Alles oder nichts von canina ================================================================================ Kapitel 15: 15 Jahre später... ------------------------------ Sherlock sitzt neben John am Bett, hält seine Hand, schaut seinem Freund zu, wie er ein- und ausatmet. John hängt nun schon seit der 'Herzattacke' an lebenserhaltenden Maschinen. Das ist nun schon 15 Jahre her. Seit damals haben ihn die Ärzte an die Maschinen gehängt, sonst würde er sofort sterben. Er hatte damals sehr grosse Herzprobleme, sein Herz machte nicht mehr richtig mit. Jetzt ist er auch in einem erbärmlichen Zustand, er kann nichts tun, liegt im künstlichen Koma und wartet eigentlich darauf, dass die Ärzte die Geräte abstellen. Irgendwann tun sie es ja. Sherlock kann es aber nicht übers Herz bringen, seinen Freund aus dem Leben zu holen. Auch wenn er nicht mit ihm sprechen kann, seine Stimme vermisst, seine Berührungen, seine Küsse, so kann er nicht daran denken seinen Freund tot zu sehen. Der Detective ist jeden Tag ins Barts gekommen, um seinen einzigen Freund zu besuchen. Nachdem die Ärzte den Doktor ins künstliche Koma versetzt haben und alles in Ordnung war, haben sie ihn von Nordengland nach London transportiert. So muss Sherlock nicht mehr im Spital übernachten, was er jedoch am Anfang immer noch getan hat. Er hofft die ganze Zeit auf ein Wunder, wird auch nie die Hoffnung aufgeben, seinen Freund eines Tages wieder berühren zu können, küssen zu können, seiner Stimme zuhören zu können. Es ist ein Wunder, dass Sherlock noch nicht den Drogen verfallen ist. Das ging aber nur durch die stetige Hilfe Mollys und Gregs. Diese haben ihn immer tatkräftig wieder aufgebaut, sobald er wieder so traurig war und Drogen nehmen wollte. Molly schlief anfangs auch noch im Spital, Greg musste nach Hause, um den Papierkram zu erledigen. Doch jetzt kommen sie, wenn überhaupt, nur noch ein Mal pro Woche. Doch das ist dennoch schön, schliesslich sind es ganze 15 Jahre! Sherlock wollte jeden Tag bei John sein, ihm immer die Hand halten. Er hat es bisher auch geschafft, manchmal weniger lang, manchmal länger im Krankenhaus zu verbringen. Er ist nun schon sehr berühmt hier, alle kennen den grosse, dunkelhaarigen Mann, dessen Herz nur für einen Menschen schlägt. Dessen Herz nur für John schlägt. Die Ärzte haben John schon lange abgeschrieben, sie behalten ihn nur hier, weil Mycroft ihnen die Krankenhauskosten bezahlt. Dieser ist, nachdem er das mit John vernommen hat, sofort hergekommen, hat alles in die Wege geleitet, damit man John so lange am Leben lässt, wie Sherlock dies will. Die Ärzte schütteln jedes Mal die Köpfe, wenn es wieder darum geht, zu entscheiden, ob John noch weiter am Leben erhalten bleiben soll. Doch die beiden Holmes-Brüder beharren jedes Mal darauf, dem Doktor noch weiter zu erhalten. Mycroft tut dies nur aus Bruderliebe, auch wenn das niemand denken würde. Er hat ja eigentlich seinen Bruder enorm gern, er liebt ihn. Er würde es niemals zulassen, dass ihm jemand Schmerzen zufügt. Deshalb lässt er John leben, da er auch weiss, dass John das Einzige wäre, für das sein Bruder sterben würde. «Hallo Sherlock», ertönt plötzlich die Stimme Allies. Sherlock begrüsst sie mit einem Nicken. Sie kommt auch immer wieder, zwar unregelmässig, aber immerhin. Sie hat Gewissensbisse, da sie John so ungeniert hintergangen hatte. Nun kommt sie, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen und um dann nicht blöd dazustehen, falls John wieder aufwachen sollte. Sie schaut mitleidig auf John hinab, wie sie es jedes Mal tut, wenn sie vorbeikommt. Sherlock widert dieses falsche Mitleid an, er hasst Allie. Aber er lässt sie machen, er ist zu schwach,um noch irgendetwas anderes zu tun, als nur dazusitzen und zuzusehen. Die Besuche bei John machen Sherlock schwach, zeigen ihm, wie schwach er eigentlich ist. Wie stark die Welt ist, wie schwach ein einzelner Mensch ist, wie schwach Sherlock Holmes ist. Es macht ihn wütend und traurig, dass er nichts tun kann. Er würde so gerne mit John tauschen, es wäre so