Hell´s Gate von Sayuri_Hiranuma ================================================================================ Prolog: Prologue ---------------- Abandon all hope, ye who enter here and follow me into the rabbit hole   Es war dunkel im Raum. Nur der Mond, der sich seinen Weg durchs verhängte Fenster bahnte spendete ein Wenig Helligkeit, während Uruha reglos im Bett lag und die fremden Laken höher zog, wohl wissend, dass sie sein Zittern nicht lindern würden. Der Geruch der von ihnen ausging es nur noch schlimmer machte, auch wenn der Duft nur noch in Uruhas Erinnerung existierte und längst von seinem eigenem überdeckt war… Eine bloße Erinnerung…Uruha schluckte und sein Adamsapfel bebte, während seine eigene Spucke sich wie Sandpapier in seinem Hals anfühlte. Ausgedörrt von dem krampfhaften Schlucken mit dem er sich zu beruhigen versucht hatte, seinem schnappendem Atem, der zwischen seinen Lippen pfiff. Er hielt es nicht mehr aus. Er brauchte es. Er brauchte ihn. Er hatte es geschworen- es war längst vergessen. Uruha zitterte und seine Hände verkrampften sich in seinen Haaren, als er an diesen zog. Seine Vernunft mit dem Verlangen kämpfte. Das Zittern wurde schlimmer. Wie tausend Ameisen schien es sich auf seinem Körper auszubreiten und seine verfluchte Kehle die brannte bei jedem Atemzug den er tat. Schwör es! Uruha presste seine Hände auf die Augen. – Hör auf….Hör auf… Schwör es mir Uruha…für mich.. Die Stimme hallte in Uruhas Kopf. Immer wieder. Leise. Laut. Gebrochen. Verzweifelt. „Hör auf..~“, der Honigblonde schluchzte. Und doch waren seine Beine bereits aus dem Bett. Trugen ihn hinaus in die Nacht. Leise, wie um niemanden zu wecken, auch wenn es niemanden mehr gab, den er hätte wecken können… Doch tat er es trotzdem. Schlich hinaus in die Nacht um ein Verlangen zu stillen, ein Versprechen zu brechen. Um zu vergessen, was er nicht vergessen konnte und sich ein Schrittchen dem zu nähern was ihn wohl eher früher als später sowieso holen würde… „Aoi…~“, die Stimme des Honigblonden zitterte und doch war er ruhiger als noch zuvor, während er an der Wand hinab sank. „Verzeih…~“, stumme Tränen  rollten über seine Wangen, als das Gift sich in seinen Adern ausbreitete. Ihn in die Hölle zog die er sich selbst gewählt hatte und ihn doch die Schrecken vergessen ließ die ansonsten auf ihn  lauerten. Kapitel 1: Beginning -------------------- Die Musik dröhnte aus den Boxen. Hallte von den Wänden wieder, so dass der Bass Uruha in den Ohren schallte. Der Honigblonde lehnte an die hinterste Wand des Raumes und seine Augen wanderten über die Menschen, die sich in seinem Wohnzimmer versammelt hatten. Vereinzeltes Lachen drang durch die Musik zu ihm hindurch, während er die Gesichter betrachtete. Die Menschen die in Grüppchen standen und über irgendwelche Witze lachten, die Uruha nicht hören konnte. Einige wiegten ihre Körper zum Takt der Musik in der Mitte des Raumes, umgeben von dem dichten Schleier des Geruchs nach Kippen und Alkohol. Die Hand des Honigblonden verkrampfte sich um sein Glas, während er sie näher betrachtete. Es war sein Geburtstag, sein 25, doch er wäre am liebsten gegangen. Seine Nase juckte, doch er ignorierte es und trank bloß einen weiteren Schluck, um seine Hände beschäftigt zu halten. Der Alkohol stieg ihm langsam zu Kopf, was seine Laune alles Andere als besserte. Reita hatte ihn überredet zu feiern – genötigt traf es wohl eher und es war auch der Nasenbandträger, der die Gäste eingeladen hatte. Die Meisten von ihnen kannte Uruha, doch vereinzelt traten Gesichter aus der Menge die ihm fremd waren und Uruha spürte wie sich die Härchen auf seinen Armen aufstellten. Er hasste sie. Er hasste sie allesamt, wie sie fröhlich beisammenstanden in einer obszönen Präsentation von Fleisch sich beim tanzen an einander rieben. Und ganz besonders hasste er IHN. Uruha wusste nicht wer es war, doch war der Mann ihm den ganzen Abend vor die Nase gelaufen. War hin und her scharwenzelt und hatte alles angebaggert, was Beine hatte. Die schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht, doch selbst im Halbdunkeln des Raumes konnte Uruha die weißen Zähne ausmachen, die sein Lächeln entblößte. Das hübsche Gesicht mit den wachen Augen die vor Schalk zu funkeln schienen, als er eine weitere Telefonnummer einsteckte. Er widerte Uruha an. Der Alkohol brannte Uruha in der Kehle und der Honigblonde verzog sein Gesicht. Erst als Reita zu ihm rüber sah, setzte er ein gewinnendes Lächeln auf, da er keine Lust hatte sich abermals anhören zu müssen, dass es doch sein Geburtstag sei und er sich freuen sollte… Uruha hasste seine Geburtstage, hasste große Menschenmengen um sich, doch schien es an Reita abzuprallen wie Wasser an einer Wand und so nervte er ihn Jahr um Jahr damit, er solle doch feiern – und dieses Mal hatte er sich auch tatsächlich durchgesetzt, zu Uruhas Verdrieß. Der Dunkelhaarige von vorhin schien ihn bemerkt zu haben, was Uruha aus seinen Gedanken riss und er ahnte, dass es wohl vorbei war mit seiner Ruhe, doch behielt er sein Lächeln bei, da es einfacher war, als erklären zu müssen, wieso er es bevorzugte alleine zu sein an Tagen wie diesem… Erinnerungen an einen anderen Geburtstag vor zehn Jahren drängten sich in Uruhas Kopf doch er verscheuchte sie wie Fliegen und wünschte sich bloß abermals in Ruhe gelassen zu werden. „Hey…~“, nun hatte der Dunkelhaarige ihn erreicht und stellte sich, immer noch mit diesem Grinsen auf den Lippen vor ihn. In Uruhas Augen funkelte es zornig und so hob er bloß fragend eine Augenbraue, doch der Dunkelhaarige schien sich davon nicht irritieren zu lassen und Uruha verfolgte bloß mit sturen Augen wie der Blick seines Gegenübers einmal über ihn strich. Der Honigblonde schauerte innerlich und abermals merkte er das Jucken seiner Nase und widerstand nur mit Mühe sich dies zu reiben, während die Härchen sich auf seinem Körper angespannt aufstellten. Seine Hand verkrampfte sich um sein Glas, als der hartnäckige Fremde sich immer noch nicht verzog und bloß abermals sein Wort an Uruha richtete. „Die Party ist doch echt lahm, find´ste nicht?“, lachte der Dunkelhaarige leise, während Uruhas Geduldsfaden endgültig riss und er ohne darüber nachzudenken den Inhalt seines Glases dem Fremden ins Gesicht kippte und ohne ihn auch nur eines einzigen Wortes zu würdigen zur Tür hinaus stürmte. Einen völlig verdatterten Aoi zurücklassend. „Mach dir nichts draus…..“ hörte Uruha noch beim hinausstürmen Reitas Stimme und spürte ihre Blicke im Rücken. „ ….Er ist manchmal…komisch…“ Die Nacht schlug Uruha entgegen, als er nach Draußen stürmte. Es war alles Reitas Schuld…wie sehr er seine Geburtstage doch hasste…. Es ist vollbracht :D Zur Abwechslung ist mal nicht Aoi der Buhmann in meinen FFs :D Kapitel 2: Hello ---------------- Die ersten Sonnenstrahlen mogelten sich ihren Weg durch Uruhas schwere Vorhänge. Ließen den Honigblonden murren und sich auf die andere Seite drehen. Die Party war bereits einige Tage her, doch sein Schädel pochte an diesem Morgen schlimmer, als er es direkt am Tag danach getan hatte und das dünne T-Shirt in dem er immer schlief klebte verschwitzt an seinem Körper, als er sich schließlich doch dazu durchringen konnte aufzustehen. Der Honigblonde verzog angewidert sein Gesicht bevor er es sich vom Körper streifte und in die nächst Beste Ecke pfefferte, die noch immer dort stehenden Flaschen zum klirren brachte als einige davon umkippten. Auch, wenn seine Wohnung klein war, so war er doch noch nicht wirklich zum aufräumen gekommen - ein weiterer Grund wieso er Partys hasste. Sie hatten seine Behausung in einen Schweinestall verwandelt . Ein leiser Seufzer entwich Uruhas Lippen, als er sich schließlich doch dazu durchrang aufzustehen und das Pochen seiner Schläfen sich