Story between Worlds von FeelLikeParadise (Samael und Aurelia) ================================================================================ Kapitel 31: Kapitel 31 ---------------------- Nathaniel war allein. Er nahm nichts wahr. Nichts außer seiner gleichmäßigen Atmung, den Strom seines Blutes und darüber hinaus die Verbindung, dessen Bänder er gerade zuknüpfte. Es war nicht leicht gewesen IHN zu finden, den Dämon zu finden. Er hatte seine Gedanken durchforstet, Erinnerungen heraufgebracht, jene bei denen er geglaubt hatte sie längst vergessen zu haben. Doch er hatte sich geirrt. Nathaniel hatte es nur nicht wahrhaben wollen. Doch es war so, nichts konnte diese Tatsache ändern...die Wahrheit. Trotz allem, hätte er es bei den Göttern niemals geglaubt, wenn er es früher erfahren hätte. Niemals! Es war ja nicht so, dass es nur eines gab, dass er aufgedeckt hatte... 'Manchmal vergessen wir Begebenheiten, damit wir in den Träumen nicht daran erinnert werden'. Noch ein letztes Mal kniff er die Augen fest zusammen, öffnete sie und stand auf. Die Sonne war untergegangen und das Sternenzelt breitete sich über Großbritannien. Die tiefe, dunkle, kalte Nacht. Nathaniel schloss die Tür hinter sich und ging an den Wachen vorbei, die das Zimmer, in dem er gesessen hatte, bewacht und aufgepasst hatten. Der Erzengel ist seine Verbindung mit dem Dämon eingegangen und hereinplatzende Personen hätten nur gestört. 'Ich sollte mich doch selbst Ohrfeigen!', ging es ihm durch den Kopf. 'Aber Dinge müssen getan werden!'. Bald würden sie den Dämon und Aurelia finden. Dann würde er seinem Bruder rächen, so wie er es verdient hatte! Aber egal was Nathaniel tun würde, zwei Dinge würden immer so bleiben wie sie waren... SIE hatte es ihm immer verschwiegen! Sie, sie, sie... Sein Herz krampfte sich zusammen. Samael war außergewöhnlich...Und was war mit- Hatte er nicht noch - ? 'Dunkel wie die Vergangenheit. Kalt wie die Erkenntnis. Und tief wie ein Schlag ins Herz'. Lysander erfuhr in derselben Sekunde von dem Wissen, das Nathaniel ans Tageslicht – aus der düsteren Vergangenheit herausgeholt hatte. Sein verhasster Bruder hatte also einen Plan... Nathaniel war ja richtig verschreckt gewesen, als er die Wahrheit durch den Fluch, der ihn mit Samael nun verband, erfahren hatte! Lysander musste sich ein Lächeln verkneifen. Zu gerne hätte er das Gesicht seines zwei Jahre älteren Bruders gesehen! Doch wenn er daran dachte...Er würde ihn am liebsten qualvoll sterben lassen, doch...alles zu seiner Zeit. Er wusste, was Nathaniel wusste, sah die Welt durch seine Augen und erfuhr im selben Moment von seinen Plänen, in denen sein Bruder sie schmiedete. Was tat man nicht alles, um sich andere zum Vorteil zu machen... 'Dies waren genauso dunkle Zeiten gewesen...', erinnerte er sich. Lysander hatte sich vor Jahren mit Nathaniel verbunden, ohne das sein Bruder es wusste. Während, der damals frisch auserkorene, Erzengel den höchsten Thron der Gesellschaft beschritt, hatte Lysander sich als sein Botschafter ausgegeben. Täuschte ihm Loyalität und Unterlegenheit vor, Jahr für Jahr. Doch während Nathaniel alle Hände voll zu tun hatte, konnte er vor lauter Stress die Wahrheit vor Augen nicht erkennen. Wie naiv er doch war! 'Und selbst bis zu dem heutigen Tage, hat er keine Ahnung, was hinter seinem Rücken geschieht'. Wie sollte er auch? Nachdem Nathaniel zum Erzengel auserwählt worden war, blickte er auf Lysander hinab, als wäre er Dreck auf dem Boden. Er hatte keine Notiz mehr von ihm genommen. Seine Anhänger hatten Lysander verspottet. Diese tägliche Peinigung...Er konnte sich nur noch allzu gut daran erinnern. Anfangs war diese Niederlage unerträglich gewesen, hatte ihm die Luft zum Atmen geraubt. Und auch noch jetzt fühlte er den Schmerz im Herz, doch er hatte gelernt damit umzugehen. Aus dieser Qual, ist irgendwann Hass geworden. 