Alles oder nichts von canina ================================================================================ Kapitel 9: Gefährlicher Gang zum Bäckerladen -------------------------------------------- John macht die Augen auf. Ihm tut der Rücken weh, er ist wohl verspannt. Ist ja auch verständlich, er lag die ganze Nacht auf dem Sofa in Sherlocks Armen. Seine Arme und seine Brust sind zwar sehr bequem, aber sieben Stunden in einer Sitzlage zu schlafen ist nicht gerade sehr gesund. Er reckt sich und befreit sich sanft aus Sherlocks Armen. Dieser schläft immer noch selig, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. John kann nicht anders und küsst seinen Freund auf den Mund. Sherlock schlägt die Augen auf. Dann blinzelt er ein paar Mal, bis er weiss wo er ist, wieso er hier ist und was das war, das seine Lippen so sanft berührt hat. Er blickt in das Gesicht eines freundlich lächelnden John. «Guten Morgen», sagt dieser. «Morgen, John.» «Hast du gut geschlafen?» «Ja, und du? Warst du wohl in meinen Armen?» «Oh ja, ich war sehr wohl. Aber jetzt habe ich Rückenschmerzen. Es war wohl doch nicht so eine gute Idee, die ganze Nacht auf dem Sofa zu verbringen.» «Warte John. Ich werde deine steifen Muskeln etwas lockern.» John nickt. Dann holt er eine kühlende Salbe aus der Kommode, die in seinem Zimmer steht. Als John wieder runterkommt, macht Sherlock ihm auf dem Sofa Platz. John setzt sich hin, dreht seinen Rücken Sherlock zu und zieht sein Hemd aus. Sherlock bedeutet ihm aber, dass er sich hinlegen soll. John tut es natürlich sofort. Sherlock nimmt die Salbe, die ihm John entgegenstreckt und befördert sich etwas von dieser Salbe auf die Hände. Er reibt sie ein bisschen aneinander, damit er John nicht mit der Kälte erschreckt. Dann beginnt er mit kreisenden Bewegungen John den Rücken zu salben. Dieser bekommt zuerst eine kleine Gänsehaut, aber mehr, weil es in ihm ein wohliges Gefühl auslöst, als dass Sherlocks kühle Hände auf Johns heissen Rücken eine erfrischende Kühle hinterlassen. Als Sherlock anfängt die harten Muskeln von John zu massieren, stöhnt dieser glücklich auf. «Wo hast du denn gelernt so gut zu massieren, Sherlock?», fragt John. «Ich habe es einmal in einem Film gesehen. Wie es scheint, mache ich es wohl richtig. Gefällt es dir?» «Oh ja, und wie!» Mit einem befreiten Seufzer reckt sich John. «Ah, das hat gut getan! Danke», sagt er. «Gern geschehen», antwortet der Consulting Detective lächelnd. Der Doktor gibt ihm als Dank einen langen Kuss. «Weisst du was? Ich gehe schnell zum Bäcker und hole Brot. Wir haben keines mehr. Ich bin bald wieder zurück.» «In Ordnung, John. Ich warte hier auf dich. Bis bald.» «Bis bald.» John gibt seinem Freund einen kleinen Abschiedskuss. Dann nimmt er seine Jacke, zieht sich seine Schuhe an und geht schlussendlich aus dem Haus. Es ist ein wunderschöner Januarmorgen. Die Sonne scheint und der Schnee liegt glitzernd wie eine weisse Decke über der Stadt. Es sieht aus wie in einem Wintermärchen. Kinder spielen Schneeballschlachten oder bauen Schneemänner, jeder hat ein Lächeln auf dem Gesicht. Etliche Spaziergänger gehen den Uferweg an der Themse entlang, geniessen die Sonne und die Schönheit des Winters. John kommt beim Bäcker an. Er kauft ein wunderbar duftendes Brot. Als er wieder draussen ist, bleibt er einige Minuten stehen, um die Schönheit des Augenblicks zu geniessen. Er beschliesst den langen Weg an der Themse entlang zu gehen. Dort kann man noch einmal besser die wundervolle Winterlandschaft bewundern. An der Themse angekommen, stellt er sich an das Geländer und erfreut sich an der Stille, die sich über das Land gelegt hat. Obwohl sehr viele Leute hier sind, ist es doch seltsam still. Das macht wohl der Schnee. Plötzlich spürt er einen Stich in seinem Nacken. John dreht sich um. Hinter ihm steht ein Mann, der grösser als der Militärarzt ist. Johns Augen werden schwer, er kann nicht mehr klar denken. Er will sich die Statur, das Aussehen des Mannes merken, doch keine Chance. Sein Hirn ist wie gelähmt. Seine Augenlider sind nun zugefallen und eine riesige Müdigkeit überfällt John. Er bemerkt nur noch, wie er hochgehoben wird und dann ist da nichts mehr. Nichts mehr als Schwärze, undurchdringbare, wabernde Schwärze. Nicht einmal eine Erinnerung an Sherlocks Gesicht kann diese Schwärze durchdringen. Nichts. Sherlock wartet nun schon über eine