Sturm und Stille von Orpheliae (Thorki, Thor x Loki) ================================================================================ Kapitel 15: Chapter 14 ---------------------- Stunden vergingen, zahlreiche Stunden über Stunden, die an Thor vorbeiflossen, wie Wasser durch seine Finger. Stunden, die so schnell kamen, wie sie wieder gingen und die er nicht mit den Fingern festhalten konnte. Er bemühte sich nicht darum, auch nur eine dieser Stunden zu zählen, bemühte sich nicht, diese wahrzunehmen, oder die Zeit zu etwas zu nutzen. Der Nutzen dieser Stunden bestand einfach nur darin, da zu sitzen und zu starren, das Verlangen zu befriedigen, das in seinem Körper aufgekommen war und dort verweilte. Es war noch immer das einzige Gefühl, das in ihm herrschte, das seinem Körper und seiner Seele Leben einhauchte und es ihm möglich machte, zu denken. Es war einzig das Verlangen Loki zu sehen, dem er nachgab, und ihn diese vielen Stunden lang einfach nur anzustarren. Er wusste, dass der Gott der Lügen wusste, dass er ihn beobachtete, er hatte ihm seinen Blick zugewandt im ersten Moment, als Thor vor die Zelle trat und ihn ansah. Der blonde junge Mann hatte sich vor der Barriere der Zelle niedergelassen, hatte seine Mjölnir in seinen Schoß gelegt und seinen jüngeren Bruder einfach nur beobachtet, wortlos, mit einer Miene, die so leer war, dass sie nichts über ihn, oder seine Gefühle, hätte verraten können. Mit dem Leben, das Thor nun wieder durchströmte, war es ihm möglich, wieder zu denken, über die vergangenen Dinge nachzudenken und zu versuchen sie zu verarbeiten. Mit der Zeit hatte Loki die Anwesenheit seines Bruders wohl vergessen, er schenkte ihm keinerlei Beachtung mehr, sondern konzentrierte sich darauf, seinen Körper zu regenerieren. Auch wenn die Götter als unsterblich galten, so galt dies nur für die Dauer ihres Lebens, nicht für ihre Beständigkeit. Sie alterten kaum und wurden Jahrtausende alt, sie waren nur schwer zu töten und ihre Körper hielten viel stand, doch auch einen Gott konnte man durch eine Verletzung töten. Die gebrochenen Rippen des Jüngeren mussten sich in dessen Lungen gebohrt haben und das Blut, das nun in diese rann, machte es schwer für ihn zu atmen. Zudem musste jeder Atemzug, den er tat, unheimlich schmerzen, da er seinen Brustkorb mit jedem Atemzug heben und senken musste. Stunden hatte der Schwarzhaarige damit verbracht seinen Körper zu heilen und dabei nicht zu ersticken. Der Anblick schmerzte in der Seele des Donnergottes, doch dieser Schmerz war keineswegs unangenehm. Der Schmerz war neben dem Verlangen, das er befriedigte, das einzige Gefühl, das ihn durchströmte und jedes Gefühl war besser als die Leere, die er zuvor verspürt hatte. Diese Leere, die nichts weiter tat, als ihm weiszumachen, dass sein Leben sinnlos war. Als es dem Eingesperrten wieder etwas besser zu gehen schien und Thor seine Gedanken und Fragen, seine Beunruhigungen in seinen Gedanken sortiert hatte, legte er seinen Hammer neben sich ab und erhob sich langsam. Leise trat er in die Zelle ein und schloss diese hinter sich wieder. Sich ohne Mjölnir, oder irgendeine andere Waffe, in die Zelle des anderen Gottes zu begeben, war leichtsinnig und gefährlich, doch Thor wusste, dass Loki weder dazu in der Lage war, sich großartig gegen ihn aufzulehnen, noch Grund dazu hatte, in diesem Moment. Er brachte ihm Vertrauen gegenüber und hoffte den Anderen damit dazu zu bringen, ihm die ganze Wahrheit erzählen und jede seiner Fragen zu beantworten. Noch gut eine halbe Stunde stand er einfach nur da und blickte zu ihm herüber, noch einmal ordnete er seine Gedanken. „All die Zeit?