'Und nun, bin ich meinem Ziel so nah!'. Lysander schritt durch die alten Gänge des Nightfire Anwesens, auf Jan- Mayen. Jahre zuvor hätte er niemals gedacht, dass er mal durch den berühmtesten Wohnsitz des größten Feindes der Engel spazieren würde! Er war so gut wie im Herzen der Armee, die Lucius aufgebaut hatte, denn sein Verbündeter hatte gewusst, dass die Zeit des Sieges kommen würde. Lucius hatte damals von dem Streit der zwei Brüder mitbekommen, wusste von dem gegenseitigen Hass und das sich Lysander nichts lieber wünschte, als seinen Bruder um Gnade flehen zu sehen. Doch ihm war ebenso bewusst gewesen, das Lysander ein Engel, und somit sein größter Feind war. Eigentlich. Und trotzdem war der Dämonenfürst das Risiko eingegangen. Lysander wurde als Botschafter nach Norwegen bestellt, als er dort ankam hatte Lucius ihn mit offenen Armen in Empfang genommen. Es war nicht nötig gewesen ihm mitzuteilen, dass er ein Dämon war. Das hatte Lysander im gleichem Moment gewusst, als er ihn gesehen hatte. Anfangs hatte er, wie es seine Natur als Engel war, gleich die Waffen gezückt, doch Lucius hatte ihn vom Gegenteil überzeugen können. Nun waren sie Verbündete. Nicht mehr und nicht weniger. Eine bestimmte Distanz herrschte immer zwischen ihnen, was ganz und gar allein an ihrem unterschiedlichen Blut lag. Dennoch hatten sie ein gemeinsames Ziel: Lucius wollte, wie alle seiner Art, den Untergang der Engel. Lysander hingegen war anfangs nur auf den Tod seines Bruder hinaus gewesen, doch inzwischen...Er musste zugeben, dass das ihm nicht mehr reichte. Nathaniel war nicht als einziger daran Schuld, dass Lysander nicht zum Erzengel auserwählt worden war. 'Oh nein, ganz sicherlich nicht. Der ganze Kreis der Engel, hatte sich damals gegen mich gestellt...', kam es in seinen Erinnerungen hoch. Sein schwarzes, schulterlanges Haar wehte über seine Schultern, als er die riesige Tür zum Besprechungssaal öffnete. Ein Lächeln lag bereits auf seinen Lippen, als er die Schwelle überschritt und seinem einzigen Verbündeten in die Augen sah. „Ich habe Neuigkeiten“, sagte er mit einem diabolischen Grinsen, das er nun nicht mehr unterdrücken konnte. „Das wurde auch Zeit“, meinte Lucius, trat beiseite und gab somit die Sicht auf seinen Sohn frei. Raphael, der durch sein weißblondes Haar und seinen durchtrainierten Körper auffiel, sah Lysander genau an, als würde er ihm nicht ganz trauen... „Es hat sich einiges...verändert, dass selbst du nicht zu glauben gewagt hast“, erklärte Lysander, während er Raphaels Blick stand hielt. „Du hältst dich wohl für besonders lustig, wenn du nicht endlich auf den Punkt kommst!“, sagte Lucius und ging in Richtung des runden Tisches, auf dem frisch servierter Wein stand. Er nahm sich ein Glas vom Tablett und schwang die tiefrote Flüssigkeit genüsslich im Kreis. „Nur nicht so ungeduldig. Was ich zu sagen habe, ist weitaus mehr, als -“. „Sag es!“. „Es geht um dein Sohn, Samael“. Lysander machte nicht unbeabsichtigt eine Pause, damit Lucius sich dem Ernst der Lage bewusst werden konnte. Der Dämonenfürst erwiderte nichts, und auch Raphael gab kein Laut von sich, hielt seinen Blick aber dennoch auf Lysander gerichtet, als der sich zu seinem Verbündeten richtete. „Es wird sich nun vieles ändern, und du hast bereits eines deiner Kinder verloren. Denn es hatte niemals dein Blut in sich getragen“. Lysander erzählte ihnen alles, was er wusste und erzählte von dem Vorhaben der Keylands. Er berichtete auch davon, dass Nathaniel mit ihnen zusammenarbeitete, sie Samael und Daves Tochter bei Morgengrauen finden würden. Als er an Dave und dessen Familie und Anhänger dachte, kam auch dieser alte Hass auf sie in ihm hoch... Als er seinen letzten Satz beendete, herrschte einige Zeit Stille. Lucius starrte inzwischen aus dem Fenster, sein Weinglas verkrampft in der Hand. Getrunken hatte er wenig. Raphael saß auf einem der Stühle, die am Tisch standen, blickte in das prasselnde Kaminfeuer. Seine Augen sahen aus, als würden sie brennen, die ungezügelten Flammen spiegelten sich in seinen dunklen Pupillen. Die Haut wurde orange -rot angestrahlt, die Hände hatte er zusammengefaltet und stützte nun seinen Kopf auf ihnen ab. Vater und Sohn, gezeichnet von Unglauben, Schock und Sprachlosigkeit. „Wie konnte SIE das nur tun?!