Under my Protection von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 12: Sag, was du zu sagen hast, Enigma ... ------------------------------------------------- Ich seufze, reibe mir kurz über den Nasenrücken und sehe dich einen Moment lang an, ehe ich meine Brille aufhebe. Skeptisch betrachte ich das gesprungene Glas und massiere mir das Kinn. "Der Ellenbogen hätte wirklich nicht sein müssen." Dann nehme ich auf der anderen Seite des Schreibtisches, dir gegenüber, Platz. Ich höre dir mit einem stummen Nicken zu, wie du über die Namen auf der Liste sprichst. "Soll ich dir mal verraten, was das Schlimmste daran ist?", frage ich und nehme dir das Blatt ab. "Es war offensichtlich, dass diese Drei hier korrupt sind. Aber niemand hat sich die Mühe gemacht, mal einen genaueren Blick drauf zu werfen." Ich greife nach dem Kugelschreiber, der neben dir liegt und schreibe einen Namen neben die ersten Fragezeichen. "Seamus Coleman. Er war so etwas wie der persönliche Laufbursche von Loeb. Gegen eine ziemlich hohe Summe hat er persönliche Informationen über Gillian verraten. Mittlerweile ist er sicher bereits außer Landes." Ich sehe dich einen Moment lang an. "Ich erwarte gar nicht, dass du mir glaubst. Aber du solltest wissen, dass ich nie Schmiergelder angenommen habe, obwohl ich mehrere Male die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Jeder Mensch ist käuflich, es kommt nur auf die Summe an. Und Gothams Unterwelt weiß dass sehr genau. Selbst Loeb hat sich schmieren lassen." Wieder muss ich schlucken, als du den nächsten Namen dazu schreibst. Sie viele. So unendlich viele Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun hatte ... Ich schüttle betrübt den Kopf. "Verstehst du, warum ich so hinter Batman stehe? Weil er genau diese Erkenntnis hatte. Wie du. Wie ich. Er tut das, was die feinen Herren mit ihren Gesetzen und Dienstvorschriften nicht fertig bringen. Ich werde ihn unterstützen, was auch immer es mich kostet." Beim letzten Satz schweift mein Blick zur Kamera. Ich hoffe, dass Batman gerade ein stolzes Lächeln auf den Lippen hat. "Ich würde niemals auf die Idee kommen, dass du dich schmieren lässt." Ich zucke mit den Schultern und grinse wissend. "Du bist viel zu arrogant, um dich zu verkaufen. Du würdest immer der Meinung sein, dass du mehr Wert bist, bis die Leute nicht mehr bieten wollen." Dann verliert meine Stimme jedoch an Spott. "Außerdem bist du nicht korrupt. Aber wirklich anständig auch nicht ... Eigentlich habe ich keine Ahnung mehr, was ich von dir halten soll." Ich lehne mich zurück und verschränke die Arme. "Nein, ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was du so toll an diesem Batman findest. Er verübt Selbstjustiz mit körperlicher Gewalt. Ich habe in Blackgate einige seiner Opfer gesehen. Und selbst vor Polizisten schreckt er nicht zurück - egal, wie korrupt sie sind." Ich schüttle den Kopf. "Diese Stadt braucht zwar Jemanden, der durchgreift, aber doch Niemanden, der sich hinter einer Maske versteckt und dem die Gesetze egal sind. Es geht nicht, dass ein einziger Mann sich so dermaßen aufspielt, als ob ihm die Stadt gehört. Wir wissen doch gar nichts über Batman, vertrauen ihm aber unsere Stadt an? Wer garantiert denn, dass er nicht einer der Spinner ist, die in die Arkham Abteilung von Blackgate gehören?" Ich muss kurz schmunzeln, als du darüber sprichst, dass ich mich nicht verkaufen würde. "Ein bisschen Arroganz ist in den heutigen Zeiten nicht verkehrt. Und ich muss mich mit meinen Fähigkeiten auch nicht gerade verstecken, oder?" Ich sehe dich wieder ernst an. "Bekomme ich nun meine dreißig Minuten unter vier Augen und Ohren?" Es fällt mir sehr schwer, ein schnaubendes Lachen zu unterdrücken. Letztendlich versage ich und lasse es heraus. "Warte mal kurz." Ich hebe eine Hand, um an meinen Fingern abzuzählen. "Du hast illegal Daten gesammelt, womit du dich eindeutig gegen das Gesetz gestellt hast." Ich strecke einen Finger nach oben. Ich zähle weiter auf. "An Weihnachten hast du Funktürme besetzt. Du hast dich hinter einem Alias versteckt, um deine Identität zu verbergen. Du hast Schläger engagiert, Einige mit illegal beschafften Waffen ausgestattet und Gewalt billigend in Kauf genommen." Ich höre auf zu lachen und sehe dich eindringlich an. "Du hast mit