Story between Worlds von FeelLikeParadise (Samael und Aurelia) ================================================================================ Kapitel 29: Kapitel 29 ---------------------- Dave vernahm laute Schritte, die durch den Gang, vor dem Besprechungszimmer der Garnison, verhallten. Es waren schnelle, schwere Bewegungen. Einen kurzen Augenblick später stürmte Elijah in das große Zimmer, den Blick starr geradeaus gerichtet. Sein Sohn ignorierte ihn und den Erzengel Nathaniel, als er an ihnen ohne ein weiteres Wort vorbeilief und sich mit seinen Händen am Fenstersims abstützte. Der Tag war eigentlich viel zu schön für schlechte Laune, doch seit Tagen - eigentlich schon seit einer Woche -, war die Stimmung im Hause der Keyland´s aufgewühlt, schweigend, besorgt, frustriert...drückend gewesen. Vor genau acht Tagen, waren die zwei Geschwister nachts im Wald spazieren gewesen. Aurelia hatte Elijah von ihren Träumen erzählt. Elijah hatte seine Schwester allein gelassen, um einem Dämon zu folgen, als er wieder kam, beugte sie sich gerade über ihren Feind und injizierte ihm Gift. Sie hatten ihn mit in das Herz der Garnison genommen, um den Dämon einer Befragung zu unterziehen. Dieser hatte – wie Elijah bereits erwartet hatte – nichts preisgegeben. Trotz der harten Schläge, die er hatte einstecken müssen, bis er schließlich das Bewusstsein verloren hatte, hatte der Dämon ihn mit eiskalten Augen fokussiert, die höllischen Schmerzen ertragen, dagestanden, gefesselt und geblutet. Dave und Elijah hatten Nathaniel in Empfang genommen, als sie ins Büro zurückkamen, war der Dämon verschwunden. Aurelia ebenfalls. Seitdem hatte Elijah kaum geschlafen, war in den Nächten nur für kurze Moment eingenickt, um sich von Alpträumen wieder wecken zu lassen. Dunkle Ringe beschatteten seine sonst so hell leuchtenden Augen und schworen das Abbild seiner Gefühle herauf, wenn er in den Spiegel sah. Ein kurzer Blick auf ihn reichte, um zu wissen, was er durchmachte. Was SIE alle durchmachten. Dave sah seinem Sohn dabei zu, wie sich seine kräftigen Arme anspannten und die Adern hinaustraten. Zorn auf den Dämon und auch auf sich selbst walte in ihm auf. „Es ist nun schon eine Woche her, seit wir ihre Spuren aufgenommen hatten, doch bisher ohne jeglichen Erfolg“, durchbrach Nathaniel die Stille. Seine Stimme war etwas leiser, rau und sehr übermüdet. Mit „ihren Spuren“, meinte er Aurelia und den Dämon. Sie achteten nicht nur auf die Fährte des Dämons, sondern hatten auch ein scharfes Auge darauf, ob Aurelia möglicherweise irgendwelche Hinweise hinterlassen hatte. Doch nichts. Alles was sie hatten war Hoffnung. „Die letzte Gruppe der Suchtrupps sind soeben wiedergekehrt“, begann Elijah, den Rücken immer noch zu den zwei älteren Engeln gewandt: „Nichts“, beendete er seinen Satz nach einer langen Pause. Elijah zog sein Handy aus der rechten Hosentasche und warf ein langen Blick aufs Display. »Keine neuen Nachrichten«. Er las diesen Satz wieder und wieder. Lautlos steckte er es wieder ein und drehte sich endlich zu seinem Vater um. „Gibt es neue Ergebnisse?“, fragte er, doch er wusste bereits die Antwort. „Nein, leider nicht“, antwortete Dave: „...Und das wird der letzte Test gewesen sein, den wir gemacht haben. Wir können nicht noch mehr verbrauchen, als wir ohnehin schon haben“. Elijah nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, doch innerlich schnürte es ihm die Kehle zu. Jeder Engel besaß ein Fläschchen, das nicht ganz unähnlich einem Reagenzglas war. Darin befand sich eine Abnahme seines Blutes, durch das man ihn ausfindig machen konnte. Als sie Aurelias Blut angewandt hatten, konnten sie eine Präsenz ausmachen, die zwar schwach, aber trotzdem stark genug war um sicher zu sein, dass sie sich noch im Land befand. Kurze Zeit später war der willkommene Druck, den Elijah dabei verspürt hatte, verschwunden. Das war das letzte Mal gewesen, dass sie ein Lebenszeichen von ihr hatten. Seither hatten sie viele Male versucht ihre Fährte wieder aufzunehmen, doch leider ohne jeglichen Erfolg. 