Wie ein Telefonat Folgen hatte von Marron ================================================================================ Kapitel 1: Robert ----------------- Nervös beäugte Robert den Bildschirm seines Laptops. Die Verbindung, welche gerade hergestellt wurde, dauerte schon ziemlich lange an. Der Ladebalken schien im Schneckentempo dahinzukriechen und reizte ihn beinahe mehr, als Enricos dämliche Witze. Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum und sah immer wieder über die Schulter. Sein Team hatte zwar überrascht gewirkt, als er verkündet hatte, sich in sein Zimmer zurückziehen zu wollen, weil er mit seinem Vater sprechen müsse, aber sie hatten ihn gelassen. Und jetzt klappte es nicht, weil die Internetverbindung so lausig war und er seit geschlagenen zehn Minuten darauf wartete, dass Skype ein Bild produzierte. Er wollte nicht, dass einer der Anderen jetzt hereinkam. Oder sonst irgendwann während des Gespräches, das er zu führen beabsichtigte. Vor allem der Schotte sollte weit weg bleiben. Egal, ob er sich ob des plötzlichen Meinungsumschwunges von Robert um eben diesen sorgte, oder nicht. Bisher hatte Robert es immer vermieden, seine Eltern zur Sprache zu bringen. Nur ganz selten hatte das Team einmal mitbekommen, wie seine Eltern ihn anriefen oder sich per Skype mit ihm austauschen wollten. Nie hatte man ein böses Wort von Robert gehört, obwohl seine Eltern so gut wie nie da waren. Es war eben eine Tatsache, dass seine Eltern viel arbeiteten. So war es schon immer gewesen und der Deutsche würde jetzt bestimmt nicht anfangen, sich darüber zu beschweren. Er war früh eigenständig geworden – was sein Vater besonders wohlwollend zur Kenntnis genommen hatte – und war immer mit seinen Problemen selbst fertig geworden. Nun ja...fast immer. Seit einiger Zeit hatte er ein Problem bemerkt, welches für ihn völlig neu war. Damit konnte er nicht umgehen. Er hatte es versucht, aber immer mit demselben Ergebnis: Er kam nicht klar und war mehr als nur abgelenkt. Fahrig und nervös machte er Fehler um Fehler und wurde mittlerweile nicht nur von seinem Team, sondern auch von seinem eigenen Personal darauf angesprochen, ob alles in Ordnung sei. So war er dazu gekommen, seine Eltern um Rat zu fragen, was er tun solle. Genauer gesagt, wollte er seinen Vater um Rat bitten, da er sich diesem schon immer etwas näher gefühlt hatte. Es war nämlich keine leichte Sache, die er hier fragen wollte, im Gegenteil, für Robert war das eindeutig ein riesiger Schritt. Immer noch keine Verbindung. Müde rieb er sich über sein Gesicht und schloss kurz die Augen. Wenn er nur daran dachte, was seine Familie dazu sagen würde... “Guten Morgen, mein Sohn. Was bringt dich zu so früher Stunde dazu, mich anzurufen?“ Schlagartig zuckte Robert zusammen und riss die Augen auf. Er stieß mit dem Arm gegen die Tischkante und ein unangenehmes Kribbeln zog sich von seinem Ellbogen bis in den kleinen Finger. Na, das ging ja schon mal gut los! „Hallo, Vater. Ich habe eine Anliegen. Eher eine Frage, um genau zu sein. Hättest du ein paar Minuten Zeit für mich?“ Ihm wurde flau im Magen, als sein Vater misstrauisch die Augenbrauen zusammenzog. Ein Schatten legte sich auf das Gesicht von Herrn Jürgens Senior. “Das ist sonst nicht deine Art., erwiderte er trocken. Sein Sohn rutschte auf dem Stuhl hin und her. Ja, das war nicht seine Art, das stimmte schon. Aber im Moment war er auch kein fast volljähriger Junge, der immerzu vernünftig zu handeln versuchte. Diesmal war er einfach ein kleiner Kerl, der seinen Vater um Unterstützung bat, weil er allein nicht weiterkam. Er seufzte schwer und nickte. „Ja, aber es ist wichtig. Bitte?“ Sein Vater lehnte sich im breiten Bürostuhl zurück und musterte ihn mit einem Gesichtsausdruck, den Robert nur als Inbegriff des Misstrauens beschreiben konnte. “Dann erzähle es mir.“, murmelte der Senior und Robert seufzte erneut. „Also, es ist so...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)