dieser Bombe jemanden getötet, weißt du das, Edward?", sage ich mit fester Stimme. "Batman nimmt viel in Kauf, um dieser Stadt zu helfen. Aber er tötet nicht. Und er tut es auch nicht, um uns Allen seine eigene Großartigkeit zu beweisen. Und genau das macht ihn so viel besser als dich." Ich halte deinen Blick, als ich mit der Hand nach dem Tonband taste und es ausstelle. Dann drehe mich zur Kamera. "Eine halbe Stunde, dann kannst du wieder einschalten", teile ich dem Mann, den ich gerade so hoch gelobt habe, mit. "Wenn etwas ist, schreie ich, dann kannst du eingreifen. Versprochen." Ich wende mich wieder dir zu. "Sag, was du zu sagen hast, Enigma." Ich muss mich wirklich zusammen reißen, um bei deinem Lachen nicht wütend zu werden. Ich weiß selber, dass es ein Fehler war. Da brauche ich nicht doch dich, die sich über mich lustig macht. Ich presse die Lippen fest aufeinander, damit mir jetzt kein sarkastischer Kommentar raus rutscht, der mir bereits auf der Zunge liegt und atme tief durch. Ich muss jetzt die Ruhe in Person bleiben. "Und Batman hört auf dich? Ist er jetzt deine Anstandsdame, oder was? Ich persönlich traue ihm nicht über den Weg. Und was ist mit deinem Dad? Er wollte in ein paar Minuten wieder kommen?" Ich seufze ergeben. "Aber gut. Ich bin bereit, ohne weitere Spielchen alle Namen aufzuschreiben, solange du die Fledermaus aus dem Spiel lässt, deine grauen Zellen anstrengst und diese spöttischen Kommentare lässt." Ich mache eine kurze Pause. "Und was Weihnachten betrifft ... Es ist Einiges aus dem Ruder gelaufen. So war das Alles nicht geplant. Ich habe nur ein paar Leute angeheuert, damit sie die Funktürme bewachen. Auf ihre Waffen und Methoden hatte ich keinen Einfluss." Ich schicke dir ein spöttisches Lächeln, belasse es aber dabei. Dir jetzt auch noch unter die Nase zu reiben, dass deine glorreichen Pläne wohl doch nicht so wasserdicht sind, wie du denkst, ist unnötig. Es ist beinahe rührend, wie eifersüchtig du auf Batman bist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch einiges mit mir zu tun hat, wenn auch nicht vollkommen auf mein Konto geht. "Dad scheinst du zur Weißglut getrieben zu haben. Wahrscheinlich geht er erst einmal eine Runde um den Block. Gut für uns, hm?" Ich schiebe Zettel und Stift zu dir herüber. "Schreibst du die Namen einfach so auf oder willst du mir auch Fragen stellen? Vielleicht meine Meinung zu Hausaufgaben und Schreibtischen hören?" Ich sehe dich kurz an und schüttle dann langsam den Kopf. Es ist mir mittlerweile vollkommen egal geworden, dass du den enttäuschten Ausdruck in meinen Augen sehen kannst. "Lass es gut sein, okay ..." Mit einem lautlosen Seufzen nehme ich den Kugelschreiber und fange an, das weiße Blatt in zwei Spalten schnell voll zu schreiben. Zum Schluss hin wird meine Handschrift etwas unleserlich. Auf die Rückseite schreibe ich noch eine zehnstellige Zahlenfolge und eine willkürliche Aneinanderreihung von Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. Dann schiebe dir das Blatt über den Schreibtisch. "Dass sind Alle, gegen die ich auch Beweise gesammelt habe. Ihr findet sie auf meinem Computer. Der Code deaktiviert die Alarmanlage. Mit dem Passwort könnt ihr auf meine Daten zugreifen." Ich mit einem Ruck stehe auf, gehe zur Tür und öffne sie. "Harvey, sagen Sie dem Commissioner, dass ich hier fertig bin und zurück nach Blackgate möchte." Ich sehe mit verschränkten Armen zu, wie du die Namen aufschreibst. Mir ist der Ausdruck in deinen Augen nicht entgangen. Ich weiß nur nicht, ob du tatsächlich verletzt bist oder es nur meisterhaft spielst. Als du so plötzlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehst und Harvey nach Dad schickst, schwanke ich irgendwo zwischen Wut und Trübsal. Ich stehe ohne zu zögern auf und geselle mich zu dir in den Türrahmen. "Lassen Sie sich dabei Zeit, Harvey. Mr. Nashton und ich haben noch -", ich greife nach deinem Arm und werfe einen Blick auf deine Uhr, "- knapp zwanzig Minuten." Ehe der Mann sich äußern kann, schließe ich die Tür wieder und lehne mich dagegen, damit du nicht heraus kannst. "Du verträgst recht wenig von deiner eigenen Medizin, Eddie", sage ich und sehe dich nicht einmal unfreundlich an. "Erwarte nicht, dass ich mich entschuldige." Ich verschränke die Arme vor der Brust. "Du wolltest eine halbe Stunde. Also hast du sicher mehr zu sagen als ein paar Namen. Ich will es wissen. Seit Blackgate zerbreche ich mir den Kopf, aber ich komme einfach nicht darauf, was ich falsch gemacht haben könnte. