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Under my Protection

Arkham Origins
von
Koautor:  PunkinPie

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Ein Verbrecher, nichts weiter ...

Ich bin sehr überrascht, als einer der Wärter mich informiert, dass Besuch für mich da ist.

Wer soll mich denn ausgerechnet hier in Blackgate besuchen?

Zumal ich erst seit gestern in diesem Loch bin, nachdem Batman mich doch noch aufgespürt hat. Ich habe leider nicht damit gerechnet, dass die Fledermaus die Masse zwischen seinen Ohren tatsächlich benutzt.

Aber sei es drum, noch einmal wird mir das nicht passieren.

In Handschellen führt mich der Wärter in den Besucherraum. Da ich nicht als Schwerverbrecher im eigentlichen Sinne gelte, muss ich mich nicht hinter Plexiglas über einen Telefonhörer unterhalten.

Ich bin sehr erstaunt, als ich dich sehe. Aber das dauert nur einen Sekundenbruchteil, ehe ich mich lässig an den Tisch setze und dich herausfordernd angrinse. Deine Hände sind zu Fäusten geballt und du funkelst mich mit Mord im Blick an.

"Na sieh mal einer an ... Die kleine Miss Gordon. Lange nicht gesehen. Wie geht es Daddy?"
 

Ich nehme mir keine Sekunde Zeit, dich zu betrachten oder auf deine Provokation einzugehen. Meine Hand knallt lautstark auf den Tisch, sodass sogar der Wachmann, der uns beaufsichtigt, kurz zusammen zuckt.

"Du verdammter Scheißkerl!", wettere ich sofort los. "Wie kannst du es auch nur wagen, mich anzugrinsen, du verlogenes Schwein?!"

Ich bin kurz davor, mich quer über den Tisch auf dich zu stürzen. Nur ein von der Seite eingeworfenes "Ähm ... Miss Gordon?" hält mich zurück.

"Schon gut. Mr ..."

Ich blecke abfällig die Zähne.

"Enigma und ich haben nur ein paar kleine Differenzen."

Ich funkle dich hasserfüllt an.

"Betrug und Verrat und Lügen über Lügen zum Beispiel", zische ich und verschränke abweisend die Arme vor der Brust.

"Dad geht es blendend, jetzt, da du sitzt."
 

Als du so aus der Haut fährst, wird mein Grinsen noch breiter. Ich amüsiere mich gerade königlich.

"Na na, wer wird denn gleich so ausfallend werden. Du wirst doch wohl nicht deine guten Manieren vergessen, oder Barbara?"

Ich senke den Kopf und sehe dich über den Rand meiner Brille an.

"Du bist echt süß, wenn du dich so aufregst. Warum warst du nur nicht immer so temperamentvoll?"

Ich zwinkere dir kurz zu.

"Ich werde nicht lange hier drin sein, darauf kannst du wetten. Mein Anwalt hat mich in Nullkommanichts hier wieder raus, weil ihr mir nichts nachweisen könnt."

Ich grinse in mich hinein, denn alle Daten, die auch nur irgendwie mit mir in Verbindung stehen, konnte ich vor meiner Festnahme von den Servern des GCPD löschen und die Daten auf meinem Rechner sind unzugänglich, da keiner von euch Idioten weiß, wo er steht.
 

Der Wärter nuschelt etwas, was verdächtig nach "oh-oh" klingt. Ich ignoriere ihn. Ich bin viel zu wütend.

Weil ich mich nicht kontrollieren kann, springe ich auf und stütze mich auf den Tisch, um mich näher zu dir zu beugen. Dass eine zierliche Person wie ich kein bisschen bedrohlich wirkt, interessiert mich nicht.

"Weil ich früher dachte, dass du ein anständiger Kerl bist und ich mit meinen Mitmenschen respektvoll umgehe", fauche ich. "Niemals!!! Niemals würde ich jemanden so behandeln wie du."

Dein verdammtes Grinsen reizt mich nur noch mehr. Und natürlich weißt du das.

Du hast immer Alles gewusst, nicht wahr?

Hast mich in jeder kleinen Regung, jedem meiner Worte, jedem noch so schwachen Gefühl ergründet. Du hast mich benutzt.

Und jetzt hast du nicht mal den Anstand, schuldbewusst zu sein?

Ich schüttle den Kopf.

"Du widerst mich an. Du bist einer von Denen. Du wolltest immer besonders sein und jetzt reihst du dich in eine ganze Kette von anderem Abschaum ein, der diese Stadt verschmutzt. Herzlichen Glückwunsch, Eddie. Dein Daddy wäre ja so stolz auf dich", flüstere ich eisig.
 

"Ach komm schon, Süße. Ich habe dich wiederholt gewarnt, aber die kleine Miss Ich-weiß-alles-besser wollte ja nicht hören. Es ist nicht mein Problem, dass du jetzt wegen deiner eigenen Dummheit so sauer bist."

Ich zucke mit den Schultern und lehne mich betont gelangweilt zurück. Dass du dich so über den Tisch beugst und mich damit bedrohst - auch wenn die Drohung bei mir nicht ankommt - erheitert mich.

"Ich habe in den letzten Monaten mehr erreicht als mein alter Herr in seinem gesamten beschissenen Leben. Außerdem interessiert mich deine Meinung herzlich wenig, meine Liebe."

Ich drehe mich zum Wachmann um.

"Hey, Halsley! Wir sind hier fertig. Ich hätte dann gerne jetzt den nachmittäglichen Tee. Und dazu die Zeitung von heute."
 

Als du dich weg drehst, schnellt meine Hand automatisch über den Tisch. Ich packe den schlichten Leinenstoff deiner Gefängniskluft und reiße dich zu mir herum. Ich bin nie dazu gekommen, dir meine Kampfkünste zu demonstrieren, aber im Augenblick hast du gute Chancen, sie am eigenen Leib zu erleben.

"Den Teufel wird er tun. Du redest gerade mit mir, Arschloch!"

Ich zerre an deinem Kragen und lege alle Kraft hinein, dich noch näher zu mir zu ziehen.

"Hab wenigstens den Mumm, dich für deine Taten zu verantworten."

"Miss Gordon ...!"

Halsley ist schon auf halbem Weg zum Tisch, doch ich stoße dich zurück gegen deinen Stuhl und setze mich wieder.

"Sie bleiben wo Sie sind oder so wahr mir Gott helfe, ich sorge dafür, dass Sie gefeuert werden."

Ich sehe dabei nur dich an.

"Unterhalten wir uns doch wie gesittete Menschen", sage ich und reibe beiläufig die Hand, mit der ich dich gepackt hatte. "Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?"
 

Als du mich fast über den Tisch zerrst, verrutscht mein selbstsicheres Grinsen für einen kurzen Moment. Du hast mich mit deiner Aktion wirklich überrascht. Ich hätte dir nie zugetraut, dass du so gewalttätig sein kannst. Ich entdecke gerade ganz neue Seiten an dir.

Nachdem du mich wieder losgelassen hast, zupfe ich an meinem orangenen Overall herum und sehe dich dann an.

"Deine verbalen Ausfälle sind ein deutliches Anzeichen dafür, dass du deine Emotionen nicht unter Kontrolle hast. Es wäre angebracht, wenn du mit einem Psychologen über deine Unfähigkeit deine Impulse zu kontrollieren sprichst. Ich kann dir die Nummern von ein paar guten Ärzten geben."

Ich grinse dich wieder an.

"Aber in Ordnung, weil wir gute alte Freunde sind, bin ich großzügigerweise dazu bereit, mich weiter mit dir zu unterhalten."

Ich drehe mich wieder zu dem Wärter um.

"Halsley, seien Sie so nett und bringen Sie mir einen Kaffee. Aber nicht das widerliche Zeug aus dem Automaten. Und unsere Miss Gordon braucht einen starken Beruhigungstee."

Mit einem wissenden Blick, den du nicht sehen kannst, bedenke ich den Wärter. Ich habe viele Informationen über diesen Mann, die mir hier einen angenehmen Aufenthalt ermöglichen. Dann sehe ich dich wieder an.

"Was ich mir dabei gedacht habe ...?", wiederhole ich langsam und gedehnt. "Tja, weißt du ... Ich fürchte, dass übersteigt deinen IQ bei Weitem ..."
 

Ich verschränke die Arme vor der Brust und starre geduldig die Tischplatte an, bis ich höre, wie die Tür geöffnet wird und wieder ins Schloss fällt. Erst als Halsley weg ist, trete ich dir unter dem Tisch kräftig gegen das Schienbein.

"Ich sehe gar keinen Grund, meine Impulse zu kontrollieren. Wie sich heraus gestellt hat, ist es manchmal befriedigender, seine Wut zuzulassen und sie für etwas Sinnvolles zu nutzen. Verbrecher wie dich dingfest zu machen, zum Beispiel. Mich endlich durchzusetzen. Etwas zu bewegen."

Ich lege den Kopf in den Nacken und starre die weiße Decke an.

"Ich bin nicht nur hierher gekommen, um dich anzuschreien. Die meiste Wut habe ich schon ausgelassen, damit ich hier drin nicht völlig durchdrehe."

Ich mache eine Kunstpause, dann schenke ich dir ein Lächeln, das meine Augen nicht erreicht.

"Dein Wagen steht jetzt auf dem Gelände des GCPD, weil sie nach Verstecken von Datenpaketen suchen", füge ich beiläufig hinzu. "Hast du schon mal gehört, wie wundervoll Metall auf Metall quietscht?"
 

Ich verziehe schmerzhaft das Gesicht, als du mir gegen das Schienbein trittst.

"Gewalt ist ein Zeichen für einen schwachen Geist", kommentiere ich deine Aktion mit zusammen gebissenen Zähnen.

Als du meinen Mustang erwähnst, muss ich schlucken. Der Wagen ist mir heilig und wenn auch nur einer dieser inkompetenten Stümper eine Schramme in den Lack macht, wird das ganze GCPD es bereuen.

"Das wagt ihr euch nicht ...", zische ich dir gefährlich leise zu.

Ich funkle dich an und muss mich zusammen reißen, um nicht auf dein Niveau zu sinken.

"Der Mustang ist ein wertvolles Sammlerstück und wenn ich auch nur eine Beule in der Karosserie finde, mache ich dich persönlich dafür verantwortlich."
 

"Oh, das solltest du auch tun, Eddie", sage ich mit zuckersüßer Stimme. "Immerhin war ich diejenige, die - aus Versehen natürlich - ihren Schlüssel quer über die Motorhaube gezogen hat. Aber keine Angst. Die Überwachungskamera war in der Nacht zufällig ausgefallen. Du brauchst dir also keine Sorgen um mich zu machen, das wird keine Konsequenzen für mich haben."

Ich fühle mich jetzt um Einiges besser. Zugegeben, meinen Zorn an deinem Wagen auszulassen war eine sehr unreife Reaktion von mir, aber als ich erfahren hatte, was du getan hast, war ich so blind vor Zorn, dass ich ohne diese Racheaktion verrückt geworden wäre. Der hübsche blaue Lack hatte stellvertretend für dein Gesicht herhalten müssen.

Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und starre dich über den Tisch hinweg herausfordernd an.

Ich bin zu allem bereit.

Dieses Mal werde ich nicht den Raum verlassen.

Ich werde keinen Versöhnungsversuch starten.

Ich werde nicht mitfühlend sein.

Ich habe das hinter mir gelassen. Du hast mir gezeigt, dass man einen Menschen manchmal nicht als besser verkaufen kann, als er eben ist. Inzwischen bin ich noch mehr darin bestärkt, da rauszugehen und aufzuräumen. Nicht noch einmal werde ich mich machtlos und hintergangen fühlen. Ich werde stark sein und gegen das kämpfen, was du bist.

Ein Verbrecher, nichts weiter ...
 

Ich balle die Hände zu Fäusten, als du so geschmacklos über meinen Wagen sprichst. Ich sehe dich wütend an, doch nur wenige Sekunden später formt sich ein wissendes Grinsen in meinem Gesicht.

"Du bluffst", sage ich selbstsicher.

Nur zu gerne würde ich jetzt die Arme vor dem Oberkörper verschränken, da meine Handgelenke aber immer noch mit Handschellen fixiert sind, muss ich darauf verzichten.

Stattdessen stehe ich langsam auf und gehe ein paar Schritte hin und her. Ich umrunde den Tisch, bleibe neben dir stehen, beuge mich runter und stütze mich auf dem Tisch ab.

"Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass du ein falsches Bild von mir hattest, aber du brauchst mir jetzt nicht die Schuld in die Schuhe schieben", sage ich leise mit verhaltener Ironie in der Stimme. "Ich habe dich gewarnt, aber dir war das ja scheißegal. Du brauchst dich jetzt nicht beschweren. Und nur mal so nebenbei: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es dich gestört hat, in meiner Nähe zu sein."

Ich rücke noch näher an dich heran und flüstere dir ins Ohr: "Es hat dich auch nicht gestört, dass ich dich nackt gesehen habe ..."
 

Ich hasse mich selbst dafür, dass dein warmer Atem an meinem Ohr mir nach wie vor einen Schauer über den Rücken jagt. Ich wende dir mein Gesicht zu und lächle dich strahlend an.

"Oh, darüber reden wir noch, wenn du den Wagen neu lackieren lässt."

Ich lege die Hand über dein Gesicht und schiebe deinen Kopf von mir weg. Deine Nähe ist zu gefährlich. Sie könnte mich aus dem Konzept bringen und das will ich nicht zulassen.

"Ich sehe nackt ja auch ziemlich gut aus", entgegne ich. "Außerdem musst du dich nicht entschuldigen. Ich sagte ja, ich bin nicht nur hier, um dich anzuschreien. Ich will mich auch bei dir bedanken."

Ich drehe mich auf meinem Stuhl, sodass ich in deine Richtung sitze und schaue zu dir auf.

"Dein mieser Vertrauensbruch und dein Absturz ins Verbrechen haben mich Einiges gelehrt. Man kann Niemanden mit Mitleid und Fürsorge retten. Ich hatte Mitleid mit dir und habe gedacht, meine Verliebtheit würde reichen, einen neuen Menschen aus dir zu machen. Das war dumm. Man muss knallhart durchgreifen bei Menschen wie dir. Und das habe ich von nun an vor. Wusstest du, dass die Lahmlegung von Cobblepots Geschäften zur Hälfte auf mein Konto geht?"

Ich grinse dich zufrieden an.

"Also danke. Danke, dass du mir den Schubs in die richtige Richtung gegeben hast."
 

"Na ja", sage ich mit einem Grinsen. "Ich habe zwar schon besser gebaute Körper gesehen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass du erst sechzehn warst, war es gar nicht mal so übel. Und zum mitschreiben: Das war keine echte Entschuldigung. Du erkennst Ironie wohl nicht einmal, wenn sie dir ins Gesicht springt. Aber egal."

Ich setze mich auf die Tischkante.

"Erinnere dich mal ganz genau daran, was wirklich passiert ist. Ich habe nie behauptet, dass du mir vertrauen kannst. Dass du es doch getan hast, ist nicht mein Problem. Und ein Absturz war es auch nicht, denn ich habe schon vor meiner Anstellung im GCPD Pläne in diese Richtung gehabt."

Dass du an der Zerschlagung von Cobblepots Waffenschmuggel beteiligt warst, überrascht mich ein wenig. Ich habe zwar geahnt, dass Batman nicht alleine gehandelt haben kann, aber dass er ausgerechnet Hilfe von dir hatte, ist eine sehr interessante neue Information.

Ich stehe wieder auf und beuge mich zu dir hinunter.

"Gern geschehen. Damit habe ich wieder was gut bei dir. Im Übrigen steht das Angebot mit meiner Rückbank noch. Es sei denn, du bevorzugst die entsprechenden Räumlichkeiten hier in Blackgate. Sie sollen gemütlich sein, habe ich mir sagen lassen."

Ich könnte mich dafür ohrfeigen, dass du mir nicht einfach egal sein kannst ...

Ich schaffe es nicht ganz, mir meine Verletzung nicht anmerken zu lassen.

Ist mein Selbstwertgefühl denn wirklich an dich gebunden?

Schaffe ich es nicht, an mich zu glauben, wenn ich weiß, dass du es nicht tust?

Ich habe mir doch geschworen, dass ich die Zeiten, in denen ich dich als meinen Mentor angesehen habe, hinter mir lassen werde. Batman soll diesen Platz einnehmen.

Warum treffen mich diese Worte überhaupt?

Die Frage ist gar nicht schwer zu beantworten. Das Gefühl von Verbundenheit lässt sich nicht so einfach abstellen. Ich habe mich so abhängig von dir gemacht, dass ich noch immer nicht loskomme.

Was für ein dummer, dummer Fehler.

Ich schaue auf die hässlichen Latschen, die du zu deiner Kluft tragen musst, um dir nicht in die Augen sehen zu müssen.

"Ich weiß nicht, ob es dein Problem ist ... Die haben ziemlich viel in deinem Leben herum gewühlt. Keine Freunde, keine Familie, schlechtes Verhältnis zu den Kollegen. Völlig allein. Ich habe damals gar nicht realisiert, dass ich die Einzige war, die überhaupt etwas in dir gesehen hat. Inzwischen betrachte ich das anders. Du hattest zumindest eine Zeit lang Jemanden, der an dich geglaubt hat und hast es verspielt. Ob dich das stört, kann ich nicht sagen. Ich finde es nur ein bisschen ... bemitleidenswert."

Dass du mir wieder so nahe kommst, macht mich fertig. Ich schließe die Augen. Ich will dich nicht sehen. Aber ich spüre deine Nähe und muss den Impuls unterdrücken, nach dir zu tasten.

"Lass gut sein, Eddie", flüstere ich. "Fass mich nicht an."
 

Mit einem süffisanten Grinsen richte ich mich wieder auf, gehe um den Tisch herum und setze mich wieder. Du spielst also heute die Widerspenstige. Interessant, aber kein Hindernis für mich. Wenn ich es wirklich darauf anlege, kann ich dich wieder ganz leicht um den kleinen Finger wickeln. Wenn ich dir nur die richtigen Worte sage, bist du wieder Wachs in meinen Händen.

"Hast du auch mal darüber nachgedacht, warum ich keine Freunde habe und mich die Kollegen nicht leiden konnten? Nein? Ich erkläre es dir. Weil ich mich von Niemanden abhängig machen wollte. Und es gibt einen großen Unterschied zwischen allein sein müssen und allein sein wollen. So kann mich Niemand von meiner Arbeit abhalten und ich kann mir sicher sein, dass Alles richtig läuft. Und soll ich dir auch mal verraten, warum ich überhaupt zugelassen habe, dass du fast jeden Tag bei mir im Büro warst? Es war mit Sicherheit nicht, weil ich bemitleidenswert allein war. Du warst die Tochter von Gordon. Nicht mehr. Ohne dass du es mitbekommen hast, habe ich dich so manipuliert, wie es mir gefallen hat. Und es hat mir Spaß gemacht. Du warst eine nette kleine Abwechslung, aber nichts, was besonders herausragend war."
 

Ich lasse den Stich in meinem Herzen nur eine Sekunde lang zu, dann schicke ich dir einen bösen Blick über den Tisch hinweg.

"Ja, du bist hervorragend darin, zu manipulieren. Am besten von allen betrügst du dich selbst."

Ich mustere dich traurig.

"Du glaubst das, was du da sagst, oder? Du hast es wirklich geschafft, dir einzureden, dass ich nur ein Mittel zum Zweck war."

Ich hebe resignierend die Hände.

"Es tut mir Leid, Eddie. Vermutlich würdest du Jemanden brauchen, der trotz diesem Gerede nicht locker lässt und dich nicht im Stich lässt. Aber dieser Jemand kann ich im Augenblick nicht sein, auch wenn ich es wirklich versucht habe."

Ich beiße mir auf die Unterlippe, damit der Schmerz mich vom Weinen abhält.

"Wahrscheinlich kannst du es nicht nachvollziehen, aber ich habe das Gefühl, dich im Stich zu lassen. Muss das verdammte Helfersyndrom sein", schniefe ich und wische mir über die Augen.

Ich räuspere mich, ehe ich fortfahre.

"Ich musste übrigens auf dem Revier gegen dich aussagen, weil ich zuletzt den meisten Kontakt zu dir hatte."

Ich sehe dir geradewegs in die Augen.

"Ich habe nicht erzählt, dass wir Sex hatten. Am Anfang wollte ich dich zusätzlich wegen Missbrauch Minderjähriger dran kriegen, aber ich habe es sein lassen. Das wäre absolut nicht fair gewesen. Denk darüber, was immer du willst. Alles andere, das zwischen uns abgelaufen ist, habe ich aber erzählt. Ich habe Dad geraten, ein psychologisches Gutachten anfertigen zu lassen. Wobei ich von dieser Dr. Quinzel nicht viel halte."
 

Kaum, dass du geendet hast, fange ich an zu lachen. Ich muss mich echt zusammen reißen, mich wieder zu beruhigen.

"Ich rede mir das nicht ein, es ist eine Tatsache. Was glaubst du, warum ich hier ein komfortables Einzelzimmer bekommen habe? Ich bin am liebsten allein, denn dann kann ich am besten nachdenken. Und so kann ich wenigstens auch mal intelligente Gespräche führen."

Natürlich bemerke ich, dass du kurz davor bist, in Tränen auszubrechen. Ich könnte jetzt natürlich ein wenig netter zu dir sein, aber ich werde es nicht sein.

Wozu auch?

"Ich habe dich nie darum gebeten, mir zu helfen. Ich habe auch keinen großen Wert darauf gelegt, denn ich habe die Meinung der Kollegen was dich betrifft geteilt. Ein Kind hatte im GCPD absolut nichts verloren und du warst eine lästige kleine Nervensäge."

Ich grinse dich triumphierend an.

"Von mir aus kannst du erzählen, was du willst. Aber denk immer schön daran, dass du mich förmlich angebettelt hast, dass ich dich wie eine Erwachsene behandle. Und glaubst du wirklich, ich würde hier in Blackgate sitzen, wenn ein psychologisches Gutachten irgendwas bringt?"
 

Ich lasse dich lachen und ich lasse dich reden.

"Ich glaube dir nicht", entgegne ich schlichtweg und zucke mit den Schultern. "So einfach ist das."

Die Tür geht auf und Halsley kommt mit zwei Tassen herein. Er scheint überrascht zu sein, dass wir hier sitzen und uns ruhig unterhalten. Er hat wohl extra getrödelt, weil er dachte, hier drinnen würde die Hölle losbrechen.

Wenn er wüsste, wie viel schlimmer das hier ist.

Ich nehme meinen Beruhigungstee dankend entgegen. Zugegebenermaßen kann ich ihn gut gebrauchen.

Als Halsley dir den Kaffee vor die Nase stellt und ich dich da sitzen sehe, dein Lieblingsgetränk vor dir, dieses Bild so vertraut, muss ich erst lächeln und dann grinsen. Und dann lache ich herzhaft über die Absurdität dieser Situation.

"Wenn wir Kapuzineräffchen wären, hätte ich einfach ein paar Steine mitbringen müssen, weißt du?", kicherte ich und vergrabe das Gesicht in den Händen, während mich eine Lachsalve schüttelt. "Gott, vielleicht brauche ich dieses Gutachten selbst."

Ich reibe mir entnervt über das Gesicht. Dann greife ich nach dem Tee und trinke einen großen Schluck.

"Wie geht es dir nach alledem, Eddie?", frage ich mit ehrlichem Interesse.

Ich könnte mich dafür ohrfeigen, dass du mir nicht einfach egal sein kannst.
 

Als Halsley mit den Tassen wieder reinkommt, nicke ich ihm zu. Er machte sich gar nicht so schlecht als Handlanger. Den werde ich mir warm halten.

Ich bezweifle, dass dir klar ist, dass der Mann in der Uniform hier nach meiner Pfeife tanzt. Absolut Jeder ist käuflich. Es kommt immer nur auf die Summe an. Und Halsley bekommt für seine Dienste bei mir eine höhere Summe, als die Stadt ihm je zahlen wird. Ich hatte auch vorher schon Informanten im GCPD und in anderen öffentlichen Behörden. Aber Halsley hat sich als echter Glücksgriff entpuppt.

Als du anfängst zu lachen, hebe ich skeptisch eine Augenbraue.

Drehst du gerade vollkommen durch?

Dann erwähnst du die Kapuzineräffchen und meine Lippen verziehen sich zu einem süffisanten Grinsen. Deine Frage wie es mir geht, lasse ich erst einmal unkommentiert. Stattdessen drehe ich mich zu Halsley um, der in der Ecke steht und auf uns aufpasst – oder zumindest so tut.

"Halsley, vertreten Sie sich mal für eine halbe Stunde die Beine", rufe ich ihm zu und nicke zur Tür.

Der Wärter wirft dir einen kurzen Blick zu, nickt dann und verschwindet aus dem Raum. Dann widme ich dir meine volle Aufmerksamkeit.

"Ich würde auch sagen, dass du einen Psychiater nötiger hast als ich. Schon alleine, dass du hier bist, ist vollkommen bekloppt. Ernsthaft, Barbara, was bezweckst du damit?"

Ich schüttele mitleidig den Kopf.

"Mir geht es übrigens blendend. Danke der Nachfrage. Ich habe ein Zimmer mit Aussicht, rund um die Uhr Zimmerservice und vor allem meine Ruhe. Besser geht es nicht."

Ich schenke dir ein anzügliches Grinsen.

"Wenn weibliche Kapuzineräffchen Sex wollen, bewerfen sie die Männchen mit kleinen Steinchen. Willst du mir damit irgendwas Bestimmtes sagen? Wenn ich gewusst hätte, dass du herkommst, hätte ich uns ein hübsches Zimmer reserviert."
 

Es überrascht mich, dass du Halsley extra wegschickst. Das muss ja bedeuten, dass es dich tatsächlich interessiert, was ich zu sagen habe. Vielleicht willst du mich aber auch einfach leiden sehen.

"Ich will nicht wissen, wie es dir im Knast geht. Ich will wissen, wie es dir geht, nachdem der Plan, auf dessen Erfüllung du so lange hin gearbeitet hast, jämmerlich gescheitert ist", brumme ich sauer.

Wozu eigentlich die Fürsorge, wenn du sie sowieso nicht für voll nimmst?

"Und was ich bezwecke ist eigentlich ziemlich offensichtlich."

Ich stütze die Ellbogen auf den Tisch und schlage die Hände vors Gesicht, damit ich dich nicht ansehen muss, wenn ich die Wahrheit sage.

"Ich bin hier, weil Alle - die Leute beim GCPD, Dad, Batman - sagen, dass du ein hoffnungsloser Fall bist und ich meine Energie nicht an dich verschwenden soll. Und sie haben Recht, aber ich schaffe es trotzdem nicht, ihnen zu glauben. Also bin ich hier, um mir anzuhören, wie du mich fertig machst und mich selbst zu überzeugen, dass du ein hinterhältiges Ekelpaket bist. Und natürlich weil ich bis zuletzt die völlig irrationale Hoffnung gehegt habe, dass du mir aufrichtig versicherst, dass es dir leid tut und du dir wünschst, es wäre anders verlaufen."

Ich schlucke schwer.

"Und wenn ich hier nachher raus gehe, habe ich endlich Gewissheit und kann mit der Sache abschließen."

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich jemals mit dir abschließen werde.

Niemals.

Ich blinzle durch meine Finger und begegne deinem dämlichen Grinsen.

"Hör auf, Eddie. Bitte. Du weißt genauso gut wie ich, dass du mich rum kriegen könntest, wenn du dir genug Mühe gibst. Sei nicht so grausam zu mir. Ich habe dir nie Etwas getan."
 

"Soll ich dir mal was verraten?", frage ich mit einem arroganten Unterton in der Stimme. "Ich BIN ein hoffnungsloser Fall. Und ich weiß das auch. Ich habe es dir sogar mehrmals gesagt, aber du wolltest das nicht wahrhaben. Deswegen brauchst du dich deswegen auch nicht beschweren."

Dann verblasst mein Grinsen und ich werde ernst. Müde reibe ich mir über den Nacken.

"Ich wünsche mir wirklich, dass es anders gelaufen wäre", sage ich schließlich leise. "Es ist einiges schief gelaufen in den letzten Monaten und einiges davon bereue ich wirklich."

Ich nippe an meinem Kaffee und starre zu dem vergitterten Fenster auf der gegenüberliegenden Wand. Natürlich sage ich dir nicht, dass das nur die halbe Wahrheit ist.

Ich habe Batman unterschätzt und bin deswegen von ihm aufgespürt worden. Wenn das nicht passiert wäre, würde ich jetzt nicht hier drin sitzen und diesen furchtbaren orangenen Overall tragen.

Und ich bereue, dass ich bei dir schwach geworden bin. Du hast mich nur unnötig abgelenkt. Ich hätte dich gar nicht erst so weit gehen lassen dürfen. Dann wäre mir sicher auch nicht der Fehler mit Batman unterlaufen.

"Tut mir Leid ...", murmele ich in die Tasse, so dass du es gerade noch hören kannst.

Ich kann dich dabei nicht ansehen.

"Ich wollte dich da nie mit hineinziehen."
 

