Dangerous Minds von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 9: Ich habe da eine Idee, die zumindest dir helfen kann ... ------------------------------------------------------------------- Es fühlt sich gut an, dass du mich umarmst und ich schließe für einen Moment die Augen, um den Augenblick zu genießen. Etwas zögerlich lege ich dir sogar eine Hand auf den Rücken. "Ich kann mich ziemlich gut allein beschäftigen, mach dir mal keine Sorgen." Als du dich aufrichtest und auf die Uhr siehst, sehe ich automatisch auf meine Armbanduhr. "Captain Gordon hat sicher noch nicht mal mitbekommen, dass du nicht da bist. Aber weißt du was? Ich werde jetzt Feierabend machen und wenn du willst, fahre ich dich nach Hause. Liegt zwar nicht direkt auf meinem Weg, aber das ist okay. Ich wollte sowieso noch ein bisschen rumfahren." Ich blicke dich aus großen Augen an. "Du meinst, ich darf jetzt gleich in dein Auto?", frage ich aufgekratzt. Ich weiß, wie heilig dir der Wagen ist. Vielleicht werde ich sogar die Erste sein, die ihn bisher von innen gesehen hat. Ich habe jedenfalls noch nie mitbekommen, dass jemand Anderes bei dir mitgefahren ist. Gewissermaßen lässt du mich durch dieses Angebot sehr weit in dein Leben hinein und ich bin dankbar dafür. Vielleicht kann der Tag ja doch noch schön enden. "Das klingt super, Eddie. Pack du deinen Kram zusammen, ich hole meine Tasche und schreibe Dad einen Zettel. Bin gleich wieder da." Ich sprinte förmlich zurück in Dads Büro und kritzele ihm eine Notiz auf einen Zettel, dass ich nach Hause gehe, weil ich das Warten leid bin. Ich schultere meine Tasche. Vorfreude macht sich in mir breit. Ich habe noch nie außerhalb der IT-Abteilung Zeit mit dir verbracht. Mit wiegenden Schritten gehe ich zurück in dein Büro, wo ich mir meine Jacke nehme und überziehe. "Ich bin bereit, wenn du es bist", sage ich fröhlich. Ich bin mal wieder erstaunt darüber, wie fröhlich du von jetzt auf gleich sein kannst. Ich muss lächelnd den Kopf schütteln, als du aus meinem Büro stürmst. Es dauert auch nicht lange, bis du wieder reinkommst. Die Zeit hat gerade gereicht, um meine Arbeit zu sichern und den Computer runter zu fahren. Ich klemme mir einen Aktenordner unter den Arm und deute dir an, dass es los gehen kann. Wir verlassen gemeinsam mein Büro, ich lösche das Licht und verschließe sorgfältig die Tür hinter mir. "Falls irgendjemand dumme Fragen stellt: Ich bringe dich nur nach Hause, weil es schon spät ist und du Gordons Tochter bist." "Och, Mensch, dabei wollte ich den Leuten doch erzählen, dass wir es gleich auf deiner Motorhaube machen", sage ich und strecke dir die Zunge heraus. "Ich weiß, Eddie." Darüber müssen wir uns allerdings gar keine Gedanken machen. Die Meisten aus der Verwaltung sind um diese Zeit längst im Wochenende und die gestressten Polizisten und SWAT-Officers würdigen uns kaum eines Blickes. Für die sind wir nur der IT-Freak und Gordons Gör. Auf dem Parkplatz erreiche ich den Mustang bereits vor dir, weil ich euphorisch einen Zahn zulege. Ich trete neben dem Wagen ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. "Die Chancen, dass du mich mal fahren lässt, sind sehr gering, stimmt's?" Ich warte gar keine Antwort ab, sondern umrunde gleich den Mustang auf dem Weg zur Beifahrerseite. Dabei gehe ich am hinteren Bereich betont langsam vorbei und lasse die Finger mit einem Grinsen über das Fenster zum Rücksitz tanzen. "Soll ich vorn ... oder hinten sitzen?" Ich ignoriere den seltsamen Blick, den uns einer von Gordons Männern zuwirft, als