verschlimmerte. Mit nur wenigen Schritten durchschritt er sein Schlafzimmer und riss die Vorhänge bei Seite. Blieb mit geschlossenen Augen vor dem Fenster stehen und genoss für einen Moment das Gefühl der ersten Sonnenstrahlen auf seiner Haut, bevor sein Durst ihn doch nur wieder in die Gegenwart zurück rief. Fahrig strichen seine langen Finger über seine Kehle, schienen sie zu streicheln, während sein Blick den Bodennach der Wasserflasche absuchte, von der er wusste, dass sie hier irgendwo sein musste. Uruha trat ein paar weitere Flaschen bei Seite als er endlich nach der griff die er suchte und einige Schlucke trank. Das Wasser war noch von gestern und schmeckte bereits ein wenig abgestanden, doch störte er sich nicht daran. Erst als sein Durst weitestgehend gelöscht war verzog er angewidert das Gesicht im Angesicht des Mülls der überall rumlag und der ihm erst jetzt so richtig auffiel. Ein weiterer Seufzer perlte über die vollen Lippen Uruhas und der Honigblonde verschwand aus dem Raum, nur um wenig später mit einem großen Müllsack wieder aufzutauchen in den er nun wütend Flasche um Flasche rein schmiss. Das Klirren in seinen Ohren dröhnte und er nur hoffen konnte noch irgendwo eine Asperin im Haus zu haben. Erst als das Gröbste beseitigt war schmiss Uruha den Müllsack achtlos in den Flur. Er würde ihn auf dem Weg zur Arbeit mit runternehmen, doch nun ließ er erst einmal das heiße Duschwasser über seinen Körper fließen. Wusch sich den Schweiß der vergangenen Nacht ab und versuchte seine Gedanken zu ordnen, die die lästige Angewohnheit hatten zu eben diesen Morgenstunden in seinem Kopf zu surren wie ein Schwarm Fliegen. Der süße Duft nach Vanille strömte ihm in die Nase, während er seine Haare shampoonierte und der dritte Seufzer an diesem Morgen rollte über seine Lippen, wenn auch ein entspannter dieses Mal. Sowohl seine Wohnung, als auch das kleine Cafe´ in dem er arbeitete gehörten einem alten Herren, den er schon seit seiner frühsten Kindheit kannte. Es war der engste Freund seines Großvaters und ließ Uruha gegen eine kaum nennenswerte Miete und bei gutem Gehalt hier wohnen. Der alte Herr selber, war inzwischen längst zu seiner Tochter gezogen, doch als Uruha vor nun sieben Jahren das erste Mal nach Tokyo gekommen war, hatte er ihm seine Wohnung überlassen und seinem Großvater versprochen auf den jungen Mann zu achten, der damals so verloren schien in dieser weiten Welt. Die beiden alten Männer hatten damals im Krieg zusammen gedient, eine Erfahrung, welche sie in lebenslanger Freundschaft verbunden hatte. Eine Freundschaft aus der Uruha nun profitierte. Der Honigblonde schluckte den kleinen Stich Reue herunter, den er in solchen Momenten öfter verspürte. Jetzt war nicht die Zeit dafür…er musste zur Arbeit… Es war noch keine acht Uhr morgens und das Cafe´ war Menschenleer als das leise Bimmeln eines Glöckchens den ersten Besucher ankündigte. Das Schwarze Haar zu einem Zopf gebunden und nur vereinzelte Strähnen die ihm ins Gesicht fielen, betrat er das Cafe´. Uruhas Augen weiteten sich für einen Moment der völligen Verblüffung, bevor sein Gesicht sich wieder glättete. „Was willst du denn hier?“ Kapitel 3: Prick ---------------- Eine leichte Brise verwehte Aois Haare, so dass ihm einzelne Strähnen in die Augen flogen, die er beiläufig wegwischte, eher die Tür hinter ihm wieder zuflog und lediglich das Glöckchen noch ein weiteres Mal ertönen ließ. Ein leises Lachen perlte von den Lippen des Dunkelhaarigen, als er zu Uruha an den Tresen trat und sich, Uruhas Blick und Kommentar völlig ignorierend, erst einmal umsah. „Soso….“, murmelte der Dunkelhaarige. „Ein Barista also….“, ein fast schon spöttisches Lächeln verzog nun die hübschen Lippen des Dunkelhaarigen, als er sich einen Hocker näher zog und sich dem Honigblonden gegenüber setzte. „Was willst du hier?“, Uruha widerholte seine Frage von vorhin und verschränkte seine Arme vor der Brust. In seinen Augen funkelte es entnervt. „War die ein Getränk im Gesicht nicht genug, dass du herkommst?“, die angedeutete Drohung in Uruhas Stimme ignorierend, hob Aoi bloß abwehrend die Hände, doch verschwand das spöttische grinsen noch immer nicht von seinen Lippen. „Das ist doch ein Café – und ich bin ein Gast….du könntest also ruhig ein wenig freundlicher zu mir sein…~“ Uruha schnaubte verächtlich. Die Arme immer noch vor seiner Brust verschränkt, ließ er den Dunkelhaarigen nicht aus den Augen, während dieser, ganz wie nebensächlich die Karte durchblätterte. „Du könntest mir einen Kaffee machen. Schwarz“, meinte dieser schließlich die Karte wieder zuklappend, doch auch wenn er die Worte höflich gesprochen hatte, kam Uruha nicht umhin den Spott, oder zumindest das, was er dafür hielt herauszuhören, was ihn nur noch mehr in Rage brachte. Ganz wie automatisch streifte seine Hand seine Hosentasche, während seine Nase wie so oft zu jucken begann. Er versuchte sich zurückzuhalten, doch das Tütchen in seiner Tasche war viel zu verlockend und der Dunkelhaarige viel zu aufdringlich, als das Uruha ihn noch lange tolerieren könnte. Einen Seufzer unterdrückend, wand er sich dem Kaffe zu, der Dunkel aus der Maschine floss. Konzentrierte sich auf dessen Aroma, sich selber ablenkend. Der nächste Gehaltscheck war noch in weiter Ferne und das Tütchen bei weitem nicht so voll, wie Uruha es gerne hätte… „Hier…“, er stellte die Tasse vor Aoi ab, der ihn noch immer beobachtete. „Trink und dann geh…“ „Ich hätte aber gerne was dazu…“ Uruhas Augenbraue wandere fragend in die Höhe. „Eine Entschuldigung zum Beispiel….“, der Dunkelhaarige grinste, während seine Finger den Löffel gedankenlos in der Tasse schwenkten. „Das bieten wir nicht an.“ Uruhas Antwort schien den Dunkelhaarigen sichtlich zu amüsieren, denn sein Lächeln wurde bloß noch breiter. „Bist du immer so freundlich?“ „Nur zu denen, die es verdienen..“, die Arme abermals vor der Brust verschränkt, funkelte Uruha den Dunkelhaarigen abermals an, doch kam er nicht umhin, ihn fast schon für seinen Mut zu bewundern mit dem er versuchte Uruha ins Gespräch zu locken. „Ich hätte zum Beispiel gerne einen Namen…“, meinte der Blonde nach einer Weile aber doch. Auch wenn der Dunkelhaarige ihn mehr aufregte, als er es einem Menschen jemals zugetraut hätte….er war neugierig. Aoi lachte leise, seine weißen Zähne dabei entblößend. „Aoi..“, stellte er sich dann aber doch vor, was Uruha bloß ein knappes Nicken entlockte. Der reservierte Blonde schien wohl wirklich eine harte Nuss zu sein…. Kapitel 4: Pride ---------------- „Uruha also…“, Aoi stützte seine Ellbogen auf dem Tresen ab und stützte seinen Kopf auf einer Hand ab, während er mit dem Daumen der Anderen an seiner Tasse rumspielte. Aoi war fast schon erstaunt, dass der Honigblonde ihm auch seinen Namen genannt hatte. Aber der Name passte zu ihm, auch wenn es bloß ein Pseudonym war, genauso wie sein eigener. Uruha der sich mit dem Becken an den hinter ihm befindenden Tresen gelehnt stand schwieg. „Uruha….“, Aoi ließ den Namen erneut von seinen Lippen gleiten mit einer Sinnlichkeit, die Uruha erstaunte. Doch da lachte der Dunkelhaarige bloß wieder sein leises, arrogant wirkendes Lachen was Uruha förmlich in Rage zu versetzte. Was lachte dieser Kerl so viel? Gab es irgendwo hinter ihm eine Tafel mit Witzen die er selbst  nicht sah? Ungeduldig, was Aoi denn nun von ihm wollen konnte, das er so hartnäckig  an ihm lebte trommelte Uruha mit den Fingern auf dem Tresen, als Aoi auch schon wieder sprach: „ Ich will ‘n Date.“, kam Aoi schließlich zum Punkt seines ganzen Theaters, doch wie erwartet schnalzte Uruha bloß mit seiner Zunge. „ Und ich will ein schnelles Auto – kriege ich aber nicht.“ Aoi grinste. Er hatte mit dieser Antwort gerechnet, doch hatte er auch ein Ass im Ärmel – zumindest hoffte er das… „ Was hältst du dann von einem Deal?