schön, wenn er wieder herumlaufen, sprechen und lachen könnte. Sherlock würde so gerne mit dem Blonden tauschen, würde ihm sein Leben schenken, würde an seiner Stelle hier liegen. Doch leider geht das nicht und genau das macht Sherlock noch wütender. Es macht ihn zornig zu erkennen, dass Johns Koma über Sherlocks Fähigkeiten liegt, dass Sherlock einfach nichts tun kann, um seinen Freund aus der Starre herauszuholen. Allie streichelt John gerade über die Hand. Das ist zu viel! Sie muss nicht denken, sie könne so einfach den liebenswertesten Menschen auf Erden hintergehen und dann einen auf 'heile Welt machen'! Sherlock steht aus seinem Stuhl auf und schaut sie zornig an. Sie bemerkt es und blickt ihrerseits den Lockenkopf verwirrt an. «Was denn?», fragt sie. «Gehen Sie! Er will es nicht!» «Was? Woher wollen Sie das denn wissen?», fragt sie schnippisch zurück. «Ich spüre es!» Sie lacht Sherlock aus, doch dann geht sie. Oh ja, Sherlock hasst Allie. Er kann einfach nicht verstehen, wie John mit ihr Beischlaf haben konnte. Mit solch einer Zicke?! Sherlock setzt sich wieder auf seinen Stuhl neben Johns Bett und hält seine Hand. Dann legt er seinen Kopf auf die Brust des Blonden und seufzt. Die vielen Kabel und Schläuche, an denen John hängt, stören den Detective, doch er kann nichts dagegen tun, sonst unterschreibt er das  Todesurteil des Doktors. «Ach John, wach wieder auf. Bitte», fleht der Lockenkopf. Sherlock hört das schwache Herz Johns schlagen. Das schwache Herz, weswegen sie John in das künstliche Koma versetzen musste. Denn wegen dem wäre John fast gestorben. Sein Herz hat die ganzen Strapazen nicht mehr mitgemacht, wollte einfach aufhören zu schlagen. Doch die Ärzte haben es wieder dazu gebracht, zwar nur schwach, aber immerhin lebt John wieder. Doch was ist das für ein Leben? Eingekerkert in einem Kokon aus Dunkelheit und Schwärze, in einem Kokon in dem es keine Freude, kein Licht, keine guten Gefühle und keine Liebe gibt. Sherlock hat es sich immer wieder überlegt, John von diesem Leben zu erlösen, aber der Detective konnte es nie übers Herz bringen. Man könnte sagen, er wäre egoistisch, weil er nicht will, dass John von diesem Leben erlöst wird, da Sherlock es nicht ertragen könnte ohne ihn zu leben. Doch man kann auch von einer enormen Liebe sprechen, die Sherlocks Herz ergriffen hat. Er würde niemals sagen, dass sein Freund tot ist, dass er nie mehr erwachen würde aus seinem jetzigen Zustand. Natürlich weiss der Detective, dass es besser wäre, seinen Freund gehen zu lassen, doch er kann nicht. Er kann nicht ohne die Anwesenheit seines Freundes auf dieser Erde leben. Auch wenn John nicht ganz hier ist, so ist es doch seine Anwesenheit, sein Atem, den Sherlock dazu bewegt ihn am Leben zu lassen. Die Geräte geben ihr ständiges Piepsen von sich, die Anzeige auf dem Herzmonitor macht ihre ständige Berg- und Talfahrt. Alles im Lot also. Wie manchmal hat der Consulting Detective nun schon hier gesessen und Tagträume gehabt, er hat geträumt, dass John wieder aufsteht, dass er umhergeht und ihn küsst. Nach einigen Minuten des Nachdenkens erhebt sich Sherlock. «John, das was du hier führst ist kein Leben! Ich will nun eine Entscheidung treffen! Wenn du dich nicht bewegst, oder wenn du... Nein, ich kann das nicht. John, ich...», verzweifelt bricht seine Stimme. Er hat schon lange mit dem Gedanken gespielt dies alles aufzugeben, John von seinen Schmerzen zu erlösen und sich dann selber... Nein, daran darf er nicht denken! Für John! Der Detective gibt seinem Freund einen kleinen Kuss, verabschiedet sich und geht. John soll nicht merken, wie schlecht es dem Lockenkopf geht. Seine Gedanken und Gefühle fahren Achterbahn, er weiss nicht, wie er das 'Problem' mit seinem Freund lösen soll. Er weiss, dass er ihn erlösen sollte, dass er es schon lange hätte tun müssen, aber er kann nicht. Plötzlich kommt ein Arzt zu Sherlock, ganz aufgeregt spricht er ihn an: «Mister Holmes? Wir haben etwas gefunden, was Sie interessieren könnte!» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)