Under my Protection von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 14: Ich dachte nicht, dass er aus einem Raum ohne Fenster abhauen kann ... ---------------------------------------------------------------------------------- Es scheint mir die natürlichste Reaktion überhaupt zu sein, mein tränennasses Gesicht in deine Hände zu schmiegen. Es fühlt sich unglaublich gut an, wieder so sanft von dir berührt zu werden. Zu gut ... Du machst es mir so schwer, zu widerstehen. Am liebsten würde ich mich jetzt in deinen Arm werfen und dich nicht mehr loslassen. Aber das wäre mehr als dumm, denn letztendlich wurde ich mich doch nur Hirngespinsten hingeben. "Ich habe keine andere Möglichkeit, als mich Batman anzuschließen, Eddie. Erinnerst du dich an diesen Anarky?" Ich lächle freudlos. "Er hat es allein versucht und schau, was aus ihm geworden ist. Er ist in meinem Alter und hat bereits Einiges verspielt. Aber das weißt du sicher bereits. Ich habe die Möglichkeit, zu lernen, wie man da draußen wirklich Etwas bewegen kann. Und die werde ich nutzen." Vorsichtig lege ich meine Hände über deine. "Ich habe meine Entscheidung bereits getroffen, Eddie. Du kannst Nichts tun." Mir laufen schon wieder neue Tränen über das Gesicht. "Es ist so schön zu sehen, dass ich dir doch nicht egal bin." Ich sehe dich ungläubig an und schüttle langsam den Kopf. Ich kann nicht glauben, was du sagst. Ich lasse meinen Kopf sinken und lehne mich mit meiner Stirn an deine. "Wenn man sich bereits entschieden hat, kann man wohl nichts mehr daran ändern ...", murmle ich leise und schließe ich Augen. Auf der einen Seite bin ich froh, dass ich dir nicht anbieten muss, doch diese albernen Gedichte zu schreiben, wenn es unbedingt sein muss, damit du aufhörst. Auf der anderen Seiten habe ich nun keine andere Wahl mehr, als ... Nun ja, dass wirst du früh genug merken. "Es tut mir Leid ...", flüstere ich und drücke dir einen Kuss auf die Stirn. Dann drehe ich mich abrupt um, gehe zur Tür und habe bereits eine Hand am Drehknauf. Ich sehe dich für ein paar Sekunden mit einem Blick an, der dir sicher zeigt, wie sehr mich deine Entscheidung getroffen hat. Aber ich sage nichts. Ich schüttle nur kurz mitleidig den Kopf und öffne dann die Tür. "Hey Harvey, ich nehme an, dass Sie mir auf Schritt und Tritt überall hin folgen sollen, richtig?" "Richtig geraten", erwidert Bullock grimmig. Ich deute nach rechts. "Dann begleiten Sie mich doch mal in Richtung der Sanitäranlagen", sage ich mit einem halbherzigen Grinsen und lasse meine Hände in Hosentaschen wandern. Du hast in deinen Tränen gar nicht mitbekommen, wie ich die Liste unauffällig in meine Tasche habe wandern lassen. Mit dem schrecklichen Gefühl, dass man mir das Herz herausgerissen hat, bleibe ich zurück. Ich stehe auf und mache leise die Tür zu, damit die Polizisten mich nicht von draußen aus anstarren. Als ich wieder allein bin, setze ich mich auf den Stuhl meines Vaters und vergrabe das Gesicht in den Händen, um hemmungslos zu schluchzen. Es dauert eine ganze Weile, ehe ich mich wieder beruhigen kann und ich gehe jede Wette ein, dass man mein Weinen draußen gehört hat. Das ist mir relativ egal. Ich habe ja wohl ein Recht, traurig zu sein. Als die Tränen allmählich nachlassen, versuche ich, tief Luft zu holen, um mich zu beruhigen. Wir sind zwar an verschiedenen Standpunkten, aber wir haben uns in Guten getrennt. Eigentlich sollte ich mich jetzt besser fühlen, als zuvor. Aber es geht mir hundeelend. Ich werfe einen Blick auf die Uhr, die auf Dads Schreibtisch steht. Jetzt habe ich seit zehn Minuten hier gesessen. In weniger als dreißig Sekunden geht die Kamera wieder an. Erwartungsvoll schaue ich nach oben. Batman lässt keine Zeit verstreichen, das rote Aufnahmelicht geht an, sobald die Zeit um ist. Meine Augen bleiben stur auf das kleine Gerät gerichtet. "Es ist vorbei", sage ich betrübt. "Er ist weg und ich habe mich nicht einwickeln lassen. Zufrieden?" Statt einer Antwort fliegt urplötzlich das Fenster auf und ein riesiger Schatten landet direkt neben mir. Ich fahre mit einem spitzen Schrei zusammen. "Was soll das, Barbara?", fährt Batman mich an. "Was meinst du?" "Stimmt das, was er gesagt hat? Nach allem, was ich vorhin über dich gehört habe, glaubst du wirklich, ich würde dich mit da raus nehmen?" "Du bist der Meinung, ein Urteil bloß aufgrund