'Sie ist nicht tot!', rief sich Elijah in den Kopf. 'Ich würde es wissen. Nein, sie ist am Leben und ich werde sie finden!'. Gestern Nacht war ihm ein Gedanke gekommen, doch er hatte ihn sogleich wieder verworfen. 'Es wäre unrealistisch...einfach nicht möglich'. Was wäre, wenn sie gar nicht mehr in der Welt der Menschen wäre? Wenn sie die Dimension gewechselt hätte? Was wäre dann?! 'Aber das ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Kein Engel und auch kein DÄMON wären dazu nicht in der Lage, zwischen den Welten zu reisen. Das kann nur ein Volk'. „Was sollen wir jetzt tun, Dad?“, fragte er. „Suchen...immer suchen und sie finden, egal was es kosten wolle“, erklang eine zarte Stimme. Elijah, Dave und Nathaniel drehten sich gleichzeitig um und sahen Virginia im Eingang stehen. Sie stand aufrecht wie eine Kämpferin da. Doch wie alle, hatte auch sie dunkle Ringe unter den Augen und ihr weißer Pullover hing schlaff an den Seiten runter. Seine Mutter hatte deutlich an Gewicht verloren. Virginia ging auf Dave zu und ließ sich von ihm in die Arme nehmen. Er strich ihr den Rücken rauf und runter, wobei ihm selbst anzusehen war, wie sehr ihn die ganze Sache mitnahm. Nathaniel machte eine kurze Bewegung, worauf Elijah zu dem langjährigen Freund seines Vaters sah, und und schritt leise zur Tür. Er war mit ihnen zwar nicht verwandt, war aber trotzdem ein Teil der Familie. Elijah konnte nicht sagen, ob er genauso litt wie sie, aber Sorgen machte er sich auf jeden Fall. Nathaniel griff nach der Türklinke, hielt aber doch inne, als sich seine Hand auf das kühle Metall legte. Er neigte seinen Kopf, blickte dann über die Schulter. Sein braunes Schulterlanges Haar fiel auf einmal besonders auf, seine Augen leuchteten auf. „Was ist los?“, fragte Elijah verwundert und auch seine Eltern blickten wieder auf. „Ich weiß“, begann Nathaniel und drehte sich darauf zu ihnen um: „Ich weiß, wie wir sie finden können“. Seine Stimme war rau und der Satz hing einen Moment in der Luft. „Was?!“, Dave wurde – wie auch die anderen – aufmerksam, richtete sich auf. „Es könnte Komplikationen geben, doch -. Es ist die einzige Chance die uns bleibt“. Dave wurde lauter: „Nun rück schon raus!“. Nathaniel schien es nichts auszumachen, dass sein Freund lauter wurde. Er wusste das der ungeduldige Zorn nicht ihm galt und deswegen konnte er es gut verstehen. Nathaniels Mundwinkel zuckten nach oben. „Seit ich als Erzengel auserkoren wurde, verfüge ich über die ein oder anderen speziellen Fähigkeiten. Normalerweise dürfte ich das euch nicht verraten, doch es ist ein Notfall und ich bin stets für meine Freunde da, wenn sie mich brauchen. Das habe ich versprochen“. Elijah konnte hören wie seine Eltern aufatmeten, doch eine gewisse Anspannung lag noch immer im Raum. „Und was wäre das?“, wollte Virginia wissen. „Es wird seine Zeit dauern, doch ich bin imstande Personen mit einem Fluch zu belegen. Dadurch knüpfe ich mit ihnen eine Art unsichtbares Band, ohne das sie es merken. Ich bin mit ihnen verbunden, kann ihre Kraft spüren, ihren Willen durchforsten und fühlen, wo sie sich gerade befinden“. Dave nickte: „Du hast es uns nicht schon früher verraten, dass du zu solchen Sachen fähig bist, weil es ein Geheimnis des hohen Ordens ist, der bewahrt werden muss. Das kann ich verstehen. Doch wie willst du Aurelia aufspüren, wenn wir sie durch ihr Blut nicht finden konnten?“. „Du wirst sie nicht mit einem Fluch belegen!“, sagte Elijah und nahm eine drohende Haltung ein. „Nein, nicht sie“, antwortete Nathaniel in Ruhe: „Der Fluch wird dem Dämon gelten, den ihr gefangen gehalten gehabt hattet. Aurelia wird nichts geschehen“. „Was wird dann passieren?