er uns auf dem Weg zum Ausgang über den Weg läuft. Soll der Typ doch denken, was er will. Wahrscheinlich denkt er, dass ich mich beim Boss einschleimen will und seine Tochter deswegen nach Hause bringe. Ich muss wieder grinsen, als du auf dem Parkplatz an Tempo zulegst und vor mir an meinem Wagen bist. Auf deine Frage, ob ich dich fahren lasse, schüttele ich missbilligend den Kopf. "Übertreib es nicht. Ich würde nicht mal deinen Dad fahren lassen." Als ich den Schlüssel ins Schloss stecke, stehst du schon auf der Beifahrerseite. "Mir ist es egal, wo du sitzen willst. Es ist deine Entscheidung." Ich öffne die Tür, werfe den Aktenordner auf den Rücksitz und setze mich hinters Steuer. Dann beuge ich mich über den Beifahrersitz und entriegle die Tür von innen. Während du einsteigst, schnalle ich mich an und öffne das Handschuhfach, wo ich ein Paar fingerlose Handschuhe heraus hole, die ich mir überziehe. Mit einem Seufzen beschließe ich, dass es wohl keinen Sinn hat, dich noch weiter zu necken. Also lasse ich mich neben dir auf den Beifahrersitz sinken und ziehe dich Tür zu. Die Tasche klemme ich zwischen meine Beine, während ich mich anschnalle, dann stelle ich sie nach unten in den Fußbereich. Ich betrachte deine Handschuhe. Warum du die zum Autofahren brauchst, ist mir ein Rätsel, aber sie gefallen mir. Wahrscheinlich würde mir sogar ein Müllsack gefallen, wenn du ihn zum Kleidungsstück umfunktionierst. "Ich vermute mal, ich muss dir meine Adresse nicht extra nennen, o allwissender Edward?" Ich beiße mir auf die Zunge sobald die Worte heraus sind. Ich hatte dir versprochen, dich heute nicht mehr zu provozieren. Ich lächle entschuldigend. "Ich meine natürlich: Du kennst sicher den weg, Eddie." Mit einer hochgezogenen Augenbraue werfe ich dir einen warnenden Blick zu. "Da die Privat-Adresse von deinem Dad im Intranet des Reviers zu finden ist, nehme ich jetzt einfach mal, dass du unter derselben Anschrift heimisch bist, richtig?" Ich warte keine Antwort ab und starte den Motor. Mein Mustang schnurrt wie ein zufriedenes Kätzchen. Ich habe bisher noch keinen Tag bereut, mir diesen Wagen gekauft zu haben, auch wenn es ein Haufen Arbeit war, ihn wieder instand zu setzen. Ich werfe ein paar kritische Blicke in den Rück- und in die Seitenspiegel, ehe ich den Gang einlege und rückwärts ausparke. Da es schon dunkel wird, schalte ich das Licht an und fahre im vorschriftsmäßigen Schritttempo vom Parkplatz. An der Schranke, die die Zufahrt regelt, muss ich meinen Mitarbeiterausweis an die vorgegebene Stelle halten, damit sich die Schranke öffnet. Im Ausweis ist ein kleiner Chip, der diese Funktion steuert. Wir biegen auf die Straße ab und ich steuere den Wagen zielsicher in Richtung des familiären Gothamer Vorort, wo das Haus deines Vaters steht. Da ich es nicht eilig habe, fahre ich sogar langsamer als erlaubt. An einer roten Ampel kurble ich das Fenster runter und zünde mir eine Zigarette an. Einen Arm stütze ich an der Fensteröffnung ab und habe nur noch eine Hand am Lenkrad. Ich will damit nicht cool wirken oder Eindruck auf dich schinden, dass ich einfach sehr viel angenehmer, wenn ich beim fahren rauche. Ich werfe dir einen kurzen Seitenblick zu. "Alles in Ordnung mit dir?" Ich denke ein bisschen über deine Frage nach. Schließlich lehne ich mit einem Seufzen den Kopf gegen den Sitz und zucke mit den Schultern. "Die blauen Flecken machen sich allmählich bemerkbar, mein Po tut von deinem Schreibtisch weh, ich bin total verheult, habe deswegen Kopfschmerzen und ich