Alles oder nichts von canina ================================================================================ Kapitel 24: Veränderungen und Neuanfänge... ------------------------------------------- Sie essen zusammen und geniessen die Wärme, welche von der von draussen hereinscheinenden Frühlingssonne ausgeht. John geniesst das Ganze noch mehr, denn Sherlock isst wieder, greift sogar mit einem Lächeln zu. Er isst wieder und das mit Freuden. Das erwärmt Johns Herz, lässt ihn lächeln. Das entgeht Sherlock nicht und schaut ihn etwas verwundert an. «Was ist?», fragt er. «Nichts, ich liebe es einfach nur mit dir zusammen zu essen.» Sherlock erwidert nichts und greift schon wieder nach einem Brötchen, das dritte heute schon. Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt haben, will John aufstehen, um sich richtig anzuziehen. «Warte, ich helfe dir», sagt Sherlock und hilft seinem Freund auf die Beine. Wacklig und unsicher läuft der Doktor ein paar Schritte. Es ist ein Wunder, dass er das immer noch kann, schliesslich ist er jetzt 15 Jahre lang gelegen. Nach ein paar Schritten ist sich John sicher, dass er es alleine kann und lässt Sherlock los. Tatsächlich läuft er jetzt sicherer und wankt nur noch ein paar Mal. Die Ärztin hat ihm vorhin die Infusionen abgenommen. Die bräuchte er jetzt nicht mehr, hat sie gesagt. John freut sich, dass er noch laufen kann. Als Arzt weiss er, dass Leute, die im Koma waren, meistens irgendwelche Fähigkeiten verlieren, auch wenn sie so normal, wie Laufen sind. «Sind meine Kleider noch da?», fragt plötzlich der Ältere. «Ja, ich habe sie hier», antwortet der Jüngere. Als John im Koma lag, hat Sherlock die Kleider manchmal zum Schlafen als Kopfunterlage gebraucht, da sie so sehr nach seinem Freund rochen. Sherlock gibt sie dem Blonden, der schon das weisse Hemd ausgezogen hat. Er geht ins Bad, dicht gefolgt vom Lockenkopf. Dieser folgt ihm, da er ja nicht weiss, ob John plötzlich einen Schwächeanfall bekommt und umfällt, oder Schlimmeres. John steht vor dem Badezimmerspiegel und betrachtet sich kritisch. «Ich muss wieder trainieren gehen. Meine Muskeln... Sie sind weg.» «Du warst ja jetzt auch lange im Bett. Aber auch ohne Muskeln siehst du gut aus», ertönt der tiefe Bariton Sherlocks hinter ihm. John dreht sich um und küsst seinen Freund. «Mir gefällt es aber nicht», flüstert er. «Wie sollte ich dich denn dann beschützen, falls jemand dich entführen wollte, Sherlock?» «Du hast mich gar nicht zu beschützen! Ich tue es ab jetzt bei dir!» Der Ältere lächelt nur und verschwindet unter der Dusche. Der Jüngere steht unschlüssig im Bad und versinkt in seine Denkposition. Er ist so glücklich, dass sein Freund wieder da ist, dass wieder alles so wie früher wird. Sie werden wieder zusammen wohnen, zusammen Fälle aufklären, zusammen sein. Nichts und niemand wird sie je wieder auseinander bringen können! Nach einigen Minuten kommt John aus der Dusche, sein Haar nass und triefend. Er rubbelt sich die Haare, bis sie einigermassen trocken sind und zieht sich dann an. Sherlock beobachtet ihn unschlüssig, weiss nicht, was er sagen soll. Der Arzt freut sich, dass er wieder normale Kleider tragen darf und nicht immer in diesem viel zu langen Hemd sein muss. «Das ist ein gutes Gefühl, wieder zu leben!» «Du hast ja immer gelebt, John. Du warst nie tot.» «Nein, aber das hier ist richtiges LEBEN! Das hier ist das, was ich mir die ganzen Jahre so sehr ersehnt und erwünscht habe.» Der Detective schaut seinen Freund an. Der Arzt schaut zurück und plötzlich liegen sie in den Armen des Anderen. Sie umarmen sich, küssen sich, liebkosen sich. Wie lange konnten sie dies nicht machen? 