“ Uruhas Augenbraue zog sich fragend in die Höhe. „Du malst doch…“, das hatte ihm Reita erzählt und auch die Bilder die überall in Uruhas Wohnung hingen sprachen davon. „…Und du willst schon seit Ewigkeiten eine  Ausstellung machen…stimmt‘s?“ „Woher hast du das?“ „Reita..“ Daher wehte also der Wind. Uruha machte sich in seinem Inneren eine Notiz seinem besten Freund die Leviten zu lesen, doch hatte Aoi nicht Unrecht. Er träumte schon seit Jahren davon. Seine Bilder bedeuteten ihm Alles. Kunst bedeutete ihm Alles. Die Möglichkeit sich zu entfalten…seine Gedanken und Gefühle zu äußern…Kunst war für Uruha mehr, als bloße Bilder. Kunst war für ihn die Einzige Möglichkeit  ehrlich zu sich selbst zu sein….Sie war für ihn wie Luft zum atmen… „Und wieso sollte das ein Grund für mich sein mit dir einen Deal zu machen?“ Was sollte Aoi schon tun können, um ihm diesen Traum zu erfüllen? „Sagt dir der Name Shiroyama etwas?“ Der Honigblond schluckte, doch ließ er sich ansonsten nichts von seinen Gedanken anmerken. Natürlich tat er es. Jedem der sich auch nur ansatzweise für Kunst interessierte tat er dies. Er war Kunstkritiker. Einer der rabiatesten, doch wenn er einen Künstler pries, so war es wie ein Ritterschlag. Aoi behielt die Mimik des Honigblonden genau im Auge. Er konnte die Zahnräder die sich im Uruhas Kopf zu drehen schienen praktisch sehen und das war genau die Reaktion die er haben wollte. „Ich bin Shiroyama. Shiroyama Yuu…“, meinte der Dunkelhaarige schließlich und ein siegessicheres Grinsen verzog seine Lippen. „Geh mit mir aus und ich sorge dafür, dass du eine Halle kriegst…“, präzisierte Aoi sein Angebot von vorhin. „Und das soll ich dir glauben?“, Uruha Stimme klang höher als vorhin, unsicherer und doch konnte er die Behauptung nicht komplett als Lüge abtun. Niemand wusste so genau wie der Kunstkritiker aussah. Nie wurden  Fotos von ihm publiziert, Absicht keine Frage, damit die Künstler nicht ahnten, wenn er kam und ihre Ausstellungen genauso präsentierten, wie sie es auch sonst immer taten. Und doch….schon allein die Möglichkeit, dass es tatsächlich wahr war….was war schon ein Date, wenn er dafür eine Halle bekam? Ein leises  Lachen Aois brachte Uruha zurück in die Gegenwart, denn auch damit hatte der Dunkelhaarige gerechnet, weswegen er dem Honigblonden nun bloß seinen Ausweis hinhielt, der seine Aussage bestätigte, dass es sich bei ihm um den Shiroyama handelte, vor der Uruha so erblasste. „Also….wie sieht’s aus? Ein Date, gegen eine Halle…“, Aoi grinste, während Uruha sich auf die Unterlippe biss. Sollte er es tun? Konnte er es? Was war schon ein Date, bei  all den Möglichkeiten die ihm dafür offen ständen?! Was war denn schon ein Date! Er würde höflich sein, vielleicht auch freundlich für ein paar Stunden und dann hätte er das, wovon er schon so lange träumte…. Jede Faser seines Körpers schien zu schreien und sich dagegen zu sträuben, als Uruha die Hand ausstreckte und die Aois griff. Er kam sich vor, als würde er sich prostituieren. „Deal. Ein Date,  gegen eine Halle…“ Kapitel 5: Greed ---------------- Uruha atmete tief durch. Fuhr sich noch einmal durch die Haare und fragte sich zum zigsten Mal, was er da eigentlich tat. Das weiße Pulver bildete einen scharfen Kontrast zu dem glänzenden Schwarz seiner Arbeitsplatte in der Küche. Drei fein säuberlich gelegte Lines. Es war guter Stoff. Nicht dieser verschnittene Scheiß, wo man nicht wusste ob man sich gerade unter Umständen Vogelscheiße durch die Nase zog, gewürzt mit etwas Backpulver. Uruha verzog sein Gesicht bei dem Gedanken daran, während er sich fein säuberlich einen Geldschein zusammenrollte. Er hätte auch einen Strohhalm nehmen können, doch er bevorzugte es auf diese Art und Weise. Genauso wie er auch lieber seine Kreditkarte nahm um den Stoff zu zerkleinern und nicht einfach eine Rasierklinge. Eine Kreditkarte hatte man immer dabei, genauso etwas Bargeld – und Koksen hatte viel mit Gewohnheit zu tun - Uruha hasste es Gewohnheiten zu ändern. Ein leiser Seufzer entfloh den vollen Lippen des Honigblonden, als er sich vorbeugte. Die blonden Haare ihm ins Gesicht vielen, als er sein Röhrchen ansetzte. Der Raum um ihn herum war dunkel, bloß das Licht der Stadt spiegelte sich auf der spiegelglatten Oberfläche, während er die Lines eine nach der Anderen einatmete. Seinen Kopf in den Nacken warf und seine Nase mit den Fingern ein paar Mal auf und zu kniff. Hochzog, um auch wirklich Alles einzuatmen. Uruha wusste noch wie er es zum aller ersten Mal gemacht hatte. Allein in seinem Zimmer hatte er gesessen. Mitten in der Nacht das Pulver von einem kleinen Handspiegel geschnupft. Wie der Kick einsetzte. Das leichte Kribbeln, das in den Fingerspitzen begann und sich im ganzen Körper ausbreitete, als stünde man unter Strom - doch auf eine angenehme Weise. Das Gefühl unbesiegbar zu sein. Uruha hatte sich gefühlt wie der König der Welt. Nichts und Niemand könnte ihm was tun. Ein leises Lachen perlte von Uruhas Lippen, während er nun aus dem Fenster sah, auf die Stadt die seine Verheißung werden sollte. Die winzigen Ameisen von Menschen die in ihrem Alltag gefangen herum wuselten, während Uruha selber sich zum Gehen wandte . Den Anzug noch einmal zurecht zupfte und sich zum gehen wandte, wie die Hure die er war. Aoi wollte ein Date? Ein Date sollte er kriegen…. Ein letztes Lachen perlte von Uruhas Lippen, während er erneut an den schicksalhaften Abend dachte, als er die Droge zum ersten Mal probiert hatte. Er hatte sich unverwundbar gefühlt…er hatte die ganze Nacht geweint… Kapitel 6: Lust --------------- “Lost are we, and are only so far punished, that without hope we live on in desire.”             ―Dante Alighieri The Divine Comedy Bedachten Schrittes trat Uruha aus seiner Wohnung und die letzten Stufen runter, bevor er den kühlen Wind in seinem Gesicht spüren konnte. Es duftete nach Regen. Uruha strich sich ein letztes Mal über den Kragen seines Hemdes, bevor er zu Aoi trat, welcher an seinen Wagen wartend bereits da stand. Ein schwarzer und alles andere als billig aussehender. Schwarz glänzte er im Licht der Laternen, ein Kontrast zu der rot glühenden Kippe, welche der Dunkelhaarige zwischen seinen langen Fingern hielt und den Rauch in seine Lungen sog. Die Lippen zu einem Lächeln geschwungen, als er Uruha sah, senkte er die Hand und blies den Rauch in die Nachtluft. Der dunkle Anzug sah aus wie maßgeschneidert, so perfekt schmiegte er sich an Aois Körper, passte sich jeder Bewegung an, als dieser sich von seinem Wagen abstieß und einen Schritt auf Uruha trat. Der Honigblonde jedoch, entwand Aoi bloß dessen Zigarette und tat selber einen tiefen Atemzug. „Wäre ein `Hallo` nicht angebracht?“ Uruhas Augenbraue wanderte bei dem Tadel nach oben und ein selbstgefälliges Lächeln verzog seine Lippen, bevor er den Rauch, den er eben noch eingeatmet hatte Aoi entgegen blies. Doch dieser rührte keine Miene. „Hi“, in Uruhas Augen funkelte es herausfordernd. „Dir macht das Spaß…oder?“, ein leises Lachen perlte von Aois Lippen, doch seine Augen verrieten nichts von dem Gefühl, welches er wohl hatte, was Uruha erneut zu irritieren schien. „Vielleicht..“, der Honigblonde lächelte abermals. Schnippte seine Kippe weg und trat sie mit der Hacke seines Schuhs aus, obwohl noch über die Hälfte da war. Ohne Aoi eines weiteren Wortes zu würdigen, schritt er an ihm vorbei zum Auto. Ließ seine Hand fast schon andächtig über das Dach wandern, während er zum Beifahrersitz ging und in diesen einstieg. Die Tür mit einem leisen Laut zu zog und darauf wartete, dass Aoi zu ihm stieg. „Wohin geht’s…?