Dangerous Minds von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 6: Wahrscheinlich hast du mich für Jungs in meinem Alter vollkommen verdorben ... ----------------------------------------------------------------------------------------- Mein Atem geht noch immer stoßweise, aber allmählich hat sich mein scheuklappenartiger Blick gelegt und ich nehme die Umgebung wieder wahr. Ich fühle mich völlig entkräftet, aber überaus zufrieden. Mit einer Hand streichle gedankenverloren deinen Nacken. Ich habe zwar keine vergleichbaren Erlebnisse, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das hier überdurchschnittlich war. Natürlich. Was immer du auch anpackst, du machst es immer perfekt. Von der Warte aus betrachtet gar nicht mal so überraschend, dass du mir so schnell den Kopf verdrehen konntest. Ich räuspere mich verhalten. Meine Stimme ist noch immer rau. "Für den Fall, dass du jetzt gleich fragst: Nein, ich bereue kein bisschen, was gerade passiert ist. Und das solltest du demnach auch nicht." Ich schenke dir ein strahlendes Lächeln, das keine Widerrede zulässt. "Vorausgesetzt es war alles zu deiner Zufriedenheit?" Ich hebe den Kopf, den ich auf deiner Schulter gebettet habe und sehe dich an. Deine Haare kleben verschwitzt an der Schläfe und ich streiche sie dir hinter die Ohren. Vor etwas mehr als einer Stunde bist du in mein Büro geschneit und jetzt sitzt du nackt auf meinen Schreibtisch, während ich genauso unbekleidet vor dir stehe. Ich sehe dich jetzt auf jeden Fall mit anderen Augen. Du bist jetzt nicht mehr länger die unschuldige Tochter von Captain Gordon. Du bist durch mich jetzt in die Liga der körperlich Erwachsenen aufgestiegen. "Na ja", antworte ich leise. "Ich hätte einen bequemeren Ort vorgezogen, aber in Anbetracht der Umstände war es gut." Hoffentlich ist das jetzt in deinen Ohren keine Minderung deiner Leistung. Du hast mich wirklich überrascht, denn du scheinst ein echtes Naturtalent zu sein. "Und das sagt der Kerl, der eine enge Rückbank vorgeschlagen hat", lache ich und schüttle mit gespielter Empörung den Kopf. Dann werde ich wieder ernst. "Wenn ... also, nur wenn du willst ... können wir das ja an einem bequemeren Ort wiederholen." Ich merke selbst, wie kleinlaut ich gerade klinge. Ich habe keine Ahnung, wohin das führen soll. Ich bin mir meiner eigenen Gefühle noch nicht einmal sicher, wie soll ich da deine erahnen? Ich habe keinen blassen Schimmer, wie es jetzt zwischen uns steht. Bloße Freunde sind wir auf jeden Fall nicht mehr. Aber kann man uns deswegen mehr als Freunde nennen? Mir entfährt ein verwirrtes Seufzen. Ist es das, was du gemeint hattest? Weswegen du versucht hast, mich davon abzuhalten? Weil du wusstest, wie kompliziert danach Alles sein würde? Ich kann dich jetzt viel besser verstehen. Und ich bin dir sogar dankbar, dass ich dir genug wert bin, dass du mich davor bewahren wolltest. Trotzdem ist mir das Gesagte nach wie vor ernst. Ich bereue nichts. Ich muss lächeln, als du die Rückbank erwähnst. "Die Rückbank hat aber wenigstens Polster. Du hast morgen bestimmt ein paar blaue Flecke", sage ich, während ich deinen Oberarm streichle. Auf deine Frage hin lasse ich den Kopf sinken und seufze lautlos. Ich habe gehofft, dass diese Frage nicht kommt. Um ein wenig Zeit zu schinden, lasse ich von dir ab und bücke mich, um sowohl deine, als auch meine Unterwäsche aufzuheben. Ich reiche dir deine Kleidung und schlüpfe in meine Shorts. Dann streife ich mir noch mein Hemd über. "Was erwartest du jetzt, Barbara?", frage ich, während ich das Hemd zuknöpfe. "Denkst du, dass wir das jetzt öfters machen? Vielleicht auch noch zusammen ins Kino und ich führe dich danach noch zum Essen aus?" Ich sehe dich ernst an. "Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass das eine schlechte Idee ist, aber du wolltest ja nicht hören." Ich hebe meine Hose auf und schlüpfe hinein. "Ich mag dich und du bist nicht so beschränkt wie neunundneunzig Prozent der hier Arbeitenden, aber das hier wird nichts Festes." Ich mache meine Hose zu. "Ich habe schlicht und ergreifend keine Zeit, um eine Beziehung zu führen." Ich setze mich in meinen Drehstuhl und