15 Jahre sind eine Ewigkeit! Die Küsse gehen von sehnsuchtsvoll, über liebevoll, bis sie dann plötzlich leidenschaftlich werden. «Halt... Sherlock... Ni... Nicht hier», keucht John. Sherlock hört sofort auf, wird sich wieder gewiss, wo sie sind, dass sie nicht bei sich zu Hause, sondern im Spital sind und dass Johns Tochter noch hier im Zimmer liegt. Sie muss ja nicht unbedingt mitbekommen, was ihr Vater da macht. «Ich.. frage dann mal, wann ich wieder entlassen werden kann», stottert John. «Nein, ich mache das! Du bist gerade erst aus dem Koma erwacht! Du solltest jetzt noch keine allzu grosse, körperliche Anstrengung tätigen.» Der Doktor lacht auf: «Keine körperliche Anstrengung? Was war denn das eben?» Dagegen erwidert der Detective nichts und setzt seine beleidigte-Leberwurst-Miene auf. Der Blonde kann nicht anders und küsst den Dunkelhaarigen kurzerhand auf den Mund. Daraufhin entfernt sich der Detective. John seufzt und geht wieder zum Bett. Er setzt sich ab und denkt nach. Klar, Sherlock hat ja Recht, aber er will sich so schnell wie möglich wieder in sein altes Leben integrieren. John steht auf und geht zu Laras Bett. Er betrachtet sie lange, prägt sich jeden Zentimeter ihres Gesichtes ein. «Das ist also meine Tochter», murmelt er. Er steht vor ihrem Bett und denkt nach. Über alles, über seine Tochter, über Sherlock, über sein Verscheiden, was zum Glück doch nicht eintraf. «John, du darfst, wenn alles gut geht, morgen nach Hause», freut sich Sherlock, als er wieder zur Türe hereinkommt. «W...wunderbar! Das... ist super...», antwortet John. «Warum zögerst du?» «Ich weiss nicht. Es sind 15 Jahre vergangen, alles hat sich verändert. Ich habe mich verändert, meine Umgebung ist nicht mehr dieselbe. Sherlock, ich... habe Angst.» Sherlock nimmt seinen Freund in den Arm. «Du musst keine Angst haben. Ich bin bei dir, wir werden das durchstehen, zusammen. So viel hat sich ja auch wieder nicht verändert. Mrs. Hudson lebt noch, sie ist eine zähe, alte Frau. Sie wird zwar immer gebrechlicher, doch sie lebt noch. Sie hat sich die ganze Zeit Sorgen um dich gemacht. Wie ich, Greg und Molly auch. Sie alle sind immer wieder gekommen, haben dich besucht. Nichts hat sich verändert. Na ja, vielleicht doch. Greg hat eine Freundin, sie sind jetzt schon 5 Jahre zusammen. Molly, nun, du weisst ja, wie sie ist. Immer wieder hatte sie einen Freund, was aber niemals lange dauerte. Zur Zeit hat sie keinen. Und ich... Nun ja, ich bin älter geworden. Ich war traurig, dich nicht mehr zu haben, doch jetzt... bin ich wohl der glücklichste Mensch auf Erden», flüstert Sherlock seinem Freund ins Ohr. John wartet einige Augenblicke, dann sagt er: «Du hast vergessen, dass ich jetzt eine Tochter habe, die mir ihr Herz gegeben hat.» «Ja, ich habe deine Tochter vergessen. Sie... ist wirklich ein liebes Mädchen, wie ihr Vater.» Dieser lächelt, als er das hört. Es ist schon sehr erstaunlich, wie emotional Sherlock plötzlich