“, meinte er, als der Dunkelhaarige neben ihm am Steuer saß. „Lass dich überraschen~“   ***   Der Wagen fuhr in einem berauschenden Tempo die Straße entlang, so dass die bunt beleuchteten Hochhäuser nur so an Uruha vorbeizogen. Vorbei an Ampeln, an Menschen, hinaus in einen entlegenen Winkel der Stadt. Der Honigblonde schwieg, während sein Blick am Fenster klebte. Die bunten lichter an ihm vorbeiflogen, bis ihm schwindlig war. „Gefällt’s dir?“, Aois Stimme ließ ihn wieder aufhorchen und er drehte sich mit einem kecken Lächeln auf den Lippen zu dem Dunkelhaarigen herum. „Es gibt schlimmere Arten sich zu prostituieren…“, Uruha lachte leise und Aoi schüttelte bloß den Kopf. „Ist es das, als was du’s siehst?“ „Was ist es denn sonst?“ „Ein Date..?“ Uruha lachte. Wie absurd Aois Worte doch waren. Ein Date? Mit ihm? Nur über Uruhas Leiche…. Der Wagen kam schließlich zum stehen und Uruhas Aufmerksamkeit wurde erneut nach Draußen  gelenkt. Ein schlichtes Gebäude, allerdings mit einem ganzen Haufen teurer Autos drum herum… Wo war er hier bloß gelandet..? Der Honigblonde schluckte sein mulmiges Gefühl herunter und stieg entschlossen aus dem Wagen. Hörte auch Aoi die Tür hinter sich zuschlagen und das Auto mit einem leisen Klicken abschließen, bevor sie das Gebäude betraten. Zwei Stockwerke hoch gingen, weil Uruha nicht den Aufzug benutzen wollte und auf einmal in einem Raum voller Menschen standen. Das Licht gedämpft und die Musik ein klein wenig zu laut, um sich vernünftig unterhalten zu können, so dass man gezwungen war dichter bei einander zu stehen. Aoi trat näher an ihn heran, lotste ihn zwischen all den Menschen vorbei zu der Bar. Uruha schluckte. Ein  ganzer Raum voller Fremder…..Er hasste es jetzt schon hier. Kapitel 7: Innocence -------------------- „Wo sind wir hier?!“, Uruha musste  fast schon schreien, um die Musik und die fremden Gespräche zu übertönen, da er sich weigerte noch dichter an Aoi zu stehen, als er jetzt eh schon gezwungener Maßen tat. „Das wirst du gleich sehen!“, Aoi schien jedoch weniger Probleme damit zu haben und beugte sich nur noch dichter zu dem Blonden ran.  Uruha konnte Aois Atem spüren, als dieser sprach. Warm und minzig wehte er ihm entgegen…. Skeptisch zog der Blonde eine Braue hoch, doch fragte er nicht weiter und trat bloß wieder weg von Aoi , versuchte sich in der großen Halle zu orientieren, die in seltsames Halbdunkeln getaucht war, mit schweren Brokatvorhängen an den Wänden, die auch das letzte bisschen Licht zu schlucken schienen. Langsam bahnte Uruha sich einen Weg durch die Menschen, Aoi dicht hinter ihm, doch beachtete er ihn nun kaum. Vielmehr galt seine Aufmerksamkeit dem Raum, oder eher gesagt, der kleinen Bühne die gegenüber der Tür aufgebaut war. Wohin hatte Aoi ihn da bloß hingeschleppt? Uruhas Brauen zogen sich fragend zusammen und erneut spürte er den leichten Anflug von Ärger über seine Unwissenheit. Er hasste es im Dunklen darüber zu tappen, wo er war…. doch musste er nicht lange grübeln, denn schon erstarb die Musik, die zuvor noch so unangenehm laut war, zu kaum mehr, als einem sanften Hintergrundgeräusch. Die Lichter wurden heller und die Menschen, nun da er sie sehen klarer sehen konnte, erkannte Uruha auch einige von ihnen, versammelten sich in einem Halbkreis um die Bühne, auf die ein kleiner, untersetzter Mann trat. „Wilkommen!“ Ein rascheln erfüllte den Raum , als sich alle Blicke auf den Redner gewandt wurden, der zu irgendwem, den Uruha nicht sehen konnte gestikulierte und mit einem lautem Rascheln zogen sich die Vorhänge von den Wänden und offenbarten eine ganze Ausstellung  von Bildern und Skulpturen. „Wo sind wir hier?“, nun endlich wand Uruha sich seinem Begleiter zu, der, falls möglich, noch arroganter wirkte, als die ganzen anderen Male zuvor. „Eine Austellung – mit Auktion. Eine private….“, Aoi grinste und seine weißen Zähne blitzen in dem nun endlich klarem Licht des Raumes. Uruhas Augenbraue wanderte fragend nach oben. „Und wieso hast du mich hergebracht?“ „Ich dachte, es könnte dir  gefallen…“ „Ah ja…“ Aois Grinsen wurde noch breiter und in seinen Augen blitzte es selbstzufrieden, denn Uruha konnte so  verstimmt tun, wie er wollte, Aoi sah es an dessen Augen, wie sehr es ihm gefiel. Es war eine Gelegenheit, die er so niemals bekommen hätte und das wussten sie beide… „Wenn ich dich schon zu einem Date nötigen muss….dann soll es dir doch zumindest gefallen…“ Erneut wand Uruha sich ab, die Arme vor der Brust verschränkt und einem „tze“, auf den Lippen. Es gefiel ihm wirklich. Am liebsten wäre er näher an die Gemälde dran gegangen, hätte sich die Details angesehen, die er von seiner Position hier nicht erkennen konnte. Es war eine Bunte Mischung aus bekannten und für Uruha noch völlig unbekannten Künstlern, die hier ausgestellt wurden. Ein solch bunter Mix und doch so stimmig…. „Es ist ein Privatsammler…einige der Bilder werden verkauft...leicht exzentrisch, aber ein exzellenter Geschmack…“, erklärte Aoi mit leiser Stimme, um den Redner auf der Bühne nicht zu übertönen, der die Regeln der Auktion erklärte. Erneut wanderte Uruhas Blick über die Reihen der Bilder. Zdzisław Beksiński, Max Ernst, er meinte auch einen Dali zu erkennen, doch war er sich nicht sicher. Auch so hingen hier Bilder im Wert von Millionen an den Wänden…. „Wieso…verkauft man sowas…?“, es war mehr eine rhetorische Frage, als eine echte und doch schaute der Honigblonde Aoi so dermaßen fragend an, dass dieser bloß die Schultern zucken konnte. „Komm….gehen wir näher ran…“, sanft schob Aoi den Honigblonden wieder aus der Menge und dieses Mal sträubte Uruha sich auch nicht gegen die Berührung. Viel zu fasziniert war er von dem was er sah, als das er sich an sowas stören könnte. Ließ sich von Aoi durch den Raum führen und blieb vor den Bildern stehen, während die Menge sich langsam aufzulösen begann und hier und da sich kleine Grüppchen bildeten um  die Gemälde zu diskutieren. Doch von all dem bekam Uruha kaum noch was mit, bloß Aois dunkle Stimme, die ihm hier und ein bisschen was zu den Bildern und der Sammlung erzählte drang noch zu ihm durch. Er hätte nicht gedacht, dass er sich jemals so mit Aoi unterhalten würde…. Auch, als die Gesellschaft sich schließlich komplett auflöste, stand Uruha noch immer da, wie verzaubert von dem was er gesehen und nicht in der Lage zu sagen, was er dabei fühlte.. Es war der schönste Abend, den er seit langem gehabt hatte….. *** Uruhas Stirn lehnte gegen das kühle Glas der Autoscheibe, als Aoi den Motor des teuren Wagens vor seinem Wohnblock ausschaltete, doch er war  mit seinen Gedanken noch immer bei der Ausstellung, um das wirklich zu registrieren. Die ganze Fahrt über hatten sie kein Wort gesprochen, doch war es kein unangenehmes Schweigen gewesen. Vielmehr hatte Aoi einfach akzeptiert, dass der Honigblonde einfach etwas Zeit brauchte… Nur langsam löste sich Uruha wieder aus seinen Gedanken. Blinzelte, um wirklich zurück in die Realität zu finden und drehte sich langsam zu Aoi um, der sich ihm nun zugewandt hatte. Unschlüssig was er tun sollte, biss Uruha sich auf die Lippe. Schien mit sich zu kämpfen, doch sah er Aoi schließlich direkt in die Augen und ein sanftes, ehrliches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Danke….das war….wirklich schön…“ „Das freut mich…“ Erneut kehrte Schweigen ein. Aois eine Hand lehnte noch immer am Steuer, doch die Andere, die zuvor noch die Schaltung betrieben hatte, wanderte langsam in Richtung Uruhas. Vorsichtig, als wäre der Honigblonde ein schreckhaftes Tier, berührten Aois Finger die seinen. Ruckartig zog Uruha die Hand zurück. Vielleicht ein wenig zu ruckartig, denn das Lächeln auf Aois Zügen gefror für einen Moment. Uruha biss sich auf die Lippe, er hatte es nicht so gemeint….es war ein Reflex gewesen, doch nun war es zu spät… „Ich sollte besser….“, murmelte der Honigblonde und schwang seine Beine aus dem Wagen. „Uruha…“ Aois Stimme ließ ihn noch mal innehalten. „Sehen wir uns wieder?