Deine erfundene Frau von horo_koi (Dramione) ================================================================================ Kapitel 44: Flucht ------------------ Knurrend sah er sie an und versuchte seinen Arm zu heben um sich durch seine Haare zu streichen, doch es schmerzte zu sehr, als dass er ihn überhaupt nur bis zur Hälfte hoch bekam. „Was mit mir passiert ist, willst du wissen, Granger?“, fuhr er sie ungehalten an. Draco Malfoy war sauer und nicht nur ein wenig. Seine Wut war so greifbar, dass eine Gänsehaut ihren Körper überzog. War er vielleicht sogar noch betrunken, dass er nun so mit ihr umging? Nein, dass konnte sie sich nicht vorstellen. Narcissa hätte nicht zugelassen, dass Malfoy im betrunkenen Zustand, am helllichtem Tage, in der Nähe ihres Sohnes war. „Ja, das würde ich gern wissen, denn ich kann deinen Ausführungen nur schwer folgen, so zusammenhanglos wie sie sind“, antwortete sie ihm, versucht ruhe zu bewahren und ihn nicht an sich heranzulassen. Ihre Arme verschränkte sie vor ihrer Brust, musterte ihn noch einmal genaustens und erst dann fiel ihr auf, wie grobmotorisch seine Bewegungen waren und wie schwer sein Atem ging. Was hatte er nur getan um jetzt so ramponiert zu sein? Narcissa war keine Heilerin, das wusste sie. Narcissa kannte nur die einfachsten Heilungszauber. Schrammen verschwinden lassen, oder einen gebrochenen Zeh wieder zusammenschieben, wie es Luna einst bei Harrys Nase getan hatte. Doch viel mehr war bei ihr nicht drinnen. Dennoch erstaunte es sie, dass Malfoy sich nicht einmal die Kratzer hat wegzaubern lassen, sodass er weniger schlimm aussah. Vielleicht, so überlegte sie, sollten diese Verletzungen aber auch ein Mahnmal sein, damit er sich daran erinnerte was er getan hatte, damit er es nicht wiederholte. Seine Hand ballte sich zur Faust und Hermione bemerkte, dass allein diese Bewegung schon schmerzen verursachte, da er die Hand sofort wieder öffnete und in eine Schonhaltung brachte. Sie kannte diese Geste, war es doch mit ihrer Hand einst genauso gewesen, nachdem sie ihm ins Gesicht geschlagen hatte. „Ich bin gestern was trinken gewesen und dabei wurde ich von deinem ach so geliebten Lestrange begleitet. Seine Worte waren mehr als Aufschlussreich, wenn man bedenkt, was er mir damit sagen wollte. Also, Granger, ich rate dir langsam mal deinen süßen kleinen Mund aufzukriegen, bevor ich dir den Kiefer breche um herauszufinden, was für ein scheiß verficktes Spiel du hier mit mir und meiner Mutter spielst!“ Sprachlos sah sie ihn an, wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. War das sein Ernst? Sie spielte also die Spiele mit ihm und nicht umgekehrt? Wer war denn zu ihr gekommen um dieses lächerliche Theater einer völlig Fremden vorzuspielen, nur um sie in sein Bett zu kriegen? Verflucht nochmal, sie hatte gewusst, sie hätte nein sagen müssen. Nie im Leben hätte sie sich dazu hinreißen lassen dürfen, bei diesem verfluchten Theater mitzuspielen. Sie war doch keine Schauspielerin, sie war eine einfache Frau und Mutter, die ihre Ruhe haben wollte. Die einfach nur mit ihrem Sohn zusammenleben und wachsen wollte. „Ich?“, entkam es ihr schrill und die Blockade, die sie um sich gezogen hatte, als sie ihre Arme vor der Brust verschränkte, löste sich in Luft auf. Aufgebracht starrte sie ihn an, hob ihren Kopf trotzig, wie es immer schon ihre Angewohnheit war, da alle immer so viel größer schienen als sie. Irgendwie musste sie sich ja behaupten können, wenn sie sich schon nicht von ihrer Intelligenz einschüchtern ließen. „Ich, mein lieber, Malfoy, habe rein gar kein Spiel gespielt. Du kamst doch in mein Büro und hast mich genervt, ich soll bei deinem ach so verdammten Theaterstück die Hauptrolle als deine verhasste und doch vergötterte Ex-Frau spielen! Nicht ich habe dieses ganze Konstrukt aus Lügen um mich herum aufgebaut, dass nach und nach in sich