Schwachstelle von Ur (Tango Pair | Atobe x Sanada) ================================================================================ Kapitel 4: Niederlage --------------------- Wie zur Hölle sollte er Sanadas Schwächen herausfinden, wenn er nicht gegen ihn spielen konnte? Er wollte schon empört protestieren, aber Yukimuras Lächeln machte es irgendwie sinnvoller, gleich zuzuschlagen. Atobe neigte für gewöhnlich nicht zu gewalttätigen Ausbrüchen, aber dieser Kerl machte ihn aggressiv. Er drehte sich elegant auf dem Absatz um und schritt hinüber zu seinem Platz, wo er sich setzte und die Beine übereinander schlug. Jirou lag bereits drei zu null hinten. Er schien immer noch nicht wach zu sein, aber Atobe hatte momentan keine Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Er würde gegen Yukimura spielen. Yukimura hatte noch nie ein Spiel verloren, das wusste er. Nun, dann würde heute der Tag sein, an dem er seinen Meister fand. Vielleicht wäre es befriedigend, Yukimura verschwitzt und keuchend auf dem Tennisplatz knien zu sehen, wenn er ihn erst besiegt hatte. Das würde Atobe ein wenig trösten, wenn er schon nicht Sanandas Schwachstelle herausbekam – zumindest nicht heute. Jirou verlor mit zwei zu sechs Spielen, aber Atobes Gedanken kreisten lediglich darum, dass er gleich gegen den Wischmopp von Rikkaidai antreten würde. Bei Yukimura würde es ihm nichts ausmachen, wenn er wie Tezuka damals zusammenbrach. Wenn Yukimura im Krankenhaus versauerte, dann könnte Atobe sich in aller Ruhe mit Sanadas Schwachstelle beschäftigen… »Es steht also zwei zu zwei«, sagte Yukimura lächelnd. Er war wie Atobe von seinem Sitzplatz aufgestanden und nun standen sie sich am Netz gegenüber. »Gleich wird es drei zu zwei stehen…«, sagte Atobe möglichst würdevoll. Yukimura lächelte etwas breiter. »Natürlich«, meinte er, strich sich die Haare aus der Stirn und wandte sich um. »Für Rikkaidai, versteht sich.« Atobe kochte vor Wut, als er ans Ende des Platzes ging. Wenigstens hatte er den Aufschlag. Dann konnte er diesem Wischmopp gleich am Anfang seinen Tannhäuser servieren. Mal sehen, wie ihm das schmeckte. Vielleicht verging ihm dann das elende Lächeln. Doch was immer Atobe auch tat, egal welchen noch so gut trainierten Ball er auf den Captain von Rikkaidai schoss, jeder kam zu ihm zurück. Yukimura hatte keine besonderen Spezialtechniken. Und er sah bei weitem nicht so elegant aus, wie Atobe – soviel stand fest. Denn niemand sah so gut aus, wie er… »4:0 für Yukimura!« Yukimura sah kein bisschen angestrengt aus. Er selbst atmete schwer und ihm war verflucht heiß. Mit zusammen gebissenen Zähnen musterte er den Captain auf der anderen Seite des Netzes. »Atobe, was ich dich schon die ganze Zeit fragen will«, sagte Yukimura im Plauderton, warf den Ball in die Höhe und machte seinen absolut unspektakulären Aufschlag, »wie kommt es, dass euer riesiger Fanclub heute nicht dabei ist?« Atobe schmetterte den Aufschlag mit so viel Kraft zurück, wie er aufbringen konnte. »Ist doch nur ein läppisches Trainingsspiel«, keuchte er. Yukimuras Lächeln schien fest getackert zu sein. Es wurde langsam Zeit, seine Insight anzuwenden und herauszufinden, wie er diesen Idioten schlagen konnte… Aber es war wie verhext. Wie auch bei Sanada konnte er nichts entdecken. Nichts – abgesehen von der Stelle, an der Yukimura operiert worden war. Und es schien ihm nicht angebracht, diese Schwäche auszunutzen. Sein Handgelenk schmerzte und seine Laune verschlechterte sich sogar noch mehr, obwohl er das schon nicht mehr für möglich gehalten hatte. Vier zu eins. Vier zu zwei. Fünf zu zwei. Der Schmerz in seinem Handgelenk war beinahe unerträglich. Dunkel kam ihm der Gedanke, dass Yukimura absichtlich auf seine Vorhand zielte. Als wüsste er, dass Atobe kaum noch Kraft im Arm hatte. Atobe war zu eitel, um es zuzugeben, aber er war erschöpft. So sehr, wie noch nie nach einem Spiel zuvor. Seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding und nur sein Stolz und sein Ärger über dieses ätzende Lächeln hielten ihn noch auf den Beinen. Doch der nächste Ball schleuderte ihm den Schläger aus der Hand, sein Handgelenk bog sich nach hinten und der Schmerz explodierte. Atobe verkniff sich ein schmerzerfülltes Stöhnen und griff reflexartig nach seinem Handgelenk. Es fühlte sich alles andere als gesund an. »Atobe, ist alles ok?« Diese Stimme, die diese Frage stellte, brauchte er jetzt am allerwenigsten. »Ja, alles bestens«, gab er zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch. Sanada hatte sich neben ihn auf den Tennisplatz gekniet und betrachtete nun sein Handgelenk. »Das ist mindestens verstaucht, so kannst du nicht weiter spielen.« Seine Stimme klang immer noch, als würde er etwas aus einer Gebrauchsanweisung vorlesen. »Danke, aber das entscheide ich selber«, herrschte er Sanada an und erhob sich, um seinen Schläger aufzuheben. Doch er konnte ihn nicht halten. Seine Hand zitterte so heftig, dass er sich nicht einmal zu einer Faust ballen wollte. »Atobe ist unfähig zu spielen, Yukimura gewinnt 5:2!«, rief der Referee. Atobe funkelte Sanada wütend an. Sein Team versammelte sich um ihn. »Ich bringe dich ins Krankenhaus«, sagte Sanada ruhig. Atobe schnaubte. »Wenn du dich nicht um Singles 1 gedrückt hättest, dann wäre das auch nicht passiert! Ich kann sehr gut auf deine Hilfe verzichten!« Er wandte sich von Sanada ab und stolzierte hinüber zu seinem Stuhl, wo er sich niederließ. Diese Halbaffen von Rikkaidai sollten einfach aus seinem Sichtfeld verschwinden, dann würde es ihm schon viel besser gehen! »Atobe, du solltest wirklich ins Krankenhaus«, sagte Oshitari und schob seine Brille ein Stück nach oben. »Usu«, ließ Kabaji verlauten. Atobe sah zu ihm auf, dann huschte sein Blick hinüber zu Sanada, der ziemlich ungnädig aussah und sich gedämpft mit Yukimura unterhielt. Es sah ein wenig nach Streit im Eheglück aus. »Ja, schön. Kabaji, lass meine Limousine vorfahren!« Er wedelte mit der unverletzten Hand. Hauptsache weg hier. »Usu.« Den Blick, den Sanada ihm zuwarf, ignorierte Atobe gekonnt. Auf eine besorgte Miene von diesem feigen Möchtegern-Samurai konnte er verzichten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)