“ Ein Lächeln breitete sich erneut auf Uruhas Lippen aus. „Ich wird‘s mir überlegen…“, grinste nun zum ersten Mal der Blonde frech und schlug die Tür des Autos zu. Lachend sah Aoi zu, wie Uruha in seinem Hauseingang verschwand….Es war doch schon mal ein Anfang…   Kapitel 8: Damnation -------------------- Into the eternal darkness, into fire and into ice – Dante, Divina Commedia   Es war inzwischen weit nach Mitternacht, als Uruha endlich nach Hause kam. Müde kickte der Honigblonde sich die Schuhe von den Füßen und knöpfte sich im gehen die Manschetten seines Hemdes auf und streifte es sich vom Körper, ein leichter Hauch von Aois Parfüm stieg ihm in die Nase und Uruha runzelte die Stirn. Der Dunkelhaarige musste wohl dichter an ihm dran gestanden haben, als er gedacht hatte, doch erstaunlicher Weise störte es ihn nicht…Uruha lachte leise. Schüttelte den Kopf über sich selbst. Wie albern er sich fühlte…wie – leicht…..er seufzte. Seine Nase war trocken – das war sie so ziemlich immer, doch mochte er keine Nasensprays, da sie seine Nebenhöhlen nur noch mehr beanspruchten und wenn sie zu schwollen, war es mehr als unangenehm… Der Honigblonde spritze sich am Waschbecken ein wenig Wasser ins Gesicht und stützte ich dann daran ab, während er sein Gesicht musterte. Uruha lächelte. Er hätte wirklich nicht gedacht, dass ihn dieses „Date“ wie Aoi es bezeichnet hatte tatsächlich so viel Spaß machen könnte….geschweige denn, dass Aoi wirklich zu ernsthaften Konversationen fähig war…Doch wie sehr der erste Eindruck täuschen konnte…Aoi hatte sich anständig verhalten…. Uruha lachte leise. Nun, er fad ihn immer noch arrogant. Und überheblich. Aber vielleicht…es gab zumindest unangenehmere Zeitgenossen… Uruhas Brauen zogen sich zusammen, als das Ziehen in seiner Nase schlimmer wurde. Auch das kannte er schon, so fing es immer an bei ihm. Ein leichtes Ziehen in der Nase…das kribbeln in den Fingerspitzen… Uruha schüttelte den Kopf und seine Strähnen, leicht feucht, spritzen Wassertropfen auf den Spiegel. Er brauchte nicht noch eine Line. Er hatte erst vor wenigen Stunden welche gehabt, zwar weniger, als sonst, da er bei klarem Verstand sein wollte, doch sollte es bis zum Morgen reichen. Er war gut gelaunt, er würde also auch so schlafen können, auch ohne, dass die Albträume wieder kamen… *** Uruhas T-Shirt klebte ihm schweißnass an der Brust, als er aus dem Schlaf hochschreckte. Seine Hände verkrampften sich um seine Decke und sein Herz schlug ihm wie wild in der Brust. Uruha keuchte. Seine Kehle war wie ausgedörrt. „Fuck!“, er fluchte. Die Uhr auf seinem Nachttisch zeigte erst kurz nach vier Uhr morgens an, doch an Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Noch immer zitternd, schwang er seine Beine aus dem Bett. Der Boden war eiskalt unter seinen Sohlen, doch auch das störte ihn nun nicht. Er hätte nicht so töricht sein sollen. Er hätte noch eine Line ziehen sollen. Hatte er das drohende Tief nicht bereits gespürt gehabt? Hatte das Ziehen in seiner Nase ihm nicht gereicht, um zu erkennen, dass es kommen würde? Uruha schluckte krampfhaft. Wo war seine Brieftasche? Wo war diese verdammte Hose! Er hatte sich doch erst vor kurzem ausgezogen?! Der Honigblonde sah sich in seinem Schlafzimmer um, zunehmend hektischer, bis er sie endlich über einen Hocker geworfen fand. Mit zitternden Fingern griff er in die Taschen. In die eine, die andere. Nichts. Die Brieftasche war nicht da. Er fluchte abermals. Schmiss die Hose bei Seite und warf den Hocker um. Immer noch nichts. Sie musste da sein. Irgendwo. Uruha spürte die drohende Panik in sich aufsteigen. Er hatte sie bestimmt nur verlegt. Sie war ihm aus der Tasche gefallen. Irgendwo hier in seinem Schlafzimmer… So unbesiegbar man sich  mit Koks auch fühlte, so tief war auch der Fall. Und er würde kommen. Bald, wenn Uruha das Zeug nicht endlich fand. Sein Atem ging hektischer, während er sein Zimmer durchwühlte. Sachen um schmiss. Möbel um rückte. Uruha rannte den Flur entlang. War sie ihm da rausgefallen? Er hatte nur  noch dieses eine Tütchen. Das war alles, was er hatte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und nur mit Mühe konnte er sich dazu zwingen weiterhin regelmäßig ein und aus zu atmen. Wie besessen war er seine Sachen um. Kam zurück uns Schlafzimmer und zerrte sein Bettzeug vom Bett. Die Panik hatte ihn im Griff. Uruha warf die Matratze vom Bett. Kroch auf allen Vieren durch das Zimmer und wühlte in dem Chaos, das er veranstaltet hatte. „Bitte…bitte…bitte…“, er schluchzte. Er wollte sich nicht wieder so fühlen. Er wollte sich nie wieder so fühlen…. Er würde nicht zulassen, dass sie ihn wieder einholten.  Uruha spürte schon die namenlose Angst ihre kalten Finger nach ihm strecken. Spürte ihren Hauch in seinem Nacken, während er weiter durch seine Sachen wühlte. Auf dem Bauch durch das Zimmer kroch und unter die Schränke sah, bis er sie sah. Uruhas Finger zitterten, als er nach seiner Brieftasche griff. Seine Sachen auf dem Boden nur noch weiter aus einander warf, um wenigstens ein Stückchen Laminat frei zu haben, stand der Weg ins Wohnzimmer zum tisch doch außer Frage, da er nun zu weit war. Er würde es keine weitere Sekunde länger aushalten. Hastig wischte Uruha einige Male über den Boden, damit er sauber war. Zog  zitternd  eine Line und sog sie gierig hoch. Es war ihm egal, dass er wie ein Tier auf dem Boden kroch. Das er Möbel umgeschmissen und seine Lampe zerbrochen hatte. Das seine Hand nun blutete, weil er sich an einer der Scherben geschnitten hatte… Noch immer am ganzen Körper zitternd zog Uruha die Beine dichter an sich und lehnte sich an eine Wand. Konzentrierte sich aufs Atmen. Ein und aus. Ein und aus. Die Sekunden schienen sich wie Stunden zu ziehen. Es würdeneinige Minuten vergehen müssen, bis der ersehnte Rausch seine Panik unterdrücken würde. Bis er wieder Herr seiner Selbst war…Ein und aus. Ein und aus. Das  Gift jagte wie Feuer durch seine Adern, als die Panik endlich erlosch. Kapitel 9: Embers -----------------   Cocaine [def.]: Something that gives you life and ends up killing you. – Anonymous   Uruha wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Wie lange er schon in Mitten all des Chaos, das er verursacht saß, die Hände zu Fäusten geballt, dass seine Fingernägel sich tief in sein Fleisch bohrten. Die Augen noch immer geschlossen, in einem kindischen versuch die Monster auszublenden, die ihn seit je her jagten und denen er nur so Herr werden konnte. Der Honigblonde seufzte leise. Sei Herz schlug endlich wieder normal und er fühlte sich nur noch müde. Uruha glitt an der Wand, an die gelehnt er noch immer saß entlang endgültig zu Boden. Die harten Balken seines Laminats fühlten sich kühl unter seinen Fingerspitzen an, als er sich auf seinen Arm bettete. Die Matratze war nur wenige Schritt weit weg, doch sie hätte auch genauso gut einen Kontinent weit weg sein können. Uruha konnte sich nicht aufraffen aufzustehen, stattdessen schloss er bloß seine Augen. Nur für einen Moment….. *** Das penetrante Klingeln seines Handys riss Uruha schließlich aus dem Schlaf. „Was?!“, Uruha fauchte, den Hörer wütend ans Ohr gepresst. Die Sonne war längst aufgegangen und schritt bereits auf ihren höchsten Stand zu, doch dem Honigblonden war, als habe er nur wenige Minuten lang geschlafen. Dunkle Ringe lagen um seine Augen, die er mit der Hand vor der Helligkeit abschirmte. „Ich wünsche dir auch einen wunderschönen  guten Morgen, Sonnenschein~“ Uruha schnaubte. Aois unverschämt fröhliche Art, würde ihn noch irgendwann zur Weißglut treiben. „Was willst du?