Dangerous Minds von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 12: Wenn das kein A wird, hat dein Lehrer keine Ahnung. --------------------------------------------------------------- Putzig? Putzig!? Ich bin mit Sicherheit nicht putzig! Ich bin ziemlich verkorkst, aber anscheinend ist dir das vollkommen egal. Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen oder dir klar die Grenzen aufzeigen? Ich entscheide mich für Ersteres, denn eigentlich ist das gar nicht so schlecht. So kann ich still und heimlich noch ein bisschen auskundschaften, ehe ich meinen Plan in die Tat umsetze. Eigentlich kannst du einem Leid tun. Du bist so naiv und gutgläubig, dass es fast schon wieder weh tut. Ein echtes Trauerspiel. Ich habe dich mehrmals gewarnt, aber du nimmst mich anscheinend nicht für voll. Aber dass lässt sich ändern. Ich grinse dich über den Rand der Tasse an und nippe wieder am Kaffee. Du kleines naives Ding hast nicht den Hauch einer Ahnung, mit wem du dich hier eingelassen hast. Manche müssen es eben auf die harte Tour lernen. Dein Vater konnte davon ein Lied singen. "Die Pflanze stört mich schon, seit sie da gestanden hat. Ich habe nur einen Vorwand gebraucht, sie endlich loszuwerden." Das stimmte zwar nicht ganz, aber du musst du ja nicht wissen. "Zeig mir auch nur eine Person in dieser Stadt, bei der nichts schief läuft. Was hältst du von folgendem Vorschlag: Ich mache deine Hausaufgaben und bringst in der Zwischenzeit das Chaos in deinem Zimmer in Ordnung?" "Hast auch wieder recht ..." In einer Stadt wie Gotham ist es wohl unmöglich, ein normales Leben zu führen. Was ich doch dafür geben würde, den Menschen hier wieder ein bisschen Hoffnung schenken zu können. So sehr ich Dad für seine Aufopferung bewundere, ich bezweifle, dass das über das GCPD möglich ist. "Das ist Alles, was du dafür willst? Na, gut ... Aber ich warne dich. Da ist eine Gedichtinterpretation dabei, Herr IT-Fachmann." Bevor du es dir doch noch anders überlegen kannst, stehe ich auf, um dir die Unterlagen zu holen. Im Türrahmen bleibe ich aber stehen und drehe mich zögerlich um. "Eddie ... Ich weiß, was Alles dagegen spricht, dass wir damit weiter machen. Und ich habe mehr Bedenken, als ich zugeben möchte. Aber ich fände es schön, wenn wir das hinkriegen. Es wäre schade, einen Freund wie dich zu verlieren." Eine Interpretation eines Gedichtes? Ich muss ein Lachen unterdrücken. Nichts leichter als das! Ich erwähne besser nicht, dass ich fast versucht war, englische Literatur zu studieren. Ich liefere dir die beste Interpretation, die du je gelesen hast. Als du mich vom Türrahmen ansprichst, drehe ich mich halb zu dir und mustere dich stumm. "Solange du nicht großen Bockmist verzapfst oder irgendwas an deinen Dad weiter traschst, wirst du mich als Freund nicht verlieren, okay? Mich wundert viel mehr, dass du mich hier unten in der Küche alleine lassen willst, wo ich doch dann in aller Ruhe alles durchsuchen könnte." Ich zwinkere dir zu. "Aber für jedes A, was du für die Hausaufgaben bekommst, schuldest du mir was, klar?" "Keine Angst. Warum sollte ich etwas gefährden, an dem mir so viel liegt?", sage ich ehrlich. "Ich vertraue dir, Eddie. Aber bitte, wenn du gern unsere Essgewohnheiten erforschen willst, da steht der Kühlschrank." Ich lache auf. "Du bist ja sehr von dir überzeugt. Ich werde mich natürlich erkenntlich zeigen." Ich mache mich auf, um dir die