter darauf ein, richtete sich nur wieder auf, drehte sich um und ging in Richtung Tür. Ohne sich zu mir zu drehen, meinte er: "Du bleibst eine Woche hier. Wenn ich dir einen Befehl gebe, wirst du diesen ohne Widerworte ausführen. Tust du es nicht, werde ich nicht zögern und dir die Schmerzen wieder zurückgeben, die du erlebt hast. Und mein erster Befehl lautet: Verlasse nicht dieses Zimmer, bis ich es dir ausdrücklich erlaube." Ich kam nicht dazu, auch nur irgendwas darauf zu erwidern, da er, kaum nachdem er zu Ende gesprochen hatte, die Tür aufriss und hinter sich wieder zufallen ließ. Hätte die Tür ein Schloss gehabt, hätte er sicherlich auch noch zugesperrt. Aber möglicherweise wollte er mich ja gerade deshalb auf dir Probe stellen. Ärgerlich verengten sich meine Augen. Unglaublich, was er da eben von mir verlangt hatte. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich sollte also eine Woche bleiben, ja? Na schön, dann würde ich das halt, aber dass ich auf jeden seiner Befehle hörte, konnte er sich abschminken. Ich wusste, ich spielte mit dem Feuer und bei ihm war es durchaus möglich, mich zu verbrennen, aber jetzt wo Inuyasha nicht da war und er nicht mehr unter dem Bann stand, wollte ich zu gern wissen, wie er wirklich ist. Denn das Verhalten vorhin hatte mich auf diese Idee gebracht. Auch wenn er sich arrogant verhielt, so war er trotzdem irgendwie anders. Ich wusste zwar noch nicht, was so anders war, aber genau das wollte ich ja herausfinden. Außerdem glaubte ich, dass an dieser Persönlichkeit, die er mir damals gezeigt hatte, auch etwas Wahres dran sein musste. Mein Blick schweifte zur weißen Rose, auf die ich wenig später zu ging. Ich hatte den Entschluss gefasst, erst mal bis Mitternacht zu warten, dann aus dem Zimmer zu schleichen und mich umzusehen. Mal sehen, wie das ablaufen würde. Und mal sehen, wie lange ich überleben würde. Ich schluckte und schloss kurz die Augen. An alle Kamis, die mich jetzt hören können: Steht mir bei!, betete ich und hoffte inständig, dass ich nicht ins Messer laufen würde. Aber einfach brav hierbleiben, kam für mich noch weniger infrage. Ich würde es also wagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)