“, langsam setzte der Honigblonde sich auf, sein Rücken schmerzte von dem harten Boden, auf dem er geschlafen hatte und seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, doch von der Panik der letzten Nacht war nichts mehr übrig. „Ich bin auch gut nach Hause gekommen, danke der Nachfrage…~“, Uruha knirschte mit den Zähnen, er war drauf und dran einfach aufzulegen, wenn der Dunkelhaarige nicht endlich mit der Sprache rausrückte, wieso er ihn geweckt hatte. Erst jetzt nahm Uruha das Chaos richtig war. Sein Schlafzimmer sah aus wie ein Schlachtfeld…. Aoi lachte leise in den Hörer, als keine Antwort von Uruha kam. „Ich will dich auf `nen Kaffee einladen…“, beantwortete der Dunkelhaarige endlich Uruhas Frage von vorhin. „Nein danke.“ „Ich stehe vor deiner Wohnung….entweder du kommst raus, oder ich klingele so lange, bis du mich rein lässt…“ Uruha konnte das grinsen in Aois Stimme heraushören und irgendwas in ihm sagte ihm, dass der Dunkelhaarige es tatsächlich bringen würde, bei ihm Sturm zu klingeln…. „Fick dich!“ „Da fick ich lieber dich, aber vielleicht doch besser ein ander‘  Mal…ist das also ein ja?“ „Du kannst mich mal!“, Aois Dreistigkeit verschlug Uruha  doch immer wieder aufs Neue die Sprache. Was dachte dieser arrogante Mistkerl, wer er war?! „Beeil dich! Ich warte nicht gerne lange…“, kam es erneut vom anderen Ende der Leitung. „Dann warte nicht und mach dich nützlich!“, fauchte der Honigblonde Aoi abermals an, doch war sein Tonfall bereits milder, als vorhin. „Besorg uns im Café´ gegenüber einen Tisch…ich komme dorthin…Und sieh zu, dass es ein Fensterplatz ist!“ Uruha hörte Aoi noch in den Hörer lachen, doch legte er auf, bevor der Dunkelhaarige irgendwas erwider konnte. Was auch immer ihn gerade geritten hatte zuzusagen, SO konnte  er nicht hin…. Kapitel 10: Critics ------------------- But all those souls grace the Empyrean; and each of them has gentle life though some sense the Eternal Spirit more, some less – Dante, Paradiso Es war inzwischen kurz vor 10:00 Uhr morgens und Uruha hatte sich so schnell fertig gemacht wie wohl noch nie in seinem Leben – nicht, dass er es jemals zugeben würde. Die dunklen Ringe unter den Augen hatte er trotzdem nicht ganz kaschieren können, doch seine Haare waren wieder sauber und fielen ihm in nicht ganz so sauber geglätteten Strähnen ins Gesicht. Kräuselten sich ein wenig in seinem Nacken und umschmeichelten seine trotz aller Müdigkeit, feinen Züge. Uruha pustete sich eine Strähne aus den Augen und vergrub seine Hände bloß noch tiefer in den Taschen seiner dunklen Jeans. Es war noch etwas frisch draußen, doch er machte sein Sweatshirt nicht zu. Fror lieber, als dass er seinen Look ruinieren würde – seinen „ I don’t give a fuck, but I know you want me“ - look den er über Jahre perfektioniert hatte. Wieso er sich die Mühe machte? – das war eine wirklich gute Frage. Was es auch war….er wollte, dass Aoi ihn gut aussehend fand. Dass der Dunkelhaarige ihm nachlief und sei es auch nur, um sich von ihm genervt fühlen zu können. Das Menschliche Ego war schon so eine Sache für sich…. Zumindest sah er durch die Kälte nicht mehr so blass aus… Ein warmer Luftstrom wehte dem Honigblonden entgegen, als er die Tür zum Cafe´ mit einem leisen klirren der Glöckchen öffnete und auch gleich hinein huschte. Aoi hatte tatsächlich einen Fensterplatz besorgt. Uruha lächelte schief, als er sich dazu setzte und ohne ein Wort der Entschuldigung nach der Karte griff. „Wird aber auch Zeit!“, beschwerte sich der Dunkelhaarige, doch sein Tonfall war eher amüsiert, als verärgert. „So wie die Kellnerin dich anstarrt, hättest du bestimmt einen Weg gefunden dich nicht zu langweilen…“, lächelte Uruha bloß süffisant und sah Aoi über die Karte hinweg an, bevor er der besagten Kellnerin winkte und sich – Aois Kopfschütteln ignorierend – einen Kaffee bestellte. „Also…“, meinte der Honigblonde, als sie wieder nur noch zu zweit am Tisch waren. „Was wolltest du so dringend von mir?“ Aoi seufzte theatralisch. „Also so langsam glaube ich wirklich, ich beiße bei dir auf Granit…“, meinte er mit einem bemüht enttäuschtem Ausdruck, doch nur zu bald schlich sich das Uruha vertraute Lächeln auf dessen Lippen. „ Dann pass auf, dass du dir keinen deiner hübschen Beißerchen ausbeißt…“ „Auch Stein bröckelt irgendwann…“ Uruha zog seine Augenbraue fragend nach oben, doch die Kellnerin, die ihm den Kaffe hinstellte hinderte ihn daran auf das erneute, freche Kommentar einzugehen und so wiederholte er bloß seine Frage von vorhin. „Nun…wir hatten einen Deal…“, Aoi faltete seine Hände vor sich auf dem Tisch und beugte sich ein wenig näher an Uruha heran. „Und da du deinen Teil eingehalten hast….“ „…erwarte ich von dir das Selbe…“, beendete Uruha den Satz für Aoi. „Keine Sorge…das habe ich vor!“, Aoi hob beschwichtigend die Hände. „Nur…“ „Nur?!“, hatte Uruha sich da gerad verhört? Der Honigblond hob fragend eine Augenbraue, doch ließ Aoi nicht zu, dass sich sein Staunen in Ärger verwandelte, da er auch schon weitersprach. „Nur….Ich will sehen, was du ausstellen willst, schließlich hängt dadurch ja auch mein Name dran.“ Kapitel 11: Mama Mia -------------------- „Na komm…, das ist nur fair!“, Aoi hob abwehrend die Hände, doch in seinen Augen funkelte der Schalk. Uruha seufzte. „Ich mach mich doch zum Gespött, wenn du nur Farbklekse zu bieten hast!“, der Dunkelhaarige lehnte sich erneut an den Tisch, grinste Uruha herausfordern an, wusste dieser doch inzwischen nur zu gut, wie explosiv Uruhas Temperament sein konnte. Auf so eine Provokation hin konnte der Blonde einfach nicht einfach kneifen. Aoi würde seinen Willen bekomme, ob Uruha es nun gefiel oder nicht…der Blonde musste bloß aus seiner Reserve herauskommen… „Ich mach ganz sicher nicht bloß Farbklekse!“, zischte Uruha auch wie von Aoi erwartet. Die Brauen des Honigblonden bildeten eine steile Falte, als dieser verärgert seinen Löffel sinken ließ. Aoi lachte leise. Lehnte sich wieder zurück in seinen Stuhl und klatschte zufrieden in die Hände. „Wunderbar! Dann komme ich nachher bei dir vorbei…!“, grinste Aoi, sodass Uruha ihm das arrogante Grinsen am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte. Wie schaffte er es bloß immer wieder Uruha so leicht zu irgendwas zu kriegen? Es musste ganz dringend Schluss damit sein! Noch immer o frech grinsend, trank Aoi einen Schluck von seinem Kaffee. „Na komm schon…was hast du? Lächle! Du kriegst doch deinen Willen..!“, lachte Aoi deutlich viel zu gut gelaunt, für Uruhas Geschmack , doch konnte auch er nicht anders als etwas zu lächeln. Ja, er bekäme seinen Willen…..Auch, wenn er seine Seele an diesen schwarzhaarigen Teufel vor ihm verkauft hatte dafür….oder wie sollte er das Date werten? Auch wenn es tatsächlich noch nicht einmal halb so schlimm war, wie er es befürchtet hatte….Aoi konnte charmant sein…. „ Wo wir ja schon dabei sind…“, setzte Aoi abermals an. „Wer hat dir heute Nacht denn den Schlaf geraubt? Deine Augenringe sind ja schon fast ein Kunstwerk für sich!“ Was hatte Uruha sich gleich noch mal gedacht? Charmant? Der? „Tzz“, schnaubte der Blonde. „Ich kann‘s nicht gewesen sein…“, fuhr Aoi bloß fort, ohne auch nur im geringsten Uruhas Reaktion zu würdigen. „…..Sonst wärst du um einiges besser gelaunt!“, zwinkerte der Dunkelhaarige vieldeutig. Uruha rollte bloß noch mit den Augen. Es war hoffnungslos… „Aoi….“, sichtlich irritiert rieb sich Uruha seine Stirn. „Was willst du eigentlich von mir?“, diese Frage brannte ihm schon seit längerem auf den Lippen. Uruha konnte sich einfach keinen Reim drauf machen, was genau Aoi an ihm fand, dass er so an ihm klebte…Wenn Aoi bloß wüsste…. „Du bist heiß“, zuckte der Dunkelhaarige unverschämt mit den Achseln und erneut breitete sich dieses freche Lächeln auf seinen Lippen aus. Uruha hob fragend eine Augenbraue. „Vielleicht mag ich dich auch einfach…“ Uruhas Augenbraue wanderte noch einen Ticken höher, doch sein verärgerter Gesichtsausdruck entspannte sich. Wich einem verwirrten. „Ist es so verwunderlich, dass du mir sympathisch bist?