entsprechenden Bücher zu bringen und staple den ganzen Berg vor dir auf dem Tisch. "Frohes Schaffen. Nimm dir ruhig noch Kaffee, ich bin dann oben." Ich lausche, wie du die Treppe hoch stürmst und nehme noch einen großen Schluck Kaffee. Wie kann Jemand nur so gutgläubig sein? Aber bevor ich mich ans Werk mache, muss ich erst einmal etwas Anderes erledigen. Ich verschwinde schnell in der Garage und hole meine Zigaretten aus meinem Wagen. Dann gehe ich damit durch die Hintertür der Küche auf den Hinterhof. Es ist bereits dunkel. In aller Seelenruhe zünde ich mir eine Zigarette an und nehme die nähere Umgebung in Augenschein. Ein typisches Vorstadthäuschen. Die Mülltonnen stehen in Reih und Glied. Aus dem ersten Stock dringt Licht durch zwei Fenster, die dein Zimmer sind. Auf dem Rasen steht eine Schaukel und weiter hinten ein Gartenhäuschen. Die perfekte kleine Vorstadt-Idylle. Aber wie lange noch? Ich könnte jetzt mit Leichtigkeit dein Vertrauen in mich ausnutzen. Für das Chaos, was in deinem Zimmer herrscht, brauchst du mindestens dreißig Minuten, vermutlich sogar länger. Die Frage ist jetzt nur, ob es sich lohnt. Was könnte Gordon hier schon für Informationen haben, die ich nicht schon im GCPD zu Gesicht bekommen habe? Wenn dein Dad wüsste, dass ich schon längst sämtliche Rechner des Reviers angezapft habe, würde er vermutlich im Dreieck springen. Und wenn er wüsste, dass ich diese ganzen Daten unbemerkt mithilfe des Hauptrechners unter dem GCPD heimlich auf meinen eigenen Computer übertrage, würde er mich Kiel holen. Nachdem ich das Für und Wider abgewogen habe, beschließe ich, dass es sich nicht lohnt, einen Blick in Gordons privates Büro zu werfen. Aber vielleicht komme ich irgendwann noch mal darauf zurück. Die aufgerauchte Zigarette entsorge ich in einer Mülltonne und gehe wieder in Küche. Der Stapel Bücher auf dem Tisch ist beeindruckend. Hoffentlich denkst du jetzt nicht, dass das zur Gewohnheit wird. Ich kann nämlich besseres mit meiner Zeit anfangen, als Hausaufgaben der High School zu erledigen. Aber zumindest regt es ein wenig die grauen Zellen an. Also frisch ans Werk. Ich fange mit dem Gedicht an und muss den Kopf schütteln. Das ist zu einfach. Ich schreibe dir zwei ganze Blätter voll und widme mich dann Physik. Auch das geht mir leicht von der Hand. Es ist schon praktisch, dass ich mir Alles merken kann. Algebra ist fast lächerlich einfach. So etwas lernt ihr heutzutage in der Schule? Kein Wunder, dass die Gesellschaft so miserabel und ungebildet ist. Nach drei weiteren Tassen Kaffee habe ich alles erledigt und sehe auf meine Armbanduhr. Knapp dreißig Minuten. Ich bin gut. Mit einem triumphierenden Hurra stopfe ich die letzte Handvoll Kleidung in meinen Schrank und mache die Tür zu, ehe Alles wieder heraus purzelt. Mit in die Hüften gestemmten Händen betrachte ich mein Werk. Ich habe schon fast vergessen, welche Farbe der Teppich eigentlich hat. "Mal schauen, was mein Arbeitsbienchen macht", sage ich in den nun aufgeräumten Raum hinein. In der Küche angekommen hast du dich in deinem Stuhl zurück gelehnt und schlürfst deinen Kaffee. Ich schiele hinüber zu der Maschine. Die Kanne ist bereits leer. Ich will mir gar nicht ausmalen, dein wievielter Kaffee das heute ist. Ein Wunder, dass du noch nicht um den Tisch herum rennst wie ein Irrer ... Ich schleiche mich auf Zehenspitzen an und lege von hinten die Arme um deinen Hals. Das Kinn stütze ich auf deinem Kopf ab, um über dich hinweg auf die Bücher zu sehen. "Spaß gehabt?", frage ich und angle mir das Englischheft heran. Ich lese die erste Seite der Interpretation und unterdrücke ein Kichern. "Alle paar Minuten eine neue Seite von dir. Wo hattest du den Literaten denn bisher versteckt? ... 