Alles oder nichts von canina ================================================================================ Kapitel 21: Herz zu Verschenken... ---------------------------------- Lara liegt auf einem Krankenhausbett in einem weissen Krankenhauskittel. Die weissgetünchten Wände und die weiss gekleideten Ärzte erdrücken sie fast, das ganze Weiss wird langsam zur Qual. Doch das muss sie nicht länger sehen. Sie schliesst die Augen und lässt das Narkosemittel auf sich wirken. Es ist nun eine Woche seit Laras Entscheidung vergangen und sie hat sich schlussendlich wirklich dazu entschieden, ihr Herz zu geben. Die etlichen Besuchen bei ihrem Vater bestärkten sie nur noch mehr in ihrem Entscheid. Julie hat verzweifelt versucht sie von ihrem Unterfangen abzubringen, sie zu überreden, es nicht zu tun, doch es blieb bei den kläglichen Versuchen. Als Lara ihre Entscheidung Sherlock mitteilte, war dieser zuerst sehr schweigsam. Er ging, ohne ein Wort zu sagen, aus Johns Zimmer und Lara sah ihn erst am übernächsten Tag wieder. Als er sie dann sah, lief er sofort zu ihr und nahm sie, zu aller Anwesenden erstaunen, in den Arm. Er drückte sie fest und flüsterte ihr ein „Danke“ ins Ohr. Molly, die auch gerade oben war, beachtete er nicht und dann ist er auch schon wieder so schnell, wie er gekommen war, gegangen. Lara stand noch einige Minuten regungslos da, doch dann musste sie plötzlich lachen. Lauthals lachte sie los und Molly schaute ihr entgeistert zu. «Was denn?», fragt Lara, den Tränen vor Lachen nahe. Molly gab keine Antwort und doch stand ihr eine Frage ins Gesicht geschrieben. Auch ohne Worte konnte Lara sie deuten. «Warum ich lache? Nun, da es so absurd ist! Ich gebe mein Herz meinem Vater und deshalb bedankt sich Sherlock bei mir. Dieser Typ, der sich doch sonst nie bedankt!» Molly nickte nur verständnislos. Allie haben sie nichts gesagt, sie soll sich ja keine falschen Sorgen machen! Ihre Tochter kann jetzt selber Entscheidungen treffen und weiss, wie sie sich auswirken! Ja und Selina wollte natürlich auch nicht, dass sich Lara unters Messer legt. Doch sie konnte ihre Freundin nicht davon abbringen, deshalb liess sie es schlussendlich zu. Sie half ihr sogar die letzten Sachen zu machen, welche sie noch erleben wollte. Sie half ihr, ihren Lieblingsplatz aufzusuchen und sie ging mit, als Lara sich von der Stadt verabschiedete, indem sie noch einmal quer durch London lief. Doch mit jedem Schritt, den sie gingen, wurde Selina trauriger und am Schluss liefen ihr dicke Tränen die Wangen hinunter. Lara dagegen wurde immer froher, freute sich, dass sie in dieser Stadt leben durfte, dass sie in der weltberühmten Stadt London ihr Leben leben durfte. An das Erlebte denkend, schläft das Mädchen ein. Zuerst ist es wie richtiger Schlaf, wie wenn man vor Müdigkeit die Augen zumacht und dann selig einschläft. Doch dann wird die Dunkelheit undurchdringbar, wie Wasserschwaden wabern sie um das Mädchen herum. Kein Entkommen, kein Entfliehen, es gibt nichts. Keinen Lichtschimmer, keinen Ton, keine Farben, einfach nichts. Alles ist dunkel und trostlos. Dunkelheit und undurchdringbare, schwarze Schwaden umgeben sie. Keine Abwechslung, keine Hoffnung auf ein Wiedererwachen. «Tupfer», sagt Julie ruhig. Er wird ihr in die Hand gedrückt. Sofort verlangt sie nach einem Skalpell, dann wieder nach dem Tupfer. Sie führt diese Operation durch, obwohl sie es fast nicht übers Herz bringen konnte, das Mädchen zu narkotisieren. Zur gleichen Zeit wird auch Johns Herz entfernt, das heisst die beiden Ärzte müssen zeitgleich arbeiten. Das ist die schwierigste aller Aufgaben. Wenn sie es nicht schaffen, sind beide Patienten verloren. Ohne Herz und somit ohne lebenswichtige Pumpe, würden die beiden sterben. Deshalb muss alles zeitgleich, ja sogar am gleichen Ort geschehen. Die Operation wird im grössten Operationssaal vollbracht, über den sie verfügen. Dennoch ist es sehr eng hier drin. Er wurde ja eigentlich schon für grössere