geworden ist. Das kommt wohl davon, dass er erlebt hat, dass jemand, den er sehr gerne hat, ihm weggenommen wird von etwas, das stärker ist als er und das man nicht einmal mit allem Geld der Welt beeindrucken oder wegmachen könnte. Nach einer Weile löst sich der Detective von John. Er hält ihn zwar immer noch fest, doch umarmen sie sich nicht mehr. «Weisst du noch, was ich dir gesagt habe, bevor... bevor du... ins Koma gefallen bist?», fragt er ihn. «Meinst du... das... mit dem alles oder nichts?» «Ja. Ich meine genau das. Ich will alles von dir. Willst du es immer noch? Willst du mich immer noch heiraten?» «Sherlock, ich habe es damals ernst gemeint und heute genauso. Ja, ich will. Aber...» «Aber?» «Aber ich finde es sehr eigenartig, dass genau DU so etwas sagst. Ich meine... du...» «Ich habe etwas entdeckt. Ich habe etwas bei mir herausgefunden. Es ist so, dass ich vorher nie so etwas wie Liebe spüren konnte, habe den chemischen Defekt verdrängt, doch dann kamst du. Ich war zu schwach, gegen meinen Körper und meine Gefühle anzukämpfen. Es ging einfach nicht mehr, also liess ich los. Ich liess es tun, was es tun wollte. Ich fing an, dich von meinem ganzen Herzen zu lieben. Wobei Liebe ja im Hirn passiert und nicht im... Egal. Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass du der einzige Mensch sein wirst, den ich je lieben werde. Niemanden nach dir werde ich so abgöttisch lieben, wie dich. Damals bin ich zum Schluss gekommen, dass ich mit dir den Rest meines Lebens verbringen will und nur mit dir. Dies hat sich noch mehr verstärkt, als Dewitt dich entführt hat und ich gefunden habe, geschunden und halb tot. Nun und jetzt weiss ich, wie sehr ich dich vermisst habe diese ganzen Jahre lang. Ich will dieses Gefühl nie mehr fühlen, etwas verpasst zu haben. Deshalb will ich es.» John ist perplex. Solch einen Gefühlsausbruch von Sherlock hätte er nicht erwartet. Doch es erfüllt ihn mit Freude, so etwas aus dem Mund eines hoch funktionalen Soziopathen zu hören. «Das... ist wunderschön...», flüstert er, nicht die richtigen Worte findend. Er kann seine Gefühle nicht ausdrücken, so sehr prasseln sie auf ihn nieder. Doch ein Gefühl ist am aller stärksten: Liebe. Plötzlich hören die zwei ein Stöhnen hinter ihnen. John dreht sich blitzschnell um und da sieht er es. Oder besser gesagt, sie. Lara. Sie ist wohl gerade erwacht, eine Woche zu früh. Sie liegt auf dem Bett, die Augen zugekniffen. Sie stöhnt, irgendetwas tut ihr wohl weh. John geht sofort zu ihr, irgendetwas sagt ihm, dass er seine Hand beruhigend auf ihren Arm legen soll. Als er es tut, stöhnt sie schon nicht mehr so fest. Mit beruhigenden Worten redet er auf sie ein: «Lara, ich bin es. John... dein Vater. Es ist alles gut. Ich... bin da. Tut dir etwas weh?» «Mmmmmh... mhm!», stöhnt sie. «Was denn?» «Herz...» Beim Doktor läuten sofort die Alarmglocken. Nach aussen hin beruhigt, innen aufgewühlt, drückt er den Klingelknopf. Sofort kommt Julie herein. John erklärt ihr irgendetwas in „Doktor-Sprache“. Sie ruft sofort per Funkgerät ihre Kollegen zusammen. Nach einigen Sekunden sind diese auch schon da. Einen besorgten John und einen nachdenklichen Sherlock zurücklassend, schiebt Julie mit ihren Kollegen das Bett des Mädchens aus dem Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)