'der Schnee steht hier symbolisch für das Versinken in der Isolation; das lyrische Ich empfindet die Einsamkeit als allgegenwärtig und ist abgeschottet von seinem Umfeld' ...", zitiere ich. "Vielleicht sollte ich mir das mit den Liebesgedichten noch mal überlegen." Weil ich schon mal so nah dran bin, drücke ich dir einen Kuss auf den Scheitel. "Dankeschön, Eddie." Gegen jede Vernunft genieße ich deine Umarmung. Auf deine Frage, ob ich Spaß gehabt habe, kann ich nur grinsen. "Ich habe viele Seiten, die du noch gar nicht kennst", murmele ich, während du aus meiner Interpretation zitierst. "Aber Gedichte werde ich nur über meine Leiche schreiben." Ich nehme dir den Block aus der Hand und ziehe dich zu mir nach vorne. "Wenn das kein A wird, hat dein Lehrer keine Ahnung", sage ich grinsend. Dann stehe ich auf und strecke mich. "So, genug geistige Arbeit für heute. Ich werde mich dann mal auf den Weg machen." Ich bin ein bisschen enttäuscht. Als du mich herumziehst, rechne ich fast damit, dass du als Belohnung für die Arbeit mehr einforderst als nur eine Umarmung. Ich lehne mich gegen den Tisch und verschränke die Arme, weil ich nicht weiß, wohin sonst damit. "Schade eigentlich. Da hab ich dich schon mal hier und dann verbringen wir unsere Zeit mit Arbeit", murre ich. Dann schleicht sich ein Funkeln in meine Augen. "Vielleicht nimmst du mich beim nächsten Mal ja mit zu dir? Da müsste ich nicht erst aufräumen ..." Ich gehe dir voraus in die Garage, um dir das Tor zu öffnen. Ich merke, dass ich nervös werde. Wie soll ich mich von dir verabschieden? Was wäre angemessen. Unschlüssig bleibe ich neben dir stehen und knete meine Finger. "Tja, dann ...", sage ich lang gezogen. "Fahr vorsichtig und ... alles." "Was hätten wir denn deiner Meinung nach machen sollen?", frage ich und folge die in die Garage. Deine Frage, ob du mal zu mir kommen kannst, lasse ich unkommentiert. Du musst nicht wissen, dass ich Niemanden in meine Wohnung lasse. Täusche ich mich, oder bist du tatsächlich enttäuscht? Du wirkst ein bisschen nervös, als wüsstest du nicht, was du jetzt tun sollst. Ich seufze lautlos und gehe auf dich zu. Ich nehme dich kurz in den Arm und drücke dich. "Lass dich nicht unter kriegen, okay?" Ich bin überrascht, dass du mich von dir aus umarmst. Körperkontakt, ohne dass ich ihn initiieren oder dich stundenlang breitschlagen muss. Ohne groß darüber nachzudenken packe ich deine Krawatte, um dich in Reichweite zu halten. Wenn das so weitergeht, verzichtest du bestimmt bald darauf, eine zu tragen. "Gleichfalls, Eddie. Es gibt nicht Viele, die so einen klaren Blick für die Zustände hier haben. Bleib bei der Einstellung." Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und hauche dir einen Kuss auf die Lippen. "Und danke noch mal für dieses unvergessliche Erlebnis." Ich streiche die Krawatte glatt, bevor ich von dir abrücke. "Wir sehen uns in der IT-Abteilung. Und ich erwarte dich und den Hübschen dann demnächst vor der Schule." Ich nicke in Richtung des Mustangs. "Bis demnächst, Edward." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)