eines Überwachungsvideos treffen zu können?" Jetzt werde ich auch ein bisschen aufbrausend. Das hat mir gerade noch gefehlt. "Was machst du eigentlich hier? Eddie kann jeden Augenblick zurückkommen und -" "Ah", macht Batman. "Jetzt sind wir also wieder bei Eddie? Hör mal zu, Barbara. Ich traue deinem feinen Eddie nicht mal so weit, wie ich ihn werfen kann, aber er hat absolut Recht, was dich und die Verbrechensbekämpfung angeht." "Aber ich -" "Nichts aber. Du bist doch noch ein Kind, Barbara. Du gehörst in die Schule und nicht in ein Kostüm." Ich verschränke angriffslustig die Arme. Ich bin sehr wohl bereit, es auf eine Auseinandersetzung mit Batman ankommen zu lassen. Nachdem ich dich geschafft habe, müsste ich eigentlich sicher durch jedes Gefecht kommen. Batman will gerade so einer Antwort ansetzen, um der trotzigen Barbara eine Standpauke zu halten, da springt plötzlich der interne Alarm an und die roten Lichter, die in regelmäßigen Abständen in den Gängen angebracht sind, fangen an zu blinken. Schon im nächsten Moment hört man Harvey Bullock lautstark rufen: "Er ist getürmt!" Draußen auf dem Gang ist lautes Gemurmel zu hören und wie sich die Polizisten in Bewegung setzen. Harvey reißt die Tür des Büros auf. "Barbara, wir -" Wie vom Donner gerührt bleibt Harvey stehen und starrt verdattert den großen, stämmigen Mann im Batman Kostüm an. "Sie waren wirklich hier?" Wir schenken Harvey keinen zweiten Blick, stattdessen sehen wir uns eine Sekunde lang an. Batman ist sauer auf mich. Denkt er, dass ist meine schuld? Naja ... Ich wende beschämt den Blick ab und sehe ... "Verdammt!", rufe ich aus und setze mich sofort in Bewegung. Batman überholt mich binnen weniger Sekunden und scheucht die verstörten Polizisten auf, die wie Hühner auseinanderhechten. "Er hat die Liste mitgenommen!", rufe ich ihm zu. Ich bin schnell, aber Batman hole ich nicht ein. Er gibt mir mit einem harschen Wink zu verstehen, dass er mich gehört hat und verschwindet in Richtung der Toiletten. "Barbara, was zum Teufel war das?", fragt ein schnaufender Bullock, der gerade erst neben mir zum stehen kommt. "Ich hab jetzt keine Zeit für Erklärungen", entgegne ich kurz angebunden. Ich sehe Batman einen Wimpernschlag lang nach, dann drehe ich um und laufe in die andere Richtung. Ich muss dir irgendwie den Weg abschneiden. Oder meinen Dad finden. Oder irgendetwas anderes tun, damit ich mir nicht so nutzlos vorkomme. Harvey Bullock sieht Barbara für ein paar Sekunden verständnislos hinterher, ehe er sich entscheidet, Batman zu folgen. Er ruft seinen Kollegen noch einige Befehle zu, ehe er ebenfalls die Toilettenräume betritt. Harvey ist mehr oder weniger der Stellvertreter von Gordon und wenn der Commissioner Batman vertraut, dann würde auch Harvey es mit ein wenig Vertrauen versuchen. "Wir hätten ihm einen GPS-Chip einpflanzen sollen", murmelt Harvey, als er Batman dabei zusieht, wie er einen Lüftungsschacht inspiziert. "Ich dachte nicht, dass er aus einem Raum ohne Fenster abhauen kann", gibt Bullock kleinlaut zu. "Ich hätte ihn keine Sekunde aus den Augen lassen dürfen!" Frustriert schlägt er mit der geballten Faust auf die Kacheln und wirft einen prüfenden Blick auf Batman. "Er hatte also recht damit, dass Sie hier sind ... Da frage ich mich doch, mit was er sonst noch recht hatte ..." Meine Schritte führen mich letztendlich nach draußen auf den Bürgersteig. Die vorbeigehenden Passanten sehen mich verwirrt an. Sie machen große Bögen um das abgehetzte Mädchen mit den Tränenspuren auf den Wangen. Es sind so viele. Wie soll ich dich hier jemals finden? Bist du überhaupt hier draußen oder versteckst du dich noch im GCPD und wartest auf den richtigen Moment, wenn alles im Chaos versinkt. Ich blicke mich suchend um. "Dad?!", rufe ich. Natürlich ergebnislos. Wer weiß, wo er hingegangen ist, um sich zu beruhigen. Dann werde ich stutzig. "Mist!" Ich sprinte wieder hinein, kehre aber nicht zum Büro zurück, sondern schlage gleich den Weg nach unten zu den Schießständen ein. Wo sollte Dad sonst sein, um seine Wut abzubauen? Tatsächlich finde ich ihn da unten. Ich bleibe stehen und betrachte ihn. Durch die Ohrenschützer kann er mich nicht hören. Auch nicht den Alarm. Er ist eifrig dabei, ein Magazin zu leeren. Am Ende bringe ich es doch nicht übers Herz, ihm Bescheid zu sagen. Er wäre so enttäuscht von mir. All