Ich nehme die Hände herunter und starre dich einen Moment lang an. Ich kann meinen Ohren nicht so recht trauen.

Vielleicht habe ich nur gehört, was ich wollte?

Wie du meinem Blick ausweichst, spricht allerdings Bände. Ich kann es kaum fassen.

"Was soll das denn jetzt?", fahre ich dich an. "Gerade war ich noch ein Mittel zum Zweck, dass du absichtlich mit rein gezogen hast!"

Ich schiebe geräuschvoll meinen Stuhl zurück und komme zu dir herum gestapft.

"Jetzt hör mir mal gut zu, mein Lieber!"

Ich bleibe direkt vor dir stehen und stütze mich auf dem Tisch ab, um mich zu dir hinunter zu beugen.

"Denk nicht, dass ich mir nicht darüber im Klaren bin, wie charmant du dich verstellen kannst, wenn du willst."

Meine freie Hand findet ganz automatisch ihren Weg an deinen Kragen. Leider gehört zu diesem Outfit keine Krawatte, die ich festhalten kann. Ich ziehe dich näher zu mir, lehne meine Stirn gegen deine und schließe verzweifelt die Augen.

"Verdammt noch mal ..."

Die Spiele sind eröffnet!

Als du lauter wirst, zucke ich tatsächlich kurz zusammen. An mir ist ein Schauspieler verloren gegangen. Aber ja, dein kleiner Ausbruch hat mich tatsächlich überrascht. Ich hatte eher erwartet, dass du in Tränen ausbrichst oder etwas in der Art.

Auch als du zu mir herüber kommst und dich runter beugst, verweigere ich den Blickkontakt. Ich starre lieber in die Tasse in meinen Händen. Und es erfordert einiges an Willensstärke, jetzt nicht zu grinsen.

"Du kannst glauben, was du willst, Barbara ... Du warst zum Teil Mittel zum Zweck - zumindest anfänglich ... Aber du hast recht mit dem, was du vorhin gesagt hast. Ich war ziemlich einsam und dass du freiwillig Zeit mit mir verbracht hast, tat mir gut."

Ich seufze leise.

"Weißt du ... Du hast mich echt verletzt, als du gesagt hast, was du mit meinem Wagen gemacht hast und dass du gegen mich ausgesagt hast. Ich kann es zwar verstehen, aber es tut trotzdem weh. Aber ich kann es dir nicht einmal übel nehmen. Ich war nicht gerade nett zu dir und das nennt man dann wohl ausgleichende Gerechtigkeit."

Ich zucke mit den Schultern.

"Ich habe ziemlich böse Dinge zu dir gesagt und das tut mir leid. Das hattest du nicht verdient. Ich war gekränkt und wollte Gleiches mit Gleichen heimzahlen."
 

Ich atme tief durch. Ich zittere. Lange kann ich das nicht mehr mitmachen, wenn ich kein psychisches Wrack werden will.

"Ich hasse dich", flüstere ich halbherzig.

Mein Kopf sinkt auf deine Schulter.

"Ich hasse dich so sehr."

Und ich hasse mich selbst, weil ich mir so sehr wünsche, dass das Alles wahr ist. Aber das ist es wahrscheinlich nicht. Ich bin sicher, dass ich dir nicht völlig egal bin. Aber deine Worte sind nur eine erneute nett verpackte Spielerei.

"Ich wünschte, du würdest das ernst meinen."

Meine Arme schlingen sich um deinen Hals.

"Ich wünschte, wir hätten eine Chance, danach normal weiterzumachen."

Ich klammere mich mit einer Hand an deinen Overall, mit der anderen kralle ich mich in deinem Haar fest.

"Aber ich weiß, dass das alles sinnlos ist. Das ist das letzte Mal, dass wir uns begegnen."

Langsam hebe ich den Kopf und sehe dich an, die Lippen nur Zentimeter von deinen entfernt.

"Darf ich ... ich meine, ich will nur noch einmal ... ach, Scheiße..."

Ich verschließe deine Lippen mit einem verzweifelten Kuss.
 

Ich hatte dich! Ich hatte dich wieder mal um den kleinen Finger gewickelt. Mit jeder Geste signalisierst du mir, wie dein Widerstand immer mehr bröckelt. Mit jedem Wort, kommst du mir einen Schritt entgegen.

Du solltest mich hassen. Aus tiefsten Herzen. Du merkst nicht, wie ich mit dir spiele und dich damit ganz leicht mit in den Abgrund zerren kann. Und weißt du was? Es macht mir Spaß.

"Ich meine es vollkommen ernst", flüstere ich, als du dich mir an den Hals wirfst.

Dass ich damit nicht meine Worte, sondern meine Gedanken meine, musst du nicht wissen. Deinen Kuss nehme ich in den ersten Sekunden teilnahmslos an. Doch dann, mit einem süffisanten gedanklichen Grinsen, beginne ich deine Liebesbekundung zu erwidern.
 

Trotz des Wissens, dass das hier eigentlich keine echte Zuneigung ist, schmeckt dein Kuss genauso süß wie früher. Ach, was heißt früher. Es ist keine Woche her, dass wir uns das letzte Mal begegnet sind.

Ich klammere mich an dich wie eine Ertrinkende und küsse mir die Lippen wund. Als würde das irgendwas ändern. Ich bin dir schon so viel näher gewesen und es hat für dich trotzdem keinen Unterschied gemacht. Dem Gemisch aus Schwäche und Sehnsucht nachgebend lasse ich mich auf deinen Schoß sinken. Es wäre so schön, wenn du mich anfassen könntest ...

Als wir uns kurz trennen, um Luft zu holen, schüttele ich den Kopf.

"Ich würde dir wünschen, dass du dir Kurve kriegst, Edward", sage ich aufrichtig. "Aber das willst du ja gar nicht. Wir werden also auf unterschiedlichen Seiten stehen, sollten wir uns irgendwann wiedersehen und ich werde nicht zögern, dich dingfest zu machen."

Trotz meiner rüden Worte beuge ich mich wieder zu dir, um unseren Kuss fortzusetzen. Aber meine Lippen haben deine kaum gestreift, da lässt mich ein empörter Ausruf zusammenfahren.

"Barbara?!"
 

Ich muss mittlerweile schon fast krampfhaft ein Grinsen unterdrücken. Das hier war zu einfach. Wenn ich meine Hände benutzen könnte, würde ich sie auf deinen Hintern legen und dich rittlings auf mich ziehen.

Eigentlich wollte ich dir für deine Worte, von wegen das du mich hinter Gittern bringen könntest, einen entsprechenden Kommentar geben. Doch das empörte Rufen deines Namens lässt dich fast augenblicklich aufspringen. Ich drehe meinen Kopf langsam in Richtung der Geräuschquelle und in breites Grinsen erscheint auf meinen Lippen, die du gerade noch geküsst hast.

"Commissioner Gordon. Haben wir jetzt ein nettes kleines Familientreffen, oder was? Ich wünschte, ich hätte meine Zelle aufgeräumt."
 

Ich springe erschrocken von deinem Schoß, bleibe dabei an einem der im Boden verankerten Tischbeine hängen und stoße mir die Hüfte. Ich reibe die betroffene Stelle, während ich halb auf einem Bein von dir weg hüpfe. Schön, dass ich das so ruhig und unauffällig hinbekommen habe.

"Dad, w-was machst d-du denn hier ...?", stammle ich völlig entgeistert.

Dads Erscheinen bringt mich so aus der Fassung, dass ich dich nicht einmal wegen deines schrecklichen Kommentars maßregeln kann.

Auf Dads Gesicht spiegelt sich blankes Entsetzen wieder, gepaart mit abgrundtiefer Verachtung.

"Du krankes Schwein!"

Dad zerrt mich von dir weg und ist im Begriff, sich auf dich zu stürzen, aber ich werfe mich rechtzeitig dazwischen.

"Dad, bitte -"

"Was hat er dir angetan, Barbara?! Hat er dich mit irgendwas in der Hand? Hat er dich verletzt?"

"Nein ... ich ... er ..."

Ich werfe einen Blick über die Schulter. Von dir kann ich wohl keine Hilfe erwarten.

Eine Sekunde lang spiele ich mit dem Gedanken, zu behaupten, du hättest dich an mir vergangen. Ich wäre raus aus der Sache und du würdest nicht so schnell auf freien Fuß kommen ... Aber ich bin keine Lügnerin, also lasse ich nur den Kopf hängen.

"Es tut mir Leid, Daddy. Ich habe mich gerade ... verabschiedet."
 

Gordons Gesicht erheitert mich ungemein. Er sieht mich an, als ob er mich jeden Moment umbringen will. Dabei war ich an der Situation doch vollkommen unschuldig.

Als er sich auf mich stürzen will, verhinderst du im letzten Moment das Schlimmste. Interessant. Wie es aussieht, habe ich nach wie vor ein Stein bei dir im Brett, wenn du mich gegen deinen Dad verteidigst.

"Ganz ruhig, Commissioner ...", sage ich grinsend und betone den Rang extra.

Demonstrativ halte ich meine Hände mit den Handschellen hoch.

"Ich habe hier gar nichts gemacht. Aber fragen Sie doch mal Ihre reizende Tochter, warum sie nicht die Finger von mir lassen kann."

Gordon entgleisen fast die Gesichtszüge und in meinen Augen funkelt es amüsiert. Die Spiele sind eröffnet!
 

Dafür bekommst du heute schon den zweiten Tritt. Es ist in Ordnung, wenn du mich herum schubst. Aber vor meinem Vater werde ich dir das nicht durchgehen lassen.

"Barbara, was geht hier vor sich? Warum", Dad scheint nach einem passenden Wort zu suchen? "besudelst du dich selbst?"

Ich hebe ratlos die Hände.

"Ich weiß es nicht. Lass ... lass uns darüber bitte zu hause sprechen. Was machst du eigentlich hier?"

"Dich heim bringen, was glaubst du denn?"

Dad ist wütend auf mich. Und er ist zutiefst enttäuscht. Das habe ich nicht verdient. Ich habe ja nicht gewusst, wie du in Wirklichkeit bist. Ich greife nach Dads Hand, um ihn zur Tür zu ziehen, doch er schüttelt mich ab.

"Wir sind hier noch nicht fertig", sagt er düster.

"Was erlauben Sie sich eigentlich, Nashton? Das Sie genauso ein mieser Verbrecher sind wie die meisten Anderen im GCPD ist eine Sache. Aber ich habe Sie nicht für einen Kinderschänder gehalten."

"DAD!"

Ist das der richtige Zeitpunkt, um meinem Dad zu erklären, dass ich kein kleines Kind mehr bin?
 

Ich lausche gespannt dem Wortwechsel zwischen euch. Zwanzig Dollar, dass Gordon gleich der Kopf platzt. Ich grinse. Auch, als dein Dad das Wort an mich richtet, kann ich nicht aufhören, ihn siegesgewiss anzugrinsen.

"Wussten Sie eigentlich, dass Ihre kleine Prinzessin die Zeit im GCPD gewinnbringend genutzt hat? Statt in Ihrem Büro herumzusitzen, hat sie sich im Gebäude herumgetrieben, bevorzugt in der Asservatenkammer und in der Cyber Crime Unit."

Ich zwinkere in deine Richtung, was den Blutdruck deines Dad vermutlich weiter in die Höhe treibt.

"Und wussten Sie auch, dass die kleine Barbara schon lange nicht mehr so unschuldig ist, wie sie tut? Sie hat es faustdick hinter den Ohren. Und sie ist erstaunlich gelenkig. Das muss am Selbstverteidigungskurs liegen."

Ich seufze theatralisch.

"Ach ja ... Was sie Alles auf meinem Schreibtisch oder auf meinem Rücksitz angestellt hat ... Und was sie mir alles ins Ohr geflüstert hat ..."
 

Ich sehe bestürzt zu, wie Dad erst kreidebleich wird und dann hochrot anläuft.

"So redest du nicht über meine Tochter!", brüllt er dich an.

Er überschüttet dich mit einer ganzen Reihe an Beschimpfungen, die ich ebenso ausblende, wie du es sicher tust.

Ich starre dich nur an. Wie kannst du es wagen? Wie kannst du mich vor meinem Dad so bloßstellen?

Ich balle die Hand zur Faust und mache sogar eine kurze Ausholbewegung, halte dann aber inne. Ich schüttele den Kopf. Meine Verachtung für dich ist in diesem Moment so groß, dass ich kein bisschen Mitleid hätte, was auch immer Dad in seinem Zorn mit dir anstellt. Eigentlich bist du es nicht mal wert, dass ich versuche, dir meine Verletztheit zu vermitteln.

Ich runzle die Stirn.

"Wow", sage ich und unterbreche damit meinen zeternden Vater, der gerade von Respekt und Anstand faselt. "Ich glaube, dass habe ich gebraucht." Nach einer kurzen Überlegung füge ich hinzu: "Enigma."
 

Auch wenn es vermutlich besser wäre, kann ich mir das Grinsen einfach nicht verkneifen. Es ist zu amüsant zu sehen, wie der sonst so ruhige und besonnene James Gordon die Fassung verliert und mir allerlei Nettigkeiten an den Kopf wirft. Was genau er Alles sagt, bekomme ich nicht einmal wirklich mit. Es geht in ein Ohr rein und im anderen wieder raus. Aber ich vermute, dass es nichts ist, was ich nicht alles schon von meinem Vater zu hören bekommen habe.

Aber die Mimik im Gesicht von deinem Dad ist eindeutig. Wenn er nicht der Chef der Polizei wäre und wir uns hier im Gefängnis befänden, hätte er sicherlich keine Schwierigkeiten, mich mit seiner Waffe zu bedrohen. Aber ich muss sagen, dass ich doch beeindruckt bin, dass sich Gordon für seine Wut noch ganz gut im Griff hat.

Als du dann das Wort ergreifst, fange ich schallend an zu lachen. Ich schüttle lachend den Kopf und sehe dann eure fassungslosen Gesichter. Vermutlich denkt ihr jetzt, dass ich komplett den Verstand verloren habe.

"Sie sollten Ihr Gesicht sehen, Commissioner ...", sage ich, nachdem ich mich wieder soweit beruhigt habe, dass ich sprechen kann. "Aber Moment, das können Sie ja!", füge ich hinzu und deute mit einem Kopfnicken in eine Ecke, wo eine Überwachungskamera hängt. "Schade eigentlich, dass die Kamera keinen Ton überträgt."

Dann setze ich wieder mein selbstsicheres Grinsen auf.

"Ich bin wirklich sehr überrascht, dass Sie echt jeden Mist glauben, denn man Ihnen auftischt. Wie viele Häftlinge sind hier eigentlich unschuldig drin? Vierzig, fünfzig, sechzig Prozent?"

Ich hebe fragend eine Augenbraue.

"Sie haben mich selbst vorhin als Verbrecher bezeichnet. Hat man Ihnen auf der Polizeischule nicht beigebracht, dass Verbrecher grundsätzlich lügen, wenn sie den Mund aufmachen? Wenn Alle im GCPD so leichtgläubig sind wie Sie, ist es kein Wunder, dass Ihre Aufklärungsquote so peinlich niedrig ist."

Ich schüttle mitleidig den Kopf.

"Ach Commissioner ... Ihnen kann man wirklich sehr einfach ein X für ein U vormachen und Sie schlucken diese Informationen, ohne Ihren gesunden Menschenverstand einzusetzen. Und ich dachte, Sie wollen wirklich Etwas in Gotham bewegen."

Mein Gesicht bekommt einen lauernden Ausdruck.

"Aber deswegen überlassen Sie die Verbrechensbekämpfung auch diesem Verrückten im Fledermauskostüm, nicht wahr? Sie wollen sich nicht selber die Hände schmutzig machen."

Ich mache eine kurze Pause.

"Sie tun mir wirklich Leid, Gordon. Wenn Sie und der inkompetente Haufen, die Sie Polizisten nennen, mir wenigstens ein bisschen Wertschätzung für meine Arbeit entgegen gebracht hätten, wäre es nie so weit gekommen. Aber mir blieb keine andere Wahl, als Ihnen zu demonstrieren, welche Macht Informationen haben."

Du hast ihn in mein Haus gelassen?

Ich schüttle fassungslos den Kopf, als Dad mich fragend ansieht. Fordernd. Scheinbar verlangt er die Erklärung jetzt von mir.

"Er hat gar nicht gelogen."

Dad will schon dazu ansetzen, mir eine Strafpredigt für außerplanmäßige Aktivitäten auf Schreibtischen und Rücksitzen zu halten, aber ich unterbreche ihn.

"Das bereden wir nicht hier. Merkst du nicht, wie sehr ihm das Spaß macht, uns so vorzuführen?"

Ich sehe dich enttäuscht an.

"Ich nehme alles zurück, was ich gesagt habe. Ich habe kein bisschen Mitleid mit dir. Du bist da, wo du hingehörst und mir tut nichts von alledem Leid. Nicht deine Situation, nicht das Auto und schon gar nicht die Tritte!", belle ich wütend.

"Warte ... Das mit dem Auto warst du?", unterbricht Dad mich. "Barbara, das ist Sachbeschädigung, das GCPD wird dafür verantwortlich gemacht wer-"

"DAS IST, WAS BEI DIR HÄNGEN BLEIBT?", keife ich sofort los.

Dad springt überrascht ein Stückchen zurück.

"Ich fasse es nicht!"

Mit einer wütenden Handbewegung wische ich meine Tasse vom Tisch. Ich zeige anklagend auf Dad.

"Du bist genauso ein scheinheiliger Mistkerl wie er. Ich bin nicht stolz darauf, dass ich mich derart in ihm getäuscht habe, aber ich bereue nicht, dass ich meinen Spaß hatte! DU darfst ja immerhin auch deine Kolleginnen auf dem Revier flachlegen!"

"Babs, Liebling-"

"Halt den Mund!", fahre ich meinen Vater an.

Ich zeige nun auf dich.

"Und DU! Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass NIEMAND im GCPD Wertschätzung erhält, solange er nicht mit der Mafia arbeitet? Du bist verdammt noch mal NICHT der Einzige, der sich Tag ein Tag aus, den Arsch aufreißt und Nichts zurückbekommt!"

Ich streiche mir wutentbrannt die Haare aus dem Gesicht.

"Ihr passt beide ganz toll zusammen, ihr scheinheiligen Mistkerle. Am Besten geht ihr einen Kaffee zusammen trinken, dann könnt ihr euch in aller Ruhe darüber unterhalten, wie es eurer Meinung nach mit MEINEN Gefühlen steht. Ihr wisst ja sowieso Alles besser!"

Ich stampfe wütend auf und drehe mich um, um meiner Schimpftirade einen würdigen Abgang folgen zu lassen. Dad steht neben dir und gafft mich völlig verdattert an. Allerdings mache ich noch einmal kehrt.

"Und Batman. Batman ist so ziemlich der Einzige in diesem Loch, der irgendwas bewirkt."

Ich nicke in deine Richtung.

"Er ist offensichtlich schlauer als du und deine dämlichen Informationen!"

Mein Blick wandert weiter zu Dad.

"Und mehr wert als jeder deiner Männer. Also kümmert ihr euch ruhig weiter um euren eigenen Mist, während ich mich BEDEUTSAMEN Dingen zuwende und helfe, euren Mist wegzuräumen."

Ich beende den kleinen Vortrag mit einem genervten Schnauben.
 

Ich muss die Stirn runzeln, dass du deinem Vater versuchst, die Situation zu erklären. Da gebe ich dir die perfekte Vorlage, um deinem Dad nicht die Wahrheit sagen zu müssen, und du ruinierst Alles. Ich springe für dich in die Bresche und dann so etwas?! Na danke aber auch! Das bekommst du wieder. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Als dein Vater über meinen Mustang spricht, nicke ich bestätigend. Das werde ich euch heimzahlen. Euch beiden! Aber dann, als du deinen Vater anschreist, muss ich wieder grinsen. Es ist einfach zu köstlich, wie du deine Wut auf mich an ihm aus lässt. Das Grinsen bleibt mir aber fast im Hals stecken, als du Batman erwähnst. Ich merke, wie ich wütend werde.

"Ich habe eigentlich gedacht, dass du bluffst wegen meinem Wagen, aber das wird Konsequenzen haben. Mein Anwalt wird dich -"

Ich deute auf dich.

"- und Sie -"

Ich deute auf deinen Vater.

"- persönlich dafür haftbar machen. Ich werde euch euer nettes kleines Vorstadthäuschen mitsamt Schaukel, Gartenhäuschen, Rüschengardinen und die fransigen Teppichen wegklagen."

Ich sehe dich wütend an.

"Und wo wir schon beim Thema sind, Miss Gordon ... Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass du es nie aus dieser Stadt raus schaffen wirst. Kein College, was diesen Namen verdient, wird dich annehmen. Da kannst du noch so gute Noten haben, es wird dir rein gar nichts bringen!"

Ich wende mich an deinen Vater.

"Und was Sie betrifft, Commissioner ... Sie sind keinen Dreck besser als Ihre Leute. Sie tun zwar immer so nett und aufrichtig, aber in Wirklichkeit stecken Sie genauso tief drin. Die Affäre ist da nur die Spitze des Eisberges. Und das ist auch nicht der einzige Grund, warum Ihre Frau Sie verlassen hat, nicht wahr? Erzählen Sie Ihrer Tochter doch mal von der Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister und weswegen Sie mehr Überstunden machen mussten als jeder Andere im GCPD!"

Ich habe mich richtig in Rage geredet und es ist mir vollkommen egal geworden, dass ich beinahe schreie. Ich springe von meinem Stuhl auf.

"Batman ist ein Spinner! Ein Verrückter, der Selbstjustiz mit körperlicher Gewalt ausübt! Und dass das GCPD ihn dabei auch noch unterstützt zeigt ja wohl deutlich, wie es um diese beschissene Stadt bestellt ist! Jeder denkt hier nur an sich selbst und ihr wollt mir jetzt einen Vorwurf machen, weil ich mich an diese Gesellschaft angepasst habe?! Ihr seid doch nicht ganz bei Trost! Alle beide nicht! Batman ist Derjenige, der hinter Gitter gehört, nicht ich! Dieses fliegende Ungeziefer muss die Arbeit machen, für die die Polizisten zu dumm sind!"

Ich sehe dich wütend an.

"Und wo wir gerade über Dummheit sprechen! Batman ist genauso schlimm wie jeder Andere in diesem korrupten Drecksloch! Er hatte einfach nur Glück gehabt! Ich bin ihm auf jeden Fall überlegen und ich werde es dir auch beweisen! Wenn es das GCPD schon nicht schafft, ihm Einhalt zu gebieten, dann werde ich das eben machen! Ich werde ihm die Maske runter reißen und dir deinen dunklen Ritter auf dem Silbertablett präsentieren!"
 

Mir entfährt ein prustendes Lachen.

"Du willst mir Etwas beweisen? Ach, Eddie."

Ich trete ganz nah vor dich und sehe dich mit geheuchelter Begeisterung an.

"Das ist ja wirklich süß, dass dir meine Meinung von dir so wichtig ist."

Zur Bestärkung tätschle ich dir mütterlich die Wange.

"Aber ein bisschen schade ist es schon, dass dein Selbstwertgefühl daran geknüpft ist, was so ein junges, naives Ding wie ich denkt", sage ich mit zuckersüßer Stimme.

"Du bist außerdem ein großartiger Lehrer. Ich habe ja gesagt, an dem Tag war die Kamera ausgefallen. Ich habe mich von deinem alten Arbeitsplatz aus ins System gehackt. Dieser Typ mit der Hornbrille hat jetzt übrigens deinen Job und dein Büro ... wie heißt er noch? Brady?"

"Body", hilft Dad aus.

"Ah, ja. Body. Er ersetzt dich recht gut, die Leute in der Abteilung mögen ihn auch."

Ich zucke mit den Schultern.

"Wenn du klagst, nehme ich natürlich die Schuld auf mich. Ein siebzehnjähriges hintergangenes Mädchen. Ich bezweifle, dass ich dafür lebenslänglich bekomme."

Neben mir höre ich Dad schnaubend lachen.

"Und was Batman angeht ..."

Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, sodass wir Nase an Nase sind.

"Wer hat in dieser Nacht unzähligen Menschen das Leben gerettet? Er. Wer hat verschiedenste Verbrecher gefasst und verhindert, dass Killer auf die Bevölkerung losgehen? Er. Wer hat die Mafia um ihre Ressourcen gebracht? Er. Wer hat dafür gesorgt, dass die hohen Posten im GCPD endlich mit guten Männern besetzt werden? Er. Wer hat deinen dummen kleinen Plan durchkreuzt und dich im Handumdrehen dingfest gemacht? Er. Und wer genießt jetzt an deiner Stelle all meinen Respekt? Er. Ach, ja. Wer steht in einem sexy orangenen Overall hier und schreit Zeter und Mordio? ... Du."

Ich grinse spöttisch.

"Es steht zwischen euch also sechs zu -", ich werfe einen Blick auf deine Handschellen, "- minus eins. Viel Spaß beim aufholen."

"Ich weiß zwar nicht, was meine Tochter an Jemandem wie Ihnen gefunden hat", sagt Dad.

Ich höre das Schmunzeln in seiner Stimme.

"Aber Sie scheinen das Feuer in ihr geweckt zu haben."

Ich bin ziemlich geschmeichelt, dass er trotz der Ereignisse so stolz klingt.
 

Das du mich auslachst, setzt dem ganzen beschissenen Tag die Krone auf. Du machst dich über mich lustig und das werde ich dir nicht durchgehen lassen. Wenn ich untergehe, werde ich dich mitnehmen. Und du wirst gar nicht wissen, wie dir geschieht. Das schwöre ich dir!

"Body ist ein Lackaffe vom Community College, der eine Diskette nicht von einer CD unterscheiden kann", murmle ich. "Er kann nie im Leben besser sein als ich. Ich habe einen Abschluss von Harvard!"

Bevor ich mich weiter mit dir befasse, richte ich das Wort an deinen Dad.

"Ich habe Sie nie für besonders sentimental gehalten, Jim, aber es wundert mich schon ein bisschen, dass Sie die reizenden kleinen Sammelfiguren Ihrer Noch-Ehefrau weiterhin fein säuberlich in der Vitrine stehen haben. Haben Sie wirklich noch die Hoffnung, dass sie zurück kommt?"

Selbst wenn er meine vorherige Bemerkung für die Teppiche und Gardinen überhört hat, dass hier kann er nicht mehr ausblenden. Du hast dich eindeutig mit dem Falschen angelegt, Barbara. Ich werde dich leiden lassen und ich werde daneben stehen und mich amüsieren.

"Ist die kleine Barbara mittlerweile eigentlich etwas Ordentlicher geworden oder lässt sie immer noch Alles liegen? Ich persönlich hatte jetzt nichts dagegen, ihre Unterwäsche betrachten zu dürfen, aber einem so auf Ordnung bedachten Mann wie Sie muss es doch stören, dass Sie den Haushalt so schleifen lässt?"

Mit einem gehässigen Grinsen sehe ich zu, wie dein Dad die Farbe im Gesicht verliert und widme mich wieder dir. Äußerlich bin ich die Ruhe selbst, aber in mir kocht es und am Liebsten würde ich dir jetzt eine schallende Ohrfeige geben, die sich gewaschen hat! Und wenn ich nicht diese Handschellen um die Handgelenke hätte, würde ich es tun!

Eigentlich lege ich keinen Wert auf körperliche Gewalt, denn es gibt wesentlich bessere Wege, sich zu verteidigen. Aber du und dein respektloses Verhalten schreien förmlich nach Rache.

"Batman ist ein Nichts. Er lauert nur in der Dunkelheit und zerstört jede Individualität in dieser Stadt. Er hält sich selbst für den Größten und will Alles im Keim ersticken, was nicht in sein krankes Weltbild passt. Er wird diese Stadt in den Ruin treiben. Und solange die Polizei seelenruhig daneben steht und nichts tut, wird sich hier nichts ändern."

Dann beuge ich mich leicht nach vorne und flüstere gefährlich leise in dein Ohr: "Du kannst soviel spotten wie du willst. Das ändert nichts an der Tatsache, dass du mir an die Wäsche gegangen bist. Dass du mich angebettelt hast, dich zu entjungfern und mich in dein Haus eingeladen hast. Was würde wohl dein großes Vorbild Batman davon halten wenn er wüsste, dass du mehr als nur freiwillig in meine Arme gesunken bist? Was würde er dazu sagen, dass du dein Wissen über Computer, Netzwerke und Datenschutz von mir hast? Was würde dein Daddy davon halten, wenn er wüsste, was du mir für schmutzige Fantasien ins Ohr gehaucht hast?"
 

"Sie würden akzeptieren, dass ich menschlich bin. Dass ich mich ohne Hintergedanken hingegeben habe. Weil ich im Gegensatz zu dir in der Lage bin, glücklich zu sein, ohne ständig die Fäden zu ziehen."

Ich drehe mich zu Dad, um ihn breit anzugrinsen. Das Grinsen fällt mir jedoch schnell aus dem Gesicht und ich erbleiche, als ich Dads zornigen Ausdruck sehe.