Operationen gemacht, dennoch ist es enorm eng. Die Ärzte und Schwester stehen sich die ganze Zeit im Weg, was das Ganze umso schwieriger gestaltet. Obwohl sie schon mit dem Geringsten an Personal auskommen müssen, ist der Platz beschränkt. Dennoch kommen die Ärzte zurecht. «Durch», sagt Julie nur, als sie das Herz der kleinen Lara vom Körper abgetrennt hat. Jetzt muss alles schnell gehen, muss alles reibungslos verlaufen. Der andere Doktor, ein älterer Herr, mit sehr viel Berufserfahrung, nickt mit dem Kopf und die eigentliche Transplantation beginnt. Die beiden Ärzte tauschen die Herzen aus, stetig darauf bedacht, dass sie hier auf Zeit spielen. Als die beiden pochenden Organe in den Körpern verschwinden, atmen die Ärzte und Schwester auf. Puh, es ist geschafft! Jetzt heisst es nur noch die Herzen mit den Körpern zu verbinden. Doch dies ist leichter gesagt, als getan. «Schere», ertönt es vom Doktor. Sofort wird sie gereicht. Die Herzchirurgin Dr. Gordon verlangt einen Tupfer. Das stetige Piepsen der Geräte geht allen Anwesenden auf die Nerven, da dies sie nicht gerade beruhigt. Es ist wirklich sehr anstrengend unter Zeitdruck zu stehen, Bekannte zu behandeln und dann noch diese Geräusche zu hören. Eine Schwester ist schon rausgegangen, sie konnte nicht mehr. Der ganze Druck und die Aufregung ist ihr zu Kopf gestiegen und sie musste raus. Draussen wurde sie sofort vom wartenden Sherlock mit Fragen überhäuft. Dies alles konnte sie nicht mehr aushalten und brach in Tränen aus. Sherlock verstand natürlich nichts von der ganzen Aufregung und setzte wieder seine Denkermiene auf. Er liess die arme Frau weiter weinen und schwieg. Es macht ihn insgeheim traurig, dass Lara sich für seinen Freund opfert, doch natürlich ist er glücklich darüber, John bald wieder zuhaben. Vorausgesetzt, es klappt alles, wie es sein sollte. Sherlock hofft so sehr auf einen guten Ausgang, er hofft so sehr auf ein Wunder. Die Hoffnung des Lockenkopfes verschwindet jedoch mit jeder Sekunde, in der Lara und John im Operationssaal verbringen. In jeder Sekunde, in der der Detective nichts von den beiden hört, wird er ungeduldiger, beunruhigter. Also klammert er sich an jeden Strohhalm, klammert er sich an jeden Funken Hoffnung, der ihm bleibt. Der Detective will es sich nicht eingestehen, doch hat er in letzter Zeit Johns Tochter ein bisschen ins Herz geschlossen. Er mag sie und ist auch traurig, dass sie ihr Leben für das seines Arztes gibt. Doch die Trauer wird von der Glückseligkeit verdrängt. Endlich wird er John wieder fühlen, endlich wird dieser erwachen, endlich wird er ihn wieder sprechen hören! Es ist alles so wunderbar, dass Sherlock doch noch ein kleines Lächeln übers Gesicht huscht. Doch es verschwindet schnell, denn ihm fällt gerade ein, in welcher Gefahr sein Freund gerade ist. Ein kleiner Fehler, eine kleine Unachtsamkeit und John ist tot! Ein kleiner Pfusch auf Seiten der Ärzte und sein liebster Freund ist für immer weg! Doch Sherlock hat sich auch dafür etwas überlegt. Er würde sich nämlich dann auch umbringen. Dann könnte er wenigstens am Ort nach dem Tod mit dem Blonden wieder vereint sein. Plötzlich wird die Türe aufgestossen und eine weitere Schwester kommt raus. Sherlock will sich sofort auf sie stürzen und sie mit Fragen bewerfen, doch da kommt auch schon die nächste. Die Operation ist wohl durch. Als der Detective auf die Uhr schaut, sieht er, dass nun schon seit dem Anfang der Operation 7 Stunden vergangen sind! Da kommt die erschöpfte Julie aus dem Saal. Die Hände voller Blut, einen müden Gesichtsausdruck aufgesetzt. «Was ist los? Sagen Sie schon! Ist etwas passiert», fragt der aufgeregte Sherlock die arme Ärztin. Sie atmet tief durch, trinkt zuerst seelenruhig ein paar Schlucke Wasser. Dann dreht sie sich zu ihm um und sagt: «Nun, die Operation ist durch.» «Und? Ist alles gut gegangen? Hat alles geklappt? Gab es... Komplikationen?» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)