Dangerous Minds von ChogaRamirez (Arkham Origins) ================================================================================ Kapitel 3: Wenn wir Kapuzineräffchen wären ... ---------------------------------------------- Was mit mir los ist? Oh Barbara, wenn du das wüsstest, würdest du nicht mehr im selben Raum mit mir sein wollen. Dann würdest du mich niemals so nahe an dich heran lassen. Ich sehe dich mit einem traurigen Blick an, versuche aber gleichzeitig ein aufmunterndes Lächeln zustande zu bringen. Ob es mir gelingt, kann ich nicht sagen. Vermutlich nicht, da ich schon immer nicht besonders gut mit körperlicher Nähe umgehen konnte. "Okay, pass auf ..." Ich muss tief durchatmen. "Ich bin nicht besonders gut darin. In diesem ganzen Gefühls- und Beziehungskram. Emotionale Bindungen, körperliche Nähe, Intimität ... Das ist ... Wie drücke ich das am Besten aus ...?" Ich kann dir dabei nicht in die Augen sehen und lasse meinen Blick ruhelos durch den Raum schweifen. "Ich bin ein emotionales Wrack." Damit ist es raus. Das Geheimnis gelüftet. Die Katze aus dem Sack. Ich habe mich nun endgültig zur Witzfigur degradiert. Okay. Okay ... Mehr schaffe ich in diesem Augenblick nicht zu denken. Okay, scheinbar habe ich in der Annahme, genau das zu tun, was Männer wollen, schlafende Dämonen geweckt. Okay, scheinbar läuft das Alles in die völlig falsche Richtung. Okay ... Es schreckt mich nicht so sehr ab, wie es sollte ... Ich lege meine Hand wieder in deinen Nacken und streichle beruhigend an deinem Haaransatz entlang. Mein Kopf ruht noch immer auf deiner Brust. Ich will nicht, dass es dir schlecht geht, wenn wir zusammen sind. Ich will, dass du Positives mit mir verbindest. "Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, dass du diese Meinung von dir hast", sage ich leise. Ich versuche, meine Worte mit Bedacht zu wählen, bin aber ziemlich sicher, dass das in dieser Situation fast unmöglich ist. "Was ich aber definitiv weiß, ist, dass ich es hasse, dich so zu sehen. Trotzdem ... bin ich froh, dass du so ehrlich zu mir bist." Ich lächle dankbar zu dir auf und streiche mit den Fingern über dein Kinn. "Schau mich doch mal an, Eddie. Ich beiße nicht. Auch wenn ich vielleicht den Eindruck erweckt habe." Ich leiste deiner Aufforderung folge und sehe dich an. Es ist allerdings sehr gut möglich, dass ich mich gerade schüchterner gebe, als wie ich mich einer Sechzehnjährigen gegenüber verhalten sollte. Ab morgen muss ich wohl wieder Stellenanzeigen lesen. Dabei ist dieser Job hier ein absoluter Glücksgriff. Während du mich ansiehst, gelingt mir tatsächlich ein vorsichtiges, aber ehrliches Lächeln. Ehrliche Gefühle sind eine echte Leistung für mich. Mein Therapeut wäre stolz auf mich, wenn er mich jetzt sehen könnte. Obwohl, nein, lieber nicht. Er würde vermutlich die Cops rufen. "Ich vermute mal, dein Dad hat dir Pfefferspray in die Jackentasche gepackt, damit du dich gegen deine aufdringlichen Verehrer wehren kannst." Gut, ich habe schon mal bessere Witze gerissen. Aber schlimmer kann es ja ohnehin nicht mehr werden. Ich habe mich bereits bis auf die Knochen blamiert. Was soll also noch passieren? "Wenn wir Kapuzineräffchen wären, hättest du mich nur mit ein paar Steinchen bewerfen müssen und dann hättest du deinen Willen bekommen ...", sage ich mit einem melancholischen Unterton in der Stimme. "Genau, Eddie", lache ich. "Die ganzen Strapazen und dann verpasse ich dir Pfefferspray. Eigentlich bin nämlich grausam und manipulativ und will dich leiden sehen." Ich boxe dich spielerisch in die Seite. "Du bist mir echt ein Rätsel mit deinen Stimmungsschwankungen. Du weißt doch selbst nicht, was du willst." Ich schiebe dich ein Stückchen von mir weg und rutsche vom Tisch herunter, um mich zu stecken. Dabei achte ich darauf, mich dir angemessen zu präsentieren. Ich habe das Gefühl, dass wir wieder beim Status Quo angekommen sind. Nur, dass du jetzt um einiges gewollter zu sein scheinst, auf mich einzugehen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr über deinem Schreibtisch. Ich bin seit einer halben Stunde hier. Ob Dad mich sucht? Wahrscheinlich eher nicht. Er hat meist stundenlang zu tun. Ja. Ich kann noch eine Weile bleiben. Ich sehe mich suchend in deinem Büro um und gehe schließlich zielgerichtet zu einer Pinnwand, die mit deinen Notizen übersät ist. Ich nehme mir einen noch unbeschriebenen Klebezettel, knülle ihn demonstrativ zusammen und werfe ihn dir schwungvoll an den Kopf. "So. Würden Sie mir dann freundlicherweise zu Willen sein, Mr. Nashton?" Ich bin für einen Moment gewillt zu sagen »Willkommen in meiner Welt, Babs!