“, wollte Virginia wissen. „Nachdem wir sie aufgespürt haben und Aurelia wieder bei euch ist, bin ich mir sicher, dass der Dämon nicht ganz nutzlos für euch sein wird“. Elijah unterdrückte das Gefühl des Triumphs. Er wollte sich nicht zu früh freuen und behielt einen neutralen Gesichtsausdruck. „Und da ich derjenige bin, der den Dämon mit einem Fluch belegt, werde ich gleichzeitig auch der einzige sein, der ihn davon wird erlösen können“, sprach Nathaniel. Danach schmiedeten sie einen Plan und ließen den Erzengel allein. Dann ließ er seine Fähigkeiten spielen. Raphael wartete bis der Erzengel in ein Trancezustand gewechselt war, und schlich sich davon. Er war durch ein kleines Fenster in den Speicher der Garnison in Edinburgh hinein gelangt und hatte seine Feinde keine Sekunde aus den Augen gelassen. Zu seinem Glück lag das Zimmer, in dem die Engel ihren Plan besprochen hatten, direkt unter dem Speicher und machte es Raphael leicht sie zu belauschen. 'Ein Krieger fällt weniger auf, als zehn andere und kann somit seinen ausgeklügelten Plan in die Tat umsetzen', sagte er sich im Stillen. Der Speicher war verstaubt und stand größtenteils leer. Einzelne abgedeckte Möbelstücke, wie Sessel und Regale standen in der Ecke. Das war auch schon alles. Er entfernte seine Hand vom Boden und stand auf. Gespannt fühlte er, wie seine neu entdeckte Kraft durch ihn hindurch floss und zurückwich. Raphael war von Geburt an einer der Einzigen, nur hatte er es selbst erst vor einigen Tagen erfahren. Und mit der Erkenntnis, war auch seine Kraft in ihm erwacht. Die Kraft eines der mächtigsten Geschöpfe der Welt. Bisher hatte sie in ihm geschlummert, doch einige Fertigkeiten, wie schnelles aufnehmen und lernen von Dingen, waren schon vorher da gewesen. 'Die ganze Macht, war schon immer da gewesen, nur gewusst hatte ich es nicht'. Und so hatte er auch die Engel belauschen können, indem er seine Hand auf den Boden gelegt und dadurch alles aufgenommen hatte, was gesprochen worden war. Raphael spürte, dass sich all seine fünf Sinne verstärkten und intensivierten, seit er wusste, zu was er bestimmt war, doch auch das brauchte Zeit, bis sie ausgereift waren. Vielleicht wäre er ja irgendwann in der Lage jeden einzelnen Tautropfen auf den Blättern, am frühen Morgen zu sehen, jede noch so kleine Bewegung wahrzunehmen, jede Zelle in der Luft zu spüren und dem Wandel dieser Welt, eine ganz neue Form zu geben. 'Lucius hatte all die Jahre nichts gesagt...hatte es vor UNS geheim gehalten, obwohl er es schon immer gewusst hatte', fuhr es Raphael durch den Kopf. 'Wenn das hier fertig ist, werde ich mit ihm reden müssen'. Er atmete ein und aus, zwang sich zur Ruhe und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Der Erzengel Nathaniel verfluchte Samael, damit er zu ihm ein Bindung aufbauen und ihn aufsuchen konnte. 'Sie machen es einem gerade zu leicht'. Raphael hätte Nathaniel am liebsten aufgehalten und ihm die Kehle durchgeschnitten, doch die einzige Chance momentan seinen Bruder zu finden, war dieser abscheuliche Erzengel. Er war also auf ihn angewiesen, für eine bestimmte Zeit. Alles war Raphael jetzt tun musste war, nicht die Kontrolle zu verlieren. Er musste im richtigen Moment einschreiten, seinen Bruder vom Fluch befreien und wieder nach Hause kehren. Alles andere würde dort geregelt werden. Schließlich hatten seine Geschwister das gleiche Blut wie er...Er verstand den Plan seines Vaters nicht. Raphael wollte nur, dass Samael wieder bei ihnen war, sie eine Familie waren. Doch er wollte auch den Sieg. Das wollte jeder. Raphael griff nach seinem Handy. Einen Moment später meldete sich eine aufgeregte Stimme. „Raphael! Ist was passiert?“. „Nein, aber du musst mir helfen, Jewel“. „Klar, worum geht es?