"Du hast ihn in mein Haus gelassen?", fragt er kalt.

"Ich habe ihn in unser Haus gelassen", berichtige ich ihn und verschränke abwehrend die Arme. "Ich wusste nicht, was er ist. Aber keine Angst, in dein Büro habe ich ihn nicht gelassen."

Ich schlucke schwer. Aber ich habe dich bei dem ein oder anderen Besuch allein gelassen. Weil ich dir vertraut habe ... Mein Blick schnellt warnend zu dir, prüfend. Hast du mein Vertrauen da auch missbraucht? Erst in Dads Büro schnüffeln und dann in meinem Bett ... Mir schießen die Tränen in die Augen.

Aber inzwischen hat nicht mal Dad Mitleid mit mir.

"Du lässt fremde Männer ins Haus, ohne mir davon zu erzählen?", ruft Dad. "Barbara! Denkst du denn gar nicht nach?"

"Dir kam er doch auch nicht vor wie ein Verbrecher!"

"Hätte sein können, dass er dich benutzt, um seine Karriere voranzutreiben. Oder dir Gewalt antun wollte. Ist dir das nie in den Sinn gekommen?"

Ich will den Mund aufmachen, um mich zu verteidigen. Um dich zu verteidigen, verdammt. Aber meine Gedanken wandern unweigerlich zu der Topfpflanze. Wie du mich bedroht hast. Wie du ... ausgerastet bist. Ich erkenne, dass du mich nicht nur gewarnt hast, eigentlich hast du, ohne es zu wollen, genug Signale gesendet, dass es besser gewesen wäre, mich fernzuhalten.

Ich schniefe leise.

"Ich hab ihn nicht für gefährlich gehalten. Du hast Recht. So dumm ..."

Ich nehme die Brille ab und wische mir über die nassen Augen.

"Gott ..."

Dad sieht mich sorgenvoll an, aber er versucht nicht, mich zu trösten. Wahrscheinlich denkt er gerade, dass ich schon selbst aus dieser Sache lernen muss. Das habe ich bereits.

"Barbara. Ich weiß, dass ich dich vernachlässigt habe. Aber das du es mir so heimzahlst."

"Was?"

Ich starre Dad schockiert an.

"Ich bin enttäuscht."

Natürlich ist er das. Und verletzt von deinen Worten. Die Erwähnung von Mom ...

Ich sehe dich an.

"Bist du jetzt zufrieden?"

Ich hole aus und verpasse dir eine Ohrfeige.

"Bist du jetzt zufrieden?!"

Noch eine.

"Ich bin der einzige Mensch, der nett zu dir war. Warum musst du ausgerechnet mein Leben kaputt machen?!", schreie ich.

Ich will schon wieder ausholen, aber Dad greift nach mir, zerrt mich von dir weg und hält meine Hände in meinem Rücken fest. Ich winde mich wütend in seinem Griff.

"Mein Gott, Barbara!", keucht Dad, als ich ihm die Schulter gegen die Brust ramme, um freizukommen.

Er kann rechtzeitig wieder zufassen und mehr werde ich gegen ihn nicht austeilen. Du bist derjenige, der ein paar blaue Flecken verdient.
 

Mit einem sadistischen Grinsen beobachte ich amüsiert das Wortgefecht zwischen dir und deinem Dad. Ich wünschte, ich könnte jetzt die Arme verschränken. Einfach zu köstlich, was ihr euch gegenseitig um die Ohren haut. Dafür hat es sich wirklich gelohnt, dich und ihn so zu reizen. Mental klopfe ich mir selber auf die Schulter.

Doch lange kann ich dieses Hochgefühl nicht genießen. Du drehst dich zu mir um und gibst mir eine kräftige Ohrfeige. Deine Bewegung ist so schnell, dass ich nicht rechtzeitig ausweichen kann. Deine flache Hand trifft meine Wange und ich sehe dich erschrocken an. Okay, ich hätte wissen müssen, dass du irgendwann auf körperliche Gewalt zurück greifst, wenn dir die Worte ausgehen. Aber selbst die zweite Ohrfeige habe ich nicht kommen sehen. Dein Selbstverteidigungskurs war anscheinend effektiv.

Während dein Vater dich von weiteren Taten abhält, reibe ich mir mit dem Handrücken über meine schmerzende Wange. Gebrochen ist anscheinend nichts.

Dann sehe ich mit kalter Berechnung zur Überwachungskamera.

"Ich hoffe, dass ihr das Alles auf Band habt. Es ist ein wichtiges Beweismittel in einer Ermittlung, weil ich soeben tätlich angegriffen worden bin, während ich als Schutzbefohlener in einer öffentlichen Besserungsanstalt verwahrt bin. Und der Chef des GCPD, Commissioner James Gordon, stand tatenlos daneben und ließ seine aggressive Tochter das tun."

Ich werfe euch beiden einen gehässigen, kalten und berechnenden Blick zu.

"Es war übrigens eine Lüge, dass die Kameras hier keinen Ton übertragen."
 

Ich sehe dich auf deine Worte hin verstört an, ehe ich mich wieder gegen Dads Griff werfe. Er muss mir die Arme um die Taille schlingen, damit ich nicht loskomme.

"Du mieses, verachtenwertes Stück Dreck! Du magst also keine Selbstjustiz? Ich zeig dir, was Selbstjustiz bedeutet!"

"Babs, mach es doch nicht noch schlimmer!"

"Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr", keife ich unter Tränen. "Dann lass mich ihm wenigstens was brechen, damit es sich lohnt!"

Ich zerre an Dads Händen aber seinen Griff lockert sich nicht. Als ich mit dem Gedanken spiele, ihm ernsthaft wehzutun, um freizukommen, trifft es mich wie der Schlag. Was tue ich hier eigentlich?

Mit einem bitterlichen Schluchzen lasse ich mich gegen meinen Vater sinken, der mich weiter festhält. Ich zittere. Mit den Nerven bin ich völlig am Ende.

"Enigma ... Was hat Ihnen meine Tochter getan, dass Sie Sie so hassen?", fragt Dad, winkt gleich darauf aber ab. "Ich werde Barbara jetzt hier rausbringen. Wir beide sprechen uns noch."
 

Ich ignoriere deine Tränen gekonnt und konzentriere mich lieber auf deinen Vater. Ich bin zwar noch lange nicht fertig mit dir, aber für den Anfang war es gar nicht mal so schlecht.

"Ich freue mich schon sehr auf unsere Unterhaltung, Jim", sage ich, als wäre ich die Freundlichkeit in Person. "Aber bitte lassen Sie sich nicht zu lange Zeit."

Der Schüler wird den Meister ja bekanntlich übertreffen ...

Die Zellen in Blackgate sind ruhig, als ich vorbeigehe. Die meisten Insassen in diesem Zellentrakt begegnen mir mit erhobenen Händen oder starren mich teilnahmslos an. Ich weiß, was sie denken. Sie malen sich aus, wie sie sich an mir rächen werden, wenn sie hier raus kommen. Was ich natürlich nicht zulassen werde.

Aber ich bin nicht ihretwegen hier. Ich bin deinetwegen gekommen. Eigentlich bin ich nur wegen einem kleinen Fisch im GCPD gewesen, den ich bei Gordon hatte abliefern wollen. Was mir dort begegnete, war erschreckend.

Es ist nicht meine Art, mit Anderen zusammenzuarbeiten. Trotzdem bin ich jetzt hier, weil ich dich zur Rede stellen will. Dieses liebe, fröhliche Mädchen so gebrochen zu sehen, war ein schrecklicher Anblick.

Ich bleibe vor deiner Zelle stehen und sehe dich an.

"Enigma", ist Alles, was ich sage, um mich bemerkbar zu machen.

Ein Hallo hast du nicht verdient.
 

Ich sehe von einem Buch auf, als ich meinen Namen höre. Von einer Stimme, die ich kenne. Wie du da stehst, in deiner schwarzen Rüstung, das Cape hinter dir über den Boden schleifend. Du hältst dich für den Chef im Ring, was? Aber nicht mehr lange, mein Freund. Du bist nicht der Erste und du wirst auch nicht der Letzte sein, der sich mir beugen muss.

"Na sieh mal Einer an ...", sage ich mit vor Ironie tropfender Stimme. "Der dunkle Ritter Gothams. Was verschafft mir denn diese Ehre, dass du dich zu uns Gesindel herab lässt?"

Ich grinse.

"Ich nehme nicht an, dass du Interesse an einer Tasse Tee hast? Mein Lieblings-Wachmann macht einen vorzüglichen Tee. Den solltest du dir nicht entgehen lassen."
 

"Spar dir deinen Atem", erwidere ich ungerührt.

Dein Sarkasmus mag die meisten Menschen aus dem Konzept bringen, an mir prallt er jedoch erfolglos ab.

"Das Gesindel schuldet mir Rede und Antwort. Der Name Barbara Gordon dürfte dir doch etwas sagen."

Ich beobachte dich eingehend, um zu sehen, wie du auf den Namen reagierst.

"Ich habe mich eben noch mit ihr und ihrem Vater unterhalten und ein paar interessante Dinge erfahren. Was spielst du, Enigma?"
 

"Barbara Gordon ...", wiederhole ich langsam und denke gespielt angestrengt darüber nach, woher ich diesen Namen kenne.

"Der Name kommt mir vage vertraut vor. Ich glaube, es ist die Tochter vom Police Commissioner, oder irre ich mich etwa?"

Ich lege das Buch zur Seite.

"Hat die Kleine was angestellt?"
 

Ich überlege, ob ich dir bereits sagen soll, wie es um Barbara wirklich steht. Dann entscheide ich mich jedoch dagegen. Am Besten wird es sein, wenn ich das so weit es geht vermeide. Es wäre Barbara gegenüber nicht fair, in ihrer Abwesenheit ihren Zustand zu besprechen.

"Absolut nicht. Sie ist ein anständiges Mädchen."

Ich verenge die Augen.

"Allerdings erwähnte sie, dass du vorhin in Plauderlaune warst."

Eigentlich hatte Gordon gesprochen, während Barbara schluchzend und die Arme um ihren Körper geschlungen auf seinem Schreibtischstuhl saß und den Eindruck machte, als würde sie nie wieder froh werden.

"Du wirst mir jetzt alle Informationen geben, an die du über das Mädchen gekommen bist."
 

Als du sagst, dass Barbara ein anständiges Mädchen wäre, blitzt es in meinen Augen auf. Ich bin versucht, zu lachen, doch ich entscheide mich dagegen. Ich will erst einmal wissen, was du für Karten auf der Hand hast.

"Ich bin eigentlich immer in Plauderlaune, mein Bester", erwidere ich ungerührt. "Es ist wirklich sehr befreiend, wenn man sich Alles von der Seele reden kann. Dann neigt man viel weniger zu Gewaltausbrüchen, weißt du? In der Arkham-Abteilung sollen sie hier ein paar ganz passable Psychiater haben. Vielleicht können die dir ja sagen, warum du den Drang verspürst, dich als Fledermaus zu verkleiden."

Ich seufze theatralisch, lehne mich auf meiner harten Pritsche zurück an die Wand und verschränke die Arme vor dem Oberkörper.

"Informationen? Was denn für Informationen? Du musst meinem miserablen Gedächtnis schon ein bisschen auf die Sprünge helfen. Ich habe nämlich leider keine Ahnung, was du überhaupt von mir willst."
 

Ich gehe gar nicht erst auf deine lächerlichen Provokationen ein. Du bist ein wenig wie ein trotziges Kind, das immer der Beste sein will. Wenn man dir keine Beachtung schenkt, trifft dich das mehr, als wenn man auf dein Geschwafel herein fällt.

"Gordon hat ein Team in sein Haus geschickt. Solltest du ihn und seine Tochter abgehört haben, ist damit jetzt Schluss", informiere ich dich.

Gordon ist unglaublich besorgt gewesen. Wenn Barbaras Aussage stimmt, müsst ihr beide euch gut acht Mal in ihrem Haus getroffen haben. Genug Zeit für dich, Alles auf den Kopf zu stellen und Wanzen anzubringen. Die technischen Mittel hattest du ja. Mir gefällt der Gedanke kein bisschen, dass du womöglich Gordons persönliche Gespräche mit seiner Tochter belauscht hast.

"Besonders Wert gelegt wird natürlich auf Gordons Büro."

Und auf Barbaras Zimmer. Alle, die sie vorhin im GCPD gesehen haben, wünschen dem Mädchen, irgendwann wieder ruhig schlafen zu können.
 

"Und was soll ich deiner Meinung nach in Gordons Haus gemacht haben? Bloß weil jeder Trottel im GCPD an die Informationen ran kommen kann, wo unser Commissioner wohnt, heißt das doch noch lange nicht, dass ich mich jemals dort herum getrieben habe."

Ich lache kurz auf.

"Ernsthaft, denkst du nicht, dass ich Besseres zu tun hatte und habe, als irgendwelche Abhörgeräte bei Gordon einzuschleusen. Seh' ich vielleicht aus wie Cobblepot, Sionis oder der Joker?"

Ich neige den Kopf ein Stück nach vorne und sehe dich über den Rand meiner Brille an.

"Aber sag mir doch mal, oh Held dieser Stadt, was die kleine Miss Gordon denn erzählt hat, was dich dazu animiert hat, mir diesen unerwarteten Besuch abzustatten? Muss ja was wirklich Wichtiges gewesen sein."
 

Es überrascht mich nicht, dass du den Unwissenden spielst. Du willst, dass ich dir noch einmal auftische, was du Barbara angetan hast, damit du dich im Glanz deiner eigenen Gemeinheit sonnen kannst.

Auf deinen Kommentar zu den Abhörgeräten hin hebe ich eine Braue unter der Maske. Ich lasse meinen Blick an dir hinab gleiten.

"Gemessen am Partnerlook ... ja."

Ich mache eine kurze Pause, um Luft zu holen.

"Miss Gordon erzählte, dass du dich wohl ganz schön aufgeplustert und große Reden geschwungen hast. Du denkst doch nicht wirklich, dass du hier so schnell wieder herauskommst, Enigma. Du hast dir doch immer gewünscht, dass die Cyber Crime Unit mehr Beachtung bekommt. Dank dir steht das gesamte GCPD voll hinter ihr. Sie suchen nach deinen Daten. Es dauert nicht lange, dann haben sie eine Spur."

Eigentlich bin ich derjenige, der das tut. Ich bin sicher, dass du irgendwo einen Rechner mit unzähligen Informationen versteckt hast. Vielleicht sogar mehrere über die Stadt verteilt.

Barbara meinte, du seist dir wohl nach wie vor sehr sicher, dass du genug Material gegen das GCPD in der Hand hast. Die Frage ist nur, ob du ihr gegenüber geblufft hast.
 

Ich zupfe ein wenig an dem Overall herum.

"Ja, die Farbe ist grauenhaft, nicht wahr? Aber einen schönen Menschen entstellt so schnell ja Nichts. Ich war anfänglich genauso skeptisch wie du, aber wenn man ihn erst einmal angezogen hat, will man ihn gar nicht mehr ausziehen, so bequem sind die Dinger."

Ich grinse dich an.

"Aufgeplustert? Ich? Nein, da musst du mich verwechseln. Nennt sich Cobblepot nicht selber Pinguin? Vielleicht solltest du mit ihm mal über aufplustern und Gefieder reden. Ich bin mir sicher, er wird dir aufmerksam zuhören. Der gute Oswald ist nämlich ganz schön von sich eingenommen."

Ich schlage die Beine übereinander.

"Oh, ich bin mir sogar sehr sicher, dass ich hier in wenigen Tagen wieder raus bin. Was auch immer du denkst, gegen mich in der Hand zu haben - du kannst es nicht beweisen. Niemand kann das. Weder der gute Commissioner noch die Cyber Crime Unit."

Ich angle nach einer Tasse Tee, die neben der Pritsche auf einem kleinen Tischchen steht.

"Ich bin zugegebenermaßen ein wenig überrascht, dass du extra wegen Miss Gordon hier auftauchst und deine Höhle verlässt. Fledermäuse leben doch in Höhlen, oder?"

Mit einem wissenden Blick grinse ich dich herausfordernd an.
 

"Schön, dass dir die Kleidung gefällt. Du wirst sie noch eine Weile tragen. Wie ich dich einschätze, hast du die gesammelten Früchte deiner Arbeit irgendwo abgespeichert. Natürlich wäre es schlauer gewesen, derartige Beweise zu löschen ... aber das widerspricht deiner Natur. Du behältst deine Trophäen."

Ich verschränke die Arme vor der Brust. Die Höhle war natürlich ein Glücksgriff von dir. Nichts, was mich beunruhigt.

"Es ist relativ simpel. Erstaunlich, dass du es nicht erkennst. Du magst nicht viel von der Cyber Crime Unit halten. Vielleicht hast du sogar Recht damit. Aber du vergisst Jemanden, der fähig ist, deine Daten zurückzuverfolgen."

Ich mache eine Kunstpause.

"Der Schüler wird den Meister ja bekanntlich übertreffen ..."
 

"Du bist ein echter Komiker, weißt du das? Hast du zu viel Zeit mit dem Joker verbracht oder übst du für deinen großen Auftritt im Rampenlicht?"

Ich schüttle amüsiert den Kopf.

"Ich brauche keine Trophäen. Ich habe das hier."

Ich tippe mir an die Stirn.

"Du kannst mir gar nichts."

Ich runzle die Stirn, als du wiederholt Barbara erwähnst.

"Was soll das heißen?", frage ich und bin für einen kurzen Moment alarmiert.

Sie konnte mir irgendwann einmal gefährlich werden. Ich versuche meine kurz andauernde Unsicherheit mit einem Lachen zu überspielen.

"Du bist auf dem Holzweg. Ihr könnt mir absolut nichts nachweisen!"
 

Als du Joker erwähnst, beschleicht mich kurz ein unangenehmes Gefühl. Ich habe die Sache mit diesem Clown noch nicht ganz verwunden. Gegen diesen Mann kommst du mir regelrecht liebreizend vor.

"Du bist dir ziemlich sicher", stelle ich ungerührt fest. "Interessant. Aber glaubst du wirklich nicht, dass die kleine Miss Gordon deine Spuren verfolgen kann? Scheinbar hast du sie schlecht unterrichtet, wenn sie das nicht schafft. Du hast erschreckend wenig Vertrauen in deine eigene Arbeit."

Natürlich weiß ich, dass du sie hervorragend unterrichtet hast. Barbara hat von dir in den letzten Wochen mehr gelernt, als ein junges Mädchen wissen sollte. Sie ist eine hervorragende Hackerin. Gott sei Dank hat sie sich für die richtige Seite entschieden.

Der Gedanke, dass du Barbara hättest auf deine Seite ziehen können, lässt mich innerlich erschaudern. Nach außen bleibe ich selbstverständlich gefasst, um dir keinen Angriffspunkt zu bieten.

Wahrscheinlich steht es für dich sowieso außer Frage, mit Jemandem zusammenzuarbeiten, sei er auch noch so nützlich. Du würdest nicht erlauben, dass die Leistungen eines anderem die deinen überschatten.
 

"Tzt!", mache ich abfällig. "Ich habe ihr mehr beigebracht, als du dir es in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst. Aber ich war mit Sicherheit nicht so blöd, ihr meine besten Tricks zu zeigen. Doch wenn du das tatsächlich glaubst, bist du dümmer, als ich bisher angenommen habe."

Ich setze die Teetasse geräuschvoll auf das Tischen zurück, stehe auf und komme ein Stück näher.

"Komm endlich zum Punkt oder verschwinde und lass mich in Ruhe!"
 

"Tatsächlich, hm?"

Ich gebe vor, nachzudenken und kratze mich am Kinn.

"Ich muss gestehen, es war sehr beeindruckend, wie du dich in mein System gehackt hast, um mit mir zu reden. Von deinem tollen Computer aus, nach all dieser Planung ..."

Ich warte einen Augenblick, um mein vermeintliches Kompliment wirken zu lassen.

"Miss Gordon hat in der Nacht übrigens dasselbe gemacht. Völlig unvorbereitet. Vom Büro ihres Vaters aus", sage ich süffisant. "Das hat mich wirklich sehr beeindruckt. Ich ziehe meinen Hut vor ihren Leistungen."

Es ist ein gutes Zeichen, dass du näher gekommen bist. Du erkennst scheinbar, dass mehr nötig ist als ein wenig angeberisches Geschwafel, um mich kleinzukriegen.

"Der Punkt ist, dass du entweder vernünftig sein und mir verraten kannst, wo dein Rechner steht, oder du läufst Gefahr, gleich noch einmal von einer Siebzehnjährigen übertrumpft zu werden. Mir ist das relativ egal."
 

"In dein System zu kommen ist auch kinderleicht. Das würden selbst Branden oder Bullock schaffen", erwidere ich angesäuert.

Ich kann es nicht ausstehen, dass du dich hier als so Allwissend aufspielst und mit mir redest, als ob du intelligenter wärst als ich.

"Ist es auch keine Kunst, deine Frequenz zu finden, auf der du sendest. Das war eine Sache von fünf Minuten. Also spiel dich hier bloß nicht so auf!"

Ich mustere dich misstrauisch und fixiere dich mit einem prüfenden Blick.

"Den Teufel werde ich tun! Und ich werde mit Sicherheit nicht auf deine kindischen Tricks herein fallen! Wenn du spielen willst, geh zum Joker! Ich habe echt keinen Bock auf dich, du Freak!"

Ich bin mit jedem Satz ein Stück lauter geworden und habe mich von dir hinreißen lassen. Ich muss mich zusammen reißen.

"Ja, immer feste drauf!", ruft ein anderer Häftling und applaudiert.

"Schnauze da drüben!", brülle ich zurück.

Auch dein kleines Fangirl wird sich daran die Zähne ausbeißen!

Ein kleines Zucken meiner Mundwinkel kann ich nicht verhindern, dann habe ich mein Gesicht wieder im Griff.

"Was regst du dich denn so auf, Enigma? Wir unterhalten uns doch ganz normal wie zivilisierte Menschen. Du weckst ja alle mit deinem Geschrei."

Ich werfe einen Blick in die Zelle, aus der der Ruf gekommen ist. Einige der anderen Insassen tummeln sich bereits an ihren Gittern, um Alles mitzubekommen.

"Den Teufel wirst du tun ...", wiederhole ich. "Du streitest ja schon gar nicht mehr ab, dass es diesen Rechner gibt. Wir bewegen uns allmählich voran, Edward. Gut."
 

Ich knurre verhalten und funkle dich verärgert an. Dass du mich bei meinem Vornamen nennst, macht mich wütend.

"Ich rege mich soviel auf, wie ich es will, klar?! Und du wirst mir nicht sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe! Ich bin nicht dein Schoßhündchen wie Gordon!"

Frustriert raufe ich mir die Haare und laufe ein wenig in meiner Zelle hin und her.

"Und bestätigt habe ich dir auch nichts! Dreh mir nicht die Worte im Mund um! Ihr Idioten könnt euch von mir aus dumm und dämlich suchen, aber finden werden ihr nichts! Gar nichts! Und auch dein kleines Fangirl wird sich daran die Zähne ausbeißen!"

Lautes Gejohle aus den anderen Zellen.

"Könnt ihr Idioten nicht einfach mal die Schnauze halten wenn sich Erwachsene unterhalten, verdammt noch mal!", schreie ich.
 

"Ich finde es auch ganz reizend, wenn du dich so aufregst. Besser kannst du mir gar nicht vermitteln, dass ich richtig liege."

Deine Kommentare zu Barbara und ihrem Vater stören mich. Gordon ist gewiss nicht mein Schoßhündchen. Im Gegenteil. Er ist einer der Wenigen, denen ich überhaupt zutraue, von sich aus etwas bewirken zu können.

Und Barbara ... nun gut. Ich muss gestehen, dass sie vielleicht ein bisschen zu begeistert von mir und meinen Taten ist. Andererseits ist sie so ziemlich die Einzige gewesen, die erkannt hat, was diese Stadt wirklich braucht. Das hat sich seitdem glücklicherweise geändert. Barbara aber war klug genug, es als Erste zu erkennen.

"Überlassen wir das doch Miss Gordon. Du warst ja vorhin so freundlich, sie mit deiner netten Art noch zusätzlich zu motivieren. Wenn ich ihr jetzt die nötigen Hilfsmittel zur Verfügung stelle ..."

Ich zucke mit den Schultern, um dir zu zeigen, dass der Ausgang eigentlich klar ist.

Der Gedanke, Barbara meinen Computer zur Verfügung zu stellen, erscheint mir eigentlich völlig abwegig. Aber jetzt, da er schon einmal da ist ... Gordons Tochter könnte sicher Wunder bewirken, wenn ich sie mit meinem Equipment vertraut mache.

Überhaupt weiß Barbara noch gar nichts von meinem Plan, sie nach deinen Daten suchen zu lassen. Aber ich bin mir mehr als sicher, dass sie bereit sein wird, zu helfen. Schon allein um mit ihren Schuld- und Hassgefühlen zurechtzukommen.

"Wenn sie erst mit der Schule fertig ist, ist es gar nicht sie abwegig, dass sie deinen Platz in der Cyber Crime Unit einnimmt", füge ich hinzu. "Wahrscheinlich bringt sie neben den technischen auch die sozialen Fertigkeiten mit. Zwischenmenschliches ist ja nicht deine Stärke. Dass du so lang eine ganze Abteilung leiten konntest, ist schon allein ein Rätsel."
 

Ich muss mich zusammen reißen. Ich darf dir auf keinen Fall weitere Möglichkeiten geben, mich zu analysieren. Du bist gerissener, als ich dachte. Bislang habe ich gedacht, dass du einfach nur verdammtes Glück hattest, mir überhaupt auf die Schliche zu kommen. Aber anscheinend bist du doch nicht so dumm, wie du dich anziehst.

Abrupt drehe mich von dir weg und gehe zur gegenüberliegenden Wand. Ich halte dir den Rücken zugewandt und zähle gedanklich von zwanzig an rückwärts, um mich zu beruhigen. Dabei atme ich tief durch. Ich muss die Ruhe selbst sein.

Nachdem ich zu Ende gezählt habe, drehe ich mich wieder zu dir um. Du stehst immer noch wie eine Statue vor dem Gitter meiner Zelle und beobachtest mich.

Ich setze mein charmantes Lächeln auf, was auch schon bei Barbara wahre Wunder gewirkt hat. Natürlich erwarte ich das nicht bei dir. Das wäre dann doch etwas sehr ... seltsam.

"Motivation ist ein guter Lehrmeister. Dann kniet sie sich richtig in die Arbeit rein und lässt sich von nichts und niemanden aus dem Konzept bringen. Das sollte dir doch vage bekannt vorkommen?"

Ich mustere dich für einen Moment stumm.

"Du hast also in deiner Höhle einen großen Computer mit richtig viel Rechenleistung, ja? Interessant. Aber Barbara da ran zu lassen, solltest du dir auf jeden Fall noch mal überlegen. Sie schafft es mit Leichtigkeit, Hardware und Eingabegeräte zu zerstören. Außerdem kann sie ziemlich aufbrausend sein, wenn etwas nicht so funktioniert, wie sie es will."

Unwillkürlich streiche ich mir über die Wange, die Barbara vor ein paar Stunden geschlagen hatte.

"Die Betonung liegt auf 'Wenn'. So wie ich sie heute erlebt habe, hatte sie einen massiven Nervenzusammenbruch und sollte dringend in medizinische Behandlung. Am besten stationär. Ob sie es mit ihrem psychischen Handicap überhaupt schafft, die Highschool erfolgreich zu beenden, ist fraglich. Ich fürchte, sie wird dir keine große Hilfe sein. Motivation hin oder her."

Seelenruhig greife ich nach meiner Tasse und trinke genüsslich einen Schluck Tee.

"Die Cyber Crime Unit könnte von einem Schimpansen geleitet werden. Was glaubst du, weswegen ich meinen Leuten nur einfache Dinge aufgetragen habe und das Meiste selber erledigt habe? Noch größere Stümper gibt es nur noch bei der SWAT. Hast du schon mal ein Pläuschen mit Brandon gehalten? Der Typ ist total meschugge. Und er ist korrupt wie kein Zweiter. Um den solltest du dich mal kümmern ..."

Ich senke die Stimme, dass du das nächste Wort kaum hören kann.

"... Bruce ..."

Nach meinen bisherigen Recherchen kommen nur zwei Personen in ganz Gotham in Frage, Batman zu sein. Harvey Dent, unser Staatsanwalt oder stinkreiche Schnösel und Frauenheld Bruce Wayne. Ich habe beschlossen, Alles auf eine Karte zu setzen. Ich habe immerhin eine Chance von fünfzig zu fünfzig.

Mein Lächeln wird eine Spur verschlagener und ich komme wieder ein Stück auf dich zu. Wie auch schon vorher bleibe ich außerhalb deiner Reichweite stehen und mustere dich.

"Du bist dir ja sehr sicher, dass ich irgendwo einen Rechner stehen habe, wo ich alle Informationen, die ich mir in den letzten Monaten beschafft habe, archiviere. Würde es dich sehr überraschen, wenn ich dir sage, dass dem nicht so ist? Dass es nirgendwo einen Rechner gibt und ihr euch deswegen einen Wolf sucht?"