“, seine Stimme war leise und rau, als hätte er stundenlang geschrien, als hätte er zu den Göttern der Götter gebetet und diese angeschrien ihm zu helfen. Er brauchte keine klaren Fragen zu formulieren, er wusste, Loki würde ihn verstehen und würde ihm alles erzählen, alles verraten, was er von ihm wissen wollte. Außerdem wusste er, dass Loki die Wahrheit sagen würde. Der jüngere Gott hob den Kopf nicht, er sah Thor nicht an, sah nicht zu ihm auf und schwieg erst einige Sekunden, ehe er weiterhin stumm nickte. Thor schluckte trocken, er wusste, dass der Allvater die Wahrheit gesagt hatte, er wusste, dass er ihn nicht anlügen würde, doch er wollte aus dem Mund des Gottes der Lügen etwas anderes hören. Er wollte hören, dass es sein Vater war, der ihn belogen hatte, er verlangte das Unmögliche. „Warum?“, seine Stimme kratzte, doch er räusperte sich nicht, war viel zu sehr damit beschäftigt auf eine Antwort zu warten und zu versuchen, sie aus seinem Gegenüber heraus zu starren, ihn mit seinem Blick zu durchbohren. Noch einige, endlos lange Momente schwieg Loki und starrte den Boden so fest fixiert an, wie sein Bruder ihn, dann endlich, antwortete er und hob dabei seinen Blick: „Weil ich dich auf Midgard halten wollte. Weil ich dir einen Grund geben wollte, auf den Thron zu verzichten. Ich wollte König sein, ich wollte herrschen, ich wollte Macht.“ Der schmale und junge Gott sah Thor entgegen, sah ihm tief in die Augen, baute Blickkontakt zu ihm auf und traf dessen Blick, sodass der Donnergott tief in die Augen des Anderen sehen konnte. Durch das helle Grün schien er praktisch hindurchzusehen, hindurch bis direkt in die Seele des Jotun. Er sprach definitiv die Wahrheit, so viel stand fest. „Zum Schluss...habe ich mich einfach vor Odin versteckt...“ Loki hatte Schutz bei ihm gesucht, Schutz vor seinem Vater, dem Mann, der ihm das alles angetan hatte, der ihm die Gier nach Macht anerzogen hatte, ihm weisgemacht hatte, dass Macht der einzige Schlüssel zu Anerkennung, Ruhm und Loyalität war. Ebenso der einzige Schlüssel zu Liebe und Vertrauen. „Also,...hat Jane-...“ „Nie existiert...“, hauchte der innerlich, wie äußerlich verletzte Gott ihm entgegen und seine Stimme zitterte bei diesen Worten. Dort war sie wieder, die Angst vor Thor, die Angst seines Bruders vor ihm selbst. Sie stach ihm tief ins Herz, doch dies machte es ihm einfacher zu denken. Sie machte es ihm einfacher, zu entscheiden, was er nun tun sollte, wie er weiterhin vorgehen und verfahren wollte. Wenn Loki Jane war, gab es eine Entscheidung zu treffen, die für ihn unmöglich war, gefällt zu werden. Die Entscheidung zwischen zwei Personen, die er liebte, zu entscheiden. Die Entscheidung einem der beiden die Identität, oder besser gesagt, das Leben zu nehmen Er sollte zornig sein, sollte mit Wut gefüllt sein, auf das sie in ihm überschäumte, wie kochendes Wasser den Topf einer jungen Maid. Sie sollte Rauschen wie das Meer, das gegen die Klippen eines Strandes wütete. Er konnte es noch immer nicht glauben, konnte es nicht wahrhaben, es nicht wissen, wollte es nicht begreifen und eines Besseren belehrt werden. Langsam ging er die verbliebenen Schritte auf den jungen Jotun zu und sah ihn weiterhin mit einer leeren und kalten Miene an, die sogar die Kreaturen in Jotunheim hätte erfrieren lassen. Er kniete sich nieder, begab sich neben ihn, auf eine Stufe mit ihm, und sah seinen geliebten Bruder an. Er liebte ihn, wie er es immer getan hatte, auch wenn er diese Liebe durch den Hass, der in seine Seele gepflanzt wurde, vergessen hatte. Er wollte Gewissheit, wollte es prüfen, wollte Jane. „Sei....sie...“, hauchte er seinem Bruder entgegen und dieser leuchtete kurz grünlich auf. Er musste ihm diesen Befehl erteilen. Er konnte es nicht länger ertragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)