fange an, mir die Schuhe anzuziehen. "Ich helfe dir gerne weiterhin dabei, deine IT-Kenntnisse zu vertiefen, aber mehr ist da nicht drin. Eventuell noch Freundschaft mit Extras, aber das war es dann auch schon." Ich sehe dich wieder an. Sicherlich sind meine Worte nicht das, was du hören willst, aber es ist immerhin die Wahrheit. Ich unterdrückte ein angestrengtes Stöhnen, als du mir meine Klamotten reichst und dich mit deiner kleinen Rede anziehst. Hätte ich bloß nicht gefragt. Ich habe das Gefühl, erfolgreich einen wunderbaren Moment zerstört zu haben. Ich hätte es einfach darauf beruhen lassen und direkt zur Normalität übergehen sollen. Anziehen, den Computer hochfahren und mit dir über Datenpakete und Netzwerkrelais diskutieren. Ich beeile mich, ebenfalls in meine Kleidung zu kommen. Es ist seltsam, so nackt und schutzlos auf deinem Schreibtisch zu sitzen, während du vollkommen angezogen bist und mich so ernst ansiehst. Alles, was mir übrig bleibt, denke ich mir, ist die Stimmung irgendwie wieder zu retten. Über deine Worte den Kopf zerbrechen kann ich mir nachher noch genug. Es gibt keinen Grund, dir deswegen eine Szene zu machen. Immerhin hast du deinen Standpunkt von Anfang an klar gemacht. Und so sehr es auch wehtut, dass der ach so beschäftigte Edward Nashton mich zurückweist - ein kleiner Hoffnungsschimmer ist da ja immerhin, an dem ich mich festklammere. "Ich würde niemals mit dir ins Kino gehen wollen, Eddie. Wahrscheinlich würdest du den ganzen Film mit irgendwelchen altklugen Kommentaren ruinieren", sage ich also, anstatt in Tränen auszubrechen und aus dem Raum zu stürmen. Ich gehe an dir vorbei, hebe deine zerknautschte Krawatte vom Boden auf und lege sie dir um den Hals, binde sie aber nicht zu. Von Dad weiß ich, wie man einen einfachen Krawattenknoten bindet. Aber vermutlich benutzt du irgendeine höhere Form von Knoten, einen doppelten Windsor oder was auch immer. "Also ...", mache ich gedehnt. "Ist die Rückbank nicht ganz aus dem Gespräch? So unter Freunden?" Als du sagst, dass ich im Kino sowieso nur reden würde, muss ich kurz grinsen. Du hast recht. Aber das liegt einzig und allein daran, dass die Filme heutzutage so schlecht und absolut unlogisch sind, dass sie jeder Grundlage entbehren. Ich lasse es mir gefallen, dass du meine Krawatte aufhebst und sie mir um den Hals legst. Gedanklich muss ich anerkennend nicken. Du lernst schnell. Es ist klug von dir, die Krawatte nicht zu binden, denn höchstwahrscheinlich würdest du es nicht zu meiner Zufriedenheit machen, was mich nur noch mehr frustrieren würde. Als du dann wieder auf die Rückbank zu sprechen kommst, muss ich erstaunt eine Augenbraue anheben. Ich senke den Kopf ein wenig und sehe dich ernst an. Meinst du das wirklich ernst? Ich verschränke die Arme vor dem Oberkörper und versuche deine Motivation zu ergründen. Ich mache den Mund auf, um etwas zu sagen, lasse es dann aber bleiben. Ich weiß nicht wirklich, was ich dazu sagen soll. Ich schließe kurz die Augen, lasse den Kopf hängen und schüttle ihn dann langsam. Du machst mich konfus, weißt du das? Als ich dich wieder ansehe, habe ich nur eine Frage. "Was bezweckst du damit, Barbara?" Deine Frage veranlasst mich dazu, ein kurzes, aber lautes Lachen auszustoßen. Dafür, dass du dich immer damit rühmst, den Durchblick zu haben und Menschen zu durchschauen, scheinst du heute ziemlich neben der Spur zu stehen. Verdenken kann ich es dir nicht. Die Situation ist mir genauso ein Rätsel wie dir. "Ich bin nicht ganz sicher", gestehe ich und kämme mir mit den Fingern durchs Haar, um mich ein wenig abzulenken. Ich binde die Haare wieder zum Pferdeschwanz, damit Dad nachher keinen Verdacht schöpft, wenn ich ganz zerzaust bin. Die zerknitterten Sachen und die Tatsache, dass ich wahrscheinlich tomatenrot anlaufen werde, wenn er mich nach meinem Tag fragt, dürften schon verdächtig genug sein ... "Ich schätze, ich bezwecke damit, eine angenehme Lösung zu finden. Versteh' mich nicht falsch, ich habe dich wirklich gern, aber ich würde nicht behaupten, dass ich unsterblich in dich verliebt bin und ohne dich nicht mehr sein kann." Zumindest glaube ich das, aber das