Ich nippe erneut am Tee.

"Kann man dich eigentlich als Bodyguard engagieren? Wenn ich in ein paar Tagen hier raus komme und sich Gordon bei mir entschuldigt, weil sie mich fälschlicherweise eingesperrt haben, könnte ich ein Taxi gebrauchen, was mich nach Hause bringt. Mein Wagen steht leider beim GCPD und anscheinend hat sich Miss Gordon daran vergriffen - was ich Gordon natürlich persönlich in Rechnung stelle."

Ich mache eine kurze Pause.

"Wusstest du eigentlich, dass dein so hochgelobter Commissioner Gordon Gewalt befürwortet und ein Herz für Verrückte hat? Seine Tochter hat mich heute angegriffen und er stand nur seelenruhig daneben und hat sie machen lassen. Was meinst du, wie lange müsste die Kleine dafür in die Jugendpsychatrie? Wie viele Sozialstunden?"
 

Ich warte ab, während du versuchst, dich zu beruhigen. Natürlich könnte ich dich einfach weiter aus dem Konzept bringen, doch wie sich schnell herausstellt, ist es um einiges aufschlussreicher, dich die Fassung wiedergewinnen zu lassen.

Deinen kleinen Vortag höre ich mir ohne dazwischen zu reden an. Dass du mich tatsächlich Bruce nennst, versetzt mich für einen Augenblick in Alarmbereitschaft. Aber du scheinst dir nicht absolut sicher zu sein und selbst wenn. Ich bezweifle, dass ausgerechnet du meine Identität auf den Straßen heraus posaunen würdest.

Ich unterdrücke den Impuls, mich umzudrehen und nachzusehen, wie viel die anderen Insassen gehört haben. Kein Grund, mich unnötig verdächtig zu machen.

Als du fertig bist, schweige ich eine Weile und sehe dich genau an. Dein Grinsen, deine Haltung, die Position in der Zelle.

"Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, Edward. Ich werde mich um sie Alle kümmern. Mit Gordon ist bereits ein erster Schritt getan, das GCPD von der Korruption zu befreien. Ich stimme dir zu - das ist ein Problem, das nach einer Lösung verlangt."

Ich trete noch ein Stück näher an die Zelle heran.

"Warum bleibst du eigentlich so auf Abstand? Hast du Angst, dass ich dich in deiner Zelle zusammenfalte? Das wäre zu einfach. Du bist hilflos und sitzt im Käfig wie ein eingesperrtes Tier."

Ich lege den Kopf ein wenig schief.

"Wayne? Wirklich? Das haben deine Recherchen also ergeben ... Na gut. Nehmen wir das also mal an. Gesetz dem Fall, ich wäre Bruce Wayne. Milliardär. Wir beide würden gar nicht lang diskutieren, weil ich die Mittel besäße, dich für immer hierzubehalten."

Ich gebe vor, angestrengt nachzudenken.

"Ich könnte dafür sorgen, dass dein Leben die Hölle wird, wenn du wieder raus kommst. ... das ist eigentlich gar kein schlechter Gedanke. Es hat sicher seine Vorteile, so reich zu sein."

Ich mache wieder eine kurze Kunstpause.

"Und was Barbara Gordon angeht. So schlecht geht es ihr gar nicht. Jugendliche sind eben aufbrausend, weil sie mitten in der Entwicklung stecken. Ihre Strafe wird sie nicht umbringen."

Deine Behandlung allerdings schon. Ich frage mich, ob sie inzwischen aufgehört hat, zu weinen.

"Es überrascht mich, wie wichtig dir die Wirkung ist, die du auf sie hattest. Willst ihr was beweisen, meint sie. Bist du eifersüchtig? Tut mir ja Leid, dass ich dir dein Mädchen ausgespannt habe."

Ich schüttle amüsiert den Kopf.

"Meine Güte, Edward. Erst dein Intermezzo mit Gordon und seiner Tochter heute, jetzt das. Weißt du eigentlich, wie viel du von dir preisgibst, wenn du der Meinung bist, die Situation unter Kontrolle zu haben?"
 

Es ärgert mich, dass man kaum eine Reaktion von dir bekommt, wenn man dir etwas offenbart. So macht das keinen Spaß – zumindest mir nicht. Lag ich vielleicht mit meiner Vermutung, dass du Bruce Wayne bist, daneben? Okay, Gesetz dem Fall, du bist doch Harvey Dent, würde ich mich jetzt blamieren, wenn ich meine Meinung ändere. Ich bleibe einfach hartnäckig bei Bruce Wayne.

"Ich könnte dir eine Liste mit allen korrupten Bullen geben, wenn du daran Interesse hast. Ich gehe jede Wette ein, dass du nicht Alle selber aufspürst. Allerdings hätte ich gern eine Gegenleistung dafür, wenn ich dir schon helfe."

Ich muss schmunzeln.

"Du hältst mich für hilflos? Wirklich? Aber weißt du was? Ich lasse dich einfach mal in diesem Glauben, dann wird es amüsanter für mich."

Als ob wieder Barbara erwähnst, horche ich auf. Anscheinend war sie wohl härter im Nehmen, als ich dachte.

"Ist doch schön, wenn es Gordons kleiner Prinzessin so gut geht. Aber ich fürchte, sie hat dir falsche Informationen mitgeteilt. Mir ist es relativ egal, was ich für eine Wirkung auf sie hatte. Na gut, außer der Tatsache, dass sie so dermaßen naiv ist, dass es schon weh tut."

Mein Blick verfinstert sich ein Stück.

"Auf was sollte ich denn eifersüchtig sein? Auf dich? Ha! Das ich nicht lache!"

Dass es mich schon gewurmt hat, dass sie seit Wochen und Monaten kaum ein anderes Thema als dich hatte, werde ich dir mit Sicherheit nicht auf die Nase binden. Auf eine gewisse Art und Weise will ich ihr schon beweisen, dass ihr Held nicht so toll ist, wie sie denkt.

"Ich habe die Situation unter Kontrolle, mein Bester. Immerhin stehst du hier vor mir und willst Informationen von mir haben. Du bist auf mich angewiesen. Und das amüsiert mich sehr, musst du wissen."
 

"Hm ...", mache ich gedehnt. "Eine Gegenleistung? Was könnte denn ein brillanter Geist wie du schon von einem verrückten Schläger wie mir brauchen?"

Durch den Spott in meiner Stimme gebe ich dir deutlich zu verstehen, dass ich nicht einmal im Traum daran denke, Informationen von dir zu kaufen.

"Dafür, dass du nicht eifersüchtig bist, regst du dich ganz schön auf", sage ich nachdenklich. "Was ist es denn dann? Liebeskummer, weil Miss Gordon nichts mehr mit dir zu tun haben will?"

Eigentlich könnte man über deinen letzten Kommentar lachen. Du hast die Situation nur zur Hälfte unter Kontrolle, aus dem einfachen Grund, dass du dich selbst nicht vollkommen im Griff hast. Aber das würdest du niemals zugeben, deswegen ist es sinnlos, dich darauf hinzuweisen.

"Freut mich, dass du Spaß hast", sage ich also trocken. "Ich habe im Gegensatz zu dir allerdings besseres zu tun, als zu plaudern."
 

Ich zucke mit den Schultern.

"Tja, wenn du nicht willst, kann man wohl nichts machen. Dann verbringst du eben die nächsten Jahre damit, diesen ganzen korrupten Sumpf trocken zu legen, ohne zu wissen, wer da Alles mit drin steckt."

Ich sehe dich ernst an.

"Und ich rege mich nicht auf, damit das gleich mal klar ist. Und Eifersucht ist mir vollkommen fremd. Du kannst so viel sticheln, wie du willst, ich werde nicht auf deine Tricks reinfallen."

Dass es mich schon ganz schön wurmt, musst du ja nicht wissen. Und am allerwenigsten geht es dich etwas am, wie ich die 'Beziehung' mit Barbara empfunden habe.

"Wenn du nicht mit mir plaudern willst, dort ist die Tür."

Ich deute in die Richtung aus der du gekommen bist.

"Ich kann auch besseres mit meiner Zeit anfangen, als dir zuzuhören. Aber sei es drum."

Ich seufze theatralisch.

"Und jetzt? Wen willst du als nächstes hinter Gitter bringen? Ich könnte dir einen Tipp geben."

Es liegt ganz allein bei dir und Gordon, wie wichtig euch die Stadt und ihre Einwohner sind ...

Dir ist tatsächlich nicht anzusehen, wie du zu der Sache mit Barbara stehst. Das Mädchen ist voll davon überzeugt, dass sie dir mehr bedeutet. Ich bezweifle das allmählich. Vielleicht siehst du sie als Trophäe, aber mehr scheint sie nicht gewesen zu sein. Hätte mich auch gewundert, aber ich wollte Barbara nicht noch weiter fertig machen. Du bist viel zu sehr auf dich selbst fixiert, um Gefühle für irgendjemanden zu entwickeln. Und selbst wenn - du würdest nicht erkennen, dass du welche hast.

Ganz automatisch schaue ich in Richtung der Tür, als du sie erwähnst. Eigentlich könnte ich mich jetzt tatsächlich auf den Weg machen. Ich habe genug gehört. Ich bin nicht hergekommen, weil ich damit gerechnet habe, dass du all deine Sünden beichtest oder mir wichtige Informationen gibst.

Letztendlich bleibe ich aber doch stehen und starre dich eine ganze Weile ausdruckslos an.

"Du hättest dem GCPD wirklich gut getan. Eine Schande, dass du es so weit hast kommen lassen", sage ich.

Wieso bleiben eigentlich all die schlechten Leute und vielversprechende Kandidaten wie du lassen sich vom Verbrechen locken?
 

Nur zu gerne würde ich wissen, was in deinem Verstand vor sich geht. Fällt es dir leicht oder schwer, die grauen Zellen zu benutzen? Was für Gedanken beschäftigten den dunklen Ritter, den Helden von Gotham?

Es gefällt mir nicht, wie du mich stumm anstarrst. Da fühle mich gleich wie ein Verbrecher, der zu Recht in diesem Loch sitzt und auf den Richter und Henker wartet. Ich muss dich irgendwie aus dem Konzept bringen.

Als du das GCPD erwähnst, lache ich kurz humorlos auf.

"Ich hätte dem GCPD gut getan? Ich habe fast zwei Jahre lang für diesen Verein gearbeitet und ja, am Anfang hatte ich wirklich noch das Gefühl, ich würde das Richtige tun. Aber weißt du was?"

Ich gebe auf diese Frage keine Antwort, sondern winke einfach ab. Ich setze mich auf meine Pritsche, nehme mir die Brille ab und reibe mir müde über die Augen. Dann sehe ich dich wieder an.

"Man kann in dieser Stadt Keinem trauen. Nicht einmal sich selber. Selbst Leute wie Gordon können nicht ewig dagegen ankämpfen. Dafür wird ihr Fall nur umso tiefer werden ..."
 

Ich traue dem Wandel deines Verhaltens nicht. Es scheint mir ein totaler Bruch mit deinem Charakter zu sein, dass du plötzlich einen auf angenehmen Gesprächspartner machst. Wahrscheinlich willst du mich nur einlullen.

Aber vorerst äußere ich meine Bedenken nicht. Ich will sehen, worauf du mit diesem Gehabe abzielst. Um ein Muster in deinem Verhalten zu finden, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich genau zu studieren.

Ich gebe also meine kerzengerade Haltung auf und stelle mich etwas lockerer hin.

"Du scheinst damit Erfahrung zu haben. Hast du so Viele fallen sehen, dass du zu diesem Schluss gekommen bist?", frage ich ruhig. "Und vor allem ... Zählst du dich selbst zu diesen Menschen? Oder spielt es etwa eine Rolle, wie frei man sich entscheidet, zu fallen?"
 

Ich starre für eine Weile stumm auf die Wand, ehe ich den Kopf langsam in deine Richtung drehe und dich lange ansehe. Dann stehe ich auf und komme bis auf wenige Zentimeter an die Gitterstäbe heran.

"Ich habe schon Einige fallen gesehen. Mal mehr, mal weniger tief. Aber letztendlich hat es sie alle verändert. Das passiert mit dieser Stadt schon seit Jahren. Und du wirst das nicht verhindern können."

Ich war fast versucht, "leider" zu sagen, konnte es mir aber im letzten Moment verkneifen. Ich seufze.

"Es mag vielleicht sein, dass meine Art und Weise, wie ich gegen die Korruption und was weiß ich alles, vergehen wollte, nicht unbedingt die beste Methode war. Ich habe mir jeden Tag verdächtige Kontobewegungen und dergleichen angesehen und es hat Keinen interessiert. Anfänglich habe ich das sogar noch gemeldet und jetzt rate mal, was Loeb und die Anderen, die was zu sagen hatten, dazu gesagt haben? Es hat sie nicht interessiert. Verbrechen im Internet sind ja keine richtigen Verbrechen. Irgendwann habe ich es aufgegeben, diese Informationen weiter zu leiten."

Ich zucke mit den Schultern.
 

Ich mustere dich nachdenklich. Ein bisschen beeindruckst du mich schon, was nicht sonderlich positiv ist. Es bedeutet, dass du ein ernst zu nehmender Gegner werden kannst. Du kannst mir erzählen was du willst, ich weiß, dass du keine Reue empfindest. Und ich weiß auch, dass du mit den Zuständen in dieser Stadt recht hast und das einer der Gründe ist, aus denen du schnell wieder hier heraus sein wirst. Kein Zweifel, du wirst weiter machen und wir werden das ganze Spiel wiederholen.

"Ich bin dabei, an diesen Zuständen etwas zu ändern, Edward. Den Menschen zu helfen, die es brauchen. Die zu bestrafen, die Unrecht tun. Du ..."

Du könntest das auch, hätte ich fast gesagt, aber das ist lächerlich. Natürlich, du bist klug, talentiert und ambitioniert genug. Aber solange du dich nicht im Griff hast, stellst du eine Gefahr für dich und Andere dar.

Je mehr ich die Sache betrachte, komme ich zu dem Schluss, dass es für dich kaum einen anderen Weg gibt als den, den du eingeschlagen hast. Ich bin kein Psychiater, ich kann dir nicht helfen.

'Er muss sich selbst helfen', hat Barbara unter anderem geschluchzt. Ich verstehe, was sie meint. Solange du nicht gewillt bist, eine andere Richtung einzuschlagen, kann man für dich wenig tun.
 

Ich lehne mich mit der Schulter an das Gitter und mustere nachdenklich die kleine Gefängniszelle, die vorübergehend mein zu hause darstellt.

"Nicht besonders toll, nicht wahr? Aber ich habe schon in schlimmeren Löchern gelebt."

Ich zucke ein wenig hilflos mit den Schultern.

"Was hat dir Barbara alles über mich erzählt?"

Ich sehe keinen Sinn mehr daran zu leugnen, dass Barbara und ich uns relativ gut kennen und ich ihr auch einige Details über mich erzählt habe. Früher oder später hättest du es eh heraus gefunden.

"Kannst du mir einen Gefallen tun und Barbara und ihrem Vater was von mir ausrichten?"
 

"Barbara hat unter anderem erzählt, dass du ganz begeistert von deiner Zelle bist", sage ich ungerührt.

Ich weiß schon, was du spielst. Es wundert mich kein bisschen, dass ein junges Mädchen wie Barbara sich von dir hat einspannen lassen. Du kannst so unglaublich nett sein, wenn du willst. Niemand würde erwarten, dass du Alles mit einem Hintergedanken tust.

"Nichts, was ich für sonderlich schmeichelhaft halte. Du bist arrogant, launisch und sarkastisch. Leicht reizbar, wenn man dein Ego ankratzt. Schlimme Kindheit, der Vater Schläger und Säufer, Mutter Selbstmörderin. Du magst Rätsel und Spiele, die den Geist anregen. Bist intelligent, aber zu überzeugt davon. Arbeitest fleißig, bist aber nicht teamfähig. Eigentlich arbeitest du zu viel. Wenn du dich auf eine Sache fixiert hast, dann arbeitest du ununterbrochen darauf hin. Du bist manipulativ, auch wenn ihr die Ausmaße nicht bewusst waren. Du bist vernarrt in dein Auto, in deine Computer. Scheinbar kannst du mit Gegenständen besser als mit Menschen."

Ich denke kurz nach.

"Du trinkst zu viel Kaffee und schläfst zu wenig", ende ich.

"Und etwas ausrichten werde ich den beiden nur, wenn ich denke, dass es für ihre Ohren geeignet ist, Enigma. Glaubst du, ich kaufe dir die Mitleidstour ab? Was erwartest du? Willst du dich an meiner Schulter ausweinen?"

Selbst wenn eine geringe Annahme besteht, dass dir Barbara zumindest ein wenig bedeutet. Ich würde ihr niemals eine Botschaft von dir überbringen, keine positive und keine negative. Beides würde sie auf die ein oder andere Weise in den Abgrund treiben.
 

Ich nicke bestätigend bei deiner Aufzählung. Na gut, es war auch nicht besonders schwer, das Alles rauszufinden. Ich kenne schließlich die Personalakte des GCPD und Barbara hat dir sehr wahrscheinlich Alles brühwarm aufgetischt.

"Okay, spitz mal die Ohren. Du kannst Gordon folgendes von mir ausrichten. Ich werde ein volles Geständnis ablegen und auch den Standort meines Computers preisgeben - gegen diese Bedingungen: Ich werde nur mit Gordon persönlich sprechen. Das Treffen findet nicht hier in Blackgate stand, das GCPD wäre aber in Ordnung. Dabei wird sowohl eine Überwachungskamera, als auch ein Tonbandgerät mitlaufen. Auf meinen Anwalt werde ich dabei verzichten. Auf Repressalien wegen meines Wagens verzichte ich, solange er wieder in einen einwandfreien Zustand versetzt wird. Ich werde auch von einer Anzeige gegen Barbara absehen, vorausgesetzt dass ich dreißig Minuten mit ihr alleine reden kann."
 

Ich denke einen Moment lang über deine Aussage nach. Es ist eher fragwürdig, ob du das wirklich vor hast. Eigentlich bezweifle ich es. Ich traue dir kein bisschen. Aber es könnte durchaus sein, dass du gewisse Informationen preisgibst, wenn du etwas erreichen willst.

"Ich richte Gordon aus, dass du ein Gespräch im GCPD wünschst. Ich richte ihm aus, dass du gestehen willst. Ich richte ihm aus, dass du wahrscheinlich einen Fluchtversuch planst und er vorbereitet sein soll."

Zum Beispiel indem ich das gesamte Gespräch von einem Ort aus verfolge, von dem aus ich sofort eingreifen kann, solltest du etwas versuchen.

"Du wirst Miss Gordon nicht allein sprechen. Wenn, dann sprichst du sie hier. Unter meiner Aufsicht."

Meine Stimmung lässt keinen Raum zur Diskussion. Unter keinen Umständen gestatte ich dir, dich noch einmal an dem Mädchen zu vergreifen.

"Wobei das Miss Gordons Entscheidung ist. Nach aktuellem Stand sollst du dich zum Teufel scheren."
 

Ich lache kurz auf, als du mir Barbaras aktuellen Standpunkt mitteilst.

"Ja, das klingt wirklich nach ihr."

Ich werde schnell wieder ernst.

"Entweder nach meinen Bedingungen oder gar nicht. Sonst platzt der Deal. Wie wichtig sind dir und Gordon die Informationen, die ich habe? Wie wichtig ist es, dass die Einwohner von Gotham Vertrauen zum GCPD haben? Vertrauen in den Bürgermeister? Was meinst du, wie viel Chaos auf den Straßen ausbricht, wenn die Menschen erst begreifen, dass sie Nichts und Niemanden in dieser Stadt über den Weg trauen können?"

Ich zucke mit den Schultern und schlendere wieder zu meiner Pritsche.

"Es liegt ganz allein bei dir und Gordon, wie wichtig euch die Stadt und ihre Einwohner sind. Nur soviel: Ich meine mein Angebot absolut ernst. Ich habe auch nicht vor, Barbara irgendwas zu tun. Ich gebe dir das auch gerne schriftlich. Und du solltest auch nicht vergessen, dass ich dich nicht brauche, um meine Forderungen zu überbringen. Ich könnte notfalls auch hier von Blackgate aus Nachrichten verschicken. Das soll jetzt keine Drohung sein, ich wolle dich nur darauf hinweisen."

Ich komme wieder ein Stück näher.

"Und um eines klar zu stellen: Ich hatte nie vor, Barbara bewusst weh zu tun. Ich habe sie mehrmals gewarnt, doch sie hat das nicht ernst genommen."

Ich komme noch einen Schritt näher, so dass ich fast direkt vor dem Gitter stehe.

"Beantworte mir eine Frage ... Wie geht es ihr wirklich?"
 

Du hast es tatsächlich geschafft, mich in eine brenzlige Lage zu bringen. Selbstverständlich benötigt das GCPD diese Informationen. Ich könnte sie selbst sammeln. Vielleicht mit der Hilfe von Barbara und Alfred. Das ist nicht das Problem. Aber ich würde nie genau wissen, wie viel du wirklich weißt. Nicht mal wenn du gestehst ist das vorausgesetzt. Ich entschließe mich also zu einem Nicken.

"Ich richte es Gordon aus."

So oder so werde ich bei diesem Gespräch anwesend sein, du wirst es nur nicht sehen. Erwarten wirst du es ganz bestimmt. Das Beste wird sein, Gordon gar nicht erst zu erzählen, dass ich da sein werde. Auf die Art kann er für nichts belangt werden.

Als du über Barbara sprichst, verziehe ich das Gesicht unter der Maske. Ich kann noch immer nicht vollends ergründen, wie du zu ihr stehst. Wäre es ihr gegenüber fair, den Versuch zu machen ...? Wahrscheinlich nicht. Aber ich muss alle Mittel nutzen, die ich habe, um dich zu verstehen. Barbara würde das gutheißen.

"Als ich sie zuletzt sah, hatte sie sich noch nicht erholt", sage ich vage und füge dann gerade heraus hinzu: "Du hast sie zerstört. Aber keine Angst. Ich sorge dafür, dass sie nie wieder so leidet."

In diesem Moment wird mir zum ersten Mal klar, dass ich mich bereits als Barbaras Beschützer verstehe. Die Kleine hat mich beeindruckt, ein junges Mädchen mit Talent und Kampfgeist. Ein Mädchen, das ich nicht schluchzend und schreiend sehen will.

"Sie hat genügend Menschen, die sich um sie kümmern und sie wieder aufbauen, mit denen sie reden kann. Du verstehst hoffentlich, dass du keiner davon sein solltest."
 

Ich nickte wohlwollend, als du endlich auf meine Bedingungen eingehst. Natürlich erwarte ich nicht, dass du sie wirklich alle erfüllst. Das wäre wohl zu viel des Guten. Genauso wenig erwarte ich, dass du Gordon und das gesamte GCPD nicht verkabelst. Aber du bist nicht der Einzige, der mit gezinkten Karten spielen kann.

"Da wäre nur noch Eines ... Während des Gespräches keine Handschellen und ich hätte gern meine Sachen wieder, die ich bei meiner Verhaftung getragen habe."

Auf Barbara werde ich vorläufig nicht weiter eingehen. Meine dreißig Minuten mit ihr werde ich vermutlich nicht bekommen - wenn es nach deinem Plan geht. Aber du bist schließlich nicht der Einzige, der Pläne schmieden kann. Und ich werde an meine geforderte Zeit kommen. Aber das wird dir vermutlich nicht gefallen.
 

"Warum nicht. Wenn du dich dann wohler fühlst", seufze ich halb.

So ungern ich es eingestehen will, wir sind auf deine Informationen angewiesen. Also muss ich mich deinem Spielchen vorerst fügen - und es irgendwie schaffen, Gordon zu überzeugen, sich mit dir in einen Raum zu begeben. Ohne dir an die Gurgel zu gehen, versteht sich.

"Das war nicht das letzte mal, dass wir uns begegnen, Edward. Denk darüber nach, die linken Spielchen sein zu lassen."

Damit drehe ich mich um und verschwinde in die Dunkelheit.

Ich hoffe, Sie sind heute mal wieder in Plauderlaune ...

Ich schmeiße die Tür meines Dienstwagens mit einem genervten Grummeln zu. Mit den Händen in den Taschen meiner Jacke bleibe ich einen Augenblick lang neben dem Auto stehen und betrachte das Gefängnis. Hier und da sieht man noch immer Spuren der Heiligen Nacht. Nun, stille Nacht hingegen war dieses Jahr nicht zutreffend.

Mit einem Seufzen setze ich mich in Bewegung und gehe hinein. Der für dich zuständige Wärter - Halsley - erwartet mich bereits. Barbara hatte erwähnt, dass er wohl Angst vor dir hat. Für mich sieht es eher so aus, als hättest du irgendetwas gegen ihn in der Hand. Gott, es macht mich krank, wie er sich fast selbst auf die Füße tritt, um dich aus deiner Zelle zu holen und in meine Obhut zu übergeben.

Wenn Batman nicht so vehement darauf bestanden hätte, hätte ich niemals zugestimmt. Sogar Barbara, die nach wie vor viel Zeit weinend auf ihrem Zimmer verbringt, hat versucht, auf mich einzureden. Ich habe ihr verboten, mit dir zu sprechen. Ich glaube, sie war erleichtert.

Letztendlich haben wir uns darauf geeinigt, dass ich dich im GCPD befragen werde. Allein. Batman wird im Nebenzimmer sitzen und versuchen, dein Verhalten zu analysieren. Barbara will bei ihm sein. Sie sieht es als ihr Recht an und Keiner von uns hat ihr widersprochen.

Ich folge Halsley zu deiner Zelle.

"Tag, Nashton. Ich hoffe, Sie sind heute mal wieder in Plauderlaune."
 

Ich schmökere seelenruhig in einem Buch aus der hauseigenen Bibliothek von Blackgate, als mein erwarteter Besuch endlich eintrifft. Wurde auch höchste Zeit. Ich war immerhin schon drei Tage hier. Meine Kleidung, die ich bei meiner Verhaftung getragen habe, habe ich bereits nach dem Frühstück ausgehändigt bekommen. Sogar frisch gewaschen und gebügelt. Ja, Halsley werde ich mir definitiv warm halten.

Du siehst nicht gerade glücklich aus, mich so schnell wieder zu sehen. Es war erst zwei Tage her, dass wir unsere nette kleine Diskussion hatten. Bei dem mürrischen Blick, den du mir zu wirfst, als Halsley meine Zelle aufschließt, geht mir direkt das Herz auf. Als ich aus der Zelle trete und dir ein strahlendes Lächeln schenke, muss ich Halsley auf die Füße treten, damit er nicht noch einen Diener macht.

"Einen wunderschönen guten Morgen, Commissioner", grüße ich dich und bin bester Laune. "Sie wissen doch, wie gerne ich mit Ihnen plaudere. Das habe ich schon immer."

Die anderen Häftlinge beobachten uns misstrauisch. Sie fragen sich wahrscheinlich, wie ich es geschafft habe, dass der Police Commissioner höchstpersönlich mich hier abholt. Ich genieße die neidischen und anerkennenden Blicke. Genauso habe ich mir meinen Auszug vorgestellt. Mit Pauken und Trompeten.

Ich stecke meine Hände in die Hosentaschen und schlendere ganz gemütlich den Gang des Zellenblocks entlang.

"Nur keine Müdigkeit vorschützen, Jim", rufe ich dir mit einem Grinsen zu.
 

"Mistkerl", brumme ich leise und folge dir.

Dein gesamtes Auftreten reizt mich bereits unermesslich. Am liebsten würde ich dich zurück in deine Zelle verfrachten und den Schlüssel für immer wegwerfen. Allein der Gedanke, dass ich dich wieder in die Nähe meines Kindes bringen muss ...

Als wir aus dem Gefängnis treten, überhole ich dich, um die Tür zur Rückbank meines Wagens zu öffnen.

"Nur hinein, Nashton", sage ich mit einer ungeduldigen Handbewegung in Richtung der durch ein Gitter vom vorderen Wagenbereich abgetrennten Rückbank. "Wir wollen die Angelegenheit doch schnell hinter uns bringen."
 

Nachdem wir das eigentliche Gefängnisgebäude verlassen haben, atme ich erst einmal tief ein und genieße es, mich übertrieben langsam an meiner neu gewonnen Freiheit zu erfreuen. Dein Blick wird dabei immer finsterer, was mich nur noch mehr erheitert.

Ich leiste deiner freundlichen Aufforderung folge und nähere mich dem Wagen, mit dem du hier bist.

"Also wenn es nach mir geht, dann können wir das den ganzen Tag genießen", erwidere ich amüsiert und setze mich auf die Rückbank. "Nicht besonders komfortabel. Da sollten Sie mal was tun."
 

Ich gebe dir keine Antwort, stattdessen knalle ich dir die Tür vor der Nase zu und stapfe um den Wagen herum. Bevor ich selbst einsteige, stütze ich mich am Dach des Autos ab und atme tief durch. Es wird mir viel abverlangen, nicht im Rückwärtsgang gegen eine Mauer zu fahren, um dich da hinten zu zerquetschen.