zusammenzubrechen scheint, weil du mit den Ausmaßen, mit den Kreisen die es zieht, nicht gerechnet hast, weil du dem nicht gewachsen bist. Es ist dein Spiel, Malfoy, nicht meins! Es ist lediglich mein Leben, in das du nie wieder ein Fuß setzen solltest, in dem du nun aber, bei Merlins verfluchter Unterhose noch eins, eingetaucht bist und drohst zu ertrinken! Ich bin kein einfacher Mensch, kein einfach gestrickter Charakter, das weißt du sehr genau. Du kennst mich seit der ersten Klasse also komm mit den Konsequenzen klar, die es mit sich bringt, wenn man in mein Leben tritt. Denkst du Harry und Ron hätten mein Leben verstanden, würden mit all meinen Entscheidungen zufrieden sein? Du hast Harry gesehen, du hast ihn erlebt. Niemand kommt mit meinem Leben zurecht, nicht einmal ich selber, also wenn dir das verflucht noch einmal zu viel ist, Malfoy, dann verschwinde jetzt, genau jetzt in diesem Moment aus meinem Leben und komme nie wieder. Verschwinde für immer aus dem Leben meines Sohnes, aus dem Leben Harrys und all meiner Freunde. Zieh mit deiner ach so tollen neuen Freundin, Flamme, Verlobten, Betthäschen, oder weiß der Geier was diese Frau für dich ist, nach Frankreich und spielt euer beschissenes Reinblutleben dort weiter! Aber Dumbledore bewahre, verschwinde und lass dich nie wieder in unserem Leben blicken!“ Ausgepowert von ihrer Tirade, sackten ihre Schultern zusammen, als sie einige Male tief durchgeatmet hatte. Es war raus. Alles war raus. Sie hatte sich nicht mehr zurückhalten können, musste all ihrem Ärger, ihrem Frust, ihrer Wut und Verzweiflung Luft machen. Es war seine Schuld. Das alles hier. Alles was in der letzten Zeit passiert war, war seine Schuld und nicht ihre, denn sie hatte sich ihm nicht angenähert, das hatte er getan. Er wollte in ihr Leben treten. Wahrscheinlich lag sie damit aber wieder einmal falsch, denn das lag sie bei ihm des Öfteren. Er wollte nicht in ihr Leben treten, er wollte sie nur als Alibi, wie eine billige Nutte, die er dafür bezahlte, dass sie ihm etwas vorspielte. Nur mit dem Unterschied, dass sie selbst nicht bezahlt wurde für ihre Leistung, sondern dass sie dafür bezahlen musste. Ihre Nerven waren am Ende und erneut fragte sie sich, wie sie das alles nur hatte zulassen können. Warum sie ihn nur nicht machen lassen konnte. Stattdessen brach sie in seiner Wohnung ein und wollte belastende Beweise gegen seine Verlobte finden, um ihn zu schützen. Schützen vor etwas, dass sie selbst nicht zuzuordnen wusste. Dabei wollte er nicht einmal beschützt werden. Malfoy war ein Slytherin und diese durchdachten bekanntlich jeden ihrer anmutigen Schritte, bevor sie ihn taten. Egal wie lange sie dann für ihren Weg brauchten, sie taten nichts ohne sich abzusichern. Nur mit ihr hatte er nicht gerechnet. Mit der störrischen und chaotischen Gryffindor, die es tatsächlich nicht schaffte ihr Leben mit Kind auf die Reihe zu kriegen. Und dennoch, es war seine Schuld. Er hatte sie damals kaputt gemacht. Die Narben vom Krieg waren noch nicht verheilt gewesen, als sie mit ihm geschlafen und sich in ihn verliebt hatte. Seine Abfuhr hatte sie dann gänzlich gebrochen, hatte ihre Nerven sinken und ihre Geduld in Luft auflösen lassen. Zitternd stand sie vor ihm, den Blick gesenkt. Nur ein Gedanke beherrschte noch ihre Sinne. Weg. Sie musste weg. Weg von all diesen Leuten, all dieser Vergangenheit, die sie noch umbringen würde. Es war zu viel, dass ganze Spiel. Sie hatte sich überschätzt. Fliehen war der einzige Reflex, den ihr Körper noch ausführen konnte und als sie es versuchte, als sie ihren Schild fallen ließ und ihren Zauberstab in die Hand nahm, sah sie nichts mehr um sich herum, während sie sich zu drehen begann. „Granger, nicht!