behalte ich für mich. Du musst nicht wissen, dass ich keine Vorstellung habe, was Liebe eigentlich ist. "Ich möchte dich als Freund und Mentor nicht verlieren, Eddie." Ich schenke dir ein schüchternes Lächeln. "Aber ich muss gestehen, dass ich gerade genug Spaß hatte, um eine Wiederholung zu wollen." Als du lachst, muss ich mit äußerster Willenskraft das Zucken eines Auges unterdrücken. Niemand darf sich ungestraft über mich lustig machen! Auch du nicht! Doch als du sprichst, verraucht mein Zorn genauso schnell wieder, wie er entstanden ist. Es beruhigt mich ungemein, dass du sagst, dass du dich nicht unsterblich in mich verliebt hast - auch wenn ich dir das nicht gänzlich abkaufe. Dafür himmelst du mich schon viel zu lange an. Ich habe das sehr wohl mitbekommen, aber Nichts dazu gesagt. Warum auch? Es hat mir gefallen und ich habe mich geschmeichelt gefühlt. Als du sagst, dass du mich nicht als Freund und Mentor verlieren möchtest, greife ich nach meiner Brille und setze sie auf. Durch die jahrelange Arbeit am Computer haben meine Augen ein wenig gelitten und an manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass ich ohne meine Brille blind wie ein Maulwurf bin. Ich sollte vielleicht wirklich mal über eine Laser-OP nachdenken. Dann greife ich nach meiner Kaffeetasse und nippe genüsslich am mittlerweile eiskalten Kaffee. "Du bist wohl auf den Geschmack gekommen, was?", murmle ich in meine Tasse und sehe dich über deren Rand hinweg mit einem Grinsen an. "Wenn dein Vater etwas davon erfährt, bringt er mich um. Aber solange ich hier arbeite, bleiben wir Freunde. Ich unterstütze dich auch weiterhin, solange du nicht von mir erwartest, dass ich dir jetzt den Hof mache." Du musst nicht wissen, dass ich nächstes Jahr hier nicht mehr arbeiten werde, wenn mein Plan funktioniert. Ich habe mittlerweile schon viele Informationen bekommen und habe bereits damit angefangen, sie gewinnbringend einzusetzen. Ich bin unendlich erleichtert, als du mich angrinst. Scheinbar ist eine totale Katastrophe erfolgreich abgewendet. Deinem Beispiel folgend setze auch ich die Brille wieder auf. Jetzt sehen wir wieder aus wie zuvor, vielleicht mit ein bisschen mehr Falten in den Klamotten. Wenn jetzt Jemand hereinkommen würde, dann sähe er einfach nur Gordons Tochter, die in der Kaffeepause den IT-Spezialisten ausquetscht. Nicht ungewöhnlich, denn die Meisten hier kennen mich und meine Leidenschaft für Computer. "Auf den Geschmack gekommen ist untertrieben. Wahrscheinlich hast du mich für Jungs in meinem Alter vollkommen verdorben", scherze ich. Ich beginne, die Gegenstände auf deinem Schreibtisch wieder so hinzustellen, wie sie waren bevor - wie hast du es genannt? - ich mich auf deinem Schreibtisch breitgemacht habe. Damit der Herr auch seinen Willen bekommt. Die leeren Kaffeetassen stelle ich allerdings neben meine noch fast volle. Ich weiß nicht, wie du diese kalte Plörre trinken kannst. Ein neckisches Grinsen erscheint auf meinem Gesicht. "Ich erwarte dann von jetzt an täglich einen Blumenstrauß. Und natürlich den obligatorischen Kniefall in der Eingangshalle vom GCPD. Die Liebesgedichte darfst du mir per Mail schicken, ich steh' nicht so auf rosa Briefpapier." Ich zwinkere dir kichernd zu. "So so ... Ich habe dich also verdorben ja?" Ich muss unweigerlich grinsen. Du bist ein kleines raffiniertes Biest, Barbara. "Ich denke eher, dass du vorher schon verdorben warst. Oder hast du vorhin nicht aufgepasst?" Ich nippe wieder an meiner Tasse und werde ernst. "Die Blumen, den Kniefall und die Gedichte kannst du knicken. Für keinen Preis der Welt würde ich das tun. Und um es gleich klar zu stellen: Ich will keine feste Beziehung, ich will nicht heiraten und ich will auch keine Kinder. Ich mache mich ganz schlecht auf Familienfeiern und ich wäre ein miserabler Schwiegersohn. Also schmink dir solche Gedanken gleich ab. Ich werde Alles, was auch nur annähernd mit dem zu tun, was vorhin hier passiert ist, abstreiten und mir wird man mehr Glauben schenken als einer Sechzehnjährigen. Und wenn du auch nur ein Wort darüber verlierst, wird du es bereuen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)