Ich reiße die Tür auf und nehme hinter dem Lenkrad Platz. So schnell bin ich mit einem Auto noch nie aus der Parkposition auf die Straße gekommen. Ich halte mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, aber es fällt mir unendlich schwer.

Einen Grund, mit dir zu reden sehe ich nicht. Hin und wieder werfe ich einen prüfenden Blick in den Rückspiegel, um dich im Auge zu behalten.

Dabei belasse ich es.
 

Während der Fahrt zum GCPD merke ich deinen prüfenden Blick im Rückspiegel. Wie sehr nervt es dich bereits, dass ich die ganze Zeit über lächle, die vorbeiziehenden Straßen und Häuser beobachte und kein Wort sage?

Als wir auf dem hinteren Parkplatz des GCPD halten, zeigt mir dein Gesicht deutlich, dass du mich am liebsten aus dem Wagen raus zerren möchtest. Ich mache aber betont langsam und betrachte das Gebäude für ein paar Augenblicke.

"Hier hat sich ja gar nichts verändert", kommentiere ich und grinse dich an.

Dann klatsche ich in die Hände.

"Also dann, frisch ans Werk. Sie werden schließlich auch nicht jünger."
 

"Wenn Sie wollen, bringe ich Sie für ein paar Jahre zurück in Ihre Zelle. Bis dahin wird sich schon etwas tun", sage ich trocken.

"Wenn wir da drin sind", fahre ich mit fester Stimme fort, "benehmen Sie sich. Sie folgen mir brav in den Verhörraum, setzen sich hin und Alles geht seinen üblichen Gang. Verstanden?"

Ich warte gar nicht erst auf eine Antwort, sondern schiebe dich vor mir her auf den Eingang zu. Eine Hand bleibt auf deiner Schulter, als wir eintreten. Damit die Mitarbeiter sehen, dass ich derjenige bin, der hier die Kontrolle hat.

"Willkommen zurück", sage ich mit vor Spott triefender Stimme.
 

"Alles, was Sie sagen, Jim", erwidere ich nicht weniger ironisch und gehe zügig ins Gebäude.

Kaum, dass ich einen Fuß über die Schwelle gesetzt habe, strahle ich bereits wieder.

"Morgen, Harvey! Wir haben uns ja ewig nicht gesehen! Wie geht's der Familie?"

Freudestrahlend klopfe ich dem verdutzen Polizisten auf die Schulter und lasse ihn und seinen dummen Gesichtsausdruck im Gang stehen. Doch statt rechts abzubiegen und weiter zu den Verhörräumen zu gehen, gehe ich einfach gerade aus weiter und biege dann nach links ab.

Ich komme direkt am der Kaffeemaschine vorbei und nehme dem nicht minder verdutzten Polizisten den Platz an der Spitze weg. Neben der Maschine stehen mehrere Tassen und ich greife zielsicher nach einer von der ich weiß, dass sie dir gehört. Schnell fülle ich die Tasse mit Kaffee und setze meinen Weg fort - direkt in das Büro, welches vorher Loeb gehört hat. Jetzt ist es wohl dein Büro - dein Name steht an der Tür.

Mit einem selbstzufriedenen Grinsen gehe ich um deinen Schreibtisch, lasse mich in deinen Sessel fallen und lege die Füße auf den Tisch. Durch die offene Tür grinse ich dich an und nippe am Kaffee.

Ja, ich fühle mich wie zu hause.
 

Ich starre dir fassungslos hinterher. Die Tür hinter mir fällt mit einem Knall ins Schloss. Ich zucke sogar zusammen. Eingesperrt. Ich fühle mich eingesperrt mit dir.

Erhobenen Hauptes setze ich mich in Bewegung. Ich gehe durch die Reihen der Kollegen, die mich alle mitleidig und neugierig ansehen. Sie wollen wissen, wie der neue Commissioner mit dieser Situation umgeht.

Eigentlich wäre ich durchgedreht. Aber Batman ist wie immer vorbereitet. Auch in meinem Büro ist eine Kamera installiert und ein Tonband liegt bereit. Noch bin ich auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Ich gehe in mein Büro und erstarre kurz, als ich deine unverschämte Pose sehe. So viel Dreistigkeit sollte auf der Stelle bestraft werden ...

Mit einem entnervten Seufzen schließe ich die Tür und nehme dir gegenüber im Besucherstuhl Platz.
 

Nebenan, in einem Raum, der extra für diesen Zweck mit einem Überwachungsmonitor ausgestattet wurde, wirft Batman einer kichernden Barbara Gordon einen besorgten Blick zu. Eigentlich hätte er mit Tränen gerechnet. Dass Barbara sich über dieses Verhalten zu amüsieren schien, macht ihm Sorgen.

"Typisch", lacht Barbara und betrachtet die Szenerie, die sich vor ihnen auf dem Bildschirm zeigt. "Ich hätte euch sagen können, dass das passiert."

Sie macht Anstalten, Batman ein Grinsen zu zuwerfen, das bleibt ihr aber im Hals stecken, als sie sein todernstes Gesicht sieht. Mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen richtet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Verhör.
 

Bei deinem Gesichtsausdruck muss ich wirklich mit mir kämpfen, um nicht auf der Stelle in schallendes Gelächter auszubrechen. Dein fassungsloses Gesicht ist Gold wert. Seit ich auf der Fahndungsliste stehe, nehme ich mir einfach die Freiheit heraus, genau das zu tun, was mir in den Sinn kommt. Für euch alle ist mein Verhalten vermutlich willkürlich und ich will mich damit an dir rächen, aber es gehört alles zum Plan.

Als du dich mir gegenüber hingesetzt hast, neige ich den Kopf ein wenig nach unten und mustere dich über den Rand meiner Brille. Deine Kiefer sind angespannt und du würdest mir wohl am liebsten ins Gesicht springen. Grinsend nippe ich wieder am Kaffee.

"Also dann", sage ich. "Dann fangen Sie mal an mit Ihren Fragen. Ich bin sehr gespannt, was Sie denn alles von mir wissen wollen, Jim."

Ich lasse meinen Blick durch dein Büro schweifen.

"Nett", kommentiere ich gelangweilt.

Mein Blick fällt auf das Familienfoto neben dem Telefon. Ich greife es mir und betrachte es eingehend.

"Die ganze Familie auf einem Foto ... Ich tippe auf Weihnachten vor einem Jahr."
 

In meinem Schoß balle ich die Hände zu Fäusten. Du hast recht mit dem Foto. Am liebsten würde ich es dir aus den Fingern reißen. Oder es dir über den Schädel ziehen.

"Bevor ich Ihnen Fragen stelle, lassen Sie mich noch etwas klarstellen, Nashton", sage ich geschäftsmäßig. "Meine Tochter will Sie nicht sehen. Ich werde sie dazu auch nicht zwingen. Wenn Sie auch nur ein Fünkchen Respekt vor Barbara haben, belassen Sie es dabei."

Ich atme tief durch.

"Also dann ..."

Ich greife über den Tisch nach dem Tonband, das ich schon bereit gelegt habe. Ich muss mich stecken, weil es natürlich direkt neben meinem Stuhl liegt. Ich drücke den Aufnahmeknopf und stelle das Gerät zwischen uns.

"Reden wir."
 

Ich zucke mit den Schultern, als du sagst, dass Barbara mich nicht sehen will. Äußerlich mache ich einen gleichgültigen Anschein, allerdings kratzt es schon ein wenig an meiner Ehre.

"Ich habe nicht vor, Ihre Tochter zu irgendetwas zu zwingen. Habe ich nie und werde ich auch nie."

Ich warte, bis du das Tonbandgerät angeschaltet hast und sehe dir dabei auf die Finger. Nett wie ich nun mal bin, schiebe ich es sogar ein Stückchen in deine Richtung, so dass das Gerät schließlich mittig auf dem Tisch steht.

"Sie sind anscheinend auf alles vorbereitet, wenn Sie sogar hier ein Tonbandgerät stehen haben. Ich bin beeindruckt", sage ich sarkastisch. "Weiß Barbara eigentlich, dass sie ein Teil meiner Bedingungen ist, dass ich meine Informationen Preis gebe? Vermutlich nicht."

Ich zucke mit den Schultern und grinse.

"Dann weiß sie es jetzt."
 

Im Nebenzimmer dreht Barbara unendlich langsam den Kopf in Batmans Richtung und funkelt ihn mit einem Blick an, der sogar den dunklen Ritter ein Stück zusammenschrumpfen lässt.

"Und das wolltet ihr mir wann genau erzählen?"

"Bestenfalls nie", erwidert Batman trocken und deutet auf den Bildschirm. "Aufmerksam bleiben."

"Sag mal, geht's noch?!"

"Barbara."

"Nichts, Barbara! Ich -"

"Halt den Mund."

"Das ist ja wohl die Hö -"

"Jetzt."

Barbara verschränkt wütend die Arme vor der Brust und starrt ihren Vater an, der zu einer Antwort ansetzt.
 

"Gut, da Sie das erledigt haben, können wir uns sicherlich wichtigerem zuwenden, Nashton?"

Ich trommle ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte.

"Die Durchsuchung meines Hauses hat ergeben, dass Sie keine technischen Spielereien dort versteckt haben. Warum nicht, Sie hatten die Chance dazu."

Ich will gar nicht darüber nachdenken, dass du in meinem Haus warst. Mit meiner Tochter. Um mit ihr zu –

Ich schüttle den Kopf. Mach dich nicht selbst verrückt, Jim.
 

Ich grinse dich über den Rand meiner Tasse an und nippe daran. Natürlich betont langsam. Und genauso lange denke ich gespielt angestrengt über deine Frage nach.

"Gegenfrage, Jim. Warum hätte ich das tun sollen? Was für Informationen hätte ich denn so erhalten können, die ich nicht auf anderen Wegen hätte bekommen können?"

Mein Grinsen wird ein wenig teuflischer.

"Außerdem war ich anderweitig beschäftigt ..."

Jim, Sie sollten wirklich auf Ihren Blutdruck aufpassen ...

"Das werden Sie wohl nie erfahren", brumme ich zähneknirschend. "Wären Sie nun so freundlich, aufzuhören, Andeutungen zu Ihrer Beziehung mit meiner Tochter zu machen? Wir haben einen straffen Zeitplan.
 

"Oh, nein ...", murmelt Barbara und fährt sich angestrengt durch die Haare.

Batman wirft ihr einen warnenden Seitenblick zu, was sie nicht am Reden hindert.

"Dad lässt sich provozieren. Und Eddie wird sicher nicht aufhören."

"Eddie ...", wiederholt Batman vorwurfsvoll.

"Ich meine Edward. ... ähm ... Mr. Nashton."

Sie räuspert sich.

"Entschuldige. Alte Gewohnheit."
 

"Was denn für Andeutungen?", frage ich mit unschuldigem Tonfall. "Wollen Sie mir jetzt die Schuld daran geben, dass Sie nicht jugendfreie Gedanken haben? Was kann ich denn dafür, dass sowohl Ihre Frau, als auch Ihre Geliebte kein Interesse mehr an Ihnen haben, Jim? Als Commissioner sollten Sie schon ein wenig mehr Distanz zu Ihren Fällen wahren, meinen Sie nicht auch?"

Ich grinse dich mit bester Laune an, denn man kann dir dabei zusehen, wie deine Laune mit jedem meiner Worte immer tiefer sinkt.
 

Ich muss kurz die Augen schließen, um mich zu beruhigen. Als ich sie wieder öffne und deinem verschlagenen Gesichtsausdruck begegne, fängt es in mir schon wieder an zu kochen.

"Hören Sie mal gut zu, Nashton. Ich habe Ihnen nämlich tatsächlich noch etwas Persönliches zu sagen."

Ich beuge mich nach vorne, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.

"Sie sind ein Erwachsener. Meine Tochter nicht. Es wäre Ihre Aufgabe gewesen, die Sache gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Sie haben die Unschuld meiner Tochter missbraucht und ich bin Ihnen deshalb nicht gerade freundlich gesinnt. Aber ich bin bereit, dass außer acht zu lassen. Wie wäre es, wenn Sie mir denselben Gefallen tun und sich Ihre ständigen Spitzen sparen?"
 

Batman wirft Barbara einen fragenden Blick zu.

"Geliebte?"

"Sag das Wort noch mal und ich reiße dir ein Ohr ab", knurrt Barbara.

Scheinbar hat dieser Kommentar sie sogar noch mehr gereizt als ihren Vater.
 

Beschwichtigend hebe ich die Hand. "Sie sind der Boss, Commissioner. Aber erlauben Sie, dass ich kurz etwas dazu sage."

Ich warte natürlich keine Antwort ab.

"Ihre so unschuldige Tochter wusste sehr genau, was sie wollte und hat es mit dementsprechender Hartnäckigkeit durchgesetzt. Ich habe sie mehrmals gewarnt und ihr versucht zu verstehen zu geben, dass sie im Begriff ist, einen Fehler zu machen. Wenn Sie also Jemanden die Schuld geben wollen, wenden Sie sich an Ihre Tochter, die sich ihre Aufmerksamkeit von Jemanden geholt hat, der sie als eigenständige Person wahrgenommen hat und nicht als Jemanden, der Sie bei der Arbeit gestört hat."
 

Im Nebenraum wackelt Barbara zustimmend mit dem Kopf hin und her.

"Dad wird ihn umbringen. Aber Recht hat er schon. Ein bisschen zumindest. Ich -"

Sie verstummt, als Batman ihr eine behandschuhte Hand auf den Mund legt.

"Barbara, ich versuche, zuzuhören", mahnt er.

Allmählich wird die Situation heikel. Es dauert nicht mehr lange, dann wird Gordon so wütend sein, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Und wenn es erst so weit war, dann wäre er derjenige, der gnadenlos ausgequetscht wurde.
 

"Sie halten sich für einen ganz tollen Kerl, was?", presse ich hervor.

Ich benötige keinen aufgeblasenen Egomanen wie dich, um mir meiner Fehler bewusst zu sein. Ich habe bereits ein sehr langes Gespräch mit Babs hinter mir. Noch ist nicht alles geklärt, aber wir sind auf dem Weg, einander besser zu verstehen. Vielleicht schulde ich dir dafür sogar so etwas wie Dank ...

"Sie finden es also völlig in Ordnung, dass Sie genau diese Umstände genutzt haben, um sich an meiner Tochter zu vergreifen? Sie haben ihre Aufmerksamkeit genossen und obwohl Sie all das wussten, die Situation schamlos ausgenutzt. Haben Sie auch nur einen Gedanken an Barbaras Wohl verschwendet?"

Ich rede mich in Rage, stehe sogar auf und schlage auf den Tisch.

"Wissen Sie eigentlich, was Sie in diesem jungen Mädchen angerichtet haben? Sind Sie stolz darauf? Und was ist denn in Sie gefahren? Wenn Sie sie geschwängert hätten zum Beispiel? Haben Sie über diese Dinge nachgedacht oder haben Sie an meiner Tochter nur Ihre ... Ihre Lust befriedigt?"

Draußen vor der Tür ist schockiertes Murmeln zu vernehmen und mir wird klar, dass wahrscheinlich die gesamte Abteilung mit den Ohren am Holz klebt. Ganz große Klasse.
 

"Jim ...", sage ich langsam. "Sie sollten wirklich auf Ihren Blutdruck aufpassen. Nicht, dass Sie hier noch einen Herzinfarkt bekommen."

Ich grinse dich schelmisch an und vermittle dir damit das Gefühl, dass deine Schimpftirade mich nicht im Mindesten beeindruckt hat.

"Ich habe mich an Niemanden vergriffen, denn wenn man es genau nimmt - und ich hoffe, dass wir es hier ganz genau nehmen, da ja Alles auf Band ist - dann war es Ihre Tochter, die erstes nicht die Finger von mir lassen konnte und zweites mich angebettelt hat, dass ich ihr zeige, wozu ein Schreibtisch Alles gut sein kann. Desweiteren sollten Sie vielleicht noch mal ein Aufklärungsgespräch mit ihr führen, denn die gute Barbara hat mit keiner Sekunde an so etwas wie Verhütung gedacht - im Gegensatz zu mir. Sie sehen also, dass ich mich verantwortungsbewusst verhalten habe."
 

Ich blinzle dich erschrocken an.

"W-was?!", entfährt es mir.

Ich weiß nicht, was mich mehr aus der Bahn wirft - deine Unverschämtheit oder der Gedanke, dass du die Wahrheit sagen könntest.

"Was erlauben Sie sich eigentlich? Meine Tochter ist ein anständiges Mädchen und keine Schlampe!"

Das Letzte brülle ich so laut, dass von draußen ein kollektives "ohhh" ertönt.
 

Unterdessen fällt es Barbara sehr schwer, dem penetranten Blick ihres Sitznachbarn stand zu halten.

"Ich, äh ... ich kann das erklären ...", sagt sie eifrig.

Ihr fällt nur keine Erklärung ein, weswegen sie dem Bildschirm einen wutentbrannten Blick zuwirft.

"Ernsthaft, Barbara?"

Batman schlägt sich entgeistert mit der Hand gegen die Stirn.

"Wirklich?"

"Es war nicht geplant! ... zumindest nicht so richtig. Also ..."

"Du hörst besser auf, bevor du dich um Kopf und Kragen redest."
 

Ich hebe eine Augenbraue, als du mich anbrüllst.

"Commissioner, Sie sollten ganz dringend an Ihrer Selbstbeherrschung arbeiten. Was sollen denn die Kollegen denken?"

Ich nehme die Füße von deinem Schreibtisch und setze mich ordentlich und aufrecht hin.

"Ich habe nie behauptet, dass Barbara eine Schlampe wäre. Um diese Bezeichnung zu verdienen, müsste sie schon das halbe Revier nach Feierabend getroffen haben. Ich schätze sie zwar nicht so ein, aber wissen Sie denn eigentlich ganz genau, was Ihre Tochter in diesem Gebäude alles gemacht hat, während sie sich in Ihrem Büro gelangweilt hat?"
 

Das weiß ich natürlich nicht und es treibt mich zur Weißglut, dass du momentan mehr über mein Kind zu wissen scheinst, als ich selbst. Ich sollte derjenige sein, dem sie alles das anvertraut.

Stattdessen wendet sie sich dir zu, nur weil sie von dir Aufmerksamkeit erhält. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du sonderlich nett zu ihr warst. Dafür bist du ein zu großer Mistkerl.

Ich schnaufe wütend und setze mich endlich wieder in meinen Stuhl. Ich darf das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren.

"Reden wir nicht mehr über meine Tochter, Nashton. Sie sind hier, weil Sie ein Geständnis machen wollen. Das interessiert mich durchaus. Woher der Sinneswandel? Haben Sie kalte Füße vorm Verbrecherdasein bekommen?"
 

"Er wird Dad auseinander nehmen", kommentiert Barbara distanziert.

Sie weiß, was für perfekte Vorlagen ihr Vater ständig liefert.

Sogar Batman kann nicht anders, als besorgt zu nicken. So sollte das ganze bestimmt nicht verlaufen.
 

Mit einem charmanten Lächeln sehe ich dir dabei zu, wie du versuchst, wieder auf den eigentlichen Grund zurück zu kommen. Ich lehne mich lässig in deinem Sessel zurück und schlage die Beine übereinander.

"Wissen Sie, Jim ... Wir haben hier zwei Jahre miteinander - na ja, eigentlich aneinander vorbei - gearbeitet und deswegen fühle ich mich auf eine gewisse Art und Weise immer noch mit dem GCPD verbunden. Und deswegen dachte ich, dass ich Ihnen ein bisschen unter die Arme greifen, wenn Sie schon versuchen, diesen Saustall von einer Stadt aufzuräumen."

Ich nippe zum wiederholten Mal an meinem Kaffee.

"Nette Tasse übrigens. Für den besten Dad der Welt."

Ich nicke anerkennend.

"Jetzt mal unter uns beiden Klosterschwestern ... Ich habe Informationen, die Sie unbedingt haben wollen und Sie fragen mich allen Ernstes, ob ich kalte Füße bekommen habe?"
 

"Er hat Gordon im Griff", kommentiert Batman.

Barbara sieht ihn aufmerksam an, kann aber nicht erkennen, ob ihm dieser Umstand irgendwie nahe geht. Sie selbst muss jedenfalls die Fäuste ballen, allmählich wird sie wütend. Unfassbar, was der Kerl sich immer noch erlaubt.
 

"Vielleicht haben Sie Recht, Nashton. Eigentlich sollten Sie ganz wild darauf sein, etwas Gutes zu tun", seufze ich. "Fangen wir also endlich an."

Ich fixiere sauer meine Tasse in deiner Hand.

"Wo steht dieser Computer?", frage ich gerade heraus.
 

Völlig gelesen trinke ich meinen Kaffee aus und stelle die Tasse dann auf den Schreibtisch. Ich sehe dich aufmerksam an.

"40 Grad 46 Minuten 24 Sekunden Nord, 73 Grad 59 Minuten 4 Sekunden West."

Mehr als diese Koordinaten wirst du nicht bekommen. Und ich werde dich sicherlich auch nicht darauf hinweisen, dass es sich um die Koordinaten handelt, auf denen der Rechner exakt steht. Wie ihr in das Gebäude reinkommt, an meinen Sicherheitsmaßnahmen vorbei kommt und ihn in den vielen Räumen und Gängen findet, müsst ihr schon selbst heraus finden.
 

"Sehen Sie, Nashton. Es geht doch", sage ich unfreundlich. "Nun kommen wir zu den Namen der korrupten Kollegen."

Ich werfe einen Blick zur Tür. Wie Vielen da draußen rutscht wohl gerade das Herz in die Hose?

Ich stehe auf und gehe hinüber zu dem kleinen Tisch, auf dem der Drucker steht. Ich nehme ein weißes Blatt heraus und lege es vor dir auf den Tisch. Nachdem ich mich wieder gesetzt habe, schiebe ich einen Kugelschreiber zu dir hinüber.

"Bitte sehr. Toben Sie sich aus."
 

Barbara beobachtet Batman eingehend, während er diverse Knöpfe an seinem Anzug drückt und einen Mini-Computer zutage fördert

"Das ist ja mega cool", sagt sie begeistert. "Überprüfst du die Koordinaten?"

"Enigma hat uns einen exakten Standpunkt gegeben - wenn er nicht völlig gelogen hat zumindest."

"Exakter Standpunkt? Was soll das heißen?"

Batman wirft ihr einen Blick zu, der zeigt, wie genervt er von der Gesamtsituation ist.

"Da ist ein Gebäude um die Koordinaten herum."

"Oh ... Aber das sollte doch kein Problem für dich sein, oder?"

"Absolut nicht", entgegnet Batman und beugt sich näher zum Bildschirm, um den Zettel sehen zu können, auf dem sogleich die Namen erscheinen sollen.
 

Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen nehme ich mir den Kugelschreiber und betrachte ihn von allen Seiten. Es ist einer dieser Werbegeschenke vom GCPD - zumindest was von den Werbeartikeln noch da ist, denn Loeb hatte die Letzten bereits von einem Jahr drucken lassen.

"Wissen Sie Jim ...", fange ich an und lasse den Stift zwischen meinen Fingern hin und her wandern. "So einfach geht das aber nicht. Sie bekommen alle meine Informationen und ich habe nicht einmal ein kleines bisschen Spaß dabei? Nein, nein."

Ich schüttle theatralisch den Kopf und grinse dich fast schon diabolisch an.

"Für jede Frage, die Sie mir beantworten, bekommen Sie einen Namen. Sollen Sie eine Frage falsch beantworten, bekommen Sie keinen Namen. Wie viele Namen letztendlich auf dieser Liste stehen, liegt ganz allein bei Ihnen, Jim."
 

"Das kann er doch nicht bringen!", bellt Barbara empört. "Darf der das?!"

Batman nickt verstimmt.

"Leider ja. Gordon muss darauf eingehen. Wir brauchen diese Namen."

"Das ist doch unfair ..."
 

Ich schlucke schwer. Dass ich keine andere Wahl habe, ist mir klar. Trotzdem bin ich besorgt, weil ich mir schon vorstellen kann, was für Fragen du stellen wirst. Persönliche. Zu Barbara. Zu meiner Affäre.

Verdammt.

Ich beiße die Zähne zusammen und nicke, obwohl das Wissen, dass meine Tochter mithört, an mir nagt.

"Meinetwegen. Schießen Sie los."

Haben Sie schon mal über einen Anti-Aggressions-Kurs nachgedacht?

Erfreut klatsche ich in die Hände und setze mich aufrecht hin.

"Wunderbar! Ich wusste doch, dass wir ein hervorragendes Team sind. Sie bekommen, was Sie wollen und ich bekomme, was ich will. Jeder ist zufrieden. Ist doch toll!"

Ich grinse.

"Zum Aufwärmen eine einfache Frage: Als Sie durch den Tod von Gillian Loeb plötzlich der neue Commissioner geworden sind, was haben Sie da gedacht? Fühlten Sie sich bereit dafür? Hielten Sie es für einen bösen Scherz? Hatten Sie Sorge, ob die Kollegen Sie akzeptieren?"
 

"Sie sind sich schon darüber im Klaren, dass das vier Fragen waren?", brumme ich missmutig. "Aber gut. Sei's drum."

Ich sehe dich geradewegs an und halte deinem Blick stand.

"Ich bin froh, dass ich diese Chance erhalten habe. Und ja, ich bin bereit mich für meine Stadt einzusetzen. Das war ich von Anfang an und nun sind mir die Hände endlich nicht mehr vollkommen gebunden. Warum sollte ich es für einen Scherz halten? Ich sehe mich durchaus als kompetent an, Nashton. Und ich hoffe, dass die Kollegen meine Meinung teilen."

Von draußen ertönt ein lautstarkes: "Go, Jim!" Dem Klang nach Harvey.

Ein leises Lächeln kann ich mir nicht verkneifen. Gut zu wissen, dass Jemand hinter mir steht.
 

Auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Harvey ist in Ordnung. Ein bisschen langsam mit dem Denken, aber soweit ganz nett. Zumindest hat er meine Bemühungen immer ernst genommen.

"Sie haben wohl schon einen kleinen Fanclub", sage ich amüsiert und schreibe einen Namen auf das Blatt. "Lincoln Meyer. Er arbeitet erst ein paar Monate hier und hat immer mal wieder Dinge aus der Asservatenkammer an ihre Besitzer zurück gegeben. Gegen entsprechende Bezahlung versteht sich."

Ich sehe dich wieder an.

"Nächste Frage. Sie und Sarah. Warum?"
 

Barbara weitet erschrocken die Augen.

"Ähm ..."

Sie springt auf.

"Ich höre von hier drüben weiter zu ..."

Mit verschränkten Armen stellt sie sich in die Nähe der Tür, bereit zu flüchten, sollte das Gespräch zu brisant werden.
 

Meine Augen wandern über deine Schulter zu der Überwachungskamera. Ich hoffe, dass Barbara heute Abend überhaupt noch ein Wort mit mir redet.

"Weil sie immer hier war. Eine der wenigen Anständigen. Mich unterstützt hat. Es ist passiert und ich bin nicht stolz darauf. Und es tut mir Leid", füge ich für Babs hinzu.
 

Mit den Augenwinkeln sehe ich ebenfalls kurz zur Kamera und schenke ihr ein Lächeln. Dann sehe ich wieder zu dir und nicke mitfühlend. Dann schreibe ich einen weiteren Namen auf das Blatt.

"Hillary Connor. Sie ist eine der Schreibkräfte hier, die ganz plötzlich nach dem Tod von Loeb gekündigt und die Stadt verlassen hat. Sie hat Schmiergelder von Sionis angenommen, um sich das hübsche Haus im Valley zu leisten."

Ich mache eine kurze Pause und lege den Kopf schief.

"Frage Nummer Drei. Haben Sie wirklich noch die Hoffnung, dass Ihre Frau zurück kommt und Ihnen verzeiht?"
 

"Barbara und ich haben uns einvernehmlich getrennt. Es ist das Beste für alle Beteiligten", sage ich zähneknirschend.

Am liebsten würde ich mich über den Tisch hinweg auf dich stürzen.
 

"Er lügt", sagt Barbara von der Tür aus. "Er hofft immer noch, dass Mom zurückkommt."

"Weiß Enigma das?"

Barbara nickt traurig.

"Er war bei uns zu hause. Hat mit mir geredet. Wie könnte er es nicht wissen? Abgesehen davon sieht man Dad das sicher an."

Batman schaut zurück auf den Schirm. Er muss ihr zustimmen. Gordons Gesicht spricht Bände. Er hofft noch immer, dass seine Familie wieder vereint werden kann.
 

Ich verziehe das Gesicht, als ob mir das nächste sehr schwer fällt und mir mindestens genauso Leid tut.

"Schade Jim. Dabei waren Sie so gut bei der Sache ...", sage ich und mache dort, wo ich eigentlich den nächsten Namen hinschreiben wollte, mehrere Fragezeichen.

"Es gibt in diesem Revier jemanden, der persönliche Informationen über Loeb verkauft hat und damit indirekt seinen Tod zu verschulden hat. Leider werden Sie nun nicht erfahren, um wen es sich handelt."