bin mir sicher, dass ich morgen nicht laufen könnenden werde, weil ... na ja. Du weißt schon." Ich lächle dir müde zu, wie du da so lässig deine Zigarette rauchst. "Und ich bin ein bisschen verwirrt, weil das heute viel auf einmal war. Immer noch etwas sauer, traurig, gleichzeitig fröhlich. Und jetzt beschämt, weil ich dich bestimmt nerve." Ich werfe einer Ampel, an der wir anhalten einen bösen Blick zu. Ich denke an den Whisky, den du getrunken hast und frage mich, ob du danach legal noch fahren darfst. Ich habe keine Erfahrung mit Alkohol, deswegen weiß ich nicht, ob du davon überhaupt etwas spürst. Ich suche nach einem Knopf, um das Fenster herunterzulassen, und setze mich so, dass ich den Fahrtwind ins Gesicht bekomme. Allerdings muss ich feststellen, dass dein Wagen eindeutig älter ist als der von Dad und man die Seitenscheiben nur mit einer Kurbel hoch und runter bekommt. Als ich es dann doch noch schaffe, ist es ein wunderbares, freies Gefühl. "Könntest du den Umweg über den Highway nehmen? Ich will schneller fahren." Mit einem Lächeln drehe ich kurz den Kopf in deine Richtung, ehe ich wieder auf die Straße sehe. "Keine Sorge, du nervst mich nicht. Du gibt es viel schlimmere Kandidaten im GCPD, denen ich manchmal nur zu gerne den Hals umdrehen möchte. Und wenn du mich nerven würdest, würde ich einfach anhalten und dich rausschmeißen." Aus den Augenwinkeln bemerke ich den bösen Blick, den du der Ampel zuwirfst. "Hat sie dir irgendwas getan? Oder bist du einfach nur frustriert?" Ein schelmisches Grinsen in deine Richtung. "Den Highway? Ernsthaft? Das ist ein Umweg von fast dreißig Minuten. Aber von mir aus." Ich zucke mit den Schultern und ordnete mich an der nächsten Ampel in die entsprechende Abbiegespur ein. "Mal was anderes ... Sind die Teenager in den Schulen heutzutage eigentlich immer noch so und ärgern mit Vorliebe Schwächere und sogenannte Streber?" Ich werfe dir einen fragenden Blick zu. Deine Frage verwundert mich, denn sie hat meiner Meinung nach überhaupt nichts mit dem eigentlichen Gespräch zu tun. Ich runzle misstrauisch die Stirn. Was führst du denn nun wieder im Schilde? "Natürlich tun sie das. Von Brillenschlange bis Matheroboter habe ich schon einiges gehört." Ich zucke mit den Schultern. "Andere trifft's schlimmer, Daddy schreckt die Meisten ab." Ich mustere dich eingehend. "Hast du vor, in meine Schule zu kommen und die Streber und Sportnieten gegen die beliebte Übermacht zu verteidigen?" Wir fahren den Zubringer zum Highway entlang und ich schenke dir kurz ein schelmisches Grinsen. "Ich dachte nur gerade an meine High School-Zeit und was ich dort erlebt habe. Und dann musste ich daran denken, wie man sich diese sich überlegen fühlenden Zeitgenossen vom Leib halten kann. Ich bezweifle ernsthaft, dass Daddy da wirklich viel ausrichten kann. Als Polizistentochter hast du es vermutlich nicht gerade einfach auf deiner High School, oder?" Ich werfe dir einen prüfenden Blick zu, als wir auf den Highway auffahren. "Deswegen hast du kein Interesse am Abschlussball, richtig? Und du brauchst es gar nicht leugnen. Um die Zeit bis zum Abschluss angenehmer zu gestalten, musst du den Idioten einfach nur das geben, was sie wollen. Ich habe zwar nicht vor, für die Streber in die Bresche zu springen, aber ich habe da eine Idee, die zumindest dir helfen kann." "Na ja. Ich bin nicht gerade beliebt deswegen. Wir leben in Gotham. Einige an meiner Schule hatten schon Ärger mit dem GCPD oder haben Elternteile, die in Blackgate sitzen. Zuweilen werde ich für die