“, nun war es Aoi, der seine Braue fragend in die Höhe zog. Doch noch immer funkelte es in seinen Augen auf eine Art, die Uruha nicht zu deuten mochte. „Und wann genau hast du beschlossen, dass ich dir sympathisch bin?“ „Naja…ich habe dich gesehen…“ „…..und ich habe dir Whisky ins Gesicht gekippt…“ „Und schon war ich ganz hin und weg von dir ~!“, beendete Aoi den Satz und grinste bloß noch unverschämter. Zwinkerte dem Blonden zu, der etwas Richtung: „ Vielleicht sollte ich dir dann auch noch meinen Kaffee ins Gesicht kippen…“, brummte und seine Arme vor der Brust verschränkte, doch sah er schon weit weniger verstimmt aus, als vorhin. Uruha schüttelte ungläubig den Kopf. Wie schaffte Aoi das eigentlich? Schon wieder konnte er bloß lachen, so absurd war das Ganze…. Aoi lachte gut gelaunt. Trank den letzten Schluck aus seiner Tasse und erhob sich von seinem Stuhl. „Ich muss nun los…wir sehen uns heute Abend…“ „Wann?“ „Ich ruf dich an…und vieleicht steht dein Angebot von heute Morgen ja noch!“, zwinkerte Aoi frech. „Welches Angebot?!“ „Na dein fick dich!“, grinste er, als wäre es das selbstverständlichste der Welt und sah zu, dass er Land gewann, bevor Uruha seine Worte ganz begreifen konnte. „Bis heute Abend..“, rief er bloß noch aus der Tür heraus und war dann auch schon verschwunden, einen völlig verdatterten Uruha zurücklassend. So ein Arsc****! Kapitel 12: Hurricane --------------------- Seufzend sah der Honigblonde sich das Chaos in seiner Wohnung an. Man hätte meinen können, ein Hurricane wäre hindurch getobt, denn praktisch nichts mehr stand noch an seinem Platz. Wo sollte er bloß anfangen…. Mit einem weiteren Seufzer, schob Uruha die Couch zurück an ihren Platz und schmiss die Kissen erst mal achtlos wieder darauf, um sich überhaupt in seinem Wohnzimmer bewegen zu können. Es würde noch ein sehr langer Tag werden…. Das warme Wasser auf Uruhas Haut war eine Wohltat nach all der harten Arbeit, die es gewesen war, seine Wohnung wieder präsentabel zu machen. Der Honigblonde fuhr sich durchs Gesicht, er war so beschäftigt gewesen, dass er sich noch nicht einmal hatte Gedanken machen können, was er Aoi nun eigentlich zeigen wollte… Wieso war er bloß so nervös? Uruha spürte wie sein Herz ihm in der Brust pochte, als er seine Hand gegen seine Brust presste und sie dort zur Faust ballte. Er hatte sich schon seit Ewigkeiten nicht mehr so verunsichert gefühlt…so zur Schau gestellt. Aoi wäre der erste, der seine Bilder wirklich zu Gesicht bekäme. Der Honigblonde atmete tief durch. Er spürte das Verlangen, nach einer weiteren Line in sich aufsteigen. Nur ein bisschen und schon wäre diese Unsicherheit weg. Uruha schüttelte den Kopf, um ihn wieder freizubekommen. Wenn er so anfing, würde es bald völlig außer Kontrolle geraten..Uruha schluckte, war ihm doch die Panik der vergangenen Nacht noch viel zu deutlich vor Augen. Er müsste damit aufhören, wollte er nicht völlig die Kontrolle über sich verlieren, doch schon allein der Gedanke daran, was kommen würde ließ es ihm eiskalt den Rücken runter laufen . Er konnte es nicht. Nicht jetzt….er brauchte dieses verfluchte Zeug, um sich wie er selbst zu fühlen…aber wie lange würde er, er selber bleiben…? Uruha lehnte die Stirn an die glatten Kacheln an der Wand. Ließ sich das Wasser angenehm heiß über den Nacken laufen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sein Herz pochte so sehr, dass er das Gefühl hatte sich übergeben zu müssen. Das laute Klingeln seiner Tür, ließ Uruha aus seiner Starre wieder zu sich kommen. Entnervt hob er den Kopf von der Wand, als es abermals so penetrant klingelte. „Was zum…“ Uruha drehte das Wasser, welches inzwischen unangenehm kalt aus dem Duschkopf auf ihn prasselte ab, als es auch schon zum dritten Mal klingelte. „Wer in aller Welt….“, fluchte der Honigblonde leise vor sich hin, während er sich nur notdürftig abtrocknete und sich in einen Bademantel hüllend zur Tür eilte, als es auch schon zum vierten Mal an dieser klingelte. Seine Haare tropften ihm unangenehm kühl in den Nacken, als er auch schon die Tür aufriss, bereit dem Störenfried ordentlich die Meinung zu geigen, was dieser sich erdreiste bei ihm Sturm zu klingeln. „Bevor du mir den Kopf abreißt…“, meldete sich auch besagter Störenfried und hielt Uruha eine Flasche Moet entgegen. „Ein Friedensangebot….“, Aoi drängte sich an Uruha vorbei in die Wohnung, bevor dieser die Gelegenheit hatte, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. „Ich war in der Gegend…“, erklärte sich der dreiste Besucher und stellte die Flasche, da Uruha keine Anstalten machte sie entgegenzunehmen einfach auf eine Kommode im Flur. „…da dachte ich, ich komme einfach gleich vorbei…“, meinte Aoi zu dem immer noch vor Schreck ganz stummen Gastgeber. „Ich würde die in den Kühlschrank stellen..“, zwinkerte der Schwarzhaarige und steuerte zielstrebig das Wohnzimmer an, als Uruha endlich zu sich kam. „Was bildest du dir eigentlich ein!“, wütend zog Uruha den Bademantel enger um sich und stampfte Aoi hinterher, welcher sich einfach auf Uruhas Couch pflanzte. „Einiges..“, grinste der dunkelhaarige ungeniert und ließ seinen Blick über Uruhas notdürftige Bekleidung wandern. „Aber ich glaube du solltet dir lieber etwas anziehen, bevor wir darüber diskutieren….die Arbeit sollte doch stets vor dem vergnügen kommen, meinst du nicht?“, zwinkerte Aoi fast schon todesmutig, denn Uruha hatte die Flasche Moet in seiner Hand, welche verdächtig zuckte. Einen Moment lang verharrte Uruha, doch drehte er sich dann doch um und verschwand mit einer Vielzahl farbenfroher Flüche auf den Lippen, um sich tatsächlich etwas anzuziehen. Es war Aois Glück, dass dieser schlau genug war, sich im letzten Moment eine Hand auf den Mund zu drücken und so sein Lachen zu ersticken, doch war es gerade Uruhas Temperament, welches ihn so sehr am Blonden faszinierte. Kapitel 13: Art & Critics ------------------------- Als Uruha endlich aus dem Schlafzimmer zurückkam, war seine Laune zwar nicht unbedingt besser, doch zumindest hatte sein Herz endlich aufgehört wie verrückt in seiner Brust zu schlagen. Uruha konnte weitaus besser damit umgehen, gereizt zu sein, als aufgeregt. In alter Selbstsicherheit verschränkte der Honigblonde die Arme vor der Brust und hob fragend eine Augenbraue, als er zwei Gläser auf seinem Couchtisch entdeckte, welche vorhin noch nicht dort gestanden hatten. „Ich war so frei…“, lächelte Aoi deute Uruha an sich zu ihm zu setzten. Der Honigblonde blieb störrisch stehen. Soweit käme es noch, dass er sich in seiner eigenen Wohnung von irgendwem etwas sagen ließe! Das ach so typische, freche Lächeln zog Aois Mundwinkel nach oben und der Dunkelhaarige klopfte abermals neben sich auf die Couch. „Im sitzen redet es sich viel angenehmer..“, zwinkerte er, zuckte dann aber doch mit den Schultern, als Uruhas Finger sich verdächtig weiß färbte, so fest hatte der Blonde seine Hände zu Fäusten geballt. Das eine Glas Moet in der Hand, kam der Kritiker schließlich um den Tisch herum und nachdem er Uruhas verkrampfte Hand von diesem weggezogen hatte, drückte er dem Blonden das Glas schließlich in die Hand. Aoi nahm sein eigenes vom Tisch und prostete Uruha leicht zu. „Also, nun da wir beide versorgt sind….“, lächelte er, wich aber vorsichtshalber einen Schritt zurück. „….wollen wir zur Arbeit schreiten?“ Der Honigblonde trank einen großen Schluck von seinem Glas, auch wenn er Aoi die Genugtuung eigentlich nicht hatte geben wollen, aber er brauchte das gerade, um seine angespannten Nerven zu beruhigen. „Ich hole die Bilder…“, nickte er, doch so sehr Uruha es auch versuchte zu unterdrücken, man hörte ihm die Anspannung an. Er hatte seine Bilder bislang noch niemandem gezeigt und diese nun auch noch beurteilt zu bekommen, ließ den Honigblonden an seinem ganzen Vorhaben zweifeln. „…und wenn du hier noch irgendetwas anfasst..