Ich seufze.

"Jim, gerade Sie als Commissioner sollten Ihre Gefühle mehr unter Kontrolle haben. In Ihrem Gesicht kann man wie in einem Buch lesen."
 

Ich verziehe das Gesicht und schließe kurz die Augen, um mich zu beruhigen.

"Sparen Sie sich doch Ihre Kommentare, Nashton", knurre ich dich an. "Machen Sie schon weiter. Was wollen Sie noch wissen?"
 

Barbara - noch immer mit dem Rücken an der Tür lehnend - unterdrückt einen deftigen Fluch. Verdammt. Ihr Vater musste entweder besser lügen oder sich für die Wahrheit entscheiden. Die Fragen würden auf keinen Fall leichter werden und wenn das so weiter geht, bleiben sie tatsächlich bei diesen beiden Namen.
 

Ich grinse dich herausfordernd an.

"Aber gerade diese Kommentare machen das ganze Gespräch erst richtig spannend. Aber gut, da ich heute einen guten Tag habe, will ich mal nicht so sein."

Ich funkle dich über den Rand meiner Brille an.

"Wie haben Sie und Sarah das eigentlich gemacht? Doch nicht etwa auf Ihrem Schreibtisch?"

Ich klopfe provozierend mit der flachen Hand auf das Holz.

"Viele andere Möglichkeiten hatten Sie ja nicht, um ungestört zu sein."
 

Bevor ihr Vater auch nur die Chance hat, zu reagieren, reißt Barbara die Tür auf.

"Ich, äh ... muss ganz dringend ... ich meine ... mach doch kurz allein weiter."

Sie verlässt fluchtartig den Raum und tritt hinaus, wo sie den schockierten Blicken des halben GCPDs begegnet. Unendlich langsam setzt sie sich in Bewegung, um sich einen Tee aus der Küche zu holen. Sarah wirft sie auf dem Weg einen vernichtenden Blick zu. Niemand traut sich, dazu einen Kommentar abzugeben.
 

Ich zucke ein Stück in deine Richtung, kann mich aber gerade so beherrschen. Statt dich anzugreifen, setze ich eine spöttische Miene auf.

"Im Gegensatz zu Ihnen besitze ich etwas Anstand und befriedige meine Gelüste nicht mitten in meinem Büro."
 

Ich begegne deinem Blick mit Arroganz und einem selbstzufriedenen Lächeln. Langsam setze ich den Kugelschreiber an und fange wieder an, mehrere Fragezeichen zu schreiben.

"Das war leider keine Antwort auf meine Frage, mein Bester", sage ich spöttisch. "Nun werden Sie nicht erfahren, welcher Ihrer hoch geschätzten Kollegen selbst seine eigene Großmutter verkaufen würde, um auf der Gehaltsliste von Cobblepot zu stehen."
 

"Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?", fahre ich dich ungehalten an. "Wieso stellen Sie eigentlich diese Frage? Nachdem Ihr Sexleben jetzt völlig lahm gelegt ist, müssen Sie sich wohl mit meinem zufrieden geben?"

Von draußen ertönt ein kollektives "Autsch ..."
 

Barbara stapft mit ihrem Tee zurück in den improvisierten Überwachungsraum.

"Hab ich was verpasst?", fragt sie etwas kleinlaut.

"Das willst du definitiv nicht wissen", ist die trockene Antwort.
 

"Was haben Sie eigentlich für ein Problem, Commissioner? Sie haben meinen Regeln zugestimmt und jetzt beschweren Sie sich darüber, dass Sie Fehler machen? Haben Sie schon mal über einen Anti-Aggressions-Kurs nachgedacht? Wenn Sie immer so aufbrausend sind, werden Sie in dieser Stadt nie etwas verändern. Aber vielleicht gefällt es Ihnen insgeheim ja doch, so wie es ist."

Mein Grinsen nimmt sadistische Ausmaße an.

"Über mein Sexleben müssen Sie sich wirklich keine Sorgen machen. Ich kann mich nämlich nicht beschweren. Sie allerdings ... Die Frau weg, die Geliebte weg ... Alles, was Sie noch haben, ist dieser Job und Ihre Tochter ..."

Ich atme kurz tief durch und seufze dabei theatralisch.

"Aber um Ihre Nerven ein bisschen zu schonen ... Nächste Frage, die Sie besser wahrheitsgetreu beantworten, wenn Sie einen weiteren Namen haben wollen. Macht Barbara ihre Hausaufgaben eigentlich inzwischen alleine oder bringt sie immer noch gewisse Gegenleistungen dafür?"
 

Mir klappt die Kinnlade herunter. In wie fern schont das denn meine Nerven? Ich werfe der Kamera einen bösen Blick zu. Eigentlich ist es unfair, jetzt sauer auf Babs zu sein. Aber wenn sie mir endlich Alles erzählen würde, was zwischen euch vorgefallen ist, würdest du mich nicht ständig so aus dem Konzept bringen.

"Meine Tochter ist eine hervorragende Schülerin! Sie erledigt ihre Arbeit gewissenhaft, ist intelligent und hat es sicher nicht nötig, irgendwelche Gegenleistungen anzubieten!"

Ich schlage mit der flachen Hand auf die Tischplatte.

"Und falls Ihnen die Antwort nicht klar genug war: Nein! Nein, das tut sie nicht, weil sie es nicht nötig hat!"
 

"Barbara. Wo willst du denn schon wieder hin?"

Barbara bleibt auf halbem Weg zur Tür mit dem Tee in der Hand stehen. "Ich -"

"Hast du wirklich ...? Für Hausaufgaben?"

Sie verdreht die Augen.

"Eigentlich war es Spaß. Er dreht die Wahrheit mal wieder so hin, dass sie ihm von Nutzen ist."

"Dann gibt es doch keinen Grund, den Raum zu verlassen."

Mit schlurfenden Schritten kehrt Barbara zu ihrem Platz zurück und lässt sich neben Batman auf den Stuhl sinken. Sie macht sich Gedanken darüber, wie lange sie ruhig bleiben kann. Wer wird wohl eher ausrasten, ihr Vater oder sie?
 

Ich muss breit grinsen, als du wieder zur Kamera siehst. Bisher hast du es heimlich getan, aber dieses Mal ist es offensichtlich. Ich drehe meinen Kopf ebenfalls zur Kamera und zwinkere ihr mit einem Grinsen zu. Ich hoffe, dir gefällt die Show, Batman.

"Natürlich ist Ihre Tochter hervorragend in der Schule", bestätigte ich deine Aussage und setzte den Kugelschreiber auf das Papier. "Leider war sie manches Mal ein wenig zu faul oder zu beschäftigt, um ihren Hausaufgaben die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen."

Ich schreibe einen weiteren Namen auf. "Richard Carter. Sie kennen ihn sicher von der Spurensicherung. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass er seine Untersuchungen schneller erledigt als seine Kollegen? Na ja, wenn man nicht besonders viel Wert auf Details legt und so manches unter den Tisch fallen lässt, ist dass auch kein Wunder."
 

Das du schon wieder den Namen eines Mannes genannt hast, den ich jeden Tag sehe und nach dem Befinden der Familie frage, zieht an mir vorbei. Ich springe zum wiederholten Mal auf und diesmal bin ich bereits halb um den Tisch herum, bevor ich mich besinne.
 

"Was bilden Sie sich eigentlich ein, über meine Tochter zu urteilen, Nashton?! Sie sind doch derjenige, der diesen Einfluss auf sie hatte! Wären Sie nicht auf den Plan getreten, wäre mit Barbara nach wie vor Alles in Ordnung! Ihretwegen weint meine Tochter sich nachts in den Schlaf! Ihretwegen hat sie sich irgendwelche Hirngespinste über Verbrechensbekämpfung in den Kopf gesetzt! Ihretwegen hat sie sich um verdammte hundertachtzig Grad gedreht! Also wagen Sie es sich ja nicht, irgendwelche Kommentare zu ihrem Verhalten abzugeben, Sie arroganter ..."

Ich halte inne, ehe es richtig hässlich wird.
 

"Jetzt reicht's!"

Barbara springt auf und wischt dabei fast ihre Tasse vom Tisch. Sie wird jedoch zurück gehalten, als Batman sie an der Kapuze fasst und wieder auf ihren Stuhl verfrachtet.

"Beruhige dich, Barbara", mahnt er.

Sie ballt die Hände zu Fäusten.

"Dad lässt mich schwach aussehen", presst sie bitter hervor. "Jede Wette, der Mistkerl fühlt sich jetzt geschmeichelt?"
 

Ich grinse dich selbstgefällig an und lasse mich von deinem Wutausbruch nicht aus der Ruhe bringen. Insgeheim freue ich mich, wie einfach man dich aus dem Konzept bringen kann. Hier ein Wort, da eine Andeutung und du gehst in die Luft wie eine Rakete.

"Ich hatte nicht so viel Einfluss auf Ihre Tochter, wie Sie denken. Barbara hatte schon vorher die Neigung, ihren persönlichen Helden auf ein Podest zu heben. Aber ich entschuldige mich dafür, dass ich meine Worte Ihrer Tochter gegenüber nicht besser gewählt habe. Und es ist schade, dass Sie mir nicht glauben, Jim. Ich könnte ihnen so viel über Ihre Tochter erzählen, was Sie noch gar nicht wissen und was sie Ihnen vermutlich auch nie erzählen wird."

Ich stehe auf und gehe betont langsam halb um den Schreibtisch, so dass ich direkt im Blickfeld der Kamera stehe. Dann fange ich an, Wortgenau die Interpretation eines Gedichtes wiederzugeben, für die Barbara eine Belobigung ihres Lehrers bekommen hat.
 

Ich starre dich mit weit offenem Mund an. Tatsächlich hat Barbara mir diese Interpretation stolz unter die Nase gehalten. Ich habe nicht mehr als einen kurzen Blick darauf geworfen, weil ich zu tun hatte ...

Mein erster Impuls ist es, auf dich los zu gehen. Ich mache sogar einen Schritt nach vorn, halte mich aber rechtzeitig zurück.

"Entschuldigen Sie mich doch bitte für zehn Minuten, Nashton", ringe ich mir ab.

Dann stürme ich aus dem Raum, vorbei an all den Kollegen, die sich mit weit aufgesperrten Ohren vor der Tür versammelt haben. Ich steuere schnurstracks auf die Eingangstür zu, stoße sie auf und trete nach draußen in die kalte Winterluft, um mich zu beruhigen.
 

Diesmal springt Barbara auf, bevor Batman auch nur einen Finger rühren kann. Sie sprintet förmlich aus der Tür, erschreckt die Polizisten zu Tode und baut sich im Türrahmen von Gordons Büro auf, bevor dessen Tür überhaupt ins Schloss fallen kann.

"Jetzt redest du mit mir, Arschloch", faucht sie.

Irgendjemand hinter ihr murmelt leise: "Gott sei mit ihm ..."

Anscheinend hast du mich mehr vermisst, als ich dich ...

Ich sehe dem Commissioner amüsiert dabei zu, wie er mit seiner Fassung ringt und dann aus dem Zimmer stürmt. Die erschrockenen Polizisten, die anscheinend alle aufmerksam zugehört haben, sehen kurz zu mir. Gordon hat die Tür offen stehen lassen. Ich lächle charmant und zwinkere Harvey Bullock zu, der mich fragend anblinzelnd. Die Gesichter der Polizisten sind göttlich. Eigentlich fehlt es nur noch, dass sie Popcorn herum reichen und Wetten platzieren.

"Barbara!", sage ich erfreut, als du plötzlich in der Tür stehst, bevor die Tür ins Schloss fallen kann. "Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht gesehen. Wie geht es dir? Was macht die Schule?"

Ich setze mich auf die Kante des Schreibtisches und sehe dich grinsend an.
 

Ich schenke dir ein eiskaltes lächeln, während ich langsam die Tür hinter mir schließe. Ich habe nicht vor, denen da draußen eine perfekte Show zu liefern, und was ich gleich tun werde, könnte man durchaus als eine solche betrachten.

Ich bin so unglaublich wütend auf dich. Wie du meinen Vater behandelst. Wie du über mich redest. Deine ganze verdammte Dreistigkeit treibt mich zur Weißglut. Und dieses Mal werde ich dafür sorgen, dass du bekommst, was du verdienst.

Ich gehe mit schnellen Schritten auf dich zu, während du noch dabei bist, dich hinzusetzen. Ich verpasse dir keine Ohrfeige. Ich werde jetzt nicht kämpfen wie ein Mädchen, sondern es anständig machen. Du glaubst ja nicht an mein Training.

Mit genügend Schwung, um eine nette Schwellung zu hinterlassen, verpasse ich dir einen Kinnhaken. Ich gebe dir jedoch keine Gelegenheit, dich davon zu erholen, denn ich packe dich an deinem Pullunder, ziehe dich nach vorn und ramme dir das Knie in den Magen.

"Du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst, Enigma!", brülle ich dich an.

Ich benutze absichtlich dein Alias, denn du sollst sehen, das die für mich nicht mehr der alte Eddie bist. Mein Ellbogen trifft dein Kinn.

"Dass du es dir heraus nimmst, so mit meinem Vater zu reden!"

Mit voller Wucht stoße ich dich nach hinten gegen den Tisch und baue mich schnaufend vor dir auf.

"Dass du es wagst, so mit MIR zu reden - und streite bloß nicht ab, dass die Hälfte von diesen Worten auch an mich gerichtet war!"
 

Okay, ich habe es nicht kommen sehen, dass du mir einen heftigen Kinnhaken gibst. Ich rutsche vom Schreibtisch und lande hart mit dem Rücken auf dem Fußboden. Im nächsten Moment zerrst du mich schon wieder hoch und rammst dein Knie in meinen Magen. Ich ziehe schmerzhaft die Luft zwischen den Zähnen ein und spüre leichte Übelkeit in mir aufsteigen. Als dein Ellbogen gleich darauf wieder mit meinem Kinn kollidiert, verliere ich meine Brille. Dann schubst du mich gegen den Schreibtisch und zum ersten Mal in den letzten Sekunden habe ich die Chance, mich für deine Nettigkeiten zu revanchieren.

Du vernachlässigst zu meinem Vorteil deine Deckung. Du glaubst anscheinend, dass ich mich nicht gegen dich wehren kann. Leider falsch gedacht. Ich bekomme dein Handgelenk zu fassen und verdrehe es dir schmerzhaft, so dass du automatisch einen Schritt zurück machst. Diese Bewegung nutze ich, um dir mit einer schnellen Bewegung den Arm auf den Rücken zu verdrehen und dich dann nach vorne zu schieben, sodass du gezwungen bist, dich über den Schreibtisch zu beugen. Ich greife nach deinem anderen Handgelenk und bleibe so hinter dir stehen, dass es nach einer verfänglichen Pose aussieht. Dann beuge ich mich ein Stück über dich.

"Es war nicht schwer zu erraten, dass du zuhörst", sage ich gefährlich leise und ruhig. "So oft, wie dein Vater zu der kleinen, aber ein bisschen zu offensichtlich platzierten Kamera gesehen hat, jedes Mal, wenn dein Name ins Spiel kam. Aber ich muss dich leider enttäuschen. Ich habe ausschließlich mit deinem alten Herrn gesprochen. Aber ich fühle mich sehr geschmeichelt, dass ich so eine große Rolle in deinem Leben spiele, dass du jedes meiner Worte auf dich beziehst."
 

Meine Zähne sind gebleckt, als du mich über den Tisch beugst und mir so keine weitere Chance lässt, mich zu bewegen. Ich lege den Kopf in den Nacken und sehe geradewegs in die Kamera.

"Noch nicht", sage ich direkt an Batman gerichtet.

Ich hoffe, er nimmt mich ernst genug, um tatsächlich nicht einzugreifen.

"Ich bin hier noch nicht fertig."

Als auch nach ein paar verstrichenen Sekunden keine übergroße Fledermaus durch die Tür geschossen kommt, schließe ich erleichtert die Augen und beruhige meinen Atem, um nach einem Ausweg zu suchen. Mein Versuch, dich nach hinten wegzuschieben, scheitert. Dadurch drücke ich meinen Körper nur noch enger gegen deinen.

Ich beschließe also die Waffe zu nutzen, die mir noch bleibt. Spott.

"Du musst mich ja wirklich vermisst haben, wenn du gleich zur Sache kommen willst."

Ich grinse dich über die Schulter hinweg an.

"War wohl einsam in Blackgate. Konntest du dir die Zärtlichkeiten nicht von deinen geschmierten Wärtern holen?"
 

Batman, der bis eben noch still, aber in Alarmbereitschaft war, schlägt seufzend beide Hände über dem Kopf zusammen. Dieses Mädchen ist doch wirklich nicht zu bändigen.
 

Als du Batman sagst, dass er hier nicht aufkreuzen soll, muss ich unwillkürlich eine Augenbraue anheben. Dass er sich wirklich hier ins GCPD traut. Das hätte es bei Loeb nicht gegeben. Als Dank für diesen Tipp, drücke ich dein Handgelenk kurz, aber fest zusammen.

"Anscheinend hast du mich mehr vermisst, als ich dich", zische ich dir ins Ohr. "So, wie du dich nach Körperkontakt sehnst."

Bei der Gelegenheit nehme ich deine beiden Handgelenke in eine Hand und fahre mit der nun freien Hand langsam und beinahe schon zärtlich über deinen Rücken.

"Ich hatte sehr angenehme Gesellschaft in Blackgate, danke der Nachfrage. Das Angebot mit dem separaten Raum, den ich dir in Blackgate unterbreitet habe, steht übrigens noch."

Ich beuge mich näher über dich.

"Du solltest dich jetzt zusammen reißen, ansonsten werde ich deinem Vater sehr detailliert erzählen, was wirklich Alles zwischen uns abgelaufen. Jedes ... einzelne ... Mal. Batman wird es dann auch hören. Ich hoffe zwar, dass du mich nicht dazu zwingst, aber ich bin auf Alles vorbereitet. Ich möchte nur ungern alle schmutzigen Details vor deinem Vater ausbreiten, denn egal was zwischen uns passiert ist ..."

Die letzten Sätze habe ich nur noch geflüstert, damit sie wirklich nur du hören kannst.
 

"Edward, stopp."

Es ist aussichtslos, dass ich versuche, mich von dir wegzudrehen, als du über meinen Rücken streichst. Unter dem Pullover habe ich bereits Gänsehaut, was ganz und gar nicht gut ist.

"Ich zwinge dich zu gar nichts. Und jetzt geh gefälligst von mir runter, damit wir dieses Gespräch fortsetzen können, ohne dass ich danach blaue Flecken habe."

Dass du nächsten Tag definitiv welche davontragen wirst, rührt mich kein bisschen. Die hast du dir vollkommen verdient.

Auch ich senke die Stimme, aber das spielt keine Rolle, denn ich liege perfekt, um direkt in das Tonband zu sprechen.

"Richtig. Es ist egal. Komm drüber weg, du Klammeraffe. Ich haue dir eine rein und du bietest mir Sex an?"

Ich lache auf und schaue wieder in die Kamera.

"Und ihr seid der Meinung, ICH würde an der Angel hängen."

Das Wissen, dass ich nicht allein bin und Batman über mich wacht macht mich um einiges gelassener, als ich es sonst in dieser Situation wäre.
 

Ich lasse erneut meine Hand über deinen Rücken wandern, allerdings nicht ganz so zärtlich wie das Mal davor.

"Ich zwinge dich ebenfalls zu nichts - außer mir jetzt aufmerksam zuzuhören. Ich wäre dir wirklich sehr verbunden, wenn du das auch deinem Vater und Batman erzählst. Besonders Daddy scheint zu glauben, dass ich dich irgendwie dazu gezwungen habe, diese ganzen interessanten Dinge zu tun, die du absolut freiwillig gemacht hast. Ich frage mich natürlich, wie er auf diese fixe Idee gekommen ist? Du hast doch nicht etwa den Commissioner angelogen, oder?"

Ich grinse und schiebe das Tonbandgerät ein Stückchen zur Seite.

"Ich könnte dich jetzt natürlich loslassen, allerdings würde ich dann Gefahr laufen, dass du mich wieder angreifst. Wie würde es denn für die Bevölkerung von Gotham aussehen, wenn selbst die Tochter des Polizeichefs nicht vor Gewalt gegenüber Verdächtigen zurück schreckt. Denkst du, dass man deinem Dad dann noch ein Wort glaubt, wenn ich öffentlich mache, was hier im GCPD für Zustände herrschen? Willst du wirklich, dass dein Vater wegen dir seinen Job verliert?"

Ich lockere meinen Griff um deine Handgelenke tatsächlich ein wenig, denn ich möchte wirklich nicht, dass du durch mich blaue Flecke bekommst. Ich habe es absolut ernst gemeint, als ich gesagt habe, dass ich nicht vorhabe, dir etwas zu tun und dass ich nicht möchte, dass etwas passiert.

"Wenn es dir wirklich so egal wäre, wie du gerade behauptet hast, dann würdest du dich jetzt nicht so aufregen. Das Problem an der Sache ist, dass es dir auf eine gewisse Art und Weise wichtig ist, wie ich von dir denke. Und du brauchst das auch gar nicht erst leugnen. Es hat seinen Grund, dass ich dich bei meinen Bedingungen für mein Geständnis mit einbezogen habe. Es gibt ein paar Dinge, die ich dir unter vier Augen und Ohren sagen wollte."

Ich seufze und spreche so leise, dass es kaum zu verstehen ist.

"Ich weiß, dass ich dir mit meinen Worten sehr weh getan habe und es tut mir ehrlich Leid. Aber du weißt, wie ich sein kann und dass ich mich manchmal einfach nicht unter Kontrolle habe. Ich habe dir so viel von mir erzählt, dass ich eigentlich angenommen habe, dass du meine gelegentlichen Wutausbrüche verstehst - oder zumindest tolerieren kannst. Du hast mir mittlerweile sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass es dir ziemlich egal ist, wie es mir mit dieser ganzen Situation geht. Nachdem, was Alles passiert ist, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Aber ich hoffe sehr, dass du mir zumindest glaubst, dass du für mich nicht nur eine unbedeutende Nummer warst und dass es mir viel bedeutet hat, dass du gerne in meiner Nähe warst."

Ich lasse deine Handgelenke endgültig los und trete einen Schritt zurück. Mehr, als dich auf mich zu stürzen und mir eine weitere Demonstration deiner Kampfkünste zu geben, kannst du nicht.
 

Ich bleibe vorerst mit dem Rücken zu dir stehen und reibe mir die schmerzenden Handgelenke. Wer hätte gedacht, dass du auch ein paar nette Handgriffe drauf hast? Ich hatte keine Ahnung, dass du dich auch körperlich gegen einen Angriff zur Wehr kannst. Scheinbar setzt sogar du manchmal körperliche Gewalt statt Köpfchen ein. Wobei ich natürlich selbst schuld bin, dass du mich abgewehrt hast.

Als ich das Gefühl habe, mich wieder halbwegs im Griff zu haben, drehe ich mich mit ernster Miene zu dir um.

"Du verstehst hoffentlich, dass es mir fast unmöglich ist, dir zu glauben. Schon allein aus purem Selbstschutz", füge ich leise hinzu und räuspere mich. Meine Stimme klingt ein wenig rau. "Und es ist mir nicht egal. Das heißt, das war es nicht. Ein Wort. Du hättest ein Wort sagen müssen und ich hätte Alles getan, um dir beizustehen. Du bist selbst Schuld, Edward. Ich habe keine Lust, mich mit deinen Problemen herumzuschlagen, wenn du mir das Gefühl gibst, dass es dir gar nichts bringt."

Erneut räuspere ich mich und umrunde den Schreibtisch meines Vaters. Ich nehme auf dem Stuhl Platz, auf dem du kurz vorher noch gesessen hast. Ganz automatisch ziehe ich die Liste zu mir heran und lese die Namen.

"Meine Güte", sage ich zu mir selbst. "Ich habe manchmal auf Carters Jungen aufgepasst. Seine Frau ist vor drei Jahren gestorben. Ich hatte keine Ahnung, dass er das Kind so ernährt."

Ich schlucke schwer.

"Hillary hat manchmal in den Mittagspausen Scrabble mit mir gespielt. Sie hat immer davon geredet, wie sehr sie sich dieses Haus wünscht. Sie ist in einem ähnlichen aufgewachsen."

Mein Blick bleibt an dem dritten Namen hängen.

"Lincoln ist noch sehr jung. Er hat oft gesagt, dass ihm der Job ziemlich Angst macht, vor allem, seit immer mehr Verbrecher auf den Plan treten. Die Anderen meinten, er soll sich nicht aufführen wie ein Baby und damit klar kommen. Scheinbar war das seine Lösung."

Ich schiebe den Zettel mit einem Seufzen von mir und sehe dich abwartend an.

"Vielleicht hast du Recht, Eddie. In dieser Stadt ist es so leicht, abzustürzen, egal wie gut man ist. Und soll ich dir was sagen? Du hattest mich schon fast so weit, dass du mich um ein Haar ebenfalls zu Fall gebracht hättest."

Sag, was du zu sagen hast, Enigma ...

Ich seufze, reibe mir kurz über den Nasenrücken und sehe dich einen Moment lang an, ehe ich meine Brille aufhebe. Skeptisch betrachte ich das gesprungene Glas und massiere mir das Kinn.

"Der Ellenbogen hätte wirklich nicht sein müssen."

Dann nehme ich auf der anderen Seite des Schreibtisches, dir gegenüber, Platz. Ich höre dir mit einem stummen Nicken zu, wie du über die Namen auf der Liste sprichst.

"Soll ich dir mal verraten, was das Schlimmste daran ist?", frage ich und nehme dir das Blatt ab. "Es war offensichtlich, dass diese Drei hier korrupt sind. Aber niemand hat sich die Mühe gemacht, mal einen genaueren Blick drauf zu werfen."

Ich greife nach dem Kugelschreiber, der neben dir liegt und schreibe einen Namen neben die ersten Fragezeichen.

"Seamus Coleman. Er war so etwas wie der persönliche Laufbursche von Loeb. Gegen eine ziemlich hohe Summe hat er persönliche Informationen über Gillian verraten. Mittlerweile ist er sicher bereits außer Landes."

Ich sehe dich einen Moment lang an.

"Ich erwarte gar nicht, dass du mir glaubst. Aber du solltest wissen, dass ich nie Schmiergelder angenommen habe, obwohl ich mehrere Male die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Jeder Mensch ist käuflich, es kommt nur auf die Summe an. Und Gothams Unterwelt weiß dass sehr genau. Selbst Loeb hat sich schmieren lassen."
 

Wieder muss ich schlucken, als du den nächsten Namen dazu schreibst. Sie viele. So unendlich viele Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun hatte ... Ich schüttle betrübt den Kopf.

"Verstehst du, warum ich so hinter Batman stehe? Weil er genau diese Erkenntnis hatte. Wie du. Wie ich. Er tut das, was die feinen Herren mit ihren Gesetzen und Dienstvorschriften nicht fertig bringen. Ich werde ihn unterstützen, was auch immer es mich kostet."

Beim letzten Satz schweift mein Blick zur Kamera. Ich hoffe, dass Batman gerade ein stolzes Lächeln auf den Lippen hat.

"Ich würde niemals auf die Idee kommen, dass du dich schmieren lässt."

Ich zucke mit den Schultern und grinse wissend.

"Du bist viel zu arrogant, um dich zu verkaufen. Du würdest immer der Meinung sein, dass du mehr Wert bist, bis die Leute nicht mehr bieten wollen."

Dann verliert meine Stimme jedoch an Spott.

"Außerdem bist du nicht korrupt. Aber wirklich anständig auch nicht ... Eigentlich habe ich keine Ahnung mehr, was ich von dir halten soll."
 

Ich lehne mich zurück und verschränke die Arme.

"Nein, ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was du so toll an diesem Batman findest. Er verübt Selbstjustiz mit körperlicher Gewalt. Ich habe in Blackgate einige seiner Opfer gesehen. Und selbst vor Polizisten schreckt er nicht zurück - egal, wie korrupt sie sind."

Ich schüttle den Kopf.

"Diese Stadt braucht zwar Jemanden, der durchgreift, aber doch Niemanden, der sich hinter einer Maske versteckt und dem die Gesetze egal sind. Es geht nicht, dass ein einziger Mann sich so dermaßen aufspielt, als ob ihm die Stadt gehört. Wir wissen doch gar nichts über Batman, vertrauen ihm aber unsere Stadt an? Wer garantiert denn, dass er nicht einer der Spinner ist, die in die Arkham Abteilung von Blackgate gehören?"

Ich muss kurz schmunzeln, als du darüber sprichst, dass ich mich nicht verkaufen würde.

"Ein bisschen Arroganz ist in den heutigen Zeiten nicht verkehrt. Und ich muss mich mit meinen Fähigkeiten auch nicht gerade verstecken, oder?"

Ich sehe dich wieder ernst an.

"Bekomme ich nun meine dreißig Minuten unter vier Augen und Ohren?"
 

Es fällt mir sehr schwer, ein schnaubendes Lachen zu unterdrücken. Letztendlich versage ich und lasse es heraus.