“, hörte sie noch Dracos Worte verworren im Strudel untergehen, zusammen mit ihren Sinnen verschwamm alles, bis ein heftiger Schmerz sie durchfuhr. Etwas zerrte an ihr, schien sie zu zerreißen. Ihre Glieder schmerzten und ihr Blut pulsierte viel zu heftig. Etwas Nasses benetzte ihre Kleidung und als sie aufhörte sich zu drehen, fiel sie. Zu schwach um sich abzufangen und voller Schmerzen, schrie Hermione. Verzweiflung, Schmerz und Trauer hatten sie dazu getrieben von dem Grundstück fliehen zu wollen, dass einen Schutzschild aufwies. Nichts und niemand, der nicht von dem Schutzschild des Hauses und Gartens als Familienmitglied angesehen wurde, konnte hinaus apparieren ohne zu zersplintern. Der Schmerz durchzog ihren gesamten Körper, sodass sie nicht einmal wusste, wo genau er her kam. Auch die hektischen Worte Dracos konnte sie nicht verstehen. Taubheit breitete sich langsam in ihr aus, ein Gefühl, dass sie bei den Schmerzen die sie hatte, herzlich willkommen hieß. Sie wusste, dass sie schrie und stöhnte, vernahm jedoch ihre eigene Stimme nicht mehr. Das Blut rauschte weiter und lauter in ihren Ohren, ließ alles andere untergehen, bis die Dunkelheit über sie herein brach. Schwärze baute sich, zusammen mit dem Taubheitsgefühl, in ihr auf und ließ alle Empfindungen verschwinden, bis sie gar nichts mehr fühlen konnte. Fassungslos hatte Draco mit angesehen, wie Hermione ihren Stab ergriff und kurz darauf begann zu verschwinden. Es schockte ihn, wie sehr er sie durcheinander gebracht hatte, wie sehr sie sich aufgeregt hatte und wie sehr sie zu leiden schien. Ihre Worte hatten ihm gezeigt, wie sehr sie mit sich haderte und es war ihm wieder in den Sinn gekommen, was Scorpius einst gesagt hatte, als er ihn gerade erst kennen lernte. Seine Mutter war oft am Ende mit ihren Nerven und schloss sich ein, um zu Heulen. Etwas, was er bis zu diesem Zeitpunkt nicht verstanden hatte. Granger war für ihn immer wie die Stärkste von allen rüber gekommen. Nie hatte sie sich beschwert, hatte gar alles in Kauf genommen, um gegen Voldemort zu kämpfen und nun war sie einfach am Ende. Draco wusste nicht, welche Last sie mit sich herum trug, dass sie so oft nervlich zusammenbrach, doch er wusste, dass dieses Mal nicht glimpflich ausgehen würde. Seinen Zauberstab ziehend wartete er wenige Sekunden, bevor sie auch schon schreiend vor ihm auftauchte. Dieser Moment war es, der ihn einfrieren ließ. Sein Zauberstab fiel ihm aus seiner Hand, als ihre Schreie in sein Ohr drangen und Bilder hervorriefen, die er längst vergessen haben wollte. Bilder von Blut, Tränen, Schweiß, Angst, Lachen und Folter. Hermiones Folter. Starr stand er da, unfähig ihr zu helfen, weil die Erinnerungen in seinem Kopf erschienen und ihn nicht reagieren ließen. Abermals in seinem Leben stand er auf dem Anwesen Malfoy Manor vor Hermione Granger, die vor Schmerzen schreiend am Boden vor ihm lag und Blut verlor, dass aus ihren Wunden lief. „Nein … nicht schon wieder, nicht noch einmal“, flüsterte er hektisch vor sich her und riss seine Hände an seine Ohren, ignorierte den betäubenden Schmerz der durch seine eigene ausgerenkte Schulter zog und presste sie so sehr gegen diese, dass er nichts mehr vernahm. Hoffte zu vernehmen, denn die Schreie waren lauter und nichts konnte sie davon abhalten in seinen Gehörgang vorzudringen und die Erinnerungen wachzurufen. Bilder tauchten vor ihm auf, zogen an ihm vorbei. Er vernahm die Stimme seiner verrückten Tante Bellatrix, die sich schreiend und zeternd über Hermione stürzte, ihr den Dolch in den Arm rammte und das Wort in diesen ritzte, dass er selber so viele Jahre lang, achtlos benutzt hatte. Ein Wort, das sie brandmarkte, wie das dunkle Mal ihn. Tränen bildeten sich in seinen Augen, ließen seine Sicht verschwimmen, als er die Lider wieder öffnete und versuchte wieder klare Konturen vor sich zu sehen. Bilder, die keine Bellatrix Lestrange beinhalteten. Nur langsam drang ein Schluchzen und Heulen zu ihm durch, vertrieben die Erinnerungen an vergangene Zeiten und ließen seinen Blick wieder für das Geschehen schärfen. „Mamaaaaa!