“, meinte er, die Augenbrauen steil zusammengezogen. „Breche ich die deine Finger…“, drohte er Aoi und verschwand schließlich erneut aus dem Zimmer. Nur, was sollte er dem Kritiker zeigen? Der Honigblonde hatte die Tür fest hinter sich zugezogen und durchwühlte zunehmend panischer werdend seine Leinwände. Natürlich hätte er sich früher Gedanken machen sollen, aber er hatte es einfach nicht glauben können oder wollen, dass Aoi tatsächlich zu seinem Wort stehen würde! Der Honigblonde atmete tief durch und wischte seine schweißnassen Hände an seiner Hose ab, während Aoi gleichzeitig sich das seltsam sterile Wohnzimmer ansah. Kaum Bilder, kaum Tand, den man normalerweise so ansammelte. Erschrocken fuhr der Dunkelhaarige zusammen, als sich die Tür erneut öffnete und Uruha mit mehreren Leinwänden unterm Arm hereinkam. Der Honigblonde stellte die Leinwände nebeneinander hin, damit Aoi sie alle gut sehen konnte, doch würdigte er den Dunkelhaarigen nun keines Blickes, sondern griff bloß nach seinem Gals und füllte es randvoll. „Und?“, fragte der Blonde, nach einem kräftigen Schluck. Aoi schwieg. Erstaunlich konzentriert ging der Kritiker nun vor den Bildern auf und ab. Beugte sich näher heran, betrachtete die Bilder aus allen Blickwinkeln und trieb Uruha damit in den Wahnsinn, der die Anspannung kaum noch ertrug. „Und?“, fragte der Blonde abermals, sein drittes Glas inzwischen füllend. „Es hat etwas von Zdzisław Beksiński…“, seufzte Aoi schließlich. Uruha trank einen weiteren Schluck, wartete angespannt, dass der Dunkelhaarige weiterredenwürde. „Soll ich ehrlich sein oder nett?“, fragte Aoi, nun selber angespannt, doch konnte man in seinem Gesicht nicht lesen, was genau er sagen wollte. „Ehrlich…“, Uruhas Stimme war nun kalt wie Eis. „Es hat etwas von Zdzisław Beksiński, Dali und Bosch…“, Aoi ging abermals zwischen den Bildern auf und ab. „Und ich meine nicht nur deine Themen…ich meine die Stiele…!“, Aoi deutete auf eins der Bilder. „Das hier, das ist im Stiel Dalis, aber das hier..ist Bosch…du springst von Bild zu Bild von Maler zu Maler….deine Technik ist einwandfrei, aber was davon bist du? Was von all dem ist Uruha?“, der Dunkelhaarige drehte sich erneut zu Uruha. Flehte fast mit dem Blick, ihm irgendetwas zu geben, mit dem er arbeiten konnte. Uruhas Züge verhärteten sich, je länger er Aoi zuhörte. „Raus…“, es war kaum lauter als ein Wispern, doch Uruhas Stimme war kalt wie Eis. „Uruha warte, du verstehst mich falsch , ich…“ „RAUS!“, nun schrie der Blonde. Er wollte nichts weiter hören. Es war zu schön gewesen, um wahr zu sein. Aoi verstummte und Uruha stürmte nun an ihm vorbei, den Flur entlang. Riss die Eingangstür auf, seinen Worten somit mehr Nachdruck gebend. Aoi seufzte. „Uruha…“, erneut versuchte der Dunkelhaarige sich zu erklären. „Wenn nicht ich, dann hätte es wer anders gesagt und dann stünde es in einem Magazin…ich will dir doch bloß helfen…ich..“ „Raus..“, wiederholte Uruha bloß abermals und schlug die Tür Aoi vor der Nase zu. Kapitel 14: Demons ------------------ „Fuck! FUCKING FUCK!“ ,das Holz zersplitterte laut krachend, als eine weitere Leinwand die einstmals weiße Wand traf. Farbreste hingen an der ehemals sorgfältig verklebten Tapete, welche nun stellenweise tiefe Risse hatte. Uruha trat die Reste der Leinwand zu dem Haufen an zerstörten Bildern, welcher sich bereits angesammelt hatte. Stampfte wütend in die Überbleibsel der Werke, an die er so viel Mühe und Zeit verschwendet hatte. Der Whisky schwappte in der Flasche hin und her, während der Honigblonde sich der Zerstörungswut hingab, die Bilder anschrie, als wären sie der Quell seiner Misere, nur um dann doch bloß wieder einen tiefen Schluck direkt aus der Flasche zu nehmen. Er sah aus, als wäre er völlig verrückt geworden, aber vielleicht war er es auch. So wie er auf den Splittern herum hüpfte und Leinwand und Farbe unter seinen Schuhsolen zerstampfte, hätte man tatsächlich meinen können, er hatte irgendwo zwischen der ersten Leinwand und der guten halben Flasche die er inzwischen in sich rein geschüttelt hatte völlig den Verstand verloren. Aber er konnte nicht anders. Er hasste es. Er hasste es, dass es nicht gut genug war. Dass er nicht gut genug war. Völlig außer Atem ließ der Blonde sich auf den Boden Fallen und lachte wie der Geisteskranke, der er wohl eindeutig war. Aber was hatte er sich auch gedacht? Er hätte es besser wissen sollen. Er hätte so viel in seinem Leben besser wissen sollen und doch hatte er diesem Sack von Aoi vertraut. Hatte ihn gemocht. Schon der Gedanke allein fühlte sich wie Galle auf Uruhas Zunge an. Dabei hätte er es doch eigentlich besser wissen müssen. Aber nein. Er hatte sich ja unbedingt etwas beweisen wollen. Hatte doch tatsächlich einmal mutig sein wollen, aber wie sollte er Mut haben, wenn er sich verfickt noch mal vor seinen eigenen Träumen so sehr fürchtete, dass er nicht ohne eine Nase voll Koks ins Bett traute?! Oh er wusste noch, wie es angefangen hatte. Wie er zum ersten Mal hatte Mutig sein wollen und wie er danach im Gebüsch aufgewacht war. Er wusste noch die Nächte und die Tage danach, in denen er Nacht für Nacht aufgeschreckt war, im ständigen Griff der Panik, bis er nicht mehr wusste wer er war. Oh, er wusste noch, was für ein Hochgefühl es gewesen war, als er sich endlich wieder wie ein Mensch gefühlt hatte. Uruha hatte seine Seele an den Teufel verkauft, aber zum ersten Mal seit Monaten hatte er sich wieder lebendig gefühlt gehabt. Nicht wie er selbst, nein. Er hatte nicht mehr gewusst wer er war, aber er war wieder ein Mensch. Ein lebender, atmender Mensch, der sich nicht nachts unter seiner Decke verkroch und Tagsüber vor seinem eigenem, verfluchten Schatten erschrak. Er hatte sich selbst finden wollen, sich selber neu erschaffen, aber vielleicht hatte Aoi recht. Er hatte eine Witzfigur geschaffen. Hatte Stiele übernommen, doch wer er war wusste noch immer nicht. Uruha lachte. Er wusste nicht, wieso, aber auf einmal kam ihm die ganze Situation einfach nur noch lachhaft vor. Nun, aber da er ja offenbar gerade dabei war, seinen Verstand zu verlieren, wieso aufhören und es dabei belassen? Was hatte er schließlich zu verlieren? Verflucht noch mal, was hatte er überhaupt zu verlieren? Seine Freunde, der Blonde schnaubte. Sein Leben? Das hatte er sowieso schon verloren, an die Sucht, an seine Dämonen. Also wieso jetzt aufhören? Noch immer schüttelte der Blonde sich vor unterdrücktem Lachen. Trank einen tiefen Schluck aus der Flasche , stand schließlich schwankend auf und schmiss sie auf seine ruinierten Leinwände, sodass sie zerbrach und ihren Inhalt auf den Gemälden verteilte. Kurz durchzuckte ihn das Verlangen den ganzen Haufen einfach anzuzünden. Einen riesigen Scheiterhaufen zu veranstalten und einem schwarzen Sabbat gleich, seinen Dämonen zu frönen. Aber nein, es wäre schade um die Wohnung… Noch einmal schnaubte der Blonde, doch riss er sich von dem Gedanken los und kehrte seinen Bildern und seinen Träumen den Rücken. Nun, wenn er seine Träume gerade schon begrub, dann war der Whisky eindeutig nicht genug, um zu vergessen, dass er nicht mehr wusste wer er war. Nein…wozu vernünftig sein, wenn Vernunft ja doch nichts nutzte. Uruha wollte nicht vernünftig sein. Die Zeit sich wie ein Mensch zu geben, war eindeutig vorbei. Er wollte vergessen und wenn seine Dämonen schon die Überhand gewannen, dann wollte er sich dieses Mal nicht dagegen wehren. Wenn er schon in der Hölle war, wieso sollte er dann nicht auch mit dem Teufel tanzen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)