«, lasse es dann aber bleiben. Vermutlich ist das besser so. Aber du hast recht: Ich weiß manchmal selber nicht, was ich eigentlich will. Zumindest was den emotionalen Aspekt betrifft. Ich habe zwar dieselben Bedürfnisse wie andere Menschen auch, aber es gibt da diese unsichtbare Mauer, die mich immer wieder daran hindert, mich unvoreingenommen auf Irgendwas oder Irgendwen einzulassen. Als du vom Tisch rutscht, beobachte ich dich interessiert. Ich weiß nicht, was du vorhast. Normalerweise kann ich sehr gut vorhersagen, was als nächstes passiert. Aber in diesem Moment bin ich wirklich ein wenig überfordert mit der Situation. Skeptisch sehe ich dir dabei zu, wie du zu meiner Pinnwand gehst, an der viele wichtige Dinge notiert waren. Hoffentlich bringst du Nichts durcheinander. Als du mich mit einem zusammen geknüllten Papier bewirfst, kann ich dich im ersten Moment nur vollkommen irritiert ansehen. Doch schon im nächsten Moment fange ich an zu lachen. Es ist ein Bild für die Götter, wie du provokant dastehst und die Hände in die Hüften stemmst. Deine Augen funkeln neckisch und animieren mich zu Etwas, was ich hinterher sicher bereuen werde. Zielstrebig gehe ich auf dich zu, bleibe dicht vor dir stehen, schlinge einen Arm um deine Hüfte und ziehe dich zu mir. "Das hättest du nicht tun sollen", raune ich dir zu und hauche dir einen Kuss auf die Nasenspitze. Ich kann es kaum fassen. So herzhaft habe ich dich noch nie lachen hören und als du mich auch noch an dich ziehst und küsst, ist es um mich geschehen. Na ja. Ein Kuss auf die Nase, wie man ihn einem Kind gibt. Scheinbar ist es wirklich an mir, die erste richtige Aktion zu machen. Machst du das mit Absicht? Willst du sehen, ob ich es damit wirklich ernst meine? Ich habe kein Problem damit, dir das zu beweisen. Ich halte dein Gesicht mit beiden Händen fest, damit du bloß nicht zurück kannst. Ich presse mich an dich und versuche so, jedes bisschen Luft zwischen uns zu verbannen. "Irgendetwas sagt mir, dass das genau das richtige war", erwidere ich verschmitzt. Ich muss mich strecken, um deine Lippen zu erreichen und dann erfahre ich endlich, wie es sich anfühlt, dich zu küssen. Es ist besser, als ich es mir in meinen unzähligen Träumereien je ausgemalt habe. Ich klammere mich an dir fest, damit ich nicht umkippe. Es fühlt sich gut an, endlich zu haben, was ich wollte. Und noch viel besser ist der Gedanke an das, was noch kommen wird. Für einige Herzschläge lasse ich deinen Kuss zu, ehe ich spürbar verkrampfe, dich an den Schultern packe und von mir weg schiebe. Ich sehe dich ein wenig verstört mit deutlicher Unsicherheit im Blick an und bin ziemlich sprachlos über deine forsche Herangehensweise. Auch wenn du es durch mein sonst selbstsicheres Auftreten nicht vermutest, bin ich mit dir ein wenig überfordert. Dein Interesse an mir macht mir sogar ein kleines bisschen Angst, denn ich verstehe es einfach nicht. Und das macht mich fast wahnsinnig. Etwas nicht zu wissen ist für mich ein absolutes No-Go. "Warum?", ist das Einzige, was mir über die Lippen kommt. Der Geschmack des Kusses auf meinen Lippen macht das Denken schwer, aber trotzdem nehme ich mir einen Moment, um über deine einfache Frage nachzudenken. Warum? Darüber habe ich mir selbst schon oft genug das Hirn zermartert. Warum kann ich mich nicht einfach für einen netten Jungen aus der Nachbarschaft interessieren oder den Quarterback in der Schule anhimmeln? Aber aus solchen Jungs mache ich mir Nichts und um ehrlich zu sein wollen sie meistens auch Nichts von mir. Du hingegen bist so viel mehr ... "Weißt du ...", fange ich vorsichtig an und streiche über deine Hände auf meinen Schultern. "Vielleicht liegt es daran, dass du so klug bist. Oder dass ich über deine Witze lachen kann. Oder dass du so gut aussiehst. Immer Zeit mit mir verbringst." Ich zucke mit einem