“, sprach Lucius nach einer Weile. Sein Gesicht nahm einen wütenden Ausdruck an und im selben Moment zersprang das Glas in seiner Hand, in tausend Stücke. Klirrend fielen sie auf den Boden und jeder einzelne Aufprall bejahte die geheim gehaltene Vergangenheit. „Was?!“, fragte Raphael, ganz aus seinen Gedanken gerissen. Lysander trat näher an seinen Verbündeten heran. „Du kannst nichts dafür und ändern kann man es erst recht nicht“. Einen Augenblick lang wirkte Lucius noch nachdenklich, dann wandte er sich an Lysander: „Nein, das kann ich nicht. Aber ich weiß jetzt was ich tun werde. Wenn SIE es mir schon vor die Füße gelegt hat, dann werde ich es mir jetzt auch nehmen“. Damit drehte er sich um und lief in Richtung Tür. Er war ebenfalls etwas größer gewachsen, war gut gebaut und sein wilder Blick, verriet Lysander, dass er etwas vor hatte. „Was wirst du nun tun?!“, rief er ihm hinterher. „Raphael komm mit -“. „NEIN, Raphael wird nicht mit DIR mitkommen. Egal wo du hingehst, er wird HIER bleiben!“. Lysanders Stimme wurde lauter und langsam verlor er die Geduld. „Wer sagt, dass DU die Befehle erteilst?!“, meinte Lucius und blieb abrupt stehen. Bevor der Engel antworten konnte, kam Raphael dazwischen. „Wer sagt, dass IHR darüber entscheiden könnt, wohin und mit wem ich gehe?!“. „Es gibt seit längerem eine Vereinbarung...mit einer Person, die für uns sehr wichtig ist!“, erklärte Lucius. „Und wer soll das sein?“, wollte sein Sohn wissen. „Das kann ich dir nicht sagen. Noch nicht“. „Ah, ich weiß wohin du gehst“, kam Lysander ihnen dazwischen: „Doch Raphael wird dich dorthin nicht begleiten. Du hast eine Armee in der letzten Zeit zusammengestellt und du brauchst sein Blut“. Schneller, als das die beiden anderen schauen konnten, zog Lysander sein Dolch aus seinem Gürtel, ergriff Raphaels Arm und schnitt ihm quer über den Unterarm. Er fühlte, wie die weiche Haut unter dem Druck der scharfen Klinge nachgab und sich warmes Blut an kaltes Metall schmiegte. Raphael entzog ihm sogleich seinen Arm und griff selbst zu seinem Waffengürtel. Lysander jedoch blieb ruhig und hob die Hand. „Hier hast du es, mein Lieber. Ich denke, dass ein paar Tropfen reichen werden, um das Biest zu beruhigen“, sagte er und reichte ihm den Dolch. „Wir wollen doch nicht, dass ihn der Tod unerwartet einholt. Vor allem nicht, wenn sein Gegenstück des Blutes dazu fehlt“. „Was hast du vor?“, wollte jetzt Lucius wissen. „Solange du weg bist, werde ich es mir hier gemütlich machen. Ich glaube der Wein macht sich besser in meinem Magen als“, er zeigte auf die Scherben und den verspritzten Wein: „auf dem Boden. Raphael wird hier mit mir auf deine und auf Jewels Rückkehr warten“. „Du hast Angst“. „Vor was sollte ich Angst haben? Ich sehe einfach nur...voraus. Und das solltest du auch. Denn was bringt ein raffinierter Plan, wenn man dazu nicht die nötige Absicherung hat?!“. Lucius sah ihm noch einen Moment verärgert in die Augen, nickte seinem Sohn noch einmal zu und verließ die Insel mitsamt seiner Armee. 'Er wird sich holen, was er will. Und es auch bekommen, doch ob es hierher zurück schaffen wird...Das Biest, Jörmungandr wird ihn umbringen, wenn er sie mit dem Blut Raphaels erweckt...Er ist verstreut, nicht klar bei Gedanken...SIE hatte ihn seiner Treue beraubt...'. Tief im Inneren wusste Lysander, das Lucius nicht zurückkehren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)