"Warte mal kurz."

Ich hebe eine Hand, um an meinen Fingern abzuzählen.

"Du hast illegal Daten gesammelt, womit du dich eindeutig gegen das Gesetz gestellt hast."

Ich strecke einen Finger nach oben. Ich zähle weiter auf.

"An Weihnachten hast du Funktürme besetzt. Du hast dich hinter einem Alias versteckt, um deine Identität zu verbergen. Du hast Schläger engagiert, Einige mit illegal beschafften Waffen ausgestattet und Gewalt billigend in Kauf genommen."

Ich höre auf zu lachen und sehe dich eindringlich an.

"Du hast mit dieser Bombe jemanden getötet, weißt du das, Edward?", sage ich mit fester Stimme. "Batman nimmt viel in Kauf, um dieser Stadt zu helfen. Aber er tötet nicht. Und er tut es auch nicht, um uns Allen seine eigene Großartigkeit zu beweisen. Und genau das macht ihn so viel besser als dich."

Ich halte deinen Blick, als ich mit der Hand nach dem Tonband taste und es ausstelle. Dann drehe mich zur Kamera.

"Eine halbe Stunde, dann kannst du wieder einschalten", teile ich dem Mann, den ich gerade so hoch gelobt habe, mit. "Wenn etwas ist, schreie ich, dann kannst du eingreifen. Versprochen."

Ich wende mich wieder dir zu.

"Sag, was du zu sagen hast, Enigma."
 

Ich muss mich wirklich zusammen reißen, um bei deinem Lachen nicht wütend zu werden. Ich weiß selber, dass es ein Fehler war. Da brauche ich nicht doch dich, die sich über mich lustig macht. Ich presse die Lippen fest aufeinander, damit mir jetzt kein sarkastischer Kommentar raus rutscht, der mir bereits auf der Zunge liegt und atme tief durch. Ich muss jetzt die Ruhe in Person bleiben.

"Und Batman hört auf dich? Ist er jetzt deine Anstandsdame, oder was? Ich persönlich traue ihm nicht über den Weg. Und was ist mit deinem Dad? Er wollte in ein paar Minuten wieder kommen?"

Ich seufze ergeben.

"Aber gut. Ich bin bereit, ohne weitere Spielchen alle Namen aufzuschreiben, solange du die Fledermaus aus dem Spiel lässt, deine grauen Zellen anstrengst und diese spöttischen Kommentare lässt."

Ich mache eine kurze Pause.

"Und was Weihnachten betrifft ... Es ist Einiges aus dem Ruder gelaufen. So war das Alles nicht geplant. Ich habe nur ein paar Leute angeheuert, damit sie die Funktürme bewachen. Auf ihre Waffen und Methoden hatte ich keinen Einfluss."
 

Ich schicke dir ein spöttisches Lächeln, belasse es aber dabei. Dir jetzt auch noch unter die Nase zu reiben, dass deine glorreichen Pläne wohl doch nicht so wasserdicht sind, wie du denkst, ist unnötig.

Es ist beinahe rührend, wie eifersüchtig du auf Batman bist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch einiges mit mir zu tun hat, wenn auch nicht vollkommen auf mein Konto geht.

"Dad scheinst du zur Weißglut getrieben zu haben. Wahrscheinlich geht er erst einmal eine Runde um den Block. Gut für uns, hm?"

Ich schiebe Zettel und Stift zu dir herüber.

"Schreibst du die Namen einfach so auf oder willst du mir auch Fragen stellen? Vielleicht meine Meinung zu Hausaufgaben und Schreibtischen hören?"
 

Ich sehe dich kurz an und schüttle dann langsam den Kopf. Es ist mir mittlerweile vollkommen egal geworden, dass du den enttäuschten Ausdruck in meinen Augen sehen kannst.

"Lass es gut sein, okay ..."

Mit einem lautlosen Seufzen nehme ich den Kugelschreiber und fange an, das weiße Blatt in zwei Spalten schnell voll zu schreiben. Zum Schluss hin wird meine Handschrift etwas unleserlich. Auf die Rückseite schreibe ich noch eine zehnstellige Zahlenfolge und eine willkürliche Aneinanderreihung von Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. Dann schiebe dir das Blatt über den Schreibtisch.

"Dass sind Alle, gegen die ich auch Beweise gesammelt habe. Ihr findet sie auf meinem Computer. Der Code deaktiviert die Alarmanlage. Mit dem Passwort könnt ihr auf meine Daten zugreifen."

Ich mit einem Ruck stehe auf, gehe zur Tür und öffne sie.

"Harvey, sagen Sie dem Commissioner, dass ich hier fertig bin und zurück nach Blackgate möchte."
 

Ich sehe mit verschränkten Armen zu, wie du die Namen aufschreibst. Mir ist der Ausdruck in deinen Augen nicht entgangen. Ich weiß nur nicht, ob du tatsächlich verletzt bist oder es nur meisterhaft spielst.

Als du so plötzlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehst und Harvey nach Dad schickst, schwanke ich irgendwo zwischen Wut und Trübsal. Ich stehe ohne zu zögern auf und geselle mich zu dir in den Türrahmen.

"Lassen Sie sich dabei Zeit, Harvey. Mr. Nashton und ich haben noch -", ich greife nach deinem Arm und werfe einen Blick auf deine Uhr, "- knapp zwanzig Minuten."

Ehe der Mann sich äußern kann, schließe ich die Tür wieder und lehne mich dagegen, damit du nicht heraus kannst.

"Du verträgst recht wenig von deiner eigenen Medizin, Eddie", sage ich und sehe dich nicht einmal unfreundlich an. "Erwarte nicht, dass ich mich entschuldige."

Ich verschränke die Arme vor der Brust.

"Du wolltest eine halbe Stunde. Also hast du sicher mehr zu sagen als ein paar Namen. Ich will es wissen. Seit Blackgate zerbreche ich mir den Kopf, aber ich komme einfach nicht darauf, was ich falsch gemacht haben könnte. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es nicht an mir lag. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, dir zu zeigen, wie gern ich dich habe und dass du ein besonderer Mensch bist. Es tut mir Leid, dass es nicht gereicht hat. Aber verantwortlich fühle ich mich nicht."

Ich schließe die Augen. Wenn ich schon mal dabei bin, die Karten auf den Tisch zu legen, dann kann ich gleich mit der ganzen Wahrheit herausrücken. Manchmal heißt Stärke schließlich, sich verletzlich zu zeigen.

"Ich habe nicht viel geschlafen in letzter Zeit. Hauptsächlich habe ich geweint. In der Schule war ich auch nicht, weil ich nicht wollte, dass mich Jemand so sieht und mich auf dich anspricht. Inzwischen bin ich nicht mehr wütend auf dich - zumindest solange du dich nicht wie vorhin wie ein Ekel verhältst. Ich bin traurig, fühle mich hintergangen und benutzt. Und ich vermisse dich. Jedenfalls den Eddie, den ich vorher gekannt habe. Aber ich weiß nicht, ob das überhaupt du gewesen bist. Das ich mich so sehr nach Jemandem sehne, der eigentlich gar nicht wirklich existiert, jagt mir eine Heidenangst ein."

Ich lasse die Augen geschlossen und warte ab. Natürlich habe ich zu viel gesagt, aber das ist egal. Wenn ich diese letzte Feuertaufe überstehe, kann mich so schnell nichts mehr klein kriegen.

"Du bist dran."
 

Man kann mir durchaus ansehen, dass ich wirklich verblüfft bin, als du plötzlich neben mir an der Tür stehst und Harvey sagst, dass er sich Zeit lassen soll. Mein Blick wird regelrecht entgeistert, als du auch noch nach meiner Armbanduhr greifst. Ich bin tatsächlich sprachlos.

"Das hat nichts mit meiner eigenen Medizin zu tun", sage ich schließlich langsam. "Wie du vorhin schon gesagt hat ... Selbstschutz ..."

Ich zucke mit den Schultern und vergrabe meine Hände in den Hosentaschen.

"Hat es denn überhaupt einen Sinn, dir das Alles zu erzählen, was mir im Kopf herum schwirrt? Würde es denn irgendwas an der Situation ändern?"

Ich schließe für einen Moment die Augen und sehe dann die Decke an.

"Was du falsch gemacht hast ... Es sollte eher heißen, was wir falsch gemacht haben. Wir haben uns gegenseitig hoch geschaukelt, bis es einen großen Knall gab. Genau deswegen wollte ich, dass du mir nicht zu nahe kommst. Weil ich genau weiß, wie ich sein kann."

Ich sehe dich müde und resigniert an.

"Ich weiß, dass ich manchmal ein riesengroßes Arschloch sein kann. Ich hatte dir ja schon gesagt, dass ich nicht besonders gut mit Menschen kann. Ich habe schon genug mit mir selbst zu tun und schaffe es oft nicht, auf Andere Rücksicht zu nehmen. Und ich reagiere extrem allergisch darauf, wenn ich nicht ernst genommen werde oder meine Leistungen nicht entsprechend gewürdigt werden. Ich schätze, es liegt daran, was mein Vater mir als Kind schon Alles an den Kopf geworfen habe, weil er es nicht ertragen und verstehen konnte, dass ich schon damals intelligenter als er war."

Ich atme tief durch und seufze leise.

"Ich weiß ja, dass ich selber nicht besser war, aber du hast mich mit deinen Kommentaren so wütend gemacht, dass ich es dir unbedingt heimzahlen wollte. Ich hatte wirklich Momente, wo ich dich leiden sehen wollte und es tut mir Leid, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Auch was deinen Dad betrifft. Ich gebe zu, dass ich mich mit meinem verletzten Stolz habe hinreißen lassen und dass war absolut nicht fair. Weder dir, noch deinem Vater gegenüber."

Für einen Moment bin ich versucht, dir tröstend über die Wange zu streichen. Meine Hand zuckt schon in deine Richtung, ehe ich mich selbst daran hindern kann.

"Du wirst mir vermutlich nicht glauben, aber es tut mir wirklich Leid, dass das Alles passiert ist. Es gibt Tage, da liege ich stundenlang wach und denke darüber nach, was bei mir Alles schief gelaufen ist. Aber eigentlich kann ich tun und lassen, was ich will, ich kann nicht aus meiner Haut. Manchmal habe ich auch nicht übel Lust, einfach alles stehen und liegen zu lassen und einfach zu verschwinden. Diese ganze beschissene Stadt hinter mir zu lassen."

Hast du den Verstand verloren, Batman?!

Ich warte einen Moment, ob du noch etwas hinzufügst. Als nichts mehr kommt, öffne ich die Augen und sehe dich an. Ich atme tief durch und merke, dass ich zittere. Um das zu verstecken, schiebe ich die Hände hinter meinen Rücken, sodass sie zwischen meinem Körper und der Tür eingeklemmt sind.

"Es ändert vielleicht nichts daran, dass zwischen uns nichts mehr wird wie vorher. Dass wir geschiedene Leute sind, wenn wir diesen Raum nachher verlassen", sage ich traurig. "Aber ich weiß nicht, wie du das siehst ... Ich persönlich werde ruhiger schlafen können, jetzt da du endlich mal ehrlich warst. Zumindest hoffe ich, dass du das bist."

Ich nehme die Brille ab und reibe mir über die Augen.

"Tut mir leid, dass ich darauf herumreite, aber du hast mich sozusagen nachhaltig geprägt. Ich glaube, ich werde die nie wieder Etwas voll und ganz glauben können. Und deswegen würde das mit uns auch nicht mehr funktionieren - und ich spreche nicht von einer romantischen Beziehung. Ich meine die Freundschaft, dich als meinen Mentor, einfach Alles. Du hast in deinem Leben verdammt viel Mist durchgemacht, du kannst sicher verstehen, warum ich mich von der Sache abwenden will."

Ich stoße mich von der Tür ab und komme ein Stück auf dich zu, sodass ich zu dir aufsehen muss.

"Das ist Alles ziemlich blöd gelaufen. Ich weiß nicht, ob wir es anders hinbekommen hätten."

Ein Lächeln umspielt meine Lippen.

"Wir sind schon allein ziemlich komplizierte Persönlichkeiten. Vielleicht wäre es so oder so soweit gekommen. Etwas später womöglich, aber trotzdem."

Ich zucke mit den Schultern.

"Wenn du mich fragst, solltest du auf jeden Fall gehen. Bau dir irgendwo etwas Neues auf, Eddie. Man kann dir nicht viel nachweisen, eine allzu ernste Strafe bekommst du nicht. Wenn überhaupt. Erinnerst du dich daran, wie du mir den Rat gegeben hast, mich vom Verbrechen fernzuhalten? Ich gebe das zurück. Lass das hinter dir."

Es fühlt sich seltsam an, dir diesen Rat zu geben, während ich selbst vorhabe, da rauszugehen und gegen den Unrat der Stadt zu kämpfen. Aber ich stehe auf der richtigen Seite. Du hingegen bist viel zu anfällig, um Stand halten zu können.

"Tut mir Leid, dass ich dich angegriffen habe."

Ich denke noch einmal über die Worte nach und berichtige mich mit einem Grinsen.

"Also eigentlich tut mir Leid, dass es mir nicht wirklich Leid tut."

Ich hebe eine Hand und schiebe dein Kinn ein wenig zur Seite, um mir den Schaden anzusehen.

"Brauchst du Eis dafür?"
 

Ich lasse ein wenig enttäuscht den Kopf hängen und zucke mit den Schultern.

"Ich habe zwar damit gerechnet, dass du jetzt nichts mehr von mir wissen willst, aber trotzdem ... Na ja ..."

Ich mache eine kurze Pause. Ich schaffe es nicht, dir die ganze Wahrheit zu sagen, wie es wirklich in mir aussieht. Wir sehr es mich wirklich getroffen hat, dass meine Leistungen im GCPD nicht anerkannt worden sind. Wie sehr mich deine Worte wirklich verletzt haben. Wie sehr ich mich immer noch von Batman gedemütigt fühle. Wie sehr es mir missfällt, dass du ausgerechnet ihm nacheiferst.

"Ich weiß nicht, in wie weit du es verstehen kannst, aber ... ich bin bei Weitem nicht so selbstsicher, wie ich wirke. Ich musste mir schon in der Kindheit einen dicken Panzer zulegen, damit ich mich nicht irgendwann von der Pioneers Bridge stürze. Ich fühle mich macht- und schutzlos, wenn ich Gefühle zulasse."

Als du mir meinen eigenen Rat zurück gibst, sehe ich dich kurz an.

"Ich meinte das vollkommen ernst. Da draußen gehen große Dinge vor sich und was Alles an Weihnachten passiert ist, was nur die Spitze des Eisberges. Glaub mir, selbst Batman wird es nicht verhindern können. Und ich will nicht mit ansehen müssen, wie du dich an seine Seite stellst und nachts Verbrecher jagst. Das bist du nicht. Du bist nicht die taffe Schlägerbraut, die sich Kriminellen in den Weg stellt. Du hattest vorhin schon Probleme, dich gegen mich zu wehren. Was machst du, wenn plötzlich Jemand wie Bane oder der Joker vor dir steht? Willst du dich dann hinter Batmans Cape verstecken? Hör damit auf, bevor es zu spät ist und du ernsthaft verletzt wirst."

Ich zucke kurz zusammen, als du mein Kinn berührst.

"Ich werde es überleben. Wenn du schon mal einen gebrochenen Kiefer hattest, weil sich dein Vater nicht beherrschen konnte, steckst du einen Kinnhaken locker weg."
 

"Ach, Eddie", seufze ich. "Wieso machst du es mir so schwer, dass ich gezwungen bin, eine Entscheidung zu treffen …? Und dann bist du wieder so ... na ja ... so halt ..."

Ich raufe mir verzweifelt die Haare. Das kann doch nicht wahr sein. Kannst du dich nicht einfach weiter wie ein totaler Arsch benehmen?

"Das weiß ich inzwischen, Eddie. Ich meine, ich werde niemals nachvollziehen können, was du durchgemacht hast. Aber ich kenne dich inzwischen wahrscheinlich besser als alle Anderen. Und ich bin dir dankbar, dass du gerade so über deinen Schatten springst."

Ich huste ein bisschen, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden.

"Du hast Recht. Auch Batman kann das auf Dauer nicht alleine bewältigen. Deswegen werde ich helfen. Keine Angst, er trainiert mich. Ich werde vorbereitet sein."

Ich blicke dich voller Überzeugung an.

"Und wenn ich dabei draufgehe, Eddie. Ich habe erlebt, wie sich Jemand, den ich gern habe", ich lege bei diesen Worten eine Hand über dein Herz, "von dieser Stadt verschlingen und auf die falsche Seite ziehen lässt. Ich werde hier aufräumen."

Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und hauche dir einen schnellen Kuss auf den geschundenen Kiefer. Es ist eine sehr kindische, unschuldige Geste und erinnert mich schmerzlich an die Zeit, bevor ich beschlossen habe, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
 

Für einen Moment habe ich das Gefühl, mich verhört zu haben. Ich sehe dich sprachlos an. Du kannst es unmöglich ernst meinen, dass du wirklich mit der Fledermaus nachts um die Häuser ziehen willst.

Kaum, dass du mir den Kuss aufgedrückt hast, stürme ich schon zur Tür und reiße sie auf. Die ganzen Polizisten, die im Gang herum lungern sehen mich überrascht an. Ich gehe ein paar Schritte und Harvey Bullock macht schon Anstalten, mir hinterher zu kommen.

"Ich weiß, dass du mich hören kannst, Batman!", rufe ich laut und Harvey bleibt überrascht stehen. "Du bist doch nicht ganz bei Trost! Du kannst Barbara nicht einfach in ein Kostüm stecken und sie zu deiner kleinen Assistentin heran züchten! Sie ist nicht mal volljährig, soll aber an deiner Seite gegen Leute wie Cobblepot und den ganzen anderen Abschaum vorgehen?! Tickst du noch ganz richtig?! Wenn du schon Selbstjustiz verüben willst, dann mach es gefälligst alleine, aber halte sie da raus! Und seit wann, zum Teufel, brauchst du Hilfe dabei, irgendwelche armen Schweine zu Brei zu schlagen?! Hast du den Verstand verloren?!"
 

Ich starre völlig verdattert auf die Stelle, an der du kurz zuvor noch gestanden hast. Wir macht man noch gleich den Mund wieder zu? Als mir dämmert, was du da gerade machst, setze ich mich in Bewegung.

Ich packe dich an deinem Pullunder und zerre dich mit mir zurück in Richtung des Büros.

"Hast DU den Verstand verloren?", rufe ich betont entrüstet. "Warum sollte die Fledermaus so etwas tun? Der Kerl arbeitet allein!"

Die Polizisten tauschen verwirrte Blicke, dann nicken sie mir zaghaft zu. Ich bin heilfroh, dass Batman sich bezüglich deines Gebrülls bedeckt hält. Es wäre völlig sinnlos, wenn er in die Diskussion mit einsteigen würde. Ich stemme mich gegen dich, um dich mühsam zurück in dem Raum zu verfrachten.

"Mach dich nicht lächerlich", sage ich laut. "Was sollte Batman denn hier verloren haben? Der wagt sich doch nicht hier rein!"

Ich werfe Bullock einen Blick über die Schulter zu und deute an, dass ich dich für nicht mehr ganz dicht halte. Schwungvoll werfe ich die Tür hinter mir zu.

"Geht's noch?", fauche ich dich an. "Das Prinzip einer geheimen Identität hast du nicht ganz verstanden, oder?"

Ich stemme die Hände in die Hüften und funkle dich an.

"Zu deiner Information: Batman wusste bis gerade eben noch gar nicht, was ich vorhabe. Möglicherweise hast du mir soeben meine Chance vermasselt. Danke, Edward. Vielen Dank, dass du ständig jeden noch so kleinen Aspekt meines Lebens nehmen und darauf herum trampeln musst!"
 

"Willst du mich für dumm verkaufen?", werfe ich dir lautstark an den Kopf, kaum, dass die Tür zu ist. Bringen wird es eh nicht viel. Draußen kann man sicher jedes Wort verstehen.

"Mir ist Batmans geheime Identität scheiß egal! Soll er sich doch von Haus zu Haus schwingen, irgendwann wird er schon die Quittung dafür bekommen! Er hat die Machtverhältnisse in Gotham eh schon komplett über den Haufen geworfen und es wird nicht mehr lange dauern, bis er bis zu den spitzen Ohren in einem Haufen Probleme steckt! Und da willst du allen Ernstes freudig mitmachen?!"

Frustriert raufe ich mir die Haare.

"Na, ich hoffe doch, dass ich dir diese sogenannte Chance verbaut habe! Und es hat nichts damit zu tun, dass ich dich bevormunden will! Ich will dich nur vor dir selbst schützen, verstehst du dass nicht?!"

Ich packe dich an den Schultern und sehe dich fast schon flehend an.

"Hör auf damit. Lass das Leute machen, die dem körperlich und psychisch gewachsen sind. Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass du dich in dieser fixen Idee verrennst und dich unglücklich machst. Hör damit auf, bevor es zu spät ist und du es bitterlich bereuen wirst."
 

"Es geht verdammt noch mal um MEINE Identität!", zische ich und schüttle deine Hände ab. "Es ist ja wirklich ungemein rührend, dass du dich plötzlich so um mich sorgst. Aber darf ich dich daran erinnern, dass ursprünglich du derjenige warst, der die Idee dazu hatte?"

Ich funkle dich wütend an.

"Du glaubst also, dass ich dem nicht gewachsen bin, hm? Wenn das so ist, dann kennst du mich schlechter, als ich dachte", sage ich enttäuscht. "Du hast kein Recht, mir irgendwelche Vorschriften zu machen, Edward. Nach dem, was du abgezogen hast, bist du wirklich der Letzte, von dem ich mir irgendwelche Predigten über Vernunft anhören muss."

Ich sehe dich flehend an.

"Du wirst mir das nicht kaputt machen. Bitte, Eddie, versprich mir, dass du mir nicht auch noch das ruinierst. Wenn ich ehrlich bin, bleibt mir momentan nämlich herzlich wenig."

Ich fahre mir erschöpft durch die Haare und lasse mich gegen den Schreibtisch sinken.

"Gott, inzwischen wünschte ich so sehr, ich wäre damals auf deine Warnung eingegangen. Ich hätte uns so viel erspart."

Obwohl ich stark sein wollte, vergrabe ich das Gesicht in den Händen und weine, wie ich es in letzter Zeit ständig tue.

"Ich will nicht mehr hilflos sein, Eddie", schniefe ich. "Damit ist ein für alle Mal Schluss."
 

Als du anfängst zu weinen, vergesse ich für einen Moment sogar, wütend auf dich zu sein, weil du mich so angeschrien hast. Mit Wut, Spot und Sarkasmus komme ich wunderbar klar und kann dann auch leicht Kontra geben. Aber ein Mädchen - eine Frau, die weint, macht mich fertig. Ich kann es nicht ertragen, wenn eine Frau weint. Es erinnert mich zu sehr an meine Mutter.

Unwillkürlich zucken unliebsame Erinnerungen durch meinen Kopf, wie meine Mutter, der Blut aus der Nase sprudelt, auf dem Fußboden hockt und sich dabei versucht, so klein wie möglich zu machen, um den Fäusten meines betrunkenen Vaters zu entgehen.

Ich muss dir den Rücken zuwenden, damit du auf keinen Fall mitbekommst, wie es in meinem Inneren aussieht und dass Tränen mein wunder Punkt sind. Niemand darf erfahren, dass man mich so um den kleinen Finger wickeln kann.

"Wer sagt denn, dass du hilflos bist?", frage ich, nachdem ich mich wieder unter Kontrolle habe. "Du hast mir schon mehrmals gezeigt, dass du dich ganz gut behaupten kannst. Dazu musst du dich wirklich nicht an Batmans Cape hängen."

Ich drehe mich wieder zu dir um, vermeide aber den direkten Blickkontakt.

"Um ehrlich zu sein, tut es mir nicht Leid, dass ich dir deinen Plan mit Batman versaut habe. Dein Vater würde es ganz sicher nicht gut heißen, dass du dich in eine solche Gefahr begibst."

Ich mache eine kurze Pause, um Luft zu holen.

"Und ich auch nicht. Du legst sicher keinen Wert darauf, was ich davon halte, aber ..."

Ich muss wieder abbrechen, denn es fällt mir unendlich schwer, die nächsten Worte zu sagen.

"Aber ich mache mir Sorgen um dich, Barbara. Ich möchte nicht, dass dir da draußen etwas passiert."

Ich komme zu dir an den Schreibtisch, bleibe direkt vor dir stehen und nehme vorsichtig dein Gesicht in meine Hände.

"Was muss ich tun, damit du von deinem verrückten Vorhaben absiehst? Du kannst verlangen, was auch immer du willst, aber bitte ... bitte hör damit auf, der Fledermaus nachzueifern. Tu mir bitte nur diesen einen Gefallen."

Ich sehe dich flehend an und es ist mir gerade vollkommen egal, dass ich mich wahrscheinlich gerade komplett zum Vollidioten mache. Wenn es der Sache dienlich ist, würde ich auch vor dir auf die Knie fallen.

Ich dachte nicht, dass er aus einem Raum ohne Fenster abhauen kann ...

Es scheint mir die natürlichste Reaktion überhaupt zu sein, mein tränennasses Gesicht in deine Hände zu schmiegen. Es fühlt sich unglaublich gut an, wieder so sanft von dir berührt zu werden. Zu gut ... Du machst es mir so schwer, zu widerstehen. Am liebsten würde ich mich jetzt in deinen Arm werfen und dich nicht mehr loslassen. Aber das wäre mehr als dumm, denn letztendlich wurde ich mich doch nur Hirngespinsten hingeben.

"Ich habe keine andere Möglichkeit, als mich Batman anzuschließen, Eddie. Erinnerst du dich an diesen Anarky?" Ich lächle freudlos. "Er hat es allein versucht und schau, was aus ihm geworden ist. Er ist in meinem Alter und hat bereits Einiges verspielt. Aber das weißt du sicher bereits. Ich habe die Möglichkeit, zu lernen, wie man da draußen wirklich Etwas bewegen kann. Und die werde ich nutzen."

Vorsichtig lege ich meine Hände über deine.

"Ich habe meine Entscheidung bereits getroffen, Eddie. Du kannst Nichts tun."

Mir laufen schon wieder neue Tränen über das Gesicht.

"Es ist so schön zu sehen, dass ich dir doch nicht egal bin."
 

Ich sehe dich ungläubig an und schüttle langsam den Kopf. Ich kann nicht glauben, was du sagst. Ich lasse meinen Kopf sinken und lehne mich mit meiner Stirn an deine.

"Wenn man sich bereits entschieden hat, kann man wohl nichts mehr daran ändern ...", murmle ich leise und schließe ich Augen.

Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich dir nicht anbieten muss, doch diese albernen Gedichte zu schreiben, wenn es unbedingt sein muss, damit du aufhörst. Auf der anderen Seiten habe ich nun keine andere Wahl mehr, als ... Nun ja, dass wirst du früh genug merken.

"Es tut mir Leid ...", flüstere ich und drücke dir einen Kuss auf die Stirn.

Dann drehe ich mich abrupt um, gehe zur Tür und habe bereits eine Hand am Drehknauf. Ich sehe dich für ein paar Sekunden mit einem Blick an, der dir sicher zeigt, wie sehr mich deine Entscheidung getroffen hat. Aber ich sage nichts. Ich schüttle nur kurz mitleidig den Kopf und öffne dann die Tür.

"Hey Harvey, ich nehme an, dass Sie mir auf Schritt und Tritt überall hin folgen sollen, richtig?"

"Richtig geraten", erwidert Bullock grimmig.

Ich deute nach rechts.

"Dann begleiten Sie mich doch mal in Richtung der Sanitäranlagen", sage ich mit einem halbherzigen Grinsen und lasse meine Hände in Hosentaschen wandern.

Du hast in deinen Tränen gar nicht mitbekommen, wie ich die Liste unauffällig in meine Tasche habe wandern lassen.
 

Mit dem schrecklichen Gefühl, dass man mir das Herz herausgerissen hat, bleibe ich zurück. Ich stehe auf und mache leise die Tür zu, damit die Polizisten mich nicht von draußen aus anstarren. Als ich wieder allein bin, setze ich mich auf den Stuhl meines Vaters und vergrabe das Gesicht in den Händen, um hemmungslos zu schluchzen.

Es dauert eine ganze Weile, ehe ich mich wieder beruhigen kann und ich gehe jede Wette ein, dass man mein Weinen draußen gehört hat. Das ist mir relativ egal. Ich habe ja wohl ein Recht, traurig zu sein.

Als die Tränen allmählich nachlassen, versuche ich, tief Luft zu holen, um mich zu beruhigen. Wir sind zwar an verschiedenen Standpunkten, aber wir haben uns in Guten getrennt. Eigentlich sollte ich mich jetzt besser fühlen, als zuvor. Aber es geht mir hundeelend.