schiefen Lächeln mit den Schultern und versuche, wieder näher an dich heranzukommen. "Vielleicht ist es aber auch einfach irgendeine magnetische Anziehungskraft, die verhindert, dass ich mich von dir fernhalten kann. Such dir was aus." Ich höre dir aufmerksam zu, aber irgendwie macht es deine Erklärung auch nicht besser. Verstehen kann ich es immer noch nicht richtig. Aber ich verstehe zumindest, was du meinst. Auch wenn ich mir eher die Zunge abschneiden würde als es zuzugeben, es gefällt mir, einem anderen Menschen - einer jungen Frau - so nah sein zu dürfen. Das ist etwas, was mir schon lange nicht mehr passiert ist. Als du meine Hände vorsichtig berührst, zucke ich tatsächlich ein wenig zusammen und hoffe inständig, dass du nicht merkst, wie unsicher ich in Wirklichkeit bin, wenn es um körperliche Nähe und Intimität geht. Ein bedeutungsloser One-Night-Stand, den ich in einer zwielichtigen Bar aufgerissen habe, ist etwas vollkommen anderes, als das hier. "Barbara ...", versuche ich erneut an deine Vernunft zu appellieren. Es war ein letzter verzweifelter Versuch, dich von etwas abzuhalten, was mir immer mehr gefällt. "Du bist noch so jung und ich bin zehn Jahre älter als du. Du weißt doch gar nicht, was du tust. Und du solltest es auf keinen Fall mit mir tun." Ich muss schwer an mich halten, um nicht endgültig ein genervtes Schnauben auszustoßen. Machst du es mir mit Absicht so schwer? Ich bin schon so unsicher genug, du brauchst mich nicht ständig zu erinnern, dass ich eigentlich noch viel nervöser sein sollte. „Eddie, spielt es denn eine Rolle, ob ich mit dir oder mit Jemandem in meinem Alter nicht weiß, was ich tue? Wahrscheinlich ist es sogar besser so, weil du mich mehr respektierst als irgendwer sonst …“ Werde ich jetzt schon melancholisch und beschwere mich über zu wenig Beachtung? Eigentlich gehört das nicht hierher. Am Ende verdrehst du mir noch die Worte im Mund und machst daraus einen Grund, die Sache sofort abzubrechen. Ich nehme deine Hände von meinen Schultern und lege sie zielgerichtet auf meine Hüften. „Also los. Ich bin ach so jung, habe keine Ahnung und du musst mich anleiten“, sage ich mit einem herausfordernden Grinsen. „Ich bin bereit, zu lernen, Herr Lehrer.“ Ich lege den Kopf in den Nacken, starre die Decke an und schicke ein Stoßgebet zum Himmel. Ich bin zwar nicht gläubig, aber das ist wohl ein Überbleibsel von der streng katholischen Erziehung meiner Mutter. Gott hab' sie selig. Was tue ich hier eigentlich? Ein minderjähriges Mädchen - hübsch und intelligent - versucht mich in meinem Büro im GCPD zu verführen. Und es gefällt mir! Eigentlich muss ich dich sofort vor die Tür setzen, dir erklären, dass du einen an der Waffel hast und dir die Tür vor der süßen Stupsnase zuknallen. Aber das kann ich nicht. Ich bringe es nicht übers Herz, denn es gefällt mir. Mir gefällt deine Aufmerksamkeit. Mir gefällt, dass du mich willst. Vermutlich würde jeder andere nicht mit dir verwandte Mann in diesem Gebäude sofort auf deine Provokationen eingehen, dich packen, auf den Schreibtisch werfen und Dinge mit dir tun, für die du nicht annähernd alt genug bist. Als du dann meine Hände nimmst und sie auf deine Hüften legst, muss ich dich wieder ansehen. Ich habe zwar keine Ahnung, was du in meinem Blick lesen kannst, aber in meinem Kopf rasen die Gedanken und mein Puls ist jenseits von Gut und Böse. Und ich bin definitiv noch zu jung für einen Herzinfarkt. In deinen Augen kann ich sehen, dass es dir wirklich ernst ist. Und dass du nicht locker lassen wirst, bis du deinen Willen bekommst. Und auch wenn ich genau weiß, dass es mich meine Karriere kosten kann, habe ich nicht mehr die Willenskraft, dich auf Distanz zu halten, ohne dir weh zu tun. Ich nehme eine Hand von deiner Hüfte, setze meine Brille ab und lege sie neben Deine auf meinem Schreibtisch. Dann betrachte ich dich für ein paar Sekunden. Du bist süß und wenn du erwachsen bist, bist du bestimmt eine Schönheit, die allen Männern den Kopf verdrehen wird. Mit meiner Hand, mit der ich mich gerade noch auf dem Schreibtisch abgestützt habe, berühre ich vorsichtig und zögernd deine Wange. Deine weiche Haut fühlt sich wunderbar warm an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)