unmöglichsten Dinge verantwortlich gemacht ..." Ich verdrehe genervt die Augen. Schon allein der Gedanke an diese selbstgerechten Idioten macht mich wütend. Natürlich hast du recht. Der Abschlussball ist etwas für die Beliebten. Ich habe ja nicht mal ein Date, mit dem ich dorthin gehen könnte. Ein Kleid auch nicht. Ich werde Dad noch erklären müssen, warum ich nicht hingehen will. "Ich bin nicht sicher, ob ich bei einem deiner Pläne mitmachen sollte ... Wer weiß, auf was für Ideen du kommst", sage ich mit einem schiefen Lächeln. Ich halte meine Hand aus dem Fenster und spüre, wie der zunehmende Fahrtwind an meinen Fingern zieht. Aus einer Laune heraus öffne ich mein Haar und rutsche näher ans Fenster, um es ein bisschen flattern zu lassen. "Tritt mal aufs Gas, Eddie!" Ich schnippe die Zigarette weg und muss lachen, als du dich aus dem Fenster lehnst. "Du weißt schon, dass das gefährlich ist, ja? Aber dein Wunsch ist mir Befehl." Ich trete stärker auf der Gaspedal und beschleunige den Wagen bis auf siebzig Meilen pro Stunde. "Du bist ein Adrenalin-Junkie, was?", frage ich grinsend. "Ich dachte einfach nur, dass manche Menschen eine Lektion fürs Leben brauchen. Die müssen einfach mal merken, dass die kompletten Bullshit fabrizieren und das sollte man ihnen auch deutlich unter die Nase reiben. Aber was hältst du von folgendem Plan? Ich könnte dich ab und zu mal von der Schule abholen, denn - sind wir mal ehrlich - mein Mustang macht schon Einiges her und du mit einem Älteren lässt dich ganz schnell in der Gunst deiner Mitschüler steigen, weil sie denken, dass du doch ganz cool bist." Mir bleibt der Mund offen stehen, aber ich grinse dabei. "Eddie, du gerissener kleiner -" Ich unterbreche mich selbst, weil ich lachen muss. Meine Wehwehchen und Sorgen sind mit einem Schlag vergessen. Die Geschwindigkeit des Mustangs berauscht mich fast genauso sehr wie dein Angebot. Ein bisschen wichtig bin ich dir schon, wenn du so etwas vorschlägst, nicht wahr? "Glaub nicht, dass ich nicht weiß, dass fünfzig Prozent deiner Motivation daraus bestehen, dass du mit deinem Wagen angeben willst." Wieder lache ich. "Aber ich nehme dankend an. Schon alleine, weil ich dann öfter in dieses Auto kann." "Meine Motivation besteht nicht aus fünfzig Prozent Angeben mit dem Wagen. Du spielen auch noch die Faktoren, dass ich mich so beim Chef einschleimen kann und dass ich mich von den deinen Mitschülerinnen anhimmeln lassen kann, eine wichtige Rolle." Ich zwinkere dir kurz mit einem Grinsen zu. "Ihr braucht nicht zufällig einen neuen Lehrer für Informatik? Aber ernsthaft ... Es schadet nicht, ein paar Pluspunkte zu sammeln. Nicht hier in Gotham. Das hier wird bald ein heißes Pflaster. Ich habe ein paar Informationen aufgeschnappt, von denen ich glaube, dass irgendetwas Großes im Gange ist. Keine Ahnung was, aber es wird mit Sicherheit nichts Gutes sein." Ich mache eine Pause und starre stur durch die Windschutzscheibe. Du musst nicht wissen, wie viel Wahrheit in meinen Worten steckt. Das GCPD würde es ohnehin nicht ernst nehmen. Ich bin ja »nur« der Leiter der Cyber Crime Unit. Und für die gestandenen Polizisten sind Verbrechen im Internet keine richtigen Verbrechen. Aber die werden noch ihr blaues Wunder erleben. Unwillkürlich schleicht sich ein gehässiges Lächeln in mein Gesicht bei dem Gedanken. Gegen meinen Plan werden Oswald Cobblepot und Roman Sionis wie kleine Fische aussehen. Brisante Informationen sind mächtiger als eine geladene 9 mm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)