Ich werfe einen Blick auf die Uhr, die auf Dads Schreibtisch steht. Jetzt habe ich seit zehn Minuten hier gesessen. In weniger als dreißig Sekunden geht die Kamera wieder an. Erwartungsvoll schaue ich nach oben. Batman lässt keine Zeit verstreichen, das rote Aufnahmelicht geht an, sobald die Zeit um ist.

Meine Augen bleiben stur auf das kleine Gerät gerichtet.

"Es ist vorbei", sage ich betrübt. "Er ist weg und ich habe mich nicht einwickeln lassen. Zufrieden?"

Statt einer Antwort fliegt urplötzlich das Fenster auf und ein riesiger Schatten landet direkt neben mir. Ich fahre mit einem spitzen Schrei zusammen.

"Was soll das, Barbara?", fährt Batman mich an.

"Was meinst du?"

"Stimmt das, was er gesagt hat? Nach allem, was ich vorhin über dich gehört habe, glaubst du wirklich, ich würde dich mit da raus nehmen?"

"Du bist der Meinung, ein Urteil bloß aufgrund eines Überwachungsvideos treffen zu können?"

Jetzt werde ich auch ein bisschen aufbrausend. Das hat mir gerade noch gefehlt.

"Was machst du eigentlich hier? Eddie kann jeden Augenblick zurückkommen und -"

"Ah", macht Batman. "Jetzt sind wir also wieder bei Eddie? Hör mal zu, Barbara. Ich traue deinem feinen Eddie nicht mal so weit, wie ich ihn werfen kann, aber er hat absolut Recht, was dich und die Verbrechensbekämpfung angeht."

"Aber ich -"

"Nichts aber. Du bist doch noch ein Kind, Barbara. Du gehörst in die Schule und nicht in ein Kostüm."

Ich verschränke angriffslustig die Arme. Ich bin sehr wohl bereit, es auf eine Auseinandersetzung mit Batman ankommen zu lassen. Nachdem ich dich geschafft habe, müsste ich eigentlich sicher durch jedes Gefecht kommen.
 

Batman will gerade so einer Antwort ansetzen, um der trotzigen Barbara eine Standpauke zu halten, da springt plötzlich der interne Alarm an und die roten Lichter, die in regelmäßigen Abständen in den Gängen angebracht sind, fangen an zu blinken.

Schon im nächsten Moment hört man Harvey Bullock lautstark rufen: "Er ist getürmt!"

Draußen auf dem Gang ist lautes Gemurmel zu hören und wie sich die Polizisten in Bewegung setzen. Harvey reißt die Tür des Büros auf.

"Barbara, wir -"

Wie vom Donner gerührt bleibt Harvey stehen und starrt verdattert den großen, stämmigen Mann im Batman Kostüm an.

"Sie waren wirklich hier?"
 

Wir schenken Harvey keinen zweiten Blick, stattdessen sehen wir uns eine Sekunde lang an. Batman ist sauer auf mich. Denkt er, dass ist meine schuld? Naja ... Ich wende beschämt den Blick ab und sehe ...

"Verdammt!", rufe ich aus und setze mich sofort in Bewegung.

Batman überholt mich binnen weniger Sekunden und scheucht die verstörten Polizisten auf, die wie Hühner auseinanderhechten.

"Er hat die Liste mitgenommen!", rufe ich ihm zu.

Ich bin schnell, aber Batman hole ich nicht ein. Er gibt mir mit einem harschen Wink zu verstehen, dass er mich gehört hat und verschwindet in Richtung der Toiletten.

"Barbara, was zum Teufel war das?", fragt ein schnaufender Bullock, der gerade erst neben mir zum stehen kommt.

"Ich hab jetzt keine Zeit für Erklärungen", entgegne ich kurz angebunden.

Ich sehe Batman einen Wimpernschlag lang nach, dann drehe ich um und laufe in die andere Richtung. Ich muss dir irgendwie den Weg abschneiden. Oder meinen Dad finden. Oder irgendetwas anderes tun, damit ich mir nicht so nutzlos vorkomme.
 

Harvey Bullock sieht Barbara für ein paar Sekunden verständnislos hinterher, ehe er sich entscheidet, Batman zu folgen. Er ruft seinen Kollegen noch einige Befehle zu, ehe er ebenfalls die Toilettenräume betritt. Harvey ist mehr oder weniger der Stellvertreter von Gordon und wenn der Commissioner Batman vertraut, dann würde auch Harvey es mit ein wenig Vertrauen versuchen.

"Wir hätten ihm einen GPS-Chip einpflanzen sollen", murmelt Harvey, als er Batman dabei zusieht, wie er einen Lüftungsschacht inspiziert.

"Ich dachte nicht, dass er aus einem Raum ohne Fenster abhauen kann", gibt Bullock kleinlaut zu. "Ich hätte ihn keine Sekunde aus den Augen lassen dürfen!"

Frustriert schlägt er mit der geballten Faust auf die Kacheln und wirft einen prüfenden Blick auf Batman.

"Er hatte also recht damit, dass Sie hier sind ... Da frage ich mich doch, mit was er sonst noch recht hatte ..."
 

Meine Schritte führen mich letztendlich nach draußen auf den Bürgersteig. Die vorbeigehenden Passanten sehen mich verwirrt an. Sie machen große Bögen um das abgehetzte Mädchen mit den Tränenspuren auf den Wangen. Es sind so viele. Wie soll ich dich hier jemals finden? Bist du überhaupt hier draußen oder versteckst du dich noch im GCPD und wartest auf den richtigen Moment, wenn alles im Chaos versinkt.

Ich blicke mich suchend um.

"Dad?!", rufe ich.

Natürlich ergebnislos. Wer weiß, wo er hingegangen ist, um sich zu beruhigen. Dann werde ich stutzig.

"Mist!"

Ich sprinte wieder hinein, kehre aber nicht zum Büro zurück, sondern schlage gleich den Weg nach unten zu den Schießständen ein. Wo sollte Dad sonst sein, um seine Wut abzubauen?

Tatsächlich finde ich ihn da unten. Ich bleibe stehen und betrachte ihn. Durch die Ohrenschützer kann er mich nicht hören. Auch nicht den Alarm. Er ist eifrig dabei, ein Magazin zu leeren.

Am Ende bringe ich es doch nicht übers Herz, ihm Bescheid zu sagen. Er wäre so enttäuscht von mir. All das hat er meinetwegen auf sich genommen und dann bin ich diejenige, die es versaut.

Ich gehe langsam rückwärts.

"Tut mir so leid, Dad", flüstere ich.

Ganz automatisch balle ich die Hände zu Fäusten.

"Ich werde es wieder gut machen. Ich schwöre, eines Tages bringe ich diesen Mann ins Gefängnis."
 

Es war zu einfach. Viel zu einfach, das GCPD und Batman hinters Licht zu führen. Ich habe zwar einen Moment lang wirklich gehofft, dass ich meinen Plan nicht komplett umsetzen muss, aber gut. Was passiert ist, ist passiert.

Das Gitter, mit dem der Lüftungsschacht abgedeckt war, war wie vereinbart gelockert worden und ich hatte nicht die geringste Mühe, es zu entfernen und mich dann aus dem Staub zu machen. Das war immer gut, wenn man Informanten im GCPD hatte. Auch - oder gerade - wenn man eigentlich gerade in Blackgate inhaftiert war.

Über die Lüftungsschächte konnte ich mich leicht bis in den Keller vorarbeiten und mich am Schießstand vorbei schleichen. Gordon machte seiner Wut Luft und bekam gar nichts mit. Gut für mich. Vom Schießstand aus war es nur noch ein Katzensprung bis zum Serverraum unter dem Gebäude. Es war doch zu etwas gut gewesen, dass ich so viel Zeit hier unten verbracht habe.

Durch die Kanalisation war es ebenfalls einfach. Während im GCPD vermutlich gerade die Hölle los war, schlenderte ich seelenruhig die Straße entlang und suchte mein altes Versteck auf, was nur einen Steinwurf vom GCPD entfernt war. Von hier aus konnte ich erst einmal Alles schön beobachten und mich dann aus dem Staub machen. Und selbst wenn Batman hier nachsehen würde, hatte ich immer noch einen weiteren Plan B.

Während immer mehr Polizisten aus dem Gebäude schwärmen und die nähere Umgebung durchsuchen, sitze ich gemütlich auf dem Dach meines Unterschlupfes und rauche eine Zigarette. Das hier war besser als Kino. Viel besser.
 

Im Gang vor den Schießständen bleibe ich kurz stehen und lausche deprimiert dem lauten Donnern der Kugeln. Fast. Fast wäre dieser Tag halbwegs erfolgreich ausgegangen. Und jetzt das.

Mit schlurfenden Schritten gehe ich wieder nach oben und lasse mich im Eingangsbereich auf einen Stuhl sinken. Was kann ich schon groß tun? Da sitze ich also und schaue zu, wie die Polizisten an mir vorbeihechten. Sie streben nach dem Ausgang. Suchen dich. Ich lache gehässig. Als ob sie dich so leicht finden könnten.

Wenn du wüsstest, was für ein Aufwand um dich gemacht wird. Ach, was. Wahrscheinlich hast du es genauso geplant. Du genießt es doch dass deinetwegen das Chaos ausbricht. Das ist das größte Kompliment, das man dir machen kann.

Mit einem Schlag springe ich auf die Beine.

"Du verdammter Hundesohn!", stoße ich aus.

Eine Polizistin springt erschrocken zu Seite und sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren.

Ich renne vorbei an einem SWAT-Team. Dann stehe ich wieder auf der Straße. Du bist viel zu eitel, um gerade jetzt zu verschwinden. Selbstverständlich bist du noch irgendwo und siehst dir dein Werk an. Fragt sich nur ...

"Komm schon, Babs", murmle ich. "Denk nach."

Ich lege den Kopf in den Nacken. Nach oben. Du musst einfach nach oben gegangen sein. Von dort hat man den perfekten Blick auf das GCPD.

Aufmerksam mustere ich die umstehenden Häuser und versuche mir vorzustellen, von welchem Dach aus der Blickwinkel perfekt wäre. Letztendlich grenze ich die Möglichkeiten auf zwei ein. Was nun?

Mein erster Gedanke ist es, eines der Häuser Batman zu überlassen. Aber der ist zu weit weg und ich habe keinen Computer. Ich darf dich mir nicht durch die Finger gehen lassen. Nach kurzem Zögern entscheide ich mich für das Gebäude, dass etwas weiter hinten liegt. Du würdest auf Nummer sicher gehen.

So schnell bin ich noch nie gerannt. Innerhalb von fünf Minuten habe ich das Haus erreicht, obwohl ich einige Leute zur Seite stoße und mehrmals stolpere. Ich hämmere auf die Knöpfe des Fahrstuhls und trete ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Der Fahrstuhl bringt mich nicht bis direkt unters Dach, die letzten Treppen muss ich laufen. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend komme ich schließlich ganz oben an und stoße keuchend die schwere Tür zum Dach auf.

Und da sitzt du. Mit dem Rücken zu mir, einer Zigarette in der Hand und genießt die Show.

"Runter stoßen sollte ich dich", sage ich eisig.

Die würden nicht mal mit einer exakten Karte einen Baum im Wald finden ...

Mit einem Grinsen auf den Lippen drehe ich langsam den Kopf in deine Richtung.

"Du bist spät dran. Die Show hat schon angefangen."

Ich zwinkere dir zu und sehe mir wieder das geschäftige Treiben auf der Straße an.

"Ich hoffe, du bist jetzt nicht zu überrascht. Hat Batman ein sehr schockiertes Gesicht gemacht, als er kapiert hat, dass ich ihn ausgetrickst habe?"
 

"Kann ich nicht sagen", erwidere ich und lasse die Tür hinter mir zufallen.

Ich komme langsam zu dir und setze mich neben dich, sodass meine Beine vom Dach baumeln.

"Ich bin in die andere Richtung gelaufen. Eigentlich wollte ich Dad holen, aber ich kann ihm das nicht auch noch zumuten. Ich hab's schon wieder verbockt."

Ich seufze und beobachte einige Polizisten, die eifrig ausschwärmen.

"Wir wissen beide, dass ich dich nicht festnehmen kann."

Ich mustere dich von der Seite.

"Noch nicht. Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, dann wird die Sache schon anders aussehen."

Ich strecke auffordernd die Hand aus.

"Gib mir die Liste, Edward."

Ich habe mir natürlich gemerkt, wen du aufgeschrieben hast. Aber ich sehe es als meine Pflicht an, wenigstens nicht mit vollkommen leeren Händen zurückzukommen.
 

Ich kann nur bestätigend nicken. Ja, du hast es definitiv versaut. Dabei hättest du es eigentlich besser wissen müssen. Nach einem letzten Zug schnippe ich den Zigarettenstummel vom Dach.

"Tja, ich denke nicht, dass es dazu kommen wirst, dass du die Gelegenheit bekommst, mich festzunehmen."

Ich hebe eine Augenbraue, als du die Hand ausstreckst.

"Was denn für eine Liste?"

Dann grinse ich wissend und deute mit einem Kopfnicken auf einen kleinen Haufen Asche neben mir.

"Meinst du etwa das da?"
 

Der Anblick der verbrannten Liste macht mich erst sprachlos und jagt mir dann ein kleines Lächeln übers Gesicht.

"Gut gespielt", sage ich trocken und lasse den Blick schweifen. "Du weißt, dass es hier nur ums Prinzip geht, oder? Ich kenne die Namen, das wissen wir beide. Aber keiner von uns würde Zugeständnisse machen wollen. Wir wollen beide das Gefühl haben, die Dinge am Ende unter Kontrolle gehabt zu haben."

Ich zucke mit den Schultern.

"Hast du vorhin im Büro gelogen? Oder kann ich mir wenigstens einreden, dass du mich ein kleines bisschen vermissen wirst?"
 

"Es geht ums Prinzip ...", wiederhole ich grinsend. "Geht es nicht immer ums Prinzip?"

Ich zucke gleichgültig mit den Schultern.

"Ist doch schön für dich, dass du dir die Namen gemerkt hast, es wird dir leider nur nichts nutzen. Oder kannst du irgendwas beweisen?"

Ich sehe dich herausfordernd an und ein Lächeln umspielt meine Lippen.

"Ich dachte, du würdest mir ohnehin nichts mehr glauben. Spielt es denn eine Rolle, was von meinen Worten gelogen und was die Wahrheit war?"

Ich sehe dich einen Moment ernst an und seufze dann leise.

"Aber bitte, wenn du dich dann besser fühlst ... Es war nicht alles gelogen."
 

"Es ist unwichtig, was ich beweisen kann und was nicht. Ich weiß, auf welche Leute ich acht geben muss. Glaub mir, ich sorge dafür, dass sie überprüft werden."

Ich knirsche ein bisschen mit den Zähnen, ehe ich mich zur Seite lehne und den Kopf an deine Schulter lege. Wir könnten genauso gut ein Paar sein, das sich auf dem Dach den Sonnenuntergang ansieht. Nur dass es gerade Mittag ist. Und dass bei uns überhaupt nichts im Lot ist.

"Ich fühle mich besser. Und gleichzeitig schlechter. Das ist eine verdammt miese Mischung", seufze ich. "Wenn wir ... Wenn wir uns unter anderen Umständen kennengelernt hätten, wären wir ein tolles Team gewesen, weißt du?"
 

"Glaubst du wirklich, eine interne Ermittlung gegen ein paar Polizisten würde etwas bringen? Das hat vor zwei Jahren nichts gebracht und es wird auch heute nicht helfen."

Ich starre über die Dächer in der Nähe und zucke resigniert mit den Schultern.

"Ich habe es schon versucht ..."

Als du deinen Kopf an meine Schulter lehnst, sehe ich dich einen Moment lang irritiert an.

"Das hätte nie funktioniert und das weißt du. Du warst zu sehr auf Batman fixiert. Und du bist es jetzt noch mehr."

Ich lege dir einen Arm um die Schultern und ziehe dich zu mir.

"Ich meinte es übrigens vollkommen ernst, was ich über dich, Batman und die Verbrechensbekämpfung gesagt habe."
 

"Und du bist viel zu sehr auf dich selbst fixiert. Gestern wie heute."

Eine Weile sitze ich schweigend da und beobachte das bunte Treiben da unten. Es fühlt sich viel zu sehr nach Abschied an. Dabei war das doch genau, was ich wollte.

"Tja", flüstere ich irgendwann. "Ich meinte es auch ernst. Blöde Situation."

Es ist schön, hier so mit dir zu sitzen. Eigentlich schade, dass wir nie groß etwas unternommen haben. Immer nur GCPD, mein Haus oder der Highway.

Tja ... Jetzt ist es zu spät, dich um ein richtiges Date zu bitten.
 

"Ja, blöde Situation ...", murmle ich nachdenklich. "Aber wie du schon sagtest: Wenn wir uns das nächste Mal sehen, werden wir auf unterschiedlichen Seiten stehen."

Ich sehe wieder runter auf die Straße und muss unwillkürlich kurz auflachen. Dann schüttle ich amüsiert den Kopf.

"Die würden nicht mal mit einer exakten Karte einen Baum im Wald finden ... Oh Harvey, ganz kalt. Eiskalt. Antarktis", kommentiere ich die sich entfernenden Bewegungen von Harvey Bullock. "So wird das nie was, Jungs ..."

Ich schweige für einen Moment und starre in Richtung des Reviers.

"Es ist dir also richtig ernst mit Batman, ja?"
 

Ich verkneife mir ein Kichern, als du Harveys Suchaktion so sarkastisch kommentierst. Gott, ich werde deinen herrlichen Humor vermissen. Batman ist nicht wirklich ein Mentor, der zu Witzen aufgelegt ist.

Du hast ja Recht. Dass nicht einer von ihnen auf die Idee kommt, den Blick mal nach oben zu richten, ist mehr als dämlich. Ich frage mich, wo Batman bleibt. Müsste nicht wenigstens er hierher kommen? Vielleicht ahnt er, dass, wenn dich überhaupt Jemand zur Besinnung bringen kann, ich diejenige bin. Tja. Da werde ich wohl mal wieder jemanden enttäuschen müssen.

"Todernst."

Ich verrenke mir den Hals, um dich anzusehen, ohne von dir abrücken zu müssen.

"Und du bist dir sicher, dass du diesen Weg wählst? Noch könntest du sagen, du hast Muffensausen bekommen, bist aber wieder zur Vernunft gekommen."
 

Ich erwidere deinen Blick und ziehe dabei fragend eine Augenbraue nach oben.

"Du kennst mich wohl doch nicht so gut, wie du denkst."

Ich lasse dich abrupt los, stehe auf und klopfe mir den eigentlich nicht vorhandenen Staub von den Hosen. Dann stecke ich mich und stecke mir seelenruhig eine neue Zigarette an.

"Ich habe schon ziemlich lange von dieser ach so tollen Gesellschaft die Nase voll. Und damit sich hier endlich mal was ändert, werde ich das jetzt selbst in die Hand nehmen. Es wird sicherlich nicht Vielen gefallen, aber ich habe schließlich auch nicht vor, einen Beliebtheitswettbewerb zu gewinnen. Von daher ..."

Ich zucke mit den Schultern und sehe auf meine Armbanduhr.

"So, ich werde mich dann mal auf die Socken machen. Viel zu tun, du verstehst."

Gemütlich schlendere ich über das Dach bis zu eine sehr unscheinbaren Feuerleiter auf der anderen Seite.

"Sag deinem Dad, dass es nicht persönlich gemeint war. Es gehörte Alles zum Plan."
 

Einen Augenblick lang hängen deine Worte fast greifbar zwischen uns. Abschied. Das bedeutet nun wirklich Abschied.

Ich denke keine Sekunde nach, komme nicht mal auf die Idee, deine verdrehten Ansichten bezüglich des "selbst in die Hand Nehmens" zu kommentieren. Wahrscheinlich sind meine nicht besser.

"Eddie!"

Ich schieße von meinem Platz nach oben und sprinte zu dir hinüber. Mit einem Satz falle ich dir um den Hals und drücke dich, so fest ich kann.

"Pass bloß auf dich auf, wenn du das durchziehst."
 

Ich bin zu überrascht, um irgendwas zu sagen, als du mir um den Hals fällst. Zögerlich lege ich dir eine Hand auf den Rücken und drücke ich kurz.

"Ich habe nicht vor, mich in irgendwelche Schlägereien verwickeln zu lassen", sage ich leise und schiebe dich sanft, aber bestimmt von mir weg. "Ich halte es nach wie vor für eine total bekloppte Idee, aber wenn du dich unbedingt mit der Unterwelt anlegen willst, bitte, tu dir keinen Zwang an."

Ich zucke mit den Schultern.

"Du kannst Batman auch noch was von mir ausrichten. Es gibt diesen Computer, aber er wird ihn nicht an den Koordinaten finden."

Ich drehe mich um und steige die ersten Stufen der Feuerleiter hinunter. Dann halte ich kurz inne und grinse dich schelmisch an.

"Ach, und bevor ich es vergesse: Meinen Wagen will ich immer noch wieder haben."

Ich zwinkere dir zu und klettere dann die Feuerleiter hinunter. Auf der Straße angekommen, schlendere ich gemütlich mit den Händen in den Hosentaschen in Richtung der Pioneers Bridge.



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)

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Von:  TheJoker
2014-02-05T08:33:42+00:00 05.02.2014 09:33
Ich bin immer wieder erstaunt, wie ihr es schafft, einen so zu überraschen.
Man weiß zwar immer gleich kommt was, aber ich hätte jetzt beim lesen nicht damit gerechnet das Eddie abhaut. Solche Sachen kommen immer wie aus der Pistole geschossen und man kann nur denken: Wie...was ist gerade passiert? xD. Man merkt echt was für ein super Team ihr Beide seid und welch grandiose Ideen dabei heraus kommen.Ist wirklich nicht leicht einen Leser so an der Stange zu halten, aber ihr schafft das mit einer Glanzleistung. Die Spannung ist unglaublich welche jedes Kapitel mir sich zieht. Das nenne ich echtes Talent!

P.S. Ich liebe euren Edward so sehr, dass ich aufpassen muss das er nicht meinen Joker vom Thron wirft. *rofl*
Antwort von:  ChogaRamirez
05.02.2014 09:40
Vielen Dank für die Komplimente. Da laufe ich direkt zum frühen Morgen rosa an. :) Isa und ich geben uns die größte Mühe, nicht allzu vorhersehbar zu sein und natürlich den Leser mit in unser Kopfkino zu nehmen.

Wir konnten den armen Kerl doch nicht schon wieder nach Blackgate schicken. ;) Und mal so unter uns Klosterschwestern ... Eddie hat das Talent, echt jeder Situation raus zu kommen. Er hat doch immer einen Plan B in der Hinterhand.

Also bei mir hat Eddie den guten alten Jack schon vor 'ner Weile abgelöst. ;) Das merkt man meinen FF's auch gar nicht an. ^^
Von:  TheJoker
2014-02-03T11:26:47+00:00 03.02.2014 12:26
<3 <3 <3 <3 <3 <3
Ahhhhh...und da ist Eddie doch plötzlich wieder herzallerliebst *fg*...
Der Typ macht einen wirklich wahnsinnig xD, soll man ihn hassen oder abknutschen? *lach*
Antwort von:  ChogaRamirez
03.02.2014 16:19
Vielleicht eine Mischung aus beiden? ;)
Von: abgemeldet
2014-01-31T23:28:14+00:00 01.02.2014 00:28
Gutenbergprinzip meiner Seits :D

Eddies Persönlichkeit ist wie immer wahnsinnig gut getroffen, aber ich finde es auch spannend, wie Gordon umgesetzt wurde. Seine Persönlichkeit spiegelt das aus AO perfekt wieder und Eddie reagiert, wie ich es von ihm erwarte. Kommen wir zum Besten: Die Situation hochzuschakeln bis Gordon der Kragen platzt war eine geniale Überlegung zu Babs! Familiäre Probleme durch Eddie anzusprechen, bei denen sie selbst auf die Palme gebracht wird war sehr gut inszeniert und umgesetzt! Jetzt bin ich wahnsinnig gespannt, nein ich BRENNE darauf, wie das mit Babs laufen wird!
Weiterhin gute Besserung und vielen Dank für das neue Kapitel! Habe es genossen, wie immer und ich bin begeistert, dass die Spannung dieser FF nicht abnimmt, weil immer wieder etwas Neues und Unerwartetes kommt!
Von:  TheJoker
2014-01-31T16:27:10+00:00 31.01.2014 17:27
Nooooooiiiinnnnnn...*Haare ausreiß*
Jetzt wo Babs zu ihm rein geht endet das Kapitel...*kreisch*
Dann heißt wohl jetzt warten....und warten... :D

Aber die Dreistigkeit von Edward ist ja wohl wirklich unschlagbar, also echt. *lach*
Der Kerl ist einfach nur der Hammer...."verehren und gleichzeitig so richtig in Fresse rein" kann ich da nur sagen. rofl
Antwort von:  ChogaRamirez
31.01.2014 17:33
Mir wurde schon mehrfach gesagt, dass ich zu ganz fiesen Cliffhangern neige. Ich fühle mich gerade in dieser Meinung bestätigt. ;) Und ja, ich mache es gern und ärgere meine Leser. :D
Antwort von:  TheJoker
31.01.2014 17:40
Das ärgert einen wirklich xD, aber ich finde so wird die Spannung im FF auch bis zum Anschlag gesteigert und Spannung ist eines der wichtigsten Dinge beim lesen :D
Antwort von: abgemeldet
01.02.2014 00:28
Ich kann dazu nur Eines sagen:
Amen! :D
Von:  TheJoker
2014-01-31T13:18:17+00:00 31.01.2014 14:18
Also mit jedem Kapitel tut sie mir mehr und mehr leid.
Immer wieder wenn sie Richtig gute Sachen ihm an den Kopf wirft springe ich auf und falle hart auf den Boden wenn ich Edwards Sicht lese. *lach*
Und ich dachte Joker wäre böse. xD

Frechheit, ihr gebt einem gar keine Chance mit dem lesen aufzuhören. :D
Antwort von:  ChogaRamirez
31.01.2014 14:54
Tja, Babs ist zwar gut, aber leider nicht gut genug, um rhetorisch mit Eddie mitzuhalten. Aber dafür, dass sie so fertig mit der Welt ist, hält sie gut mit ihm mit.
Von:  TheJoker
2014-01-31T12:47:17+00:00 31.01.2014 13:47
Ach du Gott, ich bin ja echt gerade fast von der Couch gefallen vor lachen. Der Moment wo Gordon rein kam, war einfach so überraschend...man ich muss immer noch lachen.
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll...nur geil...nur geil xDD
Eddie ist ja so ein Arsch.... *rofl*
Antwort von:  ChogaRamirez
31.01.2014 13:50
:D Wenn dir das schon gefällt, dann warte die nächsten Kapitel ab. Es wird noch besser.
Antwort von:  TheJoker
31.01.2014 13:51
Ohhh *freu* xD
Von:  TheJoker
2014-01-31T12:24:59+00:00 31.01.2014 13:24
Mann, ich weiß nicht ob ich total aus dem Häuschen sein soll, weil Edward so grandios getroffen wurde oder ob ich sauer sein soll das er in so vielen Moneten ein absolutes..nun ja, ein Arsch ist. xD Ich liebe Riddler, aber mir tut Babs wirklich total leid. Ich würde wahrscheinlich genauso wie sie reagieren, ausrasten und trotzdem ihm total verfallen sein. *lach*
Finde die Reaktionen von Barbara wirklich sehr realistisch getroffen.
Antwort von:  ChogaRamirez
31.01.2014 13:48
Ja, wenn er will, kann er ein richtiges Ekel sein. Aber er kann auch ungeheuer nett sein. Ich persönlich spiele gern mit beiden Extremen - am besten gleichzeitig. ^^

Kommentar dazu von Isa: Schön, dass jemand mit der armen Babs mitfühlt^^ ich würde mal sagen, wir leisten hier ziemlich gute Arbeit an den Charakteren. Und es ist so gut wie beschlossen. Jetzt will ich wirklich ein batgirl Kostüm haben :D
Antwort von:  TheJoker
31.01.2014 13:55
Machst du wirklich richtig richtig gut, ich bin total begeistert von deinem Edward.
Und von Babs natürlich auch. <3

Ich habe das Gefühl, dass durch diese Fanfics, Walk on the Edge auf Platz zwei meiner Lieblinge. hihi
Antwort von:  TheJoker
31.01.2014 13:56
+wandert
Antwort von:  ChogaRamirez
31.01.2014 13:57
Ich fürchte, Eddie kann ich auch nur so gut, weil wir uns total ähnlich sind. Ich habe zwar nicht solche Höhenflüge wie er, aber sonst ... ;)
Und ich stimme dir vorbehaltlos zu: Isa kann Babs richtig gut. Ich habe teilweise auch richtig Mitleid mit ihr, dass ich sie so fertig machen muss. ^^
Antwort von:  ChogaRamirez
31.01.2014 14:14
Hast du eigentlich schon das neue Kapitel bei WotE gesehen?
Antwort von:  TheJoker
31.01.2014 14:20
Gesehen ja, aber noch nicht gelesen...Hab erst Gestern angefangen alles nachzuholen, aber werde natürlich auch das nachholen :3


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