Stunde auf seinen Freund. Er war in seinem Gedächtnispalast, aber als er auf die Uhr geschaut hat, hat er bemerkt, dass John nun schon viel zu lange weg war. Er ist ja schliesslich nur Brot kaufen gegangen. Sherlock macht sich langsam Sorgen. Klar, er könnte einen Bekannten getroffen haben oder dergleichen. Aber in diesem Fall hätte er ihm eine kleine SMS gesendet. Irgendetwas stimmt nicht, Sherlock fühlt es. Nachdem er im Revier angerufen hat und auch von dort keine positive Nachricht erhalten hat, macht sich Sherlock auf den Weg, um John zu suchen. Er nimmt nebst dem Notwendigen, das heisst, dem Mantel, dem Schal und den Schuhen, auch noch die Pistole aus Johns Nachttisch mit. Man weiss ja nie. Sherlock läuft unruhig und aufgeregt den Weg zum Bäcker, sucht auf dem Weg nach Hinweisen wo John stecken könnte. Beim Bäcker angekommen stösst er sofort die Tür auf und geht zum Verkäufer, ungeachtet der Leute, die sich beschweren. Einige Schimpfwörter kann er aus den Rufen der Leute heraushören, bei denen er sich vorgedrängt hat. Aber hier geht es schliesslich um Leben und Tod! Doch auch der Bäcker weiss nicht viel mehr, als der Verkäufer. Sie erzählen Sherlock, dass John hier war, Brot gekauft hat und in Richtung Themse weitergegangen ist, nachdem er vor dem Bäckerladen einige Minuten mit geschlossenen Augen gestanden hat. Sherlock eilt sofort aus dem Laden und sucht den Boden davor nach Hinweisen auf Johns Verschwinden ab. Doch er findet wieder nichts. Etwas niedergeschlagen und traurig geht Sherlock nun den Weg an der Themse entlang. Die Freude der Leute und der warme Sonnenschein interessieren den Consulting Detective einen feuchten Hut. Er will jetzt nur John finden, verdammt noch mal! Plötzlich sieht Sherlock einen Plastiksack mit Inhalt am Boden liegen. Er eilt zum Sack und hebt ihn auf. Er hofft so sehr, dass in diesem Sack ein Hinweis zu finden ist. Tatsächlich befindet sich dort drin ein Brot. Aber ob das das Brot ist, welches John gekauft hat? Dann bemerkt Sherlock das Couvert. Es ist ein schlichtes, einfaches, weisses, kleines Couvert. Es wurde am Brot angeklebt. Er öffnet es und drin befindet sich ein noch kleinerer Zettel. Irgendjemand hatte wohl Freude am Kleben, denn in Zeitungsbuchstaben steht auf diesem Zettel geschrieben: «Ach Sie haben also den Zettel gefunden, Sherlock? Nun gut. Wenn Sie Ihren Freund wieder haben wollen, dann finden Sie mich! Ich werde auf Sie warten mit Ihrem Freund, John Watson. Er wird mir in der Zwischenzeit eine liebe Gesellschaft sein. Wenn Sie es aber nicht schaffen, innerhalb 48 Stunden bei mir zu sein wird ihr kleiner Gefährte tot sein. Herzliche Grüsse ihr grösster Albtraum» Sherlock fällt der Zettel aus der Hand und das Brot landet mit einem lauten 'Plumps' auf dem Boden. Des Detectives Augen weiten sich ängstlich. Er hatte zuvor noch nie Angst um jemanden. Aber jetzt ist es etwas anderes. Sein Allerliebstes wurde ihm gestohlen und Sherlock hat keinen Anhaltspunkt, wo sein Freund sein könnte. Er schwebt in Lebensgefahr, sein Entführer quält ihn höchstwahrscheinlich. Sherlock hebt den Zettel und das Brot wieder vom Boden auf und liest den Zettel noch etliche Male durch. Aber nichts deutet auf den Aufenthaltsort von John hin! Sherlock rennt nach Hause und ruft sofort Greg an. Er unterrichtet den Inspektor über das Geschehnis. Greg leitet natürlich sofort alles ein, um eine Suche nach John zu starten. Sherlock begibt sich währenddessen in seinen Gedächtnispalast. Plötzlich kann John eine Stimme vernehmen. Das heisst wohl, dass er drauf und dran ist aufzuwachen. Die Stimme, die sich als männlich entpuppt, hört sich an, als würde sie durch einen Lautsprecher reden. Es knackst immer wieder. John ist nun so wach, dass er die Stimme richtig hören kann und erkennen kann, was die etwas rauchig klingende Stimme ihm mitteilen will. «Guten *knacks* Herr Doktor. Ich habe Sie hergeholt, dass wir etwas Spass zusammen haben können. *knacks* Ich hoffe, das werden wir. *knacks* Nun denn, viel Spass in ihrer *knacks* kleinen aber beschaulichen Unterkunft für die nächsten paar Stunden. *knacks* Ich hoffe wohl, dass es Ihnen gefällt.» John öffnet langsam die Augen. Zuerst ist alles schwarz, aber als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann er seine Umgebung etwas besser erkennen. Hosted by Animexx e.V. 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