“. Allein an ihrem Ton war es nicht zu überhören, dass sie sich freute, ihm helfen zu können. „Du musst hierher nach Edinburgh kommen. Du wirst jemand wichtigen verfolgen müssen. Erzengel Nathaniel wird dich automatisch zu Samael führen“. Eine Sekunde lang war Stille, dann: „Ich bin auf dem Weg“. „Gut“, Raphael konnte sich ein kleines Lächeln nicht verwehren. Er war stolz auf seine jüngere Schwester. Er teilte ihr noch mit, wo sie sich treffen würden, damit er ihr alle weiteren Informationen dort sagen könnte und legte auf. Nathaniel. Wusste er etwas? Von ihnen? Von ihrem Blut? Auf einmal blitzte ihm in Gedanken ein Bild von einem Mann auf, der dem Erzengel, vom Aussehen her, gar nicht so unähnlich war. Dieser Mann, hatte bei Lucius gestanden, als Raphael von seinem Erbe erfahren hatte. Kurz dachte er an Nathaniels Bruder, Lysander, von dem man seit Ewigkeiten nichts mehr gehört hatte, weil die Brüder in Streit geraten waren... Er verwarf den Gedanken sogleich wieder und schlich sich aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade unter. Aurelia blickte den letzten paar Sonnenstrahlen entgegen. Sie wusste nicht, wie lange sie schon so dastand – staunend,ungläubig, fassungslos -. Ihr kam es vor wie eine Ewigkeit, aber das war im Moment unwichtig. Sie war wieder zuhause! Die Straßenlichter in Edinburgh leuchteten ein nach dem anderen auf, die Restaurants füllten sich, innen wie außen, das Nachtleben begann. Der ganz normale Alltag der Menschen. Von der Arbeit heimkehrende Männer und Frauen, die sich genauso nach dem Zuhause sehnten. Doch keine dieser Sehnsüchte war so groß, wie ihre eigene. Sie machte ein paar Schritte nach vorne und trat an den Abgrund, von dem sie nun die ganze Stadt sehen konnte. Der Hafen, an dem die letzten Boote und Schiffe anlegten und ankerten, bereit für den nächsten Tag gemacht wurden. Die Beleuchtung des Edinburgh Castle blitzte auf und erstrahlte in warmen Tönen, die sich an die Mauern schmiegten. Eine Welle des Glücks durchfuhr Aurelia, und erst dann merkte sie, dass ihre eine Träne über die Wange rollte. Sie war sich sicher, dass ihr das nur so vorkam, weil sie sich freute wieder daheim zu sein, doch sie hatte zuvor noch nie so was schönes gesehen. Aurelia ließ das alles auf sich wirken, ließ die Zeit einfach verstreichen. Das Gefühl überwältigte sie und ihre Hand hob sich wie allein vor ihren Mund. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie nicht allein war und sie senkte ihre Hand wieder. Doch dann freute sie sich einfach nur noch. Aurelia drehte sich zu Samael um, der einige Meter hinter ihr stand und keine Regung von sich gab. Doch er war glücklich, dass konnte man sehen. Sogar mehr als das. Ein zauberhaftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und sie konnte nicht anders, als es zu erwidern. Samael kam näher. Auf einmal hielt sie es nicht mehr aus und schloss den Abstand zwischen ihnen. Seine Arme schlossen sich um ihren Körper, als wären sie dazu bestimmt, und wirbelten sie einmal herum. Das Lachen entfuhr ihnen, wie das leichteste, dass man machen konnte. Aurelias Arme schlangen sich um seinen Hals und sie traute sich ihn, für einen kleinen Moment, ganz fest zu drücken. Nicht weil sie sich dazu sonst nicht „trauen“, sondern weil sie nicht wusste, wie es nun weitergehen würde. Aurelia versuchte den Gedanken an das, was kommen würde, zu verdrängen und genoss diese vorübergehende Glückseligkeit. Vorübergehend, Samael war ein Dämon, sie ein Engel, sie würde wieder nach Hause zurückkehren, doch er würde nicht mitgehen können. Das würde sie nicht zulassen. Er setzte sie wieder auf den Boden ab und Aurelia spürte in seiner Bewegung, dass er sich des gleichen bewusst geworden war. Doch sogar, als sie wieder auf beiden Beinen stand und sie einen Schritt hätte zurück machen sollen, blieb Aurelia wo sie war und Samaels Griff um ihre Taille verstärkte sich. Sie vergrub ihren Kopf an seiner Halsbeuge und atmete seinen Duft ein. Der Duft, der ihr so vertraut geworden war. Der Wind zog auf und sie fing an, ganz leicht zu zittern. Eine leichte Brise strich ihre Haut an den Schultern, dann fühlte es sich an, als würden ein Dutzend von Schmetterlingen über ihren Rücken flattern. … Nein, es waren keine Schmetterlinge. Es war ein warmer Lufthauch, der