das hat er meinetwegen auf sich genommen und dann bin ich diejenige, die es versaut. Ich gehe langsam rückwärts. "Tut mir so leid, Dad", flüstere ich. Ganz automatisch balle ich die Hände zu Fäusten. "Ich werde es wieder gut machen. Ich schwöre, eines Tages bringe ich diesen Mann ins Gefängnis." Es war zu einfach. Viel zu einfach, das GCPD und Batman hinters Licht zu führen. Ich habe zwar einen Moment lang wirklich gehofft, dass ich meinen Plan nicht komplett umsetzen muss, aber gut. Was passiert ist, ist passiert. Das Gitter, mit dem der Lüftungsschacht abgedeckt war, war wie vereinbart gelockert worden und ich hatte nicht die geringste Mühe, es zu entfernen und mich dann aus dem Staub zu machen. Das war immer gut, wenn man Informanten im GCPD hatte. Auch - oder gerade - wenn man eigentlich gerade in Blackgate inhaftiert war. Über die Lüftungsschächte konnte ich mich leicht bis in den Keller vorarbeiten und mich am Schießstand vorbei schleichen. Gordon machte seiner Wut Luft und bekam gar nichts mit. Gut für mich. Vom Schießstand aus war es nur noch ein Katzensprung bis zum Serverraum unter dem Gebäude. Es war doch zu etwas gut gewesen, dass ich so viel Zeit hier unten verbracht habe. Durch die Kanalisation war es ebenfalls einfach. Während im GCPD vermutlich gerade die Hölle los war, schlenderte ich seelenruhig die Straße entlang und suchte mein altes Versteck auf, was nur einen Steinwurf vom GCPD entfernt war. Von hier aus konnte ich erst einmal Alles schön beobachten und mich dann aus dem Staub machen. Und selbst wenn Batman hier nachsehen würde, hatte ich immer noch einen weiteren Plan B. Während immer mehr Polizisten aus dem Gebäude schwärmen und die nähere Umgebung durchsuchen, sitze ich gemütlich auf dem Dach meines Unterschlupfes und rauche eine Zigarette. Das hier war besser als Kino. Viel besser. Im Gang vor den Schießständen bleibe ich kurz stehen und lausche deprimiert dem lauten Donnern der Kugeln. Fast. Fast wäre dieser Tag halbwegs erfolgreich ausgegangen. Und jetzt das. Mit schlurfenden Schritten gehe ich wieder nach oben und lasse mich im Eingangsbereich auf einen Stuhl sinken. Was kann ich schon groß tun? Da sitze ich also und schaue zu, wie die Polizisten an mir vorbeihechten. Sie streben nach dem Ausgang. Suchen dich. Ich lache gehässig. Als ob sie dich so leicht finden könnten. Wenn du wüsstest, was für ein Aufwand um dich gemacht wird. Ach, was. Wahrscheinlich hast du es genauso geplant. Du genießt es doch dass deinetwegen das Chaos ausbricht. Das ist das größte Kompliment, das man dir machen kann. Mit einem Schlag springe ich auf die Beine. "Du verdammter Hundesohn!", stoße ich aus. Eine Polizistin springt erschrocken zu Seite und sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Ich renne vorbei an einem SWAT-Team. Dann stehe ich wieder auf der Straße. Du bist viel zu eitel, um gerade jetzt zu verschwinden. Selbstverständlich bist du noch irgendwo und siehst dir dein Werk an. Fragt sich nur ... "Komm schon, Babs", murmle ich. "Denk nach." Ich lege den Kopf in den Nacken. Nach oben. Du musst einfach nach oben gegangen sein. Von dort hat man den perfekten Blick auf das GCPD. Aufmerksam mustere ich die umstehenden Häuser und versuche mir vorzustellen, von welchem Dach aus der Blickwinkel perfekt wäre. Letztendlich grenze ich die Möglichkeiten auf zwei ein. Was nun? Mein erster Gedanke ist es, eines der Häuser Batman zu überlassen. Aber der ist zu weit weg und ich habe keinen Computer. Ich darf dich mir nicht durch die Finger gehen lassen. Nach kurzem Zögern entscheide ich mich für das Gebäude, dass etwas weiter hinten liegt. Du würdest auf Nummer sicher gehen. So schnell bin ich noch nie gerannt. Innerhalb von fünf Minuten habe ich das Haus erreicht, obwohl ich einige Leute zur Seite stoße und mehrmals stolpere. Ich hämmere auf die Knöpfe des Fahrstuhls und trete ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Der Fahrstuhl bringt mich nicht bis direkt unters Dach, die letzten Treppen muss ich laufen. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend komme ich schließlich ganz oben an und stoße keuchend die schwere Tür zum Dach auf. Und da sitzt du. Mit dem Rücken zu mir, einer Zigarette in der Hand und genießt die Show. "Runter stoßen sollte ich dich", sage ich eisig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)