“, heulte der kleine Junge, den er im ersten Moment gar nicht erkannte. „Draco, ruf die Heiler und bring deinen Sohn hier weg, verflucht!“, hörte er seine Mutter fluchen. Nie in seinem Leben hatte er sie zuvor solche Worte benutzen hören. Seit wann war sie überhaupt da? Warum hatte er nicht mitbekommen, dass sie aufgetaucht war? „Draco!“, fuhr sie ihn erneut scharf an, bevor sie abermals einen Spruch murmelte um Tränke zu sich schweben zu lassen. Seine Starre löste sich, als hätte seine Mutter ihn geschlagen, um ihn wieder ins hier und jetzt zu bringen. „Nun mach schon, sonst stirbt sie uns hier!“, fuhr sie ihn nochmals an und konzentrierte sich dann vollends auf die Schadensbegrenzung, die sie allein betreiben konnte, bis die Heiler auftauchen würden. Der Schock über das Bild, dass sich ihr geboten hatte, saß auch bei ihr tief, doch Dracos starre ließ sie handeln, ohne darüber nachzudenken, was überhaupt passiert war. Sicherlich, sie hatte die beiden Streiten hören, hatte jedoch schnell einen Zauber genutzt, sodass Scorpius nichts von dem Gespräch der beiden mitbekam, während er spielte. Erst als sie ihren Blick erneut besorgt hob, hatte sie das Ausmaß des Streits gesehen. Eilig war sie auf die Füße gesprungen und zu ihnen geeilt, konnte Draco jedoch nicht erreichen, da dieser viel zu geschockt schien. „Scorpius“, murmelte er den Namen des jämmerlich weinenden Jungen, der ihn so sehr an ihn selber erinnerte. Narcissa konzentrierte sich weiter auf Hermione, ließ sich nicht von den kläglichen Geräuschen des Jungen ablenken, den er an sich nahm und auf seine Arme hob. „Komm, sei stark, Scorpius, wir müssen deine Mama jetzt retten“, flüsterte er dem Jungen zu und lief, mit ihm auf seinen Armen, zurück ins Haus, wo er zum Kamin stürzte um Hilfe zu rufen. Noch während er das Flohpulver in den Kamin warf, ploppte neben ihm die Hauselfe seiner Mutter auf, die den Heiler ihres Vertrauens im Gepäck hatte. Irritiert sah er dabei zu, wie Heiler Mathews in den Garten eilte um Hermione zu helfen. „Trini hat den Herrn Heiler Mathews geholt. Trini hat mit angesehen, was passiert ist und wollte nicht, dass die Miss stirbt“, fiepste die kleine Elfe eingeschüchtert los und zog ihre Ohren dabei Dicht an ihren Kopf heran. „Danke, Trini“, kam es erleichtert von Draco, der dann jedoch erneut auf Scorpius aufmerksam wurde, da dieser in seinen Armen begann zu toben um zu seiner Mutter laufen zu können. „Shhh, ist gut Scorpius, deiner Mama wird nun geholfen, wir können gerade nichts tun“, versuchte er den Jungen zu beruhigen, der daraufhin nur noch lauter begann aufzuheulen und zu schniefen. „Mamaaa!“, hickste er schon, von dem vielen weinen. Fest biss Draco die Zähne zusammen und drückte ihn an sich, wollte ihm das Ganze am besten ersparen, doch war es zu spät. Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen und Hermione davor bewahren, zu zersplintern. Er wusste nicht einmal, wie schlimm sie dabei davon gekommen war, da er sie nicht wirklich gesehen hatte. Zu schnell hatten sich die Bilder der Folterung in seine Gedanken geschoben und ihm den Anblick Hermiones erspart. Beruhigend versuchte er Scorpius von dem Geschehen abzulenken, während er den Kamin freigab, sodass weitere Heiler, die Heiler Mathews rufen ließ, zu ihnen durch konnten. Er wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, bis er sah, wie Hermione vor den Heilern schwebte, umringt von ihnen. Seinen Blick auf Scorpius wendend, drückte er dessen Gesicht näher an seine Brust um ihn den weiteren schockierenden Anblick zu ersparen, der sich in sein noch junges Gehirn brennen würde. Die Heiler verschwanden und mit ihnen Hermione Granger, eine Kriegsheldin, die gegen Voldemort gekämpft und gewonnen hatte, doch wegen ihm, Draco Malfoy, drohte zu sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)