ihr Gänsehaut bereitete. Er bewegte sich ihren Hals hinauf, bis sie etwas ganz leichtes strich. Samaels Lippen streiften ihre Wange, ihre Augenlider und flüsterte ganz leise: „Danke“. Aurelia wollte etwas erwidern, doch als sie ihre Augen öffnete, sah sie nur ihn. Und dann wollte sie nichts anderes mehr. Seine Hand umfing ihr Gesicht und zog sie noch näher heran. Aurelia fasste in sein Haar, zog ihn zu sich hinunter. Seine Lippen legten sich auf ihre. Zuerst sanft, mit Nachdruck. Doch dann wurde der Kuss leidenschaftlich, verlangend und flammte wie ein einziger Lichtfunke auf. Er teilte ihre Lippen, seine Hand legte sich auf ihren Rücken und presste sie an sich. Aurelias Herz hämmerte und sie machte sich nichts vor. Er konnte es ganz sicherlich hören. Sie krallte ihre Hand in seinen Haaren fest und zog sich zu ihm hinauf. Ihre Bewegungen passten sich den seinen perfekt an, bis ihre Bein nachgaben. Er fing sie zwar auf, ließ sich aber trotzdem nach hinten fallen. Dann drehte er sie so herum, dass er auf ihr lag und zog sich gerade so weit zurück, dass sie einander ansehen konnten. „Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich für meinen Teil, will noch nicht zurück“, sagte er mit rauer Stimme und lächelte Aurelia an. Seine Augen waren dunkel und seine eine Gesichtshälfte wurde von der untergehenden Sonne angestrahlt. Seine Hand fuhr durch ihre langen Haare, über die Kinnpartie und zeichneten die Konturen ihrer Lippe nach. Aurelias Mundwinkel zuckten nach oben: „Dann bleiben wir hier“. „Bis zur Morgendämmerung“. „Bis zur Morgendämmerung“, wiederholte sie seinen Satz. Samael kam wieder näher, flüsterte ihren Namen und küsste sie wieder. Aurelia erwiderte sofort seinen Kuss und hätte am liebsten nie wieder aufgehört. Seine Hand glitt an ihrem Bein hinunter und zog sie noch näher zu sich. Falls das überhaupt noch ging. Aurelia fasste an den Saum seines T- Shirts und berührte darunter seine nackte Haut. Sie merkte, wie er ein tiefes Brummen ausstieß und den Kuss vertiefte. Aurelia wollte noch so viel mehr, doch sie schnappte nach Luft und erinnerte ihn: „Also, wenn wir hier bleiben“, sagte sie zwischen zwei Küssen: „Sollten wir vielleicht – Ich hab Hunger“. „Ich auch“, sagte er und sah sie an. Dann drückte er ihr noch einen Kuss auf die Lippen, packte sie an den Händen und zog sie auf. „Warte hier“. „Wohin gehst du?“, wollte sie wissen. „Du richtest das Lager und ich gehe schnell was zu Essen besorgen“. „Klingt gut“, sagte Aurelia und wollte sich entfernen, als er sie noch einmal zu sich zog: „Ich bin gleich wieder da“. Dann war er schon verschwunden. Gerade mal nach zehn Minuten war Samael wieder da und lehnten sich an den Baum, der am Abgrund stand. Nachdem sie ihre Thai- Nudeln gegessen hatten, lehnte Aurelia ihren Kopf auf seine Schulter und er legte einen Arm um sie. Die andere Hand verschenkte er mit der ihren. Und so saßen sie eine Weile da, sprachen, machten hemmungslose Witze und genossen den Abend. Als Aurelia merkte, dass ihren Augen schwerer wurden und auch Samael Anzeichen von Müdigkeit zeigte, legten sie sich hin und blickten ins Sternenzelt. „Einst sagte mir ein weiser Mann, dass die funkelnden Sternen die Augen des Himmels seien. Beschützend und ruhig wachen sie alle Zeitalter der Welt über uns, auch wenn wir sie nicht sehen können“, sagte Samael leise. „Wer war dieser Mann?“, fragte Aurelia. „Ich weiß es nicht. Es ist schon so lange her...Damals war ich noch zu klein, um mich jetzt daran erinnern zu können.Aber wenn ich diese Stimme jemals wieder höre, dann werde ich sie erkennen“. Er sah sie lange Zeit an. Liebevoll und sehnsüchtig. Samael hatte ein Arm um ihren Körper geschlungen und ihr Kopf ruhte auf seiner Brust. Sie spürte seinen Kuss auf ihrer Stirn, als sie sich „Gute Nacht“ sagten und dann gemeinsam einschliefen. Diesmal schliefen sie auf der gleichen Seite des Lagerfeuers. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)