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es nicht an mir lag. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, dir zu zeigen, wie gern ich dich habe und dass du ein besonderer Mensch bist. Es tut mir Leid, dass es nicht gereicht hat. Aber verantwortlich fühle ich mich nicht." Ich schließe die Augen. Wenn ich schon mal dabei bin, die Karten auf den Tisch zu legen, dann kann ich gleich mit der ganzen Wahrheit herausrücken. Manchmal heißt Stärke schließlich, sich verletzlich zu zeigen. "Ich habe nicht viel geschlafen in letzter Zeit. Hauptsächlich habe ich geweint. In der Schule war ich auch nicht, weil ich nicht wollte, dass mich Jemand so sieht und mich auf dich anspricht. Inzwischen bin ich nicht mehr wütend auf dich - zumindest solange du dich nicht wie vorhin wie ein Ekel verhältst. Ich bin traurig, fühle mich hintergangen und benutzt. Und ich vermisse dich. Jedenfalls den Eddie, den ich vorher gekannt habe. Aber ich weiß nicht, ob das überhaupt du gewesen bist. Das ich mich so sehr nach Jemandem sehne, der eigentlich gar nicht wirklich existiert, jagt mir eine Heidenangst ein." Ich lasse die Augen geschlossen und warte ab. Natürlich habe ich zu viel gesagt, aber das ist egal. Wenn ich diese letzte Feuertaufe überstehe, kann mich so schnell nichts mehr klein kriegen. "Du bist dran." Man kann mir durchaus ansehen, dass ich wirklich verblüfft bin, als du plötzlich neben mir an der Tür stehst und Harvey sagst, dass er sich Zeit lassen soll. Mein Blick wird regelrecht entgeistert, als du auch noch nach meiner Armbanduhr greifst. Ich bin tatsächlich sprachlos. "Das hat nichts mit meiner eigenen Medizin zu tun", sage ich schließlich langsam. "Wie du vorhin schon gesagt hat ... Selbstschutz ..." Ich zucke mit den Schultern und vergrabe meine Hände in den Hosentaschen. "Hat es denn überhaupt einen Sinn, dir das Alles zu erzählen, was mir im Kopf herum schwirrt? Würde es denn irgendwas an der Situation ändern?" Ich schließe für einen Moment die Augen und sehe dann die Decke an. "Was du falsch gemacht hast ... Es sollte eher heißen, was wir falsch gemacht haben. Wir haben uns gegenseitig hoch geschaukelt, bis es einen großen Knall gab. Genau deswegen wollte ich, dass du mir nicht zu nahe kommst. Weil ich genau weiß, wie ich sein kann." Ich sehe dich müde und resigniert an. "Ich weiß, dass ich manchmal ein riesengroßes Arschloch sein kann. Ich hatte dir ja schon gesagt, dass ich nicht besonders gut mit Menschen kann. Ich habe schon genug mit mir selbst zu tun und schaffe es oft nicht, auf Andere Rücksicht zu nehmen. Und ich reagiere extrem allergisch darauf, wenn ich nicht ernst genommen werde oder meine Leistungen nicht entsprechend gewürdigt werden. Ich schätze, es liegt daran, was mein Vater mir als Kind schon Alles an den Kopf geworfen habe, weil er es nicht ertragen und verstehen konnte, dass ich schon damals intelligenter als er war." Ich atme tief durch und seufze leise. "Ich weiß ja, dass ich selber nicht besser war, aber du hast mich mit deinen Kommentaren so wütend gemacht, dass ich es dir unbedingt heimzahlen wollte. Ich hatte wirklich Momente, wo ich dich leiden sehen wollte und es tut mir Leid, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Auch was deinen Dad betrifft. Ich gebe zu, dass ich mich mit meinem verletzten Stolz habe hinreißen lassen und dass war absolut nicht fair. Weder dir, noch deinem Vater gegenüber." Für einen Moment bin ich versucht, dir tröstend über die Wange zu streichen. Meine Hand zuckt schon in deine Richtung, ehe ich mich selbst daran hindern kann. "Du wirst mir vermutlich nicht glauben, aber es tut mir wirklich Leid, dass das Alles passiert ist. Es gibt Tage, da liege ich stundenlang wach und denke darüber nach, was bei mir Alles schief gelaufen ist. Aber eigentlich kann ich tun und lassen, was ich will, ich kann nicht aus meiner Haut. Manchmal habe ich auch nicht übel Lust, einfach alles stehen und liegen zu lassen und einfach zu verschwinden. Diese ganze beschissene Stadt hinter mir zu lassen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)